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3 BEDEUTUNG DES STUDIUMS UND FACHIDENTIFIKATION

3.1 Wichtigkeit von Studium und Wissenschaft

Die Angaben zur Wichtigkeit einzelner Le-bensbereiche lassen Grundzüge des Wertesys-tems der Studierenden erkennen. An ihnen wird deutlich, welchen Stellenwert Studium und Hochschule oder Wissenschaft und For-schung für die Studierenden einnehmen,

auch im Vergleich zu anderen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens.

Hochschule und Studium sind fast allen Studierenden wichtig

Für fast alle Studierenden ist der Lebensbe-reich „Hochschule und Studium“ wichtig, für drei Fünftel sogar sehr wichtig. An den Uni-versitäten erhält er etwas mehr Bedeutung als an den Fachhochschulen (vgl. Tabelle 30).

Seit den 90er Jahren hat die Wichtigkeit des Studiums für die Studierenden stetig zugenommen. In den 80er Jahren hatte an Universitäten und Fachhochschulen die Hochschule für weniger als die Hälfte der Studierenden eine sehr große Bedeutung.

Tabelle 30

Wichtigkeit von Hochschule und Studium an Universitäten und Fachhochschulen (1983 - 2007) (Skala von 0 = völlig unwichtig bis 6 = sehr wichtig; Mittelwerte und Angaben in Prozent für Kategorien: 0-2 = wenig wichtig, 3-4 = eher wichtig, 5-6 = sehr wichtig)

Hochschule Früheres Bundesgebiet Deutschland

und Studium 1983 1985 1987 1990 1993 1995 1998 2001 2004 2007 Universitäten

wenig wichtig 8 8 8 8 7 6 5 5 4 4

eher wichtig 44 42 42 42 37 39 36 38 36 32 sehr wichtig 48 50 50 50 56 55 59 57 60 64 Mittelwerte 4.3 4.3 4.3 4.3 4.5 4.5 4.6 4.5 4.6 4.7 Fachhochschulen

wenig wichtig 7 7 8 8 7 5 7 6 5 4

eher wichtig 48 46 45 46 44 44 38 40 38 37 sehr wichtig 45 47 47 46 49 51 55 54 57 59 Mittelwerte 4.2 4.3 4.3 4.2 4.3 4.4 4.4 4.4 4.5 4.6 Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Diese Entwicklung geht einher mit den veränderten Erwartungen an den Nutzen eines Studiums, das stärker als Ausbildung verstanden wird, die eine berufliche und materielle Sicherheit erbringen soll. Damit verbunden ist eine stärkere Konzentration auf das Studium, um die Ausbildungsphase mög-lichst erfolgreich abzuschließen.

Bedeutung von Wissenschaft und Forschung lässt nach

Der Lebensbereich „Wissenschaft und For-schung“ ist für die Studierenden offensicht-lich weniger wichtig als das Studium. An den Universitäten misst ihm etwas mehr als jeder fünfte Studierende eine große Bedeutung bei, an den Fachhochschulen etwa jeder sechste (vgl. Tabelle 31).

Im Vergleich zu den vorangegangenen Erhebungen ist den Studierenden der Lebens-bereich Wissenschaft und Forschung etwas

unwichtiger geworden, wobei die Verände-rungen in den letzten 25 Jahren insgesamt gering sind.

Der leichte Rückgang in der Wichtigkeit von Wissenschaft und Forschung lässt sich mit der veränderten Studienstruktur und der daraus resultierenden Zunahme der Bache-lorstudierenden in Zusammenhang bringen.

Denn Studierenden mit dem Abschlussziel Bachelor ist dieser Bereich weniger wichtig als Studierenden, die ein Diplom anstreben.

Privatleben ist wichtiger als Studium Das Studium ist den Studierenden wichtiger als die Wissenschaft, doch nimmt es deshalb keineswegs den höchsten Stellenwert ein.

Andere, vor allem private Lebensbereiche, sind den Studierenden noch wichtiger. Der Freundeskreis und der Partner/ die Partnerin haben für über 80% der Studierenden eine sehr große Bedeutung (vgl. Abbildung 9).

Tabelle 31

Wichtigkeit von Wissenschaft und Forschung an Universitäten und Fachhochschulen (1983 - 2007)

(Skala von 0 = völlig unwichtig bis 6 = sehr wichtig; Mittelwerte und Angaben in Prozent für Kategorien: 0-2 = wenig wichtig, 3-4 = eher wichtig, 5-6 = sehr wichtig)

Wissenschaft Früheres Bundesgebiet Deutschland

und Forschung 1983 1985 1987 1990 1993 1995 1998 2001 2004 2007 Universitäten

wenig wichtig 30 28 29 31 30 29 28 25 25 30 eher wichtig 45 46 46 44 45 46 46 48 47 48 sehr wichtig 25 26 25 25 25 25 26 27 28 22 Mittelwerte 3.3 3.4 3.4 3.3 3.3 3.4 3.4 3.5 3.5 3.3 Fachhochschulen

wenig wichtig 29 29 33 33 33 33 32 31 29 33 eher wichtig 47 50 48 49 49 50 48 48 51 50 sehr wichtig 24 21 19 18 18 17 20 21 20 17 Mittelwerte 3.3 3.3 3.2 3.1 3.1 3.1 3.2 3.2 3.3 3.1 Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Ebenfalls nehmen die Eltern und die Ge-schwister für die Mehrheit der Studierenden einen hohen Stellenwert ein: Für drei Viertel sind beide sehr wichtig.

Ein Großteil der Studierenden hebt den Freizeitbereich heraus: Für 69% hat er große Bedeutung, womit er für die Studierenden in der Rangreihe der Wichtigkeiten noch vor dem Studium rangiert. Als Lebensbereich nimmt die Hochschule und das Studium damit den fünften Rangplatz ein.

Beruf und Arbeit ist an Fachhochschulen wichtiger

An sechster Stelle folgt bei den Studierenden der Lebensbereich „Beruf und Arbeit“. Etwa jeder zweite Studierende schreibt ihm große Bedeutung zu, womit die zukünftige berufli-che Situation durchaus schon Einfluss auf die aktuelle Lebenssituation vieler Studierender hat.

Auffällig häufiger heben die Studieren-den an Fachhochschulen diesen Lebensbe-reich hervor. Mit 57% erLebensbe-reicht er nahezu die gleiche Wichtigkeit wie das Studium (vgl.

Abbildung 9).

Weniger Wert legen die Studierenden auf den Lebensbereich „Natur und Umwelt“. Zwei Fünftel halten ihn für sehr wichtig.

Noch geringer werden die Bereiche

„Kunst und Kulturelles“ sowie „Politik und öffentliches Leben“ geschätzt. Etwas mehr als ein Viertel der Studierenden spricht beidem eine größere Bedeutung zu. An den Universi-täten ist das Interesse an Kultur etwas höher : Für ein Drittel der Studierenden ist sie als Lebensbereich sehr wichtig.

Abbildung 9

Wichtigkeit von Lebensbereichen für Stu-dierende an Universitäten und Fachhoch-schulen (WS 2006/07)

(Skala von 0 = völlig unwichtig bis 6 = sehr wichtig; Angaben in Prozent für Kategorien: 5-6 = sehr wichtig)

Eltern und

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulfor-schung, Universität Konstanz.

Technologie ist an Fachhochschulen deutlich wichtiger als an Universitäten Eher untere Rangplätze nehmen die beiden Bereiche „Wissenschaft und Forschung“ sowie

„Technik und Technologie“ ein. Sie sind für et-wa ein Fünftel der Studierenden sehr wichtig.

Beide Bereiche weisen allerdings Un-terschiede zwischen den Hochschularten auf:

Während die Wissenschaft den Studierenden an Fachhochschulen weniger wichtig ist als an Universitäten, nimmt für sie die Technolo-gie einen deutlich größeren Raum ein:

• 36% halten sie für sehr wichtig, gegenüber 22% an Universitäten.

Damit belegt dieser Lebensbereich an Fach-hochschulen einen höheren Rangplatz und reiht sich noch vor der Kultur auf Platz acht ein (vgl. Abbildung 9).

Den letzten Rangplatz belegt für die Stu-dierenden der Lebensbereich „Religion und Glaube“. Er hat nur für eine kleine Gruppe von Studierenden einen besonders hohen Stellen-wert.

Studentinnen sind zukunftsorientierter Die Studentinnen nehmen im Vergleich zu ihren männlichen Kommilitonen zwei Berei-che wichtiger:

• Partner und eigene Familie (98% zu 82%),

• Beruf und Arbeit (56% zu 47%).

Weniger Bedeutung messen sie dagegen den Freizeitbereichen und dem Studium bei:

• Geselligkeit und Freundeskreis (76% zu 82%),

• Freizeit und Hobbys (56% zu 70%),

• Hochschule und Studium (55% zu 64%).

Für studierende Frauen haben die Lebensbe-reiche „Studium und Hochschule“ ebenso wie

„Beruf und Arbeit“ den nahezu gleichen Stel-lenwert, während bei den männlichen Studie-renden ein deutlicher Unterschied besteht.

Die Studentinnen richten damit ihre Aufmerk-samkeit ebenso stark auch auf die zukünftige private und berufliche Situation, während die männlichen Studenten ihr Interesse mehr auf die momentane Situation legen.

Öffentliches Engagement geht verloren Über die letzte Dekade hinweg fallen an Uni-versitäten und Fachhochschulen einige Ver-änderungen in der Wichtigkeit der Lebensbe-reiche auf.

Das Interesse an Politik und öffentlichem Leben sowie an Kunst und Kultur ist gesun-ken, besonders stark auch am Bereich Natur und Umwelt. Angestiegen ist dagegen neben der Wichtigkeit der Hochschule auch die Bedeutung des Elternhauses.

Das Studium ist weniger als früher eine Zeit der Loslösung vom Elternhaus und der Übernahme von öffentlichem Engagement.

Das mag mit der veränderten Haltung zum Studium zusammenhängen, welches stärker als Ausbildungsphase betrachtet wird.

Wenn kulturelles und politisches Interes-se und Engagement nachlasInteres-sen, ist dies nicht nur nachteilig für die persönliche Entwick-lung, sondern kann langfristig auch für die Gesellschaft problematisch sein. Je enger und kompakter das Studium vorgegeben wird, desto weniger werden offenbar soziale und kulturelle Werte gefördert.

Lebensbereiche haben in den Fächer-gruppen unterschiedliche Bedeutung Zwischen den Fächergruppen finden sich einige Unterschiede in der Wichtigkeit der einzelnen Lebensbereiche, die teilweise zu unterschiedlichen Rangreihen führen.

Der familiäre und der Freizeitbereich nehmen in allen Fächergruppen eine große Bedeutung ein. Am wenigsten wichtig sind diese beiden Bereiche den Studierenden in den Naturwissenschaften.

Der Lebensbereich „Studium und Hoch-schule“ ist den Studierenden der Medizin am wichtigsten. Das hochstrukturierte Studium lässt hier weniger Raum für private Aktivitä-ten. Weniger Bedeutung hat das Studium dagegen in den Sozialwissenschaften an Universitäten (vgl. Tabelle 32).

Der Bereich „Wissenschaft und For-schung“ hat an Universitäten in der Rechts- und in den Wirtschaftswissenschaften einen niedrigen Stellenwert: Nur jeder zehnte Stu-dierende hält sie für sehr wichtig. Damit bestätigt sich die geringe Forschungsorientie-rung bei Studierenden dieser Fächergruppen.

Dagegen legen die Studierenden der Na-turwissenschaften weit mehr Wert auf diesen Bereich: Fast zwei Fünftel halten ihn für sehr wichtig. Die Naturwissenschaften gelten häu-fig als „reine“ Wissenschaftsdisziplinen; ent-sprechend wichtiger wird die Wissenschaft-lichkeit genommen. Zum Teil gilt dies auch für die Ingenieurwissenschaften. Im Ver-gleich zu den anderen Fächergruppen besitzt der Bereich „Wissenschaft und Forschung“

hier ebenfalls einen höheren Stellenwert.

Tabelle 32

Wichtigkeit von Lebensbereichen nach Fächergruppen (WS 2006/07) (Skala von 0 = völlig unwichtig bis 6 = sehr wichtig; Angaben in Prozent für Kategorien: 5-6 = sehr wichtig)

Universitäten Fachhochschulen

Kult. Soz. Rechts- Wirt. Medi- Nat. Ing. Soz. Wirt. Ing.

Lebensbereiche wiss. wiss. wiss. wiss. zin wiss. wiss. wiss. wiss. wiss.

Partner 82 83 80 82 87 79 79 85 82 82

Freunde 83 85 81 82 85 77 82 84 82 76

Eltern 76 73 76 74 80 67 68 74 80 68

Freizeit 70 70 63 67 71 69 71 67 67 68

Studium 64 58 65 61 74 66 64 59 56 58

Wissenschaft 18 19 10 11 19 38 28 11 9 24

Beruf 44 47 50 51 52 41 44 58 58 57

Natur 40 38 27 30 41 46 42 44 33 45

Kultur 51 40 28 18 30 20 21 29 18 23

Politik 31 37 39 30 18 21 24 28 24 26

Technik 10 8 9 24 14 33 53 9 28 54

Religion 17 16 19 13 17 12 9 17 8 13

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Geringe Unterschiede treten zwischen den Fächergruppen in der Wichtigkeit des Lebensbereichs „Beruf und Arbeit“ auf. An den Universitäten hat er in der Medizin mehr Bedeutung als in den Naturwissenschaften.

Der Lebensbereich „Natur und Umwelt“

ist den Studierenden der Rechts- und der Wirt-schaftswissenschaften deutlich unwichtiger als den anderen Studierenden.

An Kunst und Kultur sind die Studieren-den der Kulturwissenschaften am meisten interessiert. Auch für die Studierenden der Sozialwissenschaften hat dieser Bereich eine relativ große Bedeutung, während die Studie-renden der Wirtschaftswissenschaften kaum Interesse daran äußern.

Die Politik ist für die Studierenden der Me-dizin und der Naturwissenschaften von gerin-ger Wichtigkeit. Stärker interessiert zeigen sich die Studierenden der Rechtswissenschaft und der Sozialwissenschaften.

Die Technik hat vorrangig für die Ingeni-eurwissenschaften eine besondere Bedeu-tung, mehr als jeder zweite hält sie für sehr wichtig. Einen vergleichsweise größeren Stel-lenwert messen der Technik auch die Studie-renden der Naturwissenschaften bei. Auf wenig Interesse stößt dieser Lebensbereich in der Rechts- und den Sozialwissenschaften.

Die Religion nimmt nicht in allen Fächer-gruppen den letzten Rangplatz ein. Den Stu-dierenden der Sozialwissenschaften und der Rechtswissenschaft ist sie deutlich wichtiger als die Technik. Auffällig unwichtig ist sie an Universitäten in den Ingenieurwissenschaften und an Fachhochschulen in den Wirtschafts-wissenschaften (vgl. Tabelle 32).

3.2 Studierendenstatus und