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Vor allem während der ersten Hälfte der achtziger Jahre nahm Bmno Schmitz an vielen

Architektur- und Denkmalwettbewerben teil. Darüberhinaus aber scheint er sich auch als gestal­

139Julius Wimmer: Die Geschichte des Öberösterreichischen Musealvereins in neunzig Jahren 1833-1923, Linz 1923, S. 12

140Dieses und das folgende nach: Ignaz Zibermayer: Die Gründung des oberösterreichischen Musealvereines im Bilde der Geschichte des landeskundlichen Sammelwesens, Linz 1933, S. 173 (=Sonderabdruck aus dem Jahrbuche des Oberösterreichischen Musealvereines, 85. Band, Festschrift zur Jahrhundertfeier)

14'Diese negative Bewertung hat sich lange gehalten, wie die Formulierung "monumentaler Bau mit

raumverschwenderischem Treppenhaus" in: Reclams Kunstführer. Österreich, Band 1, (3. Aufl.), Stuttgart 1968.

S. 269. zeigt.

tender Entwerfer von Einrichtungsgegenständen gesehen zu haben. Als er sich um den Entwurf der Inneneinrichtung des Linzer Museums bewarb, hat er ja bereits - wenn auch etwas voll­

mundig - angedeutet, daß er "Ausführungen innerer Einrichtungen" bereits ausgeführt habe:

"und entwickelten wir besonders in den letzten beiden Jahren hierin eine vielfache Thätigkeit.

Ich speciell behandele diese Specialität mit vieler Liebe."142 In einem Fall lassen sich dafür Belege für diese frühe Zeit seines Schaffens heranziehen (s.u.); in späteren Jahren war Bruno Schmitz immer bestrebt, den Entwürfen seiner Gebäude möglichst auch Entwürfe zur Gestal­

tung des Mobiliars und der Raumausstattung mitzuliefem. Erwähnt seien hier die Einrichtungen verschiedener Villen und besonders der Mannheimer Rosengarten, für den Bruno Schmitz sämtliche Detailentwürfe bis hin zu den Lampen und den Heizungsgittem lieferte. Der

Vorstellung vom Architekten als umfassendem Gestalter und Entwerfer hing Bruno Schmitz of­

fensichtlich schon in den frühen achtziger Jahren an, und so dürte der von einer bedeutenden Musikinstrumenten-Firma ausgeschriebene Wettbewerb dem einfallsreichen und auch wettbe­

werbshungrigen Architekten sehr willkommen gewesen sein.

Sehr wahrscheinlich bezog sich die oben zitierte Aussage vor allem auf diesen Entwurf eines Klaviers, den er für ein Preisausschreiben der Firma "Rudolf Ibach Sohn" in Köln angefertigt hatte. Da der Wettbewerb in der "Deutschen Bauzeitung" im März 1883 bekanntgemacht wor­

den war, konnte Bruno Schmitz sehr leicht davon erfahren. In dem "Preisausschreiben für Entwürfe zu einem Pianino-Gehäuse im Stile deutscher Renaissance" wurde als Bedingung ge­

nannt, daß "der Entwurf bei künstlerischer Schönheit und Originalität so leicht und einfach her­

zustellen sei, dass seine Anfertigungskosten bei Massenfabrikation die Summe von 250 M nicht überschreiten" dürfe143.

Das Preisausschreiben dauerte bis zum 25. April 1883, als Preisrichter waren in der Bekannt­

machung angekündigt: Die Architekten Pflaume und Wiethase in Köln und Ewerbeck und Schill aus Düsseldorf sowie Josef Pallenberg aus Köln, letzterer war der Eigentümer einer damals sehr bekannten Möbelfirma.144 Das Ausschreiben der renommierten Firma Ibach, deren Musikinstrumente schon von Richard Wagner geschätzt wurden, erbrachte insgesamt 135 Einheferungen.

Bruno Schmitz erhielt den ersten Preis für einen Entwurf (Abb. 71), der dem Streben der Firma Ibach nach "Veredelung der äusseren Hülle des Pianos"145 wohl am nächsten kam, aber keiner der gelieferten Entwürfe war zu der im Ausschreiben festgesetzten Summe herzustellen. Doch die Firma wollte an dem künstlerischen Entwurf für die Serienproduktion festhalten, um die

142Brief Schmitz' an das Baukomitee in Linz vom 16. November 1883, Linz. OÖLA, AM, Sch. Nr. 82 143DBZ. 17. Jg., Berlin 1883, S. 136

144Ebenda und laut Mitteilung von Herrn Adolf Ibach, dem ich an dieser Stelle für seine freundliche Hille danken möchte.

145Zitiert nach der Firmenfestschrift "Das Haus Rud. Ibach Sohn. Barmen - Köln. Ein Rückblick beim Eintritt in des zweite Jahrhundert seines Bestehens", Barmen 1894, S. 29

Bemühungen des Wettbewerbs nicht im Sande verlaufen zu lassen. Nach einer in der "Deut­

schen Bauzeitung" zitierten Meldung der "Kölner Zeitung" "hat sich jedoch der Verfasser des von den Preisrichtern an erste Stelle gesetzten Entwurfs, Hr. Architect Br. Schmitz in

Düsseldorf (Theilhaber der Firma van Eis & Schmitz), bereit erklärt, seinen Entwurf so umzu­

arbeiten, dass er auch jener Anforderung genügt."146

Das Vorgehen dieser Firma wurde von Seiten der Baufachwelt als vorbildlich gewürdigt, es wurde auch eingehend über den endgültigen Entwurf in der "Deutschen Bauzeitung" berichtet, wo besonders die neue Art des Gesamtaufbaus des Flügels hervorgehoben wurde: "Der Künstler hat, der Tradition entgegen, den die Saiten und den Resonanzboden enthaltenden Ka­

sten unabhängig von der Klaviatur behandelt, welche letztere, beträchtlich schmaler als der Kasten, diesem gleichsam als Konsoltisch vorgebaut ist. Der durch diese Anordnung hervorge­

rufene Eindruck des Eigenartigen wird noch erhöht durch das sehr geschickt verwendete Motiv der Risalit-Nischen, in welchen besondere, hier als Obelisken gestaltete (nach Wunsch auch anders auszubildende) Leuchterträger Aufstellung gefunden haben. Bezeichnen diese über den Konsolfüßen der Klaviatur angeordneten Risalite mit dem stark ausladenden Deckel-Gesims das konstruktive Gerüst des eben so kräftig wie elegant wirkenden Möbels, so ist dagegen der Zwischenraum in ausgesprochener, den thatsächlichen Bedingungen vortrefflich entsprechen­

der Weise als eine einheitliche durchbrochene Füllung gestaltet; die früher unvermeidlichen drei Füllungen der oberen Front sind damit beseitigt."147

Offensichtlich hat die Firma mit diesem Klavier Erfolg gehabt, und so ergingen an Bruno Schmitz in den folgenden Jahren noch einige Aufträge. Die erfolgreiche Ausschreibung von 1883 und der Wunsch der Firma, möglichst qualitätvolle "Hüllen" für ihre Produkte liefern zu können, veranlaßten die Firmenleitung zu weiteren Wettbewerben: "Geleitet von dem

Wunsche, die Fabrikation des Pianobaus weiter zu heben, ruht das thätige Kunstinstitut auf seinen Lorbeeren nicht aus, sondern fordert Architekten und Zeichner zu neuem Wettbewerb im Entwurf von Piano-Gehäusen im Geschmack moderner Zimmereinrichtungen auf."148 Ob sich Bruno Schmitz an den beiden Wettbewerben von 1891 und 1893 beteiligte, läßt sich aus den vorhandenen Quellen nicht schließen.

Als die Firma einen Wettbewerb "behufs Gewinnung eines künstlerisch hervorragenden Gedenkblattes des hundertjährigen Jubiläums" ausschrieb, berief man Bruno Schmitz als Mitglied der Jury149.

146DBZ, 17. Jg„ Berlin 1883, S. 312 147DBZ, 19. Jg„ Berlin 1885, S. 61

148Rundschau. Extrabeilage zur Elberfelder Zeitung, Nr. 7. Januar 1891, mitgeteilt durch Herrn Adolf Ibach 149Firmenfestschrift "Das Haus Rud. Ibach Sohn, Barmen - Köln. Ein Rückblick beim Eintritt in das zweite Jahrhundert seines Bestehens”, Barmen 1894, S.49. Des weiteren wurden berufen: Hans von Bartels/München, Emil Docpler/Berlin, Karl Gehrts/Düsseldorf, Walter Ibach/Barmen und, in Vertretung des verhinderten Bruno Schmitz. Theodor Rocholl/ Düsseldorf. Mit einer Allegorie der Harmonie zwischen flammendem Dreifuß und Lyra wurde der Maler Nikolaus Gysis aus München Sieger dieses Wettbewerbs.

Allerdings erhielt er den Auftrag, den 25 000. Flügel, den die Firma in ihrem Jubiläumsjahr 1894 produzierte, zu gestalten. Mit Einlegearbeiten und Schnitzereien verziert, wirkte dieser Flügel im Gegensatz zu dem ersten Piano-Entwurf eleganter, aber auch sehr viel repräsentativer und pompöser, was ja seiner Funktion als doppeltem Jubiläumsstück auch entsprach (Abb. 72).

Als letzter bislang nachweisbarer Beitrag des Entwerfers Bruno Schmitz für die Produktion der Firma Ibach ist die Gestaltung einer Anzeige anzusehen, deren Abbildung eine Federzeichnung von Bruno Schmitz zeigt, die 1898 datiert ist.150 Auf einer mit ornamentalem Kunstpflaster be­

deckten Terrasse steht ein Flügel im Freien, überragt von einer mächtigen Eiche (mit Firmen­

emblem), im Hintergrund ist eine Flußlandschaft mit einem altertümlichen Städtchen zu sehen (Abb. 73). In diesem Entwurf hat sich Bruno Schmitz von den historisierenden Architektur­

formen weitgehend gelöst und hat sich vor allem in den Ornamenten der modernen Richtung eines floral-linearen Jugendstils angenähert, den er besonders um die Jahrhundertwende mehrmals auch in den ornamentalen Bereichen seiner Architekturentwürfe anwendete. Im Entwurf von 1898 verzichtete Bruno Schmitz auf einen architekturalen Fassadenaufbau des Gehäuses und faßte das gesamte Gehäuse im modernen Sinn als plastisch-räumliches Gebilde auf, das er einer durchgehenden Gestaltung unterzogen hatte.

Ich bin an dieser Stelle von der chronologischen Schilderung abgewichen, um zeigen zu kön­

nen, daß die Anfänge der nicht architekturbezogenen Entwürfe durch Bruno Schmitz weiterge­

führt wurden und daß er an solchen Aufgaben immer interessiert war und daran auch weiterhin Gefallen fand.