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7 Eine empirische Analyse der Determinanten der Produktivität auf

7.4 Zur außenwirtschaftlichen Offenheit der Bundesländer

In der Literatur existieren verschiedene Ansätze, die versuchen die außenwirt-schaftliche Offenheit eines Landes quantitativ zu bestimmen. So wird häufig der Anteil aus Exporten und Importen am BIP als Indikator für die Offenheit eines Landes gewählt. Dieser Indikator unterliegt jedoch dem Endogenitäts-problem.294 Demnach steigt nicht nur das Pro-Kopf-Einkommen, wenn sich ein Land außenwirtschaftlich öffnet, sondern Länder, die über ein vergleichsweise hohes Pro-Kopf-Einkommen verfügen, handeln international mehr. Zudem kann ein Land einen hohen Anteil an Exporten und Importen am BIP aufweisen, aber gleichzeitig den Außenhandel durch Zölle oder Quoten verzerren und demnach keinen liberalen Außenhandel verfolgen. In empirischen Studien ist der Einfluss der Exporte und Importe auf das Pro-Kopf-Einkommen meist positiv wie etwa bei Levine und Renelt (1992). Jedoch besteht in dieser Untersuchung dieser Zu-sammenhang nur, wenn nicht für die Investitionsquote kontrolliert wird.295 Auch Kormendi und Meguire (1985) finden einen schwachen Zusammenhang, dass Länder, die sich außenwirtschaftlich öffnen, ein höheres Wirtschaftswachstum realisieren können. Sie verwenden das Verhältnis von Export zu Output als In-dikator für die außenwirtschaftliche Offenheit.296

Ebenso wenig löst die Außenhandelspolitik, die an Stelle der Handelsanteile am BIP oder als dessen Instrument genutzt werden kann, das Problem der Endogeni-tät. Länder, die Reformen zu einer liberalen Außenhandelspolitik wählen, führen meist auch Reformen durch, die die wirtschaftliche Lage im Inland verändern, so dass hierdurch das Einkommensniveau und die Produktivität steigen kann.297

Zudem ist die Konstruktion eines Index zur außenwirtschaftlichen Offenheit vergleichsweise schwierig, da der Außenhandel auf ganz unterschiedliche Weise beeinträchtigt werden kann. So können unter anderem Zölle, Exportsubventio-nen, Importquoten oder Local-content-Klauseln das Ausmaß des Außenhandels beeinflussen und können bei der Konstruktion eines Index zur Offenheit unter-schiedlich stark berücksichtigt werden.298

294 Vgl. hierzu auch Abschnitt 8.2.

295 Vgl. Levine, Ross; Renelt, David (1992), A Sensitivity Analysis of Cross-Country Growth Regressions, in: American Economic Review, 82(4), S. 942-963.

296 Vgl. Kormendi, Roger; Meguire, Philip (1985), Macroeconomic Determinants of Growth, Cross-Country Evidence, in: Journal of Monetary Economics, 16(2), S. 141-163.

297 Vgl. Frankel, Jeffrey; Romer, Paul (1999), Does Trade Cause Growth?, in: American Economic Review, 89(3), S. 379.

298 Vgl. Edwads, Sebastian (1998), Openness, Productivity and Growth: What do we really know?, in: Economic Journal, 108(447), S. 384.

Frankel und Romer (1999) versuchen diese Probleme zu beheben, indem sie sich eines alternativen Instruments für Außenhandel bedienen: dem Gravitäts-modell. Dabei soll das Handelsvolumen eines Landes davon abhängen, wie weit es von anderen Handelspartnern entfernt ist. Umso weiter ein Land von seinen Handelspartnern entfernt liegt, desto weniger Außenhandel treibt es. Diese geo-grafische Gegebenheit ist völlig unabhängig vom Einkommen und von der Wirt-schaftspolitik eines Landes und fällt somit nicht unter das Endogenitätsproblem.

Die Autoren nutzen diese geografische Gegebenheit als Instrument für den inter-nationalen Handel. Frankel und Romer kommen in ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass das Handelsvolumen einen positiven Einfluss auf das Wirtschafts-wachstum hat.299

Demgegenüber erhalten Rodrik, Subramanian und Trebbi (2004) in ihrer Ana-lyse das Ergebnis, dass Offenheit keinen signifikanten Einfluss auf das Wirt-schaftswachstum hat, sobald für Institutionen kontrolliert wird.300

Alcalá und Ciccone (2004) zeigen hingegen unter der Verwendung des In-dikators realer Offenheit, dass Außenhandel einen signifikanten und positiven Einfluss auf die Produktivität hat. Dabei multiplizieren sie den Außenhandels-anteil (Exporte + Importe) am BIP mit dem Preisniveau. Hiermit möchten sie den Balassa-Samuelson Effekt berücksichtigen. Wenn der Außenhandel die Produktivität steigert, dann steigt nicht nur das Preisniveau im verarbeitenden Gewerbe, sondern auch im Sektor nicht handelbarer Güter. Hierdurch nimmt das Preisniveau zu, wodurch das Handelsvolumen wiederum negativ beein-flusst wird. 301

Die Wahlmöglichkeiten für einen Indikator der außenwirtschaftlichen Of-fenheit auf Bundesländerebene über den Zeitraum von 1950 bis 1990 sind be-schränkt. Um den Einfluss der Offenheit auf die Entwicklung der Produktivität zu bestimmen, wird der Anteil der Exporte am BIP in die Analyse mit aufge-nommen. Die Exporte umfassen alle Güter der Ernährungswirtschaft und der gewerblichen Wirtschaft. Ein besseres Maß für die Bestimmung der Offenheit wäre der Anteil der Exporte und Importe am BIP, doch liegen vollständige Daten zu den Importen auf Bundesländerebene erst ab 1970 vor. Hinsichtlich der Au-ßenhandelspolitik unterscheiden sich die westdeutschen Bundesländer nicht, da Zölle, Quoten oder andere Handelsbeschränkungen auf Bundesebene und somit für alle Bundesländer gleichermaßen geregelt sind. Die folgende Abbildung gibt die Entwicklung der Exportquote in den Bundesländern in Prozent wieder. Für das Saarland liegen Werte ab 1959 vor.

299 Vgl. Frankel/Romer (1999).

300 Vgl. Rodrik/Subramanian/Trebbi (2004), S. 131-165.

301 Vgl. Alcalá, Francisco; Ciccone, Antonio (2004), Trade and Productivity, in: Quarterly Journal of Economics, 119(2), S. 613-646.

Frankel und Romer (1999) versuchen diese Probleme zu beheben, indem sie sich eines alternativen Instruments für Außenhandel bedienen: dem Gravitäts-modell. Dabei soll das Handelsvolumen eines Landes davon abhängen, wie weit es von anderen Handelspartnern entfernt ist. Umso weiter ein Land von seinen Handelspartnern entfernt liegt, desto weniger Außenhandel treibt es. Diese geo-grafische Gegebenheit ist völlig unabhängig vom Einkommen und von der Wirt-schaftspolitik eines Landes und fällt somit nicht unter das Endogenitätsproblem.

Die Autoren nutzen diese geografische Gegebenheit als Instrument für den inter-nationalen Handel. Frankel und Romer kommen in ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass das Handelsvolumen einen positiven Einfluss auf das Wirtschafts-wachstum hat.299

Demgegenüber erhalten Rodrik, Subramanian und Trebbi (2004) in ihrer Ana-lyse das Ergebnis, dass Offenheit keinen signifikanten Einfluss auf das Wirt-schaftswachstum hat, sobald für Institutionen kontrolliert wird.300

Alcalá und Ciccone (2004) zeigen hingegen unter der Verwendung des In-dikators realer Offenheit, dass Außenhandel einen signifikanten und positiven Einfluss auf die Produktivität hat. Dabei multiplizieren sie den Außenhandels-anteil (Exporte + Importe) am BIP mit dem Preisniveau. Hiermit möchten sie den Balassa-Samuelson Effekt berücksichtigen. Wenn der Außenhandel die Produktivität steigert, dann steigt nicht nur das Preisniveau im verarbeitenden Gewerbe, sondern auch im Sektor nicht handelbarer Güter. Hierdurch nimmt das Preisniveau zu, wodurch das Handelsvolumen wiederum negativ beein-flusst wird. 301

Die Wahlmöglichkeiten für einen Indikator der außenwirtschaftlichen Of-fenheit auf Bundesländerebene über den Zeitraum von 1950 bis 1990 sind be-schränkt. Um den Einfluss der Offenheit auf die Entwicklung der Produktivität zu bestimmen, wird der Anteil der Exporte am BIP in die Analyse mit aufge-nommen. Die Exporte umfassen alle Güter der Ernährungswirtschaft und der gewerblichen Wirtschaft. Ein besseres Maß für die Bestimmung der Offenheit wäre der Anteil der Exporte und Importe am BIP, doch liegen vollständige Daten zu den Importen auf Bundesländerebene erst ab 1970 vor. Hinsichtlich der Au-ßenhandelspolitik unterscheiden sich die westdeutschen Bundesländer nicht, da Zölle, Quoten oder andere Handelsbeschränkungen auf Bundesebene und somit für alle Bundesländer gleichermaßen geregelt sind. Die folgende Abbildung gibt die Entwicklung der Exportquote in den Bundesländern in Prozent wieder. Für das Saarland liegen Werte ab 1959 vor.

299 Vgl. Frankel/Romer (1999).

300 Vgl. Rodrik/Subramanian/Trebbi (2004), S. 131-165.

301 Vgl. Alcalá, Francisco; Ciccone, Antonio (2004), Trade and Productivity, in: Quarterly Journal of Economics, 119(2), S. 613-646.

Auffallend sind zunächst die starken Schwankungen der Exportquoten, die vermutlich der konjunkturellen Entwicklung geschuldet sind. Bis 1957 besaß Nordrhein-Westfalen die höchste Exportquote. Im Zeitraum von 1960 bis 1984 hatte das Saarland mit Abstand die größte Exportquote unter den Bundesländern inne. Seit Ende der 1970er Jahre konnte Bremen seine Exporte stark steigern und hatte schließlich seit 1985 die höchste Exportquote unter den westdeutschen Bun-desländern. Im Gegensatz dazu besaßen Schleswig-Holstein, Berlin und eben-falls Hamburg die niedrigsten Exportquoten. Im Falle von Hamburg mag diese Beobachtung überraschen, da Hamburg den größten deutschen Hafen besitzt.

Jedoch dient der Hamburger Hafen hauptsächlich als Transithafen, mit dessen Hilfe Güter, die in anderen Regionen der BRD und nicht nur in Hamburg selbst produziert wurden, verschifft werden.

Abbildung 39 Exportquote der Bundesländer in Prozent, 1950-90

Quelle: Siehe Tabelle 104 im Anhang.

Insgesamt haben die Exportquoten über den gesamten Zeitraum zugenommen, wobei gerade zum Ende des Betrachtungszeitraums die Unterschiede hinsicht-lich der Offenheit zwischen den Bundesländern deuthinsicht-lich werden. Demnach reicht die Spannweite von einer Exportquote von 37,6 Prozent in Bremen bis zu einer Exportquote von 11,6 Prozent in Berlin. Inwieweit diese Unterschiede in der au-ßenwirtschaftlichen Offenheit Auswirkungen auf die Produktivität der Bundes-länder hatte, wird ebenfalls im Kapitel 8 überprüft.

Unberücksichtigt bleibt bei der hier verwendeten Exportquote jedoch der Wa-renverkehr zwischen den westdeutschen Bundesländern. Möglicherweise haben einige Bundesländer vermehrt in andere Bundesländer exportiert, aber erschei-nen nach dem obigen Indikator als weniger offen. Jedoch existieren keine Daten

Exportquote der Bundesländer in Prozent, 1950-90

zum Warenverkehr zwischen den westdeutschen Bundesländern. Die hier ver-wendete Exportquote kann somit nur einen Teil der Offenheit der Bundesländer abbilden. Dieser Zusammenhang muss bei der Interpretation der Regressionser-gebnisse berücksichtigt werden.