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4 Empirische Konvergenzanalyse: Die wirtschaftliche Entwicklung der

4.2 Die Ursachen für die Startunterschiede in den Pro-Kopf-Einkommen

4.2.2 Der Einfluss des Produktionsfaktors Arbeit auf das

Die Entwicklung des Produktionsfaktors Arbeit war in besonderem Maße vom Zweiten Weltkrieg betroffen. Zum einen waren viele Männer im erwerbsfähi-gen Alter im Krieg gefallen und zum anderen ließ die Welle der Flüchtlinge und Vertriebenen die demografische Struktur Westdeutschlands eine neue Gestalt annehmen. Die Bevölkerung war im Jahr 1946 im Vergleich zum Jahr 1939 in der amerikanischen Besatzungszone um 20,3 Prozent und in der britischen Zone um 12,5 Prozent angewachsen. Lediglich in der französischen Besatzungszone und in Berlin ging die Bevölkerung um 4,1 bzw. 26,7 Prozent zurück. Für den Bevölkerungsrückgang in der französischen Zone war die Flüchtlingspolitik der französischen Militärregierung verantwortlich, da sie ihre Zone für Flüchtlinge geschlossen hatte.78 Insgesamt war die Bevölkerung auf dem Gebiet der Bundes-republik seit 1939 von 39,4 Mio. Menschen (mit West-Berlin, ohne Saarland) bis 1950 auf 47,7 Mio. Menschen angewachsen. Für diesen Zuwachs waren allein die Flüchtlinge und Vertriebenen verantwortlich, da die Bevölkerung auf dem Gebiet der Bundesrepublik im Zuge des Krieges um 3,3 Prozent geschrumpft war.79

In diesem Zusammenhang hat Vonyó (2012) gezeigt, dass nach Kriegsende eine Fehlallokation des Produktionsfaktors Arbeit in Westdeutschland vorlag.

Die Mehrzahl der Flüchtlinge und Vertriebenen hatte in den ländlichen Regionen

78 Vgl. Abelshauser (2005), S. 72-74.

79 Vgl. Ambrosius, Gerold (1996), Der Beitrag der Vertriebenen und Flüchtlinge zum Wachstum der westdeutschen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Jahrbuch für Wirtschaftsge-schichte, 1996/2, S. 47. Sowie Steinberg (1991), S. 94.

In Schleswig-Holstein hatte vermutlich der primäre Sektor einen vergleichswei-se hohen Anteil am gesamten Anlagevermögen des Bundeslandes inne. In den übrigen Bundesländern unterschieden sich die Verhältnisse aus industriellem Anlagevermögen und gesamtwirtschaftlichem Anlagevermögen nicht entschei-dend.

Um überdies tatsächlich einschätzen zu können, welchen Einfluss das Anlage-vermögen auf das Niveau der Pro-Kopf-Einkommen hatte, muss zusätzlich die Höhe der Erwerbstätigen in den Bundesländern bestimmt werden. Anschließend kann die Kapitalintensität gebildet und deren Einfluss auf die Höhe der Pro-Kopf-Einkommen beurteilt werden. Im folgenden Abschnitt wird die Ausstattung der Bundesländer mit dem Produktionsfaktor Arbeit im Jahr 1950 eingehend unter-sucht.

4.2.2 Der Einfluss des Produktionsfaktors Arbeit auf das Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950

Die Entwicklung des Produktionsfaktors Arbeit war in besonderem Maße vom Zweiten Weltkrieg betroffen. Zum einen waren viele Männer im erwerbsfähi-gen Alter im Krieg gefallen und zum anderen ließ die Welle der Flüchtlinge und Vertriebenen die demografische Struktur Westdeutschlands eine neue Gestalt annehmen. Die Bevölkerung war im Jahr 1946 im Vergleich zum Jahr 1939 in der amerikanischen Besatzungszone um 20,3 Prozent und in der britischen Zone um 12,5 Prozent angewachsen. Lediglich in der französischen Besatzungszone und in Berlin ging die Bevölkerung um 4,1 bzw. 26,7 Prozent zurück. Für den Bevölkerungsrückgang in der französischen Zone war die Flüchtlingspolitik der französischen Militärregierung verantwortlich, da sie ihre Zone für Flüchtlinge geschlossen hatte.78 Insgesamt war die Bevölkerung auf dem Gebiet der Bundes-republik seit 1939 von 39,4 Mio. Menschen (mit West-Berlin, ohne Saarland) bis 1950 auf 47,7 Mio. Menschen angewachsen. Für diesen Zuwachs waren allein die Flüchtlinge und Vertriebenen verantwortlich, da die Bevölkerung auf dem Gebiet der Bundesrepublik im Zuge des Krieges um 3,3 Prozent geschrumpft war.79

In diesem Zusammenhang hat Vonyó (2012) gezeigt, dass nach Kriegsende eine Fehlallokation des Produktionsfaktors Arbeit in Westdeutschland vorlag.

Die Mehrzahl der Flüchtlinge und Vertriebenen hatte in den ländlichen Regionen

78 Vgl. Abelshauser (2005), S. 72-74.

79 Vgl. Ambrosius, Gerold (1996), Der Beitrag der Vertriebenen und Flüchtlinge zum Wachstum der westdeutschen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Jahrbuch für Wirtschaftsge-schichte, 1996/2, S. 47. Sowie Steinberg (1991), S. 94.

Deutschlands Zuflucht gefunden, da dort die Wohnungsnot durch die Kriegszer-störung vergleichsweise gering war, es mehr Nahrungsmittel gab und schließlich das Landschaftsbild an ihre Heimat erinnerte. Diese Fehlallokation der Arbeit führte dazu, dass in den ländlichen Regionen Westdeutschlands ein Arbeitskräf-teüberschuss herrschte und in den Industriezentren ein Arbeitskräftemangel vor-zufinden war.80

Die ungleiche Verteilung der Vertriebenen und Flüchtlinge auf die Bundes-länder verdeutlicht Spalte I der Tabelle 11, die den Anteil der Vertriebenen und Flüchtlinge an der Bevölkerung in den Bundesländern im Jahr 1950 zeigt.

Tabelle 11 Bevölkerungs- und Erwerbsstruktur in den Bundesländern in Prozent im Jahr 1950

BW 16,2 42,19 26,11 4,36 2,74

BA 23,8 26,51 15,45 13,80 8,53

BE - - 17,86 - 27,20

HB 12,9 31,33 26,39 10,76 9,22

HH 11,8 24,70 21,75 13,32 11,91

HE 20,9 30,67 20,13 9,59 6,51

NS 32,9 23,90 16,16 17,00 12,16

NRW 13,2 46,30 36,10 4,84 3,81

RP 6,8 29,92 15,35 8,20 4,38

SA - - - -

-SH 37,9 17,47 13,21 25,19 20,28

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Statistik der Bundesrepublik Deutschland (1955), Die Vertriebenen und Flüchtlinge in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1946 bis 1953, Band 114, Stuttgart, S. 13; Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung (1955), Ar-beits- und Sozialstatistische Mitteilungen, S. 75 Statistisches Bundesamt (1958), Die Indus-trie der BRD Sonderheft 9, Beschäftigung und Umsatz, Brennstoff- und Energieversorgung 1950-54, Jahreszahlen der Industrieberichterstattung, S. 4 sowie und Tabelle 68 im An-hang dieser Untersuchung.

80 Vgl. Vonyó, Tamás (2012), The Bombing of Germany: The Economic Geography of Wartime Dislocation in West German Industry; in: European Review of Economic History, 16(1), S. 97-118.

Insbesondere Schleswig-Holstein mit 37,9 Prozent, Niedersachen mit 32,9 Pro-zent sowie Bayern mit 23,8 ProPro-zent nahmen verhältnismäßig viele Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Dementsprechend stieg die Zahl der Erwerbs-personen im Zeitraum von 1939 bis 1950 in Schleswig-Holstein um 28,4 Prozent, in Niedersachsen um 21,9 Prozent und Bayern um 17 Prozent an. Im Vergleich hierzu wuchs die Anzahl der Erwerbspersonen im Bundesgebiet von 1939 bis 1950 lediglich um 8,5 Prozent.81

Zur Beurteilung des Zusammenhangs zwischen Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarktlage werden der Industrialisierungsgrad als der Anteil der Industrie-beschäftigten an allen Erwerbstätigen sowie die Arbeitslosenquote berechnet.82

Die Arbeitslosenquote kann auf zweierlei Weise bestimmt werden. Zum einen können die Arbeitslosen auf alle Erwerbspersonen bezogen werden. Zum ande-ren kann das Verhältnis aus Arbeitslosen und abhängigen Erwerbspersonen be-rechnet werden. Die letztere Quote hat in der BRD die längere Tradition. Ebenso kann der Industrialisierungsgrad auf alle Erwerbstätigen oder auf die abhängigen Erwerbstätigen bezogen werden. Da hier keine Berechnungsmethode der anderen eindeutig vorzuziehen ist, wird im Folgenden der Zusammenhang zwischen dem Industrialisierungsgrad und der Arbeitslosenquote auf beide Weisen dargestellt.

In einem ersten Schritt werden lediglich die abhängigen Erwerbspersonen so-wie die abhängigen Erwerbstätigen in die Betrachtung einbezogen (Variante I), ähnlich wie dies im Aufsatz von Vonyó bereits geschehen ist. Im Gegensatz zu Vonyó, der Stichtagszahlen benutzt hat, werden hier Jahresdurchschnittswerte verwendet. Im zweiten Schritt wird der Zusammenhang auf Basis aller Erwerbs-tätigen sowie aller Erwerbspersonen untersucht (Variante II).

Beide Abbildungen bestätigen die vermutete Fehlallokation des Faktors Arbeit.

Der hohe Anteil an Flüchtlingen und Vertriebenen als potenzielle Arbeitskräfte sowie der geringe Industrialisierungsgrad führten tendenziell zu einem hohen Anteil an Arbeitslosen in den ländlichen Regionen Westdeutschlands. Der Zu-sammenhang ist in Variante I eindeutiger als in Variante II. Die beiden Variablen weisen in Variante I eine Korrelation von -0,9030 bei einem Signifikanzniveau von einem Prozent auf. Hier wurden die Arbeitslosenquote sowie der Industria-lisierungsgrad auf Basis der abhängigen Erwerbspersonen bzw. abhängigen Er-werbstätigen berechnet. Für dieses Vorgehen, in dem die Selbständigen und mit-helfenden Familienangehörigen nicht mit in die Betrachtung einbezogen werden, spricht, dass die Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen vermutlich größtenteils in Betrieben mit weniger als 10 Beschäftigten arbeiten. Diese Betriebe werden aber nicht von der Statistik erfasst und sind folglich nicht in der Zahl der in-

81 Vgl. Bundesministerium Arbeit (1952), Wohnbevölkerung und Erwerbspersonen in den Län-dern, Bonn, S. 39.

82 Vgl. hierzu auch Vonyó (2012), S. 100.

Insbesondere Schleswig-Holstein mit 37,9 Prozent, Niedersachen mit 32,9 Pro-zent sowie Bayern mit 23,8 ProPro-zent nahmen verhältnismäßig viele Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Dementsprechend stieg die Zahl der Erwerbs-personen im Zeitraum von 1939 bis 1950 in Schleswig-Holstein um 28,4 Prozent, in Niedersachsen um 21,9 Prozent und Bayern um 17 Prozent an. Im Vergleich hierzu wuchs die Anzahl der Erwerbspersonen im Bundesgebiet von 1939 bis 1950 lediglich um 8,5 Prozent.81

Zur Beurteilung des Zusammenhangs zwischen Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarktlage werden der Industrialisierungsgrad als der Anteil der Industrie-beschäftigten an allen Erwerbstätigen sowie die Arbeitslosenquote berechnet.82

Die Arbeitslosenquote kann auf zweierlei Weise bestimmt werden. Zum einen können die Arbeitslosen auf alle Erwerbspersonen bezogen werden. Zum ande-ren kann das Verhältnis aus Arbeitslosen und abhängigen Erwerbspersonen be-rechnet werden. Die letztere Quote hat in der BRD die längere Tradition. Ebenso kann der Industrialisierungsgrad auf alle Erwerbstätigen oder auf die abhängigen Erwerbstätigen bezogen werden. Da hier keine Berechnungsmethode der anderen eindeutig vorzuziehen ist, wird im Folgenden der Zusammenhang zwischen dem Industrialisierungsgrad und der Arbeitslosenquote auf beide Weisen dargestellt.

In einem ersten Schritt werden lediglich die abhängigen Erwerbspersonen so-wie die abhängigen Erwerbstätigen in die Betrachtung einbezogen (Variante I), ähnlich wie dies im Aufsatz von Vonyó bereits geschehen ist. Im Gegensatz zu Vonyó, der Stichtagszahlen benutzt hat, werden hier Jahresdurchschnittswerte verwendet. Im zweiten Schritt wird der Zusammenhang auf Basis aller Erwerbs-tätigen sowie aller Erwerbspersonen untersucht (Variante II).

Beide Abbildungen bestätigen die vermutete Fehlallokation des Faktors Arbeit.

Der hohe Anteil an Flüchtlingen und Vertriebenen als potenzielle Arbeitskräfte sowie der geringe Industrialisierungsgrad führten tendenziell zu einem hohen Anteil an Arbeitslosen in den ländlichen Regionen Westdeutschlands. Der Zu-sammenhang ist in Variante I eindeutiger als in Variante II. Die beiden Variablen weisen in Variante I eine Korrelation von -0,9030 bei einem Signifikanzniveau von einem Prozent auf. Hier wurden die Arbeitslosenquote sowie der Industria-lisierungsgrad auf Basis der abhängigen Erwerbspersonen bzw. abhängigen Er-werbstätigen berechnet. Für dieses Vorgehen, in dem die Selbständigen und mit-helfenden Familienangehörigen nicht mit in die Betrachtung einbezogen werden, spricht, dass die Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen vermutlich größtenteils in Betrieben mit weniger als 10 Beschäftigten arbeiten. Diese Betriebe werden aber nicht von der Statistik erfasst und sind folglich nicht in der Zahl der in-

81 Vgl. Bundesministerium Arbeit (1952), Wohnbevölkerung und Erwerbspersonen in den Län-dern, Bonn, S. 39.

82 Vgl. hierzu auch Vonyó (2012), S. 100.

Abbildung 5 Zusammenhang zwischen Industrialisierungsgrad und Arbeitslosenquote der Bundesländer in Prozent für 1950, Variante I

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Tabelle 11.

Abbildung 6 Zusammenhang zwischen Industrialisierungsgrad und Arbeitslosenquote der Bundesländer in Prozent für 1950, Variante II

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Tabelle 11.

dustriell Beschäftigten enthalten. Dementsprechend wird der Industrialisierungs-grad in der ersten Variante nicht unterschätzt. Folglich fallen die Werte des Indust-rialisierungsgrades in Tabelle 11 in Variante I deutlich höher aus als in Variante II.

Abbildung 6 verdeutlicht zum Vergleich den Zusammenhang zwischen den beiden Indikatoren Industrialisierungsgrad und Arbeitslosenquote, die ebenfalls mit Hilfe von Jahresdurchschnittswerten auf Basis aller Erwerbspersonen bzw.

Erwerbstätiger berechnet wurden. Der eindeutige Zusammenhang, wie er sich aus der ersten Variante ergeben hat, kann nicht bestätigt werden. Im Gegenteil liegt nun bei der Berechnung des Korrelationskoeffizienten kein signifikanter

Zu-sammenhang mehr zwischen dem Industrialisierungsgrad und der Arbeitslosen-quote vor.

Ungeachtet dieser Berechnungsunterschiede bleibt für die weitere Untersu-chung interessant, inwieweit die Reallokation des Produktionsfaktors Arbeit einen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesländer genommen hat.

Um nun bestimmen zu können, welchen Einfluss der Produktionsfaktor Arbeit auf die Unterschiede im Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950 hatte, wird der Quo-tient aus Erwerbstätigen und Bevölkerung (L/E) berechnet. Das Ergebnis dieser Berechnung ist in Tabelle 12 wiedergegeben.

Tabelle 12 Erwerbstätigenquote in den Bundesländern in Prozent von 1950

BW BA BE HB HH HE NS NRW RP SA SH

50,6 45,9 36,1 41,3 42,4 44,4 39,0 42,8 48,8 42,8 31,8

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Statistisches Bundesamt (1967), Bevölkerungsstruktur und Wirtschaftskraft der Bundesländer, S. 32 f. sowie Tabelle 68.

Der berechnete Erwerbstätigenanteil an der Bevölkerung fiel insbesondere in Schleswig-Holstein mit 31,8 Prozent, in Berlin mit 36,1 und Niedersachsen mit 39 Prozent vergleichsweise niedrig aus. Den Zusammenhang zwischen dem Er-werbstätigenanteil und dem Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950 zeigt die folgen-de Abbildung 7.

Abbildung 7 Zusammenhang zwischen Erwerbstätigenanteil und BIP pro Kopf der Bun-desländer im Jahr 1950

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Tabelle 64 und Tabelle 12.

Wie die Abbildung vermuten lässt, bestätigt die Berechnung des Korrelations-koeffizienten, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Erwerbstäti-genquote und dem Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950 zu finden ist.

sammenhang mehr zwischen dem Industrialisierungsgrad und der Arbeitslosen-quote vor.

Ungeachtet dieser Berechnungsunterschiede bleibt für die weitere Untersu-chung interessant, inwieweit die Reallokation des Produktionsfaktors Arbeit einen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesländer genommen hat.

Um nun bestimmen zu können, welchen Einfluss der Produktionsfaktor Arbeit auf die Unterschiede im Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950 hatte, wird der Quo-tient aus Erwerbstätigen und Bevölkerung (L/E) berechnet. Das Ergebnis dieser Berechnung ist in Tabelle 12 wiedergegeben.

Tabelle 12 Erwerbstätigenquote in den Bundesländern in Prozent von 1950

BW BA BE HB HH HE NS NRW RP SA SH

50,6 45,9 36,1 41,3 42,4 44,4 39,0 42,8 48,8 42,8 31,8

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Statistisches Bundesamt (1967), Bevölkerungsstruktur und Wirtschaftskraft der Bundesländer, S. 32 f. sowie Tabelle 68.

Der berechnete Erwerbstätigenanteil an der Bevölkerung fiel insbesondere in Schleswig-Holstein mit 31,8 Prozent, in Berlin mit 36,1 und Niedersachsen mit 39 Prozent vergleichsweise niedrig aus. Den Zusammenhang zwischen dem Er-werbstätigenanteil und dem Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950 zeigt die folgen-de Abbildung 7.

Abbildung 7 Zusammenhang zwischen Erwerbstätigenanteil und BIP pro Kopf der Bun-desländer im Jahr 1950

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Tabelle 64 und Tabelle 12.

Wie die Abbildung vermuten lässt, bestätigt die Berechnung des Korrelations-koeffizienten, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Erwerbstäti-genquote und dem Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950 zu finden ist.

Abbildung 8 Zusammenhang zwischen Erwerbstätigenanteil und BIP pro Kopf im Jahr 1950 ohne Hamburg und Bremen

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Tabelle 64 und Tabelle 12.

Werden die beiden Ausreißer Hamburg und Bremen aus der Betrachtung ausge-schlossen, da sie in Bezug auf ihre Erwerbstätigenquote ein überdurchschnittich hohes Pro-Kopf-Einkommen aufwiesen, zeigt sich, dass der Erwerbstätigenanteil umso größer ist, je höher das Pro-Kopf-Einkommen ausfällt. Der Korrelationsko-effizient bleibt aber auch hier insignifikant.

Es kann somit keine eindeutige Aussage über den Einfluss der Erwerbstätigen-quote auf das Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950 gemacht werden. Vermutlich war der Einfluss jedoch gering.

Da nun die Angaben zu den Erwerbstätigen im Jahr 1950 bekannt sind, kann auch die Kapitalintensität mit Hilfe des bereits geschätzten Brutto-Anlagevermö-gens berechnet werden. Hierzu wird das geschätzte Brutto-Anlagevermögen ins Verhältnis gesetzt zu den Erwerbstätigen in den Bundesländern. Die Spalte II der Tabelle 13 gibt die Ergebnisse dieser Berechnung wieder. Bremen und Hamburg verfügten mit 56.129 und 46.847 DM über die höchste Kapitalintensität. Es folg-ten Hessen (45.294 DM), Baden-Württemberg (44.279 DM), Schleswig-Holstein (44.058 DM) und Nordrhein-Westfalen (41.935 DM). Die Schlusslichter bildeten Niedersachsen (39.414 DM), Bayern (38.543 DM), Rheinland-Pfalz (38.193 DM) und Berlin (36.550) mit der niedrigsten Kapitalausstattung je Erwerbstätiger.

Den möglichen Zusammenhang zwischen der Höhe der Kapitalintensität und dem Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950 zeigt die nachstehende Abbildung.

Abbildung 9 Zusammenhang zwischen Kapitalintensität und BIP pro Kopf in den Bun-desländern im Jahr 1950

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Tabelle 64 und Tabelle 13.

Die Abbildung 9 verdeutlicht, dass Bundesländer mit einer höheren Kapitalinten-sität im Jahr 1950 auch über ein höheres Pro-Kopf-Einkommen verfügt haben.

Diesen Zusammenhang bestätigt auch die Bestimmung des Korrelationskoeffi-zienten zwischen dem realen BIP pro Kopf und der Kapitalintensität (potenziert mit der Produktionselastizität k = 0,29)83. Die Berechnung des Korrelationskoef-fizienten lieferte einen Wert von 0,6980 bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 Prozent. Demzufolge kann die Kapitalintensität aller Wahrscheinlichkeit nach einen Teil der Variation der Pro-Kopf-Einkommen in den Bundesländern im Jahr 1950 erklären.

4.2.3 Der Einfluss der Produktivität auf das Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950

Schließlich wird die Produktivität der Bundesländer in die Betrachtung mit ein-bezogen. Wie bereits erwähnt, umfasst das Produktivitätsniveau all jene Fakto-ren, die den gesamtwirtschaftlichen Output erhöhen, aber nicht durch die mate-riellen Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital erfasst werden. Hierzu zählen alle Faktoren, die unter anderem die Qualität der materiellen Inputfaktoren steigern wie beispielsweise organisatorischer und technischer Fortschritt, Veränderung des Humankapitals durch Bildung sowie Learning by Doing, aber auch Struktur-wandel und Größenvorteile.

83 Zur Bestimmung der Produktionselastizitäten siehe Abschnitt 5.1.

Abbildung 9 Zusammenhang zwischen Kapitalintensität und BIP pro Kopf in den Bun-desländern im Jahr 1950

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Tabelle 64 und Tabelle 13.

Die Abbildung 9 verdeutlicht, dass Bundesländer mit einer höheren Kapitalinten-sität im Jahr 1950 auch über ein höheres Pro-Kopf-Einkommen verfügt haben.

Diesen Zusammenhang bestätigt auch die Bestimmung des Korrelationskoeffi-zienten zwischen dem realen BIP pro Kopf und der Kapitalintensität (potenziert mit der Produktionselastizität k = 0,29)83. Die Berechnung des Korrelationskoef-fizienten lieferte einen Wert von 0,6980 bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 Prozent. Demzufolge kann die Kapitalintensität aller Wahrscheinlichkeit nach einen Teil der Variation der Pro-Kopf-Einkommen in den Bundesländern im Jahr 1950 erklären.

4.2.3 Der Einfluss der Produktivität auf das Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1950

Schließlich wird die Produktivität der Bundesländer in die Betrachtung mit ein-bezogen. Wie bereits erwähnt, umfasst das Produktivitätsniveau all jene Fakto-ren, die den gesamtwirtschaftlichen Output erhöhen, aber nicht durch die mate-riellen Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital erfasst werden. Hierzu zählen alle Faktoren, die unter anderem die Qualität der materiellen Inputfaktoren steigern wie beispielsweise organisatorischer und technischer Fortschritt, Veränderung des Humankapitals durch Bildung sowie Learning by Doing, aber auch Struktur-wandel und Größenvorteile.

83 Zur Bestimmung der Produktionselastizitäten siehe Abschnitt 5.1.

Nach einer einfachen Umformung der Gleichung (2) kann das nicht beobacht-bare Produktivitätsniveau A aus den übrigen beobachtbeobacht-baren Produktionsfaktoren berechnet werden.

Folglich ergibt sich die sogenannte totale Faktorproduktivität (TFP) aus der Arbeitsproduktivität und der Kapitalintensität. Für die BRD wurde eine be-reinigte Lohnquote von a = 0,71 für das Jahr 1950 berechnet, die nun für alle Bundesländer angenommen wird.84 Aus der Annahme konstanter Skalenerträge ergibt sich somit k = 1 - a = 1- 0,71 = 0,29. Die absoluten Werte der totalen Fak torproduktivität sind in der Spalte III vermerkt. Zusätzlich wurde die TFP der Bundesländer zur TFP von Hamburg – dem Produktivitätsführer – ins Verhältnis gesetzt (siehe Spalte IV).

Tabelle 13 Berechnung der totalen Faktorproduktivität der Bundesländer im Jahr 1950

Bundesland

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Tabelle 3 und den Werten von 1950 in Tabelle 68 sowie Tabelle 71.

Im Jahr 1950 besaßen die Stadtstaaten Hamburg (HH = 100) und Bremen (HB

= 83) die höchsten Werte der totalen Faktorproduktivität, gefolgt von

Nordrhein-84 Vgl. Abschnitt 5.1 für eine detaillierte Erläuterung zur Berechnung der totalen Faktorproduk-tivität und der Lohnquote.

-Westfalen (NRW = 66) und Berlin (BE = 60). Hieran schlossen sich Schleswig-Holstein (SH = 54), Hessen (HE = 52) und Niedersachsen (NS = 50) an. Die Schlusslichter waren Baden-Württemberg (BW = 48) Bayern (BA = 46) und Rheinland-Pfalz (RP = 42), die weniger als die Hälfte der totalen Faktorproduk-tivität von Hamburg im Jahr 1950 besaßen. Für das Saarland liegen keine Werte vor.Schließlich wird der Zusammenhang zwischen der totalen Faktorproduktivi-tät und dem Pro-Kopf-Einkommen untersucht. Das Ergebnis zeigt Abbildung 10.

Es kann ein positiver Zusammenhang zwischen der totalen Faktorproduktivität im Jahr 1950 und dem BIP pro Kopf der westdeutschen Bundesländer festgestellt werden.

Abbildung 10 Zusammenhang zwischen TFP und BIP pro Kopf in den Bundesländern im Jahr 1950

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Tabelle 64 und Tabelle 13.

Auch der Korrelationskoeffizient bestätigt diese Beobachtung, er beträgt 0,9952 bei einem Signifikanzniveau von einem Prozent. Je höher die totale Faktorproduktivität im Jahr 1950 war, desto höher fiel auch das Pro-Kopf-Einkommen aus.

Auch der Korrelationskoeffizient bestätigt diese Beobachtung, er beträgt 0,9952 bei einem Signifikanzniveau von einem Prozent. Je höher die totale Faktorproduktivität im Jahr 1950 war, desto höher fiel auch das Pro-Kopf-Einkommen aus.