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Albinus: Die Diskussion über die Gründe für die Vermittlung zwischen den Systemen der beiden Philosophen - alte und moderne

viertes Kapitel Aristoteles im Islam

4.4. PLATON UND ARISTOTELES IM ISLAM IN HINSICHT AUF DIE VERSCHIEDENEN MEINUNGEN

4.4.5. Albinus: Die Diskussion über die Gründe für die Vermittlung zwischen den Systemen der beiden Philosophen - alte und moderne

Meinungen

Mit Albinus, der Aristoteles, wie seine Vorgänger Philo und Clement, verwendet, bekommt diese Rezeptionsart des Integrationsprozesses mehr Deutlichkeit.382 Albinus übte die Verbindung zwischen Platon und Aristoteles, um die Schwierigkeiten, denen er in seiner Philosophie begegenete, zu überwinden. Eine dieser Schwerigkeiten ist die Suche nach einem philosophischen Modell, das als Vermittler zwischen Gott und dem Universum fungieren sollte, oder zwischen Himmel und Erde, zwischen Aristoteles und Platon.

Man fragt nach dem Anlass für die Entstehung des Verbindungsprozesses zwischen Platon und Aristoteles. Die Antwort finden wir bei Albinus deutlicher als bei seinen Vorgängern Philo und Clement. Wie seine Vorgängerphilosophen verwendet er manche Ideen der peripathetischen Philosophie, die sich eigentlich auf Aristoteles beziehen, und unter seiner Lehre eingeordnet sind. Deswegen gibt zwei Beiträge des Albinus zum Mittel-Platonismus: Erstens seinen Beitrag, die peripathetische Doktrin des göttlichen Intellekts (Nous) übernommen zu haben, was Änderungen nicht nur im platonischen Verstehen des göttlichen Intellekts verursachte, sondern auch im Verständnis der göttlichen Ideen. Der zweite Beitrag besteht in seiner Verwendung der kategorischen Doktrin. Denn Robert M. Bechman meint: “We must view these

380 Ebd., S. 56.

381 Ebd., S. 57.

382 Ebd., S. 99.

two doctrines as closely tied together. It is no coincidence that both reflect a peripatetic pedigree, and Albinos use of them reflects the extent to which the thought off Aristotle lies at the center of second century Middle Platpnic reflection.

Only by harmonizing the teaching of Plato and Aristotle could the cho’rismos between God and the universe be overcome.“383

Da wir kein Wissen von der Übersetzung der albinius’schen Schriften ins Arabische haben, können wir behaupten, dass diese Schriften den islamischen Philosophen nicht bekannt waren. Vielleicht waren sie aber im Original bekannt. Dies ist aber nur möglich, wenn die islamischen Philosophen des Griechischen mächtig waren. Wir wissen, dass al-KindÍ Griechisch konnte, weil es Übersetzungen aus dem Griechischen ins Arabische von ihm gibt.384 Auch in Bezug auf al-FÁrÁbÍ kann man behaupten, dass er Griechisch konnte. Bevor er nach Bagdad kam, war er in Harran, wo die die einzige Schule der damaligen Zeit ihren Sitz hatte, die noch griechische Philosophie lehrte und pflegte. Aber wir besitzen keine Information darüber, ob Ibn SÍnÁ mit der griechischen Sprache vertraut war. Oder man kann sagen, dass die Ideen des Albinus und Origen die Rezeptionsgrundlage für die islamischen Philosophen waren, und zwar entweder durch die Übersetzungen oder durch ihre Originale.

Die Entwicklung, die Albinus im zweiten Jahrhundert des Mittelplatonismus antstieß, erweckt den Eindruck, dass er der Ursprung für den Neo Platonismus war.

Es ist richtig, dass die Neoplatoniker einige Ideen des Mittelplatonismus nicht akzeptierten, aber die Synthese zwischen Aristoteles und Platon, die die Neoplatoniker und später die islamischen Philosophen adoptierten, hat ihre Wurzeln bei Albinus und Origen aus Alexandria und Ammonius Soccas, die ihre Tendenz weiter an Plotinus und Porphyrius und Proclus vermittelten.385

Die aristotelischen Ideen der Ewigkeit der Materie, die zehn Kategorien, die Vorstellung Gottes (Nous) und andere Ideen, finden sich im Mittelplatonismus, im Neoplatonismus und bei den islamischen Philosophen, besonders bei Ibn SÍnÁ, weil

383 Ebd., S. 84.

384 Ibn AbÍ ÿUÈaybiþa (Muwafaq al-DÍn abÚ al-þAbÁs A½mad bin al-QÁsim), þUyÚn al-anbÁÿ fÍ ÔabaqÁt al-aÔibÁÿ, Teil 1, S. 207. Ibn ¹ulºul (SulaymÁn bin ¼asÁn), ÓabqÁt al-aÔibÁÿ wa-l-½ukamÁÿ, S. 73–74; s. auch Ibn al-QifÔÍ, TÁrÍ¿ al-½ukamÁÿ, S. 368.

385 Ebd., S. 99; s. diese Verbindung in Vorstellung der Rezeption des Albinus bei Origen, S. 100-104. Als weitere Information über den Ursprung der Idee der Synthese zwischen Platon und Aristoteles enthält das ganze o.g. Buch von Robert M. Bechman umfangreiche Hinweise.

er am meisten Interesse hatte, zwischen Platon (die Religion, die Offenbarung) und Aristoteles (die Logik oder Kategorien, die Vernunft) zu vermitteln.

Es gibt Forscher in der modernen Zeit, die an der Ansicht der o.g. mittelalterlichen philosophischen Richtungen fest halten. Anfinn Stigen behandelt in seinem Buch

“The Structure of Aristotle‘s Thought” dieses Thema. Er erwähnt Whiteheads Aussage, die dieser in seinem Buch “Process and Reality“ (New York, 1941) vorgestellt hat. Whitehead hat die europäische philosophische Tradition auf Platon bezogen. Er sagte: “It consists of a series of footnotes to Plato.“386 Aufgrund dieser Aussage kommt Anfinn Stigen zu dem Ergebniss, dass “[...] one might almost say that most footnotes in scholary treatisis on Aristoteles refer to Plato.”387

Man kann diese beiden Aussagen nach der aristotelischen Ansicht in der folgendenen Schlussfolgerung zusammenfassen: Da Platon vor Aristoteles und auch dessen Lehrer war, weisen die Ideen (Fussnoten) des Aristoteles auf die Ideen Platons hin. Folgendes meint Anfinn Stigen: es besteht die gute (fair) Chance, dass jede neue Vorstellung der aristotelischen Doktrin in Verbindung zu Platon gestellt werden muss.

Aufgrund dieser Ansicht haben manche Forscher der philosophischen Geschichte folgenden Schluss gezogen: Die Philosophie des Aristoteles ist eine niedere Form des Platonismus.388

Aber es gibt auch andere Meinungen, die zwischen den beiden Philosophien zu versöhnen suchen und etwa sagen: “[...] usually by allotting to Plato the world of the Ideas, to Aristotle the world of the senses [...].“389 Mit anderen Worten: Platon beschränkt sich auf die Erklärungsebene der Ideenwelt, Aristoteles aber auf die Ebene der Physik oder der Naturforschung. Diese Verteilungsart der philosophischen Ansichten, obwohl sie in moderner Zeit entstanden, entspricht die Form des Denkens des Neoplatonismus und später der islamischen Philosophen, besonders was das Buch al-FÁrÁbÍs “al-¹amþ bayna Raÿy al-¼akÍmayn“ angeht.

A. Stigen stellt die Meinung A. E. Taylor’s in seinem Buch “Aristotle“ (London, Th. Nelson and Sons, 1984) vor, die diese Ansicht unterstützt. Er sagte “[...] maintains that Aristotle is everywhere a Platonist malgré lui and that Aristotle owes his hold over men’s minds to the

386 Anfinn Stigen, The Structure of Aristotles’ Thought, S.63.

387 Ebd., S. 20.

388 A.Stigen, S. 20.

389 Ebd., S. 21.

Platonic element in his thought.“ Sein Ergebnis betonten die Neoplatoniker und die islamischen Philosophen, besonders al-FÁrÁbÍ und Ibn SÍnÁ. Er sagt, dass Aristoteles eine neue Methode für die Lösung der Probleme, die von Platon stammen, erfunden hat, und er - A. Stigen - fügt hinzu: “New solutions are arrived at not by posing new problems and brushing aside the old ones as unreal or irrelevant, but by posing the old problems in a new way and by trying to solve them along a new route. To formulate Aristotl’s orginality in terms borrowed from Aristotle himself: it did not consist in the subject-matter of his philosophy, but in its form. Even among those who regard Aristotles as essentialy a Platonist, there is general agreement an the paint that he did not imitat Plato in his method.“390

Im Buch „al-¹amþ bayna raÿy al-½akÍmayn“ des al-FÁrÁbÍ findet sich dieselbe Ansicht über die Beziehung beider Philosophen. Ich habe die oben erwähnten Meinungen der modernen Forschung dargestellt, um zu zeigen, dass sie, obwohl sie die „echten“ Schriften des Aristoteles besitzen, zu derselben Ansicht wie die Neoplatoniker und die islamischen Philosophen kommen. Diese Darstellung stellt die Meinung dieser Forscher über die Verfälschung der aristotelischen Philosophie und auch der ganzen griechischen Philosophie durch diese beiden Traditionen – die Neoplatoniker und die islamische Philosophie – in Frage. Mit anderen Worten: Die Neoplatoniker und die islamischen Philosophen kannten die echten Schriften des Aristoteles, aber ihre Betrachtungsart der beiden Philosophien ist anders - aber nicht falsch –‚ ist ähnlich zur Meinung dieser Forscher.

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