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Als letzte in das Jahr 1888 zu datierende Arbeit ist die Beteiligung an der "Preisbewerbung für Entwürfe zu einem an Stelle des Rathskeller-Gebäudes zu Halle a. S. zu erbauenden Geschäfts­

hauses"292 zu nennen, bei der Bruno Schmitz den zweiten Preis in Höhe von 2.000 Mark erhielt; der erste Preis (4.000 M. ) war an die Architektengemeinschaft Schreiterer & Schreiber in Köln gegangen. Weitergehende Informationen über diesen Entwurf konnte ich bislang nicht erschließen.

Berlin, Alter Friedhof der St. Matthäi-Gemeinde, Großgörschenstraße 12-14, Grabmal Hofmann, 1889

Die Familie des Kaiserlichen Geheimen Regierungsrates Dr. Ing h.c. Karl Hofmann kaufte die Grabstätte auf dem Kirchhof der St. Matthäusgemeinde bereits im Jahre 1882.293 Der Auftrag zur Gestaltung der Familiengrablege dürfte wohl spätestens Ende 1889 an Bruno Schmitz ergangen sein, als Amalie Hofmann, die Frau des Regierungsrates, im Oktober 1889 starb. 294 Karl Hofmann, der nach einer praktischen Ausbildung und einigen Semestern Chemie in die Vereinigten Staaten von Amerika gegangen war, um dort bis 1873 verschiedene Betriebe der Papierfabrikation zu leiten, war seit 1876 der Herausgeber, später auch der Verleger der

"Papierzeitung".295 1 8 97 veröffentlichte er das "Praktische Handbuch der Papierfabrika­

tion".296 Der Kontakt zu Bruno Schmitz scheint über Jahre hinweg bestanden zu haben. Als die

"Papierzeitung" am Anfang des 20. Jahrhunderts daran ging, ein neues Geschäftsgebäude zu errichten, wurde Bruno Schmitz mit Entwurf und Ausführung beauftragt.

Die an die Friedhofsmauer grenzende Grabstelle (Abb. 145-150) ist seitlich durch zwei kniehohe Wangen eingefaßt und nach vome durch eine Stufe mit Gitter geschlossen. Die Wangen stoßen an steinerne Pfosten, die in einem umenähnlichen Abschluß enden und an der Vorderseite ein Kreuz tragen. In reduzierter Form entsprechen sie jenen Pfosten, die Bruno Schmitz im Entwurf für das Grabmal Franz Liszts vorgesehen hatte.

292DBZ, 22. Jg., Berlin 1888, S. 344

293Peter Bloch/Sibylle Einholz/Jutta von Simson (Hg.): Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786- 1914, Berlin 1990, S. 457. Hier wird lediglich der Autor der Frauenfigur, der Bildhauer Nikolaus Geiger genannt.

294Inschrift auf dem linken Pilaster: CARL HOFMANN DR. ENG. HC / KAIS. GEH. REG. RAT / 2 MÄRZ 1836 KARLSRUHE / 17. JULI 1916 BERLIN; auf dem rechten Pilaster: AMALIE HOFMANN GEB. EICK / 31. JULI 1853 26. OKT. 1889 / ELLA (1878-1915).

295Später war er auch sachverständiger Mitarbeiter des Patentamtes. Diese und die anderen Angaben nach:

Hermann A.L. Degener: Wer ist's? Unsere Zeitgenossen, VII. Ausgabe, Leipzig 1914. S. 724

296Deutsches Biographisches Jahrbuch (hrsg. vom Verbände der deutschen Akademien), Überleitungsband I:

1914-1916, Berlin/Leipzig 1925, S. 359.

Dominantes Motiv der Grabanlage ist die sich im hinteren Teil erhebende Nischen-Architektur.

Auf zwei gedrungenen rustizierten Wanpfeilem ruht ein Rundbogen, der von einem Dreiecksgiebel überfangen wird. Am Fuß der beiden Wandpfeiler ist jeweils eine kleine steinerne Bank angeordnet, deren Lehne durch eine Volute gebildet wird, die nach oben in einem löwenähnlichen Kopf mit aufgerissenem Maul und nach unten in einer Pranke ausläuft.

Die sehr flache Kapitellzone der Pfeiler ist durch einen plastischen Fries verziert, in dem Blattmasken, Knospen und Früchte zu sehen sind. Die Vorderseite der Pfeiler ziert zusätzlich ein steinerner Kranz mit Schleife, der in Frieshöhe aufgehängt zu sein scheint.

Die Rückwand der Nische wiederholt das Bogenmotiv in einem profilierten und gefelderten Band; die durch Profile ausgesonderten Scheiben sind mit feinkörnigem dunklen Granit, die zwischen ihnen liegenden Felder in geädertem Stein gefüllt. Die Bogenlaibung ist kassettiert, an der Stirnseite trägt der Bogen im oberen Teil die Inschrift "IHR LEBT IM GEDENKEN

EUERER LIEBEN", die durch ornamentales Flechtband am Bogenansatz eingerahmt wird. Das große halbrunde Feld zwischen den Pilastern der Rückwand nimmt einen Kenotaph mit zwei Kandelabern auf, vor dem eine in lange Gewänder gehüllte weibliche Gestalt mit gesenktem Kopf und nach unten ausgebreiteten Armen steht. Diese Figur stammt von dem Bildhauer Nikolaus Geiger, mit dem Bruno Schmitz bereits für das Denkmal in Indianapolis

zusammengearbeitet hatte. Die Fläche des Hintergrundfeldes ist aus schwarzen Steinplatten zusammen-gesetzt und trägt in Ritzzeichnung ein über dem Haupt der Frauengestalt

befindliches Auge Gottes, das von einer Strahlengloriole umgeben ist. Die Schrägen des Dreiecksgiebels fußen auf kurzen Pilastern, die akroterartige Abschlüsse tragen; auf der Spitze des Giebels steht ein Kreuz, dessen Arme in Spitzen enden. Unter dem Kreuz ist der zwischen Inschriftband und Dreiecksgiebel entstandene Zwickel mit einem Relief geschmückt, das ein Inschriftband mit dem Namen "KARL HOFMANN" trägt. Die übrige Fläche wird durch Eichenlaub, eine Schlange und ein aufgeschlagenes Buch gefüllt. Manche Anordnungen der Gesamtanlage waren bereits in dem Entwurf für das Grabmal Franz Liszts entwickelt, einzelne Details wie etwa die Kandelaber oder die Kränze scheinen direkt übernommen zu sein. Das läßt darauf schließen, daß Bruno Schmitz entweder schon vor 1889 an dem Entwurf für das

Grabmal Hofmann gearbeitet hatte, oder daß er auf die bereits entwickelten Einzelformen seiner früheren Arbeit zurückgriff. Diese Art der Wiederaufnahme und Nutzung von bereits einmal entworfenen Motiven ist sicherlich im Werk eines jeden künstlerisch schaffenden Menschen zu finden; Bruno Schmitz entwickelte darin eine große Meisterschaft, wobei er allerdings nur sehr selten zur direkten Übernahme griff, sondern immer wieder die Gesamtanlage oder manches Detail eines Entwurfs von neuem überarbeitete. In jedem Falle sind die Einzelformen dieses Grabmals der Formensprache der Spätrenaissance verpflichtet, so daß es unrichtig ist, dieses

Grabmal als "pompöses Jugendstilmonument" zu bezeichnen.297 Beeinflussung durch Formen des Jugendstils und deren Anverwandlung sind bei Bruno Schmitz erst um die

Jahrhundertwende nachweisbar.

297Eva und Helmut Börsch-Supan/Günther Kühne/Hella Reelfs: Berlin. Kunstdenkmäler und Museen. Stuttgart 1977 (3.Aufl.l987). S. 392 (=Reclam’s Kunstführer. Deutschland. Bd. VII); hier wird die Anlage als Grab der Amalie Hofmann bezeichnet.