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Das markanteste Bauglied ist wohl der insgesamt ungefähr 110 Meter lange und 2,40 Meter hohe Fries, der aus vier großen Teilstücken besteht, die sich an der Ost-, Nord-, und West­

fassade befinden (Abb. 64-66).

Im August 1884 beantragte Bruno Schmitz als Material für den Fries rheinischen Tuffstein, da dieser erschwinglich und wetterfester als Sandstein sei. Das Material aus der Gegend von Linz sei zu schreiend in der Farbe, und würde auch zu schnell schwarz, was man am Stephansdom

und der Votivkirche in Wien sehen könne. Er empfehle, einen Wettbewerb "soweit die deutsche Zunge klingt" auszuschreiben, wobei des Sujet weitgehend den Konkurrenten überlassen bleiben solle, denn er meine,"daß für den leitenden Gedanken die Angabe genüge:

für die Hauptfriese der Vorderfronte die Entwicklung der Kunst und Industrie aus den

Anfängen bis auf unsere Tage mit Bezug auf Oesterreich speciell Oberösterreich zu Darstellung zu bringen, und für die Seitenfriese sowie die Eckcartouchen (welch letztere im Schilde die Wappen der Hauptstädte erhalten) und dem mit denselben verbundenen figürlichem Beiwerk, Motive zu wählen, welche sich ergeben aus den idealen Zielen des Museums."104 So hätte der Künstler Freiheit, und "auch speciell Herrn Dr. Dürrnbergers Wünsche könnten berücksichtigt werden."105

Doch stimmte das Baukomitee dem Antrag des Architekten nicht zu, sondern es wurde - wohl unter Dürmbergers Federführung - ein äußerst detailliertes Programm entwickelt, das im Januar 1885 fertigestellt war und für die vier Teilstücke in chronologischer Anordnung fol­

gende Themen vorsah: An der östlichen Seitenfassade sollte die "vorgeschichtliche Zeit" zu se­

hen sein, das linke Teilstück der nach Norden gerichteten Hauptfassade sollte "Die Gründung und Ausbreitung des Christentums"106 zeigen, das rechte "Die Begrüßung Kriemhildens auf dem Nibelungenzuge durch Rüdiger von Pöchlarn bei Enns".107 Für den Fries auf der West­

seite war zunächst die "Belehnung des Heinrich Jasomirgott durch Kaiser Friedrich Barbarossa auf dem Reichstag zu Regensburg"108 vorgesehen. Wohl mit Rücksicht auf den Architekten wurde am Schluß des mehrseitigen Schriftsatzes vermerkt, daß nicht alles Auf ge zählte in die Komposition mit aufgenommen werden müsse, sondern daß dem Künstler freie Hand gewährt würde, daß man lediglich dazu habe beitragen wollen, die Nachforschungen zur Heimatge- schichte zu ersparen oder wenigstens abzukürzen.

- Das Baukomitee forderte mehrere österreichische Bildhauer auf, einen Kosten Voranschlag ein­

zureichen. Die Forderungen dieser Künstler jedoch waren so hoch, daß sich das Baukomitee ratsuchend an den Architekten wandte. Dieser war mittlerweile von Düsseldorf, wo er die Ateliergemeinschaft mit dem Ingenieur Otto van Eis aufgekündigt hatte, nach Leipzig umgezo­

gen. Im September 1884 machte Bruno Schmitz dem Baukomitee bekannt, "daß ich unter Beibehaltung eines Zweigbureaus in Düsseldorf das Feld meiner Thätigkeit nach Leipzig ver­

legte, und mich zu gemeinsamem Wirken mit dem rühmlich bekannten Architekten August Hartei, dem Erbauer von St. Petri hierselbst, und den meisten sonstigen hervorragenden neue­

ren Kirchen Deutschlands verbunden habe. Wir haben die Arbeiten in einer Weise vertheilt, daß

104Brief Schmitz' vom 22. August 1884 an das Baukomitee, Linz. OÖLA, AM, Sch. Nr. 82 105Ebenda

106Julius Wimmer: Die Geschichte des Oberösterreichischen Musealvereins durch neunzig Jahre 1833-1923, Linz 1923, S. 16

107Ebenda 108Ebenda

Herr Hartei die Erledigung aller geschäftlichen und auf die Ausführung bezug habenden Fragen, ich dagegen die Direction des Ateliers übernahm, in künstlerischen Fragen einigen wir uns durch gegenseitige Absprache."109

August Hartei (Köln 1844 - 1890 Strasbourg) hatte im Büro bei Julius C. Raschdorff in Köln gearbeitet und war ab 1870 als freier Architekt tätig. Im Jahr 1881 eröffnete er Büros in Halle und in Leipzig, die aber, nach anfänglichen Erfolgen bei Wettbewerben, im Laufe der achtziger Jahre unter Auftragsmangel litten. Vielleicht war dies ein Grund für den erfahrenen

Architekten, sich zur Zusammenarbeit mit einem jungen, ideenreichen Sozius zu entschließen;

während der auftragslosen Zeiten hatte sich Hartei auch als Sammler und Antiquitätenhändler betätigt.110 Die Arbeitsgemeinschaft mit Bruno Schmitz hatte allerdings nur kurze Zeit Bestand und schon im Juli 1885 waren die Differenzen so groß, daß Schmitz kein Projekt mehr mit Hartei gemeinsam bearbeitete.111 Noch im selben Jahr schloß Hartei sich mit Skjold Neckelmann zusammen, mit dem er bei einigen Wettwerben den ersten Preis erringen

konnte.112 1889 schließlich wurde Hartei als Dombaumeister nach Strasbourg berufen, wo er 1890 starb.113

Bei der Ausführung mehrerer Kirchen - es seien hier nur die Ev. Kirche in Viersen (1878- 1879), die Christuskirche in Köln (1881-1884) und die von Bruno Schmitz erwähnte Petri­

kirche in Leipzig (Einweihung 1885) genannt - hatte Hartei sicherlich auch Kontakte zu einigen Bildhauern hersteilen können. In seinem bereits zitierten Bericht erwähnt Adolf Dürrnberger, daß es August Hartei war, "der infolge seiner ausgebreiteten künstlerischen Tätigkeit in Deutschland einen großen Kreis von Bildhauern stets beschäftigt" hat, und der im Dezember

1884 ein Angebot vorlegte, "in welchem er sich verpflichtete, den Fries, Cartouches und 10 Statuen nach den von Herrn Akademie-Professor Zu der Strassen in Leipzig zu einem Drittel der natürlichen Größe auf seine Kosten zu liefernden und vom Baucomite zu genehmigenden Modellen um die Pauschalsumme per 23.000 fl. - bis Ende 1886 zu liefern.114

Ursprünglich hatte Bruno Schmitz den Fries als Terracotta-Relief vorgesehen, wofür nicht nur die Art der Darstellung in seinem Entwurf spricht, sondern auch die an einigen Stellen sichtbare goldene Einfärbung des Reliefgrundes. Um die im Programm vorgesehene Bausumme nicht zu überschreiten, hatte er dem Baukomitee eine "Ausführung der Hauptfriese in Sgraffitten, was

109Brief Schmitz' vom 17. September 1884 an das Baukomitee, Linz, OÖLA. AM. Sch. Nr. 82 110-F.-: August Härtel, in: DBZ, 8. März 1890. S. 118-131

^Brief Schmitz’ vom 26. Mai 1886 an Baukomitee, Linz, OÖLA. AM. Sch.Nr. 82 112-F.-: August Hartei, in DBZ, 8. März 1890, S. 118-131

113Eduard Trier/Willy Weyres (Hg.): Kunst des 19. Jahrhundert im Rheinland, Band 2, Architektur II: Profane Bauten und Städtebau. Düsseldorf 1980. S. 533

114Ms. Dürrnberger. Linz. OÖLA. AM. Sch. Nr. 82 (S. 28)

sehr billig ist, oder in der Münchener Keim'schen Malerei" vorgeschlagen.115 Doch die Mit­

glieder des Baukomitees wollten keine billigen Ersatzstoffe an ihrem neuen Museum, und in Dürmbergers Bericht klingt noch die Erleichterung an, daß man eine Ausführung in Stein hatte bewerkstelligen können: "So verlockend sich auch die Anbringung dieses prächtigen, plasti­

schen Schmucks darbot, so schien doch anfänglich die Durchführung derselben geradzu un­

möglich, und, vielfache Erkundigungen, welche über die Kosten eingeholt wurden, legten dem Baucomite schon den trüben Gedanken nahe, billigere Surrogate als Sgraffittodarstellungen, oder allenfalls nur ornamental gehaltene Terracotten oder Cementarbeiten zu wählen."116 Zur Straßen erhielt den Zuschlag und lieferte auch recht bald das Modell ab, das in einem Drittel der Ausführungsgröße gefertigt wurde (Abb. 64-66) und damit immer noch mehr als 30 Meter lang war.117

Dem Brief Adolf Dürmbergers an Wilhelm Lauser, den Redakteur der "Allgemeinen Kunst­

chronik" in Wien ist zu entnehmen, daß "das Modell des Professors Zur Straßen noch nach dieser Idee ausgefertigt worden" sei118; während der Arbeiten an dem Modell des Frieses waren indes begründete Zweifel an der Wahl des vierten Themas aufgekommen, da durch Historiker "die Dokumente über diesen Staatsakt mittlerweile als falsch erklärt worden"

waren.119 Ein zusätzlicher, für das Baukomitee sicherlich wichtiger Grund zur Themen­

änderung dürfte aber gewesen sein, "daß keine Beziehungen zu unserem Herrscherhause zur plastischen Darstellung gelangt wären."120 Die durch Wahl des neuen Themas "Belehnung Albrecht I. mit den österreichischen Ländern durch Rudolf von Habsburg auf dem Reichstage zu Augsburg"121 notwendig gewordenen Veränderungen wurden aber als nicht übermäßig angesehen: "Nachdem in der allgemeinen Darstellung kaum irgend ein besonderes unter­

scheidendes Moment zwischen beiden Staatsakten vorhanden war, sogar die Costüme am Ende des 12. Jahrhunderts von denen des 13. Jahrhunderts kaum sehr wesentlich differieren, so erschien es nur notwendig, die Hauptpersonen zu ändern; es ist an Stelle Kaiser Rotbarts Rudolf von Habsburg in seiner historisch gewordenen Erscheinung nach dem Denkmale in

115Brief Schmitz' vom 18. Juli 1883 an Baukomitee, Linz, OÖLA, AM, Sch. Nr.82 116Ms. Dürrnberger, Linz. OÖLA, AM, Sch. Nr.80, (S.25)

117Brief Schmitz' vom 8. Juli 1885, Linz, OÖLA, AM, Sch. Nr. 82. In diesem Brief berichtet Schmitz: "Die Modelle sind schon sehr weit vorgeschritten, Prof. Zur Straßen hat sich der Art dahinter gehalten, daß er an nervöser Überreizung leidet und einige Wochen Ferien nehmen muß." Auf die Nachricht, daß das vierte Thema geändert werden müsse, entgegnet Schmitz, daß sich das Baukomitee direkt an den Bildhauer wenden möge.

Schließlich schreibt er noch: "Ein überaus gelungenes Stück Fries aus der >Einführung des Christenthums< ziert gegenwärtig die hiesige Kunstausstellung."

118Brief Dürmbergers an Lauser vom 6. Juni 1887, Linz, OÖLA, AM, Sch. Nr. 80

119Julius Wimmer: Die Geschicke des Oberösterreichischen Musealvereins durch neunzig Jahre 1833 - 1923, Linz 1923, S. 16

120Brief Dürmbergers an Lauser vom 6. Juni 1887. Linz, OÖLA, AM, Sch. Nr. 80 121Ebenda

Nürnberg dargestellt, und die übrigen Figuren sind entsprechend den historischen Über­

lieferungen gehalten."122

Als Allegorien stehen im Mittelrisalit der Hauptfassade "Kunst" und "Wissenschaft", an der Ostfassade "Jagd", "Fischerei", Schiffahrt" und "Handel", an der Westfassade "Gewerbe"

(Abb. 57), "Industrie" (Abb. 58), "Bergbau" und "Landwirtschaft".

Sicherlich hat Bruno Schmitz die Art und Weise der Ausführung des Frieses nicht allein dem Bildhauer überlassen, sondern er hat sehr darauf geachtet, wie die Wirkung des Frieses im Zusammenhang mit der Architektur zu bewerten sei. Die erwähnte Abweichung der Aus­

führung vom Entwurf, was Figurengröße und Relieftiefe angeht, ist meines Erachtens nicht als neuernder, vom Bildhauer erzwungener Gegensatz zum ersten Entwurf zu sehen, sondern als die Weiterentwicklung einer Idee des Architekten, der sie vermutlich mit dem Bildhauer vor der Formung der Modelle in Leipzig besprochen hat. Offenbar wurde auch diese Abweichung moniert, nachdem im Spätsommer 1885 bereits die ersten Teile des Frieses Gestalt ange­

nommen hatten, denn in einem Brief vom September dieses Jahres führt Schmitz - ohne den Vorwurf oder die Anfrage zu erwähnen - aus: "Für den Musealbau habe ich den freien Styl der spätesten Hochrenaissance angestrebt und keine classische strenge Richtung. (...) Es ist also von vomeherein unstatthaft, einen im Style der Antike gehaltenen strengen Figurenfries an ein solches spät und frei gestaltetes Bauwerk anzubringen."123

Wenn Bruno Schmitz mit den Worten: "Ein guter >Figurist< ist halt kein guter >Omamen- tistc"124 die Übergänge des Figurenfrieses zur Architektur, besonders bei den Ecklösungen, kritisierte, so zeigt das wieder sein Interesse am Zusammenwirken der beiden Künste. Er sah die Schwierigkeiten für Zur Straßen darin, "mit dem umgebenden Rankenwerk die Ecken der Art zu componieren, daß dieselben auf der Risalitseite neben den kleinen Rundbogenfenstem eine markante, aus Cartouche, Kränzen und Figuren gebildete Decoration ergeben, auf der Friesseite dagegen eine intime Verbindung mit den Figuren eingehen."125 Die Ausführung der Eckfriese machte Schmitz davon abhängig, daß der Bildhauer Zur Straßen erst "annehmbare"

Modelle hierfür liefern müsse. Insgesamt aber war er mit der Wahl des Rauch-Schülers

Melchior Zur Straßen sehr einverstanden,126 "denn jedenfalls ist die classisch einfache Haltung

122Ebenda

123Brief Schmitz' vom 12. September 1885, Linz, OÖLA, AM, Sch. Nr. 8o 124Brief Schmitz' vom 30. August 1885, Linz, OÖLA, AM. Sch. Nr. 80 123Ebenda

li6Melchior Zur Strassen, geb. 28. Dezember 1832 in Münster, gest. 27. Februar 1896 in Leipzig. Kam 1854 auf Rauchs Wunsch nach Berlin. 1857 in Rom, ab 1862 Niederlassung in Berlin. 1870-1875 Professor an der Kunstschule in Nürnberg, 1875 nahm er den Ruf an die Kunstakademie in Leipzig an. Angaben nach: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 20. Band, (ö.Aufl.) 1908, S. 1025; Thieme/Becker, Band ,19 , S. , s.v.

>Strassen<

und Linienführung für diese Friesarchitektur angebrachter als die durch rasende Technik und wilde Composition beliebt gewordene moderne Richtung, die Erzeugnisse dieser Richtung wirken allerdings aus der Nähe betrachtet interessant, und erfreuen das Auge durch das Lebensvolle und Sprudelnde der Phantasie, aus der Feme aber (in einer Höhe wie an unserm Bau) wirken sie jedoch wie ein wüstes Conglomerat und nirgends findet man sich bemüßigt auf Einzelheiten einzugehen. Ich erinnere Sie an die so interessante Fries-Composition des Wiener neuen Burgtheaters, die Wirkung derselben ist, so schön auch die einzelnen Figuren an sich sind, eine durchaus unmonumentale.- Wenn ich auch den Bau in einer gewissen freien Renaissance durchdetailliere, so will ich doch dessen weihevolle Stimmung nicht zerstört wis­

sen, und Zur Straßen schlägt den richtigen Mittelweg ein, ohne ein sclavisches Anlehnen an die Antike, und trotz vieler Freiheiten, sind doch seine Compositionen ruhig und klar in den Maßen und Linien - Zur Straßen ist Schüler Rauchs."127

Bmno Schmitz war sicherlich nicht der einzige Architekt, der sich bei seinen Entwürfen durch die Wiederentdeckung des Pergamon-Altares anregen ließ. Vielleicht war auch Otto Wagner durch den Pergamon-Altar zu seinem allerdings wesentlich klassischeren Fries am Reichstags­

gebäude angeregt worden. Daß Bmno Schmitz aber ganz entschieden den Schritt zur großen Lösung bei einem seiner Bauten gewagt hat, wird aus einem Vergleich mit einem Bankgebäude in Berlin deutlich. Im Jahr 1886 entwarf der Bildhauer Nikolaus Geiger für das Gebäude der Dresdner Bank in Berlin einen wesentlich kleineren Figurenfries unter dem Traufgesims.

Dieser Fries besaß auch inhaltliche Anklänge an das Programm der Allegorien und des Frieses in Linz, was aus einer Besprechung im "Centralblatt der Bauverwaltung" hervorgeht: "Der leitende Gedanke für den Fries ist die Bethätigung der Arbeit auf materiellem und geistigen Gebiete. An der Vorderseite sind die Genien der Arbeit dargestellt, wie sie die Elemente für ihren Zweck benutzen: nächst Viehzucht und Ackerbau der Gebrauch des Feuers zu

Schmiede zwecken, Tausch und Handel mit aller Art und Erzeugnissen, die Benutzung der Elektricität, der Luft und des Wassers. Der fortlaufende Fries wird durch den Mittelbau unter­

brochen. Hier sind zu beiden Seiten der Schrifttafel mit der Aufschrift "Dresdner Bank" links das Streben nach Erfolg, rechts der Triumph des Erfolges versinnbildlicht. Die Seite nach der Hedwigskirche giebt im Fries die Bethätigung der Arbeit in Wissenschaft und Kunst."128 Es soll hier keine direkte Abhängigkeit des Berliner Frieses von demjenigen in Linz konstatiert werden, sondern der Vergleich sollte lediglich die Unterschiede in der formalen Lösung des Frieses bei gleicher Wichtigkeit für die Bedeutung des Gebäudes dokumentieren. Geiger könnte sich ebenso gut durch den Fries am Wiener Burgtheater angeregt haben lassen, den ja auch Bmno Schmitz, wenn auch als negatives Beispiel, erwähnt hat, oder auch durch einen Entwurf für ein öffentliches Berliner Gebäude (s.u.).

127Brief Schmilz' vom 25. März 1885. Linz, OÖLA, AM. Sch. Nr. 82 128CB, 8. Jg„ Berlin 1888, S. 507

Um die innovative Leistung des Linzer Frieses richtig verstehen zu können, muß man wissen, daß es unüblich war - zumindest im damaligen preußischen Gebiet -, einen Figurenfries in der Abschlußzone eines Gebäudes anzubringen. Als in den achtziger Jahren das neue "Dienstge­

bäude für das königliche Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegen- heiten" in Berlin (Abb. 67, 68) gebaut wurde, forderte man eigens ein Gutachten beim Senat der Akademie an, ob an dem Neubau ein Figurenfries unter dem Hauptgesims angebracht werden könne: "Während der Bauentwurf unter dem Hauptgesims eines durch Pilaster geglie­

derten ornamental gehaltenen Fries zeigte, wurde seitens der Sonder-Commission statt dessen bald nach Inangriffnahme des Neubaus die Ausführung eines Figurefrieses ins Auge gefaßt, welcher das Gebiet der Thätigkeit des Ministeriums im ganzen Umfange zur Darstellung brin­

gen sollte. Nachdem Zweifel über die Zulässigkeit figürlicher Darstellungen in so bedeutender Höhenlage durch das eingeforderte Gutachten des Senats der königlichen Akademie der Künste gehoben wurden, wurde eine engere Concurrenz unter hiesigen Bildhauern veranstaltet, aus welcher der Bildhauer Eberlein als Sieger hervorging."129