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Aus den frühen achtziger Jahren stammen einige Wohn- und Geschäftshäuser in Düsseldorf, die aber nur in veränderter Gestalt existieren oder überhaupt nicht mehr existieren. Am besten erhalten ist ein Wohn- Und Geschäftshaus in der Lambertusstraße, Nr. 4-6 (Abb. 22-28). Die Fassade weist eine deutliche Zweiteilung in einen linken vierachsigen und in den rechten drei­

achsigen Teil, der trotz seiner Schmalheit das Erscheinungsbild dominiert, auf. Die beiden mittleren der linken vier Achsen sind als Risalit gebildet, und tragen auch in allen Geschossen mehr Schmuckteile. Fast überladen mit ornamentalen Bauteilen sind die drei rechten Achsen, die starke Gesimse tragen; insgesamt ist dieser Fassadenteil viel stärker räumlich durchgebildet.

Es ist kaum eine Gelegenheit ausgelassen, ein verziertes Architekturglied anzubringen. Zwar sind die Übereinstimmungen der beiden Fassadenteile in der Hauptdisposition auf den ersten Blick so groß, daß man sie unwillkürlich zu der Fassade eines Hauses zusammenschließt, doch ist auf den zweiten Blick sehr deutlich das Bemühen des Entwerfers zu erkennen, eine

differenzierte Gestaltung anzuwenden. Selbst in der Polster-Rustika des Erdgeschosses sind Höhe und Querschnitt variiert.

Auch wenn die Fassade nicht mehr völlig original erhalten ist, so spürt man doch den starken Drang, diese Fassade mit vielen Möglichkeiten der Architektur zu gestalten. Daß dieser Entwurf dennoch wenig individuelle Eigenart erkennen läßt, liegt nicht unbedingt nur daran, daß Bruno Schmitz in diesen frühen Arbeiten sich noch in einer Orientierungsphase befand. Die sehr kon­

ventionellen Formen dieser Fassade sind vielleicht auch darauf zurückzuführen, daß Bruno

4^CB. 6.J g., Berlin 1886. S. 377: "Die Erwähnung (...) des genialen preisgekrönten Wettbewerbsentwurf von Bruno Schmitz für das Victor Emanuel-Denkmal auf dem Capitol in Rom möge, was die Pläne zu öffentlichen Bauten angeht, den Schluß abgeben."

Schmitz sie gemeinsam mit einem anderen Entwerfer gestaltet hat oder sie mindestens abge­

stimmt haben muß. Der im Düsseldorfer Bauaufsichtsamt verwahrte Fassadenriß dieses Hauses trägt den Stempel "Van Eis & Schmitz, Architekten".49

Über den Compagnon van Eis sind nur dürftige Daten erhalten50, auch lassen sich über die ge­

meinsam geführte Firma keine Unterlagen finden. Vermutlich hat sich Bruno Schmitz diesem Architekten angeschlossen, um überhaupt private Aufträge ausführen zu können, wobei ein

"Praktiker" für den künstlerisch orientierten Entwerfer sicher eine willkommene Ergänzung be­

deutet haben dürfte. In Zusammenarbeit mit diesem Architekten sind auch die Häuser in der Inselstraße 26 bis 28 entstanden (Abb. 29-31), deren Pläne im Düsseldorfer Bauaufsichtsamt verwahrt werden.

In der "Architektonischen Rundschau" von 1886 ist der auf "Mai 1883" datierte Entwurf eines Geschäfts- und Wohnhauses in Düsseldorf abgebildet, der eines der erwähnten Häuser darstellt (Abb. 32).51 Es gehörte der Firma Widemann und stand in der Schadowstr. 17, "durch Um­

bau hergerichtet von den Architekten van Eis & Schmitz im Jahre 1883."52 Eine kleine Abbil­

dung in dem Buch 1904 erschienenen Buch "Düsseldorf und seine Bauten" kann die Wirkung des Material- und Farbwechsels der Fassade veranschaulichen (Abb. 32a). Da auf der Ent­

wurfszeichnung in der "Architektonischen Rundschau" nur der Name Bruno Schmitz, nicht aber der des Compagnons Otto van Eis auftaucht, kann man davon ausgehen, daß zumindest für den Entwurf dieses Hauses Bruno Schmitz verantwortlich war.53

Die fünfachsige Fassade ist hier einfach, klar und übersichtlich gegliedert, die Beschlagwerk- Omamentik kommt vor allem in der Dachzone zur Anwendung. Im ersten Obergeschoß und unter dem Traufgesims gliedern Beschlagwerk-Bänder die Fassade in der Horizontalen. Die Mittelachse des Erdgeschosses weist eine reichere Gestaltung auf. Es wird eingefaßt durch ei­

genartige Termen-Konsolen, die einen kleinen Balkon des ersten Obergeschosses tragen. Der

49Fritz Wiesenberger: Bruno Schmitz plante die Millionenstadt Düsseldorf, in: Düsseldorfer Hefte, 23. Jg. 1978, Nr. 16, S. 9-11

^Vermutlich handelt es sich um Otto van Eis, geb. am 9. Dezember 1854, gest. 1926(7), der im Adreßbuch der Stadt Düsseldorf von 1900 als Bauunternehmer und Architekt geführt wird. Frdl. Hinweis durch Frau Dr.

Elisabeth Scheeben, Düsseldorf, Stadtarchiv

51 Architektonische Rundschau. Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst (hrsg. von Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle), 2. Jg. 1886, 6. Heft, Taf. 45. Im Stadtarchiv Düsseldorf befindet sich im Bruno-Schmitz-Konvolut ein unbeschrifteter Zeitungsausschnitt mit identischer Darstellung und folgender Unterschrift: "Facade eines Wohnhauses in Düsseldorf (Umbau) von Architekt Bruno Schmitz in Berlin."

Vielleicht erklärt dies auch die im Vergleich zum Haus Lambertusstraße 4-6 sehr zurückhaltende

Fassadengestaltung, die allerdings auch sehr zum Erscheinungsbild der norddeutschen und niederländischen Spätrenaissance paßt.

52Diisseldorf und seine Bauten, hrsg. vom Architekten- und Ingenieur-Verein zu Düsseldorf, Düsseldorf 1904.

S. 331, Abb. 412 (S. 326)

53Es wäre auch denkbar, daß Bruno Schmitz als der bessere Zeichner lediglich die Präsentation der Entwürfe übernahm, was meines Erachtens aber unwahrscheinlich ist.

obere Abschluß dieser Konsolen zeigt ein Motiv, das einer Omamentstich-Vorlage der Spät­

renaissance entnommen sein könnte,54 denn in die Voluten sind die Oberkörper menschlicher Figuren eingewunden. Besonders in der Dachzone kommen Anklänge an Giebelfronten von Bauten der norddeutschen oder niederländischen Renaissance zur Geltung, wobei die Zier­

lichkeit des fernen Ornaments in einem merkwürdigen Kontrast zu der nüchtern wirkenden Gestaltung des Erdgeschosses mit den großen Schaufensterflächen steht. Ähnliche Architektur­

formen haben die beiden Architekten auch in einem von ihnen entworfenen Neubau angewendet (Abb. 33). Das Eckhaus Alleestraße 24 trägt an der Ecke ab dem ersten Obergeschoß einen schrägstehenden Erker, der bis in die Dachzone reicht und durch einen reichen Dachabschluß die Eckposition des Hauses betont. Im Erdgeschoß sind die

Wandflächen durch große Bogenöffnungen sehr weit aufgelöst. Die breitere Fassade ist in der Mitte durch einen Erker mit einer Serliana im ersten Obergeschoß betont. Darüber befindet sich im zweite Obergeschoß ein Balkon, das dritte Obergeschoß hat ein kaum durch Wandflächen unterbrochenes Fensterband. Ein größerer Giebel in der Mitte des Daches führt die

Hervorhebung der Mittelachse bis in die Dachzone fort, ein kleinerer Giebel zur linken bildet ein kleines Gegengewicht zu dem weit über die Firstlinie reichenden Dachaufbau des Erkers an der Gebäudeecke. Die zweite, schmale Fassade weist eine entsprechende Gestaltung auf, jedoch sind keine Baikone oder Erker angebracht. In der Dachzone befinden sich als

Gaubenverkleidung zwei kleine Giebel. Die gesamte Fassade scheint aus einem einheitlichem Material hergestellt zu sein. In dem vom Architekten- und Ingenieurverein herausgegebenen Buch wurde das Wohn- und Geschäftshaus seiner guten Wirkung auf die städtebauliche Umgebung wegen gelobt: "Es zeigt über dem Erdgeschosse ein Galeriestockwerk und darüber Obergeschosse, die zu Wohnungen dienen. In den Formen der deutschen Renaissance belebt die Aussenerscheinung mit Eckturm und malerischen Erkerausbauten das Strassenbild in wirkungsvoller Weise."55

Es sei noch auf eine Eigenart der Schmitzschen Entwürfe jener Jahre hingewiesen, die auch das humorvolle Element im Charakter des Architekten verdeutlichen. Er gibt dem erstgenannten Entwurf Staffage-Figuren bei, um die Größen Verhältnisse anschaulich zu machen. In diesem Falle sind es zwei korpulente, debattierende Männer, von denen der eine ein Holzbein zu haben scheint.

54Hier könnte man an Comelis Horis oder an Hans Vredemann de Vries denken.

55Düsseldorf und seine Bauten, hrsg. vom Architekten- und Ingenieur-Verein zu Düsseldorf. Düsseldorf 1904. S.

336. Abb. 442 (S. 337)