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9 Bestimmung der kulturellen Relevanz von Alterspotentialen

10.2 Erfahrung, Notwendigkeit und Reflexion von Individualisierung und

Es sei die These vorangestellt, die im Folgenden begründet wird:

Die Möglichkeiten zur Individualisierung und Biografisierung die durch die gesell-schaftliche Modernisierung eröffnet wurde, sind die entscheidenden Faktoren zur Kon-stituierung einer Vielfalt von Alterskulturen. Ohne die demokratisch fundierte, reflexive Modernisierung könnten Alterskulturen als selbstbestimmte Formen von Haltungen und deren Symbole nicht entstehen.

Der bereits im vorangehenden Abschnitt dargestellte Zusammenhang zwischen einem weit-reichenden gesellschaftlichen Modernisierungsprozess und erhöhten Individualisierungsmög-lichkeiten gilt bei verschiedenen Forschern (Naegele, Backes, Clemens, Tokarski) als nicht al-lein ausschlaggebend für eine Ausdifferenzierung von Lebensstilen und – kulturen. Auch im Wandel der Altersstruktur, wie in Abschnitt 5 beschrieben (Hochaltrigkeit, Singularisierung, Entberuflichung, zunehmender Wohlstand, zunehmender Gesundheitsstatus und Bildungs-stand), werden wachsende Möglichkeiten der individuellen Lebensgestaltung im Alter ver-mutet. Im Allgemeinen wird – im wissenschaftlichen wie im politisch-sozialen Bereich - die-ser (zweite) Aspekt der Pluralisierung des Alterns als der dominante Aspekt für differenzielles Altern genannt, zugleich auch als Ursache für „ökonomische, sozialpolitische und sogar nor-mative Probleme der Gesellschaft“ (Backes 1998:10) beschrieben. Clemens/ Backes gehen

„im Sinne einer differenzierten Analyse“ jedoch von der Überlegung aus, dass der Alters-strukturwandel als ein Bestandteil der allgemeinen Modernisierung der Gesellschaft verstan-den werverstan-den muss, also ein begrenzter Segmentwandel in der Gesellschaft als logische Folge der allgemeinen gesellschaftlichen Modernisierung anzusehen ist. Auch Tokarski sieht dies als Folgeerscheinung: „Allgemeiner Wandel ist Auslöser für den Alterswandel. Neue oder veränderte Lebensstile der älteren und alten Menschen sind das Resultat“ (Tokarski 1993:

130). Aufgrund der Modernisierung also erfolge ein Altersstrukturwandel. Der wiederum er-möglicht die Ausdifferenzierung verschiedener Alterkulturen.

In der Gegenüberstellung beobachteter und prognostizierter gegensätzlicher kultureller Ent-wicklungen in den alten und neuen Ländern Deutschlands erkennt Göschel einen anderen be-dingenden Zusammenhang: Er unterscheidet zwischen einer „objektiven Modernisierung“, unter die auch die Erscheinungen des sog. Altersstrukturwandels fallen, und einer „subjekti-ven Modernisierung“, die eine Umsetzung bedeutet der objekti„subjekti-ven strukturellen Bedingungen in freie Wahl, Selbstbestimmung und –beurteilung von Werten, Normen und Mentalitäten, wie es für die gesellschaftliche demokratische Moderne kennzeichnend ist. Da die „objektive Modernisierung“ im Osten wie im Westen vergleichbar ähnlich, z.T. parallel verlief (Entbe-ruflichung, Singularisierung, Hochaltrigkeit, gestiegenes Bildungsniveau, gestiegener Ge-sundheitszustand und Wohlstand), hätte eine subjektiv bestimmte Entwicklung von Alterskul-turen in beiden Teilen Deutschlands auch gleichermaßen oder ähnlich verlaufen müssen. Dies ist jedoch, außer in „Ansätzen“ in wenigen Einzelfällen, nicht der Fall: „Eine Generationsana-lyse der DDR zeigt, daß die objektive Modernisierung der DDR, die der im Westen entsprach, in Ansätzen die gleichen kulturellen Wandlungen erkennen läßt wie in der alten Bundesrepu-blik. Aber sie bleiben Ansätze. Sie entfalten und breiten sich nicht zu sozialen Bewegungen und dem daraus resultierenden Wertewandel aus. Durch Repression erstickt, „... bleiben (sie) isoliert und führen nicht zu einem Wertewandel nach westlichem Muster, sondern zu rück-wärtsgewandten, vormodernen, historischen Symbolisierungen“ (Göschel 1999: 11). Wie nach Backes/ Clemens könnten sich (Alters-)Kulturen bei Göschel also ebenfalls über eine

„objektive Modernisierung“, über einen (Alters-)Strukturwandel entwickeln. Ob sie dies je-doch tatsächlich und wirksam, auf einer breiten gesellschaftlichen Basis tun, ist nach Göschel abhängig vom Vorhandensein einer demokratischen Modernisierung. Diese Modernisierung stellt die wesentliche Bedingung einer Möglichkeit zur Entwicklung von differenzierten (Al-ters-) Kulturen aus dem (Al(Al-ters-) Strukturwandel dar. Ohne diese Bedingung, also unter dikta-torischen, repressiven Gesellschaftsverhältnissen, können keine „handlungs- und artikulati-onsfähigen Teilautonomien“ entstehen, die zu einer Ausdifferenzierung pluraler und innovati-ver Kulturen notwendig sind.

Folgern lässt sich aus den Ergebnissen der vergleichenden Ost-West-Untersuchungen Gö-schels: Allein aus einem Altersstrukturwandel („objektive Modernisierung“) folgt noch nicht zwangsläufig auch eine „subjektive Modernisierung“ im Sinne einer selbst gewählten und be-stimmten Differenzierung von Einstellungsmustern, Lebensformen und –äußerungen. Aus den

„objektiven Modernisierungen“, dem Altersstrukturwandel, sind, wie Göschel nachweist,

so-wohl autonom distinktive wie auch, z.B. im Osten Deutschlands, konform affirmative kultu-relle Identitätskonstruktionen möglich.

Einen Zusammenhang herzustellen zwischen dem Altersstrukturwandel und einer daraus fol-genden einzigen, einheitlichen Alterskultur gelingt also nur unter repressiven, kollektivisch orientierten Bedingungen, die eine Aufhebung von Unterschieden in einer homogenen Gesell-schaft verlangt. Unter den demokratisch orientierten und fundierten Bedingungen der Moder-ne ist die Folgerung eiModer-ner bestimmten Alterskultur aus eiModer-ner bestimmten Altersstruktur nicht möglich, da die Moderne gerade durch die Aufhebung einer kollektiven Einheit zugunsten ei-ner individualisierten und differenzierten Pluralität definiert ist. Damit ist festzuhalten: Eine aus dem Altersstrukturwandel resultierende homogene Alterskultur ist in einer demo-kratischen Gesellschaft der Moderne nicht (mehr) möglich. Wie bereits die wider-sprüchliche Konstituierung moderner Altersbilder (vgl. Abschnitt 6) auf die vielfältigen und widersprüchlichen Konstituierungsbedingungen zurückgeführt wurden, lassen sich aus eben diesen Bedingungen vielfältige und widersprüchliche Alterskulturen konstitu-ieren. Diese Konstitutionen erfolgen, wie im Abschnitt 5.5 und im vorangehenden Abschnitt 10.1 dargestellt, nicht allein durch die Betroffenen, die Alten selbst, aber auch nicht allein durch die Umwelt, sondern in gegenseitiger Bezüglichkeit, in einem dauernden reflexiven Prozess gegenseitiger Bestätigung und Verunsicherung. In dieser modernen Reflexivität wer-den so die konstituierende Entscheidungen des Individuums ständig, retrospektiv wie pro-spektiv, in Frage gestellt, überarbeitet und geändert. Dieser Individualisierungsprozess, der in einer ständigen Erarbeitung und Überarbeitung von Lebensentwürfen, von Haltungen und deren symbolischen Äußerungen besteht, kann niemals abgeschlossen, kann auch mit dem

„Alter“ nicht beendet sein.

Im Gegenteil scheint es eher so zu sein, dass „mit zunehmendem Lebensalter ... die interindi-viduellen Unterschiede sogar weiter zunehmen, Alter wird aus diesem Grunde als Prozeß wei-terer Differenzierung ... beschrieben“ (Schmitz-Scherzer u.a. 1993: 9). Denn es ist eben nicht so, wie es politisch-ideologisch möglicherweise bequemer wäre, dass mit dem zunehmendem Alter die gelebte Geschichte Kanten und Ecken der Persönlichkeit abgeschliffen hätte, die Alten so gleitfähiger, angepasster, brauchbarer geworden wären für den „Fluss des Lebens“.

Mehr noch als bei Jüngeren haben erlebte Brüche, Diskontinuitäten, Erfahrung von Unbere-chenbarkeiten, Reflexionen von Planungsfehlern und Revisionszwänge von Lebensentwürfen in die alternde Persönlichkeit Kanten und Ecken hineingehauen. Sie stellen Reibungspunkte dar, bieten Widerstände und schaffen Distanzen zu scheinbar selbstverständlichen Werthal-tungen und Überzeugungen. So ist die Biografie der Älteren mehr noch als die von Jüngeren

„zu einem labilen Gleichgewicht geworden, ... reagiert zunehmend sensibler auf situations-spezifische Einflüsse und ist daher häufiger als früher Schwankungen unterworfen“ (Tokarski 1998: 111). Ein ständig ausgleichendes, stabilisierendes, aber auch verwerfendes Austarieren, ein ständiges Reflektieren und Entscheiden ist Notwendigkeit, ist Zwang geworden: Die Wunschvorstellung von Planung und Realisierung einer bruchlosen, risikofreien „Normalbio-grafie“ ist bei den älteren Interviewpartnern der empirischen Befragung nur noch in der Min-derzahl festzustellen (7 von 19). Die Zwänge zur Gestaltung individueller Wahlbiografien ist zum überwiegenden Teil bereits zur Selbstverständlichkeit geworden (z.B. Pb 19a: „Natür-lich!“).

Die Individualisierungszwänge der Moderne stellen auch und besonders im Alter zugleich ei-nen gesellschaftlichen Zwang und eine soziale Notwendigkeit dar: Kade erkennt in ihei-nen so-wohl Chancen bei Erfüllung wie Gefahren bei Nichterfüllung für Ältere. So bewertet sie posi-tiv, dass die Individualisierung im Alter einstige Alterszuschreibungen durch Jüngere (z.B.

Beharrungstendenzen, Dogmatismus, Unflexibilität) aufheben, entkräften und damit zu einer Minderung von Generationendifferenzen führen. Im anderen Falle aber besteht die Gefahr so-zialer Desintegration für diejenigen Älteren, die dem Individualisierungszwang nicht nach-kommen können oder wollen, wo „Hindernisse“ (Bildungsmangel, Rollenfixierung) bestehen:

„Das Festhalten an überholten Wissensbeständen und Rollenzwängen wird ... heute zu einem Hindernis, den Individualisierungsanforderungen, die sich Älteren stellen, zu genügen. Gera-de traditionelle Orientierungen von Älteren treiben Gera-deren Desintegration voran, Gera-denn die ih-nen zugehörige Realität zerfällt zusehends“ (Kade 1994: 31).

Es fehlt also in solchen Fällen von Individualisierungsferne das (s.o.) bereits beschriebene wesentliche Moment einer modernen Identitätskonstruktion – es fehlt die Auseinanderset-zung, der Diskurs mit der Umgebung, über den reflexiv, rückbezüglich eine individuelle sozi-ale, kulturelle Selbstbestimmung erfolgen kann. Mit einer Abwehr der Individualisierungsan-forderungen wird zugleich die Chance einer subjektiv gestaltenden, individuellen Alterskultur vergeben.

Tokarski, der gegenüber dem Begriff der „Alterskulturen“ den kultursoziologischen Begriff der „Lebensstile im Alter“ bevorzugt, jedoch damit die im letzten Abschnitt festgelegte Defi-nition punktgenau umreißt (altersspezifische Arten der individuellen Interpretation gesell-schaftlicher Wirklichkeit aufgrund entwickelter Alterspotentiale sowie deren Inszenierung mittels kultureller Symbole), erkennt als Folge der ungeahnten Breite individueller Hand-lungsmöglichkeiten im Alter zugleich die Entwicklungsbedingungen einer Vielzahl von terslebensstilen. Dies entspricht der Eingangsthese einer Entwicklung einer Vielzahl von Al-terskulturen aus den Individualisierungschancen und –zwängen der Moderne:

„Dies gilt heute auch für das Leben im Alter... Neben möglichen individuellen Veränderungen im Lebensverlauf und damit verbundenen Inkonsistenzen, Krisen und Kontinuitätseinbrüchen, wie sie die Altersforschung von Beginn an in ihren vielfältigen Formen und Erscheinungen beschrieben hat, führt auch die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, die Veränderung der Lebensformen, die Auflösung traditioneller Bindungen und Orientierungen etc. zum Aufkom-men einer Vielzahl von Lebensstilen, die... nicht nur nebeneinander, sondern auch in ihrer Folge nacheinander existieren. Nimmt man darüber hinaus die Erkenntnisse der Allgemeinen Altersforschung in Bezug auf die Prozeßhaftigkeit der Altersentwicklung sowie die Bedeu-tung der persönlichen Lebensgeschichte hinzu, dann wird deutlich, daß die Annahme der E-xistenz vielfältiger Lebensstile notwendig ist, wenn man dem Alter gerecht werden will“ (To-karski 1998: 118).

Wenn die Existenz vielfältiger Lebensstile, entsprechend vielfältiger Alterskulturen, als Notwendigkeit nicht nur angenommen, sondern anerkannt ist – und dies soll aus allem bisher Erarbeiteten so unterstrichen werden – dann wäre es, im Sinne einer sozial-politischen, gesellschafts-sozial-politischen, kulturellen Gestaltung von Zukunftsentwürfen, im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Zukunftsplanung, von höchstem Interesse zu er-fahren, wie sich die vielfältigen Möglichkeiten von Alterskulturen verwirklichen und wie sie Elemente der Zukunftsdeutung und -planung sein können. Doch ist erst in jüngster Zeit überhaupt der Gedanke an einen möglicherweise bestehenden Individualisierungs- und Biografisierungsprozess im Alter wach geworden: „Das Individualisierungstheorem ist nicht neu, doch wurde es bisher nicht auf das Alter angewandt“ (Kade 1994: 10). Bezeichnend ist darüber hinaus, dass an alterskulturellen Symbolen bisher vorwiegend die Marktforschung interessiert war: „Die Beschäftigung damit wird allerdings immer dringlicher, da sowohl der allgemeine gesellschaftliche Wandel als auch der Alterswandel mittlerweile dazu geführt ha-ben, dass Angebote für Ältere und ihre Nachfrage immer deutlicher auseinander klaffen“ (To-karski 1998: 109) (vgl. auch: Abschnitte 3.1 und 3.2).

Der Anlass dieser erst jungen Beschäftigung mit dem Alter war ganz offensichtlich die beun-ruhigend zunehmende sog. „Überalterung“ der Gesellschaft (vgl. Abschnitt 6.1.1), das ein bis vor Jahren nur am Rande wahrgenommenes und eher gleichmütig hingenommenes soziales E-piphänomen schien. Verbunden mit einem zunehmend selbstbewussten Individualisierungs-verhalten der „neuen“ Alten bildete sie die Triebfeder zu einer nun als notwendig erachteten sozial- und kulturpolitischen Auseinandersetzung mit dem Alter:

„Gerade aufgrund der Masse, der Dauer, der Individualität und der Heterogenität der Alters-prozesse sind die Entscheidungen, die diese individuell agierenden und altwerdenden Men-schen selbst in Bezug auf ihr je eigenes Altsein in Zukunft treffen, von einer kaum zu über-schätzenden Bedeutung für die sog. ‚alternde Gesellschaft‘“ (Mader 1995:25).

Gesellschaftliche Zukunftsplanungen erfahren nach Mader eine Veränderung durch die Sub-jektivität der großen Gruppe der Alten, die als eine neue politische und kulturelle Macht er-kannt und anerer-kannt werden muss. Obwohl die kulturellen Einzelentscheidungen der altern-den Menschen nicht eindeutig prognostizierbar sind, können sie „durchaus strukturell wirk-sam werdende Potenz“ gewinnen, wenn mögliche allgemeine Strukturdynamiken auf poli-tisch-kommunikativem Wege ausgehandelt werden könnten: Zukunftsplanungen als gesell-schaftliche Regulierungs- und Institutionalisierungsprozesse müssen die Individualitätsstruk-turen alternder Menschen ebenso beinhalten wie sie auch Teil der subjektiven Wirklichkeits-gestaltung der Alten selbst sein müssen. In einem komplexen Interaktionsgefüge wird kultu-relle Zukunftsplanung zu einem Akt des Diskurses, der Vereinbarungen, der Verhandlungen:

„Planungen verlieren präskriptive Potenz und gewinnen kommunikative Kompetenz gerade durch die Individualisierungsdynamiken der altwerdenden Menschen“ (a.a.O., S. 26).

Wie bei Tokarski wird auch bei Mader die Annahme vielfältiger Alterskulturen aufgrund von Individualisierungs- und Biografisierungsprozessen als notwendig begründet. Mader geht je-doch über den Aspekt Tokarskis einer daraus folgenden zielgruppengerechten Abgebotsbe-friedigung hinaus und erkennt in Alterskulturen die kulturpolitische Notwendigkeit einer ge-meinsamen Zukunftsgestaltung: „Individualisierung von Lebensstilen und Pluralisierung so-zialer Milieus führen aber zu sozialen Gebilden unter den Alternden, die durchaus wie ‚Kul-turen‘ strukturiert sind und funktionieren: mit eigenen Zeichen- und Bedeutungssystemen (‚Sprachen‘), mit eigenen Wissensbeständen und Traditionen. Alle in der Gesellschaft werden lernen müssen, mit solchen sehr unterschiedlichen Kulturen auch des Alters und der Altern-den nebeneinander und miteinander leben zu müssen“ (a.a.O., S. 34).

Sowohl bei Tokarski wie bei Mader werden also die verschiedenen Alterskulturen auf-grund von modernen Individualisierungs- und Biografisierungsbedingungen begründet, und die daraus folgenden Konsequenzen (unterschiedlich) beschrieben. Es bleibt bei bei-den aber unberücksichtigt der Zusammenhang von spezifischen Alterskulturen mit bei-den in der Altersforschung nachgewiesenen, sich entwickelnden Alterspotentialen. Bleiben diese jedoch unberücksichtigt, so kann zwar von verschiedenen (pluralen) Alters-kulturen gesprochen werden (wie sie in jeder anderen Altersgruppe, z.B. der Jugend-lichen, auch vorhanden sind), jedoch kann nicht von spezifischen Alterskulturen gespro-chen werden – also solgespro-chen, die sich vorwiegend und besonders im Alter entwickeln auf-grund der meist erst im Alter vorhandenen besonderen Kompetenzen (vgl. Abschnitt 8.4.3). Nur diese können als spezifisch bezeichnet werden und auf sie zielt das Konzept dieser Untersuchung. Es muss also unterschieden werden: Vielfältige Alterskulturen auf-grund von Individualisierungs- und Biografisierungsprozessen, wie sie bei einigen Auto-ren bestätigt werden (Backes/ Clemens, Göschel, Kade, Kolland, Mader, Tokarski), und spezifische Alterskulturen, deren Ontogenese vorwiegend auf Alterspotentialen gründet und (über die Möglichkeit der Individualisierung und Biografisierung verwirklicht) neue, bisher nicht vorhandene Perspektiven für eine kulturelle Gesellschaftskonstitution eröffnen können.

10.3 Plurale und spezifische Alterskulturen: Versuch einer begrifflichen und

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