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Man kann zwischen folgenden Arten von Forschung unterscheiden (ROGERS

1995,134; RIBEIRO 1997b,83-84; QUEDA 1987,171-173; SOUSA 1993,105-106; OKALI et al.

1994,96-98):

Die Grundlagenforschung (basic research) dient dem wissenschaftlichen Fortschritt, ohne die Anwendung auf ein praktisches Problem zu beabsichtigen.

Die Strategische Forschung (strategic research) ist zielgerichtet, aber noch weit von der Lösung praktischer Probleme entfernt.

Die Angewandte Forschung (applied research) beabsichtigt, praktische Probleme zu lösen, und kann der Ausgangspunkt für vermarktbare Produkte sein.

Die Anpassungsforschung (adaptive research) hat die Anpassung bereits entwickelter Technologien zum Ziel. Sie kann Forschung in Betrieben (on-farm research) und in ihrer letzten Phase Validierung von Technologie bedeuten.

Einige Arten der Forschung lassen sich nicht einfach in dieses Schema einfügen, beispielsweise neue Beobachtungen, vielleicht zunächst ohne Absicht, oder das Experimentieren mit der Bauern, wobei neue Ideen auftauchen können. Auch OKALI et al.

(1994,31-32) halten diese weitverbreitete Einteilung der Forschung in vier Typen für eine simplifizierende und sehr kompartimentalisierte Sicht der Forschungskomponenten des

landwirtschaftlichen Technologie-Systems, die die institutionelle Forschung begünstigt und legitimiert. SOUSA (1993,106) hält die Unterscheidung in der Praxis der Agrarforschung für zunehmend komplizierter und schwieriger.

In der Forschung kann als bewährte Methode die Entwicklungsorientierte Forschung, speziell in der von CASTELLANET (1997,15) vorgestellten Form, angewandt werden. Für bestimmte Zwecke, besonders in der angewandten Forschung, bei denen kein gemeinsames Experimentieren mit den Bauern vorgesehen ist, sondern die Anpassung einer bereits von der Forschung entwickelten Technologie (Validierung) oder die Einführung einer bereits bekannten Technologie in eine neue Region beabsichtigt ist, kann auch die "absteigende"

Entwicklungsorientierte Forschung ein geeignetes Instrument sein. Die Aktionsforschung ist dagegen ein komplexes Instrument, bei der der Forscher seine eigene Rolle reflektieren und die Veränderungen der Teilnehmer im Laufe der Zeit beobachten und festhalten muß. Sie erfordert auch gute Fähigkeiten der Moderation, die über die in den anderen Ansätzen hinausgeht, da im Grunde genommen, wie Avenier feststellte, zwei Projekte verwirklicht werden. In dieser Hinsicht stellt PTD, wenn es sich zu einem kompletten Ansatz für die gesamte Projektphase entwickeln will, nur ein beschränktes Repertoire zur Verfügung. Der Ansatz ist dagegen wertvoll, wenn es um das Experimentieren mit Bauern geht. Er stellt allerdings Anforderungen an die Kontinuität bei der Begleitung der Bauern bis zum Vorliegen der Resultate und während ihrer Verbreitung, an Kenntnisse über Versuchswesen, besonders für bäuerliche Experimente, benötigt einen kleinen Fond für Besuche der Bauern untereinander sowie Versuchsmaterial und ist in der Phase der Systematisierung eventuell auf Kompetenz von außen angewiesen. Die Vorgehensweise darf keineswegs mit dem täglichen Experimentieren der Bauern verwechselt werden, das auch ohne Begleitung durch die Forscher realisiert wird. Dabei kann nicht davon ausgegangen werden, daß andere Organisationen, beispielsweise in der Region tätige landwirtschaftliche Beratungsdienste, diese Aufgaben übernehmen.

Die Methoden zur Diagnose sind zahlreich. Neben dem PRA sei hier auf den Ansatz "Analyse und Diagnose von Agrarsystemen" (GARCIA FILHO 1999; DUFUMIER 1996) hingewiesen, der im wesentlichen der ersten Phase der "aufsteigenden" Entwicklungsorientierten Forschung entspricht, und der die Analyse der Landschaft als ersten Schritt kennt, ein Verfahren, das erlaubt, auch in größeren Gebieten tätig zu werden, ohne bereits konkrete Vorkenntnisse zu haben und zu wissen, mit welcher Gruppe von Bauern oder in welchen Lokalitäten gearbeitet werden soll. In den großen Ansiedlungsgebieten Amazoniens ist dies ein entscheidender Schritt, um sich nicht in der "unbekannten" Weite zu verlieren.146 DRP ist sicher ein wichtiges Instrument, insbesondere da es um andere Schritte ergänzt werden kann147. Bei allen diesen Methoden, ebenso wie bei den später vorgestellten Verhandlungsansätzen, ist es wichtig, zunächst eine gute Basis in einer der Methoden zu erlernen, um danach andere Ansätze kennenzulernen und die Fähigkeit zu erhalten, auswählen zu können, welche Methoden oder Methodenkombinationen am besten für den konkreten Zweck geeignet sind.

146 Dies war der Fall der aus andereren Regionen Brasiliens stammenden Moderatoren beim Einführungstraining des Lumiar-Projektes, die die Arbeit in kleinen Ansiedlungsgebieten von vielleicht 100 Familien gewohnt waren, auf die sie direkt zugehen konnten, und deren Methode ITOG (Investimento, Tecnologia, Organização, Gestão) nicht geeignet war, um in einem Gebiet von über 1.000 km² zu arbeiten (siehe Kap. 4.2.2).

147 Siehe dazu auch die in Brasilien entwickelte Metodologia de Diagnóstico Rápido Participativo de Agroecossistemas - DRPA (WEID 1995).

4 Fallstudien

4.1 Die Partnerschaft zwischen LAET und MPST

4.1.1 Die Akteure und ihre Ziele

Das Programa Agroecológico da Transamazônica (PAET - Agroökologisches Programm der Transamazônica) ist eine gemeinsame Aktivität des LAET und des MPST, die sich auf eine Region von 8 Munizipien entlang einer Strecke von 500 km der Transamazônica sowie 3 Munizipien am Rio Xingu im Bundesstaat Pará bezieht (siehe Karte 1).148

Die Ziele des MPST sind unter anderem die Stabilisierung der bäuerlichen Landwirtschaft in der Region, die Bewahrung der natürlichen Ressourcen und die Verbesserung der Schulbildung. Im Jahre 1991 trat das MPST an die Universidade Federal do Pará (UFPA) heran mit dem Anliegen, ein Programm zur technischen Unterstützung der Bewegung einzurichten, um Finanzierungsprojekte für die Entwicklung der Region zu erarbeiten und die erforderlichen Kräfte für die Verwaltung dieser Projekte auszubilden149. Gleichzeitig wurde ein stärkeres Engagement der Forschung gefordert, um die Probleme der Region mit etwa 40.000 Bauernfamilien zu behandeln. Die Forderung orientierte sich an der Arbeit des CAT in Marabá (vgl. 1.5.4) und wünschte eine ähnliche Arbeit für die Transamazônica (vgl.

HENCHEN 2002,39-46).

Dies führte 1993 zur Gründung des LAET, das an den Núcleo de Estudos Integrados sobre Agricultura Familiar (NEAF) der Agrarfakultät der UFPA und die EMBRAPA-CPATU angeschlossen ist, wobei es von der Groupe de Recherche et d'Échanges Technologiques (GRET, Paris) unterstützt wird150. Als interdisziplinäre Gruppe rechnet es mit den Mitarbeitern verschiedener Institutionen. Die Arbeit des LAET ist in ein größeres Programm eingebunden, das Forschung, Ausbildung und Entwicklung umfaßt und von NEAF geleitet wird und seinen Anfang 1989 mit der Gründung des CAT in Marabá nahm (vgl. Kap. 1.5.4).

Diese institutionelle Einbindung des LAET war ein großer Erfolg für die Region, da sie sowohl die EMBRAPA unmittelbar an die Transamazônica zurückbrachte, als auch die UFPA mit Forschern in der Region verankerte.

Das Ziel des LAET ist, auf lange Sicht zur Entwicklung nachhaltiger bäuerlicher Betriebe sowie zu einem besseren Management natürlicher Ressourcen beizutragen (CASTELLANET et

148 Da es in dieser Arbeit im wesentlichen um die Beziehungen und Interaktionen zwischen den Akteuren ging, war die für die Fallstudien angewandte Forschungsmethode von einer Kombination verschiedener Ansätze gekennzeichnet (siehe Kap. 2.2). Der teilnehmenden Beobachtung, ergänzt um Elemente der Ethnographie sowie der Aktionsforschung, kam eine zentrale Rolle bei der Untersuchung zu. Weiter wurde die Triangulation mit der Auswertung von Texten (auch gemeinsamer Berichte) und zusätzlichen Befragungen angewandt.

149 Dokument: MPST 1991: Projeto global de desenvolvimento da região da Transamazônica, trecho Repartimento - Rurópolis. Altamira, 32p.

150 Die EMBRAPA-CPATU in Belém ist die größte Einheit der EMBRAPA im nationalen Vergleich. Ihr offizieller Name ist immer noch Centro de Pesquisa Agropecuária do Trópico Úmido, obwohl es zunächst seinen Namen informell in Centro de Pesquisa Agroflorestal da Amazônia Oriental und später in Embrapa Amazônia Oriental umgewandelt hatte. Ursprünglich sollte auch das Centre de Coopération Internationale en Recherche Agronomique pour le Développement, Montpellier (CIRAD) Partner des LAET sein, was sich jedoch in der Praxis nicht realisierte.

al. 1996,142-144). Die Arbeit basiert auf einer dauerhaften Partnerschaft der interdisziplinären Forscherequipe mit den Bauernorganisationen und folgt dem Ansatz der Entwicklungsorientierten Forschung, bei dem in einem partizipativen und interaktiven Prozeß zusammen die Handlungslinien festgelegt werden.

4.1.2 Die Intensivierung der Landwirtschaft

Das PAET definierte als eine seiner Prioritäten die Intensivierung der Landwirtschaft151, also die intensivere Nutzung von Produktionsfaktoren wie Arbeit oder Kapital pro Flächeneinheit, im allgemeinen mit dem Ziel, die Produktivität (Produktion pro Flächeneinheit) zu erhöhen.

Intensivierung kann auch die häufigere Nutzung einer bestimmten Fläche bedeuten, zum Beispiel die Zunahme der Intensität der Rotation infolge der Abnahme der Brachedauer oder mehrerer Ernten pro Jahr (RUTHENBERG 1980,15-16). An der Transamazônica wird vorgeschlagen, die einjährigen Kulturen für längere Zeit auf der gleichen Fläche ohne Roden und Abbrennen anzubauen und die Mechanisierung zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität einzuführen.

Dies kann zu tiefgehenden Änderungen des traditionellen Systems und zum Übergang von der Brachewirtschaft zum permanenten Ackerbau führen. Der permanente Regenfeldbau einjähriger Kulturen in den feuchten Tropen ist jedoch nach RUTHENBERG (1980,357-358) wenig nachhaltig. In späteren Arbeiten räumt er aufgrund von Erfahrungen mit intensiven Systemen ein, daß mit höherem Einsatz externer Betriebsmittel ein dauerhafter Anbau technisch möglich ist, aber das Kosten-Nutzen-Verhältnis dieser Systeme wegen der niedrigen Effizienz dieser Betriebsmittel unter den klimatischen Bedingungen im Vergleich zu Bewässerungsreis oder Dauerkulturen geringer sei und mögliche Risiken durch hohen Unkrautdruck und schwer zu kontrollierende Pflanzenkrankheiten die Wirtschaftlichkeit in Frage stellen (RUTHENBERG & ANDREAE 1982,140-142). Die Erfahrungen zeigen, daß dies jedoch für Weidewirtschaft oder Dauerkulturen ebenfalls in hohem Maße zutrifft, so daß heute davon ausgegangen wird, daß die bäuerliche Landwirtschaft Amazoniens sich auf verschiedene Alternativen stützen muß, um zu überleben. Diese Strategie kann selbst bei Bauern, die ihr monetäres Einkommen fast ausschließlich aus Dauerkulturen beziehen, beobachtet werden. Auch sie verzichten nicht auf den Anbau einjähriger Kulturen zur Deckung des Eigenverbrauchs. Die Durchsetzung des Gesetzes über eine Waldschutzzone von 80% der Betriebsfläche würde den Druck hin zu intensiverer Landnutzung verstärken.

An der Transamazônica wird die Intensivierung der Landwirtschaft auch aus sozialen Gründen und zur Einsparung öffentlicher Mittel diskutiert. So sieht ein Vorschlag zur Neuordnung der bisherigen Kolonisierung im Munizip Uruará vor, einen Teil der Betriebsflächen von etwa 100 ha in die Nähe der Hauptverbindungsstraße (Transamazônica) oder der Stadt zu transferieren, um auf kleineren Flächen in günstigerer Lage intensiver zu wirtschaften. Die Restflächen würden einer entfernten Waldreserve zugewiesen. Dieser freiwillige Prozeß soll von den zuständigen Behörden zusammen mit den gesellschaftlichen Gruppen überwacht werden.

151 Die Begriffe intensive oder extensive Landwirtschaft beziehen sich auf eine Kombination einer Menge von Ressourcen, zum Beispiel Arbeitskraft oder Betriebsmittel, mit einer bestimmten Anbaufläche. So wird eine geringe Fläche, kombiniert mit einer großen Menge anderer Ressourcen, als intensive Kultur angesehen, während eine große Fläche, kombiniert mit einer geringen Menge anderer Ressourcen, eine extensive Kultur ist (ELLIS 1993,205-206; DUFUMIER 1996,339).

4.1.3 Die Formulierung des Bedarfs

Die Mechanisierung152 wurde nach einer umfassenden Diskussion mit Bauern und Vertretern ihrer im MPST zusammengeschlossenen Organisationen während des ersten gemeinsamen Planungsseminars im August 1993 als eine Priorität des gemeinsamen Programmes beschlossen153. Das Thema stand auch bei der Vorstellung eines Programmes zur Nahrungsmittelproduktion der Präfektur von Altamira im Oktober 1993 im Vordergrund, das zusammen von der EMATER und dem STR von Altamira erarbeitet worden war und als prinzipielle Aktivität die Einführung der Mechanisierung in etwa 50 Betrieben vorsah. Auch die "Erste munizipale Konferenz von Uruará über Alternative Ökonomische Projekte" mit etwa 400 Teilnehmern, in der Mehrzahl Bauern und ihre Vertreter, räumte dem Thema hohe Priorität ein. Die Mechanisierung wurde als eine Lösung für folgende Ziele vorgeschlagen (EMATER-PA 1993; RELATÓRIO 1994154):

- Anbau einjähriger Kulturen für einen längeren Zeitraum auf der gleichen Fläche, um Rodung und Abbrennen zu verringern;

- Wiederherstellung degradierter Weiden;

- Erhöhung der Arbeitsproduktivität;

- Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch Einarbeitung von organischer Substanz und Rotation zwischen Weide und Ackerbau.

Die Forscher des LAET reagierten mit Zurückhaltung, da sie durch die Mechanisierung erhebliche ökologische Probleme für die Böden des tropischen Regenwaldes befürchteten. Sie wurden jedoch nicht nur durch die Entscheidungen über das gemeinsame Programm, sondern auch durch die konkreten Aktivitäten des Projektes der Präfektur von Altamira und die Einladung herausgefordert, zusammen mit den übrigen Diensten an dem Vorhaben teilzunehmen. Die relativ junge Equipe, die mehrheitlich nicht aus der Region stammte, sondern aus Belém, Manaus, Rio de Janeiro und Frankreich kam, hatte gerade ihre Arbeit begonnen. Nach der Methode der Entwicklungsorientierten Forschung sollten sie noch vor den ersten Aktivitäten die Region kennenlernen und eine Diagnose der bäuerlichen Landwirtschaft erstellen. Aufgrund ihres partizipativen Ansatzes und um das nötige Vertrauen für ihr anspruchsvolles Vorhaben zu gewinnen, mußten sie die Herausforderung annehmen.

Das LAET wählte in dieser Situation den naheliegendsten Ausweg: die Forschung. Anstatt sich ohne Überzeugung an der Aktion zu beteiligen, bot es die wissenschaftliche Begleitung des Projektes an (Beginn Ende 1993). Gleichzeitig schlug es die Erhebung bereits existierender bäuerlicher Erfahrungen mit Mechanisierung in der Region vor (Beginn März 1994). Das Ziel war herauszufinden, ob die Mechanisierung eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Alternative für den Anbau von einjährigen Kulturen in der großen Mehrzahl der bäuerlichen Betriebe mit weniger fruchtbaren Böden ist.155

152 Unter Mechanisierung wird hier die Nutzung von Zugtieranspannung oder Traktor (Motomechanisierung) für die Bodenbearbeitung verstanden.

153 Seminar "Agroökologische Forschung in der Region der Transamazônica" im August 1993 in Altamira; Teilnahme 79 Personen, davon 41 Bauern und 35 Vertreter von Forschung, Beratung und anderer Institutionen. Nur 2 Bauern gaben keine Organisationszugehörigkeit an. Dokument: LAET;

MPST. 1993: Relatório do seminário "pesquisa agro-ambiental na região da Transamazônica", 26, 27, 28 de agosto de 1993. Altamira. 44p.

154 Zusätzlich: Brandão, G. (Agrarreferent des Munizips Altamira): Persönliche Mitteilung (1994).

155 Die fruchtbaren Böden mit Terra Roxa machen nur maximal 8% der kolonisierten Flächen entlang der Transamazônica aus.

4.1.4 Die Begleitung eines Verbreitungsprojektes

Da das Mechanisierungsprojekt der Präfektur von Altamira ohne Mitwirken des LAET zustande gekommen war, beschränkten sich die Forscher nun auf die Begleitung, ohne Verantwortung für die Ausführung zu übernehmen. Zu Beginn des Zyklus 1993/94 wurden Ackerflächen von 5 ha mit Planierraupen gerodet und von Wurzeln und Baumstümpfen befreit. Die Bodenbearbeitung erfolgte anschließend mit der Scheibenegge. Bereits im ersten Anbaujahr sollte die Unkrautkontrolle von den Bauern mit Zugtieranspannung durchgeführt werden. Dies geschah jedoch nur in wenigen Betrieben, wenn Techniker des Landwirtschaftsreferates zur Verfügung standen. Mit Ausnahme von einem Betrieb, der bereits vorher mit Traktor (Bodenbearbeitung, auch für Nachbarn gegen Bezahlung;

Transport) und Zugtieren (Furchenziehen für die Aussaat; Unkrautkontrolle) arbeitete, erfolgte keine Verbreitung der Technologie (Tiere, Geräte, Anlernen) im ersten Jahr. Für diese Dienstleistung der Präfektur war eine Erstattung seitens der Bauern vorgesehen. Das Vorhaben begünstigte im ersten Jahr nur 22 der vorgesehenen 50 Betriebe, die alle direkt an der Transamazônica gelegen waren, eines der Kriterien für die Auswahl der Betriebe. Das LAET wählte 15 Betriebe für die Begleitung der mechanisierten Parzellen aus. Es wurden 3 Befragungen der Bauern zu unterschiedlichen Momenten innerhalb eines Zeitraumes von etwas mehr als zwei Jahren durchgeführt.

Die Beteiligung verlief jedoch für das LAET nicht in der ruhigen Weise wie erwartet.

Während der Vorstellung des Projektes für die beteiligten Bauern und einem weiteren Treffen mit ihnen zur Erarbeitung der Vorgehensweise bei der Begleitung des Vorhabens machten die Forscher des LAET folgende Feststellungen (SIMÕES & SCHMITZ 1998; SIMÕES 1999,33-57):

- daß die Auswahl der Betriebe durch die EMATER erfolgte und nur Bauern einschloß, deren Betrieb direkt an der Hauptverbindungsstraße, also der Transamazônica lag, und leicht zu mechanisierende Böden mit hoher Fruchtbarkeit (Präferenz: Terra Roxa) hatten;

- daß zwar der Leiter des Landwirtschaftssektors des MPST teilnahm, aber das STR von Altamira, das den Vorschlag mit ausgearbeitet hatte, nicht mehr erschien;

- daß die lokalen Berater in ihrem Diskurs das LAET mit in die Verantwortung einbezogen;

- daß die Bauern nicht verstanden, daß es verschiedene Typen von Forschern und Beratern mit unterschiedlichen Ansätzen gab;

- daß ein Teil der Bauern die Lösung ihrer Probleme von den Forschern und Beratern erwarteten; und

- daß die Berater die Forscher wie Ärzte verstanden, die herbeieilen um zu helfen, wenn es weh tut und ihre Rezepte verteilen.

Während das LAET sich bemühte, seine Haltung zu verdeutlichen und die Rolle jedes Partners aufzuzeigen, war der Diskurs der staatlichen Berater: "Wir sind alle zusammen im selben Boot, und im Fall von Fehlern irren alle gemeinsam, weil es danach sehr einfach ist, die Schuld von einem auf den anderen zu schieben ... Das LAET ... darf nicht nur in der Beobachterrolle bleiben, das ist bedenklich, weil alle hier die Verpflichtung haben, die Sache zum Funktionieren zu bringen ..." SIMÕES 1999,46). Für die Berater handelte es sich um ein Verbreitungsprojekt, in dem sie keinen Forschungsbedarf sahen. Und die Bauern machten ebenfalls keine Anstalten, über die Durchführung des Projektes zu diskutieren. " ... Warten wir ab ... die Präfektur weiß und sie wird entscheiden, wie die Vorbereitung der Fläche sein wird ..." (SIMÕES 1999,48). Es zeigte sich nach und nach, daß es nicht nur auf seiten der Vertreter von Forschung und Beratung Unterschiede gab, sondern daß es auch auf der Seite

der Bauernvertreter kein einheitliches Vorgehen gab. Das STR zog sich zurück, weil es nicht an der Auswahl der Bauern beteiligt war, die schließlich alle nicht organisiert waren, und - wie einige der nicht berücksichtigten Bauern feststellten - der Präfektur und einigen Beratern nahe standen (SIMÕES 1999,37). Das MPST verblieb als regionale Organisation im Projekt, da es an der Verbreitung der Ergebnisse für die Organisationen in den anderen Munizipien interessiert war, die die Resultate für ihre Projekte mit Mechanisierung erwarteten. Das LAET wurde schließlich vom STR als Verbündeter der Präfektur angesehen, die ihr politischer Gegner war, als es mit den Beratern der offiziellen Dienste in den Betrieben auftauchte, um die Arbeit zu beginnen.

Das Projekt der Präfektur in Altamira hatte keine größeren Veränderungen zur Folge. Die Mehrheit baute zwar im zweiten Jahr noch einjährige Kulturen auf der Fläche an, die von 1,2 ha bis 7,5 ha reichte, was die Forscher nicht erwartet hatten. Aber nach den Aussagen der Bauern würden im dritten Jahr zusammen mit den Nahrungsmitteln bereits Gras oder Dauerkulturen gepflanzt, so daß am Ende dieses Zyklus etwa die Hälfte der Flächen mit Sicherheit nicht mehr mit einjährigen Kulturen bestellt würden. Die Leistungen der Präfektur (Rodung, Bodenbearbeitung, Unkrautkontrolle) wurden entgegengenommen, da jedoch seitens des Landwirtschaftssekretärs keine Kontrolle bestand, bezahlten nur die

"Aufrichtigen" dafür (43% der Befragten). Die Kultivatoren blieben als Geschenk bei den Bauern. Es ging kein Impuls für die Mechanisierung von dem Projekt aus, da keine Investition in die Mechanisierung (Zugtieranspannung oder Traktor) erfolgte. Aufgrund der Auswahlkriterien trug das Projekt auch wenig zur wissenschaftlichen Erkenntnis bei, da fast alle Flächen auf fruchtbarer, tiefgründiger Terra Roxa lagen und sich das Problem der Bodenfruchtbarkeit nicht wie bei den übrigen Betrieben stellte. Im Unterschied zu der eingangs geschilderten Praxis der Brachewirtschaft war auch die Ausgangssituation bei diesem Vorhaben etwas anders. Die Hälfte der Flächen war vor der Implementierung des Projektes Waldbrache (Sekundärwald zwischen 1 und 18 Jahren, Durchschnitt 8,8 Jahre), der Rest war Weide (Durchschnitt 13 Jahre) und ein Acker (2 Jahre Nutzung).

4.1.5 Die Erhebung der Erfahrungen in der Region

Für die Erhebung wählten die Partner Uruará aus, da mehr Erfahrungen im westlich von Altamira gelegenen Teil der Region identifiziert wurden und vor allem Betriebe mit weniger fruchtbaren Böden einbezogen werden sollten. Die wesentlichen Einfußfaktoren der Mechanisierung sollten mit einem Rapid Rural Appraisal (RRA) identifiziert werden. Die Forscher stellten eine Reihe von Hypothesen auf und erarbeiteten auf dieser Basis einen Fragebogen als Leitfaden für die Befragung, die darauf abzielte, die Betriebssysteme sowie die Strategien der Bauern kennenzulernen und das Wissen der wenigen Bauern mit Erfahrung in Mechanisierung voll auszuschöpfen. Als Techniken wurden neben dem Leitfadeninterview direkte Beobachtung, Betriebsbegehung (transsect walks), Anfertigung einer Karte des Betriebes, Erarbeitung eines saisonalen Kalenders der Arbeitsspitzen, Erstellung einer Rangordnung der wirtschaftlichen Situation der Bauern und ihrer Entwicklungstendenz angewendet.

Eine Agraringenieurin des MPST und ein Agrartechniker der EMBRAPA aus Uruará, also Vertreter des wichtigsten Partners des LAET und der lokalen Organisationen, wurden an der

Eine Agraringenieurin des MPST und ein Agrartechniker der EMBRAPA aus Uruará, also Vertreter des wichtigsten Partners des LAET und der lokalen Organisationen, wurden an der