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7 Eine empirische Analyse der Determinanten der Produktivität auf

7.3 Reallokation der Ressourcen in den westdeutschen Bundesländern

7.3.1.3 Produktivitätseffekt des Strukturwandels in den

Arbeits-produktivität kann mit Hilfe des sogenannten partiellen Struktureffekts be-stimmt werden. Der partielle Struktureffekt ist positiv, wenn die Erwerbstätigen aus einem Sektor mit geringer Arbeitsproduktivität in einen Sektor mit höherer Arbeitsproduktivität abwandern. Der partielle Struktureffekt gibt demnach Aus-kunft darüber, um wie viel Prozent die Arbeitsproduktivität im Endjahr niedriger (höher) gewesen wäre, wenn sich die Erwerbsstruktur im Betrachtungszeitraum nicht verändert hätte. Der partielle Struktureffekt (SE) kann auf einfache Weise mit Hilfe der folgenden Formel berechnet werden.290

(33) SEiY L

 



it

Lik0 Li0

k1

3 YL ikt

, mit i ={1,..,11}, k ={1, 2, 3}

Hierbei wird von der tatsächlichen Arbeitsproduktivität der Gesamtwirtschaft (Y/L) des Bundeslandes i in t jener Teil subtrahiert, der sich ergeben hätte, wenn die drei Sektoren k ihren Beschäftigtenanteil aus t0 (hier t0 = 1950) behalten hät-ten, jedoch über die Arbeitsproduktivität aus t verfügen würden.

Die nachstehende Abbildung gibt die Entwicklung des partiellen Struktur-effekts für die Flächenstaaten wieder. Die Stadtstaaten werden aufgrund ihrer speziellen sektoralen Struktur aus dieser Betrachtung ausgeschlossen. Alle Flä-chenländer haben im Betrachtungszeitraum vom Strukturwandel profitiert, da die Arbeitsproduktivität im Jahr t immer höher war als die Arbeitsproduktivität der Sektoren aus dem Jahr t gewichtet mit der „alten“ Beschäftigungsstruktur aus dem Jahr 1950. Zudem nimmt der Struktureffekt über die Zeit zu, da der Struk-turwandel immer weiter voranschreitet und der Unterschied zwischen der neuen Beschäftigungsstruktur in t und der alten Beschäftigungsstruktur in t0 immer größer wird.

290 Vgl. Klodt, Henning (1984), Produktivitätsschwäche in der deutschen Wirtschaft, Tübingen, S. 25. Sowie Syrquin, Moshe (1984), Resource reallocation and productivity growth; in: Syr-quin/Taylor/Westphal (Hrsg.), Economic Structure and Performance, Orlando, S. 77-84.

Abbildung 36 Partieller Struktureffekt zwischen 1950 und t in den Flächenstaaten

Quelle: Siehe Tabelle 99 im Anhang.

In den Ländern Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern war der partielle Struktureffekt besonders groß. Hier hat der Rückgang der Erwerbs-tätigkeit im primären Sektor in besonderem Maße zu einem Anstieg der gesamt-wirtschaftlichen Arbeitsproduktivität beigetragen. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein fiel der partielle Struktureffekt vergleichsweise niedrig aus.

In Nordrhein-Westfalen hatte die Landwirtschaft in den 1950er Jahren bereits eine relativ geringe Bedeutung mit einem Anteil von knapp 12 Prozent der Er-werbspersonen im primären Sektor. In Schleswig-Holstein hingegen war die Arbeitsproduktivität im primären Sektor in den 1960er Jahren überdurchschnitt-lich hoch, so dass der Rückgang der landwirtschaftüberdurchschnitt-lichen Erwerbstätigen einen geringen Effekt auf die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität hatte.

Darüber hinaus kann der Anteil des Struktureffekts am gesamtwirtschaftli-chen Zuwachs der Arbeitsproduktivität mit Hilfe der folgenden Formel berechnet werden:

(34)

SEi Y L

 



it

Y L

 



i0

Dabei stellt der Nenner die tatsächliche Veränderung der Arbeitsproduktivität in der Gesamtwirtschaft zwischen dem Basisjahr t0 = 1950 und dem Jahr t dar. Der Zähler gibt, wie bereits erwähnt, den Produktivitätszuwachs durch den Struktur-wandel wieder.

Die Tabelle 101 im Anhang zeigt, wie groß der Anteil des partiellen Struktur-effekts am Wachstum der Arbeitsproduktivität in den Flächenstaaten gewesen ist. Aufgrund fehlender Daten kann auch hier lediglich der Zeitraum von 1960 bis

Partieller Struktureffekt zwischen 1950 und t in den Flächenstaaten

0

1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 9000

1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 BW BA HE NS NRW RP SA SH

Abbildung 36 Partieller Struktureffekt zwischen 1950 und t in den Flächenstaaten

Quelle: Siehe Tabelle 99 im Anhang.

In den Ländern Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern war der partielle Struktureffekt besonders groß. Hier hat der Rückgang der Erwerbs-tätigkeit im primären Sektor in besonderem Maße zu einem Anstieg der gesamt-wirtschaftlichen Arbeitsproduktivität beigetragen. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein fiel der partielle Struktureffekt vergleichsweise niedrig aus.

In Nordrhein-Westfalen hatte die Landwirtschaft in den 1950er Jahren bereits eine relativ geringe Bedeutung mit einem Anteil von knapp 12 Prozent der Er-werbspersonen im primären Sektor. In Schleswig-Holstein hingegen war die Arbeitsproduktivität im primären Sektor in den 1960er Jahren überdurchschnitt-lich hoch, so dass der Rückgang der landwirtschaftüberdurchschnitt-lichen Erwerbstätigen einen geringen Effekt auf die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität hatte.

Darüber hinaus kann der Anteil des Struktureffekts am gesamtwirtschaftli-chen Zuwachs der Arbeitsproduktivität mit Hilfe der folgenden Formel berechnet werden:

Dabei stellt der Nenner die tatsächliche Veränderung der Arbeitsproduktivität in der Gesamtwirtschaft zwischen dem Basisjahr t0 = 1950 und dem Jahr t dar. Der Zähler gibt, wie bereits erwähnt, den Produktivitätszuwachs durch den Struktur-wandel wieder.

Die Tabelle 101 im Anhang zeigt, wie groß der Anteil des partiellen Struktur-effekts am Wachstum der Arbeitsproduktivität in den Flächenstaaten gewesen ist. Aufgrund fehlender Daten kann auch hier lediglich der Zeitraum von 1960 bis

1990 untersucht werden. Als Ausgangspunkt konnte jedoch die Beschäftigungs-struktur in den drei Sektoren – zur Berechnung von SE – sowie die gesamtwirt-schaftliche Arbeitsproduktivität im Jahr 1950 (Y/L)0 gewählt werden.

In Bayern war der Anteil des Struktureffekts am Wachstum der gesamtwirt-schaftlichen Arbeitsproduktivität am höchsten. Hier war der Erwerbspersonen-anteil der Landwirtschaft im Jahr 1950 mit 31 Prozent besonders hoch und die Arbeitsproduktivität im primären Sektor vergleichsweise gering. Der Struktur-wandel hatte in den 1960er Jahren die größte Bedeutung für das Wachstum der Arbeitsproduktivität in Bayern. Interessant wäre auch hier die Entwicklung der 1950er Jahre, die aufgrund der fehlenden Daten nicht beobachtet werden kann.

In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachen hatte der Struk-tureffekt 1960 einen Anteil von 19, 17 und 15 Prozent am Wachstum der Arbeits-produktivität. Den niedrigsten Anteil am Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität hatte der Struktureffekt in Schleswig-Holstein. Hier war der Erwerbspersonenanteil in der Landwirtschaft mit 25 Prozent zwar vergleichswei-se hoch, doch verfügte Schleswig-Holstein, wie bereits gevergleichswei-sehen, über die höchste Arbeitsproduktivität im primären Sektor, wodurch der Rückgang der landwirt-schaftlichen Erwerbstätigkeit hier nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat.

Auffallend ist darüber hinaus, dass abgesehen von Bayern der Anteil des Struktureffekts am Wachstum der Arbeitsproduktivität über die Zeit nicht ab-nimmt, sondern konstant bleibt oder sogar leicht zunimmt. Diese Entwicklung lässt sich leicht schematisch erklären. Wird die Formel (33) in die Formel (34) eingesetzt und beide Teile des Zählers getrennt betrachtet, dann ergibt sich der folgende Zusammenhang

mit der Arbeitsproduktivität Aprod im Jahr t, in Land i und Sektor k und der sek-toralen Wirtschaftsstruktur Struktur1950.

Die Entwicklung des ersten Bruchs erklärt sich derart: Die Arbeitsproduktivi-tät zum Zeitpunkt t nimmt im Zähler und Nenner gleichermaßen zu. Im Nenner wird zusätzlich die Arbeitsproduktivität aus dem Jahre 1950 subtrahiert und ist natürlich konstant. Demnach wächst der erste Term. Von diesem ersten Bruch wird der zweite Bruch subtrahiert. Hier wird im Nenner die Erwerbspersonen-struktur aus dem Jahre 1950 (ebenfalls konstant) mit der Arbeitsproduktivität der drei Sektoren multipliziert. Dieses Produkt weist im Zeitablauf zwar immer hö-here Werte auf, aber diese Werte liegen unterhalb der Arbeitsproduktivität zum Zeitpunkt t, da der Landwirtschaft in den meisten Bundesländern ein vergleichs-weise hoher Anteil gegeben wird, aber die Arbeitsproduktivität in diesem Sektor im Vergleich zu den übrigen Sektoren weitaus niedriger ausfällt. Der Nenner

nimmt hingegen im Zeitablauf immer größere Werte an. Insgesamt sinkt somit der Wert des zweiten Bruchs, woraus sich insgesamt ein steigender Wert für den Anteil des Struktureffekts am Wachstum der Arbeitsproduktivität ergibt.

So einfach diese Berechnungsmethode auch ist, so ungenau sind auch ihre Ergebnisse. Demnach muss berücksichtigt werden, dass allein der Rückgang der Erwerbstätigkeit im landwirtschaftlichen Bereich bereits zu einer Zunahme der Arbeitsproduktivität geführt haben kann, da im landwirtschaftlichen Sektor ver-mutlich in manchen Regionen Überbeschäftigung und somit eine besonders ge-ringe Arbeitsproduktivität vorzufinden war. Folglich hätte die Arbeitsproduktivi-tät nicht so stark ansteigen können, wenn die Beschäftigungsstruktur von 1950 beibehalten worden wäre. Der Einfluss des Bedeutungsverlustes der Landwirt-schaft für die Entwicklung der Arbeitsproduktivität wird somit hier überschätzt.

Gleichwohl hat der Rückgang der landwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit einen bedeutenden Beitrag zum Produktivitätswachstum geleistet. Wie hoch dieser Beitrag nun genau war, kann nur im Rahmen einer Regressionsanalyse bestimmt werden, wenn zudem für andere Einflussgrößen kontrolliert wird. Aus diesem Grund wird der Rückgang der landwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit als poten-zielle Quelle des Produktivitätswachstums in der im Kapitel 8 vorgenommenen Regressionsanalyse berücksichtigt. Demgegenüber wird der weitere sektorale Strukturwandel, wie er sich aus einer Zunahme des sekundären und anschlie-ßend des tertiären Sektors ergibt, in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt.

Wie die Analyse der Arbeitsproduktivität der drei Sektoren ergeben hat, unter-scheiden sich der sekundäre und tertiäre Sektor nicht grundlegend in der Höhe der Arbeitsproduktivität, weshalb aus der Veränderung dieser beiden Sektoren keine deutlichen Produktivitätszuwächse oder -einbußen für die Bundesländer erwartet werden.

7.3.2 Mobilität des Produktionsfaktors Arbeit zwischen