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Das Leipziger Völkerschlachtdenkmal wurde seines Inhalts und wohl auch seiner Größe wegen nicht nur ein Sinnbild des deutschen Nationalismus', sondern es wurde schon zu Lebzeiten des Entwerfers als die Essenz seines Schaffens angesehen. Das ist insofern richtig, als der

Architekt Bruno Schmitz siebzehn Jahre lang technische und gestalterische Ideen für dieses in vieler Hinsicht über das gewohnte Maß hinausgehende Projekt aufzubringen hatte. Peter Hutter480 hat in seiner Tübinger Magisterarbeit "Das Völkerschlacht-Nationaldenkmal bei Leipzig" die Geschichte und Bedeutung dieses Denkmals ausführlich und überzeugend

erläutert, so daß ich mich hier auf wenige Ergänzungen beschränken möchte, die sich vor allem auf das Verhältnis zwischen Auftraggeber und Künstler beziehen. Die Ideengeschichte eines Denkmals für die Völkerschlacht von 1813 wurde für einen Einzelaspekt bereits von Kathrin Hoffmann-Curtius481 untersucht und für den Verlauf des 19. Jahrhunderts durch Meinhold Lurz482 materialreich dargestellt. Beide Arbeiten können als Ergänzungen zu Hutters Arbeit gelten. Die Darstellung Topfstedts483 faßte in jüngster Zeit die Entstehungsgeschichte noch einmal zusammen, ohne jedoch über Hutters Untersuchung hinauszugehen.

Der Vorsitzende des Deutschen Patriotenbundes, Clemens Thieme, ohne dessen beinahe fanati­

schen Einsatz dieses Denkmal niemals zustande gekommen wäre, reklamierte in zunehmendem Maße die ausschließliche Autorschaft für seine Person. Diese Interpretation findet sich auch heute noch, und deswegen möchte ich hier hauptsächlich der Darstellung dieses Aspektes nachgehen, um nochmals darauf hinzuweisen, daß die Formerfindung von Bruno Schmitz stammte, und daß Clemens Thieme lediglich einige Veränderungen vorschlug und auch durch­

setzte. Die Gründe, die Clemens Thieme dazu brachten, die Aufrechterhaltung der Legende sei­

ner Autorschaft so hartnäckig zu verfolgen, sind mir unbekannt geblieben, selbst individualpsy­

chologische Erklärungen müssen beim derzeitigen Quellenstand Spekulation bleiben. Mir geht es dabei nicht um eine überfällige Rehabilitation des Architekten Bruno Schmitz, sondern um die Klärung kunsthistorischer Zusammenhänge. Die Leistung Clemens Thiemes bestand darin, den "Deutschen Patriotenbund" überhaupt erst ins Leben gerufen zu haben, um mit dieser na­

tionalen Organisation die Errichtung eines Denkmals, die schon mehrmals geplant und auch be­

480Peter Hutter: Das Völkerschlacht-National-Denkmal bei Leipzig, Göttingen 1984, weiterhin zitiert als:

Hutter 1984. An dieser Stelle möchte ich Peter Hutter für seine freundliche Unterstützung und für die Überlassung seiner Magisterarbeit danken.

481Kathrin Hoffmann-Curtius: Das Kreuz als Nationaldenkmal: Deutschland 1814 und 1931, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, Bd. 48 1985, Heft 1, S. 77-94

482Meinhold Lurz: "Lieblich ertönt der Gesang des Sieges". Projekte und Denkmäler der Völkerschlacht bei Leipzig aus den Jahren von 1814 bis 1894. in: kritische berichte, 16. Jg., Gießen 1988, Heft 3, S. 17-32 und 17. Jg., Gießen 1989, Heft 1, S. 22-38

483Thomas Topfstedt: Das Völkerschlachtdenkmal - Konzeption, Baugeschichte, Baugestalt, in: Ernst Ullmann (Hg.): "...die ganze Welt im kleinen" Kunst und Kunstgeschichte in Leipzig. Leipzig 1989. S. 248-261 (=Seemann-Beiträge zur Kunstwissneschaft). Die Arbeit von Hutter wird hier nicht erwähnt.

gönnen worden war, endlich zum hundertsten Jahrestag der Leipziger Schlacht zu bewerkstelli­

gen. Der nationalistische Verein mit antimonarchistischer Ausrichtung wurde auf Betreiben Thiemes am 26. April 1894 gegründet. 1895 wurde eine Vorkonkurrenz ausgeschrieben, die aber kein befriedigendes Ergebnis brachte, da keiner der 32 eingereichten Entwürfen dem Patriotenbund neuartig genug erschien, da "kräftige Anleihen bei vorausgegangenen ähnlichen Lösungen gemacht worden sind."484 Außer den drei Erstplazierten, unter denen sich Bruno Schmitz, falls er teilgenommen haben sollte, nicht befand, sind keine Namen überliefert. Im

"Centralblatt der Bauverwaltung" wird über einen unter dem Motto "St. Michael" stehenden Entwurf berichtet, der sich vielleicht auf einen Vorschlag Bruno Schmitz' bezogen haben könnte: "Sehr einfach und eigenartig ist die Arbeit "St.Michael". Der Verfasser, der unter eng­

lisch-amerikanischem Einflüsse steht, hat es verstanden, dem Begriffe des Volksdenkmals einen bezeichnenden, wuchtigen Ausdruck zu verleihen. Doch ist er in seinem Bestreben, sich von hergebrachten und verbrauchten Architekturformen< fern zu halten, wohl etwas zu weit gegangen."485

1896 wurde ein weiterer Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem die Vorstellungen des Patrioten­

bundes wieder nur ungenau geäußert wurden. So sollte "das Denkmal als Völkerschlacht- Denkmal weithin leicht erkennbar sein, keine Anlehnung an Bestehendes enthalten, vielmehr eigenartig in seiner Gestalt die ganze Umgebung beherrschen" und es sei daher "nur an die Ausführung eines mächtig in die Höhe strebenden Thurmes, Obelisken, einer Pyramide oder Säule" zu denken.486 Der am 21. und 22. Dezember 1896 tagenden Jury gehörten als Architekten Ende/Berlin, Hoffmann/Berlin, Thiersch/München, Rossbach/Leipzig, Licht/

Leipzig an, ferner die beiden Bildhauer Lessing/Berlin und von Miller/München. Als Vertreter der Stadt Leipzig waren Oberbürgermeister Georgi und Bürgermeister Tröndlin im Preisrichter­

kollegium, und als Vertreter des Patriotenbundes Rechtsanwalt Barth und natürlich auch der Vorsitzende Clemens Thieme, der von Beruf Architekt in Leipzig war. Wilhelm Kreis

("Walküre") erhielt den ersten Preis, Otto Rieth ("Seid einig, einig, einig") den zweiten, Spaeth

& Usbeck ("Morgengrauen") den dritten, Bruno Schmitz ("St. Michael") den vierten und den fünften Arnold Hartmann ("So wollen wir, was Gott"). Alle Preisträger stammten aus

Berlin.487 Auch die Ergebnisse dieses Wettbewerbs waren dem Patriotenbund nicht gut genug.

Neue Richtlinien wurden ausgearbeitet, aber schon Anfang 1897 wandte sich der "Deutsche Patriotenbund" an Bruno Schmitz und übertrug ihm die Ausführung des Denkmals. Die erste erhaltene, auf den 2. Dezember 1896 datierte Schmitzsche Entwurfsskizze, die vielleicht noch den "englisch-amerikanischen" Entwurf des ersten Wettbewerbs spiegelt (Abb. 240), zeigt

484DBZ, 29. Jg., Berlin 1895, S. 629 485CB. 15. Jg.. Berlin 1895, S. 508 486DBZ, 31. Jg., Berlin 1897, S. 25

487Deutsche Konkurrenzen, VII. Band, Leipzig 1897. Heft 1, S. 3

einen eckigen Turm mit sich verjüngendem Schaft auf einem galerieartigen Unterbau. Im ausge­

arbeiteten Entwurf "St.Michael", den Bruno Schmitz zur Konkurrenz von 1896 einreichte, ist der Turm rund (Abb. 241), das Motiv des Erzengels als großes Relief ist beibehalten. Nach ei­

ner Umarbeitung dieses Entwurfs wurde er im Juni 1897 veröffentlicht. Er hatte ungefähr die künftige Gestalt des Denkmals (Abb. 242). Dieser Entwurf wurde wegen seiner Unein­

heitlichkeit allerdings von der Fachpresse kritisiert: "Man glaubt lediglich zwei interessant aus­

gebildete Gebäudestücke aufeinandergethürmt zu sehen. "488 Daraufhin überarbeitete Bruno Schmitz den Plan wiederum (Abb. 243, 244). Die aus diesen Studien gewonnene Fassung (Abb. 245. 246) wurde 1898 auf der Großen Berliner Kunstausstellung gezeigt.489 Dieser Zustand ist auch in einer Beschreibung von Bruno Schmitz festgehalten, in der er die gesamte Anlage als "heiligen Hain" bezeichnete: "Gegen den See zu fällt der Sockel in senkrechten Zyklopenmauem ab, und in diese ist als Mittelfigur ein mächtiger deutscher Michel eingefügt, zu dessen Füße allegorische Figuren die deutsche Volkserhebung versinnbildlichen. Steiler em­

porsteigend erhebt sich auf dem Sockel der oben abgestumpfte Pyramidenbau einer Befreiungs­

halle, geöffnet nach allen vier Seiten durch mächtige, ein Drittel der Breitseite in der Mitte freilassende Thorbogen. Während also im Gesamtumriß die Pyramidenform gewahrt bleibt, ist hier die in scharfer Linie aufstrebende Mauer in ein gigantisches Pfeilermotiv aufgelöst. Die Halle selbst ist baulich in drei Stockwerke geteilt, welche sich aber dem Beschauer als ein ganzes und ungeheures Kuppelgewölbe darstellen. Zwei Reihen von Fensteröffnungen un­

terhalb der zweiten und dritten Gewölbeverjüngung führen das Licht zu den Wänden und zur Decke. Die erste, untere Abteilung zeigt nur plastischen Schmuck. An den Pfeilern erheben sich mächtige Eichenstämme, ihre Äste und Zweige nach oben ausladenden und vor ihnen halten vier Riesengestalten Wache, die deutschen Tugenden der Tapferkeit, Mäßigung, Gerechtigkeit und Güte. Auf Wappenschildern sind die Namen der Helden und Sänger der Zeit eingemeißelt.

Im zweiten Felde zeigt ein ringsum geführtes Freskobild den Zug der deutschen Helden vom Zeitalter Karls des Großen bis zu den Befreiungskriegen nach Walhall, das sich leuchtend und überleuchtet von der vergoldeten Decke des Kuppelschlusses im dritten Geschosse aus dem Bilde heraushebt."490

Der Entwurf wurde von Bruno Schmitz weiter bearbeitet (Abb. 247), und auch noch während des Baus immer wieder geändert. Die wichtigste Veränderung, für die erst weiteres Geld be­

sorgt werden mußte, war der Einbau einer Krypta, der auf Vorschlag von Thieme, wohl erst gegen 1907, begonnen wurde. Die Wächterfiguren wurden von Franz Metzner, der als Nach­

folger des 1906 gestorbenen Bildhauers Christian Behrens die Arbeiten weiterführte, vor­

geschlagen. Das ursprüngliche Eiserne Kreuz als bekrönender Abschluß mußte auf Enspruch

488CB, 17. Jg.. Berlin 1897, S. 337 489Hutter 1984, S. 42

490zitiert nach: Albert Hofmann: Handbuch der Architektur, 4. Teil, 8. Halbband, Heft 2a, Berlin 1906, S. 673

von Thieme weichen und wurde durch den von ihm vorgeschlagenen Monolith ersetzt. Die Schließung der großen Bogenöffnungen wurden erst 1911 angeordnet. Noch vor der Fertig­

stellung und Einweihung, die am hundertsten Jahrestag der Schlacht, am 13. Oktober 1913, erfolgte (Abb. 248), plante Bruno Schmitz die Anlage einer Kampfbahn, wie er sie in ähnlicher Weise bereits in der Nachbarschaft des Kyffhäusers und wohl auch seines Entwurfs für das Bismarckdenkmal in Bingerbrück (1910) vorgesehen hatte (Abb. 249, 250). Den Entwurf dieser "Kampfbahn" bearbeitet Bruno Schmitz ab 1912 (Abb. 251) immer wieder bis ins Jahr 1915.

Diese hier in wenigen Sätzen angeführten Änderungen bedeuteten in der Baupraxis ständig Uneinigkeit, Zwistigkeiten bis hin zum offenen Streit. Noch lange nach dem Tode von Bruno Schmitz (1916) erklärte Thieme, daß der erste Entwurf von Bruno Schmitz auf die Zeichnung eines französischen Akademieschülers zurückgehe, und daß Bruno Schmitz ihm, Thieme, zu­

gestanden habe, der eigentliche Erbauer des Denkmals zu sein. Auch nach dem Tod Thiemes in den dreißiger Jahren wurde er als "der Erbauer" des Völkerschlachtdenkmals genant.491 Als Beleg dafür, wie schwierig Thieme sein konnte, möchte ich drei Briefe des Bildhauers Franz Metzner zitieren, um zu belegen, daß die harte Führung Thiemes, seine übertriebene Sparsam­

keit, sein Mißtrauen Künstlern gegenüber (und vielleicht auch sein Neid auf den künstlerisch entwerfenden und erfolgreichen Architekten Bruno Schmitz) diesen das Leben schwer machen konnten. Als Thieme zu Ohren gekommen war, daß im "Haus Rheingold" in Berlin ähnliche Masken wie am Völkerschlachtdenkmal angebracht werden sollen, monierte er dies sofort beim Bildhauer, der sich daraufhin mit folgendem Brief an Thieme wandte: "Daß die erste Idee und der Entwurf in einer kleien Skizze lange schon vorher ehe man an die innere Ausstattung des Rheingold gedacht hatte, fertig war. Dieser Saal war in gewissem Sinne für uns eine Vorschule für die Arbeiten in der Kripta. Bei näherer Betrachtung werden Sie auch selbst gesehen haben, daß die Masken im Rheingold nur eine ganz entfernte Ähnlichkeit mit der Kripta haben. Sozu­

sagen sind sie nur eine Vorempfindung und Studie zu dieser großen Idee, die mich bei dem Gedanken an das Völkerschlachtdenkmal beseelte. Die Kriptamodelle sind aber etwas voll­

ständig anderes. Das wird gereifte künstlerische Arbeit, welcher ich meine ganze monumentale Empfindung und Liebe, die ich gerade dieser Sache entgegenbringe, verkörpern möchte. Sie werden mir glauben, wenn ich Ihnen als Künstler die Versicherung gebe, daß ich mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft an diesem großen Werke arbeite. Auch haben wir das Gefühl, daß es uns gelungen ist, dieses Problem gelöst zu haben. Und wenn ich mir diese gigantischen Köpfe der sterbenden Krieger, mit denen davor Wache haltenden Rittern voll, rundplastisch aufgebaut denken, so bin ich voll befriedigt und fühle diese gigantische befreiende Gewalt, die ich der Idee, der Verkörperung der Völkerschlacht für würdig halte. Ich sowohl, wie Professor 491Eduard Bachmann: Die Völkerschlacht. Das Völkerschlachtdenkmal und sein Erbauer Clemens Thieme, Leipzig 1938. S. 129

Schmitz, könnten uns gar kein anderes Motiv mehr für die Kripta denken, die Alles das, was gesagt werden soll, künstlerisch voll und ganz ausdrückt."492

In einem weiteren Brief an Bruno Schmitz beklagt sich Metzner über Thiemes Vorgehen. Er, Metzner, habe in Berlin nur am Völkerschlachtdenkmal gearbeitet (i.e. an Modellen im Atelier, d. Verf.), Thieme habe ihm einen Vertrag geschickt, der Modelle von ein Drittel der Original­

größe der Figuren vorsehe, obwohl in Leipzig nur Modelle in ein Viertel Größe vereinbart gewesen seien. "Thieme weiß, daß ich die ganzen Schlachtfelder umsonst mache", und Metzner fragt, ob er die Mehrleistung auch umsonst machen müsse. "Wenn es nicht gerade diese Arbeit wäre, so möchte ich am liebsten den ganzen Dreck hin werfen wer weiß, ob ich es nicht noch mache."493 Als Metzner aus Versehen ein Modell zu groß begonnen hatte, und daraufhin die Steine nicht sofort bestellt werden konnten, muß Thieme den Bildhauer stark kritisiert haben, wie die Antwort Metzners zu vermuten gibt: "Ich habe ebenso kolossales Interesse wie alle, die wir an diesem Denkmal mitarbeiten, glatt und ohne Störung hintereinander fertig zu werden!

Deshalb empfinde ich es doppelt kränkend, wenn Sie mir Dinge sagen, die ich wirklich nicht verdient habe, denn ich habe mich von Anfang an mit größter Selbstlosigkeit der Arbeit hin­

gegeben. ”494 Die Größe des Denkmals und wohl auch seine reaktionäre Interpretation durch den Patriotenbund hat manche ablehnende Stellungnahme evoziert. Viele Künstler, vor allem auch aus den Reihen der Bildhauer, dürften dem Monument gegenüber sehr kritisch eingestellt gewesen sein. Eine dieser, meist nicht in die öffentliche Diskusssion getragene Beurteilungen führe ich hier an. Sie stammt von dem Bildhauer Paul Dobert, der anläßlich der Vorbereitung der Ausstellung über Grabmalkunst in der Städtischen Kunsthalle Mannheim an den Kunst­

historiker Plietzsch folgendes schrieb: "In Leipzig, wo ich gestern wieder war, habe ich nun auch das (allerdings ebenfalls noch nicht ganz fertige) Völkerschlachtsdenkmal mir angesehen!

Es ist von einer unglaublichen Geschmacklosigkeit und Unproportioniertheit. Rheingold- Warenhaus-Geschmack- und Stil. Von einer blöden Massenhaftigkeit, die absolut nicht wirkt (und es auch gar nicht kann, weil jede Vergleichsmöglichkeit fehlt, jeder Maßstab). Oben 12 m hohe Ritter hinzustellen, ist der Tod jeder Größe und Monumentalität. Denn da man unwillkür­

lich diese Ritter las Menschen gewöhnlicher Größe sich vorstellt, so vergleicht man damit das übrige - und damit wird alles klein und unbedeutend. Die ganze Sache könnte ebensogut als Tafelaufsatz oder Cigarrenabschneider auf Stammtischen in "echter Goldbronce" ausgeführt werden. Und das wird wohl auch - nicht ganz ohne Unrecht - sein Schicksal sein. "495

492Brief Franz Metzners an Thieme vom 18. Mai 1907; Nürnberg, Archiv Bildender Künstler, IB1, ABK 717, S. 156f

493Brief Franz Metzners vom 25. Juli 1907 an BS; Nürnberg, Archiv Bildender Künstler, IB1 ZR ABK 717 , S. 189

494Brief Metzners an Thieme vom 21. Februar 1908; Nürnberg, Archiv Bildender Künstler, IB1, ABK 717, S. 332f.

49^Brief Paul Doberts an Plietzsch. vom 2. Juli 1912. Archiv der Städtischen Kunsthalle Mannheim. Akten zur Ausstellung "Grabmalkunst"

1898 erfolgte der erste Spatenstich, das Denkmal wurde termingerecht am 18. Oktober 1913 eingeweiht. Hutter hat nachgewiesen, daß der "Deutsche Patriotenbund" äußerst nationalistisch orientiert war, allerdings jeden dynastischen Kult ablehnte und aus diesem Grunde an dem Denkmal keine monarchistischen Symbol angebracht haben wollte: "Bei Leipzig hat der völ­

kische Nationalismus sich selbst, aber nicht der Völkerschlacht ein Denkmal gesetzt. Nichts er­

innert an die Gefallenen der anderen Nationen, nichts an die internationale Koalition, die den französischen Imperator zu Fall brachte."496 Peter Hutter kommt zu dem Schluß, daß das Völkerschlachtdenkmal das "steinerne Manifest" einer Opposition gegen die Staatssymbolik des wilhelminischen Kaiserreichs sei. Diese Opposition habe sich selbst als staatstragend empfun­

den, lehnte jedoch den monarchistisch geführten Staat ab und gedachte "an dessen Stelle ein vorfeudalistisches Gesellschaftsmodell zu verwirklichen. (...) Das Völkerschlachtdenkmal ist das monumentalste Zeugnis für die Flucht eines Großteils des deutschen Bürgertums in den Mythos und Irrationalismus, die mit erstaunenswertem Kalkül angetreten wurde. ”497