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1 PROFIL UND SOZIALE HERKUNFT

1.2 Fachbelegung und Geschlecht

Die Zahl der Studienfächer steigt stetig weiter.

Der Hochschulkompass der Hochschulrek-torenkonferenz (HRK 2007) listet insgesamt 8840 grundständige und 3304 weiterführen-de Studienangebote an 342 Hochschulen in 171 Orten auf (Stand: Juli 2007). Im Vergleich zum WS 2003/04 hat sich damit das Fächeran-gebot innerhalb von drei Jahren um knapp 3000 Studienangebote erhöht; eine für Stu-dierwillige sicher nicht leicht zu durchschau-ende Angebotsvielfalt.

Die einzelnen Fächer weisen unterschied-liche Belegungen auf: Es gibt traditionell stark nachgefragte Fächer (z.B. Jura oder Medizin) und „Orchideenfächer“, für die sich nur weni-ge Studierende entscheiden. Es gibt boomen-de Fächer, mit stark ansteigenboomen-den Studieren-denzahlen in den letzten Jahren (z.B. Informa-tik, BWL), in anderen Fächern geht die Nach-frage zurück, wie in manchen Fächern der Ingenieurwissenschaften.

Kultur- und Naturwissenschaften werden am häufigsten belegt

Die einzelnen Fachrichtungen lassen sich an den Universitäten zu sieben, an den Fach-hochschulen zu drei unterschiedlichen Fä-chergruppen zusammenfassen. Zur größten Fächergruppe summieren sich die Fächer der Geistes- und Kulturwissenschaften. Jeder vierte Befragte an Universitäten studiert ein Fach dieser Studienrichtungen. Am zweithäu-figsten belegen die Studierenden mit 21%

Fächer der Naturwissenschaften. Danach folgen an den Universitäten die Sozial- und

Wirtschaftswissenschaften mit jeweils 13%

sowie die Ingenieurwissenschaften mit 10%.

Etwas weniger Studierende sind es mit 8% in den Fächern der Medizin und mit 7% in der Rechtswissenschaft.

An den Fachhochschulen belegen die Stu-dierenden am häufigsten ein Fach aus den In-genieurwissenschaften: Mehr als jeder Dritte der Befragten hat sich für diese Studienrich-tung entschieden (36%). Nur etwas weniger haben an Fachhochschulen ein Fach der Wirtschaftswissenschaften gewählt (30%).

Seltener haben sich Studierende für die Sozi-alwissenschaften entschieden, jeder zehnte belegt es an Fachhochschulen. Die sonstigen Fächer fallen an Universitäten kaum ins Ge-wicht (2%), während an Fachhochschulen jeder Vierte ein anderes Fach studiert.

Tabelle 6

Verteilung nach Fächergruppen an Universi-täten und Fachhochschulen (WS 2006/07) (Abgaben in Prozent)

Statistisches Studieren-

Universitäten Bundesamt densurvey Kultur-, Sprach- und

Kunstwissenschaften 26 25 Sozialwissenschaften 13 14 Rechtswissenschaft 7 5 Wirtschaftswissenschaften 13 12

Humanmedizin 8 9

Mathematik,

Naturwissenschaften 21 20 Ingenieurwissenschaften 10 12 Fachhochschulen

Sozialwissenschaften 10 17 Wirtschaftswissenschaften 30 25 Ingenieurwissenschaften 36 39 Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, Statistisches

Bundes-amt 2007, eigene Berechnung.

Die Verteilung der Studierenden auf die Fächergruppen im Studierendensurvey ent-spricht an den Universitäten recht genau und an den Fachhochschulen weitgehend den Zählungen des Statistischen Bundesamtes (vgl. Tabelle 6).

Im Studierendensurvey werden jedoch deutlich weniger Studierende an Fachhoch-schulen befragt, ihr Anteil beträgt 18%, womit sie etwas unterrepräsentiert sind, da nach dem Statistischen Bundesamt etwa jeder vier-te Studierende an einer Fachhochschule eingeschrieben ist.

Mehr Frauen als Männer im Studium In den letzten 50 Jahren hat die Studienbetei-ligung der Frauen kontinuierlich zugenom-men: 1960 betrug ihr Anteil ein Viertel, 1980 zwei Fünftel, in den 90er Jahren stieg er auf die Hälfte an; aktuell liegt er laut Statisti-schem Bundesamt bei 48%.

Diese Entwicklung ist im Studierenden-survey ebenfalls zu beobachten. Noch 1982 waren an den Universitäten 35% der befragten Studierenden weiblich, im WS 2006/07 sind es 58%. An den Fachhochschulen verdoppelte sich ihr Anteil von einem Viertel auf derzeit die Hälfte aller befragten Studierenden.

BWL wird am häufigsten gewählt Einige Studienfächer werden von Männern und Frauen gleichermaßen häufig gewählt, wie BWL, Jura, Medizin oder Wirtschaftswis-senschaften. Manche Fächer werden häufiger von Männern frequentiert und bei anderen überwiegen die Frauen. Ein Blick auf die zehn am stärksten besetzten Fächer (Statistisches

Bundesamt 2006) stellt bereits einige Unter-schiede heraus:

• bei den Studenten:

BWL, Maschinenbau, Informatik, Elektro-technik, Jura, Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsingenieurwesen, Medizin, Phy-sik, Bauingenieurwesen;

• bei den Studentinnen:

BWL, Germanistik, Medizin, Jura, Erzie-hungswissenschaft, Anglistik, Wirt-schaftswissenschaften, Biologie, Psycholo-gie, Mathematik.

Unter den am häufigsten gewählten Fächern finden sich nur bei den Männern die Ingeni-eurwissenschaften, nicht bei den Frauen, ein konstanter Befund. Neu ist bei den Studentin-nen jedoch die Nennung der Mathematik als eines der meist gewählten Fächer, ein früher eher untypisches Fach für Frauen. Laut Statis-tischem Bundesamt liegt der Frauenanteil hier mittlerweile bei 47%.

Ganz ähnliche Unterschiede stellt auch der Studierendensurvey heraus. Frauen bevor-zugen insbesondere Fächer der Sozialwissen-schaften an den Universitäten (74%) und noch stärker an den Fachhochschulen (83%). Ebenso stellen die Studentinnen die Mehrheit in den Kulturwissenschaften (72%), in der Medizin (71%) und mittlerweile auch in der Rechtswis-senschaft (61%).

Etwa vergleichbar sind die Anteile von Männern und Frauen in den Naturwissen-schaften und in den Wirtschaftswissenschaf-ten an UniversitäWirtschaftswissenschaf-ten und Fachhochschulen.

Unterrepräsentiert bleiben die Studentinnen mit etwas über einem Viertel jedoch in den Ingenieurwissenschaften (vgl. Tabelle 7).

Tabelle 7

Anteil Studentinnen an Universitäten und Fachhochschulen nach Fächergruppen (1983 - 2007) (Angaben in Prozent)

Früheres Bundesgebiet Deutschland

Universitäten 1983 1985 1987 1990 1993 1995 1998 2001 2004 2007 Kulturwissenschaften 57 57 59 64 65 60 68 71 74 72 Sozialwissenschaften 60 59 58 63 69 64 73 74 73 74 Rechtswissenschaft 34 39 38 39 40 47 48 54 59 61 Wirtschaftswissensch. 24 24 27 29 31 33 34 39 41 46

Medizin 35 38 40 45 46 52 54 63 63 71

Naturwissenschaften 29 29 30 31 34 33 37 43 48 46 Ingenieurwissensch. 9 10 11 14 15 15 25 28 30 28

Sonstige 27 41 33 38 35 45 42 61 62 59

Fachhochschulen

Sozialwissenschaften 60 66 71 75 70 72 72 81 84 83 Wirtschaftswissensch. 34 29 32 37 36 36 46 54 54 54 Ingenieurwissensch. 12 14 13 13 15 17 26 27 30 27

Sonstige 22 45 44 49 50 59 59 54 55 57

Studierende

insgesamt 35 34 34 37 38 40 48 53 57 56

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Größte Zunahme an Studentinnen in Fächern der Medizin

Alle Fächergruppen verzeichnen in den letz-ten zwanzig Jahren eine Zunahme studieren-der Frauen, allerdings in unterschiedlichem Umfang (vgl. Tabelle 7).

In Bezug auf den Anstieg des Frauenan-teils insgesamt lassen sich drei Gruppen un-terscheiden:

• In den Kultur-, Sozial- und Naturwissen-schaften sowie in den Ingenieurwissen-schaften an Fachhochschulen ist die Zu-nahme langsamer vorangeschritten; seit den 80er Jahren um 14-17 Prozentpunkte.

• In den Wirtschafts- und Ingenieurwissen-schaften an Universitäten sowie den Wirt-schafts- und Sozialwissenschaften an

Fachhochschulen ist die Zunahme ver-gleichbar zum Gesamttrend; der Anstieg liegt zwischen 19 und 23 Prozentpunkten.

• In der Rechtswissenschaft und noch deut-licher in der Medizin ist eine erhöhte Zu-nahme zu verzeichnen: In Jura erreicht der Anstieg des Frauenanteils 27 Prozentpunk-te und in der Medizin sind es seit den 80er Jahren sogar 36 Prozentpunkte.

Im Vergleich zur vorangegangenen Erhebung im WS 2003/04 fällt auf, dass der Frauenanteil in den Kultur-, den Natur- und den Ingenieur-wissenschaften leicht zurückgegangen ist. In der Rechtswissenschaft, in den Wirtschafts-wissenschaften und vor allem in der Medizin hat der Frauenanteil jedoch weiter zugenom-men.

Für die Zu- oder Abnahme des Frauenan-teils sind je nach Fachrichtung unterschiedli-che Gründe verantwortlich. In den Natur- und Ingenieurwissenschaften hat die Zahl der männlichen Studierenden wieder zugenom-men, was zur Veränderung der Geschlechter-relation führte. Für Fächer der Medizin ist da-gegen ein tatsächlicher Anstieg der Zahl stu-dierender Frauen zu beobachten, weniger in der Humanmedizin, etwas mehr in anderen Fächern (z.B. Gesundheitswissenschaften).

„Frauen-“ und „männerdominierte Fächer“

Ein besonderes Gewicht haben die Diskussio-nen um „männer“- bzw. „frauendominierte Fächer“ (mit weniger als 30% Studentinnen bzw. Studenten).

Die Belegung solcher Fächer durch junge Frauen und Männer erfolgt oftmals in traditi-onellen Bahnen. Daher sind einige Fächer

„männerdominiert“ geblieben, wie manche Fächer in den Ingenieur- und Naturwissen-schaften. Andere Fächer sind in den letzten Jahren „frauendominiert“ geworden, neben Psychologie, Sprachen und Erziehungswis-senschaft auch Veterinärmedizin und Phar-mazie (vgl. Schreyer u.a. 2002).

„Männerdominierte“ Fächer sind seltener anzutreffen als „frauendominierte“ Fächer.

Sie konzentrieren sich neben der Physik und Informatik fast ausschließlich auf Fächer der Ingenieurwissenschaften (vgl. Tabelle 8).

Die „frauendominierten“ Fächer werden überwiegend an Universitäten angeboten.

Die „männerdominierten“ Fächer sind durchweg sowohl an Universitäten als auch an Fachhochschulen vertreten. In einigen

Fächern , wie Elektrotechnik oder Bauingeni-eurwesen, ist die „Männerdominanz“ an den Fachhochschulen noch stärker ausgeprägt als an den Universitäten.

Tabelle 8

Männer- und frauendominierte Fächer (Anteil in Prozent im WS 2006/07)

Männerdominierte Fächer - Elektrotechnik (Uni 92%, FH 95%) - Verkehrstechnik (Uni 90%, FH 92%) - Maschinenbau (Uni 86%, FH 82%) - Informatik (Uni 88%, FH 87%) - Physik (Uni 83%)

- Wirtschaftsingenieurwesen (Uni 83%, FH 81%) - Bauingenieurwesen (Uni 71%, FH 81%) Frauendominierte Fächer

- Veterinärmedizin (Uni 86%) - Kunstwissenschaft (Uni 82%) - Romanistik (Uni 83%) - Anglistik (Uni 71%) - Psychologie (Uni 77%)

- Erziehungswissenschaften (Uni 77%, FH 77%) - Sozialwesen/Sozialarbeit (Uni 76%, FH 76%) - Germanistik (Uni 76%)

- Pharmazie (Uni 75%) - Ethnologie (Uni 72%)

Quelle: Statistisches Bundesamt (Hg.): Studierende an Hoch-schulen, Fachserie 11, Reihe 4.1, Wiesbaden 2007.

Im Studierendensurvey ist der Frauenan-teil aufgrund der höheren BeFrauenan-teiligungsbereit- Beteiligungsbereit-schaft von Studentinnen in den einzelnen Fächern an der Befragung gegenüber der amtlichen Statistik etwas erhöht. Diese leichte Überrepräsentation beeinflusst jedoch nicht die Vergleiche zwischen den Fächern, womit auch die Rangfolge der Fächer, bezogen auf den Frauenanteil, gewahrt bleibt.

1.3 Soziale Herkunft der