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8 STUDIENQUALITÄT UND STUDIENERTRÄGE

8.2 Forschungs- und Praxisbezug im Studium

Traditionell unterscheiden sich die Universi-täten und die Fachhochschulen in der Intensi-tät ihrer Forschungs- und Praxisbezüge. Die Fachhochschulen mit anwendungs- und praxisnaher Ausbildung sollen eine deutlich stärkere Berufsbezogenheit aufweisen. Die Universitäten sollen demgegenüber eine größere Forschungsnähe bieten.

Steigende Forschungsbezüge Seit Ende der 80er Jahre haben die For-schungsbezüge in Umfang und Intensität zugenommen. An Universitäten erfolgte der Anstieg langsamer, aber von einem höheren Niveau aus, an Fachhochschulen stärker, aber von einer niedrigeren Ausgangslage her.

Im WS 2006/07 berichten 69% der Studie-renden an Universitäten von stärkeren For-schungsbezügen in ihrem Fach, besonders stark sind sie für 22% von ihnen. Ende der 80er Jahre bescheinigten solche stärkeren For-schungsbezüge 57% der Studierenden, Anfang der 90er Jahre waren es nur 52%. Die Universi-täten haben demnach ihre traditionelle Auf-gabe ausbauen können (vgl. Tabelle 119).

Tabelle 119

Praxis- und Forschungsbezug im Studium an Universitäten und Fachhochschulen (1983 - 2007) (Skala von 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr stark; Angaben in Prozent für Kategorien: 3 = mittel, 4 = eher stark, 5-6 = sehr stark)

Früheres Bundesgebiet Deutschland

Forschungsbezug 1983 1985 1987 1990 1993 1995 1998 2001 2004 2007 Universitäten

mittel - - 23 21 22 25 25 25 25 25

eher stark - - 17 16 16 17 17 19 21 22 sehr stark - - 17 15 16 15 16 19 19 22

Zusammen - - 57 52 54 57 58 63 65 69

Fachhochschulen

mittel - - 20 19 18 22 19 23 28 26

eher stark - - 8 9 10 11 10 13 15 18

sehr stark - - 5 4 4 5 6 6 10 13

Zusammen - - 33 32 31 38 35 42 53 57

Praxisbezug Universitäten

mittel 15 15 14 14 16 17 16 17 20 21

eher stark 8 8 9 8 11 10 9 12 14 16

sehr stark 7 6 7 6 8 7 7 9 11 13

Zusammen 30 29 30 28 35 34 32 38 45 50

Fachhochschulen

mittel 15 18 20 17 19 20 18 18 19 16

eher stark 21 19 19 19 20 23 22 23 21 23 sehr stark 38 30 30 32 29 30 34 38 40 43

Zusammen 74 67 69 68 68 73 74 79 80 82

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

An Fachhochschulen wird Forschung seit Mitte der 90er Jahre stetig stärker in die Lehre einbezogen. Die Studierenden berichten 2007 zu 57% von stärkeren Forschungsbezügen, ein Anstieg um 19 Prozentpunkte; jedoch erfah-ren sehr starke Forschungsbezüge nur 13%. Die Fachhochschulen sind auf dem Weg, die for-schungsorientierte Lehre erfolgreich in ihre Ausbildung zu integrieren, auch im Rahmen ihrer stärkeren Anwendungsbezüge.

Ansteigender Praxisbezug an Universitäten Sehr häufig wird eine gute Berufsvorberei-tung und ein enger Praxisbezug im Studium gefordert. An Universitäten erfährt ihn jeder

zweite Studierende im Fachstudium, aber nur 13% sehr häufig (vgl. Tabelle 119).

Seit 1993 hat der Praxisbezug deutlich zu-genommen. Damals berichtete nur jeder dritte Studierende davon. Seither ist dieser Anteil um 15 Prozentpunkte angestiegen. Die Ausrichtung des Studiums an der Praxis ist damit an Universitäten geringer als an der Forschung, jedoch nimmt sie einen stetig größer werdenden Teil in der Ausbildung ein.

An den Fachhochschulen ist der Praxisbe-zug erwartungsgemäß viel häufiger ein Merk-mal des Studiums: 82% der Studierenden se-hen ihn verwirklicht, darunter 43% sogar in sehr starkem Maße.

Seit Anfang der 90er Jahre hat der Praxis-bezug an Fachhochschulen zugenommen, ob-wohl er schon damals auf einem recht hohen Niveau lag. Gut zwei Drittel der Studierenden erlebten dessen Einbindung in das Studium.

Seither hat sich der Anteil um 14 Prozentpunk-te weiProzentpunk-ter erhöht (vgl. Tabelle 119).

Große Unterschiede in den Fächergruppen Trotz Angleichung von Forschungs- und Praxisbezügen in der Ausbildung beider Hochschularten bleiben große Differenzen zwischen den Fächergruppen bestehen.

Insgesamt sind aber in allen Fächergrup-pen an Universitäten die Forschungsbezüge charakteristischer als die Praxisbezüge, an Fachhochschulen ist es umgekehrt geblieben.

Wenig Forschungs- und Praxisbezüge in der Rechtswissenschaft

Am schwächsten sind die Bezüge zu For-schung wie Praxis in der Rechtswissenschaft.

Die Hälfte der Studierenden erlebt For-schungs-, ein Drittel Praxisbezüge. In allen anderen Fächergruppen ist die Ausbildung deutlich stärker mit beiden Bezügen durch-drungen.

Zwar erleben die Studierenden in den Kul-tur- und Sozialwissenschaften etwas mehr Praxisbezüge als in der Rechtswissenschaft, doch sind diese im Vergleich zu anderen Fächergruppen ebenfalls geringer.

In den Wirtschaftswissenschaften ist der Forschungsbezug in gleichem Maße wie in den Kulturwissenschaften vorhanden, jedoch berichten die Studierenden von mehr Praxis-bezügen (vgl. Abbildung 37).

Abbildung 37

Forschungs- und Praxisbezüge in den Fächergruppen (WS 2006/07)

(Skala von 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr stark; Angaben in Prozent für Kategorien: 3-6 = charakteristisch und davon 5-6 = sehr charakteristisch)

3

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulfor-schung, Universität Konstanz.

Beste Bezüge zu Forschung und Praxis im Medizinstudium

Die insgesamt stärksten Bezüge erfahren an Universitäten die Studierenden in der Medi-zin: 85% charakterisieren ihr Studienfach durch Forschungsbezüge und 70% erleben Praxisbezüge. Damit übertreffen sie alle ande-ren Fächergruppen an Universitäten deutlich.

Ebenfalls recht häufig sind Forschungsbe-züge in den Naturwissenschaften (80%), etwas seltener in den Ingenieurwissenschaften (74%)

anzutreffen. Studierende beider Fächergrup-pen erfahren gleichzeitig engen Praxisbezug in ihrer Ausbildung.

Fachhochschulen: Beste Bezüge zu Praxis und Forschung in den Sozialwissenschaften An den Fachhochschulen weisen die Sozial-wissenschaften am häufigsten Bezüge zur For-schung und zur Praxis auf. 69% kennzeichnen ihr Fach durch Forschungsbezüge und 88%

durch eine gute Berufsvorbereitung.

Geringer ist der Bezug zu Praxis und For-schung in den Wirtschafts- und Ingenieurwis-senschaften. In beiden Fächergruppen berich-ten jeweils über die Hälfte von regelmäßigen Forschungsbezügen und etwa vier Fünftel von engen Praxisbezügen. Damit erfahren alle Fä-chergruppen an Fachhochschulen mehr For-schungsbezüge als die Studierenden in der Rechtswissenschaft (vgl. Abbildung 37).

In den Sozialwissenschaften haben die Fachhochschulen im Forschungsbezug - eine traditionelle Domäne der Universitäten - gleichgezogen, während die Universitäten mit der praxisnahen Ausbildung noch erkenn-bar zurückliegen.

Angleichungen der Hochschularten Die Zunahme der Forschungs- und Praxisbe-züge an Universitäten und Fachhochschulen kann einerseits als erfolgreicher Ausbau der traditionellen Aufgaben der Hochschulen gewertet werden, der andererseits aber in einer zunehmenden Angleichung der Ausbil-dungsziele mündet. Diese gegenseitige An-näherung erfährt mit dem Bachelorstudium eine neue Dimension und eine Veränderung

der traditionellen Zielsetzungen. Denn der Bachelor soll an beiden Hochschularten eine kurze und berufsbefähigende Ausbildung beinhalten, während die tiefere Forschungs-orientierung erst im Masterstudium erfolgt.

Im Bachelorstudium erleben die Studie-renden die nahezu gleichen Praxisbezüge wie im Diplomstudium, freilich an Fachhochschu-len weiterhin viel stärker (84% bzw. 86%) als an Universitäten (57% bzw. 58%). Die Forschungs-bezüge unterscheiden sich allerdings: Im Bachelorstudium sind die Bezüge an Universi-täten (65%) und Fachhochschulen (64%) gleich stark ausgeprägt. In den Diplomstudiengän-gen erfahren die Studierenden an Universitä-ten aber häufiger Bezüge zur Forschung (71%) als an Fachhochschulen (59%). Daraus resul-tiert, dass die Bachelorstudierenden an Uni-versitäten weniger Forschung erleben als die Diplomstudierenden, während an Fachhoch-schulen diese Differenz geringer ist.

Praxisbeispiele und Forschungsfragen in Lehrveranstaltungen

Die allgemeine Einschätzung der Studieren-den zu Studieren-den Forschungs- und Praxisbezügen kann für die Lehre konkretisiert werden, indem die Situation in den Lehrveranstaltun-gen untersucht wird.

Drei Fünftel der Studierenden berichten an Universitäten und Fachhochschulen, dass ihre Lehrenden öfters Fragen der laufenden Forschung aufgreifen, für ein Fünftel kommt dies sogar sehr regelmäßig vor.

Häufiger erhalten die Studierenden in ih-ren Veranstaltungen Hinweise auf Zusam-menhänge zur Praxis: An Universitäten

be-richten 69%, an Fachhochschulen 87% davon.

Noch etwas häufiger geben die Lehrenden in ihren Veranstaltungen Beispiele und Konkre-tisierungen aus der Praxis: 78% an Universitä-ten und 88% an den Fachhochschulen. Beiden Arten von Praxisbezügen werden in den Ver-anstaltungen an Fachhochschulen zudem regelmäßiger eingebracht: Mehr als die Hälfte der Studierenden erlebt sie in den meisten Veranstaltungen, an Universitäten ein Drittel (vgl. Abbildung 38).

Während an Fachhochschulen beide Pra-xisbezüge in gleichem Umfang vorkommen, sind an den Universitäten die Praxisbeispiele üblicher als die Hinweise auf Praxiszusam-menhänge.

Mehr Forschungsfragen und Praxis-grundlagen in Lehrveranstaltungen Gegenüber Mitte der 90er Jahre achten die Lehrenden im WS 2006/07 mehr darauf, in ihren Veranstaltungen Bezüge zu Forschung und Praxis herzustellen. An Universitäten erleben die Studierenden um 10 Prozentpunk-te häufiger Hinweise auf die Forschung und um 14 Prozentpunkte häufiger Zusammen-hänge zur Praxis. An Fachhochschulen haben die Anteile seit 1993 für Forschungsthemen um 19, für Praxisbezüge um 13 Prozentpunkte zugelegt (vgl. Abbildung 38).

Insgesamt erhalten die Studierenden in den Lehrveranstaltungen mehr Praxis- als Forschungshinweise, auch an Universitäten, die gleichzeitig in ihrer Grundausrichtung stärker forschungs- als praxisorientiert blei-ben. Dies ist nicht als Widerspruch anzuse-hen, da die allgemeine Ausrichtung eines

Studienganges und die didaktischen Aufbe-reitungen in Lehrveranstaltungen unter-schiedliche Ebenen darstellen.

Abbildung 38

Forschungs- und Praxisbezüge in den Veranstaltungen (1993 - 2007)

(Skala von 0 = nie bis 6 = sehr häufig; Angaben in Prozent für Kategorien: 3-4 = manchmal und 5-6 = häufig. Und für Katego-rien: manche = manchmal, die meisten/alle = häufig)

Forschungsfragen

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulfor-schung, Universität Konstanz.

Wenig Forschungseinbindung in den Wirtschaftswissenschaften

An den Universitäten sprechen die Lehrenden in der Medizin, den Natur- und Sozialwissen-schaften häufiger über Fragen der laufenden Forschung. Seltener werden solche Themen in den Wirtschaftswissenschaften eingebracht, obwohl die Studierenden hier ihr Studium häufiger forschungsbezogen sehen als z.B. ih-re Kommilitonen aus der Rechtswissenschaft.

An den Fachhochschulen haben für die Studierenden der Sozialwissenschaften die Lehrenden am häufigsten Forschungsbezüge aufgegriffen, auch häufiger als an Universitä-ten. In den Wirtschafts- und Ingenieurwissen-schaften werden solche Fragen seltener ein-geflochten. Im Vergleich zu den Universitäten kommen sie in den Wirtschaftswissenschaf-ten aber öfters vor (vgl. Tabelle 120).

Häufig Praxishinweise in der Medizin Besonders häufig sind Praxisbeispiele in der Medizin, fast alle Studierenden erleben sie einigermaßen regelmäßig. Ebenfalls sehr häufig kommen sie in den Ingenieurwissen-schaften vor. Viel seltener werden Beispiele

aus der Praxis in den Studiengängen der Kulturwissenschaften angeführt.

An den Fachhochschulen werden Praxis-hinweise in allen drei Fächergruppen ähnlich häufig in die Veranstaltungen integriert. Etwa neun von zehn Studierenden erhalten sie zu-mindest manchmal (vgl. Tabelle 120).

Seltener erhalten die Studierenden aus-führliche Zusammenhänge zur Praxis. Sie werden in den Lehrveranstaltungen an Uni-versitäten ebenfalls am häufigsten in der Medizin aufgezeigt: Drei von vier Studieren-den erhalten sie regelmäßig. Recht häufig sind solche Bezüge auch in den Ingenieurwis-senschaften. Viel seltener sind sie dagegen in den Rechts- und Kulturwissenschaften; nur knapp die Hälfte der Studierenden erlebt diese Bezüge in den Veranstaltungen.

An den Fachhochschulen zeigen am häu-figsten die Lehrenden in den Sozialwissen-schaften Zusammenhänge zur Praxis auf: Vier von fünf Studierenden berichten, dass es öf-ters geschieht. In den anderen beiden Fächer-gruppen sind solche Bezüge etwas seltener, je-doch noch häufiger als in den vergleichbaren Fächern der Universitäten.

Tabelle 120

Forschungs- und Praxisbezüge in Veranstaltungen nach Fächergruppen (WS 2006/07) (Skala von 0 = nie bis 6 = sehr häufig; Angaben in Prozent für Kategorien: 3-6 = öfter)

Universitäten Fachhochschulen Kult. Soz. Rechts- Wirt. Medi- Nat. Ing. Soz. Wirt. Ing.

wiss. wiss. wiss. wiss. zin wiss. wiss. wiss. wiss. wiss.

Fragen zur Forschung 58 61 55 43 65 63 57 71 52 54

Praxisbeispiele 67 74 82 79 93 80 87 89 91 86

Zusammenhänge

zur Praxis 1) 46 53 49 61 74 62 69 81 68 74

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz 1) Kategorien: manche, die meisten und alle Lehrveranstaltungen

Fächergruppen: Unterschiedliche Praxis-anteile in den Lehrveranstaltungen Hinsichtlich der beiden Praxisbezüge berich-ten die Studierenden in allen Fächergruppen häufiger von Beispielen als von allgemeinen Zusammenhängen zur Praxis. Die Unterschie-de zwischen Unterschie-den beiUnterschie-den Arten von Praxisbezü-gen sind in allen Fächergruppen sehr deut-lich, am auffallendsten in der Rechtswissen-schaft. Dort erhalten die Studierenden zwar häufig Beispiele aus der Praxis, aber selten werden tiefergehende Zusammenhänge auf-gezeigt. Da sie den geringen Praxisbezug im Studium beanstanden, wird daraus ersicht-lich, dass einzelne Beispiele aus der Praxis keine ausreichenden Praxisbezüge herstellen.

In den Veranstaltungen der Medizin und der Sozialwissenschaften an Fachhochschulen werden am häufigsten Forschungs- und Pra-xishinweise eingeflochten. Sie heben sich im Vergleich zu den anderen Fächergruppen durch deutlich bessere Bezüge zur Praxis ab.

Dagegen erleben die Studierenden der Kul-turwissenschaften weniger Praxisanteile im Studium (vgl. Tabelle 120).

Wunsch nach vermehrten Forschungs- und Praxisbezügen

Die Studierenden wünschen sich sowohl mehr Forschungsbeteiligung als auch stärkere Pra-xisbezüge im Studium. Dabei ist den Studie-renden an den Universitäten die Praxis etwas wichtiger: 43% fordern sehr dringend mehr Praxisanteile, an den Fachhochschulen sind es 22%. Die intensive Einbindung der Praxis an Fachhochschulen ist für viele Studierenden bereits ausreichend.

Mehr Forschungsbeteiligung wünschen sich jeweils etwa ein Viertel der Studierenden an beiden Hochschularten dringend. Die Einbeziehung der Forschung wie der Praxis, möglichst in einer frühen Studienphase, bleibt daher für beide Hochschularten eine wichtige Herausforderung.

Bezüge zu anderen Fächern

Zusammenhänge zu anderen Fächern kön-nen das eigene Fach in eikön-nen größeren Be-zugsrahmen setzen. Das Fachwissen wird nicht isoliert behandelt, sondern mit anderen Perspektiven verknüpft. An Universitäten

Abbildung 39

Interdisziplinarität in den Veranstaltungen (1993 - 2007)

(Angaben in Prozent für Kategorien: „manche“ und „die meisten / alle“)

trifft auf ... Lehrveranstaltungen zu

KalliGRAPHIK

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulfor-schung, Universität Konstanz.

berichten 58% der Studierenden davon, dass die Lehrenden in den Veranstaltungen auch Zusammenhänge zu anderen Fächern herstel-len; jeder Vierte erlebt dies in fast allen Veran-staltungen. An Fachhochschulen sind inter-disziplinäre Bezüge häufiger, 74% erleben sie öfters, jeder dritte ganz regelmäßig (vgl.

Abbildung 39).

Seit den 90er Jahren achten die Lehren-den stärker auf überfachliche Zusammenhän-ge in der Lehre: An Universitäten ist ein An-stieg um 11, an Fachhochschulen um 13 Pro-zentpunkte zu verzeichnen.

Häufig fachfremde Bezüge in den Ingeni-eurwissenschaften und im Sozialwesen (FH) Fachfremde Bezüge werden in den Fächer-gruppen in unterschiedlichem Maße herge-stellt. Am seltensten erleben sie die Studieren-den in Studieren-den Kulturwissenschaften: Für nur 53%

der Studierenden haben ihre Lehrenden wenigstens in manchen Veranstaltungen solche Zusammenhänge aufgezeigt.

Bis zu zwei Drittel der Studierenden erle-ben interdisziplinäre Bezüge in der Medizin und der Rechtswissenschaft; etwas mehr sind es in den Naturwissenschaften (73%). Am häufigsten stellen allerdings die Lehrenden der Ingenieurwissenschaften fachfremde Perspektiven her: Vier von fünf Studierenden erleben regelmäßig interdisziplinäre Einbin-dungen.

An den Fachhochschulen sind solche Be-züge in allen drei Fächergruppen häufiger als an Universitäten. In den Sozialwissenschaften hören 91% der Studierenden von Zusammen-hängen zu anderen Fächern.

Praktika werden an Universitäten immer häufiger verlangt

Unmittelbarer als in Lehrveranstaltungen kann der Praxisbezug in einem Praktikum hergestellt werden, wenn die Studierenden das bisher Gelernte in einer berufsnahen Anwendung einsetzen.

Insgesamt geben etwa drei von vier Stu-dierenden an, dass in ihrem Studiengang ein Praktikum vorgeschrieben ist, jedoch variie-ren die Angaben deutlich zwischen den Fä-chergruppen (vgl. Tabelle 121):

• An Fachhochschulen ist für fast alle Studie-renden eine Praktikumsphase vorge-schrieben.

• Ähnliches gilt in der Rechts-, den Ingeni-eurwissenschaften und der Medizin.

• In den Sozialwissenschaften müssen vier von fünf Studierenden ins Praktikum.

• In den Kultur-, den Wirtschafts- und den Naturwissenschaften berichten zwei Drit-tel von einem Pflichtpraktikum.

Im Vergleich zur Erhebung 2004 haben an Universitäten Pflichtpraktika zugenommen.

Neben den Kultur- und Sozialwissenschaften (+7%) ist in den Wirtschaftswissenschaften ein größerer Anstieg zu beobachten (+14%). Im Jahr 2004 musste in diesem Fach nur knapp die Hälfte der Studierenden ein Praktikum ab-solvieren; somit sind offenbar nachhaltige Zuwächse eingetreten.

Unterschiede in der Praktikumsdauer Die Angaben zur Dauer der jeweiligen Prakti-ka variieren erheblich. Jedoch berichten 92%

der Studierenden von maximal einem Jahr und weniger als 2% von mehr als zwei Jahren.

Im Schnitt haben die Studierenden aus der Rechts- und den Kulturwissenschaften die kürzesten Praktika: Sie liegen zwischen drei und vier Monaten. In den Sozial-, den Natur- und den Wirtschaftswissenschaften dauern sie im Schnitt zwischen vier und sechs Mona-ten. Knapp darüber liegt die Dauer in den Ingenieur- und den Wirtschaftswissenschaf-ten an Fachhochschulen. Am längsWirtschaftswissenschaf-ten ist das Praktikum mit mehr als zehn Monaten in der Medizin und den Sozialwissenschaften der Fachhochschulen (vgl. Tabelle 121).

Auffällig sind die Unterschiede in den Fä-chergruppen. Von einer Praktikumsdauer bis zu drei Monaten berichten in der Rechtswis-senschaft 90%, in den KulturwisRechtswis-senschaften 70% und in den Natur- und Sozialwissenschaf-ten 52%. Eine Dauer von vier bis sechs Mona-ten hat etwa die Hälfte der Studierenden in den Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaf-ten zu absolvieren. In den Sozialwissenschaf-ten an Fachhochschulen muss die Hälfte der Studierenden bereits eine Dauer von zehn bis

zwölf Monate ableisten. Und in der Medizin absolvieren 38% der Studierenden ein Prakti-kum von mehr als einem Jahr.

Mehrheit der Studierenden hält Praxisanteile für wichtig

Die Mehrheit der Studierenden hält eine Prak-tikumsphase im Studienverlauf für sehr wich-tig: Rund zwei Drittel fordern vehement deren Einführung als festen Bestandteil des Studi-ums. Jene Studierenden, bei denen ein Prakti-kum vorgeschrieben ist, oder die bereits eines absolviert haben, befürworten dessen ver-pflichtende Einführung sogar noch stärker.

Offenbar erhöhen Erfahrungen mit einer praxisnahen Anwendungsmöglichkeit die Bedeutung dieser Phase. In Studiengängen ohne Praktika sollte daher die Einführung angemessener Praxisphasen geprüft werden.

Allerdings scheint ein Zeitrahmen von mehr als neun Monaten übertrieben und für den Studienfortgang und die Studiendauer insge-samt eher nachteilig.

Tabelle 121

Praktikum und Praktikumsdauer im Studium nach Fächergruppen (WS 2006/07) (Angaben in Prozent und Mittelwerte)

Universitäten Fachhochschulen Kult. Soz. Rechts- Wirt. Medi- Nat. Ing. Soz. Wirt. Ing.

Praktikum wiss. wiss. wiss. wiss. zin wiss. wiss. wiss. wiss. wiss.

Vorgeschrieben 60 79 98 63 94 59 98 95 97 97

Dauer: Monate

bis 3 70 52 90 38 16 52 19 4 7 10

4-6 23 31 6 49 18 29 57 24 56 51 7-9 4 9 1 5 19 4 14 8 11 16 10-12 3 5 2 3 9 8 2 51 24 21

mehr als 12 1 3 1 5 38 7 8 13 2 2

Mittelwert 3,5 4,7 3,7 6,0 10,6 5,5 7,3 10,3 7,3 7,4 Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

8.3 Förderung fachlicher und