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Die geschichtlichen Phasen des Aristoteles und der Schulen der Neoplatoniker, dargestellt nach islamischen Angaben

„DIE VERBINDUNG ZWISCHEN DEN ANSICHTEN DER BEIDEN WEISEN“

3.2.3. Die geschichtlichen Phasen des Aristoteles und der Schulen der Neoplatoniker, dargestellt nach islamischen Angaben

Diese Mitteilungen sind die folgenden:

1) Wie ich im zweiten Kapitel gesagt habe, sind die Originalschriften des Aristoteles, die zur seiner griechischen Epoche gehören, verloren. Ibn AbÍ ÿUÈaibiþÁ stützt sich bei seinen Angaben auf al-FÁrÁbÍs Bericht, der unbekannten Schriften entnommen wurde. Aber Meyerhof meinte, er stamme aus der Schrift “Über das Auftreten der Philosophie”.257

Es gab die griechische Phase des Aristoteles, die sein Leben in Griechenland und die Zeitspanne in Alexandria bis zu seinem Tode umfasst. Nach seinem Tod blieb der Unterricht unverändert, d.h., wie er vorher war. Die zweite Phase ist Aristoteles’

römische Phase, die mit dem römischen König Augustus anfängt, der sich um den Aufbau von Bibliotheken bemühte, und sich besonders für Bücher des Aristoteles und ihre Kommentare interessierte. Er beauftragte Andronikos, sie zu kopieren, sie zu pflegen und ihre Inhalte weiterhin zu lehren. Als er nach Rom ging, nahm er diese Kopien mit, um sie dort zu unterrichten.

¹urºÍ ZaydÁn erwähnt, daß Aristoteles, als er das Ende seines Lebens spürte, den größten seiner Schüler, Theiofrastos Tio, beauftragte, seine Schriften zu bewahren.

Nachdem dieser 35 Jahre gestorben war, gab er diese Aufgabe wiederum an seinen Schüler Neluis weiter, der später in seine Heimat zurückkehrte, die Sabas heißt, und der diese Schriften bis zu seinem Tod behielt. Die Menschen, die für sein Erbe zuständig waren, hatten Angst vor dem König Barga’mas und versteckten diese Schriften aus diesem Grunde in einer Höhle, wo sie ca. 187 Jahre blieben. Als sie im ersten Jahrhundert v.Chr. aus ihrem Versteck geholt wurden, waren die meisten aristotelischen Schriften bereits verschimmelt oder durch Wurmfraß stark beschäfigt. ZaydÁn setzt diese Ereignisse bis in die Phase fort, in der diese Schriften in die Hände des Andronikos gelangten. Er sagt: ” ت>>>-ء ﻡ )>>ﻡ >>>ا Q>>ا ;>>Lو >>>ﻡ ;>>:"

د">>ا ;>>K لو9ا ن'>>+ا d>>اوا />> ر آ>>ا س :"ﻥور>>ﻥا Z">>S )>>ﻡ >>ه >>ﻥا 0>>را„258, „alles was der

256 Strohmaier Gotthard, “Von Demokrit bis Dante“, ein Artikel von Gotthard Strohmair: “Von Alexandrien nach Bagdad” - Eine fiktive Schultradition, S. 313-322.

257 Ebd., S. 314.

258 ¹. ZaydÁn, S. 139-140; s. zu diesem Thema auch Otfried Höffe, Aristoteles, S. 22-28.

Welt von des Aristoteles Schriften zukam, ist vom erwähnten Andronikos korrigiert worden, und zwar in der Mitte des ersten Jahrhunderts v.Chr.”

Mit anderen Worten: In dieser Zeit gab zwei Schulen, eine in Alexandria und die andere in Rom.259

2) Als das Christentum, in der Zeit des Justinian -529 n.Chr.- dominant war, wurde der Unterricht in Rom abgebrochen, und es blieb nur die Schule von Alexandria übrig.260 Man seht, dass die alexandrische Schule sich einzig mit der römischen Schule des Aristoteles beschäftigte, nicht aber mit der griechischen Schule.

3) Unter dem Druck der Bischöfe durfte in Alexandria nur Logik gelehrt werden, da sie der einzige Teil der Philosophie war, die dem Christentum aus damaliger Sicht nicht widersprach. Dieses Bewertungsmuster findet man auch im Islam wieder.

Außer den logischen Schriften wurden alle anderen Schriften zur Philosophie auch in islamischer Zeit nur im Verborgenen gelesen und studiert.

4) Die Schule von Alexandria wurde erst verlegt, als der Islam nach Antiochien kam, und zwar in der Zeit des þUmar Ibn þAbd al-þAzÍz im Jahre 717.261

5) Ab dieser Zeit ist das Erbe der römischen Aritoteles-Schule, das durch die alexandriner und durch die antiochische Schule und noch später durch die Schule

¼arrÁns fortgesetzt wurde, nach Bagdad umgezogen.262 In dieser Phase beginnt die islamische Phase des Aristoteles, die eigentlich bis in die römische Phase zurückreicht, die griechische Phase aber nicht tangiert, die bis heute noch immer unbekannt ist. Diese Angaben unterstützen die These dieser Arbeit, die besagt, dass die islamischen Philosophen Aristoteles nicht verfälschten, sie kannten ihn durch die o.g. Schulen, die ihn bereits transformiert hatten.

6) In der antiochischen Schule gab es Gelehrte, die diese Schule verließen und nach Bagdad übersiedelten. Durch sie wurde diese ganze philosophische Tradition nach Bagdad transportiert. Danach gab es eine fortsetzende Schule, die diese Traditionen weiter pflegte. Die Gelehrten dieser Schule sind IbrÁhÍm al-MarwazÍ und YÚ½annÁ Ibn ¼aylÁn. Diese bildeten zwei andere Gelehrten, von denen der eine Israil hieß

259 ¹. ZaydÁn, S. 140.

260 Ebd., S. 140, hier wird gezeigt, wie die aristotelischen Schriften, die Andronikos korrigierte, von Athen nach Rom, Alexandria, Antochia, ¼arrÁn, Bagdad wanderten.

261 Gotthard Strohmaier, Von Demokrit bis Dante, die Angaben über al-MasþÚdÍ, S. 319.

262 Ebd., nach al- MasþÚdÍs Bericht, auf den G. Strohmair zurückgreift, ist die Schule von Antiochia nach ¼arrÁn verlegt worden, und zwar unter dem Kalifen al-Mutawakil - 847-861 n.Ch-, s. Ebd., S. 319.

und Bischof war, während der zweite den Namen Quwairi trug, aus. Von al-MarwazÍ lernte MattÁ ibn YÚhanna. Al-FÁrÁbÍ lernte bei YÚ½anna ibn ¼aylÁn.263

Diesen Vorstellungen folgend könnte man sagen, dass die Bagdader Schule der erste Ort war, an dem die islamischen Gelehrten, die nach al-FÁrÁbÍ lebten, die Philosophie als System betrachteten und nicht nur als Ansammlung einzelner Paragraphen. All diese Umstände führen zu dem Ergbnis, dass al-FÁrÁbÍ, der Lehrer Ibn SÍnÁs, in seiner Philosophie dem gesamten philosophischen Erbe, das sich von der Phase des römischen Aristoteles bis hin zur Phase der Harran-Schule erstreckt, treu geblieben ist. Nach der Autobiographie des Ibn SÍnÁ las dieser die aristotelische Schrift der Metaphysik vierzig Mal, ohne sie zu verstehen. Erst nach der Lektüre von al-FÁrÁbÍs Kommentar ”Die Tendenz der aristotelischen Metaphysik,”264 stellte sich dieses Verständnis ein.

Ich will damit sagen, dass die Ideen dieses Buches Ibn SÍnÁs philosophische Tendenz beinflussten, und zwar entlang seiner Schriften, besonders was seine philosopische Richtung, die unter der Bezeichnung „die Philosophie der Öffentlichkeit“ (ر >>>Gا) bekannt ist, angeht. Ich erwähne diese Meinung, um die andere Auffassung in den Mittelpunkt zu rücken, die nämlich, nach der die Neoplatoniker Aristoteles nicht unbedingt verfälscht haben. Ein zusätzliches Argument, das meine Ansicht unterstützt, ist die Tatsache, dass die athener Schule sich hauptsächlich auf Exegese Platons konzentrierte, anders als die alexandriner Schule, die Aristoteles in den Mittelpunkt ihres Curriculums gestellt hatte.265

263 Ebd., S. 381-382.

264 Fr. Dieterici übersetzte diese Schrift ins Deutsche in seinem Buch “Al-FÁrÁbÍ’s philosophische Abhandlungen”.

265 Richard Sorabji, Aristotle Transformed, Artikel Koenraad Verrycken: The development of Philoponus thought and its chronology, S.233.

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