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Entwurf und Gestaltung des Innenbaus oblagen ebenfalls dem Büro der Architekten van Eis &

Schmitz, die sich nach dem Sieg des Wettbewerbs im November 1883 um die Oberbauleitung beworben hatten und gleichzeitig eine neue Kostenanschlagsumme von 208.000 Gulden festge­

setzt hatten, in der die Ausstattung für den repräsentativen Festsaal (in Höhe von 12.000 Gulden) nicht enthalten war. Um auch die Ausführung der Innendekoration übertragen zu be­

kommen, sparte Bruno Schmitz nicht mit Eigenlob: "Die vielfachen Ausführungen innerer Einrichtungen einfacher wie reicher Zimmer- und Saalausstattungen haben mich eine reichere Erfahrung darin sammeln lassen. Ein Theil unseres Personals wird ausschließlich mit Bear­

beitung kunstgewerblicher Projekte beschäftigt, und entwickelten wir besonders in den letzten beiden Jahren hierein eine vielfache Thätigkeit. Ich speciell behandele diese Specialität mit vieler Liebe."130

Die Disposition der Räume im Innern sah vor, daß im Zentrum der Anlage das große Treppen­

haus mit der Kuppel stehen sollte, um das herum die Sammlungsräume gelegt waren. Der große Festsaal befand sich hinter der Hauptfassade und nahm die Höhe der beiden Oberge­

schosse ein. Durch das Portal gelangte man in das Vestibül, das durch die Kuppel über dem 129Kühn: Das neue Dienstgebäude für das königliche Ministerium der geistlichen. Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten in Berlin, in: CB, 3. Jg., Berlin 1883, S. 125-126 und S. 137-139, hier S. 138. Die

Auswirkungen des Pergamon-Altars auf die Bauplastik des späten neunzehnten Jahrhunderts ist meines Wissens noch nicht untersucht und wäre sehr wohl eine eigene Untersuchung wert.

130Brief Schmitz' vom 16. November 1883, Linz, OÖLA. AM. Sch. Nr. 82

zweiten Obergeschoß abgeschlossen wurde. Eine frühe Beschreibung des Inneren gibt etwas von der Wirkung wieder, die der prächtig ausgestattete Bereich des Treppenhauses (Abb. 70) ursprünglich gehabt haben dürfte: "Die Haupttreppe, mit acht Stufen aus hellem Karstmarmor von Pallese bei Triest, teilt sich in zwei Arme und führt auf den Korridor des ersten Stock­

werkes. Acht mächtige Monolithe aus poliertem Neuhauser Granit, über welche sich halb­

kreisförmige Bogen wölben, tragen den oberen Kuppelbau, während sich von den Innen­

räumen des obersten Geschosses zweiteilige Rundbogenfenster gegen den Stiegenraum öffnen, deren Ausstattung mit Halbsäulen aus schwarzem Marmor und weißen Kapitalen mit den Außenfenstem der Eckrisalite korrespondieren. Auf den großen Lünetten unter der Kuppel führte Franz Attomer, ein Oberösterreicher, Fresken aus, welche die einstmaligen vier Kreise des Landes darstellen."131

Gerade dieses Treppenhaus gab dem in der Ausführung von Großbauten noch unerfahrenen Architekten die Gelegenheit, sich an die Kritik zu gewöhnen, die bei solch repräsentativen und ambitionierten Projekten selten ausbleibt. Als das Baukomitee sich nach der Ausstellung der Konkurrenzentwürfe sich noch mit verschiedenen Fachleuten beriet und sogar noch ein Gut­

achten seitens des "Vereins der Techniker in Oberösterreich" einholte, waren mehrere Kritik­

punkte zusammengekommen, die das Baukomitee an den Architekten weiterleitete. Die Gutachter anerkannten die Leistung, hielten auch die Verleihung des ersten Preises an van Eis

& Schmitz für gerechtfertigt, stellten jedoch in ihrem Gutachten vom 15. Oktober 1883 fest, daß die Kuppel zu hoch sei, daß den Oberlichtern im zweiten Stockwerk der feuersichere Abschluß fehle, daß die von Schmitz vorgesehene Holzkonstruktion des Daches wohl nicht ausreiche; man wolle zwar "die Genialität des Herrn Schmitz nicht verdunkeln", aber die Bausumme und die Baufläche seien im Entwurf überschritten worden. Zudem sei die große Treppe "ein dunkler Punkt in dem glänzenden Projekte eines Schmits (sic!), denn deren

"Raumbemessung" sei falsch berechnet. "Auch der Aufstand für die in den Risaliten beantrag­

ten dickleibigen Säulen auf so bizarren Consolen dünkt uns nicht minder als ein an die Barock­

zeit mahnendes Unicum, dessen Anwendung für einen im classischen Style gedachten Monumentalbau etwas absonderlich ist, für welches uns das Portal sowie die Fenster des zweiten Stockwerkes zu miniatur erscheinen." Schließlich sei das Ganze keine neue und unbe­

kannte Idee und darüber hinaus habe der Architekt mit der künstlerisch sicheren Ausführung seiner Entwürfe die Jury beeinflußt: "Architekt Schmits (sic! ) besitzt die eigenthümliche be­

stechliche Manier, seine Ideen in flüchtigen und kühnen Strichen zu skizzieren und dieses ge­

schaffene Phantasiebild mit effektübenden, von gewandter kunstfertiger Hand geführten Pinselstrichen auszuschmücken und jenen anmuthigen Reiz und Zauber zu verleihen, womit es 131 Führer durch das Museum Francisco-Carolinum in Linz. Hrsg, von der Musealverwaltung. Linz 1895.

S. 12, hier zitiert nach der dritten Auflage von 1910.

dem Künstler obschon mehr durch mahlerische als architektonische Leistung gelang, das leicht empfängliche Auge und den Schönheitssinn zu fesseln, sowie die Palme des Sieges zu er­

obern."

hi seiner Entgegnung an den "Techniker-Verein" vom November 1883 wies Bruno Schmitz be­

sonders die Kritik an den technischen Mängeln zurück. Er wollte seine "Zeichnungen nur als Scizzen auf gefaßt wissen".132 Dabei schlug er moderate Töne an, denn das Baukomitee hatte ihm bereits signalisiert, daß es an seinem Entwurf festhalten werde.133 In seinem Schreiben an den Verwaltungsrat vom Anfang November hatte Schmitz seinem Ärger über die Kritik noch Ausdruck verliehen: Das Gutachten "hat mich mit großer Bitterkeit erfüllt. Leider ist es mir nur zu sehr bekannt, daß immer die schönsten Projecte an dem Neid und den Intriguen mißgünsti­

ger Collegen scheitern."134 Bruno Schmitz überarbeitete die Wettbewerbspläne und bezog auch einige Kritikpunkte der Gutachter mit ein: "Ich habe in meinem Schreiben die Stichhaltigkeit verschiedener Kriterien nicht abgestritten. Concurrenzscizzen, besonders die vorliegenden, in drei Wochen entstandenen, sind eben keine Werkpläne, wie sie der Ingenieur- und Architekten­

verein zu verlangen scheint."135

Des weiteren schrieb Schmitz, daß ihn die Ignoranz des Techniker-Vereins unberührt liesse.

Der Kritik an den auf Konsolen ruhenden Säulen hielt er entgegen: "Für das Motiv der durch Consolen getragenen Säulen kann ich mit Leichtigkeit ein anderes System (ähnlich wie am Portal) anwenden, vorläufig gefällt mir dasselbe noch (...) Die eifrigen Nachrichter scheinen noch auf dem Standpunkt zu stehen, nur der von den Vätern ererbten und durch diese sanctio- nierten Architecturtypen der "classischen" Periode eine Berechtigung zuzugestehen, und alles Andere, jede mit und in der Zeit sich gestaltende Ausbreitung mit der kläglichen Einrede >weil es mein Vater nicht brauchte< zu verdammen. Für die malerische, großartige speciell österrei­

chische barocke Renaissance des XVIII Jahrhunderts, die eines Fischers von Erlach, Mastinelli etc., die bedeutendste Epoche der österreichischen Kunstgeschichte, scheint ihnen das Ver­

ständnis abzugehen."136

Es traten noch andere Kritiker auf den Plan, die allerdings nicht namentlich bekannt wurden. Es wird berichtet, daß das Schmitzsche Projekt sei deswegen kritisiert worden, weil es keine Erweiterungen gestattete.137 Diesem Vorwurf trat Bruno Schmitz im März 1884 mit dem Entwurf eines Erweiterungsbaus entgegen, den er sich als hallenartige Flügelbauten in der Höhe des Erdgeschosses "ähnlich den italienischen Höfen"138 vorstellte. Ein Erweiterungsbau 132Brief Schmitz' an Techniker-Verein vom 16. November 1883, Linz OÖLA, AM, Sch. Nr. 82

133Brief des Baukomitees an Schmitz vom 3. November 1883, Linz, OÖLA, AM, Sch. Nr. 82 134Brief Schmitz' an den Verwaltungsrat vom 5. November 1883, Linz, OÖLA, AM, Sch. Nr. 82 135Brief Schmitz' an den Verwaltungsrat vom 16. November 1883, Linz, OÖLA, AM, Sch. Nr. 82 I36Ebenda

137Julius Wimmer: Die Geschichte des Oberösterreichischen Musealvereins in neunzig neunzig Jahren 1833 - 1923, Linz 1923, S. 12

138Brief Schmitz' an das Baukomitee vom 26. März 1884, Linz, OÖLA. AM, Sch. Nr. 82

wurde deswegen für notwendig erachtet, weil "das Gebäude sich in Bälde als zu klein erweisen werde, denn der ganze Entwurf sei eigentlich ein überdeckter Hof. bei dem das Stiegenhaus eine viel zu große Fläche einnehme. Der Bauausschuß habe sich durch die ungemein beste­

chende Ausführung der Pläne und der färbigen Skizzen zu denselben beeinflussen lassen."139 Durch Geldschwierigkeiten wurde bereits im Jahr 1885 der Ausbau verzögert, immer öfter war die Weiterführung des Baues nur durch kurzfristige Finanzierung zu sichern. Als der Museal­

verein beim Landtag einen Kredit erbat, kam der Vorschlag auf, den Museumsneubau unter die Obhut des Landes zu stellen, dem Verein also die Verfügung über "sein" Museum zu entziehen.

Ein eifriger Verfechter dieser Idee war der Abgeordnete Julius Stmadt, der den ihm übermäßig erscheinenden Kostenaufwand für den Museumsneubau kritisierte.140 Er behauptete, daß der künstlerische Wert des Gebäudes sehr zweifelhaft sei, daß der Bau in seinem Prunk nicht zu den Sammlungen passe, denen "ein ernster, allerdings würdiger Bau" besser entsprochen hätte.

Im Innern sei das Gebäude ein "Prachtstiegenhaus mit äußeren Mauereinfassungen", das die Räume der Sammlungen so sehr zurückdränge, daß es zweifelhaft sei, ob sie alle Platz finden würden.141 Aufgrund dieser Initiative, die zeitweilig die Mehrheit im Landtag für sich ge­

winnen konnte, kam es schließlich zu einem Zerwürfnis zwischen Musealverein und Landtag, so daß der Landtag im Jahr 1891 seine alljährlichen Zahlungen einstellte. Doch den Befür­

wortern des Museumsneubaus gelang es, durch die Unterstützung der Freunde des Vereins und der Allgemeinen Sparkasse das fehlende Geld aufzutreiben, so daß Stmadt sein Ziel, das Museum in die Obhut des Landes zu geben, nicht erreichen konnte.

Am 29. Mai 1895 schließlich eröffnete Kaiser Franz Josef das neue Gebäude.

Das Linzer Museum war das einzige Sammlungsgebäude, das Bmno Schmitz auch ausführte.

Innerhalb seines Schaffens bearbeitete er immer wieder Entwürfe für Museumsbauten, meist für solche mit kulturhistorischen und kunsthistorischen Beständen.