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5 STUDIENSTRATEGIEN UND STUDIENVERLAUF

5.4 Studium im Ausland: Entwicklung und Absichten

Entwicklung und Absichten

Bereits seit Gründung der ersten Universitä-ten gehörte ein zeitweiliger Wechsel an eine andere Hochschule, oft im Ausland, zum erwarteten Ablauf einer akademischen Aus-bildung. Diese Prozedur hat im 20. Jahrhun-dert merklich nachgelassen und gewinnt in Deutschland erst in den letzten Jahrzehnten wieder an größerer Bedeutung.

Ein wichtiger Grund dafür ist, dass Aus-landserfahrungen mittlerweile eine nachge-fragte Qualifikation darstellen. Damit einher geht der bei den Studierenden steigende strategische Nutzen von Auslandsaufenthal-ten zur Verbesserung der Berufschancen.

Häufig unzureichende Informationen über ein Auslandsstudium

Die große Mehrheit der Studierenden hat die Wichtigkeit eines Auslandsaufenthaltes erkannt. Nur etwa 13% der Studierenden sind an Informationen über ein Auslandsstudium nicht interessiert.

Ein größerer Teil der Studierenden besitzt jedoch zu wenig Kenntnisse über die Mög-lichkeiten eines Auslandsstudiums: an den Universitäten fast jeder Zweite und an den Fachhochschulen fast zwei Fünftel.

Einen ausreichenden oder sogar guten Kenntnisstand attestiert sich jeweils etwa ein Fünftel der Studierenden an Universitäten wie Fachhochschulen. Damit besitzt die Mehrheit der Studierenden an Universitäten wie an Fachhochschulen unzureichende Kenntnisse über ein Auslandsstudium.

Der Informationsstand über ein Studium im Ausland ist in den Fächergruppen ähnlich.

Auffällig wenig Interesse äußern allerdings die Studierenden der Sozialwissenschaften, vor allem an den Fachhochschulen. Hier gibt jeder vierte Studierende an, dass ihn dieser Bereich nicht interessiert (was u.a. mit dem höheren Alter und dem Familienstand dieser Studierenden zusammenhängen dürfte).

Jeder vierte Studierende verfügt über Auslandserfahrung

Insgesamt verfügt jeder vierte Studierende über Auslandserfahrungen, etwas mehr an Universitäten, etwas weniger an Fachhoch-schulen. Die Auslandserfahrungen lassen sich nach Sprachkursen, Praktika oder Studienauf-enthalten unterscheiden (vgl. Abbildung 24).

Abbildung 24

Auslandserfahrungen an Universitäten und Fachhochschulen (WS 2006/07)

(Angaben in Prozent)

Fachhochschulen Universitäten

KalliGRAPHIK mindestens eines davon absolviert

23 28 einige Zeit im Ausland studiert

7 9

ein Praktikum im Ausland absolviert 11

12

einen Sprachkurs im Ausland absolviert 14

18

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulfor-schung, Universität Konstanz.

Im einzelnen ergeben sich folgende Betei-ligungen an den verschiedenen Formen eines Auslandsaufenthaltes:

• Am häufigsten berichten die Studierenden von Sprachkursen im Ausland: jeder Sechs-te an UniversitäSechs-ten und jeder SiebSechs-te an Fachhochschulen.

• An zweiter Stelle folgt das Praktikum: etwa jeder achte Studierende war dazu im Aus-land.

• Am seltensten waren die Studierenden zum Studium im Ausland: 9% an den Uni-versitäten und 7% an den Fachhochschu-len.

Alle drei Möglichkeiten konnten bislang nur ganz wenige Studierende nutzen: 2% an Uni-versitäten und 1% an Fachhochschulen.

Auslandserfahrungen haben zugenommen Die Möglichkeit, Erfahrungen im Ausland zu machen, nutzen die Studierenden häufiger als zu Beginn der Erhebungen. In den 80er Jahren haben an Universitäten nur 4% der Studieren-den einige Zeit im Ausland studiert; an Fach-hochschulen waren es weniger als 1%.

In den 90er Jahren haben dann die Aus-landsstudienphasen langsam zugenommen.

An den Universitäten ist bereits zur Jahrtau-sendwende der heutige Stand erreicht wor-den, während an den Fachhochschulen im neuen Jahrtausend noch eine tendenzielle Zunahme zu beobachten ist: von 5% auf 7%.

Schon in den 80er Jahren nutzten die Stu-dierenden die Möglichkeit, über einen Sprachkurs oder ein Praktikum ins Ausland zu gelangen. Mitte der 80er Jahre waren es 11% an Universitäten und 5% an Fachhochschulen.

Diese Anteile sind bis in die 90er Jahre ange-stiegen, dann stagniert und an den Universi-täten sogar wieder zurückgegangen. Erst im neuen Jahrtausend haben wieder mehr Stu-dierende diese Erfahrungen gesucht.

Auslandsstudium meistens bis zu einem Jahr Die große Mehrheit der Studierenden mit Studienerfahrung im Ausland (80% an Univer-sitäten, 75% an Fachhochschulen) hat nicht länger als ein Jahr an einer Hochschule im Ausland studiert. Viele davon waren ein Se-mester lang im Ausland: 37% an Universitäten und 58% an Fachhochschulen.

Einige wenige Studierende berichten auch von längerfristigen Aufenthalten, die sechs und mehr Semester andauerten.

Auslandspraktikum im Schnitt 4-5 Monate Einen kürzeren Auslandsaufenthalt hatten je-ne Studierenden, die dafür ein Praktikum nutzten. Im Schnitt dauerte dieses vier bis fünf Monate.

Von kürzeren Aufenthalten berichten häufiger die Studierenden an Universitäten:

Jeder fünfte war nur für einen Monat im Aus-land und genau so viele für zwei Monate.

Länger als ein halbes Jahr dauerte das Prakti-kum im Ausland nur für 13% der Studierenden.

Die Studierenden der Fachhochschulen waren selten nur kurz im Ausland. Bei 7% dau-erte das Praktikum einen und bei 9% zwei Mo-nate. Der Anteil, der länger im Ausland war, ist nicht höher als an den Universitäten (12%).

Noch kürzer war der Auslandsaufenthalt bei Sprachkursen. Etwa zwei Drittel der Stu-dierenden waren dazu höchstens drei Monate

im Ausland. Nur ein kleiner Teil der Studie-renden hat solche Aufenthalte länger ausge-dehnt.

Planung weiterer Auslandsaufenthalte Viele Studierende wollen im Laufe ihres Stu-diums noch gerne einen Auslandsaufenthalt durchführen. Jedoch sind die Planungen dazu nur bei einem kleineren Teil der Studierenden weiter fortgeschritten, für die Mehrheit sind es erst vage Absichten.

Am häufigsten wollen die Studierenden ein Praktikum im Ausland absolvieren: Mehr als jeder Vierte an Universitäten und über ein Fünftel an Fachhochschulen möchten dieses Vorhaben ziemlich sicher umsetzen.

Einen Sprachkurs im Ausland planen et-was weniger Studierende (vgl. Tabelle 73).

Tabelle 73

Geplante Auslandsaufenthalte an Universi-täten und Fachhochschulen (WS 2006/07) (Angaben in Prozent für Kategorien: „wahrscheinlich“ und

„sicher“)

geplante Uni- Fachhoch- Vorhaben versitäten schulen im Ausland

Praktikum 28 22

Sprachkurs 25 18

Studium:

während Erststudium 17 10 nach Abschluss 8 4 Studienabschluss 3 3

Promotion 2 1

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulfor-schung, Universität Konstanz.

Ein Auslandsstudium wird an Universitä-ten insgesamt ähnlich häufig eingeplant wie Praktika und Sprachkurs, jedoch nicht

durch-weg während des Erststudiums. Relativ sicher will jeder Sechste an Universitäten und jeder Zehnte an Fachhochschulen noch während des Studiums für einige Zeit im Ausland stu-dieren. Ein kleinerer Teil der Studierenden (8%

bzw. 4%) will allerdings erst nach dem ersten Abschluss eine Studienphase an einer auslän-dischen Hochschule aufnehmen.

Ein im Ausland erworbener Studienab-schluss besitzt einen hohen Qualifikationssta-tus. Diesen Schritt trauen sich jedoch nur wenige Studierende zu: 3% planen einen solchen Schritt. Und noch weniger Studieren-de haben vor, eine Promotion im Ausland durchzuführen (vgl. Tabelle 73).

Leichter Rückgang bei geplanten Studienaufenthalten im Ausland Das Engagement der Studierenden, Aus-landserfahrungen im weiteren Studienverlauf zu erlangen, ist nach stärkerem Anstieg in den 80er und 90er Jahren leicht zurückgegangen.

Zur Jahrtausendwende planten mehr Studie-rende Auslanderfahrungen ein.

Dabei sind besonders die Vorhaben für einen Studienaufenthalt im Ausland rückläu-fig (um etwa 6%), während die Planungen für einen Sprachaufenthalt wieder zugelegt haben.

Unterschiede in den Fächergruppen Auslandserfahrungen können Studierende aus allen Fächergruppen vorweisen, jedoch in unterschiedlicher Stärke und an den Universi-täten auch mit unterschiedlichen Schwer-punkten nach der Art des Auslandsaufenthal-tes (vgl. Tabelle 74).

Tabelle 74

Auslandserfahrungen und weitere Planungen nach Fächergruppen (WS 2006/07) (Angaben in Prozent)

geplant 1)

Studienaufenthalte bisher während nach mit

absolviert Erststudium Erststudium Abschluss Universitäten

Kulturwissenschaften 14 20 8 3

Sozialwissenschaften 7 13 7 1

Rechtswissenschaft 11 15 23 15

Wirtschaftswissenschaften 9 21 7 4

Medizin 6 19 7 2

Naturwissenschaften 7 15 8 3

Ingenieurwissenschaften 6 16 6 3

Fachhochschulen

Sozialwissenschaften 3 3 3 2

Wirtschaftswissenschaften 11 16 5 5

Ingenieurwissenschaften 5 7 3 3

Praxis-/Sprachaufenthalte bisher absolviert geplant 1)

Universitäten Praktikum Sprachkurs Praktikum Sprachaufenthalt

Kulturwissenschaften 15 23 27 31

Sozialwissenschaften 9 16 19 22

Rechtswissenschaft 12 20 33 24

Wirtschaftswissenschaften 11 20 34 29

Medizin 21 21 48 26

Naturwissenschaften 6 13 18 19

Ingenieurwissenschaften 9 14 31 24

Fachhochschulen

Sozialwissenschaften 8 7 13 11

Wirtschaftswissenschaften 17 20 31 24

Ingenieurwissenschaften 9 11 20 17

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

1) Angaben für Kategorien: „wahrscheinlich“ und „sicher“ geplant

Auslandsstudium am häufigsten in den Kulturwissenschaften

Einen Studienaufenthalt im Ausland können am häufigsten die Studierenden der Kultur-wissenschaften vorweisen (14%). An zweiter Stelle folgen die Studierenden der Rechtswis-senschaft (11%). Seltener haben Studierende der Medizin und der Ingenieurwissenschaften

einige Zeit an einer ausländischen Hochschu-le verbracht (6% ). Nicht viel mehr sind es in den Sozial- und Naturwissenschaften (7%).

Auslandspraktikum am häufigsten in der Medizin

Berufspraktische Auslandserfahrungen haben bisher die Studierenden der Medizin am

häu-figsten sammeln können: jeder Fünfte hat be-reits ein Auslandspraktikum absolviert. An zweiter Stelle folgen die Studierenden der Kulturwissenschaften (15%), danach die Rechts- und die Wirtschaftswissenschaften.

Am seltensten waren die Studierenden der Naturwissenschaften dafür im Ausland (6%).

Sprachaufenthalte am häufigsten in Kulturwissenschaften

Auch für einen Sprachaufenthalt waren die Studierenden der Kulturwissenschaften am häufigsten im Ausland: Fast jeder vierte be-richtet davon. Nicht viel weniger waren es in der Medizin, den Rechts- und Wirtschaftswis-senschaften. Geringeres Engagement zeigen die Studierenden der Natur- und der Ingeni-eurwissenschaften. Von ihnen hat bisher jeder siebte bis achte Studierende Sprachkenntnisse im Ausland erworben (vgl. Tabelle 74).

Fachhochschulen: meiste Auslandserfah-rung in den Wirtschaftswissenschaften An den Fachhochschulen ist eine klare Stu-fung der Auslandserfahrungen zwischen den drei Fächergruppen zu erkennen. Die Studie-renden der Wirtschaftswissenschaften haben in allen drei Bereichen am häufigsten Erfah-rungen im Ausland gesammelt. Sie verfügen sogar über etwas mehr Auslandserfahrungen als ihre Fachkommilitonen an Universitäten.

Deutlich seltener haben bisher die Studie-renden in den Ingenieurwissenschaften diese Möglichkeiten nutzen können. Noch seltener berichten die Studierenden der Sozialwissen-schaften von Auslandsaufenthalten, auch seltener als an Universitäten.

Studierende der Wirtschaftswissenschaften planen am häufigsten ein Auslandsstudium In allen Fächergruppen hat ein Teil der Stu-dierenden noch ernsthaft vor, einige Zeit im Ausland zu studieren (vgl. Tabelle 74).

In den Kultur-, den Wirtschaftswissen-schaften und der Medizin hat dies jeweils ein Fünftel noch während des Erststudiums vor.

Seltener ist dieses Vorhaben in den Sozialwis-senschaften (13%).

An den Fachhochschulen zeigen die Stu-dierenden der Wirtschaftswissenschaften das größte Interesse an einem Auslandsstudium (16%). Viel weniger sind es in den Ingenieur-wissenschaften (7%) und in den Sozialwissen-schaften (3%).

Juristen planen am häufigsten ein weiteres Studium im Ausland

Ein kleiner Teil der Studierenden zieht ein Auslandsstudium erst nach dem Studienab-schluss in Betracht. In den Fächergruppen der Universitäten etwa jeder dreizehnte, an Fach-hochschulen nur jeder zwanzigste oder weni-ger. Nur in der Rechtswissenschaft planen auffällig mehr Studierende ein Anschlussstu-dium im Ausland: 23% wollen nach ihrem Studium an eine ausländische Hochschule wechseln und 15% planen auch dort ihren Abschluss (vgl. Tabelle 74).

Jeder zweite Studierende der Medizin plant Auslandspraktikum

Für ein Praktikum im Ausland interessieren sich vor allem die Studierenden der Medizin.

Jeder Zweite ist sich relativ sicher, dafür noch während des Studiums ins Ausland zu gehen.

Auch in der Rechts-, den Wirtschafts- und den Ingenieurwissenschaften planen viele Studierende ein Auslandspraktikum ein: Jeder Dritte hat es zumindest vor.

Seltener wollen die Studierenden in den Sozial- und Naturwissenschaften praktische Erfahrungen im Ausland sammeln: nur jeder Fünfte plant ein Praktikum.

Ein ähnliches Ergebnis ist an den Fach-hochschulen zu beobachten. Am häufigsten wollen die Studierenden der Wirtschaftswis-senschaften ein Praktikum im Ausland ein-schieben, am seltensten die Studierenden der Sozialwissenschaften (vg. Tabelle 74).

Sprachaufenthalte werden häufiger in den Kulturwissenschaften vorgesehen

Einen Sprachaufenthalt planen am häufigsten die Studierenden der Kulturwissenschaften ein: Jeder Dritte will dazu noch ins Ausland wechseln. Nur etwas weniger sind es in den Wirtschaftswissenschaften, während die Stu-dierenden der Naturwissenschaften sich auch hier am wenigsten vornehmen: Von ihnen möchte nur ein Fünftel dafür ins Ausland.

An den Fachhochschulen planen wieder-um die Studierenden der Wirtschaftswissen-schaften am häufigsten einen Sprachaufent-halt im Ausland, rund jeder Vierte, während die Studierenden der Sozialwissenschaften sich am wenigsten dafür interessieren (vgl.

Tabelle 74).

Weniger Auslandserfahrungen im Bachelor Mit der Umstellung der Studienstruktur sollte auch die internationale, europäische Mobili-tät der Studierenden erhöht und gefördert

werden. Vergleicht man die Angaben jener Studierenden, die einen Bachelorabschluss anstreben, mit jenen, die noch die traditionel-len Abschlüsse erwerben woltraditionel-len, dann wird deutlich, dass Bachelorstudierende über etwas weniger Auslandserfahrungen verfü-gen als ihre Kommilitonen in den gleichen Semestern.

Die Planungen zeigen, dass Bachelorstu-dierende auch etwas seltener Auslandsauf-enthalte in ihrem Studium vorhaben.

Ein Teil der Studierenden in Bachelorstu-diengängen plant jedoch ein Auslandsstudi-um nach dem ersten Abschluss anzuhängen.

Dies entspräche einem Vorteil der neuen Studienstruktur, wonach ein Masterstudium an einer ausländischen Hochschule erleich-tert werden soll. Doch betrifft dies nur 15% der Bachelorstudierenden, womit die Mehrheit von ihnen wenig Auslandserfahrungen auf-weisen würde.

5.5 Zeitaufwand für das Studium