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Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 97-100)

3. Beschreibung einer Meise von Riga nach dem Gute Hinzenberg

i n dem Nigische» Kreise u n d Allascheu Kirchspiele, von V . 3W. Ulprecht.

(Fortsetzung und Schluß.) Ganz verlassen von allen Zeichen cincs menschlichen Aufenthaltes gehet der Weg über unfruchtbare Saudberge und Hügel; über ausgetrocknete Moräste, die, wenn man auf ihnen fährt noch schwanken; öfters stehet man sich in Sandgogcnden, die ringsum wieder mit Sandhügel und dürftiger Haire eingeschlossen sind. Oft erblicket man ganze Strecken Land, deren Farbe hellgrau ist, und die wie aus-gebrannt daliegen. Ein ewiges Sandfeld beleidiget hier die Aligen! Doch nun wird man wieder einen See gewahr, der sich zu der rechten Hand längst dem Wege erstrecket.

Er ist der große weiße See, und hat vcrmutdlich von dem sehr weisen Sande, der sich in demselben und an dessen Ufer befindet, welcher dem Wasser eine weißlich scheinende Farbe ertheilet, seinen Namen. Er ist 3 Werst lang und fast eben so breit. Aus ihm stießet ein Bach, der die schon erwähnte Kormnühle treibet, und sein Wasser in den Stint, sce liefert. Nicht lange darnach erblicket man wieder einen anderen, und dieser ist der kleine weiße See, der wohl 1 Werst lang und z Werst breit sein möchte. Es scheint als wäre jede, von diesen Seen, eine für sich besondere;

allein untersuchet man es, so findet man, daß der Wasser-gang, der sie beide zusammen vereiniget, sehr breit ist, und nur nicht von dem Wege gesehen werden kann, weil er von demselben abgehet, auch niedriges Gebüsch sich vorge-stellet hat. Die Fische in beiden sind nicht so schmackhaft, wie die in dem Stint und Iägelsec. Durch diese kleine Abwechselung wird das Gemüth, welches traurig den vo-rigen Weg zurückgelegct hat, erheitert; allein nur auf eini-ge Aueini-genblicke, denn laneini-ge kann die Seele diese Freude nicht in sich erhalten, weil der Hinblick in eine so wüste Gegend sie wieder störet. Nach einem ziemlich langen, durch Sandwüsten sich windenden Wege, tritt jetzt wieder ein kleiner See zu der linken Seite hervor, der ungefähr 1 Werst in dem Umfange haben möchte, und dem man wohl keinen Namen bcigeleget hat, weil er zu klein und

unbedeutend ist. Von hier beginnt man den Weg, durch eben solche Sandfluchcn, wie die vorigen, zu waden, nur mit dem Unterschiede, daß jetzt an dcr linken Seite des Weges nach der 3la. hin, einige kleine Vauerhütten, an welchen dürftige Felder grenzen, sich den Reisenden zeigen.

So erreichet mau nun den Listen Wcrstpfosten, zwischen diesem und dem 22sten lieget zu dcr rechten Hand ein ho-her Sandberg, auf welchem ehemals eine Schlacht vorge, fallen sein muß, weil man daselbst erzene Sachen, welche zu dem Anzüge der Soldaten gehören, und alte Nigische Schillinge findet; auch die Todtcn ohne Särge begraben sind, uud man keine Spur von vermoderten! Holze antrifft, da doch der Vcrg mit der sehr steilen Seite hart an der wcudeuschen Straße lieget und also oft von den Reisenden an dem Fuße beuinuhlget wird, so daß der Sand von oben den Verg herunter rollen muß, und daher verur-sacht, daß dasjenige, was in dem Berge verborgen lieget, hervorragen und also gesehen werden kann. Nicht weit da-von auf der Fortsetzung eben dieses Sandbergcs lieget zwischen hohen Bäumen eine kleine hölzerne Kirche, die Westerotten-sche genennct. Sie ist mit Dachpfannen gedecket, hat an der Stelle eines Thurmcs über derThüre eine eiserne Stange, auf welcher ein eherner Hahn befestiget ist, und wird von einem hölzernen Zaune umgeben, außerhalb dessen, die Glocke an ihrem Stuhle hänget. Was die Kl'rche betrifft, so hat diese von beiden Seilen 4 großes Fenster, gleich wie der angebaute Chor auch ein solches, an welchem die mit einem kleinen Fenster versehene Sakristei stoßet. Der Altar u. die kleine Kanzel verhält sich mit übrigem Einfachen und Ländlichen in der Kirche sehr gut. Gegenüber der Kirche zu der linken Hand lieget dcr große langenbergensche Krug, von Fachtwerk mit rothen Backsteinen erbauet. Hier fan-get der Sand schon an ein wenig gröber zu werden; auch erhebet sich niedriges Gebüsch, und man merket nun schon, daß bald eine schöne Gegend und auch ein gut zu fahren-der Weg Einen zu empfangen sich heran nahen. Allein noch bis zum 26. Wcrstvfosten muß man die Unannehmlich-keiten von dem Sande ertragen. Doch hat man diesen Weg zurück geleget, so kommt man in das allasche Kirchspiel, u.

nun össcnet sich eine reizende grüne Landschaft mit

Fcl-179 480 dem und Wiesen bedecket, zwischen welchen graue

Vauerge-sindcr hervorrage», die den nahen Aufenthalt von Men-schen ankündigen. Hier fähret man über steile waldigte Anhöhen, über Vertiefungen, welche einladende Thäler bil-den, worin zwischen laubreichen Bäumen murmelnde Väche über bunte Steine hinrieseln, um Schatten und gemäßigte Kühle dem ermüdeten Wanderer zu ertheilcn, und zugleich dem Naturliebhaber neue Aufschlüsse in der Natur, durch die daselbst zu findenden Versteinerungen, zu verschaffen.

Durch eine solche schön geschaffene Gegend, führet der Weg zu einem großen Walde, der zwischen dem 28stcn u. 29stcn Werstpsosten ansänget und der wangasche heißet, von dem Gute gleiches Namens, welches zu Hinzenbcrg gehöret.

I n diesem, innerhalb der vorher erwähnten Werstpfosten, befindet sich eine Mühle, der Kupferhammer*). Hierin werden vermittelst des Wassers 2 große Hämmer in Bewe-gung gcfctzet, lim das Kupfer, welches vorher in dicken Stücken gegossen wird, uuter diesen zu Platen zu schlagen.

Das Kupfer hiezu wird aus Riga gckauset und mit den daraus verfertigten Platcn versorget die Mühle alle Kupfer-schmiede der ganzen Stadt. Außer runden Boden, zu gro-ßen Braufesseln, machet man gar keine ganze Geschirre hier.

Der jetzige Besitzer der Güter Wangasch und Hinzcnbcrg hat diese Mühlc'an einen Nigischen Bürger verpachtet. Nun gehet der Weg immer durch den Wald, ausgenommen daß oft Felder und Baucrgesinder ihn unterbrechen, welches sehr angenehm für den Reisenden ist, zumal da auch der Wald nicht sehr dicht mit Bäumen besehet stehet, weil man ihn sehr ausgehauen hat, und der meiste Thcil noch junger Zuwachs ist. Allein mitten in diesen schönen Gegenden w i l l der Saud einen doch noch nicht lverlasseu, und es scheinet recht, als wenn cr alle seine Macht aufbiete, die reizende Natur zu besiegen, um zeigen zu können, daß es Liestand ist, worin man sich in einem wrnncvollen Aufent-halte, dünket; denn oft trifft man noch viertel, ja halbe Werfte, die sandig sind. Doch diese kleine Unannehmlichkeit vcrliehret sich gegen die mannigfaltigen Schönheiten, welche nun allenthalben immer mehr ausgestreut sind. I n An-sehung des Wodens hat dieses Kirchspiel ein fettes, lehmig-tc,s, ;n dem Ackcrbaue sehr geschicktes Land, welches oft reiche Ausbeute liefert. Zwischen dem 29steu und 30sten Werstpfosten wird der Boden ganz steinigt; ans dem Felde erblicket man sehr viele große Steine, von denen diejeni-gen, welche noch nicht von ihrer ein M a l eingenommenen Stelle gevücket sind, von Zeit zu Zeit wachsen und größer werden. Alle Dämme i n dieser Gegend werden mit dem Steinsande, verbessert, und dieses machet die Wege sehr fest und gut zu fahren. So befindet sich eine außerordent-liche Menge großer Steine zwischen dem 32steu und 33sten

Wcrstvfostcn auf den Feldern, die fast damit wie übersäet sind; von diesen ist der Grund zu der neuen Kirche, welche sich innerhalb des 33sten und Zzsten Werstpfostens an der wendenschen Straße befindet, gemauert worden. Sie wurde in der Stelle einer ganz alten hölzernen, von dem Besitzer der Güter Wangasch und Hinzenberg, auf dem ersteren

') Gegenwärtig besteht unter dem Gute Hinzenderg cmch ein für Rechnung des Nigischcn Kaufmanns Popow errichteter Eisenham-mer, f. I n t . '851 S . 284 ff. ^

Gnte, welches sonst Honigshof hieß, zu Allasch gehörete, und oft Hinzenberg, oder Hinzenberg-Wangasch genenuet wird, von Backsteinen erbauet. Sie ist ziemlich groß, hat einen gegen der Kirche verhältnißmäßigen Thurm, dessen Spitze mit weißem Bleche beschlagen ist, welches sich gut ausnimmt, zumal wann die Sonne darauf scheinet. V o n beiden Seiten hat jeoe 3 große Fenster, so wie auch an jeder der Thüre sich ein solches befindet. Sobald man in die Kirche hinein tritt, ist das Altarstück das erste, welches die Aufmerksamkeit rege machet. I n diesem stehet die runde, ganz nach neuer Art geformte Kanzel über dem Altare, und ist sehr verhältnißmäßig mit diesem, so wie das Ganze viel Geschmack verrätb. Die Farbe hat man auch sehr gut gewählet: sie ist ein glänzendes Weiß, auf welchem, wo es die Schönheit erforderte die Leisten und Zierarten vergoldet sind. Uebechaupt ist diese Kirche mit eine von den guten in Liefland. Den leiten Tag des Heu-monatcs in dem Jahre 4790 wurde sie cingewcihet, und erhielt den Namen, die heilige Georgen-Kirche.

Sie ist eine Tochterkirche von dem allaschcn Kirchspiele, und wird von dem rodcnftoischen Prediger, so wie auch ihre Mutterlirche bedienet, welcher immer an dem äten Sonntage den lettischen und teutschen Gottesdienst hier hält. Die anderen Sonntage liefet der Küster aus einem lettischen Predigtbuche, von seinem Singstuhlc eine Predigt ab, und an denselben bat die teutsche Gemeine keinen Gottesdienst. Hinter dieser Kirche wohl 4 Werst von dem Wege ab in einem niedrigen Gebüsche, lieget die alte Kirche. Diese ist gewiß die einzige in Licftand, welche so wenig einem Gotteshause ähnlich stehet. Sie ist von Holz, welches aber schon ganz vermodert ist, mit Stroh gedecket, hat ohne den Chor 24 Fuß in die Länge und Breite, auf der rechten Seite, bei dem Hereinkommen 2 kleine Fenster, und auf der linken Seite 4 kleines. Auf dieser befindet sich auch die Kanzel, welche auf einem Klotze stehet, und zwar au der Stelle der Wand, wo der Chor durch einen Balken, welcher nuf 2 anderen aufrecht stehen-den ruhet, die einen Eingang bilstehen-den, von der Kirche abge-sondert wird. Der Chor ist 49 Fuß lang und 18 breit, hat auf der rechten Seite 2 ganz kleine Fenster, von de-nen das eine wieder festgemacht ist. I n demselben stehet der Altar, welcher einem von Backsteinen gemauerten Kasten ähnlich stehet, darauf lieget ein dickes Brett, auf welchem mau ein weiß leinenes Tuch gedecket hat. Ucber dem A l -tare befinden sich 2 kleine Fenster u. darüber iu der Mitte wieder ein solches, durch welche das Tageslicht auf den Altar scheinen kann. Auch nicht die mindesten gewöhnlichsten Verzierungen, die man sonst bei ganz einfachen Häusern antrifft, erblicket man in dieser Kirche. Sie gleichet sowohl nach dem Acußeren als Inneren, mehr einer Vauerhüttc als einem Gotteshause. Die Zeit ihrer Erbauung und das Volk, von dem sie erbauet ist, weiß man nicht gewiß; zwar hat sich ein Märchen unter den Bauern durch mündliche Ucberlicftruug erhalten, welche erzählet, daß damals, als die Lithauer Herren von Liefland waren, und ein russischer Fürst Besitzer der dasigen Gegend gewesen ist, die Kirche auf dem Wasser dahin geschwommen sei. Vermuthlich ist dieser Fürst der Herzog Magnus, so genannter König von

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Liefland. Wäre diese Geschick) te wahr, denn das Hinschwim, men muß man für das Erbauen der Kirche annehmen: so stehet sie schon über 200 Jahre. Daß sie sehr alt ist, zei-get noch die an einigen Bänken eingeschnittene Jahreszahl 1644 und an anderen eine etwas spätere; auch das auf dem Geländer eines über der Thüre erhöheten kleinen Cho-res, eingeschnittene Bischofözeichen, welches aus einem Bischofsstäbe und Schwerte, kreuzweise über einander, be-stehet. Innerhalb des Zaunes um die Kirche, stehet das Veinhaus. I n diesem lieget ein kleiner Kindesfuß, 6 Zolle lang, wovon das Fleisch mit der Haut vertrockenet, allein die Knochen, welche oben hervorragen auch die Zehennägel ganz weiß vermodert sind. Dieses beweiset, daß der Fuß so lange schon gelegen hat, daß das Fleisch hätte verfau-len können, wenn nicht die Beschaffenheit des Grabes, worin das ganze Kind gewesen ist, diese Eigenschaft an sich gehabt hätte, tobte Körper nicht verwesen zu lassen.

Noch sichet man hier den ledigen Glockenstuhl, dessen Glocke in den Thurm der neuen Kirche gehänget ist. Nun kömmt man auf dem Wege, der durch den Wald führet, dem hin, zenbergischcn Hofe immer näher. Doch noch vorher befindet sich zwischen dem 36sten und 57sten Wcrstpfostm eine Natur, Merkwürdigkeit, die werth zu betrachten ist, indem man stusscn-weife, von gewöhnlichen zu höheren, von den höheren zn erhabenen, und von diesen bis zu ihr der fürchterlichen Na-turschönheit geleitet w i r d : so daß das Furchtbare, welches sie ohne diese Stussenfolgc haben würde, nun mit den stei-genden Schönheiten in Verbindung gesttllct, gleichsam ver-schmilzet, und das Ganze sich als ein reizend erhabenes Gemälde, geschaffen von dem Pinsel Natur, darstellt. Nicht weit von der Landstraße, wenn man nemlich auf dem Wege von dem Vaucrgesinde Staltsch gencnnet, welches zn der lin-ken Seite an der Straße lieget, das ehemalige, jetzt mit Bäu-men überschattete hohe Ufer der Aa hinunter geht; und zu der linken Seite fortschreitet; kömmt man auf eine schöne grüne Wiese, welche zu einem wilden Striche Bäumen führet, die unten an der Anhöhe hinstehcn; zwischen diesen schlängelt sich ein ziemlich breiter Bach, der mit der Aa in Verbindung stehet, worüber an einer schmalen Stelle, die von Baumstämmen, Aesten und Reisig vollgcfüllet ist, ein Weg zu der Anhöhe führet. Diese besteigt man nun und gehet zu der linken Seite auf einem kleinen Fußsteige, an dem steilen Ufer hin, welches so weit es sich erstrecket, oben von hoch empor ragenden, überhängenden Fichten und an-deren Bäumen, in Schatten gesetzt wird. Unlcrweges er-blicket man an vielen Stellen von Grün entblößcte, grau-gelbe mit rothcn Streift« durchkreuzte Sandwände, deren Oberflächen verhärtet sind, und auf welchen man hin und wieder verschiedene Namen der da gewesenen Reisenden in den Sand eiugekratzet findet. Nun gelanget man endlich zu der Merkwürdigkeit dieser erhabenen Gegend, in welcher das zu untersuchen allenthalben aufgeforderte Auge staunet, und ungewiß ist, welchen Gegenstand cs zuerst beobachten soll. Eine Hole, die ganz von dem unten an der Anhöhe stehenden Wäldchen verdecket wird, so daß sie von der vo-rigen Wiese nicht gesehen werden, und über sich Jahre zäh-lende Bäume traget, stehet auf ein M a l , wenn man den von Laub verborgenen Fußsteig verlasset lund wohl, von

182 dem vorigen Vauergesinde an, eine halbe Werst zurückge?

legt hat) in dem steilen AbHange vor einem da. Unter einem Baume, dessen abgebrochener Fuß jetzt auf einem Hügel von der hohen Anhöhe ruhet, auf welchem er sonst stolz stand, und dessen verdorrter Körper mit seinem Haupte auf einen anderen übergestürzt ist, gehet man durch und näheret sich ihr: Gleich auf der rechten Seite ziehet ein Rauschen die Aufmerksamkeit an, und man ist bemüht aus-zuspähen wo dieses herkömmt; allein bald zeiget sich eine fast senkrecht an der Sandwand herunter gehende Rinne, durch welche das auf dem Berge sich sammelnde Wasser hinunter stürzen gehöret, aber fast gar. nicht gesehen werden kann, weil die Rinne so tief in dein verhärteten Sande von dem Wasser ausgeholt ist, daß sie fast einer Röhre, die nur der Länge nach herunter eine schmale Ritze bekommen hat, gleich stehet. Das abströmende-Wasser schlängelt sich auf einem Wege von einigen Schlitten, und verliert sich endlich in dem vorbei fließenden Bache. Der Eingang der Höhle gleichet einem starken Nisse, der unten breit, allein oben spitz zulaufet, und ungefähr 2 Mann hoch ist. Durch diesen kommt man in eine mittelmäßige Hole, worin wohl 13 Men-schen bequem stehen können. I n dieser entspringet auf der linken Seite ein kleines klares Vächchen, welches von dem hinaus träufelnden Master, der hinten niedrig liegenden Decke der Hole, sich sammelt, und in den vorigen Bach ergießet. Aus dieser führet eben so ein, nur etwas nie-driger Eingang, wie der vorige, zu einer ziemlich kleinen Hole, worin das Tageslicht nicht mehr hinein dringen kann, und also eine Laterne nöchig ist, welcher) man, sich.am ge>

wohnlichsten um hinein zu gehen, bedienet. I n dieser be-findet sich nun wieder eben eine solche Spalte, die aber nur einen halben Mann hoch ist. Durch diese kann man in eine sehr weitläuftige, durch die daselbst herrschende schwarze Finsternis grausenvollc Hole gelangen, welche aber wegen des beschwerlichen Einkommens, weil die Oefnung so klein ist, selten besuchet wird, zumal da auch von Zeit zu Zeit der Sand von der Decke oft in großer Menge abfället, welches bei den 2 anderen auch der Fall ist, daher man in beiden einen großen Sandhaufen in der Mitte antrifft.

Wegen ihrer fürchterlichen Dunkelheit, auch ihres beschwer-lichen und verstecketen Zuganges, hat sie von den dasigen Bauern, den Namen: die Teufelökammer oder Teufelshöle erhalten. Von der Entstehung derselben brauchet es wohl keiner langen Untersuchung ; denn es ist wahrscheinlich, daß der hier nah? Fluß A a , welcher vor undenklichen Zeiten, diese, so wie die gegenüber liegende Anhöhe zu seinen Ufern hatte, durch die starke Gewalt des Wassers, welche er noch jetzt in seinem kleinen Bette beweiset, diese Holen ausge-wühlct hat, und an der Stelle des Sandes das Wasser eingetreten ist, welches da der Fluß nach und nach schmäler geworden, und endlich sein jetziges Bett eingenommen hat, auch abgelaufen ist, vermuthlich unterdessen noch viel Sand daraus mit sich geführet, auch vielleicht die Zeit zu der Ver-größerung derselben etwas beigetragen hat, und so die jetzi-gen 3 Holen entstanden sind. Jetzt beginnet man den Rück-weg wieder; gehet noch einmal alle die Schönheiten vorbei, die die erhabene Natur hier vereinete; siehet hie und da himmtergeftürzete Bäume, deren Häupter in dem Wasser

4U4 liegen, oder die ander steilen Bergwand hingeworfen sind;

stehet wie alles darauf abzielet, erhabene Empfindungen von der schöpferischen Natur, in die Seele einflößen zu können,

«nd scheidet mit dem entzückenden Gedanken, o Natur, wie schön bist d u ! — Nun gehet die Reise von der vorherver-lassenen Stelle, in dem Walde weiter fort, und bald darauf glaubet sich die Einbildungskraft in einen englischen Gar-ten versetzet; denn von dem MsGar-tenbis zudem 39sGar-tenWerst- 39stenWerst-pfostcn stehen von beiden Seiten des Weges, im Walde hohe Birken, die wohl vor scyr langer Zeit hingepflanzet sind, weil in dem Fichtenwalde gar kein Virkenbaum zu sehen ist, auch das gleichweite Stehen der Bäume von ein-ander dieses verräth. Hier erblicket man zuerst aus einer fernen, von dem Laube der Birken gewölbeten Oeffnung, die sich an dem Ende des Waldes über dem Wege zu

ver-einigen scheinen, das neue von Stein erbauete Wohnhans, Welches auf einer etwas niedrigeren Gegend, als die ist, auf der man sich befindet, lieget. Dort siehet man von goldenen Aehren bedeckete Felder, blumenreiche Wiesen, welche die Aussicht begränzeu, die sich mit einem Waldc endet. Auf der linken Seite am Wege, nicht weit hinter

ver-einigen scheinen, das neue von Stein erbauete Wohnhans, Welches auf einer etwas niedrigeren Gegend, als die ist, auf der man sich befindet, lieget. Dort siehet man von goldenen Aehren bedeckete Felder, blumenreiche Wiesen, welche die Aussicht begränzeu, die sich mit einem Waldc endet. Auf der linken Seite am Wege, nicht weit hinter

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 97-100)