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Am 15. September wurden von der "Palmengartengesellschaft" die "Bedingungen für die Betheiligung an dem zur Beschaffung von Plänen für die Anlage eines Palmengartens in Leipzig ausgeschriebenen Wettbewerbe" veröffentlicht.498 Das "Centralblatt" berichtete im Oktober, daß der Vorstand die "Palmengartengesellschaft" einen bis zum 30. Januar 1897 dau­

ernden Wettbewerb ausgeschrieben habe,499 und daß für die drei besten Entwürfe Preise von 3.000, 2.000 und 1.000 Mark ausgesetzt seien.

An diesem Wettbewerb beteiligten sich die Brüder Emil und Bruno Schmitz gemeinsam, was sich aus der Bauaufgabe erklärt, denn im Ausschreibungsprogramm war vor allem auf die gärt­

nerische Gestaltung der Gartenanlage Wert gelegt worden, wobei es den Verfassern freigestellt war, Grundrisse und Fassadenaufrisse der im Entwurf eingetragenen Gebäude mitzuliefem:

"Der Schwerpunkt der Anlage soll in der Vielseitigkeit und Gediegenheit der im freien Lande herzustellenden gärtnerischen Anlagen, nicht in der Zahl und Größe der Palmen- und

Gewächshäuser beruhen. Das zur Verfügung stehende Gelände liegt zwischen der Plagwitzer und Frankfurter Straße, ist streckenweis (sic!) von der Elster, Pleiße und Luppe begrenzt und wird von ersterer durchflossen. Es besteht somit aus zwei Theilen, die durch Brücken verbun­

496Hutter 1984, S. 75 497Hutter 1984, S. 77

498Stadtarchiv Leipzig: Kap. 25, Nr. 37, Bh. 2; in dem gedruckten "Entwurf" wird als Einsendeschluß der 31. Dezember 1896 genannt.

499CB, 16. Jg., Berlin 1896, S. 442

den und auf deren größerem die sämtlichen Hochbauten errichtet werden sollen"500 - so lautete die Zusammenfassung des Ausschreibungstextes im "Centralblatt". Unter dem Motto

"Simplex" reichten die Gebrüder Schmitz ihren Entwurf ein, der als einer von 74 Vorschlägen der Jury am 8. Februar 1897 vorlag.501 Jedoch erhielt der Entwurf keinen der ausgesetzten Preise, wurde aber gemeinsam mit zwei anderen Entwürfen dadurch ausgezeichnet, daß ihn die Jury zum Ankauf empfahl.502 Vom 10. bis zum 14. Februar wurden sämtliche Beiträge in der Georgenhalle in Leipzig ausgestellt. Der erste Preisträger war der "Gartentechniker Eduard May in Bockenheim-Frankfurt a.M."503, dessen Entwurf allerdings nicht ausgeführt wurde, son­

dern - wie aus einer Zeitungsmeldung anläßlich der Einweihung im Mai 1899 hervorgeht - der­

jenige des zweiten Preisträgers O.Moßdorf aus Leipzig: "Allen (...) gebühre herzlicher, auf­

richtiger Dank. Insbesondere gelte er den Künstlern, die mit der Ausführung der Anlage betraut gewesen, in erster Linie den bauleitenden Architekten, den Herrn Schmidt und Baurath J.

Johlige, dem Gartentechniker Otto Moßdorf, dann aber auch dem bauleitenden Ingenieur Herrn Franz Schnelle."504

Der Entwurf ist durch eine Reproduktion des Lageplans (Abb. 252), einer von Bruno Schmitz stammenden Zeichnung (Luftperspektive) bildlich dokumentiert (Abb. 253) und durch den

"Erläuterungsbericht" auch schriftlich festgehalten.505 Als größere Hochbauten fallen auf ein Saalgebäude mit dem sich anschließenden gläsernen Gewächshaus, dem eigentlichen

"Palmengarten", ein Wasserturm und zwei Pavillons an den Ufern eines künstlich angelegten

"Teichs". Aus dem Grundriß ist zu ersehen, daß vor dem Wasserturm die Anlage eines

"Wasserfalls" geplant war, daß dem Saalgebäude gegenüber eine "Bootsanlegestelle" vorgese­

hen war und daß sich in der Mitte des "Teichs" ein "Wasserstrahl" befinden sollte. Der Erläuterungsbericht geht hauptsächlich auf die Pflanzungen und Erdbewegungen ein, nur das Hauptgebäude wird ausführlicher geschildert: "Man könnte dem Einwand begegnen, das Hauptgebäude sei zu weit vom Haupteingange Frankfurter Straße zurückversetzt; demgegen­

über ist zu bemerken, daß gerade durch die vornehme zurück gerückte Lage, durch den reiz­

vollen Alleenzugang, der den Besucher unter schattigen Bäumen eine Zeit lang neben schön ge­

pflegten Teppichbeeten, an Gruppen, Blumen und sonstigen Gartenkünsten vorbei bis zum Cascaden geschmückten Hauptpalast führt, ein besonderer Effect erreicht wird. Dem Besucher des Gartens, der jedenfalls schon einen längeren Weg zurückgelegt hat, kommt es sicher nicht auf 100 mtr Länge mehr an, welche ihm noch dazu künstlerischen Genuss bietet. Auch die

500CB. 16. Jg.. Berlinl896, S. 455 501CB. 17. Jg., Berlin 1897, S. 59 502CB, 17. Jg., Berlin 1897, S. 79 503CB, 17. Jg., Berlin 1897, S. 79

504Leipziger Tageblatt vom 2. Mai 1899, S. 3481

505Die Photographie ist ca. 5 x 12 cm. die Zeichnung ca. 40 x 110 cm groß; beide Darstellungen sowie der handschriftliche Erläuterungsbericht befinden sich in Privatbesitz.

Benutzbarkeit des Hauptgebäudes für Gartenausstellungszwecke ist dadurch noch besonders gesteigert: denn mit dem Hauptgebäude zugleich wird hier gewöhnlich noch ein Stück Garten hinzugenommen. Gerade der zwischen den beiden Zugangsalleen gelegene Theil eignet sich für solche Zwecke am allerbesten ohne den Garten zu beeinträchtigen. Ein ebenso hervorragender Werth ist auf den Eingang von der Frankfurter Straße gelegt. Nach Durchschreiten des vor­

nehmen Waldparks und nach Ueberschreiten der Hauptbrücke, breitet sich vor dem Beschauer ein reiches Bild aus. Ueber saftige mit alten Bäumen bestandene Wiesen hinweg gleitet sein Blick über die Wasserfläche, in der sich die Thürme des Hauptgebäudes spiegeln, und welches letztere selbst in vornehmer Breite mit seinen zum Lustwandeln einladenden Promenaden, sei­

nen Lauben, Nischen, Terrassen, Veranden & Altanen den beherrschenden Mittelpunkt der ganzen Anlage bildet. Die Haupt- und Nebensaalanlage ist so gedacht, daß beide Theile even­

tuell ein Ganzes bilden, durch Herunterlassen der Fenster des klienen Saales kann derselbe in Verbindung mit der ausgedehnten Veranda-Anlage in einen offenen Kiosk verwandelt werden, in welchem sich dann bei schlechtem Wetter oder bei zu heißen Tagen das Publikum wie im Freien befindet. Die Vorder-Terrassen-Anlage ist zu Seiten mit Lauben eingefaßt, welche man einseitig mit Glas-Wänden versehen könnte, sodaß die Besucher der Terrasse sich ebenfalls in geschützter Lage befinden. Der Terrasse vorgelegt ist die nach dem See zu sich öffnende Hauptpromenade angelegt mit den beiden Orchestern, eins direct am See, auch für Eisfeste brauchbar, das andere eingebaut als Architectur-Mittelteil des Hauptgebäudes."506

Bruno Schmitz hatte sich beim Entwurf der Palmengarten-Gebäude bereits erarbeiteter Formen und Ideen bedient. Aus dem Erläuterungsbericht geht hervor, daß er die sich im Wasser spie­

gelnde Architektur als bewußtes ästhetisches Mittel entsetzt. Die Architektur des

Hauptgebäudes variiert den Entwurf für die Züricher Tonhalle: Ein länglicher Baukörper, an den sich ein halbrunder Bauteil anschließt, der von zwei Türmen eingefaßt ist. Hier allerdings sind die Abmessungen wesentlich geringer, auch hat der Bau ein einheitliches Walmdach. Gut zu erkennen ist die Orchestemische im Bogenscheitel des halbrunden Bauteils; die Gestalt der Türme scheint derjenigen der Gewerbeausstellung von 1896 nachempfunden zu sein. Die vom Park getrennte, als streng symmetrisch-axiale französische Gartenanlage aufgefaßte Haupt­

promenade, die auf eine "Cascade" zuführt, und die Bäume mit Kastenschnitt allerdings sind Gestaltungselemente, wie sie später auch bei der Gestaltung des Mannheimer Friedrichsplatzes wiederzufinden sein werden.

506’Erläutenmgsbericht, Motto "Simplex", S. 3f.