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Vom ersten Entwurf können wir uns ein relativ gutes und genaues Bild machen, da sowohl eine Ansicht der Gesamtsituation in der Plansammlung der TU Berlin (Abb. 196, 196 a) als auch eine Photographie des ersten Modells des Reiterstandbildes (Abb. 197) im Düsseldorfer Stadtarchiv erhalten sind.424 Die Berliner Zeichnung aus dem Frühjahr 1893 ist wohl nicht die zum Wettbewerb eingereichte Zeichnung, sondern sie ist als Wiederholung oder als Variante des ersten Wettbewerbbeitrags entstanden. In jedem Falle repräsentiert sie den ersten

420Laumann-Kleineberg 1989, S. 181 421 Laumann-Kleineberg 1989, S. 181

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- Laumann-Kleineberg 1989, S. 182. Schon die Formulierung >wuchtige Baumasse< zeigt meines Erachtens, daß die Architektur des Denkmals alleine von Bruno Schmitz herrührt; Hundrieser neigte in seinem Schaffen mehr zur kleinteiligen Abbildlichkeit.

423Sophia Sulkowska-Stollwerck: Leben und Wirken des Kommerzienrats Heinrich Stollwerck. Gewidmet der deutschen Jugend, Rondorf-Hoehkirchen bei Köln, o.J. (nach 1938), S. 45

424Laumann-Kleineberg schilderte diesen ersten Entwurf ohne Kenntnis dieser beiden Abbüdungen, was natürlich eine genaue Darstellung erschwerte.

Planungzustand vor 1894. Auf der Düsseldorfer Photographie ist die Figurengruppe schräg von vorne rechts gesehen, am unteren Rand ist die vome halbrund ausbuchtende Form des Sockels und dessen Abschlußprofil zu erkennen. Daß es sich um den ersten Entwurf für das Denkmal am Deutschen Eck handelt, geht aus dem wohl mit Farbe aufgetragenen Motto:

"Rheinstein." hervor. Konfrontiert man die von der Kommission formulierte Kritik des Modells mit dieser Abbildung, so werden die Einwände zum Teil nachvollziehbar: "Die angebliche ungünstige Wendung des Kopfes der Kaiserfigur nach links, das Fehlen der Kopf­

bedeckung derselben, die Unmöglichkeit, neben der allegorischen Figur das linke Bein des Pferdes, die unvollständige Bekleidung dieser Figur und die zu große Ausdehnung der Flügel derselben, die Haltung und Figur des Pferdes, die erforderliche Einschränkung des Unterbaus mit Rücksicht auf die Flutverhältnisse des Rheins und der Mosel. ”425

Durch die Berliner Zeichnung, die unten rechts mit: "Brln. 20. VI. 93 / Bruno Schmitz" datiert und signiert ist, lassen sich auch die am Ende des Zitats vorgebrachten Bedenken gegen den Unterbau festmachen. Die Anlage ragt mit der einem Schiffsbug nachempfundenen Mauer in das Wasser, seitlich von mehrfach gestuften und mit Treppen versehenen Schiffsanlegestellen eingefaßt. Der Unterbau der Denkmalanlage ist nach vome durch eine gerade Treppe mit Absatz abgeschlossen, die von zwei Löwen auf Postamenten eingefaßt wird. Nach einer wohl trapez­

förmigen Fläche führen zwei Treppenläufe auf die obere Terrasse. Zwischen den beiden Treppen liegt ein großer, Unterbau mit abgeschrägter Vorderseite, die eine Inschrift tmg. Auf diesem Unterbau erhebt sich der Sockel des Standbildes, der im untersten Teil als Postament mit schräg geführten Wänden gebildet ist. An der Vorderseite befindet sich ein großer

Wappenschild, der ornamental eingefaßt ist. Die obere Terrasse ist im hinteren Teil durch eine viertelkreisförmige Pfeilerstellung abgeschlossen, die in ihrer Mitte einen Zugang zur Stadtseite mit daran anschließender Treppe offen läßt. An den zum Denkmal gewandten Seiten der Pfeiler stehen große Figuren. Der Eingang zur Stadt wird noch durch zwei Fahnenmasten mit

Schmucksockel hervorgehoben.

Die Einfassung des >Schiffsschnabels< ist einfach gehalten, nur die Bugspitze ist durch eine Auftreppung der Einfassung mit darauf liegender Kaiserkrone hervorgehoben. Da der Grundriß hufeisenförmig gestaltet ist, hätte der Denkmalsockel selbst über einem trapezförmigen

Grundriß stehen müssen oder wäre, im Falle eines Rechteck-Grundrisses, von asymmetrischen Teilen der Terrasse eingefaßt gewesen, was sicherlich nicht dem Schönheitskanon der Jury ent­

sprochen hätte. Die den Künstlern abverlangten Änderungen sahen - wohl in erster Linie aus Kostengründen - eine Reduktion der Gesamtanlage vor. Als man anläßlich eines Kaiserbesuchs im September 1893 einen Baldachin am künftigen Denkmalstandort zur Simulation der

Größenverhältnisse aufstellte, zog die Kommission ihre Forderung nach Verkleinerung der

425Zitiert nach: Laumann-Kleineberg 1989, S. 182

Anlage zurück, was natürlich auch den Anstieg der Kosten nach sich zog. Gemeinsam mit den Künstlern wurde die Endsumme auf mehr als eine Million Mark festgelegt.

Der Entwurf von 1894

Die in der Kommissionssitzung vom Januar 1894 geforderten neuen Modelle bzw. Ansichten legten die Künstler spätestens im Mai 1894 vor. Architekt und Bildhauer hatten ihre Entwürfe gründlich überarbeitet. Bei der Reitergruppe waren die Änderungen nicht so auffällig wie bei der Architektur. Der Bildhauer hatte einige der kritisierten Stellen verändert. Neu war vor allem die Wendung des Kopfes des Kaisers, und neu war auch das Schwert, das er jetzt in seiner er­

hobenen Rechten hielt. Ob die Flügellosigkeit der Assistenzfigur in dieser Zeichnung einem tatsächlichen Planungszustand entspricht, erscheint mir fraglich. Dieser Zustand der Planung ist in einer Zeichnung festgehalten, die das Denkmal von der Moselseite gesehen zeigt (Abb. 198- 200). Die in Berlin befindliche Ansicht ist nicht datiert, muß aber vor dem 30. Mai 1894 ent­

standen sein, da an diesem Tag im Landtag der Rheinprovinz über das Schwert des Kaisers de­

battiert wurde.426

In diesem Entwurf des Denkmals sind fast alle Teile verändert, so daß man hier von einem neuen Entwurf zu sprechen hat, auch wenn die ungefähre Position des Denkmals auf der Landzunge beibehalten wurde und eine halbrund geschlossene Pfeilerhalle das auf einer

Terrasse mit Treppenanlage ruhende Denkmal hinterfängt. Die auffälligsten Änderungen sind in dem neuen Pfeilerhallen-Sockel für das Standbild, in der wuchtiger gebildeten Pfeilerhalle und in der markanteren Einfassung der Treppenanlage zu erblicken. Auch ist die abbildhafte Ähn­

lichkeit der Landzunge mit einem Schiffsbug beseitigt. Waren die Wände im Entwurf von 1892 noch als glatte Flächen vorgesehen, so sind sie nun zum Teil in nur grob behauenen Quadern aufgemauert. Insgesamt kommt dieser Entwurf der Ausführung schon sehr nahe. In der Ausführung fehlen die Pfeilerfiguren, die berühmte Feldherren darstellen sollten, und auf das die direkte Verbindung des Denkmals mit der Stadt herstellende Portal im Bogenscheitel wurde verzichtet.

Im Juni 1894 wurde mit Zustimmung der Künstler beschlossen, das Denkmal um zehn Meter nach hinten zu verlegen. Des Kaisers Schwert wurde durch den Marschallstab ersetzt, und kurz darauf wünschte der Privinzialausschuß statt des Stabes einen gesenkten Degen. Die endgültige Fassung aber legte Kaiser Wilhelm H fest, der im Berliner Atelier des Bildhauers am 23.

Oktober 1894 eine Besichtigung vomahm, die schon seit dem Vorhandensein des ersten Ent­

wurfs immer wieder von der Kommission gewollt worden war. Allerdings äußerte sich der

426Laumann-Kleineberg 1989, S. 185

Kaiser erst im Februar 1895 und genehmigte schließlich nach einem weiteren Atelierbesuch im November die Veränderungen: "Die Bedeckung des Hauptes mit dem Helm, den Ersatz des Schwertes durch den Marschallstab und die Beseitigung der Führung des Pferdes seitens einer Nebenfigur."427

Die Bauarbeiten gediehen unterdessen soweit, daß im April die Steine für die Pfeilerhalle, die von Bruno Schmitz "Postament" genannt wurde (Abb. 201, 201 a), versetzt wurden. Erst als das Ende der Bauarbeiten in Sicht war, beschäftigte sich der Landtag mit den am Denkmal an­

zubringenden Inschriften. Auch hier zeigt sich wieder, daß Bruno Schmitz an der inhaltlichen Bestimmung des Denkmals entscheidend mitarbeiten wollte. Nach seinen Vorschlägen wurden die Inschriften im Fries des "Postaments" angebracht. Für die Vorderseite wählte er den Schluß des Gedichtes "Frühlingsgruß an das Vaterland" von Max von Schenkendorf: "Nimmer wird das Reich zerstöret, wenn ihr einig seid und treu", für die Rückseite bestimmte er: "Errichtet von der Rheinprovinz / im Jahre 1897".428

Bruno Schmitz’ Interesse für die Inschriften eines Denkmals oder eines Gebäudes zeichnet ihn als einen Architekten aus, der die Funktion seiner Bauten auch intensiv reflektierte. Daß seine Wahl auf Schenkendorf fiel, ist nicht verwunderlich, denn dieser romantische Lyriker hatte sich mit seiner Dichtung entschieden für die Schaffung eines deutschen Kaiserreiches eingesetzt, was ihm den Beinamen "Kaiserherold" eingebracht hatte. Sicherlich hätten auch andere geeig­

nete Sinnsprüche bei anderen kaisertreuen Dichtem gefundenwerden können, aber Bruno Schmitz hielt diesen Dichter auch deswegen für besonders geeignet, weil Schenkendorf (1783- 1817) die letzten Jahre seines Lebens in Koblenz verbracht hatte.

Ein Vergleich zwischen dem ersten Entwurf (Abb. 196) und der Ausführung (Abb. 202-213) zeigt, daß nur die Idee der Gesamtanlage: >aufgesockeltes Reiterstandbild auf Terrasse mit halbrunder Pfeilerstellung< beibehalten worden war. Sämtliche Teile waren in Proportion und Oberfläche umgestaltet worden. Bruno Schmitz hatte sich bei der Gestaltung der Gesamtanlage auch schon bereits entwickelter Bestandteile bedient. Der schiffsähnliche Teil der Anlage erin­

nert z.B. an die Schilderung des Entwurfs für das Inseldenkmal auf Nonnenwerth (s.o.), die Hinterfangung des aufragenden Denkmalteils durch eine "Pergola", Pfeilerhalle oder sonstige Stützenreihe hatte Bruno Schmitz bereits bei verschiedenen seiner vorhergegangenen Entwürfen eingesetzt. Die Stellung des Denkmalsockels über einer Treppenanlage, so daß der vordere Teil mit einem Unterbau auf einer Terrasse ruht, konnten wir bei dem Denkmal der Porta

Westfalica sehen. Die Rustizierung einiger Wandfläche wird man zum Teil der Anregung durch Bauten des amerikanischen Architekten H. H. Richardson zuzuschreiben haben, die Bruno Schmitz anläßlich seiner mehrmaligen Amerikareisen während der Ausführung des Denkmals in

427Zitiert nach Laumann-Kleineberg 1989. S. 190 428Zitiert nach Laumann-Kleineberg 1989, S. 191

Indianapolis kennengelemt haben könnte.429 Der Hinweis auf die Beeinflussung Bruno Schmitz' in jenen Jahren durch die Architektur des amerikanischen Architekten erfolgte schon zu Lebzeiten von Schmitz. In neuerer Zeit hat Monika Arndt in ihrer Untersuchung des Kyffhäuser-Denkmals darauf verwiesen und dem Schmitzschen Stil im Gegensatz zur gleichzeitigen neoromanischen Architektur eine eigenständige, "freiere Anverwandlung der Romanik" attestiert.430

Ein Problem bei der Gestaltung stellte für den Architekten der Übergang der hufeisenförmigen Fläche zu den Außenkanten des Denkmalsockels dar, denn durch die besondere Form des Grundstücks war eine so klare Grundrißlösung wie etwa beim Porta Westfalica-Denkmal aus­

geschlossen. Bruno Schmitz löste die Aufgabe dadurch, daß er den länglichen Kubus auf ein dreiviertelkreisförmiges Podest stellte, von dem die Treppen zum Pfeilergeschoß des Denk- malsockels führten. Die Vorderseite des Denkmals ist gerade, im Unterbau ist ein großes quer­

rechteckiges Relieffeld eingelassen, das wohl erst nach 1894 in die Planung eingeführt wurde und , so Laumann-Kleineberg, niemals Gegenstand von Kritik und Auseinandersetzung war:

"Die hier verwendete Symbolik ist augenfällig. Die Schlange, das Symbol des Bösen, wird vom Adler bezwungen: eine Allegorie auf den Sieg des Preußischen Adlers, des Wappentieres der Krone, über den sich aus dem Kriegsfeuer bedrohlich erhebenden Feind."431 Von der Mehrheit der Zeitgenossen wurde die inhaltliche Tendenz dieses Denkmals wohl verstanden und akzeptiert, grundlegende Kritik wurde erst einige Jahre nach der Fertigstellung des Denkmals laut, das am 31. August 1897 in Anwesenheit des Kaisers eingeweiht wurde.

Die meisten Besprechungen hoben hervor, daß das Denkmal gut in die landschaftliche

Umgebung eingepaßt sei, was für den Entwerfer sicherlich eine der schwierigsten Fragen war.

Wenn auch in den folgenden Jahren an der formalen Gestaltung und der inhaltlichen

Orientierung Kritik geäußert wurde, so bleibt doch festzuhalten, daß die Form des Denkmals als etwas völlig Neues angesehen wurde, und von den damaligen Betrachtern als >modem<

empfunden werden konnte: "Die Schöpferkraft des Architekten Schmitz hat, in ihrer Weise von allem herkömmlichen sich frei machend, urwüchsige, in großem Maßstabe gedachte Form erfunden. Mit markigem Griffel und sicherer Beherrschung des Maßstabes, trefflich

abgewogen in den Verhältnissen sind die Linien hingeschrieben. Glanzvoll und wuchtig ist der

429Allerdings gibt es keinen Hinweis oder Beleg, daß Bruno Schmitz in Amerika Bauten Richardsons in Augenschein genommen hat. Eine Äußerung von Bruno Schmitz bezüglich Richardsons Architektur ist nicht erhalten.

430Arndt 1978, S. lOOf. Arndt verweist auch auf die verschiedenen Publikationen amerikanischer Architektur in der damaligen Fachpublizistik.

431 Laumann-Kleineberg 1989, S. 212, wo auch zurecht die Identifizierung der Schlange mit Hydra abgelehnt wird, die Vomm vorgeschlagen hatte: Wolfgang Vomm: Reiterstandbilder des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland. Zum Verständnis und zur Pflege eines traditionellen herrscherlichen Denkmaltyps im Historismus, Bergisch Gladbach 1979, S.379

ornamentale bildnerische Schmuck, nirgends begegnet man schwächlicher, ins kleinliche sich verlierender Zeichnung."432 Vomm hat bereits 1979 auf die positive Bewertung der

Schmitzschen Architektur hingewiesen und gelangte zu der differenzierenden Auffassung, daß

"die in der Schmitzschen Architektur zum Ausdruck gebrachte Idee von nationaler Solidarität und Größe einseitig dynastisch-monarchisch interpretiert" worden sei.433

Der heutige Betrachter, der auch durch Bauten wesentlich größeren Maßstabs kaum in bewußte optische Bedrängnis gerät, erkennt in diesem Denkmal meist nur ein >Dokument< wilhelmini- stischen Repräsentationszwangs. So richtig dieses auch ist, und bissige Beurteilungen der Denkmalarchitektur Bruno Schmitz' lassen sich durch die Zeiten hinweg finden, so falsch ist es aber auch, in Bruno Schmitz ausschließlich einen Verherrlicher der imperialistischen Politik Kaiser Wilhelms n. zu sehen. Für den Entwerfer stellten diese Denkmäler eine Möglichkeit dar, seine künstlerischen Vorstellungen fast uneingeschränkt realisieren zu können. Sein Haupt­

anliegen war es dabei, neue Formen zu suchen und in der Verwirklichung öffentlicher Denkmäler möglichst auch zu finden. Daß er dabei von den politischen Implikationen absah, mag man dem Architekten vorwerfen, man begibt sich jedoch dadurch der Möglichkeit, den Ar­

chitekten und Künstler als aktiven Teilnehmer seiner Epoche zu verstehen. Auch wenn sich der Architekt an Wettbewerben für die verschiedenen Denkmäler beteiligte, so war Bruno Schmitz dennoch nicht der Haus- und Hofarchitekt Wilhelms n. oder gar dessen Schoßhündchen.

Bruno Schmitz war kein Monarchist, sondern ein national denkender, wahrscheinlich nationalistisch fühlender, Bürger mit großer literarischer Bildung und mit dem Selbst­

bewußtsein eines schöpferisch tätigen Baukünstlers, der auf nationale und internationale Erfolge verweisen konnte.

Laumann-Kleineberg hat einige Stellen aus der kunsthistorischen Literatur zusammengetragen, die meist eine negative Beurteilung des monumentalen Denkmalkomplexes beinhalten. Meistens wurde der nicht mehr auf den Menschen beziehbare Maßstab oder die sehr große wuchtige Wirkung als Ausdruck teutonischen Wesens kritisiert. Laumann-Kleineberg verweist aber völ­

lig zurecht auch darauf, daß die Kritik die Leistung des Architekten anerkannte, aber die von ihm erfundenen Formen ablehnte.434

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs galten die von Bruno Schmitz entworfenen Denkmäler in be­

sonderem Maße als Beispiele wilhelminischen Patriotismus und als Dokumente kaiserzeitlicher Geltungssucht. In der Folgezeit wurde das Werk des Architekten auf die von ihm entworfenen großen Denkmäler reduziert.

432CB, 17. Jg., Berlin 1897, S. 410

433Wolfgang Vomm: Reiterstandbilder des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland. Zum Verständnis und zur Pflege eines traditionellen herrscherlichen Denkmaltyps im Historismus, Bergisch Gladbach 1979, S.

381

434Laumann-Kleineberg, 1989, S. 218

Die Fehlinterpretation der Gewannbezeichnung "Deutsches Eck" wurde nach 1945 auf den Ort kaiserzeitlicher Herrscherverehrung übertragen, als die Architektur des Denkmals anstelle des

1945 durch (amerikanische) Artilleriebeschuß abgestürzten Reiterstandbildes im Jahrl953 eine Nationalflagge der Bundesrepublik Deutschland aufgepflanzt bekam und die Anlage zum

"Mahnmal der deutschen Einheit" erklärt wurde. Im Zuge der Umgestaltung waren an die Pfeiler der Rückwand die Wappen der Länder des Deutschen Reichs in den Grenzen von 1937 angebracht worden. In jüngster Zeit gab es eine Initiative, das Denkmal in seiner

ursprünglichen Gestalt wiederherzustellen,435 was man in einer bürgerlichen Demokratie nur als Anachronismus verstehen kann, den man lieber durch eine allgemeine unhistorische, touris­

musorientierte Denkmalnostalgie erklären möchte als durch die Identifizierung mit Obrigkeitsstaat, Aufrüstung und Imperialismus.

Koblenz, Kaiserin-Augusta-Anlagen, Denkmal für