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4 STUDIENORDNUNG UND ANFORDERUNGEN

4.4 Schwierigkeiten und Belastungen

Das Studium stellt mit seinen unterschiedli-chen Vorgaben und Anforderungen manche Studierende vor ernsthafte Probleme, die sich mitunter zu Belastungen ausweiten können.

Schwierigkeiten und Belastungen können sich nachteilig auf den Studienfortgang, die Effizienz und den Studienerfolg auswirken.

Daher sind die Angaben der Studierenden über ihre Schwierigkeiten und Belastungen im Studium ernst zu nehmen.

Prüfungen bereiten den Studierenden am häufigsten Schwierigkeiten

Mit leistungsbezogenen Aspekten haben die Studierenden am häufigsten größere Schwie-rigkeiten in ihrem Studium; an den Universi-täten noch etwas mehr als an den Fachhoch-schulen. Jeder zweite Studierende bestätigt, dass es ihm einige oder große Schwierigkeiten bereitet, Prüfungen effizient vorzubereiten.

Etwas weniger Probleme haben die Stu-dierenden mit den Leistungsanforderungen im Fachstudium: Zwei Fünftel räumen größe-re Schwierigkeiten ein.

Vorausplanung ist für jeden Zweiten ein größeres Problem

Die Studienplanung ist für viele Studierende problematisch. Das betrifft Studierende an Universitäten häufiger als an Fachhochschu-len (vgl. Abbildung 17).

Die eigene Orientierung in der Vielfalt der Fachinhalte zu gewinnen, ist für Studierende an Universitäten ebenfalls mit mehr

Schwie-rigkeiten verbunden als an Fachhochschulen.

Die bessere Strukturierung in den Studien-gängen der Fachhochschulen erleichtert offensichtlich die Studienplanung.

Jeder Dritte hat mit Studienanforderungen Schwierigkeiten

Zu den Anforderungen im Fachstudium zäh-len schriftliche Ausarbeitungen von Referaten

Abbildung 17

Schwierigkeiten im Studium (WS 2006/07) (Angaben in Prozent für Kategorien: „einige“ und „große“)

10 30

Kommunikative und soziale Aspekte

KalliGRAPHIK

In der Vielfalt der Inhalte eine Orientierung gewinnen

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

und Hausarbeiten, Reglementierungen im Studienfach und Lehrveranstaltungen in englischer Sprache. Bis zu einem Drittel der Studierenden hat damit größere Schwierig-keiten (vgl. Abbildung 17).

Mit den schriftlichen Arbeiten und den Reglementierungen haben die Studierenden an Universitäten etwas mehr Schwierigkeiten.

Lehrveranstaltungen in englischer Sprache stellen dagegen die Studierenden an Fach-hochschulen etwas häufiger vor Probleme.

Diskussionen bereiten Studierenden an Universitäten mehr Probleme

Bei den kommunikativen und sozialen Aspek-ten hebt sich die Diskussionsbeteiligung deutlich von den anderen Aspekten ab. Vor allem an Universitäten stellt sie die Studie-renden auffällig häufiger vor Probleme: 40%

haben mit Diskussionen einige bis große Schwierigkeiten, aber nur 30% an den Fach-hochschulen (vgl. Abbildung 17).

Jeder Vierte äußert Schwierigkeiten im Umgang mit Lehrenden

Zwei Aspekte bereiten jeweils einem Viertel der Studierenden an Universitäten Schwierig-keiten: das Fehlen von festen studentischen Lern- und Arbeitsgruppen sowie der Umgang mit Lehrenden. An Fachhochschulen sind weniger Studierende davon betroffen, jeder Fünfte berichtet von diesen Problemen.

Studierende haben an Universitäten häu-figer Schwierigkeiten mit Kontakten (21%) als an Fachhochschulen (15%). Weniger Probleme verursacht die Konkurrenz untereinander (15% bzw. 13%).

Studentinnen haben mehr Probleme mit Diskussionen

Studentinnen berichten in zwei Bereichen an beiden Hochschularten häufiger von größe-ren Schwierigkeiten als Studenten:

• Diskussionen bereiten an Universitäten 46% der Studentinnen und 31% der Studen-ten Probleme; an Fachhochschulen sind es 39% bzw. 22%.

• Orientierungsprobleme im Fachstudium haben an Universitäten 47% der Studentin-nen und 39% der Studenten, an Fachhoch-schulen sind es 38% bzw. 29%.

Schwierigkeiten haben abgenommen Seit den 80er Jahren lässt sich positiv beobach-ten, dass die meisten Aspekte weniger Studie-renden Probleme bereiten. An Universitäten haben die Schwierigkeiten nachgelassen bei:

• Prüfungen, von 63% auf 52%,

• Leistungsanforderungen, von 51% auf 44%,

• Orientierungen, von 57% auf 43%,

• Diskussionen, von 47% auf 40%,

• Umgang mit Lehrenden, von 43% auf 24%,

• Kontakte finden, von 32% auf 21%,

• Konkurrenz, von 24% auf 15%.

An den Fachhochschulen ist ein ähnlicher Rückgang in den meisten Bereichen festzu-stellen. Die Studierenden haben seltener Schwierigkeiten bei:

• Prüfungen, von 65% auf 48%,

• Leistungsanforderungen, von 60% auf 39%,

• Orientierungen, von 47% auf 33%,

• Reglementierungen, von 34% auf 26%,

• Umgang mit Lehrenden, von 34% auf 18%,

• Kontakte finden, von 22 auf 15%,

• Konkurrenz, von 22% auf 12%.

Die nachlassenden Schwierigkeiten verweisen auf eine Verbesserung der Studien- und Lehr-situation. Da sie strukturelle und tutoriale Be-dingungen betreffen, können sie als Indikato-ren für eine günstigere Evaluation dienen.

Sozialwissenschaften: wenig Leistungs-, aber viel Orientierungsprobleme Zwischen den Fächergruppen fallen einige Differenzen bei den Schwierigkeiten im Stu-dium auf. Nur die Prüfungsvorbereitungen bereiten allen Studierenden ähnliche Prob-leme; offenbar sind Schwierigkeiten mit Prüfungen nur teilweise fachspezifisch, son-dern vielmehr Ausdruck einer grundsätzli-chen Bewährungssituation (vgl. Tabelle 62).

Die Leistungsanforderungen stellen für die Studierenden in den Kultur- und

Sozial-wissenschaften weit weniger Probleme dar als in anderen Fächergruppen. Es treten Un-terschiede von über 20 Prozentpunkten auf, an Universitäten wie an Fachhochschulen.

Auffällig selten treten Orientierungspro-bleme im Fach Medizin auf. Vor allem die Vorausplanung des Studiums bereitet den Studierenden weniger Schwierigkeiten, nur jeder Dritte berichtet davon. Mit den studien-bezogenen Anforderungen haben sie eben-falls weniger Probleme.

Die Studienanforderungen stellen die Studierenden der Sozialwissenschaften ver-gleichsweise häufig vor Schwierigkeiten: Zwei Fünftel bereiten die schriftlichen Arbeiten größere Sorgen. Lehrveranstaltungen in englischer Sprache sind an Universitäten für 35%, an Fachhochschulen für 45% ein Problem.

Tabelle 62

Schwierigkeiten im Studium nach Fächergruppen (WS 2006/07) (Angaben in Prozent für Kategorien „einige“ und „große“)

Universitäten Fachhochschulen größere Kult. Soz. Rechts- Wirt. Medi- Nat. Ing. Soz. Wirt. Ing.

Schwierigkeiten wiss. wiss. wiss. wiss. zin wiss. wiss. wiss. wiss. wiss.

Prüfungen 48 52 57 54 49 54 55 45 52 49

Leistungsanforderungen 33 30 55 50 50 51 54 28 37 50 Vorausplanung 57 55 41 47 32 48 49 44 44 45 Orientierung 45 48 44 44 38 41 40 35 35 31 schriftliche Arbeiten 37 40 37 35 17 31 32 39 34 26 Reglementierungen 33 32 29 31 27 26 27 18 28 30 englische Lehrveranst. 24 35 26 30 20 24 27 45 26 32 Diskussionen 39 44 50 42 28 40 37 36 34 27 Fehlen von AGs 28 29 35 27 15 24 24 20 20 23 Umgang mit Lehrenden 23 28 38 27 24 21 21 19 19 19 Kontakte zu Komm. 25 26 27 20 12 19 19 14 16 14

Konkurrenz 13 11 33 16 27 12 12 9 14 14

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Kommunikative und soziale Probleme in der Rechtswissenschaft

Eine Beteiligung an Diskussionen bereitet je-dem zweiten Studierenden in der Rechtswis-senschaft ernsthafte Schwierigkeiten. Ebenso ist das Fehlen von studentischen Arbeitsgrup-pen und der Kontakt zu Kommilitonen öfters problematisch als in anderen Fächergruppen.

Auffällig häufig sind in der Rechtswissen-schaft größere Schwierigkeiten mit Lehren-den und mit der Konkurrenz unter Studieren-den (vgl. Tabelle 62).

Prüfungs- und Leistungsanforderungen führen am meisten zu Belastungen Zu Belastungen werden am häufigsten die Leistungsanforderungen und die bevorste-henden Prüfungen. Drei Viertel der Studie-renden berichten von zumindest teilweiser Belastung durch Prüfungen, jeder Dritte fühlt sich davon stark betroffen.

Die Leistungsanforderungen sind für mehr als zwei Drittel der Studierenden eine Belastung; jeder vierte ist stark betroffen. An Universitäten machen sich beide Aspekte stärker bemerkbar als an Fachhochschulen (vgl. Abbildung 18).

Materielle Sorgen für viele belastend Die materielle Situation bedeutet für zwei Drittel der Studierenden eine größere Belas-tung. Häufig ist auch die erwartete finanzielle Situation nach dem Studium für die Studie-renden bereits jetzt belastend. Und viele sorgen sich wegen der unsicheren Berufsaus-sichten: Mehr als die Hälfte der Studierenden fühlt sich dadurch belastet.

Abbildung 18

Belastungen im Studium (WS 2006/07) (Skala von 0 = überhaupt nicht belastend bis 6 = sehr belastend;

Angaben in Prozent für Kategorien: 3-4 = teilweise, 5-6 = stark)

stark teilweise

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulfor-schung, Universität Konstanz.

Orientierungsprobleme sind an Universitäten häufiger

Orientierungsprobleme belasten jeden zwei-ten Studierenden an Universitäzwei-ten; weniger sind es an den Fachhochschulen. Aber nur für einen kleineren Teil von ihnen stellen sie eine starke Belastung dar (13%).

Überfüllung und Anonymität ist häufiger ein Problem der Universitäten. Zwei Fünftel der Studierenden fühlen sich dadurch be-lastet. Die Fachhochschulen haben damit weit weniger Probleme. Dennoch fühlt sich auch hier jeweils ein Viertel durch Überfüllung und Anonymität belastet (vgl. Abbildung 18).

Verschiedene Trends bei den Belastungen Bei den Belastungen der Studierenden lassen sich verschiedene Entwicklungsverläufe unterscheiden, die an Universitäten und Fachhochschulen ganz ähnlich verlaufen.

Erstens ist eine bemerkenswerte Verrin-gerung bei den Belastungen durch die Ano-nymität an den Hochschulen und die Überfül-lung zu konstatieren, und zwar in kontinuier-licher Weise seit Mitte der 90er Jahre.

Zweitens haben seit den 80er Jahren die Belastungen durch Prüfungen in starkem Maße abgenommen, an den Fachhochschulen auch die Belastungen durch die Leistungsan-forderungen.

Drittens ist die aktuelle und zukünftige fi-nanzielle Lage zu einer erheblichen Belastung für die Studierenden geworden, an Universi-täten mehr als an Fachhochschulen.

Schließlich sind einige Belastungen im Zeitverlauf nahezu unverändert geblieben, wie die Orientierungsprobleme im Studium.

Bachelorstudierende mit weniger Prüfungsangst

Die Studierenden in Bachelorstudiengängen äußern hinsichtlich der Prüfungen keines-wegs mehr Belastungen als Studierende ande-rer Abschlussarten. Das Ausmaß entspricht dem bei Studierenden mit Diplomabschluss;

Bachelorstudierende sind aber weniger prü-fungsängstlich als Studierende mit Magister-abschluss oder Staatsexamen. Außerdem sind Bachelorstudierende vor Prüfungen nicht aufgeregter als ihre Kommilitonen mit ande-ren Abschlüssen, an Universitäten sogar deut-lich weniger (14% zu 20%).

Leistungsanforderungen führen in Medizin und Jura häufiger zu Belastungen Bevorstehende Prüfungen führen in allen Fächergruppen zu ähnlich großer Belastung, am häufigsten in der Medizin.

Die Leistungsanforderungen sind ver-gleichsweise wenig belastend für Studierende in den Kultur- und Sozialwissenschaften, nahezu drei mal so häufig jedoch in der Rechtswissenschaft und der Medizin (39%).

Materielle Belastungen häufiger in den Sozial- und Kulturwissenschaften Die finanzielle Situation führt häufig in den Kultur- und Sozialwissenschaften zur Belas-tung. Jeder Dritte an Universitäten und zwei Fünftel an Fachhochschulen erleben sie als belastend. Ebenso bereitet ihnen die Zukunft mehr Sorgen, sowohl die zukünftige Finanz-lage als auch die Berufsaussichten. Ähnliche Belastungen treten in den Ingenieurwissen-schaften an Fachhochschulen auf (38%).

Orientierungsprobleme sowie Überfül-lung und Anonymität führen in den Kultur- und Sozialwissenschaften ebenfalls häufiger zu Belastungen. Ähnlich hoch sind sie auch in der Rechtswissenschaft und in den Wirt-schaftswissenschaften (vgl. Tabelle 63).

Für Studentinnen sind die Berufsaussichten häufiger belastend

In vielen Bereichen berichten Studentinnen häufiger als Studenten von starken Belastun-gen, etwa bei der Einschätzung von Prüfun-gen (40% zu 31%). Für Studentinnen ist außer-dem öfters die Studienzeit durch zukünftige Aspekte belastet, insbesondere betrifft dies die Berufsaussichten (26% zu 14%).

Anonymität und Anomie

Seit den 80er Jahren sind manche Belastun-gen für die Studierenden geringer geworden, besonders bei Anonymität und Überfüllung

(jeweils um 9-10%). Die materiellen Belastun-gen haben aber zuBelastun-genommen, besonders die finanzielle Lage (um 12%). Die beiden Zu-kunfts-Aspekte beunruhigen die Studieren-den ebenfalls deutlich mehr als früher.

Das größte Problem der deutschen Hoch-schulen ist nicht mehr die Anonymität, wie noch in den 60er Jahren, sondern die Anomie unter den Studierenden. Sie kennzeichnet Lebensverhältnisse, in denen eine größere Diskrepanz zwischen erstrebten Zielen und ih-rer Erreichbarkeit besteht, nicht zuletzt auf-grund gesellschaftlicher Hindernisse oder fehlender Mittel. Es entsteht zunehmend der Eindruck, den gewünschten Lebensweg nicht mehr individuell gestalten und durch eigene Leistung steuern zu können (vgl. Merton 1957). Auslöser sind dabei aber weniger Be-dingungen an der Hochschule, sondern Ge-gebenheiten auf dem Arbeitsmarkt und ge-sellschaftliche Entwicklungen.

Tabelle 63

Belastungen im Studium nach Fächergruppen (WS 2006/07)

(Skala von 0 = überhaupt nicht belastet bis 6 = stark belastet; Angaben in Prozent für Kategorien: 5-6 = stark belastend)

Universitäten Fachhochschulen starke Kult. Soz. Rechts- Wirt. Medi- Nat. Ing. Soz. Wirt. Ing.

Belastungen wiss. wiss. wiss. wiss. zin wiss. wiss. wiss. wiss. wiss.

Prüfungen 33 37 38 38 43 37 36 34 31 37

Leistungsanforderungen 15 13 39 29 39 31 30 15 18 31 Finanzielle Lage 36 35 24 23 23 25 26 40 32 38 Finanzielle Lage später 34 31 23 16 12 19 19 34 21 27 Berufsaussichten 32 27 26 17 7 14 13 33 21 19 Orientierung 17 17 14 12 6 11 9 7 9 9

Anonymität 18 17 16 15 8 8 9 5 7 4

Studierendenzahlen 23 20 15 18 10 7 10 12 11 5 Persönl. Probleme 21 20 18 17 15 17 13 17 17 15 Fehlender Partner 12 12 15 15 12 14 17 13 12 14 Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.