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2. Die westliche Automobilzulieferindustrie – Strukturveränderungen und

2.8 Zusammenfassende Darstellung und Hypothesen

2.7.3 Implikationen der Auslandsinvestitionen der westlichen Automobil-industrie auf die ZulieferAutomobil-industrie in Brasilien und Indien

Durch die Direktinvestitionen der westlichen Automobilindustrie in Brasilien und Indien hat sich für die lokalen Zulieferbetriebe folgende Situation ergeben:

1. Globale Automobilzulieferer bevorzugten an ihren neuen Auslandsstandorten follow design und follow sourcing-Strategien, was bedeutet, dass sie ihre global bewährten Tier 1-Zulieferer nachfolgen ließen.

2. Lokale Zulieferer konnten in Bezug auf Finanzierung von Innovationen, Entwicklungs- und Management-Know-how, Produktionstechniken und Preisen nicht mit den Standards der globalen Zulieferer konkurrieren, da sie aus einem Szenario aus staatlichem Protektionismus, Isolation und Subventionierungen hervorgegangen waren und daher rückständig, ineffizient, zu klein und allgemein nicht wettbewerbsfähig waren.

3. Als Tier 1-Lieferanten in den Emerging Economies wurden von den globalen OEMs fast ausschließlich globale Systemlieferanten ausgewählt.

4. Lokale Lieferanten konnten als Partner mit regionalem Markt-Know-how eine Minderheitsbeteiligung an einem Joint Venture mit einem ausländischen Unternehmen halten und dadurch Teil eines erfolgreichen Betriebs werden.

5. Wenn sie sich erfolgreich qualitativ, preislich und technologisch an westliche Standards anpassten, gelang es einigen lokalen Zulieferern, zu selbständigen Tier 2-Lieferanten im Lieferantennetzwerk eines globalen Automobilherstellers zu werden. John Humphrey geht sogar soweit, die These aufzustellen, dass unabhängige Tier 1-Lieferanten in Entwicklungsländern generell aufhören zu existieren.158

Es ist zu vermuten, dass die Situation für die chinesische Zulieferindustrie mit dem zunehmenden Influx an Direktinvestitionen durch die westliche Automobilindustrie einen ähnlichen Wandel durchlaufen wird wie die Industrien in Brasilien und Indien in der Vergangenheit (wie in den fünf Punkten oben zusammengefasst).

Tabelle 2: Zusammenfassende Darstellung der Entwicklungen der westlichen Automobilzulieferindustrie und vermutete Implikationen für den chinesischen Industriewandel

Punkt Alte Situation international

Neue Situation international / globale Entwicklungstrends

Ableitung von Implikationen für die Automobilzulieferindustrie in China 2.2.1 Wertschöpfung

traditionell beim OEM

Reduzierung der Fertigungstiefe beim OEM, Wertschöpfung beim Zulieferer wächst (ca. 80% in 2007) ► erhöhte Anforderungen an Entwicklungskompetenzen und Investitionen in F&E

2.2.2 Zulieferer produzieren nach Zeichnungen der OEMs einzelne Komponenten,

Innovationen vor allem durch die OEMs

Zunehmende Modell- und Variantenvielfalt, immer kürzere Innovationszyklen ►

Innovationsleistungen

hauptsächlich bei spezialisierten Zuliefern ► finanzielle

Aufwendungen für F&E, Spezial-Know-how, Flexibilität,

Kooperationsbereitschaft nötig

Für kleine, kapitalschwache Zulieferer ohne modernes Entwicklungs-Know-how wird es immer schwieriger, den

Anforderungen der OEMs zu genügen und sich gegen globale Zulieferer durchzusetzen. Auch in China haben nur die größten, kapitalstärksten Zulieferer, die bereits auf einem fortgeschrittenen Technologiestand produzieren, eine Chance, sich durch Spezialisierung und Investitionen in F&E als potenzielle Zulieferer der globalen OEMs zu qualifizieren.

2.2.3 Zulieferer produzieren Einzelteile und kleine Baugruppen, OEM integriert diese in die Endmontage

Zulieferer liefern u.a. komplette Module und Systeme,

koordinieren Synergien mit Sublieferanten über Segments-grenzen hinweg ► Verzahnung der Zulieferkette

Die Austauschbarkeit der Direktlieferanten nimmt ab;

Sublieferantenmanagement wird wichtig:

Die OEMs kooperieren weltweit mit den gleichen Tier 1s; diese sind verantwortlich für lokale Sublieferantenauswahl.

2.3.1 Westen: marktbasiertes Lopez-Modell, Japan:

Keiretsu-Liefernetzwerke

Bindung an Systemlieferanten/

JIT-Belieferung/ hohe Transaktionskosten/

Informationsaustausch ► Konvergenz zu Partnerschafts-modellen, Reduzierung der Direktlieferanten

OEMs führen an neuen Standorten in China alte Partnerschaften mit

Direktlieferanten fort, anstatt risikoreiche Transaktionen mit lokalen Zulieferern (unsichere Prozessbeherrschung,

Liefertreue, Kommunikation) einzugehen.

2.3.2 Zulieferer sind Wettbewerber im Markt

Strategische Allianzen zwischen Zulieferern, Synergien in F&E, Koordination Systemintegrator mit Sublieferanten

Moderne Projektmanagement-kompetenzen sind erforderlich, um Direktlieferant zu werden; eine Erfahrung, die den Zulieferern in China häufig fehlt.

2.3.3 Vielzahl Lieferanten pro OEM, punktuelle Transaktionen zwischen OEM und Zulieferer

JIT-Belieferung ► Supply Chain Management wichtig, um Lieferkette abzusichern, Kontrollen der OEMs mit elektronischen Systemen / Integration OEM und Zulieferer durch Vertrauen, Informations-austausch, Produktion auf gleichem Gelände, Reduzierung der Zahl der Lieferanten pro OEM

OEMs haben globale Lieferanten-netzwerke mit einer übersichtlichen Anzahl international präsenter Zulieferer, die ihnen nachfolgen. Lokale Zulieferer haben es schwer, Aufträge als

Direktlieferanten zu erhalten.

2.4.1 Manuelle, maschinelle Ausschusskontrolle

Lean Production, JIT-Belieferung

► Null-Fehler-Qualität ► Qualitätssicherung durch Six Sigma, Kaizen, Poka yoke, Total Integrated Management

OEMs verlangen moderne

Qualitätssicherungswerkzeuge und -konzepte, die Null-Fehler-Qualität sichern. Die Einführung dieser Methoden ist unvermeidbar – und eine

Herausforderung – für Zulieferer in China.

Punkt Alte Situation international

Neue Situation international / globale Entwicklungstrends

Ableitung von Implikationen für die Automobilzulieferindustrie in China 2.4.2 Vertragliche

Festlegung von Qualität (1970er Jahre), nationale Qualitätsnormen und Regelwerke mit unterschiedlichen detaillierten Prozessvorschriften (Neunzigerjahre)

Einheitlicher globaler

Qualitätsstandard ISO/TS 16949, der auch von Sublieferanten verlangt wird, strenge Vorgaben über Lieferantenmanagement, kontinuierliche Verbesserung der Qualitätssysteme, Leistungs-messungen, die auf Daten-sammlungen beruhen

Zulieferer der globalen OEMs in allen Ländern müssen nach ISO/TS 16949 zertifiziert sein. Dies ist eine Chance für lokale Zulieferer, ihre Kompetenzen durch ein international anerkanntes Zertifikat zu beweisen. Die Verbreitung der Anforderungen könnte die

Qualitätsstandards der Zulieferer in China anheben. Die Nichterreichung der Normen führt mittelfristig zum Marktaustritt.

2.5 Zunehmender Preisdruck, Reduzierung der Zulieferbasis vieler OEMs

Konsolidierung von ca. 30.000 Direktlieferanten 1980 auf voraussichtlich ca. 35 in 2010, optimale Unternehmensgröße für Investitionsnutzung, Volumen-produktion steigt an

Immer größere globale Zulieferer übernehmen kleinere, ineffizient gewordene Zulieferer. Diese Konsoli-dierung wird sich in den China fortsetzen:

Globale Zulieferer übernehmen lokale Unternehmen oder fusionieren als JV, die größten lokalen Zulieferer übernehmen kleinere lokale Zulieferer.

2.6 Nationale Zulieferer beliefern nationale OEMs

Globalisierung: transnationale Unternehmen nehmen durch Allianzen, Fusionen, gegenseitige Beteiligungen zu (OEMs und Zulieferer), westliche Unter-nehmen eröffnen immer mehr Standorte im Ausland, um ihren Kunden nahe zu sein

Die OEMs erwarten internationale Präsenz und follow-the-leaders.

Direktlieferanten folgen ihnen an neue Standorte. Lokale Zulieferer haben schlechte Chancen, OEMs zu beliefern, da diese ihre alten Zulieferer mitbringen und lokale Lieferanten keine globale Präsenz vorweisen können.

2.7 Investitionen der globalen Zulieferer in Brasilien und Indien

Rückgang der Forschungs-aktivitäten der lokalen Zuliefer-industrien, ehemalige lokale Direktlieferanten wurden zu Sublieferanten der neu präsenten globalen Tier 1-Zulieferer abgestuft

Die Zulieferindustrie in China wird mit zunehmendem Influx westlicher Direkt-investitionen den gleichen Verlauf nehmen wie in der Vergangenheit die Zulieferindustrien in Brasilien und Indien.

Die thematische Bündelung und Zuspitzung der aus den Einzelaspekten abgeleiteten Implikationen für China ergibt die Formulierung der folgenden Hypothesen:

Hypothese 1: Die lokalen Zulieferer werden zu Sublieferanten der internationalen Direktlieferanten.

Die internationalen Automobilhersteller haben globale Lieferantennetzwerke mit einer kleinen Anzahl international präsenter Zulieferer, von denen sie erwarten, dass sie ihnen an neue Produktionsstandorte nachfolgen und dort als Systemlieferanten das Sublieferanten-management verantworten. Die Automobilhersteller vermeiden in China die risikoreiche und arbeitsintensive direkte Kooperation mit den unbekannten lokalen Zulieferern, denen überdies die nötigen modernen Projektmanagement- und Entwicklungskompetenzen fehlen.

Die lokalen Zulieferer werden folglich nicht als Direktlieferanten der globalen Automobilhersteller agieren, sondern höchstens als Sublieferanten der ausländischen Tier 1-Lieferanten.

Hypothese 2: Der Konsolidierungsprozess der internationalen Zulieferindustrie setzt sich in China fort.

In der globalen Automobilzulieferindustrie erfolgt eine Konsolidierung, nach der nur noch wenige große Systemlieferanten übrig sein werden.

Dieser Konsolidierungsprozess wird sich in China fortsetzten. Durch Fusionen und Übernahmen der globalen mit den lokalen Zulieferern sowie der größten lokalen mit den kleineren lokalen Zulieferer wird die Gesamtzahl der chinesischen Automobilzulieferer drastisch reduziert werden.

Hypothese 3: Es wird eine Anpassung der chinesischen Zulieferindustrie an internationale Standards erfolgen.

Die internationalen Automobilhersteller in China verlangen von ihren Zulieferern aller Stufen moderne Qualitätssicherungsprozesse, die durch die Zertifizierung nach der internationalen Qualitätsnorm ISO/TS 16949 nachgewiesen werden müssen. Diese hohen Anforderungen werden die Qualitätsstandards der Automobilzulieferer in China anheben, jedoch gleichzeitig zum Marktaustritt der sie nicht erreichenden Unternehmen führen.

Das Gleiche gilt für die anderen kritischen Faktoren unternehmerische Effizienz, Investitions-kapital und Entwicklungs- und Managementkompetenz. Unternehmen, die die Anforderungen in diesen Punkten nicht erfüllen, werden die internationalen OEMs in China nicht beliefern und den Konsolidierungsprozess langfristig nicht überleben.

Hypothese 4: Die Entwicklung der Zulieferindustrie in China wird analog zu den anderen Emerging Economies verlaufen.

Die Automobilzulieferindustrie in China wird mit dem Influx westlicher Direktinvestoren den gleichen Verlauf nehmen wie in der Vergangenheit die Zulieferindustrien in Brasilien und Indien. Die Forschungsaktivitäten der lokalen Zulieferer werden zurückgehen und lokale Direktlieferanten der Automobilhersteller werden zu Sublieferanten der neuerdings präsenten globalen Tier 1-Zulieferer abgestuft.