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7 Eine empirische Analyse der Determinanten der Produktivität auf

7.5 Informelle Institutionen der Bundesländer

Im Zuge der theoretischen Analyse der regionalen Institutionen hat sich herausge-stellt, dass die regionalen formalen Institutionen kaum zwischen den Bundeslän-der variieren. Aus diesem Grund werden keine Indikatoren für regionale formale Institutionen in die Analyse einbezogen. Mögliche „Rest“-Einflüsse der formalen Institutionen werden in dieser Untersuchung mit Hilfe der fixen Effekte berück-sichtigt. Auf diese Weise kann der omitted variable bias vermieden werden.

Demgegenüber sind die regionalen informellen Institutionen zwar ebenfalls konstant über die Zeit, doch scheinen sie sich zwischen den Bundesländern zu unterscheiden. Es ist daher sinnvoll, die regionalen informellen Institutionen nicht nur mit Hilfe der fixen Effekte zu berücksichtigen, sondern ihren Einfluss mit erklärenden Variablen direkt zu messen. Dabei ist zu bedenken, dass geeig-nete erklärende Variablen für informelle Institutionen ihren Einfluss verlieren (müssen), wenn fixe Effekte in die Regression aufgenommen werden, da fixe Ef-fekte genau für diese über die Zeit konstanten Unterschiede zwischen den Bun-desländern kontrollieren. 302

Wie der theoretische Teil zu den regionalen informellen Institutionen gezeigt hat, kann der Begriff der informellen Institutionen auf unterschiedliche Weise erfasst werden. Informelle Institutionen können entweder als Kultur, zu der die Religion oder etwa ein koloniales Erbe gehören, verstanden werden oder das Konzept des Sozialkapitals beinhalten, das unter anderem auf Vertrauen in ande-re und auf Gruppenzugehörigkeit beruht.

Die Messbarkeit informeller Institutionen ist schwierig. Gleichwohl stützen sich die meisten Studien auf die Befragungsergebnisse des World Value Surveys (WVS). Zwischen 1981 und 2007 wurden weltweit 5 Befragungen durchgeführt.

Bei diesen Befragungen wurden Veränderungen der Wertvorstellung zu den Be-reichen Religion, Geschlechterrolle, Arbeitsmotivation, Demokratie, verantwor-tungsbewusste Regierungsführung, Sozialkapital, politische Teilhabe, Toleranz gegenüber anderen Gruppen, Umweltschutz sowie subjektives Wohlbefinden be-rücksichtigt.

302 Eine eingehende Erläuterung zur Wirkung und der Berücksichtigung von fixen Effekten in der empirischen Analyse findet sich in Abschnitt 8.1 dieser Arbeit.

zum Warenverkehr zwischen den westdeutschen Bundesländern. Die hier ver-wendete Exportquote kann somit nur einen Teil der Offenheit der Bundesländer abbilden. Dieser Zusammenhang muss bei der Interpretation der Regressionser-gebnisse berücksichtigt werden.

7.5 Informelle Institutionen der Bundesländer

Im Zuge der theoretischen Analyse der regionalen Institutionen hat sich herausge-stellt, dass die regionalen formalen Institutionen kaum zwischen den Bundeslän-der variieren. Aus diesem Grund werden keine Indikatoren für regionale formale Institutionen in die Analyse einbezogen. Mögliche „Rest“-Einflüsse der formalen Institutionen werden in dieser Untersuchung mit Hilfe der fixen Effekte berück-sichtigt. Auf diese Weise kann der omitted variable bias vermieden werden.

Demgegenüber sind die regionalen informellen Institutionen zwar ebenfalls konstant über die Zeit, doch scheinen sie sich zwischen den Bundesländern zu unterscheiden. Es ist daher sinnvoll, die regionalen informellen Institutionen nicht nur mit Hilfe der fixen Effekte zu berücksichtigen, sondern ihren Einfluss mit erklärenden Variablen direkt zu messen. Dabei ist zu bedenken, dass geeig-nete erklärende Variablen für informelle Institutionen ihren Einfluss verlieren (müssen), wenn fixe Effekte in die Regression aufgenommen werden, da fixe Ef-fekte genau für diese über die Zeit konstanten Unterschiede zwischen den Bun-desländern kontrollieren. 302

Wie der theoretische Teil zu den regionalen informellen Institutionen gezeigt hat, kann der Begriff der informellen Institutionen auf unterschiedliche Weise erfasst werden. Informelle Institutionen können entweder als Kultur, zu der die Religion oder etwa ein koloniales Erbe gehören, verstanden werden oder das Konzept des Sozialkapitals beinhalten, das unter anderem auf Vertrauen in ande-re und auf Gruppenzugehörigkeit beruht.

Die Messbarkeit informeller Institutionen ist schwierig. Gleichwohl stützen sich die meisten Studien auf die Befragungsergebnisse des World Value Surveys (WVS). Zwischen 1981 und 2007 wurden weltweit 5 Befragungen durchgeführt.

Bei diesen Befragungen wurden Veränderungen der Wertvorstellung zu den Be-reichen Religion, Geschlechterrolle, Arbeitsmotivation, Demokratie, verantwor-tungsbewusste Regierungsführung, Sozialkapital, politische Teilhabe, Toleranz gegenüber anderen Gruppen, Umweltschutz sowie subjektives Wohlbefinden be-rücksichtigt.

302 Eine eingehende Erläuterung zur Wirkung und der Berücksichtigung von fixen Effekten in der empirischen Analyse findet sich in Abschnitt 8.1 dieser Arbeit.

Mit Hilfe des World Value Surveys führten beispielsweise Knack und Keefer (1997) eine Querschnittsuntersuchung für 29 Länder durch, die drei Indikatoren für Sozialkapital enthält. Die Autoren wollen den Grad an Vertrauen, gemein-schaftliche Regeln und Netzwerke in einer Gesellschaft messen. Mit TRUST messen sie den Anteil der Personen, die auf die Frage, ob den meisten Menschen vertraut werden kann, mit „den meisten Menschen kann vertraut werden“ ge-antwortet haben. Die Variable CIVIC setzt sich aus fünf Fragen zusammen, die jeweils einen Wert zwischen 1 und 10 annehmen können. Wenn die Befragten dem Verhalten zustimmen, ergibt dies höchstens 10 Punkte, wenn sie das halten ablehnen, gibt es mindestens einen Punkt. Die fünf verschiedenen Ver-haltensmöglichkeiten sind: 1. staatliche Unterstützung einfordern, obwohl kein Anrecht darauf besteht, 2. Schwarzfahren in öffentlichen Verkehrsmitteln, 3.

Steuerhinterziehung, falls die Möglichkeit besteht, 4. etwas Gestohlenes kaufen, 5. Bestechungsgelder bei der Pflichterfüllung annehmen. Mit GROUP messen Knack und Keefer die durchschnittliche Anzahl an Gruppen, zu denen Personen eines Landes gehören. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass Vertrauen und ge-meinschaftliche Regeln einen positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Entwick-lung haben. Verbindende Aktivitäten, wie sie in Vereinen zu finden sind, haben hingegen keinen Einfluss auf die wirtschaftliche Leistung, was den Ergebnissen von Putnam (1993) widerspricht. Darüber hinaus finden die Autoren heraus, dass in ihrem Sample Vertrauen und gemeinschaftliche Regeln in jenen Ländern stär-ker ausgeprägt sind, in denen formale Institutionen wie die Eigentumsrechte und Vertragsrechte stark und in denen die gesellschaftlichen Schichten gleichmäßiger verteilt sind.303

In Anlehnung an die Ideen von Weber zeigen Barro and McCleary (2003) in ihrer Untersuchung, dass das Ausmaß an Religiosität einen signifikanten positi-ven Einfluss auf das Wirtschaftswachstum hat. Demzufolge haben Länder mit einer mehrheitlich protestantischen Bevölkerung bessere Regierungen und eben-so ein höheres Wirtschaftswachstum als Länder mit überwiegend katholischer oder muslimischer Bevölkerung. 304

In diesem Zusammenhang finden Guiso, Sapienza und Zingales (2003) mit Hilfe der Daten des WVS heraus, dass Vertrauen positiv von der Religionszu-gehörigkeit beeinflusst wird, wenn für diverse demografische Einflüsse wie Ge-schlecht, Alter, Bildung, Gesundheit und Gesellschaftsschicht kontrolliert wird.

Bereits die Tatsache, dass ein Mensch religiös aufgezogen wurde, hat einen posi-tiven Effekt. Bei Menschen, die einen Gottesdienst besuchen, steigt das Vertrau-en nochmals an. Evangelische und katholische Religionszugehörigkeit habVertrau-en dVertrau-en

303 Vgl. Knack, Stephen; Keefer, Philip (1997), Does Social Capital Have an Economic Payoff? A Cross-Country Investigation, in: Quarterly Journal of Economics, 112(4), S. 1251-1288.

304 Vgl. Barro/McCleary (2003), S. 760.