• Keine Ergebnisse gefunden

2 HOCHSCHULZUGANG UND STUDIENMOTIVE

2.3 Motive der Fachwahl

Die Gründe, warum sich Studierende für ein bestimmtes Fachstudium entscheiden, lassen sich auf drei verschiedenen Dimensionen abbilden: Erstens können ideelle Gründe

ausschlaggebend sein, zweitens berufsbezo-gene Motive oder drittens materielle Krite-rien. Die jeweilige Wichtigkeit dieser Dimen-sionen bei der Entscheidung für ein Studien-fach kann Auskunft darüber geben, welche Motive die Studierenden überwiegend vertre-ten und wie deren Entwicklung verläuft.

Ideelle Motive haben Vorrang

Für die große Mehrheit der Studierenden sind ideelle Gründe für ihre Studienfachwahl aus-schlaggebend. Die größte Bedeutung hat das spezielle Fachinteresse: 71% der Studierenden ist es sehr wichtig.

An zweiter Stelle folgt die eigene Bega-bung: 58% der Studierenden war dieser Grund für ihre Fachwahl besonders wichtig.

Von den beiden berufsbezogenen Moti-ven war den Studierenden die Vielfalt der be-ruflichen Möglichkeiten wichtiger als der fes-te Berufswunsch. Etwa die Hälffes-te von ihnen legte großen Wert darauf, sich nicht völlig festlegen zu müssen, während 29% bereits auf ein klar umrissenes Berufsfeld hin studieren (vgl. Tabelle 21).

Tabelle 21

Motive der Studienfachwahl (1985 - 2007)

(Skala von 0 = unwichtig bis 6 = sehr wichtig, Angaben in Prozent für Kategorien: 5-6 = sehr wichtig) Motive der Früheres Bundesgebiet Deutschland

Fachwahl 1985 1987 1990 1993 1995 1998 2001 2004 2007 ideelle

spezielles Fachinteresse 68 68 69 66 69 68 68 70 71 eigene Begabung 49 50 52 50 52 53 55 57 58 berufsbezogene

berufliche Möglichkeiten 48 50 50 49 49 50 51 49 49 fester Berufswunsch 30 32 31 30 31 30 30 29 29 materielle

sicherer Arbeitsplatz 23 26 26 29 26 23 26 30 36 Einkommenschancen 16 18 17 19 18 19 22 22 24 Führungsposition 15 17 16 16 16 16 18 17 17 Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Die materiellen und karriereorientierten Motive sind seltener vorrangige Gründe für die Fachwahl. Den höchsten Stellenwert nimmt unter ihnen die Sicherheit des Arbeits-platzes ein (36%). Mehr als jeder dritte Studie-rende betont die materielle Sicherheit, die damit wichtiger als der feste Berufswunsch geworden ist.

Die Chance auf ein gutes Einkommen war für jeden vierten Studierenden sehr entschei-dend bei der Wahl seines Studienfaches, die Aussicht auf eine Führungsposition dagegen nur noch für 17% der Studierenden. Die eigene Karriere hat für die Studierenden zwar durch-aus Bedeutung, aber sie bestimmt weniger als andere Motive die Wahl des Studienfaches.

Arbeitsplatzsicherheit ist als Motiv der Fachwahl wichtiger geworden

Seit den 80er Jahren haben einige Motive für die Fachwahl an Bedeutung gewonnen. Die

Studierenden wählen ihr Studienfach häufi-ger nach der eigenen Begabung aus. Als be-deutsames Motiv ist es in den letzten 23 Jahren um 9 Prozentpunkte gestiegen.

Zugelegt haben bei den Studierenden auch die materiellen Gründe. Wichtiger sind ihnen die Einkommenschancen geworden, vor allem aber der sichere Arbeitsplatz. Diese Zunahme um 8 bzw. 13 Prozentpunkte hängt zum Teil mit einem zunehmend unsichereren Arbeitsmarkt zusammen (vgl. Tabelle 21).

Studentinnen sind materielle Motive weniger wichtig

Studentinnen setzen bei ihrer Fachwahl in manchen Bereichen etwas andere Prioritäten als Studenten, an Universitäten wie an Fach-hochschulen.

Wichtiger war den Studentinnen der feste Berufswunsch (33% zu 24%) und tendenziell auch die eigene Begabung.

Weniger wichtig als den Studenten sind ihnen materielle Motive. Dies gilt sowohl für die Einkommenschancen (21% zu 27%) und den Führungsanspruch (13% zu 21%) als auch für die Arbeitsplatzsicherheit (33% zu 41%).

Studentinnen orientieren sich bei ihrer Fachwahl weniger an materiellen Vorteilen, sondern häufiger an der beruflichen Qualifi-zierung und Entfaltung.

Berufsbezogene und materielle Motive sind an den Fachhochschulen wichtiger Die Studierenden an den Fachhochschulen wählen ihr Studienfach häufiger aufgrund von Karrieremöglichkeiten. Sowohl die mate-riellen Motive als auch die offenen Berufs-möglichkeiten sind ihnen deutlich wichtiger (vgl. Abbildung 8).

Etwas weniger Wert als die Studierenden an den Universitäten legen sie auf ideelle Motive. Zwar ist ihnen das Fachinteresse ebenfalls am wichtigsten, aber die Berufsviel-falt ist ihnen bedeutsamer als die eigene Begabung. Diese Unterschiede korrespondie-ren damit, dass die Fachhochschulen mehr auf eine berufliche Verwertbarkeit hin ausbil-den als die Universitäten.

Spezifische Profile in den Fächergruppen In den einzelnen Fächergruppen an Universi-täten und Fachhochschulen haben die Grün-de für die Wahl Grün-des Studienfaches sehr unter-schiedliches Gewicht, womit jede Fächer-gruppe ein eigenes Profil entwickelt.

In den Kultur- und den Sozialwissenschaf-ten herrschen ideelle Motive vor, berufsbezo-gene und materielle Gründe haben weniger

Abbildung 8

Fachwahlmotive an Universitäten und Fachhochschulen (WS 2006/07) (Skala von 0 = unwichtig bis 6 = sehr wichtig; Angaben in Prozent für Kategorien: 5-6 = sehr wichtig)

KalliGRAPHIK

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulfor-schung, Universität Konstanz.

Einfluss. In den Sozialwissenschaften ist die eigene Begabung weniger bedeutsam, dafür sind die Berufsmöglichkeiten wichtiger.

In der Rechtswissenschaft und den Wirt-schaftswissenschaften haben die ideellen Motive geringeres Gewicht, während die materiellen Gründe deutlich größeren Raum einnehmen. Die vielfältigen

Berufsmöglich-keiten werden zum zentralen Motiv, und die materiellen Motive erreichen in den Wirt-schaftswissenschaften die mit Abstand größte Bedeutung (vgl. Tabelle 22).

In der Medizin unterscheiden sich die bei-den ideellen Motive am deutlichsten vonein-ander. Das Fachinteresse steht im Mittel-punkt, während die eigene Begabung nur eine nachgeordnete Rolle spielt. Dafür rückt der feste Berufswunsch im Vergleich zu ande-ren Fächern in den Vordergrund. Auch die Arbeitsplatzsicherheit ist wichtig.

In den Naturwissenschaften ist vor allem das Fachinteresse von Bedeutung, weit mehr als die eigene Begabung. Weniger werden berufsbezogene Motive und auch der Karrie-reaspekt genannt. Größere Bedeutung kommt der Arbeitsplatzsicherheit zu.

In den Ingenieurwissenschaften sind den Studierenden die materiellen Motive wichti-ger als in vielen anderen Fächergruppen,

erreichen jedoch nicht die gleiche Bedeutung wie in den Wirtschaftswissenschaften.

An den Fachhochschulen heben die Stu-dierenden der Sozialwissenschaften die ideel-len und berufsbezogenen Motive am deut-lichsten hervor. Dafür sind materielle Motive nahezu bedeutungslos. In den Wirtschafts-wissenschaften der Fachhochschulen weisen die Studierenden eine fast identische Motivla-ge auf wie ihre Fachkommilitonen an den Universitäten. In den Ingenieurwissenschaf-ten ist im Vergleich zu den UniversitäIngenieurwissenschaf-ten der feste Berufswunsch etwas wichtiger, während der Arbeitsplatzsicherheit weniger Gewicht zukommt (vgl. Tabelle 22).

Arbeitsplatzsicherheit ist in der Medizin wichtiger geworden

Seit dem WS 2003/04 haben sich die Motivpro-file in den Fächergruppen nur punktuell ge-ändert. Die größten Unterschiede treten beim

Tabelle 22

Wichtigkeit der Motive der Fachwahl nach Fächergruppen (WS 2006/07) (Skala von 0 = unwichtig bis 6 = sehr wichtig; Angaben in Prozent für Kategorien: 5-6 = sehr wichtig)

Universitäten Fachhochschulen

Motive der Kult. Soz. Rechts- Wirt. Medi- Nat. Ing. Soz. Wirt. Ing.

Fachwahl wiss. wiss. wiss. wiss. zin wiss. wiss. wiss. wiss. wiss.

ideelle

Fachinteresse 79 70 51 52 82 80 68 77 48 71

Begabung 72 57 45 43 53 62 55 69 43 55

berufsbezogene

Fester Berufswunsch 25 25 33 26 56 26 23 50 25 32 Berufl. Möglichkeiten 30 42 68 74 54 40 53 67 74 51 materielle

Einkommen 13 11 32 52 21 20 32 9 48 29

Arbeitsplatzsicherheit 21 22 22 57 49 39 51 20 55 44 Führungsposition 4 6 27 44 14 10 19 15 39 22 Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

sicheren Arbeitsplatz auf. Dieses Motiv hat in den Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie am meisten in der Medizin (um 17 Pro-zentpunkte) an Bedeutung gewonnen.

An den Fachhochschulen fallen zwei grö-ßere Veränderungen auf. In den Wirtschafts-wissenschaften ist der Führungsanspruch deutlich zurückgegangen (um 10 Prozent-punkte), und in den Sozialwissenschaften ist der feste Berufswunsch wichtiger geworden (um 11 Prozentpunkte).