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Württembergische Widerstände gegen das Bundesprojekt

KAPITEL II............................................................................................................................................................................... 24

G. M EMMINGER B UNDESPROJEKT (1552/53)

2. Württembergische Widerstände gegen das Bundesprojekt

Inzwischen hatte Christoph von Württemberg begonnen, den fürstlichen Widerstand gegen die kaiserlichen Bundespläne zu organisieren. Schon im Dezember 1552 hatte der Herzog von Jülich mit dem Pfälzer Kurfürsten Kontakt aufgenommen, um zu beraten, wie man die Realisierung der

563Ernst, Briefwechsel, Bd. 1, S. 848f.; 852f.

564Der Mainzer Kurfürst gab an, er müsse erst langwierige Verhandlungen mit dem Domkapitel führen, und auch Friedrich v. d. Pfalz bat um Bedenkzeit, und weigerte sich Heinrich Hase, irgendeine Antwort zu geben, Salomies, Die Pläne Kaiser Karls V., S. 161f.

kaiserlichen Bundespläne am besten verhindern könne.565 Herzog Christoph hatte im gleichen Sinne auf Kurfürst Friedrich eingewirkt, der dem Kaiser, nach einigem Zögern, endgültig am 26. Januar 1553 absagte. Der Kurfürst war der Meinung, daß der Landfrieden „als einer gemeiner aller glider und stende bundnus verplieben, dan das einige etlicher weniger stende sondere verbindung zu machen oder aufzurichten sein solt“. Ansonsten würde sich das Mißtrauen im Reich weiter vertiefen und damit auch der religiöse Zwiespalt weiter zunehmen.566

Zudem intensivierte Christoph von Württemberg seine Bemühungen, auch Albrecht von Bayern vom Bundesbeitritt abzubringen. Albrecht schrieb am 20. Januar 1553, wohl angesichts der kaiserlichen Niederlage vor Metz, er glaube zwar, der Bund wäre dem Kaiser „schon in den Brunnen gefallen“, aber dennoch wäre „ein grosse notturft [...], noch eim sölchen bund, wie der schwebisch gewesen.“567 Welche Auswirkungen eine Neuauflage des Schwäbischen Bundes für die fürstliche Macht allerdings bedeuten würde, legte Herzog Christoph in seinem Antwortschreiben deutlich dar:

„Aber E. l. sehen, das sich des swebischen punds kein furst genossen, aber die stett und geistlichen dardurch ir sächle gemacht, und wer nit den nechsten fur die pundsrichter erscheinen wellen, der hat her muessen halten und kein furst stetten und pfaffen, wie gut fug ainer doch gehabt, kein haar dörfen krümmen.“ Wenn schon ein neuer Bund errichtet werden solle, dann einer nach den Maßgaben der Fürsten, mit dem Ziel, daß die mindermächtigen Stände „sambt den stetten sich nachgeents trucken muessten und der fursten lied singen“ sollten.568 Die Argumentation Christophs - aber auch die kaiserliche Niederlage - scheinen Eindruck auf Albrecht gemacht zu haben. Jedenfalls kam Herzog Albrecht entgegen seiner ursprünglichen Zusage nicht persönlich zu den Verhandlungen nach Memmingen.569

565Der jülichsche Rat Harst schlug vor, dem Kaiser bei den Bundesverhandlungen Vorbedingungen (Einbeziehung der Niederlande in das Reich inklusive Unterstellung unter das Kammergericht) zu stellen, die es ihm unmöglich machen sollten, den Bund dann noch zu gründen. - Jülich war offensichtlich von Württemberg über die kaiserlichen Bundespläne informiert worden, Salomies, Die Pläne Kaiser Karls V., S.

162f.

566Friedrich III. v. d. Pfalz an Karl V., Wien HHStA, RA i.g.17/1, fol. 11v-14r, hier 13r; Ernst, Briefwechsel, Bd. 2, S.

23, Anm. 6. - Daß Friedrich III. tatsächlich ernsthaft geprüft und in Erwägung gezogen hat, kann man seinem Brief an Hz. Christoph, 1. I. 1553, entnehmen, Ernst, Briefwechsel, Bd. 2, S. 1f.

567Albrecht v. Bayern an Christoph v. Württemberg, Ernst, Briefwechsel, Bd. 2, S. 18-20, hier S. 18.

568Christoph v. Württemberg an Albrecht v. Bayern, 26. I. 1553, Ernst, Briefwechsel, Bd. 2, S. 34-36, hier S. 34f.

569Druffel, Bd. 4, S. 105.

Über den Widerstand Bayerns und Württembergs im Vorfeld der Memminger Verhandlungen war Ferdinand bereits durch Zasius informiert worden.570 Die gesamten württembergischen Argumente gegen den Bund wurden kurz vor den Verhandlungen noch einmal in einem Gutachten für Herzog Christoph fixiert.571 Der geplante Bund sei ein Partikularbund und werde als solcher nur die Gründung eines Kontrabundes provozieren. Nutzen von diesem Partikularbund hätte allein der Kaiser, der zudem im Zusammenspiel mit den Mindermächtigen die Bundesexekution bestimmen würde: „Da wurden munch und pfaffen, stett, maister und gesellen das mehr machen, dem leo [scil.

dem Kaiser] recht geben, [...], da must ein frommer furst seinen nechsten geliepten freund helfen verjagen, wan es dem parchatweber von Augsburg gefiele oder den prior von Ochsenhausen fur gut ansehe.“572 Durch den Bund würden - wie schon im alten Schwäbischen Bund - fürstliche Privilegien und Vorrangstellung wert- und kraftlos. Seine errungene Vormachtstellung würde der Kaiser dann ausnutzen, um den Passauer Vertrag zu kassieren. Schon aus diesen Gründen wäre der geplante Partikularbund überflüssig und schädlich, „so volgt schliesslich, das an dem gemainen reichsbund, hoc est landfrieden und passauischen assecuration, billich gnug sein soll“.573 Vor allem aber würde Herzog Christoph sich nach den kaiserlichen Plänen fast ausschließlich mit altgläubigen Ständen in einen Bund begeben, worunter besonders die protestantische Bewegung in den oberdeutschen Städten leiden würde. „In summa: dieses greulichen jamers kann sich kain fromer christ mit gutem gewissen tailhaftig machen“.574

Die in dem württembergischen Gutachten angesprochenen Ziele, Absicherung der fürstlichen Privilegien gegenüber Kaiser, Städten und Mindermächtigen575 sowie Bewahrung des Passauer Vertrages, versuchte Christoph von Württemberg gemeinsam mit dem bayerischen Herzog, im Heidelberger Bund zu erreichen, der schon am 29. März 1553, also noch vor der Memminger Bundestagung, gegründet wurde.576

570Zasius an Ferdinand, 27. III. 1553: Widerstand seitens Bayern und Württembergs wegen der Zuziehung der kleinen Adeligen und Prälaten Schwabens; Druffel, Bd. 4, S. 100f.

571Gutachten der Räte v. Gültingen, v. Plieningen und Knoder vom 15. III. 1553, in: Ernst, Briefwechsel, Bd. 2, S.

74-78.

572Ernst, Briefwechsel, Bd. 2, S. 75.

573Ernst, Briefwechsel, Bd. 2, S. 75.

574Ernst, Briefwechsel, Bd. 2, S. 77f.

575Schon Gerwig Blarer war vor den Memminger Verhandlungen unsicher, ob die Fürsten dem Bund beitreten würden, Brief an den Abt zu Kaisheim, 16. III. 1553, Blarer, Bd. 2, S. 341f.

576Zum Heidelberger Bund vgl. Kap. II/J; zum Beitrag Hz. Christophs an der Exekutionsordnung vgl. Kap. IV/A.

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