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1.5 Der Kontext

1.5.3 Die Situation in der Untersuchungsregion

Die Erfahrungen, die dieser Arbeit zugrunde liegen, wurden in einer Region des Bundesstaates Pará gemacht, die sich als eine neue "Agrarfront"33 herausgebildet hat.

Darunter wird verstanden, daß die menschlichen Aktivitäten und wirtschaftlichen Transformationsprozesse auf dem Vormarsch sind und neues Territorium in die landwirtschaftliche Nutzung inkorporiert wird (Expansion).

Das Gebiet erstreckt sich ausgehend von der Stadt Altamira (Rio Xingu) etwa 350 km nach beiden Seiten entlang der von Marabá (Rio Tocantins) nach Itaituba (Rio Tapajos) verlaufenden Transamazônica und bezieht vor allem die westlich von Altamira gelegenen Munizipien Uruará, Medicilândia, sowie die östlich gelegenen Munizipien Pacajá und Anapu

31 Dabei handelt es sich im Grunde genommen eher um eine Politik der Regelung und Konsolidierung bereits geschaffener Fakten und der aktuellen Konfliktlösung.

32 Über die Agrarpolitik seit 1980 vgl. LEITE (2001).

33 Auf die Diskussion über die Verwendung der unterschiedlichen Begriffe (frente agrícola; frente pioneira; frente de expansão; fronteira agrícola; fronteira agrária) für dieses Phänomen kann hier nicht eingegangen werden (vgl. VELHO 1981; MARTINS, J.S. 1996; LIMA 1991,63-65; SILVA

1982,114-115).

ein (siehe Karte 1). Die Transamazônica, deren Asphaltierung bis heute, 30 Jahre nach ihrem Bau, immer wieder Thema politischer Versprechen ist, ist eine schlechte Erdstraße, die häufig durch Einsturz der Holzbrücken oder Schlammlöcher unterbrochen ist. Von der westlich von Itaituba gelegenen Strecke von etwa 1000 km bis Humaitá (Rio Madeira) existieren nur noch unzusammenhängende Abschnitte. In der Regenzeit sind Bereiche der Straße gelegentlich unbefahrbar. In der anderen Jahreshälfte ist der Verkehr gefährlich, weil der feine Staub die Sicht behindert. Sie ist sicher ein Hindernis für den Transport, aber zwischen 1994 und 2000 fehlte beispielsweise niemals das aus einem anderen Bundesstaat gelieferte Bier in Uruará.

Problematischer ist der schlechte Zustand der Stichstraßen, in denen die Transportverbindungen unregelmäßiger sind und die Transportkosten die Vermarktung der Agrarprodukte erschweren.

In der Region herrscht ein tropisch-humides Klima vom Typ Am nach der Klassifizierung von Köppen vor, mit einer Trockenzeit (Juli bis November) und einer mittleren Temperatur, die zwischen 25° und 28°C schwankt. Die mittleren Maximal- und Minimalwerte der Temperatur erreichen 31°C beziehungsweise 22,5°C. Die mittlere Niederschlagsmenge beträgt 2.000 mm. (IDESP 1990; zitiert nach: BRANDÃO et al. 1998). Im trockensten Monat (August) beträgt sie 49 mm und Regen fällt nur an 6,6 Tagen (Mittelwert 1983 - 1990) (SCERNE & SANTOS 1994,17-18). Die Topographie ist hügelig. Die Böden haben im allgemeinen eine mittlere bis niedrige Fruchtbarkeit, wobei es sich vorwiegend um Podzólico Amarelo und Latossolo Amarelo handelt. Terra Roxa Estruturada Eutrófica, einer der fruchtbarsten Böden der Tropen, kommt in größeren Flecken auf etwa 8% der kolonisierten Fläche vor.34 Ein interessantes Phänomen ist die Terra Preta do Índio, ein anthropogener sehr fruchtbarer Boden mit hoher Aggregatstabilität, der in der Umgebung von ehemaligen Indianersiedlungen, vermutlich durch Akkumulation von organischer Substanz entstanden ist (vgl. PABST 1993).

Amazonien hat mit etwa 3,44 Millionen km² eine der größten Waldreserven der Welt (ALMANAQUE 2001a,45). Der Wald ist durch verschiedene Faktoren gefährdet. Großprojekte wie Wasserkraftwerke, Bergbau, Straßenbau bewirken nachhaltige Veränderungen in dem Großraum. Holzeinschlag, auch wenn er zunächst nur selektiv die attraktivsten Holzarten ausbeutet, zieht weitere Veränderungen nach sich. So bewegt sich eine "Mahagoni-Front"

durch den Urwald voran. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis rechtfertigt den illegalen Straßenbau von mehreren 100 km, um bestimmte "Inseln" auszubeuten. Diese Straßen können später für spontane Besiedlung oder die Ausbeute weniger wertvollen Holzes genutzt werden. Nach wenigen Jahren sind abhängig von der Erreichbarkeit etwa 40% der Fläche bis zu 50 km einwärts entwaldet. Forstwirtschaft, das heißt geregelte Waldbewirtschaftung oder Aufforstung, besteht in der Praxis kaum. Es gibt Pläne der Regierung, im Rahmen des Programms "Avança Brasil" Infrastruktur im Amazonasgebiet zu schaffen, die nach Hochrechnungen im schlechtesten Fall bis zum Jahre 2020 den Waldbestand um 95% (im optimistischen Fall um 72%) reduzieren können. Dazu muß die Regierung aber ihre Investitionszusagen über diesen Zeitpunkt aufrecht erhalten. Es handelt sich um Straßen, Wasserkraftwerke, Häfen, Holznutzung, Gasleitungen, Stromnetze und schiffbare Wasserverbindungen (SCHWARTZ 2000; SCHOLZ 2002,10-11). Bisher ist etwa eine Fläche von der Größe Frankreichs entwaldet (etwa 544.000 km²; etwa 14% der ursprünglichen Waldfläche). Die Entwaldung betrug 1997-99, also in 2 Jahren, 17.383 km². Da es sich dabei

34 Die Terra Roxa Estruturada Eutrófica kommt in etwa 10% der Fläche vor, auf der die Transamazônica angelegt wurde (FALESI 1972, 1986). Betrachtet man jedoch die von der Landwirtschaft besetzte Fläche von 50 km zu beiden Seiten der Straße, so kann man nach Schätzungen von LAET von etwa 8% der Fläche ausgehen. Zur Korrelation der brasilianischen Bodenklassifizierung mit anderen Systemen sei auf SANCHEZ (1976,54-68) verwiesen.

aber im wesentlichen um den Kahlschlag handelt, den man vom Satellit aus entdecken kann, dürfte dieser Wert etwa doppelt so hoch sein35 (ALMANAQUE 2001a,165)

Auch die Landwirtschaft trägt zur Entwaldung bei. War es zu Beginn vor allem die Anlage subventionierter Rinderfarmen, so rückt heute auch die bäuerliche Landwirtschaft ins öffentliche Interesse. Wenn alle 380.895 Bauern der Region Norden36 ihren auf 48% der Betriebsfläche geschätzten Waldbestand abholzen würden, würde sich damit die Waldfläche um 110.000 km² verringern, was etwa der aktuellen Entwaldung in elf Jahren entsprechen würde. Tatsächlich ist dies aber nicht zu erwarten, da das Bewußtsein der Bauern über das Risiko, keine Reserve für die Fortsetzung der Brachewirtschaft zu haben, gewachsen ist (vgl.

KITAMURA 1994,89-94; SCHOLZ 2002,1-2; ALMANAQUE 2001a,165).

In der bäuerlichen Landwirtschaft Amazoniens ist die Brachewirtschaft37 weit verbreitet, die durch die Nutzung einer Fläche für ein bis zwei Jahre (roça) und die anschließende Brache von einigen Jahren gekennzeichnet ist. Selbst in Regionen, die bereits seit mehr als 100 Jahren kolonisiert sind wie der Nordosten von Pará, behalten viele Bauern dieses traditionelle System bis heute bei, das in Bezug auf Arbeitsaufwand und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit ökonomisch und ökologisch angepaßt ist, solange ausreichende Brachezeiten eingehalten werden (RUTHENBERG & ANDREAE 1982,131-132). Für diese Form des Wanderfeldbaus mit Rotation einer kultivierten Fläche innerhalb der langfristig genutzten Betriebsfläche wird im weiteren der Begriff Brachewirtschaft benutzt38. Dieses System bezieht sich nur auf einjährige Kulturen, die jedoch in der Untersuchungsregion häufig zusammen mit Dauerkulturen und Weideflächen im gleichen Betrieb anzutreffen sind und deren Anteil an der Betriebsfläche im allgemeinen geringer ist als die der anderen Komponenten. Häufig wird die Brachewirtschaft und die damit verbundene Brandrodung als Umweltzerstörung, vor allem wegen der Vernichtung tropischen Regenwaldes, kritisiert und Alternativen vorgeschlagen, die das Roden eindämmen und zu einer Intensivierung der Landwirtschaft führen sollen (vgl. HURTIENNE 1999). Obwohl die Bauern nicht an erster Stelle hinsichtlich der Vernichtung des tropischen Regenwaldes in Amazonien stehen, sind es beträchtliche Flächen, die von ihnen gerodet werden. Eine Verlängerung des Anbaus von einem Jahr, was der Realität der untersuchten Betriebe am nächsten kommt, auf drei Jahre würde die Rodung bereits um 56% verringern. Bei vier beziehungsweise sechs Jahren kontinuierlichem Ackerbau reduziert sich die notwendige Fläche für den Rotationszyklus um 63% und 69%39. Bereits seit über 60 Jahren wird das Ende dieser häufig als "irrational" charakterisierten Landwirtschaft und die Verwüstung der Region Nordosten von Pará vorhergesagt. So stellt

35 Diese Werte beziehen sich auf Amazônia Legal, einer Einheit, die zusätzlich zu den Bundesstaaten der Nordregion Mato Grosso und den westlichenTeil von Maranhão umfaßt. Da dieser Großraum sehr unterschiedliche Ökosysteme einschließt, ist er für die Analyse von Phänomenen, wie die Entwaldung, wenig geeignet.

36 Die Zahlen sind nur auf die Entwaldung der Nordregion (1997-98: 9.905 km²) bezogen und mit dem Faktor zwei multipliziert. Tatsächlich dürfte Tocantins wegen seiner Lage außerhalb des tropischen Regenwaldesgebietes nicht in die Rechnung einbezogen werden, was die errechnete Fläche um etwa 10% reduzieren würde.

37 RUTHENBERG & ANDREAE (1982) nennen sie in ihrer allgemeinen Form Urwechselwirtschaft.

38 Die Literatur unterscheidet nicht immer zwischen den beiden Ausdrücken für dieses System. So benutzt KITAMURA (1982) Wanderfeldbau (agricultura migratória), FLOHRSCHÜTZ (1983) und WALKER et al. (1997) sprechen von Wechselwirtschaft (agricultura itinerante). Es ist sicher noch eine tiefere Reflexion über den Begriff der Brachewirtschaft und die Klassifizierung der komplexen landwirtschaftlichen Betriebssysteme im Amazonasgebiet erforderlich.

39 Bei der Rechnung wurde davon ausgegangen, daß jedes Jahr eine neue Teilfläche gerodet wird (kontinuierliche Rodung). Die zugrundegelegte Brachedauer beträgt 5 Jahre, was der Realität nahe kommt.

Conceição (1990,7-14) fest, daß die irreversible "Zerstörung" dieser Region seit den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts beschworen wird (z.B. 1984 von dem damaligen Direktor des Instituto Agronômico do Norte, dem Vorgänger der EMBRAPA-CPATU), letztlich aber nicht eingetreten sei. MARTINS (1992,90-93) geht auf die kontroverse Diskussion ein, ob die Bodenfruchtbarkeit im Nordosten von Pará nun abnimmt oder nicht. Die Agrarproduktion hat jedoch in dieser Region zugenommen und die Brachewirtschaft mit ihrem Management des Sekundärwaldes (Capoeira)40 hat sich als ein relativ nachhaltiges System in dieser am dichtesten besiedelten Region Parás herausgestellt. In Abaetetuba in der Region des Rio Tocantins, etwa 60 km von Belém entfernt, findet die Brachewirtschaft schon seit über 60 Jahren in den gleichen Betrieben statt.

Laut Gesetz ist eine Waldschutzzone von 50% der Fläche eines jeden landwirtschaftlichen Betriebes in Amazônia Legal festgelegt. Bereits abgeholzte Flächen müssen wieder aufgeforstet werden. Die kürzliche Erhöhung dieser Zone auf 80% wird zur Zeit vom Parlament behandelt, da es Bestrebungen gibt, dies wieder rückgängig zu machen, wobei die Auseinandersetzungen zwischen Großgrundbesitzer, Viehzüchter und Holzindustrie einerseits und Umweltschutzbewegung anderseits stattfinden. Letztere genießen die Unterstützung der Mehrheit der Brasilianer und des Umweltministeriums (SCHOLZ 2002,4-5). Die Beibehaltung der 80% würde den Druck hin zu intensiverer Landnutzung verstärken.

An der Transamazônica fand die Kolonisierung zunächst auf einer Fläche von bis zu 12 km von der Straße entfernt statt. Das Gebiet wurde in Betriebe von 100 ha in der Nähe der Straße aufgeteilt, während weiter einwärts größere Betriebe von 500 ha für die unternehmerische Landwirtschaft verteilt wurden. Auf einer relativ kleinen Fläche werden einjährige Kulturen angebaut. Reis, Mais, Bohnen und Maniok sind vorwiegend für den Eigenverbrauch bestimmt. Die Transportsensibilität der Produkte (Preis-Gewicht-Verhältnis) entscheidet über die Möglichkeit der Vermarktung, vor allem in den Stichstraßen. Die wesentlichen Marktkulturen sind daher Kakao, Pfeffer und Kaffee. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts nahm die Rinderhaltung und die damit verbundene Entwaldung für die Anlage von Weiden erheblich zu, um nach einigen Jahren in ein langsameres Wachstum überzugehen. Teilweise wurde dabei das Brachesystem zugunsten der Anlage von Weiden aufgegeben, indem zwischen die einjährigen Kulturen bereits Gras gepflanzt wurde, so daß kein Sekundärwald (Capoeira) mehr entstehen konnte. Dennoch haben die meisten Betriebe noch einen großen Anteil von Primär- und Sekundärwald. Die Landwirtschaft ist recht diversifiziert, wie folgende Situationsanalyse zeigt.

Kasten 1: Die Bauern der Aktionsforschung über Mechanisierung in Uruará

Von 19 Bauern, die 1995 zu Beginn der Aktionsforschung befragt wurden, sind 5 Migranten aus dem Nordosten Brasiliens, 7 aus dem Südosten, 6 aus dem Süden und nur einer aus dem Bundesstaat Pará. Der Durchschnitt der Betriebsfläche ist 86 ha; wobei sich ein mittlerer Wert von 103 ha für die ursprünglich durch die Kolonisierung geschaffenen Betriebe ergibt und 21 ha für die chácaras, die aufgrund einer Betriebsteilung entstanden. Auf diesen "Kleinbetrieben", die näher an der Transamazônica oder an urbanen Zonen liegen und in ihrer Mehrheit eher kleiner als 10 ha sind, wird auf kleineren Flächen intensiv gewirtschaftet und Pfeffer oder Gemüse erzeugt. Die Fläche der 19 Betriebe wird zu 3,3%

von einjährigen Kulturen eingenommen, zu 3,1% von Dauerkulturen, zu 29,5% von Weide, zu 44,9% von Primärwald und zu 17,4% von Capoeira. Die wesentliche Tätigkeit der 14 Bauern, die 1996 befragt wurden, sind Anbau von Pfeffer (2), Kakao und Rinder (2), Pfeffer

40 Mit Capoeira wird im weiteren jeglicher Brachewuchs bezeichnet, unabhängig von ihrem Alter.

und Rinder (1), Milchproduktion (2) und Bullenhaltung (2). Die übrigen Betriebe können als diversifiziert (2), als chácaras (2) oder als unterkapitalisiert41 (1) charakterisiert werden. Die Nahrungsmittelkulturen werden auf etwa 2,8 ha angebaut (SCHMITZ et al. 1996,219; SCHMITZ

& CASTELLANET 1995).

Die Produktionssysteme sind aufgrund der Böden (Terra Roxa oder weniger fruchtbare Böden) und der Kolonisierungsgeschichte unterschiedlich, wobei der westlich von Altamira gelegene Streckenabschnitt im allgemeinen begünstigt war. In der Umgebung von Medicilândia wird Zuckerrohr angebaut, das in einer von INCRA unterhaltenen Fabrik für Zucker- und Alkoholproduktion verarbeitet wird. Der Holzeinschlag ist für die Wirtschaft der Region von großer Bedeutung. HAMELIN (1994) schätzt, daß mehr als die Hälfte der monetären Einnahmen von Uruará aus der Holzwirtschaft stammen.42 Durch neuere Maßnahmen der Naturschutzbehörde Instituto Brasileiro do Meio Ambiente e dos Recursos Naturais Renováveis (IBAMA) wird der Holzeinschlag erschwert. Der Rückgang der Holzwirtschaft, vielleicht auch durch ihre geringe Nachhaltigkeit, führt inzwischen auch in der Kleinstadt zu Arbeitslosigkeit.43

Die Kolonisierung hat zu einer Besiedlung mit extrem niedriger Einwohnerdichte geführt, die nach HAMELIN (1994) 2 Familien pro km Stichstraße oder 2 Personen pro km² in der ländlichen Zone des Munizips beträgt. Die bis zu 50 km langen Stichstraßen, die von der Transamazônica abzweigen, sind infolge des Kolonisierungsmodells und späterer Landkonzentration vor allem in größerer Entfernung von der Hauptverbindung bewohnt, was für die Bauern mit erschwertem Zugang zu Vermarktung, Bildung, Gesundheitseinrichtungen und landwirtschaftlicher Beratung verbunden ist. Die Unterhaltung von mehr als 1.000 km Stichstraßen und zum Teil auch der von der brasilianischen Bundesregierung vernachlässigten Transamazônica bedeutet für die Munizipien eine enorme Belastung.

Die Städte entlang der Transamazônica sind erst in jüngster Zeit entstanden. Ihre Umwandlung in unabhängige Munizipien erfolgte in den 80er und 90er Jahren. Nur Altamira, die größte Stadt der Untersuchungsregion, hat wegen ihrer Lage am Rio Xingu bereits eine längere Geschichte (seit dem 18. Jahrhundert), ebenso wie Porto de Moz nahe der Mündung dieses großen Seitenflusses des Rio Amazonas. Die Einwohnerzahl (in Klammern) des städtischen und ländlichen Raumes der erwähnten Munizipien beträgt in Altamira (78.800), in Medicilândia (30.900), in Uruará (37.400), in Anapu (14.200), in Pacajá (22.035) und in Porto de Moz (24.100) (GUIA 2001; O LIBERAL 2000; DANTAS et al. 199844). Der Bau der Transamazônica (BR 230) wird heute als ein Fehler angesehen, aber es sei ein noch größerer

41 Unterkapitalisierung (descapitalização) bedeutet, daß die Ausstattung (Fläche, Geräte, Betriebsmittel, Tiere) nicht ausreicht, um von dem Betrieb zu leben und daher zusätzlich anderen Tätigkeiten nachgegangen werden muß, so daß die notwendige Arbeitskraft für das Wachstum des Betriebes fehlt.

42 HAMELIN vergleicht aber nur 3 Arten von Einnahmen: direkte Transfer, wie munizipale Steuereinnahmen, Rente, Kreditprojekte (22,5%), landwirtschaftliche Produktion (nur Marktprodukte;

20,5%), Holzverwertung (57,0%). Diese nach eigener Berechnung gebildeten Mittelwerte aus den zwei Jahren 1993 und 1994 können jedoch nur als momentaner Ausschnitt angesehen werden, da sie starken Veränderungen unterliegen (z.B. Abnahme der monetären Einnahmen aus der Landwirtschaft von 1993 zu 1994 um 22% in absoluten Zahlen.)

43 François Glory, katholischer Pfarrer von Uruará; persönliche Mitteilung (2002).

44 Eigene Berechnung anhand der Angaben über Wahlberechtigte. Alle Daten sind wegen der Dynamik der Bevölkerungsentwicklung, des Interesses der Munizipien an hohen Zahlen zur Erhöhung der Steuertransfers und der Unzuverlässigkeit der Statistiken in einer Region mit den Entfernungen Amazoniens nur als Anhaltswerte zu betrachten. So stieg die Einwohnerzahl von Uruará nach Angaben der Präfektur bereits im Jahr 1993 auf 56.029 an (BRANDÃO et al. 1995), was jedoch später durch IBGE auf 29.300 Einwohner (1995) reduziert wurde (SIMÕES 1996,3).

Fehler, diese Investition wieder aufzugeben, so die Haltung der Bewohner der Region und auch des MPST.