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3 BEDEUTUNG DES STUDIUMS UND FACHIDENTIFIKATION

3.3 Identifizierung mit der Fach- und Studienentscheidung

Mit der Aufnahme an der Hochschule betre-ten die Studierenden einen Lebensraum, der Anpassungen und Abgrenzungen erfordert.

Sie gehören der akademischen Gemeinschaft der Hochschule an, zugleich einer spezifi-schen Fachrichtung. Ersteres verbindet alle Studierenden, letzteres trennt zwischen Ein-richtungen und Erwartungen.

Die Identifizierung der Studierenden mit ihrer Fachwahl und Studienaufnahme ist ein Maß für die erreichte Einbindung in das Stu-dium und erfahrene Zugehörigkeit an der Hochschule.

Drei von vier Studierenden bejahen ihre Fachentscheidung

Danach befragt, welche Entscheidung sie tref-fen würden, wenn sie erneut vor der Frage stünden, ein Studium aufzunehmen, geben über drei Viertel der Studierenden eine klare Auskunft: Sie würden wiederum ein Studium aufnehmen und das derzeitig besuchte Stu-dienfach wählen (vgl. Tabelle 39).

Diese Bestätigung der getroffenen Fach- und Studienentscheidung drückt die Identifi-zierung mit dem gewählten Lebensweg aus.

Die große Mehrheit der Studierenden identifi-ziert sich mit dem gewählten Studienfach.

Von den Studierenden, die ihre damals getroffene Entscheidung revidieren, würde der größere Teil (14%) ein anderes Fach studie-ren wollen. Damit wird nicht der Ausbildungs-gang an sich angezweifelt, sondern nur die spezifische Richtung der Fachausbildung.

Tabelle 39

Fachidentifikation (WS 2006/07) (Angaben in Prozent)

Entscheidung, wenn Frage nach Studium erneut gestellt würde

Studierende nochmals gleiches Studium 77

anderes Fach

in gleicher Fächergruppe 2 in anderer Fächergruppe 12 kein Studium, sondern

berufliche Ausbildung 6

anderes 3

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulfor-schung, Universität Konstanz

Jeder elfte Studierende zweifelt jedoch an seiner früheren Studienentscheidung. Diese Studierenden würden kein Studium mehr aufnehmen. Viele von ihnen würden lieber eine berufliche Ausbildung beginnen, für die kein Studium notwendig ist.

Zwei Drittel der Studierenden sind sehr gerne Student

Die Einbindung in Studium und Hochschule drückt sich auch darin aus, wie zufrieden die Studierenden mit ihrem Status als Student/in sind: 69% berichten, dass sie alles in allem gerne studieren. Für ein weiteres Viertel trifft dies teilweise zu. Nur 6% der Studierenden sind jedoch kaum bis gar nicht mit ihrer stu-dentischen Lebenssituation zufrieden.

Damit finden etwas mehr Studierende ih-re Fachwahl (77%) als ihih-ren Studieih-rendensta- Studierendensta-tus zufriedenstellend (69%). Gleichzeitig sind weniger Studierende mit ihrem Status unzu-frieden (6%) als dass sie ihre frühere Studien-entscheidung heute anzweifeln (9%).

Die Fachidentifikation und die Studieren-denidentifikation hängen eng zusammen.

Studierende mit ausgeprägter Fachidentifika-tion weisen viel häufiger auch eine starke Identifizierung mit ihrem Studierendenstatus auf (vgl. Tabelle 40).

Unter den Studierenden, die ihre getrof-fene Fachentscheidung wiederholen würden, sind 77% zugleich sehr gerne Student/in, nur 3% sind mit ihrer Situation unzufrieden.

Studierende, die lieber ein anderes Fach vorziehen würden, sind zu 55% sehr gerne Stu-dent/in. Sie fühlen sich an der Hochschule wohl, ihre Entscheidung ein Studium aufzu-nehmen halten sie mehrheitlich noch für rich-tig, allein das gewählte Fach entspricht nicht ihren Vorstellungen.

Tabelle 40

Fach- und Studierendenidentifikation (WS 2006/07)

(Skala von 0 = gar nicht gerne bis 6 = sehr gerne; Angaben in Prozent für Kategorien: 0-2 = kaum, 3-4 = teilweise, 5-6 = sehr gerne)

nochmalige Entscheidung Studium kein Studium gerne gleiches and. Beruf and.

Student/in

sehr gerne 77 55 25 42 teilweise 20 35 46 40

kaum 3 10 29 18

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulfor-schung, Universität Konstanz

Von den Studierenden, die lieber eine Be-rufsausbildung machen würden, sind 75%

weniger gerne Student. Sie erleben sich selten als Teil der akademischen Gemeinschaft, zweifeln an ihrer Fachausbildung und viel-leicht auch an ihren Fähigkeiten. Jedoch ist ein kleiner Teil von 25% mit dem

studenti-schen Leben zufrieden. Diese Studierenden sehen dennoch ihre Studienaufnahme im Nachhinein als Fehler an.

Unterschieden nach der Studierenden-identifikation würden 84% der zufriedenen Studierenden wieder das gleiche Fach wäh-len, aber nur 63% der teilweise zufriedenen und 39% der unzufriedenen Studierenden.

Dementsprechend häufiger würden un-zufriedene Studierende lieber eine Berufsaus-bildung beginnen, nämlich 27%. Bei den teil-weise zufriedenen 11% und bei den zufriede-nen Studierenden 2% (vgl. Tabelle 41).

Tabelle 41

Studierenden- und Fachidentifikation (WS 2006/07)

(Skala von 0 = gar nicht gerne bis 6 = sehr gerne; Angaben in Prozent für Kategorien: 0-2 = kaum, 3-4 = teilweise, 5-6 = sehr gerne)

nochmalige gerne Student

Entscheidung gerne teilweise kaum gleiches Fach 84 63 39 anderes Fach 12 20 23 Berufsausbildung 2 11 27

sonstiges 2 6 11

Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulfor-schung, Universität Konstanz

Häufigste Fachidentifikation in der Medizin Am häufigsten identifizieren sich die Studie-renden der Medizin mit ihrem gewählten Fach: 89% würden wieder das gleiche Fach wählen und nur 4% würden sich gegen ein Studium entscheiden (vgl. Tabelle 42).

Deutlich geringer ist z.B. die Identifikati-on mit der getroffenen Fachentscheidung in den Kultur-/Geisteswissenschaften. Weniger Studierende als in manchen anderen Fach-richtungen würden wieder das gleiche Fach

wählen (73%). Eine recht große Gruppe (13%) würde sogar kein Studium mehr aufnehmen wollen. Ähnlich gering ist die Fachidentifika-tion in der Rechtswissenschaft und in den Wirtschaftswissenschaften, wo 72% bzw. 74%

nochmals das gleiche Studium beginnen wollen. Hier ist dagegen der Studienverzicht geringer (jeweils 10%).

In den Natur- und Ingenieurwissenschaf-ten besteht eine recht hohe, überproportiona-le Identifizierung mit dem Studienfach, die in den Ingenieurwissenschaften mit 79% nach der Medizin die zweithöchste Quote an den Universitäten erreicht.

An den Fachhochschulen würden die Stu-dierenden in den Wirtschaftswissenschaften am seltensten wieder das gleiche Fach studie-ren wollen, denn nur 72% träfen die gleiche Fachwahl. Deutlich höher ist der Anteil an Studierenden mit gleicher Fachwahl im Sozi-alwesen (81%).

In allen Fächergruppen würden die Stu-dierenden häufiger ein anderes Fach wählen als das Studium aufzugeben. Mit Ausnahme der Medizin sind zwischen 10% und 18% der Studierenden mit ihrem derzeitigen Fachstu-dium nicht zufrieden und fühlen sich damit auch nicht ihrer Fachkultur zugehörig.

Zwar weisen die Fach- und die Studieren-denidentifikationen deutliche Zusammen-hänge auf, doch werden auch Unterschiede erkennbar. Am häufigsten sind die Studieren-den in Studieren-den Sozialwissenschaften der Fach-hochschulen mit ihrer Situation zufrieden:

79% sind sehr gerne Student. Das sind mehr als bei den Studierenden in der Medizin, obwohl diese häufiger zu ihrer Fachwahl stehen.

Weniger sind die Studierenden der Inge-nieurwissenschaften an den Fachhochschulen mit ihrer Situation zufrieden: 64% sind gerne Student, obwohl sie häufig ihre Fachwahl wieder treffen würden (vgl. Tabelle 42).

Tabelle 42

Fachidentifikation nach Fächergruppen (WS 2006/07) (Angaben in Prozent)

Entscheidung, wenn Universitäten Fachhochschulen Frage nach Studium Kult. Soz. Rechts- Wirt. Medi- Nat. Ing. Soz. Wirt. Ing.

erneut gestellt wiss. wiss. wiss. wiss. zin wiss. wiss. wiss. wiss. wiss.

würde nochmals

gleiches Studium 73 76 72 74 89 77 79 81 72 78 anderes Fach

gl. Fächergruppe 3 3 - 1 1 2 1 3 2 2

and. Fächergruppe 11 12 18 15 6 12 11 10 17 11 kein Studium, sondern

berufliche Ausbildung 8 5 7 5 3 6 6 4 4 6

sonstiges 5 4 3 5 1 3 3 2 5 3

zusammen 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 sehr gerne Student/in 66 65 66 69 74 73 71 79 71 64 Quelle: Studierendensurvey 1983-2007, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Größere Fachidentifikation bei hoher Studierneigung und fester Berufswahl Die Fachidentifikation hängt auch mit der Stu-diersicherheit zusammen, welche die Studie-renden bei der Studienaufnahme äußerten.

Studierende, die von vornherein sicher waren, ein Studium beginnen zu wollen, bestätigen zu 81% ihre Fachwahl. Wollten sie ursprüng-lich nicht studieren, dann haben nur 65% eine Fachidentifikation ausgebildet.

Ebenso besteht ein Zusammenhang zu den Studienmotiven. Studierende, die ihre Fachwahl aufgrund einer festen Berufsvorstel-lung trafen, würden zu 85% wieder das gleiche Fach wählen. Studierende, denen dieser Grund nur teilweise wichtig war, träfen zu 77%

wieder die gleiche Fachwahl. Studierende, die ihr Studienfach nicht aufgrund einer festen Berufswahl aufnahmen, würden sich nur zu 69% wieder für das gleiche Fach entscheiden.

Zunehmende Identifizierung mit der Studienentscheidung

Im WS 2006/07 bestätigen mehr Studierende ihre Fachwahl als zu Beginn der Erhebungen im WS 1982/83 (damals 70%). In den 80er Jah-ren ist die Fachidentifikation leicht angestie-gen (auf 74%), Anfang der 90er Jahre jedoch wieder auf 70% gesunken. Seither ist sie konti-nuierlich angestiegen und erreicht im WS 2006/07 ihren bisherigen Höchststand von 77%

mit Studien- und Fachidentifikation.

Etwas verringert hat sich in den letzten Jahren der Anteil Studierender, die nicht noch einmal ein Studium beginnen würden: Sie ist von 14% auf 9% gefallen. Das Studium hat offenbar generell an Wert gewonnen.

3.4 Studienabsichten und