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4 Empirische Konvergenzanalyse: Die wirtschaftliche Entwicklung der

4.2 Die Ursachen für die Startunterschiede in den Pro-Kopf-Einkommen

4.2.1 Der Einfluss des Produktionsfaktors Kapital auf das

L EY

EA K L

L E

Das Pro-Kopf-Einkommen (Y/E) hängt dementsprechend von dem Produktivi-tätsniveau (A), der Kapitalintensität (K/L) und dem Erwerbstätigenanteil an der Bevölkerung (L/E) ab.

In den folgenden Abschnitten wird der jeweilige Einfluss der drei Faktoren Kapital, Arbeit und Produktivität auf das Pro-Kopf-Einkommen untersucht, um festzustellen, welche dieser Faktoren zu den beobachteten unterschiedlichen Niveaus der Pro-Kopf-Einkommen in den westdeutschen Bundesländern geführt haben können.

4.2.1 Der Einfluss des Produktionsfaktors Kapital auf das Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950

Unter dem Begriff Kapital wird in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung das Anlagevermögen verstanden. Es wird zwischen dem Brutto- und Netto-An-lagevermögen unterschieden. Zur Bewertung des Brutto-AnNetto-An-lagevermögens wird der Neuwert der Anlagen herangezogen. Demgegenüber wird zur Berechnung des Netto-Anlagevermögens der Zeitwert67 der Anlagen erfasst. Folglich gibt das Netto-Anlagevermögen die Modernität der Anlagen wieder. Der Bestand des Anlagevermögens im Jahr 1950 wurde durch mehrere Faktoren beeinflusst. Wie bereits im Rahmen des neoklassischen Wachstumsmodells gezeigt wurde, wird das Anlagevermögen durch Investitionen erhöht und durch Alterung bzw. Ab-schreibung vermindert. Darüber hinaus sind Kriegszerstörung und Demontage, die das Anlagevermögen geschmälert haben, für das Jahr 1950 relevant.

Zur Bestimmung des Kapitalstocks im Jahr 1950 wird zunächst das Ausmaß der Kriegszerstörung durch den Zweiten Weltkrieg betrachtet, das auf unter-schiedliche Weise gemessen werden kann. Als Indikatoren lassen sich Trüm-merungen, Wohnungsverluste, Grundsteuerausfall und Vermögenssteuerausfall finden.68

Einen ersten Maßstab stellt der Trümmerschutt dar, der auf die früheren Ein-wohner eines Gebietes umgerechnet wird. Problematisch ist hierbei, dass nicht genau festgelegt wurde, was genau zum Trümmerschutt gezählt werden musste.

So wurden in einigen Städten lediglich liegende Trümmer erfasst, andere Städ-te nahmen sStäd-tehende Trümmer oder zum Abbruch bestimmStäd-te GebäuderesStäd-te auf.

67 Der Zeitwert ist der Wert, der beim gegenwärtigen Verkauf einer Anlage erzielt werden würde.

68 Vgl. Deutscher Städtetag (1949), Statistisches Jahrbuch deutscher Gemeinden, 37. Jahrgang, Berlin, S. 368.

(10) YLLEA K

Das Pro-Kopf-Einkommen (Y/E) hängt dementsprechend von dem Produktivi-tätsniveau (A), der Kapitalintensität (K/L) und dem Erwerbstätigenanteil an der Bevölkerung (L/E) ab.

In den folgenden Abschnitten wird der jeweilige Einfluss der drei Faktoren Kapital, Arbeit und Produktivität auf das Pro-Kopf-Einkommen untersucht, um festzustellen, welche dieser Faktoren zu den beobachteten unterschiedlichen Niveaus der Pro-Kopf-Einkommen in den westdeutschen Bundesländern geführt haben können.

4.2.1 Der Einfluss des Produktionsfaktors Kapital auf das Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950

Unter dem Begriff Kapital wird in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung das Anlagevermögen verstanden. Es wird zwischen dem Brutto- und Netto-An-lagevermögen unterschieden. Zur Bewertung des Brutto-AnNetto-An-lagevermögens wird der Neuwert der Anlagen herangezogen. Demgegenüber wird zur Berechnung des Netto-Anlagevermögens der Zeitwert67 der Anlagen erfasst. Folglich gibt das Netto-Anlagevermögen die Modernität der Anlagen wieder. Der Bestand des Anlagevermögens im Jahr 1950 wurde durch mehrere Faktoren beeinflusst. Wie bereits im Rahmen des neoklassischen Wachstumsmodells gezeigt wurde, wird das Anlagevermögen durch Investitionen erhöht und durch Alterung bzw. Ab-schreibung vermindert. Darüber hinaus sind Kriegszerstörung und Demontage, die das Anlagevermögen geschmälert haben, für das Jahr 1950 relevant.

Zur Bestimmung des Kapitalstocks im Jahr 1950 wird zunächst das Ausmaß der Kriegszerstörung durch den Zweiten Weltkrieg betrachtet, das auf unter-schiedliche Weise gemessen werden kann. Als Indikatoren lassen sich Trüm-merungen, Wohnungsverluste, Grundsteuerausfall und Vermögenssteuerausfall finden.68

Einen ersten Maßstab stellt der Trümmerschutt dar, der auf die früheren Ein-wohner eines Gebietes umgerechnet wird. Problematisch ist hierbei, dass nicht genau festgelegt wurde, was genau zum Trümmerschutt gezählt werden musste.

So wurden in einigen Städten lediglich liegende Trümmer erfasst, andere Städ-te nahmen sStäd-tehende Trümmer oder zum Abbruch bestimmStäd-te GebäuderesStäd-te auf.

67 Der Zeitwert ist der Wert, der beim gegenwärtigen Verkauf einer Anlage erzielt werden würde.

68 Vgl. Deutscher Städtetag (1949), Statistisches Jahrbuch deutscher Gemeinden, 37. Jahrgang, Berlin, S. 368.

Wieder andere Städte zählten ausbaufähige Gebäudereste und den Schutt beschä-digter Gebäude hinzu. Ebenso wurden Kellerfundamente hinzugerechnet oder weggelassen. Es wurde zwischen aufgelockerter (d. h. die aufgelockerte Abfuhr- und Verarbeitungsmenge) und unaufgelockerter Trümmermasse (d.h. die feste Masse an zerstörter Bausubstanz) unterschieden, wobei auch hier die Angaben unterschiedlich exakt waren. Zur Bestimmung des Zerstörungsgrades wird in dieser Arbeit neben anderen Indikatoren die unaufgelockerte Trümmermasse he-rangezogen.69

Bei den Wohnungsverlusten werden entweder zerstörte Wohnungen in Pro-zent des Wohnungsbestandes eines Basisjahres oder total zerstörte Wohnungen in Prozent der Wohnungen vor der Zerstörung berechnet. Als Grundlage dient hier die Auszählung der Wohnungen aus den Grundstückslisten der Volkszäh-lung des Jahres 1939.

Schließlich kann die Abnahme der Grundsteuer als weiterer Indikator für die Kriegszerstörung herangezogen werden. Dabei muss beachtet werden, dass sich das Grundsteueraufkommen etwa durch Eingemeindungen, eingehende Steuer-rückstände aus dem Vorjahr oder durch eine Erhöhung des Hebesatzes hatte ver-ändern können. Zudem konnten die Kriegszerstörung und der Grundsteueraus-fall sehr unterschiedlich ausGrundsteueraus-fallen, da Familien beispielsweise übrig gebliebene Kellerräume bewohnten, für die Grundsteuern gezahlt werden mussten. Ebenso waren Wohnungen überbelegt, weswegen keine Grundsteuersenkung gewährt wurde, da das Mietaufkommen unverändert geblieben war. Oder es waren neue Häuser entstanden, die im Vergleichsjahr 1938 noch nicht vorhanden waren. Zu-dem wurden unterschiedliche Berechnungsfaktoren für die Grundsteuer bei Neu- und Altbauten herangezogen, weswegen die Höhe des Grundsteuerausfalls auch davon abhing, ob Neu- oder Altbauten zerstört wurden.70

Der Vermögenssteuerausfall wird hier nicht als Indikator für die Kriegszer-störung herangezogen, da dieser nur im Gebiet der Britischen Besatzungszone erhoben wurde.

Die Tabelle 4 gibt die Werte für die vier Indikatoren der Kriegszerstörung in den Bundesländern wieder. Für Baden-Württemberg wurde der Durchschnitt über die damals noch existierenden drei Landesteile Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern gebildet. Alle Werte stellen nur einen Richtwert dar, da, wie bereits erläutert, eine exakte Bestimmung des Ausmaßes der Kriegs-zerstörung zur damaligen Zeit nicht möglich war.71 Nichtsdestotrotz helfen die nachstehenden Indikatoren den Umfang der Kriegszerstörung in den Bundes-ländern einzuschätzen.

69 Vgl. Deutscher Städtetag (1949), S. 361 f.

70 Weitere Faktoren siehe Deutscher Städtetag (1949), S. 370.

71 Vgl. hierzu auch Deutscher Städtetag (1949), S. 361-373.

Um die Situation in den Bundesländern besser vergleichen und somit beurtei-len zu können, wird ein Index der Kriegszerstörung gebildet, der die drei Indika-Tabelle 4 Indikatoren der Kriegszerstörung in den Bundesländern

Jahr 1950

Zerstörte Woh-nungen in Prozent des

Wohnungsbe-standes von 1939

Totalzerstörte Wohnungen in Prozent der

Woh-nungen vor der Zerstörung

Trümmerungen (unaufgelockert) cbm je Einwohner

Abnahme der Grundsteuer von 1939-46 in

Prozent

Baden-Württemberg 25,4* 7,4* 5,5* –13,9*

Bayern 29,9 12,5 9,9 –30,0

Berlin 37,0 12,7 –45,1

Bremen 48,5 41,0 15,5 –37,5

Hamburg 53,5 49,1 20,9 –43,7

Hessen 45,8 13,7 17,8 –44,1

Niedersachsen 37,1 12,0 9,9 –27,1

Nordrhein-Westfalen 45,5 30,0 15,2 –37,5

Rheinland-Pfalz 44,8 16,3 10,4 –37,3

Saarland

Schleswig-Holstein 32,1 10,5 8,0 –17,9

Quelle: Deutscher Städtetag (1949), Statistisches Jahrbuch deutscher Gemeinden, 37. Jahrgang, Berlin, S. 361-373.

* Mittelwert aus den drei Gebieten Baden, Hohenzollern und Württemberg-Baden.

toren zerstörte Wohnungen, Trümmerungen und Abnahme der Grundsteuer um-fasst. Der Indikator „totalzerstörte Wohnungen“ wird nicht berücksichtigt, da für Berlin kein Wert vorliegt. Da die drei Indikatoren in unterschiedlichen Einheiten gemessen wurden, ist es schwierig diese direkt gegenüberzustellen. Um nun die Einzelindikatoren vergleichbar zu machen, werden die Werte aller Teilindikato-ren auf einen Bereich zwischen 0 und 1 normiert. Dies geschieht mit Hilfe der folgenden Formel72

(11) Norm

Ki

KiMin

Ki

Max

Ki

Min

Ki

Hierbei ist Ki der Wert eines Teilindikators im Bundesland i. Max (Ki) und Min (Ki) sind die Mindest- bzw. Höchstwerte eines Teilindikators innerhalb der Grup-pe der Bundesländer. Anschließend gehen die drei Indikatoren jeweils mit

glei-72 Vgl. Eicher, Theo u.a. (2008), Institutionen und Wirtschaftswachstum in den OECD Ländern, in: ifo Schnelldienst, 61(11), S. 28.

Um die Situation in den Bundesländern besser vergleichen und somit beurtei-len zu können, wird ein Index der Kriegszerstörung gebildet, der die drei Indika-Tabelle 4 Indikatoren der Kriegszerstörung in den Bundesländern

Jahr 1950

Quelle: Deutscher Städtetag (1949), Statistisches Jahrbuch deutscher Gemeinden, 37. Jahrgang, Berlin, S. 361-373.

* Mittelwert aus den drei Gebieten Baden, Hohenzollern und Württemberg-Baden.

toren zerstörte Wohnungen, Trümmerungen und Abnahme der Grundsteuer um-fasst. Der Indikator „totalzerstörte Wohnungen“ wird nicht berücksichtigt, da für Berlin kein Wert vorliegt. Da die drei Indikatoren in unterschiedlichen Einheiten gemessen wurden, ist es schwierig diese direkt gegenüberzustellen. Um nun die Einzelindikatoren vergleichbar zu machen, werden die Werte aller Teilindikato-ren auf einen Bereich zwischen 0 und 1 normiert. Dies geschieht mit Hilfe der folgenden Formel72

(11) Norm

Ki

KiMin

Ki

Max

Ki

Min

Ki

Hierbei ist Ki der Wert eines Teilindikators im Bundesland i. Max (Ki) und Min (Ki) sind die Mindest- bzw. Höchstwerte eines Teilindikators innerhalb der Grup-pe der Bundesländer. Anschließend gehen die drei Indikatoren jeweils mit

glei-72 Vgl. Eicher, Theo u.a. (2008), Institutionen und Wirtschaftswachstum in den OECD Ländern, in: ifo Schnelldienst, 61(11), S. 28.

chem Gewicht in den Index ein. Somit gibt der Wert 1,0 an, dass die größte Zer-störung innerhalb der Bundesländer vorliegt, der Wert 0,0 steht für die geringste Zerstörung. Das Ergebnis dieser Berechnung gibt die folgende Tabelle wieder.

Tabelle 5 Index der Kriegszerstörung der Bundesländer

Bundesland Index der Kriegszerstörung

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Tabelle 4.

Der Berechnung des Index der Kriegszerstörung zufolge wiesen Hamburg mit 0,99, Hessen mit 0,83 und Bremen mit 0,74 die größte Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg auf. Diesen Ländern folgten Nordrhein-Westfalen (0,70), Berlin (0,63) und Rheinland-Pfalz (0,59). Eine vergleichsweise geringe Zer-störung erlitten die süddeutschen sowie die überwiegend agrarisch geprägten Bundesländer Niedersachsen (0,38), Bayern (0,32), Schleswig-Holstein (0,18) und Baden-Württemberg (0,00). Wird der Index der Kriegszerstörung nun in Zusammenhang mit dem Pro-Kopf-Einkommen der Bundesländer im Jahr 1950 gebracht, so ergibt sich die folgende Abbildung 4. Auf der Abszisse ist der Index der Kriegszerstörung und auf der Ordinate das Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950 zu sehen.

Die betrachteten Variablen weisen eine positive Korrelation von 0,6381 bei einem Signifikanzniveau von 5 Prozent auf. Dementsprechend waren Länder, die 1950 über ein vergleichsweise hohes Pro-Kopf-Einkommen verfügt haben, stär-ker von der Kriegszerstörung betroffen als Länder mit einem relativ niedrigen Pro-Kopf-Einkommen.

In diesem Zusammenhang unterscheidet die nachstehende Tabelle 6 nochmals zwischen Regionen innerhalb der Bundesländer und verdeutlicht, dass Ballungs-gebiete stärker zerstört wurden als ländliche Regionen.

Abbildung 4 Zusammenhang zwischen Kriegszerstörung und Pro-Kopf-Einkommen der Bundesländer im Jahr 1950

Quelle: Eigene Berechnungen und Darstellung auf Basis von Tabelle 5 sowie Tabelle 64.

Eine Ausnahme stellt Hessen dar, in dem das Ballungsgebiet Rhein-Main mit 43,9 Prozent etwas weniger stark zerstört wurde als das gesamte Bundesland mit 45,6 Prozent. Insgesamt lag die größte Zerstörung entlang der Westgrenze sowie im rheinisch-westfälischen Raum vor. Im restlichen Bundesgebiet wurden insbeson-dere die größeren Städte zerstört.73 Somit wurden im Zweiten Weltkrieg überwie-gend industrielle Ballungsgebiete und weniger ländliche Regionen angegriffen.

Der Zusammenhang zwischen der Kriegszerstörung und dem Pro-Kopf-Einkom-men im Jahr 1950 verdeutlicht aber auch, dass die Kriegszerstörung nicht so stark gewesen ist, als dass sie die industriellen Zentren und damit die Wirtschaft der Bundesländer längerfristig gelähmt hätte. Ein Grund hierfür ist vermutlich, dass im Zuge der Bombardements der Alliierten überwiegend Wohnungen sowie das Transportsystem zerstört wurden und nicht, wie häufig angenommen, Industrie-anlagen. Selbst die Alliierten waren überrascht, als sie feststellen mussten, dass ein Großteil der deutschen Produktionskapazitäten den Zweiten Weltkrieg un-beschadet überstanden hatte.74

Hierzu hat auch die starke Investitionstätigkeit während des Nazi-Regimes beigetragen, die die Kriegsschäden und Demontagen völlig kompensiert hat.

Zwar wird über das Ausmaß der Investitionen und die anschließende Zerstörung weiterhin debattiert, diese Debatte ändert jedoch nichts an dem vergleichsweise hohen Bestand des Anlagevermögens nach dem Zweiten Weltkrieg.75

73 Vgl. Steinberg (1991), S. 51.

74 Vgl. Abelshauser (2005), S. 68 ff.

75 Vgl. hierzu Scherner, Jonas (2010), Nazi Germany’s Preparation for War: Evidence from Revised Industrial Investment Series, in: European Review of Economic History, 14(3), S. 433-468.

Abbildung 4 Zusammenhang zwischen Kriegszerstörung und Pro-Kopf-Einkommen der Bundesländer im Jahr 1950

Quelle: Eigene Berechnungen und Darstellung auf Basis von Tabelle 5 sowie Tabelle 64.

Eine Ausnahme stellt Hessen dar, in dem das Ballungsgebiet Rhein-Main mit 43,9 Prozent etwas weniger stark zerstört wurde als das gesamte Bundesland mit 45,6 Prozent. Insgesamt lag die größte Zerstörung entlang der Westgrenze sowie im rheinisch-westfälischen Raum vor. Im restlichen Bundesgebiet wurden insbeson-dere die größeren Städte zerstört.73 Somit wurden im Zweiten Weltkrieg überwie-gend industrielle Ballungsgebiete und weniger ländliche Regionen angegriffen.

Der Zusammenhang zwischen der Kriegszerstörung und dem Pro-Kopf-Einkom-men im Jahr 1950 verdeutlicht aber auch, dass die Kriegszerstörung nicht so stark gewesen ist, als dass sie die industriellen Zentren und damit die Wirtschaft der Bundesländer längerfristig gelähmt hätte. Ein Grund hierfür ist vermutlich, dass im Zuge der Bombardements der Alliierten überwiegend Wohnungen sowie das Transportsystem zerstört wurden und nicht, wie häufig angenommen, Industrie-anlagen. Selbst die Alliierten waren überrascht, als sie feststellen mussten, dass ein Großteil der deutschen Produktionskapazitäten den Zweiten Weltkrieg un-beschadet überstanden hatte.74

Hierzu hat auch die starke Investitionstätigkeit während des Nazi-Regimes beigetragen, die die Kriegsschäden und Demontagen völlig kompensiert hat.

Zwar wird über das Ausmaß der Investitionen und die anschließende Zerstörung weiterhin debattiert, diese Debatte ändert jedoch nichts an dem vergleichsweise hohen Bestand des Anlagevermögens nach dem Zweiten Weltkrieg.75

73 Vgl. Steinberg (1991), S. 51.

74 Vgl. Abelshauser (2005), S. 68 ff.

75 Vgl. hierzu Scherner, Jonas (2010), Nazi Germany’s Preparation for War: Evidence from Revised Abbildung 4 Zusammenhang zwischen Kriegszerstörung und Pro-Kopf-Einkommen der

Bundesländer im Jahr 1950

Quelle: Eigene Berechnungen und Darstellung auf Basis von Tabelle 5 sowie Tabelle 64.

Eine Ausnahme stellt Hessen dar, in dem das Ballungsgebiet Rhein-Main mit 43,9 Prozent etwas weniger stark zerstört wurde als das gesamte Bundesland mit 45,6 Prozent. Insgesamt lag die größte Zerstörung entlang der Westgrenze sowie im rheinisch-westfälischen Raum vor. Im restlichen Bundesgebiet wurden insbeson-dere die größeren Städte zerstört.73 Somit wurden im Zweiten Weltkrieg überwie-gend industrielle Ballungsgebiete und weniger ländliche Regionen angegriffen.

Der Zusammenhang zwischen der Kriegszerstörung und dem Pro-Kopf-Einkom-men im Jahr 1950 verdeutlicht aber auch, dass die Kriegszerstörung nicht so stark gewesen ist, als dass sie die industriellen Zentren und damit die Wirtschaft der Bundesländer längerfristig gelähmt hätte. Ein Grund hierfür ist vermutlich, dass im Zuge der Bombardements der Alliierten überwiegend Wohnungen sowie das Transportsystem zerstört wurden und nicht, wie häufig angenommen, Industrie-anlagen. Selbst die Alliierten waren überrascht, als sie feststellen mussten, dass ein Großteil der deutschen Produktionskapazitäten den Zweiten Weltkrieg un-beschadet überstanden hatte.74

Hierzu hat auch die starke Investitionstätigkeit während des Nazi-Regimes beigetragen, die die Kriegsschäden und Demontagen völlig kompensiert hat.

Zwar wird über das Ausmaß der Investitionen und die anschließende Zerstörung weiterhin debattiert, diese Debatte ändert jedoch nichts an dem vergleichsweise hohen Bestand des Anlagevermögens nach dem Zweiten Weltkrieg.75

73 Vgl. Steinberg (1991), S. 51.

74 Vgl. Abelshauser (2005), S. 68 ff.

75 Vgl. hierzu Scherner, Jonas (2010), Nazi Germany’s Preparation for War: Evidence from Revised Industrial Investment Series, in: European Review of Economic History, 14(3), S. 433-468.

Abbildung 4 Zusammenhang zwischen Kriegszerstörung und Pro-Kopf-Einkommen der Bundesländer im Jahr 1950

Quelle: Eigene Berechnungen und Darstellung auf Basis von Tabelle 5 sowie Tabelle 64.

Eine Ausnahme stellt Hessen dar, in dem das Ballungsgebiet Rhein-Main mit 43,9 Prozent etwas weniger stark zerstört wurde als das gesamte Bundesland mit 45,6 Prozent. Insgesamt lag die größte Zerstörung entlang der Westgrenze sowie im rheinisch-westfälischen Raum vor. Im restlichen Bundesgebiet wurden insbeson-dere die größeren Städte zerstört.73 Somit wurden im Zweiten Weltkrieg überwie-gend industrielle Ballungsgebiete und weniger ländliche Regionen angegriffen.

Der Zusammenhang zwischen der Kriegszerstörung und dem Pro-Kopf-Einkom-men im Jahr 1950 verdeutlicht aber auch, dass die Kriegszerstörung nicht so stark gewesen ist, als dass sie die industriellen Zentren und damit die Wirtschaft der Bundesländer längerfristig gelähmt hätte. Ein Grund hierfür ist vermutlich, dass im Zuge der Bombardements der Alliierten überwiegend Wohnungen sowie das Transportsystem zerstört wurden und nicht, wie häufig angenommen, Industrie-anlagen. Selbst die Alliierten waren überrascht, als sie feststellen mussten, dass ein Großteil der deutschen Produktionskapazitäten den Zweiten Weltkrieg un-beschadet überstanden hatte.74

Hierzu hat auch die starke Investitionstätigkeit während des Nazi-Regimes beigetragen, die die Kriegsschäden und Demontagen völlig kompensiert hat.

Zwar wird über das Ausmaß der Investitionen und die anschließende Zerstörung weiterhin debattiert, diese Debatte ändert jedoch nichts an dem vergleichsweise hohen Bestand des Anlagevermögens nach dem Zweiten Weltkrieg.75

73 Vgl. Steinberg (1991), S. 51.

74 Vgl. Abelshauser (2005), S. 68 ff.

75 Vgl. hierzu Scherner, Jonas (2010), Nazi Germany’s Preparation for War: Evidence from Revised Industrial Investment Series, in: European Review of Economic History, 14(3), S. 433-468.

Abbildung 4 Zusammenhang zwischen Kriegszerstörung und Pro-Kopf-Einkommen der Bundesländer im Jahr 1950

Quelle: Eigene Berechnungen und Darstellung auf Basis von Tabelle 5 sowie Tabelle 64.

Eine Ausnahme stellt Hessen dar, in dem das Ballungsgebiet Rhein-Main mit 43,9 Prozent etwas weniger stark zerstört wurde als das gesamte Bundesland mit 45,6 Prozent. Insgesamt lag die größte Zerstörung entlang der Westgrenze sowie im rheinisch-westfälischen Raum vor. Im restlichen Bundesgebiet wurden insbeson-dere die größeren Städte zerstört.73 Somit wurden im Zweiten Weltkrieg überwie-gend industrielle Ballungsgebiete und weniger ländliche Regionen angegriffen.

Der Zusammenhang zwischen der Kriegszerstörung und dem Pro-Kopf-Einkom-men im Jahr 1950 verdeutlicht aber auch, dass die Kriegszerstörung nicht so stark gewesen ist, als dass sie die industriellen Zentren und damit die Wirtschaft der Bundesländer längerfristig gelähmt hätte. Ein Grund hierfür ist vermutlich, dass im Zuge der Bombardements der Alliierten überwiegend Wohnungen sowie das Transportsystem zerstört wurden und nicht, wie häufig angenommen, Industrie-anlagen. Selbst die Alliierten waren überrascht, als sie feststellen mussten, dass ein Großteil der deutschen Produktionskapazitäten den Zweiten Weltkrieg un-beschadet überstanden hatte.74

Hierzu hat auch die starke Investitionstätigkeit während des Nazi-Regimes beigetragen, die die Kriegsschäden und Demontagen völlig kompensiert hat.

Zwar wird über das Ausmaß der Investitionen und die anschließende Zerstörung weiterhin debattiert, diese Debatte ändert jedoch nichts an dem vergleichsweise hohen Bestand des Anlagevermögens nach dem Zweiten Weltkrieg.75

73 Vgl. Steinberg (1991), S. 51.

74 Vgl. Abelshauser (2005), S. 68 ff.

75 Vgl. hierzu Scherner, Jonas (2010), Nazi Germany’s Preparation for War: Evidence from Revised Abbildung 4 Zusammenhang zwischen Kriegszerstörung und Pro-Kopf-Einkommen der

Bundesländer im Jahr 1950

Quelle: Eigene Berechnungen und Darstellung auf Basis von Tabelle 5 sowie Tabelle 64.

Eine Ausnahme stellt Hessen dar, in dem das Ballungsgebiet Rhein-Main mit 43,9 Prozent etwas weniger stark zerstört wurde als das gesamte Bundesland mit 45,6 Prozent. Insgesamt lag die größte Zerstörung entlang der Westgrenze sowie im rheinisch-westfälischen Raum vor. Im restlichen Bundesgebiet wurden insbeson-dere die größeren Städte zerstört.73 Somit wurden im Zweiten Weltkrieg

Eine Ausnahme stellt Hessen dar, in dem das Ballungsgebiet Rhein-Main mit 43,9 Prozent etwas weniger stark zerstört wurde als das gesamte Bundesland mit 45,6 Prozent. Insgesamt lag die größte Zerstörung entlang der Westgrenze sowie im rheinisch-westfälischen Raum vor. Im restlichen Bundesgebiet wurden insbeson-dere die größeren Städte zerstört.73 Somit wurden im Zweiten Weltkrieg