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Schlussfolgerungen und Aufriss: Alterspotentiale und ihre mögliche kulturelle

5 Die Konstitution des Alters: Der lange Weg der alten Weisen über die soziale

8.4 Ergebnisse und Auswertung

8.4.3 Schlussfolgerungen und Aufriss: Alterspotentiale und ihre mögliche kulturelle

„Ich weiß nicht, ob das jetzt so dazu passt, aber irgendwie scheint es mir angebracht. Es über-schneiden sich hier eh einige meiner Gedanken bei vielen dieser Fragen und ich muss da ganz schön differenzieren, was ich jetzt wo richtig anbringe...“ (5j) fasst eine junge Frau ihre Unsi-cherheit in der Zuordnung ihrer Gedanken zu den einzelnen abgefragten Weisheitskriterien in Worte. Damit formuliert sie nicht allein ihr – so empfundenes – gedankliches Durcheinander, sondern die – richtig erkannten – sachlichen Vernetzungen der Einzelaspekte des Gesamtthe-mas „Weisheitskomplex“. Korrekte Zuordnungen, spezifische Abgrenzungen der Aspekte fal-len offensichtlich auch den Forschern nicht ganz leicht, kommen in der Ergebnisdarstellung und –diskussion keineswegs trennscharf heraus und sie fielen deshalb auch bei der Zitataus-wahl schwer. Sie konnten nur Richtungen angeben, fielen den Probanden entsprechend auf und wurden gelegentlich als verwirrend empfunden, sie waren so auch in den Stellungnahmen keineswegs immer deutlich abzutrennen.

Wie bereits ausgeführt, handelt es sich bei den ersten fünf Bereichen um eine Annäherung an die einzelnen Aspekte von Weisheit als Expertensystem (Baltes & Smith 1990, Baltes & Stau-dinger 1993, Dittmann–Kohli und Baltes 1990, StauStau-dinger & Baltes 1996): Faktisches und prozedurales Lebenswissen; Wissen, das die Kontexte des Lebens berücksichtigt; Wissen, das die Ungewissheiten des Lebens berücksichtigt und relativierendes Denken im Hinblick auf Wertvorstellungen und Lebensziele. Diese Bereiche des Weisheitskomplexes sind so wenig isoliert zu betrachten und voneinander zu lösen, wie sich das gesamte System als „sicherlich nicht fest begrenzt und definitiv umschreibbar, sondern als ein Wissensträger von hoher Komplexität und Offenheit gegenüber inhaltlichen und situativen Variationen darstellt“ (Bal-tes 1993: 176).

Dies geht auch aus den einzelnen Interviews hervor: Nicht immer konnte inhaltlich zwischen den Zitaten sauber getrennt werden, die Aussagen zu den Weisheitsbereichen ergänzen sich, bedingen sich teilweise oder gehen ineinander über. Ebenso gingen die zwei zusätzlich zum Weisheitskomplex gesetzten Bereiche der Beratungskompetenz und der Relativierung bzw.

Bedeutungsänderung der Zeit teilweise aus den Weisheitsaspekten hervor oder stellen Vor-aussetzungen für sie dar.

Damit stellen die Interview-Zitate als Anregung zur Auseinandersetzung mit einem hoch komplexen, vernetzten Konzept, nämlich der Altersweisheit bzw. der Alterskompetenz, höchste Anforderungen an das Reflexionsvermögen: Es wird sowohl relativierendes wie dia-lektisches Denken, distanziertes und pluralistisches wie kontextuelles Urteilsvermögen

ange-sprochen, um im Gesamtkomplex den „Problemraum besser redefinieren und inhärente Unsi-cherheiten akzeptieren“ zu können (Staudinger/ Baltes 1996: 62).

Mit der „Kritik und Erosion traditioneller Weltbilder und Denkformen“ (Hitzler 1998: 175) in der Moderne sind diese Fähigkeiten zu einer grundlegenden, elementaren Bedingung der Da-seinsvergewisserung und –orientierung geworden: Die Erkenntnis und die Akzeptanz des Verschwindens biografie-determinierter Deutungs- und Verhaltensnormen stellt Alte wie Junge vor einen individuellen Gestaltungszwang, der eine ständige zugleich relati-vierende und wertende Orientierung verlangt.

Sicher kein Zufall ist es, dass nur zwei ältere Probanden mit „christlichen Maßstäben“ argu-mentieren – damit lassen sich gerade noch 6% aller Befragten ausmachen, die vorhandene feste Orientierungs-Richtlinien in aller Deutlichkeit ausweisen können – als Absolutum (Pb 8a: „Für mich als Christen ist das Lebensziel keiner Relativität unterworfen“) und als Ideal (Pb 7a: „...welche Ideale ich hochhalte [christliches Menschenbild]“). Ist die Werteordnung des Christentums zwar bei dem 50-jährigen Pb 7a im Gegensatz zu dem „damit groß gewor-denen“ 76-jährigen Pb 8a als „frei gewählt und dafür entschieden“ zu bezeichnen, so ist sie bei ihm gleichermaßen als unantastbar und nicht relativierbar zum (allein) gültigen Men-schen-Bild geworden. Eine solche feste Vorstellung ist bei keinem anderen Probanden ange-deutet worden – eher wird immer wieder bewusst auf die Optionsmöglichkeiten von Lebens-sinn und -gestaltungsangeboten hingewiesen – ob bei der erst 24-jährigen Pb 3j: „Bin noch dran, mir einen Plan zu basteln“, oder bereits sarkastisch überspitzt bei der 63-jährigen Pb 5a:

„Ob das Basteln am eigenen Denkmal auch das alte Ich erträglicher macht?“

Erfordert die Akzeptanz eines solchen Systemes prinzipiell gleichwertiger Deutungs-strukturen noch in hohem Maße die Fähigkeit des relativierenden und kontextuellen Denkens, so fordern Orientierungen und schließlich Entscheidungen in einem solchen Labyrinth gleichwertiger Sinnangebote gleichermaßen das abwägende wie das entschie-dene und entscheidungsbegründende Denken.

Während bei den Älteren hin und wieder die Tendenz, fast eine leise Sehnsucht nach „gülti-gen“ Richtlinien – und seien es auch sehr offene wie bei Pb 9a - spürbar wird: „Es gibt Grundeinstellungen, die bleibend sind, z.B. Humanismus“, scheinen die Jüngeren gewillt und auch geübt, Wertvorstellungen, Lebensziele und Sinndeutungen selbstbestimmt zu wählen (Pb 1j: „... Veränderungen mit kalkulieren und Ziele neu definieren ... Alles bleibt in Bewegung“, Pb 13j: „Selbstreflektion, Rückblick und gleichzeitiger Vorausblick – essentiell, um sich wei-ter zu entwickeln, nicht still zu stehen und weiwei-ter hinzuzulernen“, Pb 4j: „... zu permanenwei-ter geistiger Aufnahmefähigkeit und Weiterentwicklung fähig zu sein“, Pb 8j: „... strebe danach, mein Leben so zu gestalten, dass eine Befreiung nicht nötig sein wird“, Pb 5j: „... erwarte von mir, dass ich mich auseinandersetze und nicht in eine passive Betrachterrolle zurückziehe...“, Pb 9j: „... versuche, mich weiterhin zu bewegen...“). „Generation flex“ nennen sich die Jünge-ren in Anlehnung an den von Douglas Coupland geprägten Begriff der „Generation X“. Der Duden gibt zu diesem Begriff folgende Erklärung: „Das wachsende Medienangebot und das Nebeneinander der unterschiedlichsten Stilwelten haben innerhalb der Jugendszenen eine Vielzahl parallel existierender Lebensentwürfe geschaffen. (Sie) ... erfordern ein neues Maß an Flexibilität und Wachheit, die die Generation flex trainiert, um das Chaos zu ordnen“ (Du-den 2000: 196).

Das erforderliche „Trainingsprogramm“ wird gleich massenmedial geboten, „auf ein Faulbett legen“ (Goethe: Faust) ist nicht einmal den Jüngsten erlaubt. Über eine neue Fernsehzeitung für junge Leser mit dem bezeichnenden Titel „TV Total“ schreibt Christian Staas in „Die Wo-che“: „Die Zeitschrift soll für ganz junge Leser sein, setzt eigentlich aber geschultes Differen-zierungsvermögen voraus... es ist das meiste frei erfunden, direkt daneben redaktionelle Ser-vice-Seiten ... streng durchformatiert, schnell und bunt. Die Meinungsforscher haben ... ge-sagt, damit käme die Zielgruppe schon zurecht“ („Die Woche“ vom 19.1.2001, S. 21).

Deutlich wird damit: Es werden Jüngere bereits mit Erwartungen und Ansprüchen konfron-tiert, die Aspekte des Weisheitskomplexes aufzeigen: Besonders im Bereich des relativieren-den, des vernetzten und des urteilenden Denkens wird die „Generation flex“ früher gefordert, als es in den voraus gegangenen Generationen notwendig und der Fall war.

Hieraus wird die hohe Affinität und Identifikation in den Reflexionen der Jüngeren mit den Weisheitsaspekten erklärbar: Was in vielen Interviews durch zustimmende Aussagen nur an-gedeutet wird, beschreibt eine 24-Jährige ausdrücklich: „Ich habe schon jetzt das Gefühl, mich mit einigen dieser Aussagen identifizieren zu können“ (Pb 14j), und eine 23-Jährige äußert fast verwundert: „Interessanterweise komme ich mir schon in meinem jungen Leben so erfahren vor... wie soll das noch weitergehen“( Pb 3j), und Pb 10j stellt ohne Zögern fest, dass

„man auch bei jungen Menschen von einem oben beschriebenen Zustand ausgehen“ kann. Es wäre jedoch ein Fehlschluss, aus der Identifikation der Jüngeren mit den Aussagen über Al-terskompetenzen abzuleiten, sie würden den Zustand einer Altersweisheit für sich beanspru-chen – es besteht deutlich eine Kluft zwisbeanspru-chen persönlicher Akzeptanz von weisheitsentspre-chenden Fähigkeiten und der Einsicht einer mangelnden Umsetzungsfähigkeit. Sie wird im – überraschenderweise – einhellig geäußerten Beratungsbedürfnis deutlich. Sie wird aber auch ausgesprochen von einer 25-Jährigen: „In vielen dieser Aussagen erkenne ich mehr meine Auffassung zu handeln als mein konkretes Handeln wieder“ (Pb 5j). Diese Beschreibung ent-spricht der Einsicht und zugleich der Hilflosigkeit: Zu wissen was richtig sein könnte, aber

„nicht wirklich“ (Szenejargon). Es ist dies die Einsicht, gezwungenermaßen frühe Kompeten-zen ohne performante Sicherheiten entwickelt zu haben.

Wohl ist es so, dass „die Erkenntnisse nicht allein altersspezifisch bedingt sind“, wie Pb 6a und viele der jungen Probanden vermuten, dass jedoch bestimmte Weisheitsmerkma-le und –kompetenzen sich eher im zunehmendem Alter als in jungen Jahren entwickeln.

Nach Auswertung der Aussagen in der Untersuchungsgruppe der Älteren wie in der Kontrollgruppe der Jüngeren gehören dazu nicht so sehr die erkennenden Fähigkeiten des „Lifespan - Kontextualismus‘ (ontogenetische, historische und biografische Einbet-tung von Lebensproblemen (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft)“ (Staudinger/ Baltes 1996: 61) und deren kulturgebundene altersgebundene, personenspezifische Bereiche.

Es gehört auch nicht so sehr dazu das wert-relativierende Denken, das sogar und eher in besonderem Maße dem jüngeren Lebensalter zu entsprechen scheint und von den Jün-geren entsprechend für sich beansprucht wird. Es gehört vielmehr, vor allem den Aus-sagen der Jüngeren nach, die Entwicklung der Fähigkeit dazu, das „Bewältigen von Un-gewissheit..., als Bewältigungsstrategien und Interpretationsheuristiken, die es erlauben mit den Ungewissheiten des Lebens umzugehen“ (a.a.O., S. 62). Wie weit es möglich ist, diese offenbar erst mit der Erfahrung über Lebenszeit entwickelten „Lebensfertigkei-ten“ (Baltes) weiterzugeben, bei anderen in ihrer Entwicklung zu unterstützen, d.h. wie und wie weit diese Fähigkeiten vermittelbar sind, damit beschäftigten sich die folgenden Abschnitte. Die Frage ist die nach der Generativität; das Feld ist das der Kultur als ein Bereich der Auseinandersetzung mit dem Thema, wie man sich und seinen Standpunkt in der Gesellschaft sichern und gestalten kann und will, und nach welchen Maßgabe gestaltet werden könnte und sollte (vgl. Abschnitt 3.2 und 3.3 und im Folgenden 10 und 11).

Eine dafür vermutete Relevanz von weisheitsbegründeten Alterskompetenzen soll im folgenden Abschnitt 9 anhand der einzelnen Weisheitsqualitäten erarbeitet und begrün-det werden. Zuvor und überleitend soll an dieser Stelle auf die wichtigsten Grundlagen der Entwicklungsspychologie verwiesen werden, auf die die gerontologischen Forschung sich bezieht, denn sie unterstützen die Argumentation des folgenden Kapitels.

Die Vermutung neuer oder sich ausdifferenzierender Fähigkeiten, die sich in zunehmendem und späterem Alter entwickeln, beruht (s.o.) u.a. auf dem Konzept des Life-span-develop-ments. Die entwicklungspsychologische Forschung erarbeitete damit bereits sehr früh Ent-wicklungsmöglichkeiten von Fähigkeiten im Alter, die sozio-kulturelle Relevanz aufweisen oder aufweisen könnten. So beschreibt Charlotte Bühler schon 1928 in einem Phasenschema über das gesamte Lebensalter die Phase drei (dreißigstes bis fünfzigstes Lebensjahr) als die Zeit der Spezifikation von eigentlichen Bindungen und Entscheidungen (die im Gegensatz zu früheren Jahren nicht mehr unspezifisch oder provisorisch, sondern differenziert und begrün-det werden), die Phase vier (fünfzigstes bis sechzigstes Lebensjahr) als Zeit der Einordnung des eigenen Lebens in einen höheren Sinnzusammenhang und die Phase fünf (ab dem sech-zigsten Lebensjahr) als Zeit der Ablösung vom Leben, der Rückschau und der Vorbereitung auf das Ende (aufgeführt nach Hofstätter 1964: 96). Unabhängig von den heute fragwürdigen, da gesellschaftlich-kulturell abhängig zu definierenden Altersgrenzen, zeigen die letzten Ent-wicklungsstufen bei Bühler deutliche Hinweise auf Fähigkeiten von kultureller Relevanz, die offenbar erst mit dem Durchlaufen der anderen Stufen in besonderer Ausprägung als spezi-fisch entwickelt werden: Die lebensphilosophische Einbettung des eigenen Lebens, das hieße, eine kulturelle Bedingtheit des eigenen Lebens herzustellen, werden bei ihr als Einordnung in den höheren Sinnzusammenhang bezeichnet (d.h. über den Sinn der alltäglichen Lebensbe-wältigung hinausgehend), ebenso müssen die Elemente der Lebensreflektion (Rückschau), der Alltagsdistanz (Ablösung) und der Beschäftigung mit dem Tode (Vorbereitung auf das Ende) als kontemplative, nicht mehr auf reine Alltagsbewältigung gerichtete, kulturelle Tätigkeiten bezeichnet werden.

Auch das Konzept der Entwicklungsaufgaben von Havighurst (1956) sieht, in Anlehnung an Erikson, für das höhere Alter („middle age from about thirty to about fifty-five“ und „later maturity at age sixty-five“) explizit solche Aufgaben der Kulturrelevanz vor, diese definieren sich geradezu darüber:

Die Erfüllung solcher späten Entwicklungsaufgaben bildet und bezeugt die Kompetenz des Alters (wie die früheren Entwicklungsaufgaben entsprechend die Kompetenz der früheren Altersstufen), ist Voraussetzung eines erfolgreichen Alterns (successful aging) und ist ver-antwortlich für die Lebenszufriedenheit (satisfactory of life). Havighurst nennt drei Quellen bei der Entwicklung von Lebensaufgaben im Alter (biologische Entwicklung, gesellschaftli-che Anforderungen und psychisgesellschaftli-che Faktoren): „The developmental tasks of the middle years arise from changes within the organism, from environmental pressures, and above all from demands or obligations laid upon the the individual by his own values and aspirations“

(S. 268). Verzeichnet er vor allem negative Veränderungen im biologischen Bereich (sensori-sche Einschränkungen und ansteigende Morbidität) und im Bereich der gesellschaftlichen Anforderungen (Aufgabe ehemaliger Rollen), die in diesen Bereichen eher kompensatorische Entwicklungsaufgaben und solche zur Aufrechterhaltung eines selbstverantwortlichen Lebens erfordern, so sieht er im Bereich der psychischen Faktoren den positiven Aspekt veränderter Fähigkeiten und Neigungen. Er wertet diesen dritten Bereich als dominant („above all“, s.o.).

Die veränderten individuellen, persönlichkeitsspezifischen Erwartungen und Wertvorstellun-gen führen zu neuen, gesellschaftlich kulturellen SinnbestimmunWertvorstellun-gen und fordern so Entwick-lungsaufgaben zur Bewältigung heraus, die sich auf die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit und der Erfüllung generativer Aufgaben richten. Diese, als kulturell und sozio-kulturell zu bestimmenden Entwicklungsaufgaben lassen sich fassen unter sozialpolitischen Aufgaben (Übernahme öffentlicher und sozialer Verantwortungsaufgaben [Achieving adult civic and social responsibility“, S. 269], unter Aufgaben der Wahrnehmung sozialer und öf-fentlicher Verpflichtungen [„Meeting social and civic obligations“, S.281]), unter generativen Aufgaben (Unterstützung der Kinder bei der Entwicklung zu verantwortlichen und glückli-chen Erwachsenen [Assisting teen-age Children to become responsible and happy adults“, S.

271]) und unter Aufgaben individual-psychologischer Natur (sich selbst als gesellschaftlicher Teil des Alters anzunehmen [„Establishing an explicit affiliation with one’s age group“, S.

279], Aufbau neuer Freizeit-Tätigkeiten [„Developing adult leisure-time activities“, S.271]).

Es wäre das Lifecyle-Konzept jedoch fehlinterpretiert, wollte man die (bei allen Entwick-lungspsychologen hinsichtlich der Vielfalt und der Altersgrenzen unterschiedlich angesetzten) Entwicklungsstufen - als unabhängig voneinander ansehen. Es werden nicht in den einzelnen Entwicklungsstufen unterschiedliche Fähigkeiten entwickelt – die kulturrelevanten Kompe-tenzen gar erst im Alter. Das Lifecyce-Konzept zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es eine Entwicklungsfähigkeit auch bis ins hohe Alter annimmt und nicht eine Entwicklung im frühem Erwachsenenalter als beendet betrachtet, auf das nur noch eine Stagnation bzw. ein Abbau erfolgt: „Personen verändern ihre Einstellungen im Verlaufe ihrer individuellen bio-graphischen Entwicklung als Folge kumulierender Lebenserfahrung“ (Nunner-Winkler 2001:

20). Die einzelnen Stufen der Gesamtentwicklung nach dem Lifecycle-Konzept sind vonein-ander abhängig und bauen aufeinvonein-ander auf. Kulturrelevante Kompetenzen sind also sehr wohl auch in frühem Alter angelegt und können dort entwickelt werden, es ist die Anlage und Er-füllung jeweiliger Entwicklungsaufgaben sogar Voraussetzung zu einer Weiterentwicklung im Alter. Durch die Voraussetzung der Erfüllung aller früheren Lebensaufgaben ist jedoch zu vermuten, dass die späteren Kompetenzen, die schwerpunktmäßig kulturell definiert werden, sich erst in späteren Lebensjahren, aufbauend auf den Erfahrungen der frühe-ren Bewältigungen, entwickeln. Es sind die einzelnen Stufen also nicht als jeweilige Neu-entwicklungen bestimmter Fähigkeiten anzusehen, sondern als WeiterNeu-entwicklungen, von denen die der letzten Altersstufen als von potentiell besonderer kultureller Relevanz definiert werden können.

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