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Indianapolis (USA), Indiana Soldier's and Sailor's Monument", 1888 - 1902

Im gesamten Staatsgebiet des Bundesstaates Indiana gab es besonders in den achtziger und neunziger Jahren Bestrebungen zur Errichtung von Bürgerkriegs-Denkmälern.258 In der Hauptstadt Indianapolis aber wurde der Gedanke, den Gefallenen des Bürgerkriegs ein Denk­

mal zu setzen, bereits im Jahr 1862 zum ersten Mal geäußert. Im Aufruf des Gouverneurs Oliver P. Morton im "Indianapolis Daily Journal" vom 1. April war als Standort ein Friedhof vorgesehen,259 woraus man wohl schließen kann, daß Morton wahrscheinlich nicht an ein Gebilde von monumentalen Ausmaßen gedacht hatte. Die Veteranenorganisation "Grand Army of the Republic", 1866 in Indianapolis gegründet,260 schlug 1872, am "Memorial Day", vor, ein Denkmal auf dem zentralen Platz der Stadt, dem "Circle Park", zu errichten, was jedoch vom Gouverneur und der "General Assembly" (etwa einem bundesrepublikanischem Landtag vergleichbar) abgelehnt wurde. Der Stadtplan von Indianapolis hat ungefähr die Form eines Quadrats, dem die Quartiere und die Straßen in einem rechtwinkligen Rastersystem einge­

schrieben sind. Von den Ecken des Quadrats gegen Diagonale aus, die sich in der Mitte kreuzen; die Mitte nimmt der kreisrunde "Circle Park" ein. Ab 1875 wurde Geld für das Denk­

mal gesammelt, doch das eigens zu diesem Zweck gegründete Geldinstitut machte Bankerott;

vergleichbare Sammel-Untemehmungen während der folgenden Jahre führten zu keinem nennenswerten Ergebnis.

Ein neuer Vorsitzender der "Grand Army of the Republic" (GAR), General Camahan, setzte sich ab Anfang 1884 in ganz Indiana energisch für die Errichtung eines Denkmals ein. Der wichtigste Schritt war die Gründung eines Denkmal-Komitees ("Monument Committee") im Februar 1884. In der Folge brachten GAR und das Denkmal-Komitee immer wieder Vorlagen in die "General Assembly" ein, um den Bau eines Denkmals durch ein zu erlassendes Gesetz zu

258Clifton J. Phillips: Indiana in Transition. The Emergence of an Industrial Commonwealth 1880 - 1920, Indianapolis 1968, S. 564 (=The History of Indiana, Vol. IV).

259Anthony Grimaldi: The role of Indiana Veterans in the Erection of the Indiana Soldier's and Sailor's monument, in: Indiana Military History Journal. Vol. 8, Nr. 1. Jan. 1983, S. 11-22; weiterhin zitiert als Grimaldi 1983.

260The American Peoples Encyclopedia. Bd. 9, New York 1971, S. 117

einer Bauaufgabe des Staates zu machen und es auf diese Weise abzusichem. Dies geschah schließlich im März 1887, und kurz darauf wurde eine Denkmal-Kommission ("Monument Commission") benannt. Im betreffenden Gesetz, dem "Monument Act", war der "Circle Park"

als Standort festgeschrieben, Gestaltung und Inhalt des Denkmals aber waren im Gesetzestext nicht genauer definiert worden. Das Gesetz hielt die Mitglieder der Kommission lediglich dazu an, die Errichtung eines "State Soldiers' and Sailors’ Monument or Memorial Hall or a

Monument and Memorial Hall combined"261 zu bewirken. Das Offenhalten der Frage, ob ein Denkmal oder ein Gebäude zu errichten sei, kennzeichnet die Unsicherheit der Einwohner und Behörden des relativ jungen Staates der Neuen Welt (1816 war Indiana der Union beigetreten, Indianapolis wurde erst 1825 gegründet) einem solchen Projekt gegenüber, denn mit Vergleich­

barem waren sie vorher weder konfrontiert worden noch befaßt gewesen.

Ende 1887 schließlich schrieb die Kommission den Wettbewerb weltweit aus; das Ende der Ausschreibung wurde auf den 12. Januar 1888 festgelegt. Zehn amerikanische Architekten, beziehungsweise Architekturbüros, erhielten eine spezielle Einladung.262 Siebzig Entwürfe lagen der Jury schließlich vor, die bereits am 12. Januar 1888 tagte und in zwei Durchgängen zwei Entwürfe als die besten auswählte; Nr. 4 "The Symbol of Indiana" und Nr. 68 "Acta Non Verba". Die in den Wettbewerbsbedingungen getroffene Regelung für den Fall eines Unent­

schiedens sah vor, daß man die Namen der Einsender ermittelte, um eventuell Kontakt mit den Autoren aufnehmen zu können. Nr. 68 stammte von dem britischen Architekten Percy Stone und die bereits vorher als "eindrucksvollstes und brillantestes aller präsentierten" Projekte betitelte Nr. 4 des Wettbewerbs stammte von Bruno Schmitz (Abb. 120). Am 27. Januar 1888 wurde Bruno Schmitz einstimmig zum Architekten für das Denkmal gewählt, Frederick Baumann aus Chicago wurde zu Schmitz’ Vertreter und zum örtlichen Bauleiter bestimmt.

Das Komitee lud den Gewinner der Konkurrenz nach Indianapolis ein, wo Bruno Schmitz am 24. Februar 1888 den Vertrag Unterzeichnete. Bei dieser Gelegenheit wurden ihm bereits einige Änderungen anempfohlen, die sich vor allem auf technische Verbesserungen bezogen.

Im Mai wurde bereits mit den Erdarbeiten begonnen und während diese andauerten, unternahm Baumann Fahrten nach Washington und New York, um sich über die technischen Besonder­

heiten großer Denkmäler zu informieren: In Washington besuchte er die Baustelle des Washington-Denkmals, das während dieser Jahre durch den deutschen Bildhauer Rudolf Siemering ausgeführt wurde,263 in New York diejenige der Freiheitsstatue. Es ist denkbar, daß

261Grimaldi 1983, S. 12

262Richard M. Hunt, New York; George B. Best, N.Y.; Van Brunt & Howe, Boston; Cabot & Chandler, Boston; T. P. Chandler, Philadelphia; Bumham & Root, Chicago; Frederick Baumann, Chicago; James W.

McLaughlin, Cincinnati; Adolph Scherrer, Indianapolis; Peabody & Sterns, St. Louis.

263Vgl. Berthold Daun: Rudolf Siemering, Bielefeld/Leipzig 1906, S. 76-92 (Künstler-Monographien, hrsg. v.

H. Knackfuß, LXXX)

sich Bruno Schmitz diese beiden Städte auch angesehen hat, doch lassen sich Besuche nicht nachweisen. Im Januar 1889 kam Schmitz wieder nach Indianapolis. Mit sich brachte er ein Gipsmodell des abgeänderten Entwurfs. Am 22. August 1889 wurde der Grundstein gelegt.

Der Platz, in dessen Mitte sich das Monument erheben sollte, hatte einen Durchmesser von mehr als 160 Metern. Bruno Schmitz hatte für das pfeilerartige Denkmal eine Gesamthöhe von über achtzig Metern vorgesehen, wobei die bekrönende Figur allein annähernd zehn Meter maß.

Seinen Entwurf beschrieb Schmitz folgendermaßen. "Die Plattform über dem Kapitell am oberen Abschluß befindet sich in einer Höhe von 67 Metern, sie ist durch eine Wendeltreppe und einen Aufzug zu erreichen. Die sich über der Plattform erhebende Laterne trägt eine Bronzestatue der Victoria von 9,7 Metern Höhe. Die Figur hält einen Kranz, der in der Nacht leuchtet. Direkt unter dem Kapitell befindet sich ein Band aus Bronze, das die vier Jahreszahlen 1861, 1862, 1863 und 1864 auf den vier Seiten des Monuments trägt, auch diese sind bei Nacht beleuchtet. Etwa in der Mitte des Gesamtbaus ist ein zweiter plastischer Fries aus

Bronze, der die Marine symbolisiert, und weiter darunter ein dritter Bronzefries, der die Armee repräsentiert. Im Osten und Westen sind am Fuße des Denkmals die Figurengruppen des

"Kriegs" und des "Friedens", während auf den unteren Sockeln, die die beiden Treppenauf­

gänge zur Terrasse flankieren, Bronzegruppen stehen, darstellend Infanterie, Artillerie, Kavallerie und Marine. Die beiden ungefähr 24 Meter breiten Treppenanlagen auf der Nord- und auf der Südseite führen zu einer das Monument kreisförmig umschliessenden Terrasse, von der man schließlich über eine schmalere Treppe, durch bronzene Türen, ins Innere gelangt.

Über den Eingängen befinden sich große Inschrifttafeln, auf denen die während des

Bürgerkriegs gefallenen Opfer der einzelnen Kreise Indianas genannt sind. Über diesen Tafeln wiederum ist die Widmungsinschrift angebracht: >Den ruhenden Siegern Indianas< (>To Indianas silent victorsc)."264 Dieser kurzen Beschreibung, die mehr auf die Inhalte der Denkmalanlage zielt, soll an dieser Stelle eine Ergänzung folgen, die das ausgeführte Werk zugrundelegt. Auf einer kreisrunden, sich ungefähr vier Meter über dem Platzniveau befindli­

chen Terrasse erhebt sich im Zentrum des Kreisfläche des "Circle Park" über quadratischem Grundriß der Unterbau des Denkmals. Die runden Wandungen der Terrasse bestehen aus mehreren Lagen großer, bossierter Quader. Dieser Unterbau dient als übergroßer Sockel für den darauf stehenden wesentlich schlankeren Pfeiler, dessen sich nach oben verjüngender Schaft glatte Wände hat, die lediglich durch Fensterschlitze unterbrochen werden. Über dem Jahreszahlenfries befindet sich die ausladende, zinnenbewehrte Plattform; sie wird von acht skulpierten Adlern getragen, über ihr erhebt sich das Postament mit der bereits erwähnten großen Bronzefigur.

264Grimaldi 1983, S. 14

Der nach der Windrose ausgerichteten Anlage sind im Norden und im Süden große Freitreppen vorgelagert, die die Rundung der Terrasse konzentrisch fortsetzen und durch einen Absatz gegliedert werden. Die Treppenläufe sind an den Seiten wie die runden Wandungen an den Seiten der Terrassen gemauert. Die Treppenwangen sind durch mehrfach getreppte, glatt geschnittene, große Quader eingefaßt, die als kaum gegliederte Brüstung die Terrasse

einfassen. In mittlerer Höhe werden die Treppen durch einen Absatz gegliedert, der außerdem durch zwei mächtige, über 20 Meter hohe Kandelaber-Pfeiler aus Bronze betont wird. In der West-Ost-Achse wird der Höhenunterschied durch eine halbkreisförmige Brunnenschale zu Füßen der Gruppen "Heimkehr” und "Der sterbende Soldat", sowie durch zwei

halbkreisförmig ausgeschwungene Kaskaden mit anschließendem, bis zur Peripherie reichenden Bassins überspielt. An der Peripherie werden die Bassins durch große Bronze- Kandelaber eingefaßt, die denjenigen auf den Treppenabsätzen ähneln.

Im Sockelband des Unterbaus befinden sich die Eingänge mit den darüber angebrachten Inschrifttafeln und den vier Figuren der Waffengattungen. Das glatte Inschriftenfeld scheint, ebenso wie die stark plastischen Figurengruppen-Felder an der Ost- und an der Westseite einer rustizierten Wandfläche vorgelegt zu sein, so daß in der Femwirkung der Eindruck entstehen kann, daß der einem länglichen Pyramidenstumpf gleichende Unterbau durch rustizierte Ecklisenen eingefaßt sei.

In Höhe der dreieckigen Giebelfelder über den Inschrifttafeln läuft als Betonung der Waag­

rechten ein Fries mit Wappenkartuschen, Schilden, Bändern und Girlanden um. Nach oben abgeschlossen wird der Unterbau durch ein kräftiges, von Konsolen getragenes Gesims, das an den Ecken akroterartige Pantherköpfe trägt.

Darüber liegt der "Armee "-Fries, der die Übergangszone von Unterbau und der sehr stark eingezogenen Fortführung der Architektur im oberen Teil verkleidet. Diese Zone ist auf Nah­

sicht berechnet; in der Fernsicht, vor allem von erhöhtem Standpunkt aus, offenbart sich diese Stelle als architektonisch und plastisch nicht sehr überzeugende Lösung.

Zu den kritisierten Punkten, die seitens des Komitees vorgebracht wurden, zählte der Vorwurf, daß die Flügel der Victoria zu groß seien, was aber nicht als ästhetische Kritik der Proportionen gemeint war, vielmehr fürchtete man, daß die Flügel dem Wind zu große Widerstandsflächen bieten würden. Diese Kritik bezog sich aber bereits auf den geänderten Entwurf, denn im ersten Vorschlag (Abb. 121-124) scheint die durch einen indianischen Kopfschmuck amerikanisierte Victoria noch ungeflügelt zu sein; sie steht auf einer Kugel über Adler und Palmzweig, hält in der rechten Hand den Kranz. In einer weiteren Variante hält die Figur in der Linken eine Fahne, die wie das Gewand der Figur im Wind flattert (Abb. 125). Aufgrund der vorgebrachten Krititk wurde Ende 1889 ein Wettbewerb für die Figur ausgeschrieben. Das Programm sah vor, daß sich die Bewerber an die Schmitzsche Vorgabe zu halten hätten, was die allgemeine Form, den Stil und die Größe anging, es wurden aber noch weitere Richtlinien mitgeteilt: "Es ist ein

amerikanisches Denkmal, und es ist der Wunsch der Denkmals-Kommission, daß alles damit Zusammenhängende, Ideen, Gebräuche, Erzeugnisse und Geschichte Amerikas darzustellen habe, damit es unsere Zeit und Zivilisation symbolisiere."265 Die bis zum 1. Mai 1890 ausge­

schriebene Konkurrenz gewann der amerikanische Bildhauer George T. Brewster aus Cleveland, der eine ungeflügelte Frauengestalt gefertigt hat, die in ihrer erhobenen Linken -

sicherlich ein der Freiheitsstatue in New York nachempfundenes Haltungsmotiv - eine Fackel und in der rechten Hand ein Schwert hält. Diese Figur wurde schließlich 1893 innerhalb von drei Tagen montiert, nachdem länger darüber debattiert worden war, ob die Figur nach Osten oder nach Süden ausgerichtet werden sollte. Die letzte Ansicht setzte sich durch, gegen den Willen von Bruno Schmitz, der eine Orientierung nach Osten oder Westen vorgeschlagen hatte;

das hätte seiner Konzeption entsprochen, in der er offensichtlich davon ausgegangen war, die Hauptansicht des Denkmals so zu gestalten, daß sich über dem Wasserbassin und der Kaskade das große Figurenfeld und darüber der Turmpfeiler mit der Figur sich erheben sollte. Die Mehr­

heit der Kommission wollte offensichtlich durch die Ausrichtung der Figur nach Süden die Inschrifttafeln, also die ganz direkte und konkrete Memoration der Kriegsopfer in den Vordergrund rücken.

Brewster hatte bei der technischen Bewältigung dieser großen Aufgabe einige Schwierigkeiten, was unter anderem dazu führte, daß die Illumination der Fackel mittels einer Gasflamme, wie es Bruno Schmitz vorgesehen hatte, nicht eingerichtet werden konnte, da Brewster oder die Gießerei es versäumt hatten, den Arm der Figur in Hohlguß herzustellen.266

Bald nach der Aufstellung der Figur, von Bruno Schmitz und dem Komitee als Figur der Victoria angesehen, wurde sie darüberhinaus auch als Personifikation des Staates, als "Miss Indiana" bezeichnet; die Umbenennung wurde natürlich auch dadurch erleichtert, wenn nicht gar hervorgerufen, daß die durch Brewster beigegebenen Attribute Schwert und Fackel eigentlich nicht Attribute einer Victoria sind.

Das Aufstellungsdatum dieser Figur hat offensichtlich dazu beigetragen, daß in künftigen Erwähnungen des Denkmals als Datum der Fertigstellung immer wieder 1893 angegeben wurde.267 Im selben Jahr wurde ein weitererer Wettbewerb veranstaltet, um Vorschläge für die weitere plastische Ausgestaltung zu erhalten. Im Bauprogramm war festgelegt worden, daß für jeden Teil der Ausschmückung ein separierter Wettbewerb ausgeschrieben werden müsse. Die detaillierte Darstellung dieser Wettbewerbe soll hier nicht erfolgen. Durch die Vorschriften des Bauprogramms und durch die häufig wechelnde Besetzung des Bau-Komitees kam es zu komplizierten Vorgängen voller Widersprüche, die letzten Endes große Verzögerungen der 265Grimaldi 1983, S. 14

266Urssprünglich hatte Bruno Schmitz eine elektrische Beleuchtung des Kranzes, den die Figur im ersten Entwurf hielt, vorgesehen.

267Als beliebiges Beispiel sei erwähnt: Robert Darmstädter: Reclams Künstlerlexikon. Stuttgart 1979 (EA 1961), S. 641

Fertigstellung bewirkten. Dazu kamen auch noch Verzögerungen, die nicht durch das Komitee oder die ausführenden Künstler verursacht worden waren. So wehrten sich die Vete­

ranenverbände vehement dagegen, daß an "ihrem" Denkmal auch Bezug auf den Mexico-Krieg genommen werden sollte;268 so wurden am obersten Fries im Jahr 1893 die ein Jahr zuvor angebrachten Zahlen "1846-1848" und "1861-1865" wieder abgenommen und durch den ursprünglichen Entwurf, der die Jahreszahlen "1862, 1862, 1863, 1864" vorgesehen hatte, ersetzt. In den nächsten Jahren stellte Brewster unter Schwierigkeiten auch den "Navy"-Fries her, der aus vier an den Ecken des Pfeilers diagonal hervorstehenden Schiffsbugen, verbunden durch Medaillons, besteht. Die an Rostra-Säulen erinnernde Grundposition dieses Frieses stammte von Bruno Schmitz.

Der "Army"-Fries, den nach zwei gescheiterten Wettbewerben schließlich der deutsche Bildhauer Nikolaus Geiger ausführte, zeigt eine Fülle von Kriegsgerät, Pferdeleibem und Soldaten, wobei die Nord- und die Südseite in vertikaler Anordnung noch einen Büffelkopf, einen Schild mit dem amerikanischen Wappen und einen Adler im Horst zeigen. Nach

Einsendung der vorläufigen Entwürfe hielt man Geiger entgegen, daß besonders die Tiere, die er modelliert hatte (Pferde, Adler und Büffel) "steif, wenig überzeugend und entschieden unamerikanisch aussähen."269 Geiger überarbeitete daraufhin seinen Entwurf. Nachdem er diese und andere >Amerikanisierungen< vorgenommen hatte - so war auch hinsichtlich der Detailschilderungen bei Kanonen, Gewehren und Pferdegeschirren Kritik geübt worden -, wurde die Ausführung genehmigt. Geigers Fries wurde in Berlin gegossen und im Herbst 1895 nach Indianapolis geliefert.

Noch schwieriger war die Gestaltung der beiden großen Figurengruppen "Krieg" und

"Frieden" im Osten und im Westen des Denkmalunterbaus. Die erste Ausschreibung 1891 gewann der Franzose Gaudez für den "Frieden" und der Deutsche Emil Hundrieser für den

"Krieg"; mit letzterem hatte Bruno Schmitz auch in anderen Projekten zusammengearbeitet. Im Mai 1894 beauftragte das Komitee den Bildhauer Frederick MacMonnies mit den beiden Figurengruppen "Krieg" und "Frieden", was allerdings den Statuten des Wettbewerbs widersprach. Das Komitee verlangte vom Künstler, er solle mit 100.000 Dollar in Vorlage treten, um auf diese Weise die Ausführung sicherzustellen. Der Künstler weigerte sich

zunächst, auf diese unseriöse Bedingung einzugehen und begann zu taktieren. Das ständige Hin und Her bei der Auslosung und Vergabe der Aufträge für den Skulpturenschmuck drohte die Fertigstellung immer weiter hinauszuzögem.

Dem mehr oder weniger privaten Baukomitee wurde schließlich im Jahr 1895 von seiten des Staates ein "Board of Regents" übergeordnet, um eine zügigere Durchführung zu gewähr­

268Zu den Kriegen vgl: William E. Wilson: Indiana. A Ilistory, Bloomington/London 1966, sowie Emma Lou Thomborough: Indiana in the Civil War era 1850 - 1880, Indianapolis, 1966 (The History of Indiana, Vol. III) 269Grimaldi 1983, S. 18

leisten. Das neue Kontrollgremium hatte seine erste Prüfung sehr bald zu bestehen. Bei der Beauftragung MacMonnies mit den beiden Figurengruppen war durch das Komitee in eigener Entscheidung die Ausführung in Bronze beschlossen worden. Dem stellte sich Bruno Schmitz energisch entgegen, da er in seinem Entwurf, der ja genehmigt und damit auch festgeschrieben worden war, aus künstlerischen Gründen Figurengruppen aus Stein vorgesehen hatte. Bruno Schmitz schrieb, daß die Bronzegruppen "im Gegensatz zum Originalentwurf ein schrilles künstlerisches Mißverhältnis" hervorriefen,270 und daß darüberhinaus die Ausführung in Stein auch nur halb so teuer wie die Bronze sei. Diese Argumente, sicherlich besonders das zweite, waren für das Baukomitee und für den "Board of Regents" gewichtig genug, um die Zusam­

menarbeit mit MacMonnies aufzugeben. Schmitz äußerte einige allgemeine Gedanken zur Ikonographie beider Gruppen, die man dann auch zur Grundlage der Ausschreibung machte.

Dem aus Dänemark stammenden und in New York lebenden Bildhauer Hermann Matzen wurde die Anfertigung von Modellen übertragen.271 Als Bruno Schmitz 1897 wieder nach

Indianapolis kam, brachte er den österreichischen Bildhauer Rudolf Schwarz mit,272 der ab Januar 1898 gemeinsam mit seinem Assistenten Heinrich Zoderer die Ausführung der beiden Gruppen begann, die im Mai 1899 bereits fertiggestellt waren (Abb. 126-130); die

Komposition und auch der Reliefstil erinnern deutlich an das antiklassizistische Relief "Auszug der Freiwilligen", das Francois Rüde (1784-1855) im Jahrl836 am Pariser Are de Triomphe vollendet hatte. Auch für die restliche Ausstattung konnten Bruno Schmitz und Rudolf Schwarz den Ausführungsauftrag nach vorausgegangenem Wettbewerb erhalten; hierzu zählten die Gruppen über den Bassins ("Der sterbende Soldat" auf der Ost- und "Die Heimkehr" auf der Westseite), die Büffelköpfe und die acht über zwanzig Meter hohen Bronzekandelaber (Abb.

131), sowie die vier Einzelfiguren, die als Personifiktionen der vier Waffengattungen die Eingänge am Denkmal im Norden (links "Artillery, rechts "Navy") und im Süden (links

"Infantry", rechts "Cavalry") flankierten.273

Im Lauf der neunziger Jahre wurden auch noch die Kaskaden vergrößert und die kleinen Personaldenkmäler an der Peripherie (Abb. 132), alle aus der Hand des Bildhauers John Mahoney, (ab 1894), gesetzt.274 Nachdem schließlich die Eingangstüren aus Bronze (Abb.

133, 134), wiederum in Berlin gegossen, angebracht waren, konnte das Denkmal im Jahr 1902 eingeweiht werden.

270Grimaldi 1983, S. 18

271 Nach Thieme/Becker, 24. Bd. 1930, wurde H. Matzen 1861 in Dänematk geboren und war Schüler der Münchner und der Berliner Akademie

272Rudolf Schwarz, geb. 1856 in Wien, gest. 1912 in Indianapolis

273Clifton J. Phillips: Indiana in Transition. The Emergence of an Industrial Commonwealth 1880 - 1929, Indianapolis 1968, erwähnt auf S. 564f., daß R. Schwarz sich in Indianapolis niedergelassen, die erste Bronzegießerei im Staat Indiana gegründet und viele Kriegerdenkmäler für die umhegenden kleineren Städte ausgeführt habe.

274Grimaldi 1983, S. 18

Die Veränderungen, die der fertige Bau im Gegensatz zum ersten Entwurf (Abb. 135) aufweist, waren zum Teil von den Auftraggebern, aber auch vom Künstler selbst vorgenommen worden.

Die wesentlichen Änderungen sind in der Aufstellung der die West-Ostachse betonenden Bronze-Kandelaber und in der Weglassung des dritten Treppenlaufes zu sehen. Die ursprüng­

lich als hohe, von aufgesockelten Obelisken flankierten Portale geplanten Eingänge wurden in große Inschriftfelder umgewandelt; die Inschriften hatte Schmitz vorher am unteren Teil des Pfeilerschaftes anbringen wollen.

Man kann sagen, daß die Veränderungen im architektonischen Bereich der Gesamtanlage insgesamt zu einer etwas ruhigeren Wirkung und zu einem geschlossenen Charakter der Anlage

Man kann sagen, daß die Veränderungen im architektonischen Bereich der Gesamtanlage insgesamt zu einer etwas ruhigeren Wirkung und zu einem geschlossenen Charakter der Anlage