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Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 141-145)

I . Uober alte Kirchen und andere be-merkenswerthe Bauwerke ill Livland.

(Aus dem Journal des Ministeriums des Innern. l8^l» Febr.-Heft.)')

Nächst Transkaukasicn und der Halbinsel Krimm nimmt, was den Ncichthum an architektonischen Ueberresten des Alterthums anlangt, die erste Stelle im Kaiserreiche cm das Ostsee-Gebiet. Denn wenn gleich es in dem eigentlichen Nußland, wie namentlich in Kiew und Nowgorod, viele Ruinen und selbst noch unversehrt erhaltene Bauwerke giebt, die um Vieles älter als jene Ueberreste indem Ostsee-Gebiet, die nicht über das Ende des 42. Jahrhundert hinausreichen,

— so hat doch weder Groß-Nnßland, noch haben die west-lichen Gouvernements deren so viele aufzuweisen, als das Ostsee-Gebiet, und besonders reich an ihnen ist Livland.

Außer den Ruinen der Nitterschlösser**') sind folgende Kirchen und alten Bauwerke anzuführen***).

l. I n der S t a d t R i g a .

4) D i e S t . P c t r i - K i r c h e. Das Jahr der Erbauung dieser Kirche ist unbekannt, indeß schon bei dem Jahre 120!) wird ihrer in den Chroniken erwähnt. I m I . 42<3 brannte mit der Stadt zugleich auch diese Kirche nieder, bald aber wurde sie wieder neu erbaut, wahrscheinlich von Holz, wo-von auch die abgebrannte war. Das steinerne Gebäude ist erst später erbaut worden: I m Jahre 4406 wurde es erweitert, 4463 erhielt es den ersten Thurm, der 1490 mit Kugel und Hahn geschmückt wurde. Zur Zeit der Belagerung Niga's in den Jahren 4700, 4709 nnd 4740 litt diese Kirche bedeutend. Am 44. November 4709 warf Kaiser Peter der Große eigenhändig eine Bombe in ihr Dach, wie eine andere in das Bibliothek-Gebäude. I m Jahre 4724 den 40. M a i A Uhr Morgens schlug der Blitz M l in den Altar, — nnd in zwei Stunden war das ganze

') Mehreres über denselben Gegenstand findet sich in den frühern Jahrgängen des Inlandes, worüber dir Register zu vergleichen sind, desgleichen im gegenwärtigen Jahrgänge.

'") Ueber sie handelt ein Aufsatz des Herrn v. Veklemischew in dem Journal des Ministeriums des Innern I8t5 Upril-Heft, — cs.

Inland 18^0 Nr. 31 ff.

"55) Den im Folgenden gelieferten Nachrichten haben zu Grunde gelegen die dem Ministerium des Innern von der Local-Obrigkeit ein-gesandten Mittheilungen.

Gotteshaus ein Naub der Flammen. Der Thurm siel zum Glück nicht auf die Seite, sondern stürzte im I n n e r n des Gebäudes zusammen, und so wurden die der Kirche nahestehenden Gebäude gerettet, wofür auch Peter der Große, der bei dem Brande persönlich anwesend war, die erforderlichen Anordnungen mit ttnerschroclenheit an O r t und Stelle getroffen hatte. Bei diesem Brande gingen viele herrliche Denkmäler des 16. Jahrhunderts unter; die kunstvolle Malerei auf den Glasscheiben der Fenstern, die Glocken, das Glockenspiel, die großen kupfernen Kronleuchter und. Leuchter, — Alles wurde vernichtet und zerstört. I m Jahre 4724 d. 42. Jan. wnrde die Kirche aufs Neue ein-geweiht. Der Wiederaufbau hatte 42,660 Nthlr. gekostet.

Zum Andenken an den Besuch der Kaiserin Maria Feodo-rowna, den 4. Sept. 4846, bei welcher Gelegenheit die Kaiserin ihre volle Zufriedenheit über alle Theilc der in-nern Einrichtllng der Kirche äußerte, wurde neben dem Altar ein Denkmal mit einer Inschrift errichtet.

2.) Die D o m - K i r c h e . Nach Nussow, in seiner livländ. Chronik, wurde der Bau dieser Kirche bereits 4204 begonnen, vom Bischof Albert. Kelch, in seiner Geschichte Livlands, sagt dagegen, daß sie 4206 von dem Bischof Wilhelm von Modena eingeweiht worden sei. Doch es ist bekannt, daß dieser Bischof Wilhelm zum ersten M a l nach Livland nicht vor dem Jahre 4223 gekommen. Heinrich der Lette, dem für die ersten Perioden der livlandischen Geschichte besonderer Glauben geschenkt werden muß, — wenn auch seine Angaben häufig im Widerspruch mit den Nachrichten anderer Historiker, sagt ( i n den OriF. Llvon. p.

47 ß. 4), daß Bischof Albert schon im dritten Jahre seiner Negierung, also 4200 oder 4204, von Uerküll nach Riga wie den Bischofssitz so auch die Cathedrale verlegt und diese der heiligen Jungfrau Maria geweiht habe. Aus diesem Zeugniß erhellt, daß die Cathedral- oder Dom-Kirche zugleich mit der Stadt, 4200 oder 4204, erbaut und gleich Anfangs der heiligen Jungfrau geweiht worden. Bei dem großen Brande 4244 brannte die Kirche gleichfalls nieder, wurde darauf neu aufgeführt außerhalb der damaligen Mauern der Stadt. (Orlg. I^ivo». p. 64 ß. 3 und ?. 96 §. 6.) Der O r t , ^ o sie gestanden, kann nicht mit Zuverlässigkeit

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bestimmt werden. Nach Angabe Heinrich des Letten (9.

6 1 ß. 3.) begann der Bau der zweiten Dom-Kirche im Jahre 4214. I m Jahre 1226 schenkte der Bischof Wilhelm von Modena dieser Manen-Kirche die Insel Osmesare.

Außerdem besaß sie noch Ländereien auf Steinholm. I m Jahre 1231 schenkte ihr der Bischof Nicolaus die Hälfte seiner Semgallischen Besstzthümer, mit der Bedingung, daß Tag und Nacht in ihr Gottesdienst gehalten werde für die Vergebung seiner Sunden. Aus einigen vorhandenen Zeug-nissen ist ersichtlich, daß m der früheren Zeit das Vermögen dieser Kirche sehr beträchtlich gewesen sein muß. Zuerst war sie eine bischöfliche, — darauf wurde sie eine erz-bischöfliche Kirche. Als die Reformation in Livland sich verbreitete, und die Bischöfe den Bekennen: der neuen Lehre das Recht der freien Neligions-Uebung ertheilt hatten, wurden von der Stadt evangelische Geistliche bei ihr angestellt;

da jedoch zu befürchten stand, es möchten die Katholiken wieder das Übergewicht erlangen, des Visthums und dem-nach auch der Domkirche sich bemächtigen, schloß die Stadt mit dem Erzbischof Wilhelm von Brandenburg einen Ver-gleich, nach welchem sie die Kirche für 18,00 Mark Nig. (3z Mark — 1 Thlv.) ankaufte, mit der Bedingung, daß sie sich derselben bedienen solle bis zur allgemeinen Kirchen-Versammlung. Seit dieser Zeit gchörte sie ununterbrochen der Stadt. Zur Zeit der Belagerung von 1710 litt sie außerordentlich durch die in sie geworfenen Bomben. — Ohne Zweiföl befanden sich in dieser alten Kirche, deren gothische Bauart volle Beachtung verdient, viele bemerkcns-werthe Kunst-Denkmäler; leider sind sie jedoch untergegangen theils durch den Zahn der Zeit, theils durch die Wuth des Pöbels zur Zeit des Bildersturmes im Anfange der Refor-mation. I n den Kreuzgängcn der Kirche befinden sich in der Wand nur Denkmäler einer Magdalene vom Rhein, die im 120. Lebensjahr gestorben, und des Nectors M-I . Battus, in der Kirche selbst aber ein dem bekannten.

Bürgermeister Eck gesetzter Grabstein, schon bei dessen Leb-zeiten angefertigt. Auf diesem Steine war er in Lebens-größe dargestellt, jetzt fehlt aber der Kopf, der bei einem der Aufstände abgeschlagen wurde. I m I . 1812 wurde auf dem Thurme dieser Kirche ein Telegraph errichtet und das Innere derselben, eben so wie das der St. Jacob-und S t . Iohannis-Kirche, zur Aufbewahrung der Getreide-Vorräthe benutzt; der Gottesdienst wurde damals für alle Gemeinden in der Petri-Kirche gehalten. Die Dom-Kirche wurde durch obige Benutzung sehr beschädigt und bedurfte großer Reparaturen; wegen mangelnder Capitalien konnten diese nur sehr langsam bewerkstelligt werden.

3) S t . I oh an n i s - K i r c h e . Das Jahr ihrer Er-bauung kann nicht mit Bestimmtheit angegeben werden, ohne Zweifel ist sie jedoch eine der ältesten Kirchen der Stadt Riga. I n den Annalen der kleinen oder St. Iohan-nis-Gilde (dem Ligger-Gildebuch) heißt es, daß das Kloster des heiligen Johannes 5227 erbaut worden sei von Do-minikanern und geweiht dem heil. Johannes Vabt. und Jo-hannes Evangelisten: diese Kloster-, gegenwärtige Kirch-spiels-Kirche zu St. Iohannis gehörte den erwähnten Mönchen bis 1323, wo dieselben am Charfreitag diese Kirche und die Stadt verließen und nach Kokenhusen zogen, zu dem

Erzbischof Caspar Linde. Volle 39 Jahre blieb die Kirche geschlossen. Als auf Befehl des polnischen Königs Stephan Bathorv 1682 am Sonnabend vor Palmsonntag die den Letten gehörige Kirche zu St. Jacob, den Jesuiten abgegeben wurde, erhielten die Letten Augsburgischer Confcssion die St. Iohannis-Kirche eingeräumt, und am 29. September wurde in ihr zum ersten Male Gottesdienst in lettischer Sprache gehalten. Da sie jedoch nicht geräumig genug war für die Eiugepfarrten, so wollte der Magistrat sie durch Aufführung von Gallerten oder Chören erweitern. Ehe noch diese Bau-Veränderung ausgeführt war, wodurch die Kirche um mehr als ^ ihres bisherigen Raumes gewann, mußten die Jesuiten, am 23. August 1387, die S t . Jacob-Kirche und die Stadt verlassen. I n Folge dessen wurde in legerer Kirche am 26. desselben Monats die Vesper in lettischer Sprache und am 27. auch vollständiger lettischer Gottesdienst gehalten. I m Jahre 1388 zu Weihnacht wurde wieder der lettische Gottesdienst in der St. Iohannis-Kirche gehalten. Das nächste Zeugniß hierfür giebt ein Monument aus Messing, links vom Altar. Zur Zeit der Belagerung 1710 wurde diese Kirche sehr beschädigt, und daher mußte der lettische Gottesdienst aufs Neue anderswo, in dem Hause der kleinen Gilde, gehalten werden. I m I . 1711 konnte die Kirche wieder gebraucht werden, die Reparatur wurde jedoch erst am 9. Dccember 1724 beendet. Als 18l2 Riga vom Einfalle der Feinde bedroht war, wurde die Kirche, wie bereits erwähnt, zur Aufbewahrung der Gttrcidc-Vor-räthe benutzt und der lettische Gottesdienst in der Et. Pctri, Kirche gehalten. Gegen das Ende des Jahres war die Kirche wieder frei, aber die erlittenen Beschädigungen machten bedeutende Reparaturen nothwendig, und so konnte sie erst den 4. Fel'ruar 18l7 wieder dem Gottesdienste geöffnet werden.

4) S t . J a c o b s , oder K r o n s - K i r c h c . Sie wurde wahrscheinlich bald nach Gründung der Stadt erbaut, denn Heinrich der Lette erwähnt ihrer schon bei dem Jahre 1213, wo er von dem ersten großen Brande in Riga spricht, durch den der größte Theil der Stadt in Asche gelegt wurde.

Anfangs übten die Herrmeister das Patronatrecht über diese Kirche, aber 1226 wurde dasselbe ihnen genommen, von dem päbstlichen Legaten Bischof Wilhelm von Modena, und dem Bischof übertragen, dem es Kraft einer päbstlichen Bulle zustand. Die St. Iacobs-Kirche befand sich damals in der Vorstadt, aber zur Zeit der Herrum'ster ward sie in die Gränzen der Stadt gezogen. Wann und in welcher Weise sie nachher wieder zur Stadt zugehörig geworden, darüber findet sich nirgends etwas erwähnt; jedoch muß dieses noch während der Ordenszeit erfolgt sein, wie die früher auf dem Kirchhofe befindlichen Grabdenkmäler Nigascher Nalhs-herren erweisen. I m Jahre 1382 äußerte König Stephan Vathorv bei seiner Anwesenheit in Riga, auf Eingebung des Großkanzlers Zamoiskv, den Wunsch, daß eine der städtischen Kirchen seinen Untertanen cathollscher Confession eingeräumt werden möge. Ungeachtet aller Vorstellungen dagegen beharrte der König in seinem Willen; endlich wurde ihm die St. Iacobs-Kirche vorgeschlagen. Er befahl sie zu besichtigen, und darauf mußte der Syudicus Vr.

Welling, ohne vorgängige Benachrichtigung des Magistrats

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und der Eingcpfarrten, in diese Kirche den Bischof einführen, der sie ohne Weiteres auch einweihte, am Sonnabend vor Palmsonntag 4382. Ungeachtet dessen, daß diese Kirche unerwartet und zuwider dem der Stadt erst ein Jahr vorher zu Dobrüczin crtheiltcn Privilegium genommen wurde,

— heißt es in der am 7. April 1382 erfolgten neuen Be-stätigung der Augsburgschcn Confcssion und aller städtischen Kirchen, daß die Stadt freiwillig die Marien-Magda-lcnen- und die S t . Iacobs-Kirche abgetreten habe. Der Großlanzler versicherte, daß der König die letztere dieser Kirchen den Jesuiten nicht überlassen, sondern andere Geist-liche bei ihr verordnen würde, — aber auch dieses Ver-sprechen wurde nicht gehalten, die Kirche wurde den Jesuiten übergeben. Nach dem Tode Stephan Bathorps bat die Stadt auf dem Warschauer Reichstage um Abberufung der Jesuiten; ihre Bitte wurde jedoch nicht beachtet, und so entfernte sie selbst die Jesuiten. Am 26. August 4387 wurde die S t . Iacobs-Kirche den Letten übergeben, die auch schon vordem ihren Gottesdienst daselbst hielten. I m Jahre 4390," den 46. J u n i , überließ die Stadt auf kö'nigl.

Befehl die Kirche wieder den Jesuiten, und diese besaßen sie nun ungestört bis 462l. I n diesem Jahre nahm Gustav Adolph Riga ein. Am 16. September forderte er die Schlüssel der E t . Iacods-Kirchc, am 17. begab er sich in dieselbe, begleitet von seinem Bruder,, und befahl seinem Hofprediger, in ihr in schwedischer Sprache zu predigen.

Darauf bcschied er die Jesuiten, von denen nur noch 6 Per-sonen vorhanden waren, in sein Quartier und befahl ihnen die Stadt zu verlassen. Seit dieser Zeit blieb während der schwedischen Periode diese Kirche eine Kronskirche, und der Gottesdienst wurde in ihr in schwedischer und deut-scher Sprache gehalten. I m I . 1 8 l 2 wurde sie bei der An-näherung des Feindes zur Aufbewahrung von Getreide ver-wendet. Deshalb wurde vom 23. Juni bis 3. Novbr. für ihre Gemeinde der Gottesdienst in der S t . Pctri-Kirche ge-halten. — Bei dem Haupteingange der Kirche lag früher der älteste unter den bekannten Grabsteinen in der Stadt;

er hatte die Inschrift: ^Vmil» miliosima ^ucentosimo

nona-ge8>lno yunrto (1294) odiit HIniAnrotll». Neyui<:502t in

paoe. Daß diese Margarethc eine Person hohen Standes gewesen, erhellt daraus, daß zu jener Zeit auf ihrem Grabe ein Stein gesetzt wurde, für dessen Herbeifchassung aus Deutschland nothwendig eine bedeutende Summe gezahlt werden mußte.

3) D i e beiden G i l d e st üben. Diese Gebäude wurden den 18. Novemb. 1332 von dem deutschen Orden erkauft, — für die große Gilde das Haus zu Munster, für diö kleine Gilrc das Haus zu Soest (stuliuo äictao «lo Mol,ll8t«i-io ot 8o8l,to). Zu der Zeit befand sich übrigens die kleine Gilde in dem Hause zu Münster, und die große in dem zu Soest; denn erst 1366 wurde der Streit been-det über die Mauer zwischen dem Hause zu Münster und dem Catharinen-Kloster, welches mit der Kirche gleichen Namens in der Gilde-Slraße dieselbe Stelle einnahm, auf der gegenwärtig das große Stadt-Korn-Magazin steht. Die Stiftung beider Gilden ist älter als diese Gebäude, die in der Folge umgebaut nnd erweitert wurden; die Zeit der ersten, Erbauung läßt sich nicht mit Bestimmtheit angeben.

2 7 0 6) D a s Schloß. Seit der Zeit der Gründung der Stadt ist es drei M a l aufgebaut worden. Das erste wurde 4303 von den Bürgern zerstört, das zweite, das Monheim-sche, 4484. Das gegenwärtige, Plettenbergschc, wnrde 43l8 vollendet. Zur Zeit der polnischen Herrschaft wurden auf der rechten Seite mehrere Gebäude angebaut und ein zweiter Hof errichtet. Zur schwedischen Zeit, 4682, wurde eine lange Rüstkammer angebaut, die bis 1783 bestand.

Während der russischen Regierung wurden 4763 große Re-paraturen ausgeführt und die vordere Fronte zur Aufnahme der Gerichtsbehörden eingerichtet. I n den Jahren 4818 und 4819 wurde ein Theil des alten Schloß-Gebäudes ver-größert, durch Anbau eines Flügels, und bedeutend verschö-nert; in diesem neuen Flügel zeichnet sich besonders aus die aus einc>r langen Reihe Zimmer und einem großen Saale bestehende Wohnung.

7) D a s N a t h h a u s . Der Bau desselben begann 1749, der Grundstein wurde erst den 28. März 1730 ge-legt. Das Rachhaus steht auf derselben Stelle, wo das frühere, 1396 erbaute Nathhaus stand. Das neue Nath-haus wur^c erbaut nach dem von dem Ingenieur-Obrist-lieutenant I . F. Octtingen angefertigten Plane, und der Bau, zu dem die Kaufmannschaft jährlich gewisse Procente von ihren Waarcn beisteuerte, währte 16 Jahre. Die Wetterfahne, mit der Jahreszahl 1736, wurde am 4. O t t . j . I . auf dem Thurme aufgesetzt. I m Jahre 4763 wurde, nach vorgängiger feierlicher Einweihung am 4 1 . October, das neue Gebäude bezogen. Die Länge des Haufts be-trägt'44 geometrische Ruthen, die Höhe bis zum Dach 3 Ruthen, aber mit den, Frontispice des Thurmes 40'/-Ruthen.

8) D a s S c h w a r z e h ä u p t e r - H a u s . Dieses Ge-bäude wurde aufgeführt im I . 4491. Bei der Belagerung 4710 wurde es sehr beschädigt, aber nach der Einnahme der Stadt durch die Russen wurde es bald wieder herge-stellt. I n den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde feine Einrichtung mehr dem gegenwärtigen Zwecke der Gesellschaft angepaßt, und vor etwa 23 Iahreu endlich wurde das Gebäude gänzlich umgebaut und erweitert. Die Gesellschaft der Schwarzenhäuptcr entstand in frühesterZeit;

schon 4334 erhielt sie ihre Verordnung oder Schrägen. I m I . 4363 erhielt sie von dem Fürsten von Pommern zum Geschenk eine Rippe eines ungeheuren Wallfisches, der an den Gestaden seiner Staaten gefangen worden war.

Die Gesellschaft hieß auch, nach ihren: Patron S t . Georg, die Gesellschaft «oder Brüderschaft S t . Georgs. Der O r t ihrer Versammlungen hieß der Arthus,Hof, auch das neue Haus.

9) D e r C o n v e n t zum h e i l i g e n Geist. Dieses Institut wurde gestiftet in der ersten Hälfte des 43. Jahr-hunderts, als ein Krankenhaus auf den Namen des hei-ligen Geistes. Das Haus befand sich früher an der Stadt-mauer, gegenüber der S t . Petri-Kirche. I m I . 4488 räumte der Magistrat dasselbe den Franziseanern der dritten Regel ein, mit der Bedingung, daß nicht mehr als 43 Brüder aufgenommen würden. I m Fall eines Krieges mußten sie die Schlüssel ihrer in der Stadtmauer sich be-findenden Thorc der Stadt ausliefern. Nach der

Reforma-271 272 tion, 1881, wurde dieses Hospital zur Wohnung und

Ver-pflegung armer Vürger-Wittwen bestimmt.

10) D i e D o m schule. Sie ist die älteste unter allen Schulanstalteu Rigas. Das Gebäude stand früher in Ver-bindung mit der Domkirche, wurde auch aus den Summen dieser Kirche unterhalten. Erwähnt wird dieser Schule schon im 14. Jahrhunderte, aber mehr bekannt wurde sie erst nach der Reformation. I m I . 1886 wurde die Ver-waltung der Schule einem besondern Inspektor übertragen, und in der Folge, im I . 1397, wurde sie gänzlich umge-staltet. 1631 erfolgte die Vereinigung derselben mit dem Stadt-Gymnasium, deren Lehrer den Titel „Professoren"

führten. I n Folge des Elendes, das der Krieg mit sich führte, ward 1636 das Gymnasium geschlossen, indeß 1678 schon wieder eröffnet. Als aber, zur Zeit dcl Belagerung im Jahre 1710, das Gymnasium aufs Neue geschlossen werden mußte, erhielt die Domschule ein neues Reglement, nach welchem sie vollkommen hinreichte zur Vorbereitung der Zöglinge für höhere Lehranstalten, so daß die Errich-tung eines besondern Gymnasiums gar nicht weiter Be-dürfniß war. I n der Zeit der Statthalterschafts.Verfassung singen die Lehrer der beiden obersten Klassen wieder an den Titel Professoren zu f ü h r e n . . I m I . 1804 wurde das alte Statut dieser Schule gänzlich abgeändert und sie in eine Kreisschule verwandelt, die sog. erste.

11) D i e Wasserkunst, in der Sündcrstraßc befind-lich, ward 1663 errichtet, auf besonderen Betrieb dreier Nathsglieder: des Bürgermeister Melchior Fuchs und der Rachsherrcn Melchior Dreiling und Gotthard Vegesack.

Eine Kupferplatte, mit lateinischer Inschrift, die über dem Haupt-Eingange angebracht ist, bewahrt bis hiezu der dank«

baren Nachwelt zur Erinnerung die Namen dieser 3 M ä n -ner, als der Haupt-Urheber dieser für die Stadt so wich-tigen Einrichtung. Dieses hydraulische Werk, zu dessen er-ster Errichtung 1662 man den Hydrauliker Jacob Gosten aus Danzig kommen ließ, bringt jetzt der Stadt großen Nutzen, indem es Wasser aus der Düna in alle Theile der Stadt und selbst in die Häuser hincinleitet. Zu dem letztern Zweck wurde übrigens die Wasserleitung mehrmals umgebaut, und 1791 veränderte der Mechanicus Johann Arnold Heimich Senger den Mechanismus derselben in allen seinen Theilen. Das Gebäude selbst für die Maschine ist schon zweimal ausgebaut worden. Gegen die Hälfte des vergan-genen Jahrhunderts gerieth das frühere Gebäude so sehr in Verfall, daß die Nochwendigkeit einen neuen Bau aufzuführen sich herausstellte. Dieses ward 1734 innerhalb des Zeit-raums vom 6. August bis zum 20. November bewerkstelligt.

Vermittelst eines unterirdischen Kcmales wird das Wasser aus der Düna in einen zu diesem BeHufe eigends gefer-tigten Brunnen geleitet. 7 Pferde, die stets nach zweistün-diger Arbeit gegen frische gewechselt werden, schaffen mit Hülfe von 8 kupfernen Cilindern und zwei Pressen, durch 6 senkrechte Röhren, das Wasser aus diesem Brunnen bis auf eine Höhe von 86 Fuß in den ungeheuren Wasser-behälter, der 241 Tonnen i n sich faßt, die Tonne zu 96 Swof, das Stoofzu l w Kubilzoll gerechnet. Dieser Wasser-behälter füllt sich innerhalb 30 Minuten. Durch eine Ab-zugs-Nöhre tritt das Wasser in mehrere Haupt-Röhren,

und versieht mehr als 400 Pumpenstöcke. Obgleich in manchen Jahren die Einkünfte dieser Wasserleitung die Ausgaben übersteigen, so muß doch, nach durchschnittlicher Berechnung, die Stadt-Casse immer zuzahlen.

12) D a s H o s p i t a l S t . G e o r g . Es ward 1220 durch Bischof Albert gestiftet. Es befand sich innerhalb

12) D a s H o s p i t a l S t . G e o r g . Es ward 1220 durch Bischof Albert gestiftet. Es befand sich innerhalb

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