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Stockholm, Nordiska Museet (Nordisches Museum), 1883 (Entwurf)

Die Ausschreibung für das Nordische Museum in Stockholm wurde im Februar 1883 eröffnet, im Juli 1883 verkündete die Jury bereits ihre Entscheidung . Im "Centralblatt der Bauver­

waltung" vom 28. Juli des Jahres151 wurde mit Freude verkündet, daß unter den ersten fünf Preisträgern sich drei deutsche Architekten befänden, wobei der Prager Architekt Benischek, der den fünften Rang (300 Kronen) einnahm, kurzerhand zu einem deutschen Architekten gemacht worden war. Den ersten Preis erhielt W. Manchot/ Mannheim (1500 Kronen), den zweiten H. Mahrenholz/Berlin (1000 Kr.), den dritten W. Karlson/Stockholm (500 Kr.) und den vierten C. Wallentin/Stockholm (400 Kr.).

Erst im Nachsatz erfahren wir, daß "durch Zuerkennung außerordentlicher Preise von 1000 bzw. 300 Kronen" die beiden Entwürfe "des Architekten B. Schmitz in Düsseldorf und des Architekten Peterson in Stockholm" noch zusätzlich ausgezeichnet wurden.

150Kunst für Alle, 15. Jg. H.22 vom 15. August 1900 151CB, 3. Jg., Berlin 1883, S. 274

Das Nordische Museum war durch Privatinitiative zustande gekommen; es war bereits 1873 durch den Sprachforscher und Ethnographen Artur Hazelius als ein Privatmuseum gegründet worden.152 Für dessen hohen Anspruch, ein Museum zu schaffen, in das die Zeugnisse der

"nordischen" Kultur aller Schichten aufgenommen und in einem großen Überblick präsentiert werden sollten, erwies sich aber nach einigen Jahren die Kraft seiner privaten Möglichkeiten als zu gering. 1880 schließlich wurde das gesamte Projekt in staatliche Obhut genommen, und da die Sammlungen ständig anwuchsen, stellte sich die Frage nach einem Sammlungsgebäude im­

mer dringlicher.

Am 10. Februar 1883 hatte die Direktion des Nordischen Museums in Stockholm eine interna­

tionale Ausschreibung "zur Erlangung von Bauplänen für einen ihren Zwecken gewidmeten Neubau" veröffentlicht.153 Die Beteiligung war trotz der vorgesehenen Intemationalität ziemlich gering. Es gingen nur sechzehn Entwürfe ein, was - so vermutete die Deutsche Bauzeitung - an der kurzen Ausschreibungszeit und an der "geringen Höhe der Preise" lag. Von den sechzehn Einsendungen stammten fünf aus Deutschland.

Das Programm hatte eine große zweigeschossige Halle mit umlaufenden Galerien vorgesehen, wobei das Erdgeschoß 50 Räume umfassen sollte, die zur Halle hin geöffnet sein sollten, aber auch genügend Seitenlicht haben sollten, da in ihnen zum Teil panoramaartige Kabinette vorge­

sehen waren. Die obere Galerie sollte zur "Ausstellung von Objekten der Volkskunst" dienen und außer einen großen Waffensaal auch einen Saal für "kirchliche Denkmäler" aufnehmen; des weiteren war im restlichen Obergeschoß die Aufbewahrung "historischer Denkmäler" geplant und Räume für Gegenstände, "die den verschiedenen Gewerben und den höheren Gesell­

schaftsklassen angehörten."154

Neben dieser riesigen Halle waren noch eine Bibliothek, sowie Arbeits- und Personalräume in den Plan einzubeziehen. Diese sehr unterschiedlichen Funktionen in einer einheitlichen

Architekturanlage zusammenzuschließen, wurde von der Fachpresse als Problem angesehen;

"Die größte Schwierigkeit für den Entwurf lag in dem Erfordemiss, einen so großen Raum wie die verlangte Haupthalle mit ihren umlaufenden Galerien und der großen Zahl von Einzel­

kabinetten, für welche seitliches Licht ausdrücklich vorgeschrieben war, in Einklang und möglichst leichte Kommunikation mit den 70 bis 80 anderen Sälen und Verwaltungsräumen zu bringen."155

-Vgl. Holger Rasmussen: Nationalmuseen in den nordischen Ländern, in: Bernward Deneke / Rainer Kahsnitz (Hgg.):Das kunst- und kulturgeschichtliche Museum im 19. Jahrhundert. Vorträge des Symposions im

Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, München 1977, S. 37-42 (=Studien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts, Bd. 39). Ausführlicher zu A. Hazelius: Gösta Berg: Artur Hazelius utländska museistudier, in:

Fataburen , Stockholm 1967, S. 23-30 und Nils-Arvid Bringeus: Artur Hazelius och Nordiska Museet, in:

Fataburen, Stockholm 1972, S. 7-30

153Bericht über die Ausschreibung in: DBZ, 18. Jg., Berlin 1884, S. 53

154Erik Andren: Nordiska Museet - arkitekttävlingen och museibygget, in: Fataburen. Nordiska Museet och Skansens arsbok, Stockholm 1967, S. 31-42, hier S. 32

155DBZ, 18. Jg., Berlin 1884, S. 53

Die Außenarchitekturen der eingelieferten Beiträge wichen in der Verwendung historischer Stile sehr stark voneinander ab. Römischer Frühbarock und deutsche Renaissance waren ebenso vertreten wie französischer Hochbarock oder florentinische Frührenaissance, "bisweilen mit Zusätzen in Form klassischer Tempelgiebel."156

Die Entwürfe lassen sich in zwei Gruppen teilen: Der ersten Gruppe sind diejenigen Arbeiten zuzurechnen, die die große Halle mit den anderen Räumen zusammengezogen haben; in den Entwürfen der zweiten Gruppe ist die Haupthalle als separierter Baukörper gegeben. In der kurzen Beschreibung des Schmitzschen Entwurfs in der "Deutschen Bauzeitung" ist zu lesen, daß er zur ersten Gruppe zu rechnen sei, und wir erfahren auch, warum Bruno Schmitz zwar einen hohen - dem zweiten Preise gleichgestellten - Sonderpreis erhielt, aber eben als regulärer Preisträger nicht berücksichtigt wurde, da sein Beitrag zu spät angekommen war. Das Projekt war am 10. Februar durch die Direktion des Museums ausgeschrieben worden, die Firma "Van Eis & Schmitz" bestellte Ende März 1883 in Stockholm die Wettbewerbsunterlagen.157

Offensichtlich zogen sich die Arbeiten am Entwurf bis in den Mai hin, denn erst jetzt wurde die

"Zusammenstellung der Einheitspreise zur Aufstellung des erforderlichen Kostenanschlages"

durch die Düsseldorfer Architekten in Stockholm bestellt.158

Der Wettbewerb war auf den 1. Juli 1883 terminiert, in einem Telegramm vom 30. Juni teilt Bruno Schmitz Arthur Hazelius mit: "Projecte >känt dig sjelf< heute an den Vorstand eingelie­

fert."159 Offensichtlich wußte Bruno Schmitz, daß er den Entwurf möglicherweise zu spät ein­

gereicht hat, denn in einem Schreiben an Hazelius verweist er auf die im Deutschen Reich übli­

chen Gepflogenheiten: "Es ist angenommen, wie es bei allen Concurrenzen üblich ist, daß der im Programm festgesetzte Endtermin, als Einlieferungstermin zur Post betrachtet wird. Aus dem bezüglichen Programme geht auch nichts anderes hervor. Im anderen Falle hätten die ein­

heimischen gegen die auswärtigen Architecten eine Avance und die Dauer der Postzusendung.

Verfasser möchte Sie ergebenst bitten etwaigen anderen Auslegungen des Programms entge­

genzutreten, und erlaubt sich noch Folgendes beizufügen. Im Falle der beigefaltene Kosten­

anschlag als nicht ausreichend betrachtet wird, ist der Verfasser bereit, den auf Grund der dem Programm beigegebenen Einheitspreise aufgestellten Anschlag einzusenden und ist zu diesem Zwecke die Adresse des Verfassers beim deutschen Consulat hinterlegt. Zugleich ergeht an Sie die höfliche Bitte, dem Consulat gestatten zu wollen, die Zeichnungen, wenn keine Hindernisse im Wege stehen, mit von mir gesandten Rahmen und Gläsern versehen zu dürfen."160

156Erik Andren: Nordiska Museet - arkitekttävlingen och museibygget, in: Fataburen. Nordiska Museet och Skansens ärsbok, Stockholm 1967, S. 31-42, hier S. 33

157Postkarte BS vom 23. März 1883 an "den Vorstand des Nordischen Museums", Stockholm. Nordiska Museet, Archiv

158Postkarte BS vom 2. Mai 1883 an Arthur Hazelius. Stockholm. Nordiska Museet.Archiv 159Telegramm vom 30. Juni 1883, Stockholm. Nordiska Museet. Archiv

160Undatierter Brief Bruno Schmitz' an A. Hazelius', Stockholm. Nordiska Museet. Archiv

Die Jury tagte am 14. Juli 1883 und teilte noch am selben Tage dem Architekten mit, daß ihm ein "Extrapreis" vonlOOO Kronen zugesprochen worden sei.161 Über die Gründe der Preis­

richter, Bruno Schmitz einen Preis zu verleihen, obwohl sein Entwurf zu spät eintraf, und obwohl er offensichtlich mit zwei Kostenvoranschlägen operiert hatte, konnte ich nichts ermit­

teln. Natürlich ist es vorstellbar, daß gerade sein Entwurf (Abb. 74), der in der Gesamtauf­

fassung und in manchen Details noch römische Luft atmete, durch seine monumentale Ge­

schlossenheit die Jury beeindruckte. Die Presse war vom Gesamtergebnis des Wettbewerbs begeistert, auch wenn sich kritische Stimmen zu Wort meldeten (s.u.).

Für den Entwurf Bruno Schmitz' kann ich bislang nur eine Darstellung des Mittelteils der Gesamtanlage heranziehen; sie ist in dem bereits erwähnten Aufsatz von Erik Andren abgebil­

det.162 Auch wenn nur ein wichtiger Ausschnitt wiedergegeben ist, so lassen sich doch einige markante Züge des Entwurfs festhalten. Die Fassade wird von einer mächtigen Kuppel überragt, um deren Tambour vier große Figurengruppen auf gestuften Sockeln plaziert sind.

Die Kuppel ist wohl als Glas/Eisen-Konstruktion gedacht; sie wird durch einen Girlandenfries und eine von Putten getragene, leicht aufgesockelte Kugel nach oben abgeschlossen. Seitlich des Tambours hat Bruno Schmitz hier als zwei von vier angebrachten Großskulpturen die beiden Figurengruppen von August Kiss ("Amazone") und Albert Wolff ("Löwenkämpfer") wieder verwendet, die er bereits in seinem ersten Entwurf für das Vittorio Emanuele-Denkmal am Kuppelfuß aufgestellt hatte (s.o.). Vor den nur leicht vorspringenden Mittelrisalit ist ein Frontispiz in Triumphbogenform gestellt. Eine kleinere Portalarchitektur mit großer Figuren­

gruppe als Abschluß ist in das große halbrund abgeschlossene Bogenfeld des >Triumph- bogens< eingestellt, welches vermutlich als Fensterwand gebildet war und der Beleuchtung des Vestibüls dienen sollte. Über dem Sockelgeschoß flankieren zwei Rundbogen-Nischen mit Figuren und dekorierten Spandrillen den großen Bogen. Über diesen Nischen befiden sich als Rahmung des Bogens zwei quadratische Felder mit Medaillons. Die Attikazone über einem nicht sehr stark profilierten, von Konsolen getragenen Gesims trägt Inschrifttafeln. Als Abschluß des Frontispizes dient eine Figurengruppe in der Mitte und zwei flankierende Vasen an den äußeren Kanten.

Die beiden Achsen des Mittelrisalits, die den >Triumphbogen< einfassen, tragen durch Pilaster flankierte Fenster mit verzierten Spandrillen. Die Fenster nehmen fast die volle Geschoßhöhe ein; über einem waagrechten Sturz werden sie durch einen Rundbogen abgeschlossen. In der Frieszone ist der Risalit durch Figuren von der zurückliegenden Wandfläche abgesetzt.

161 Preisverleihungsurkunde vom 14. Juli 1883, Archiv Schmitz-Hillebrecht

162Erik Andren: Nordiska Museet - arkitekttävlingen och museibygget, in: Fataburen. Nordiska Museet och Skansens arsbok, Stockholm 1967, Abb. 2, S. 32. Auf meine Anfrage beim Nordisk Museet in Stockholm wurde das Vorhandensein von Plänen des Wettbewerbs im Museumsarchiv nichts erwähnt; Andren führt in seinem Aufsatz keinen Abbildungsnachweis an. Dennoch ist es vorstellbar, daß eine bessere oder größere Abbildung, vielleicht in der schwedischen Illustriertenpresse zu finden ist.

Das hohe Sockelgeschoß hat durchgehende Lagerfugen, über den einfachen, eingeschnittenen Fenstern werden leichte Akzente durch Schlußsteine gesetzt. Die Ädikula-Fenster des Hauptge­

schosses wirken durch ihre Proportionen etwas gedrungen. Über dem Hauptgeschoß befindet sich ein zweites Vollgeschoß, das wie bei dem Museum Francisco-Carolinum in Linz hinter ei­

nem hohen Figurenfries verborgen ist. Die Ähnlichkeiten beider Entwürfe ist durch die Gleich­

zeitigkeit der beiden Wettbewerbe zu erklären; der Wettbewerb für Linz war auf Ende Mai 1883 terminiert.

Der Erfolg in diesem internationalen Wettbewerb wurde für Bruno Schmitz allerdings etwas getrübt, da der Bericht über die Konkurrenz in der "Deutschen Bauzeitung" Anfang 1884 mit Kritik an seinem Beitrag nicht sparte: "Der Grundriss von Schmitz ist im allgemeinen wohl ab­

gewogen, leidet jedoch an einer Ueberfülle von Korridoren und kleinen Vestibülen; ebenso sind die vier Höfe viel zu schmal und die Beleuchtung der Kabinette dadurch ganz

ungenügend. Der Schwerpunkt dieses Projekts liegt in der architektonischen Gliederung der an das preisgekrönte Wallotsche Reichstagshaus-Projekt erinnernden Facaden und der Schnitte, namentlich auch in der ganzen meisterhaften Darstellung derselben." Diesem mit "N" signierten Bericht fügte die Redaktion eine noch weitergehende Kritik in einer Anmerkung hinzu:

Nachdem man eine Abbildung der Fassade gesehen habe, müsse man "konstatieren, dass der Autor derselben durch das Wallotsche Projekt sich allerdings in etwas ungewöhnlicher Weise hat >anregen< lassen. Noch auffälliger ist die Ähnlichkeit, welche der Mittelbau des

preisgekrönten und zur Ausführung bestimmten Projekts für das Museum Francisco-Carolinum in Linz mit den Eckthürmen jenes ersten Wallot'sehen Entwurfs hat. Der Architekt des

Reichstagshauses darf sich über die Schnelligkeit, mit der er >Schule machte, wahrlich freuen."163

Der erste Teil des Vorwurfs, läßt sich anhand des zur Verfügung stehenden Bildmaterials nicht völlig nach vollziehen; und sicherlich hatte die Redaktion der "Deutschen Bauzeitung", die ja neben dem "Centralblatt der Bau Verwaltung" das wichtigste Periodicum für Architekten damals gewesen war, ihr Augenmerk wohl mehr auf die Disposition der Gesamtanlage gerichtet, wo man tatsächlich in dem kräftig betonten Mittelbau ohne Dreiecksgiebel und der im Fassadenriß darüber befindlichen, im ausgeführten Bau weiter hinten plazierten, riesigen Glas/Eisen-Kuppel deutliche Übereinstimmungen wahmehmen kann. Aber sämtliche kleine und größere Einzel­

formen des Baus sind eigentlich nicht direkt vom ersten Entwurf Wallots für das Reichs­

tagsgebäude (Abb. 75), bereits 1882 im "Centralblatt der Bau Verwaltung" publiziert,164 ableit­

bar. Die herbe Kritik der wichtigen Fachzeitschrift, in der von "anregen" und "Ähnlichkeit" die Rede war, dürfte Bruno Schmitz getroffen haben, zumal ja der Vorwurf gegen seinen Linzer Entwurf wiederholt wurde. Für die Entstehung des Museums aber war diese Kritik an dem 163DBZ. 18. Jg„ Berlin 1884. S. 53

164CB. 2. Jg.. Berlin 1882. nach S. 245

Entwurf von Bruno Schmitz ohnehin nicht von Belang, denn es wurde keiner der eingereichten Entwürfe zur Ausführung bestimmt. Im März 1884 wurde Bruno Schmitz insofern auch Gerechtigkeit zuteil, als durch die Redaktion der "Deutschen Bauzeitung" die scharfe Kritik weitgehend zurückgenommen wurde: "Auf Grund einer uns aus Düsseldorf zugegangenen Nachricht hatten wir in No. 14 u. Bl. der Annahme Raum gegeben, dass auch dieser Entwurf an die Architektur des Wallotschen Reichstagshauses sich anlehne - eine Annahme, welche an­

gesichts der Aehnlichkeit zweier anderen Konkurrenz-Entwürfe desselben Archtekten mit der Arbeit Wallots nicht in den Bereich des Unwahrscheinlichen gehörte, sich aber als thatsächlich unrichtig heraus gestellt hat. Denn wenn der Entwurf im Detail auch von gewissen Reminis­

zenzen nicht frei ist - und welches Architekturwerk könnte sich solcher enthalten - so ist er in der charakteristischen Auffassung der Aufgabe, auf die es hier ankommt, doch durchaus selb­

ständige und ohne Zweifel eine hoch interessante und bedeutsame Arbeit.

Ebenso gern, wie wir das konstatieren, wollen wir zugleich unsere früheren Bemerkungen über die in jenen früheren Konkurrenz-Entwürfen (für Linz und Stockholm) enthaltenen Anklänge des ihnen anhaftenden Vorwurfs entkleiden, nachdem wir einerseits den vor der Reichstags- haus-Konkurrenz entstandenen, in Amsterdam preisgekrönten Entwurf der Hm. van Eis &

Schmitz, der auf sehr verwandten Motiven fußt, kennen gelernt und andererseits erfahren haben, dass es in allen diesen Fällen um Arbeiten eines jungen Baukünstlers sich handelt, der sein 25. Lebensjahr noch nicht vollendet und erst i. J. 1882 sich selbständig gemacht hat.

Erfolge wie diejenigen, welche er seit dieser Zeit bereits erzielt hat - neben einer reichen und blühenden Privatpraxis Siege in den internationalen Konkurrenzen zu Amsterdam, Linz, Stockholm und neuerdings in Rom - sind so ungewöhnlich, dass Hr. Schmitz, der mit

Ausnahme des auf der Düsseldorfer Kunst-Akademie ertheilten Architektur-Unterrichts niemals eine eigentliche akademische Ausbildung genossen und sich lediglich in der Büreau-Praxis (vorzugsweise bei Hm. Bmstr. Riffart in D.) bezw. durch eigene Studien und durch mannich- fache Reisen zum Baukünstler entwickelt hat, der theilnehmenden Aufmerksamkewit seiner Fachgenossen fortan gewiss sein kann. Mit einem herzlichen "Glückauf sprechen wir ihm die Hoffnung aus, freudige Zeugen weiterer und bedeutsamer Erfolge sein zu können, die er zur Ehre deutscher Baukunst noch erringen wird."165

Einen Grund für die Ablehnung sämtlicher Wettbewerbsbeiträge kann man darin sehen, daß auch in allgemeiner Art Ablehnung geäußert wurde, die sich nicht auf so spezielle Fragen bezog wie diejenige der "Deutschen Bauzeitung", sondern die eine gmndsätzliche Kritik an den Museumsentwürfen übte. Im Januar 1884 schrieb z. B. die Zeitung "Nya Dagligt Allehanda":

"Konstruktion und Gebäude kommen uns fremd vor. Soll wirklich dieser Palast mit seiner drückenden, fast überladenen Pracht das Gedächtnis daran, wie unsere Väter lebten, beinhal­

165DBZ, 18. Jg.. Berlin 1884. S. 131. Dieser gute Vorsatz der Redaktion hielt ungefähr drei Jahre, bis man 1887, anläßlich der Konkurrenz um den Neubau der Tonhalle in Zürich, die alten Vorwürfe wieder vorbrachte.

ten?"; und auf die beiden Entwürfe von Manchot und Schmitz bezogen: "Wo findet man bei diesen zwei Bauten, was uns sagt: Hier liegt das Erbe eines Volkes verwahrt, das unter dem Kampf mit der härtesten Natur zur Größe aufwuchs?" Und abschließend wird in groben Zügen der Charakter der >richtigen< Architektur benannt, die für ein solches Museum "einfach" zu sein habe: "Edel und majestätisch, aber zugleich einfach soll ein solches Gebäude sein, und es soll zu uns nicht sprechen durch Reichtum und Ausschmückung, sondern durch Kraft und Reinheit in all seiner Haltung. Das wäre ein Gebäude mit klaren Konturen und kräftigen Pro- _ Portionen, die wir sehen wollen."166

Die Baukommission wandte sich 1888 schließlich an den Professor Magnus Isaeus und an den Architekten Isak Gustaf Clason mit dem Auftrag, neue Pläne auszuarbeiten. Nach den Plänen Clasons wurde dann in zwei Bauphasen, von 1892 bis 1895 und von 1897 bis 1907 ein Museumsgebäude errichtet, das im wesentlichen aus der großen Halle mit zwei daran anschlie­

ßenden Gebäudeteilen bestand und somit nur ungefähr ein Drittel des ursprünglich geplanten Bauvolumens umfaßte.

Ein Jahr nach der Einweihung war in der "Nordisk tidskrift" durch Sigurd Curman 1908 noch einmal darauf hingewiesen worden, daß die Wettbewerbsentwürfe der speziellen schwedischen Situation nicht genügend angepaßt gewesen seien: "Alle diese Projekte waren von einer nüch­

ternen, trockenen, akademischen Art. und nach einem kosmopolitischen Stilkatechismus gestal­

tet, der sie sowohl für Stockholm als auch für Rom passend erscheinen ließ."167

St. Gallen, Kantonalbank, Entwurf 1884 (mit Abweichungen ausgeführt bis 1886)

In manchen Biographien wird die St. Gallische Kantonalbank (Abb. 76-81) als ein Werk Bruno Schmitz’ aufgeführt, jedoch ist die Autorschaft in gewisser Weise einzuschränken, gerade im Hinblick auf die Einzelheiten der Fassadengestaltung. Da aber die Gesamtanlage sich sehr stark nach dem Schmitzschen Projekt richtet, habe ich den Bau in das hier vorliegende Verzeichnis aufgenommen.

Wohl aufgrund der Anzeige in der "Deutschen Bauzeitung" vom 21. Juni 1884 dürfte Bruno Schmitz auf den Wettbewerb aufmerksam geworden sein.168 Hier sind als Bewerbungsschluß der 30. August und als (aufzuteilende) Preissumme 3.500 Franken angegeben. An der

Konkurrenz nahmen insgesamt 54 Bewerber teil. Die Vielzahl der Teilnehmer - etwa im 166 Zitiert nach Erik Andren: Nordiska Museet - arkitekttävlingen och museibygget, in: Fataburen. Nordiska Museet och Skansens ärsbok, Stockholm 1967, S. 33-34

167Zitiert nach Erik Andren: Nordiska museet - arkitekttävlingen och museibygget, in: Fataburen. Nordiska Museet och Skansens ärsbok, Stockholm 1967, S. 34

168DBZ, 18. Jg„ Berlin 1884. S. 300

Vergleich zum Linzer Museumsprojekt (s.o.) - ist daher zu erklären, daß die "Kostenfrage in vorliegendem Falle weniger in Betracht (kam), da die Bausumme als eine reichlich bemessene bezeichnet werden kann."169

Die Jury tagte im November 1884 und konnte sich nicht zur Vergabe eines ersten Preises ent­

schließen, sondern vergab zwei zweite Preise. Den einen erhielt das Hamburger Architektur­

büro Albert Cohn/Wilhelm Siecke, den anderen Bruno Schmitz (Abb. 82, 83). Der Entwurf der Hamburger Architekten trug das Motto "St. Gallen" und wurde von den Preisrichtern vor allem seiner Raumanordnung wegen gelobt, denn von all den Projekten "weist der Entwurf

>St.Gallen< eine Grundrißlösung auf, welche den gestellten Anforderungen unbedingt am nächsten kommt, und muss daher diese Lösung als die beste bezeichnet werden."170 Kritisiert wurde an diesem Entwurf durch die Preisrichter das Äußere: "Weniger glücklich ist die

Fassadengestaltung, die Architektur ist schwerfällig, ohne charakteristisches Gepräge."171 Bruno Schmitz hatte seinem Projekt das Merkwort "Durch" gegeben, wobei dem Wort eine kleine Zeichnung beigegeben war, die einen Pfeil an einer Wolke zeigt. Die Jury setzte diesen Entwurf als "wesentlich anders" von dem der beiden anderen Preisträger ab: "Das mit viel Reiz componierte, geräumige und lichte Vestibül bildet den Mittelpunkt der Anlage. Die Zugänge für’s Publicum sind gut disponirt, leider ist jedoch der für’s Publicum reservirte Raum wohl allzu klein ausgefallen: die Beleuchtung desselben lässt ebenfalls zu wünschen übrig, leicht liesse sich dieser Nachtheil, besonders auf der Seite der Sparkasse, heben. Für den internen Verkehr ist gesorgt. Das Treppenhaus kann abgeschlossen werden. Die obem Stockwerke las­

Fassadengestaltung, die Architektur ist schwerfällig, ohne charakteristisches Gepräge."171 Bruno Schmitz hatte seinem Projekt das Merkwort "Durch" gegeben, wobei dem Wort eine kleine Zeichnung beigegeben war, die einen Pfeil an einer Wolke zeigt. Die Jury setzte diesen Entwurf als "wesentlich anders" von dem der beiden anderen Preisträger ab: "Das mit viel Reiz componierte, geräumige und lichte Vestibül bildet den Mittelpunkt der Anlage. Die Zugänge für’s Publicum sind gut disponirt, leider ist jedoch der für’s Publicum reservirte Raum wohl allzu klein ausgefallen: die Beleuchtung desselben lässt ebenfalls zu wünschen übrig, leicht liesse sich dieser Nachtheil, besonders auf der Seite der Sparkasse, heben. Für den internen Verkehr ist gesorgt. Das Treppenhaus kann abgeschlossen werden. Die obem Stockwerke las­