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Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 178-181)

L i v l a u d.

N i g a , d. 12. Apns. Der E i s g a n g unserer Düna . ist als beendigt anzusehen. Bereits vorgestern wurde die Eismasse, welche sich bei Katharinendamm festgesetzt, man-cherlei Beschädigungen am Damme selbst verursacht und die am Strom liegenden Häuser der Gefahr ausgesetzt hatte, weggerissen zu werden, durch das steigende Wasser los-gerissen und der Mündung des Flusses zugeführt. Der Wasserstand wurde dadurch sogleich bedeutend niedriger, der Dünamarkt frei und gegen Abend war der Fluß in sein Bett zurückgetreten und erreichte nicht einmal die Boll-werks-Höhe. Seit gestern treibt der Strom fast gar kein Eis mehr und die Comnunication zwischen dem dies- und jenseitigen Ufer wird durch Böte sicher und gefahrlos be-werkstelligt.

R i g a , d. 14. April. Seit vorgestern sieht man die ersten S c h i f f e von den Hierselbst im Winterlager gewesenen auf unserer Düna eifrig beschäftigt, ihre Ladungen ein-zunehmen. Zwei Schiffe laden Roggen, wovon das eine (die dem hiesigen Handlungshause G . W . Schröder und Comp. gehörende Bark „Elise") seinen 230 Last fassenden Raum bis Morgen Mittag — wie man sagt — mit Roggen gefüllt haben w i r d , um sodann sogleich seine Reise nach Holland anzutreten; das andere ist nach Stettin bestimmt.

Das Dampfboot „Unitu„ liegt bereits auf seinem gewöhnlichen Ankerplatz« um seinen Bugsirdienst zu beginnen. I n -diesen Tagen können wir der Ankunft von Schiffen ent-gegensehen. Das Dampfschiff „Düna" wird stündlich aus Lübeck erwartet.

Zu ,den 4 Dampfschiffen, die wir in diesem Jahre auf unserer Düna ankommen und abfahren sehen werden, und von denen 2 l»Constantin" und „Newa") die Verbin-dung zwischen Riga, Mohnsund, Neval und S t . Petersburg unterhalten werden, 1 („Finland") zwischen Riga, Neval und St. Petersburg und 1 („Düna") zwischen Riga u. Stet-tin regelmäßige Fahrten machen wird, soll sich jetzt noch ein fünftes gesellen, die „Alexandra," die früher zwischen Lübeck und Kronstadt fuhr und im v. I . den Dienst zwischen Kronstadt und Stettin versah. Dasselbe wird alle 14 Tage eine regelmäßige Communication zwischen Riga und Travc-mündc herstellen und am 3. M a i n. S t . von letzterem

^ r t e ftme erste Reise auf Riga beginnen, um dann von Pler am i ü . M a i n. S t . zum ersten Male dorthin abzu-A . V abzu-A s S M hat 3 Kajüten zu dem Preise von 33,

^ä und 45 N . S . für die Person. (Zusch.)

- ^ 3 ^ ^ ^ ^ V ' . ^ ° " s"'t vielen Wochen brachten uns d'e Hamburger Vorscnhalle und die Stettiner Börsen-Nochnchten derDstsee die langen Listen der Schiffe, welche

haben unsere Provinzen und die Residenz seit Wochen mit Südfrüchten versorgt; nur die starken Eismassen im rigasch.

Meerbusen wollen dem jungen Frühlinge noch nicht weichen, und viele hundert Schiffe, welche bei Domcsnccs kreuzen, sind bis hiezu am Einlaufen verhindert gewesen. — Einige hier im Winterlager befindlich gewesene, in diesen Tagen aus der Volderaa ausgelaufene Schiffe sind bald wieder zur Umkehr gezwungen oder vom Eise dermaßen eingeklemmt worden, daß sie sich in der unangenehmsten Lage behaupten müssen. — Dasselbe gilt von mehren an der Oeselschen Küste eingezwängten Hieher bestimmten Schiffen, deren Führer die Gastfreundschaft der benachbarten Insel in Anspruch genommen und auf dem Postwege über Arensburg den hiesigen Correspondenten und Angehörigen die trostreichsten Mittheilungen über ihr Schicksal und dasjenige von Schiff und Ladung gemacht haben. Nur „die Hoffnung" ist, so viel bis jetzt bekannt, zu Grunde gegangen und theilt ihr Loos mit den vielen Seefahrzeugcn, die nach den gleich-lautenden Nachrichten aus allen Handels-Plätzen der Ost-seeküste in den letzten Wochen durch zu gewagten Kampf mit den Elementen verunglückt sind. — Die hier in Ladung begriffenen Schiffe erfreuen sich außerordentlich günstiger Fracht-Conjuucturen. Aus Liv- und Kurland sind bereits B ö t e und H o l z f l ö f f e r zahlreich angekommen. — Den Uebergang zu den größeren Wasserfahrzeugen bil-dend, sammeln sich von allen Seiten die Lodjm und Tschollen und schwimmen auf der Düüa und ihren Nebenflüssen als Begleiter der schwerbeladenen Transport-Bedachungen herab, die des gefürchteten Wassermangels ungeachtet so eben, heute am 17. April Hieselbst einzutreffen anfangen.

Einige anhaltende Regengüsse haben den Wasserspiegel des Stroms bedeutend erhöht und die ersten, aus Poretschje angekommenen Hanf-Struseu verkündigen in den nächsten Tagen die Nachfolge vieler hundert Barken aus den nähergelegenen Düna-Disiriclen, während die entfern-teren noch bis zum M a i sich rüsten. — I n der nächsten Umgegeud sind H o l z p a r t i e e n aus allen Wäldern, die der Art offen standen, zum Verkauf abgeschlagen worden; der ungünstigen Aussichten für den diesjährigen Holzhandel ungeachtet hat sich die Thätigkcit auf diesem Felde auch, auf ganz neue Unternehmungen geworfen; die Waldungen, aus denen Riga früher seinen Vorrath bezog, sind längst gelichtet, der entferntere Süden des Reichs allem bietet noch die Möglichkeit der Benutzung für die auswärtigen Kriegs- und Handels-Flotten. Wenn die Eisenbahnhölzcr zur Stillung des augenblicklichen Bedarfs in den nächsten Umgebungen der Seehäfen gefunden werden, die theuren Holzfrachlen auch selbst den großen Getreide-Aufschwung mit zu überwinden haben, so giebt das Marincbauholz erst nach mehrjährigem Transport durch die verschieden-artigsten Straßen-Nchc und Fluß-Systeme bei künftigem Erpovt die Möglichkeit :in?s größeren Gewinnes. —

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R i g a , d. 17. April. Heute fand auf dem Schlosse bei des Hrn. General-Gouverneurs Erc. die Beglück-wünschungs-Cour zur Feier der Geburt Sr. Kaiscrl. Hoheit des Großfürsten W l a d i m i r Alerandrowitsch statt.

Gestern ist der Livländische A d e l s - C o n v e n t geschlossen.

Nissa. Während der diesjährigen Navigation werden B a i rds 2 neue Dampfschiffe, die „Neva", mit Maschi«

nen von 220 Pferdekraft, geführt von Cpt. W. Thomson, und ,-Constantin", von 160 Pferdckraft, geführt von Eap.

Engelund, eine regelmäßige Eommunication zwischen St.

Petersburg, Neval, Mohn-Sund und Riga unterhalten u.

jeden Mittwoch das eine aus St. Petersburg, das andere von Riga abgehen. Die ersten Abfahrt-Tage sind von St. Petersburg der 30. April (Dampfschiff Constantiu), und von Riga der 7. Mai (Dampfschiff Neva).

D o r p a t , d. 18. April. I n den beiden Concerten am 14. und 17. d. M . , im großen Hörsaale der Univer-sität, gewährten uns Herr und Madame V l a e s seltenen und hohen Kunstgenuß. Die vollendete Meisterschaft des Hrn. Vlacs auf der Clarinette, sein ausgezeichneter Vor-trag rissen zu stürmischem Beifall hin, — und in Madame Vlaes-Meerti erkannten wir eine Sängerin ersten Ranges, wie sie in Dorftat lange nicht gehört worden.

Leutsal. Unsere Kirche wird nun bald ihren Tburm wiedererhalten.

G st h l a n d.

Neval, den 10. April. Der Pianist Oscar Pfeiffer aus Wien ließ sich auf seiner Durchreise aus Petersburg in die Heimath am 3. d. M. im Actiensaalc hören. Sämmt-liche vcrgetragene Piecen waren von seiner eigenen Compositiou. Das Urthcil Kunstverständiger über' sein Spiel war ein sehr vorteilhaftes, der Zuhörer nur eine kleine Zahl.

N e v a l , den 14. April. Endlich kann man dem bal-digen Schlüsse der L a n d t a g s Verhandlungen entge-gensehen. Die bauptgrundsäye u. wichtigsten Zugeständ-nisse in der Esthländischen Lebensfrage sind bereits definitiu entschieden, und muß der Unparthciischc anerkennen, daß die Esthländische Ritterschaft durch ihre Concessionen zum Besten des Bauernstandes wahrlich große Opfer bringt.

Hoffentlich werden die Kritiker, wenn auch in Livland die agrarischen Verhältnisse geregelt worden, einmal aufhören die Grundbesitzer in den Ostseegouverncmcitts in dieser Hinsicht hart und ungerecht in Anspruch zu nehmen, und sie nicht mehr, wie oftmals geschehen, verlsumden. Der Himmel hat auch seinen gnädigen Beistand zur Beschleuni-gung der Ausführung nicht versagt, indem die noch immer anhaltende Schlittenbahn es möglich gemacht, daß auch die entfernter belegenen, zu dieser Jahreszeit in der Negel durch Überschwemmungen, unfahrbare Wege eingesperrten, zum zweiten Mal zahlreich versammelten Gutsbesitzer thätigen Antheil an den Verhandlungen nehmen konnten. Nun aber eilt ein großer Theil derselben aufs Land, weil der St.

Georgs-Tag heranrückt und der eingctrelenc Vichfutter-Mangel besonders bei der Bauerschaft drückend fühlbar ge-worden und die Gegenwart der allezeit zum Beistände be-reitwilligen Gutsbesitzer erheischt.

Neval, d. 13. April. Die Aufführung des Requiems zum Besten derSt. Nicolai-Kirchecrgab eine Gesammt-einuahme von 492 R. S-! dem Vaucapital der Kirche sind davon 362 N. S. zugeflossen, da die Kosten auf o.

430 N. S. sich beliefcn.

Valtischport. Seit dem 1. bis zum 7. April sind noch 20, aufNeval bestimmte Schiffe, die wegen des Eises den Ort ihrer Bestimmung nicht erreichen konnten, in unfern Hafen eingelaufen; unter ihnen 7 mit Südfrüchten und 1 mit Austern.

E n g l a n d .

Mtitau, d. 12 April. Unser Theater scheint seine Endschaft erreicht zu haben. Die Theilnahme des Publikums

342 für dasselbe verminderte sich in der letzten Zeit immer mehr und mehr, und man kann eigentlich zu der Frage veranlaßt werden, wie es gekommen sein mag, daß diese temporaire Bühne sich noch so lange behauptet.

M i t . i « . Um den im Publicum verbreiteten, den Cre-dit des Handlungshauscs Hertz wich k Comp. in Windau beeinträchtigenden falschen Gerüchten zu begegnen, hat Hr.

Friedr. v. Necke zu Salcnen in Curland sich veranlaßt ge-sehen, zur Ehre der Wahrheit im curland. Amtsbl. bekannt zu machen, daß er mit seiner aus einem diesjährigen Holz-geschäft mit gedachtem Handlungshause resultirenden, erst zu Iohannis d. I . fälligen Forderung von 10,000 N. S . durch baarc Zahlung vollständig gedeckt worden.

Liba«, d. 31. März. Wir hatten in vorgestriger Nacht wieder bis 10 Grad Kälte. — Nach Neval und Riga bestimmte Schiffe sind hier eingelaufen, da es nicht möglich war, die großen und starken Ciümassen zu durchsegeln. — Nach Riga hin halten sich circa 38 Schiffe gesammelt, von denen einige im Eise festsaßen, für welche man besorgt war.

(Zusch.)

ZViudau, den 12. April. I n einer der jüngsten Nummern eines Sächsischen Blattes tritt ein Kaufmann mit der folgenden, originellen Replik auf: Einige Indivi-duen haben jedenfalls aus dem Grunde, weil meine Firma vieles Vertrauen nebst Achtung in der kaufmännischen und mchtkaufmännischcn Welt genießt, und sie sehr wenig oder garnichts von diesem Artikel besitzen, wahrend meiner letz«

ten Abwesenheit versucht, mir einige Stücke davon abzu-schneiden, um ihre eigenen Blößen damit zu bedecken.

Allein der Zeug, aus dem diese Artikel bestehen, ist zu fest und zu dicht, als daß es selbst der großen Kunstfertigkeit dieser Personen im Auf, und Abschneiden gelungen wäre, mit ihrem Versuche ein gutes Geschäft zu machen. Meine Firma steht unversehrt da, und wird, wie ich hoffe, noch länger so bestehen.' Wäre aber auch der fragliche Versuch gelungen, so würde dies doch jenen Industrie-Rittern, ihren Knappen und Trcßbubcn nichts gefruchtet haben, da der feste und dichte Zeug, woraus Vertrauen uud Achtung ge-webt sind, die besondere Eigenschaft hat, daß er sogleich in Lumpen zerfällt, wenn er mit Lumpen in die entfernteste Berührung kommt. — Diese Replik möchte eine treffende Anwendung auf die Verbreiter der hier jüngst in Umlauf gebrachten Gerüchte finden, nur schade daß das hier lebende Völkchen der Auf- und Abschneider zu dickleibig ist und ohne Scheu und Schande, trotz aller Verachtung, die man ihnen bezeugt, von Haus zu Haus herumschnuppert, um unter fremder Firma mit der schuldlosesten Miene von der Welt, ihre Nebcnmenschen mit bösem Leumund zu besudeln.

W i n d a « , d. 12. April. I n der Nacht vom 9. zum 10. d. M . verließ in ruhigem Gange die so lange ge-standene Eisdecke endlich unsern W i u d a u f l u ß . Der starke ausfallende Strom hat das Fahrwasser merklich ver-bessert; heute sind bereits 1-i Fuß Englisch im Seegatt u.

es steht eine noch viel größere Tiefe zu erwarten, da in den Wäldern eine sehr große Schneemasse noch vorhanden ist, die durch Zulauf aus den kleinen, in den Windaustuß einfallenden Flüßchen, die Strömung rapid vermehren wird.

Würde mau der günstigen Naturlage des Hafeus nur etwas zu Hülfe kommen u. die Küsten allmählig ausbauen, so wäre unser Hafen unstreitig der beste an der ganzen Ostsee, und zu jeder Jahreszeit könnten die größten Schiffe einlaufen, wie denn schon zu des Herzogs Jacobs Zeiten sogar hier erbaute Kriegsschiffe ausgelaufen und cingekommen sind. — Nach der langen Winterruhe erwacht reges Leben im H a n d e l s v e r k e h r , welches der notleidenden Klasse zuströmender fremder und städtischer Annen einige Hülfe durch Erwerb bieten wird. Manchem leeren Gcscbway daß die Holzverschiffung sich in diesem Jahre durch

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juncturen verringern werde, ist um so weniger Glauben zuzumessen, da von den ersten Handlungshäusern dieser Stadt die getroffenen Anstalten zur Abschiffung der sehr umfaugsreichen Holzlager, wozu mindestens 280 Schiffe erforderlich wären, und von denen, wie Referent aus sehr ^ sicherer Quelle weiß, ein großer Theil schon befrachtet ist, dem widersprechen. Die Herren Hertzwich K Comv., deren thäliger Chef wie früher in diesen Blättern rühmlich ge-nannt, eröffnen dem Gewerb- und Arbeiterstande eine neue Erwerbsquelle, indem sie in diesem Jahre 2 große Schiffe erbauen lassen, von denen das eine in kurzer Zeit auf den Stapel gesetzt werden soll. Die Thatlraft dieses Hand-lungshauses entwickelt sich immer mehr und die solide Be-handlung der Geschäftsfreunde nnd Lieferanten mehren Ruf und guten Namen. — Wenn auch die Lebensmittel in Folge des stärkeren Verkehrs im Laufe der Sommermonate im Preise steigen, so wird jeder vernünftig Denkende doch zu-geben müssen, daß der größere Umschwung von Capitalien, das viele baare Geld, welches die Schiffer hier in Um-lauf bringen, auch hüd-chen Gewinn zurücklassen, indem sich doch alle Einwohner der Stadt mehr oder weniger darin theiku. — Schiefe Urtheilc und übele Rede können daher nur aus einer Quelle von Mißgunst und Neid geschöpft sein, und — welcher Sterbliche wäre im Stande diesen Abnormitäten der Menschheit zu genügen. Vox papuli vox üvi! und — dieser Gott der Vergeltung segnet und wird fürder segnen die Triebfeder des Gewerbes, des Unter-haltes der Armen!

V Z i u d a u , den 14. April. Das D a m p f s c h i f f

„ D u n a " , Capt. G.Böhme, von Lübeck mit Gütern u. 3 Passagieren nach Riga bestimmt, lief am 43. d. M . hier

ein, um weitere Nachrichten über den Eisgang von Riga abzuwarten. Passagiere, eine kleine Quantität Austern uud Früchte gingen mit hiesigen Fuhrleuten nach Riga ab.

Das schöne Wetter und die hier doch seltene Erscheinung eines Dampfschiffes lockte eine große Zahl der Einwohner an die Ufer dcs Hafens, in dem es wieder recht lebhaft geworden, da gleichzeitig an demselben Tage 4U S e g e l -S c h i f f e anlangten, welche Eiscnbahnhölzer von Hrn. Hertz-w ich H Comp. laden sollen. Zahllose Holzstöße treffen täglich ein u. Alles ist wieder rege Thätiykeit, selbst die Noth ist verscheucht, denn wenn die Lebensmittel auch hoch im Preise, so ist der arbeitenden Klasse'doch der Erwerb eröffnet, es finden selbst die vom Lande kommenden Leute hinreichende Beschäftigung uud guten Verdienst. Neid und Mißgunst, denen es noch jüngst theilweisc gelungen war, mancherlei lügenhafte Gerüchte in's Publicum zu bringen, müssen bc, schämt abziehen, — Ruhm gekrönt zwar nicht, — aber! — Friedrichstadt, den 10. April. Die D ü n a streifte hier erst vor einigen Tagen ihre Eisdecke ab, nachdem sie dazu wiederholte vergebliche Versuche gemacht hatte. — Das Eis fing an sich zu thürmen, da es aber sehr morsch und dünn, der .Wasserstand auch ein sehr niedriger w a r , so ging der dießjä'hrigc Eisgang ohne Gefahr für unseren, demselben im Allgemeinen sehr ausgesetzten Ort vorüber.

Gegenwärtig ist der Wasserstand bedeutend hoch und fort-während im Steigen begriffen. — M a n erwartet schon täglich die ersten Struseu und sieht einem lebhasten Früh-lahrs-Handel entgegen. Möchten die glücklichen Auspicicn des Gottes Mercur unsere Handelsleute nicht täuschen!

Aus der Gegend von H a s e u p o t h , d. 15. April.

D»e allgemeine Noth der Landleute ist groß. Allgemeiner Mangel der Lebensmittel u. des Viehfutters steigern die morgen ms Unendliche. Bei der schlechten Heucrndte des

^ . . ^ ^ ^ n b ö ^ " EinMsscn des so ungewöhnlich lange dauernden Wmters, .der seine Schneedecke noch immer nicht abstreifen will, w.rd die letzte Kraft in Anspruch genommen.

— Viele Arbeitspferde vergehen vor Hunger, und es giebt kein M i t t e l , die erschöpften Thiere wieder aufzurichten.

Theuer berbeigeschafter Hafer wird den Thieren in Mehl mit Wasser als Futter gereicht; denn Heu und Stroh sind für alles Geld nicht zu haben. — Alles wartet sehnsüchtig auf warme Witterung; gestern am 14. hat es stark geschneit, in der Nacht eben so stark gefroren; wir sehen uns in den Winter zurückversetzt und wissen nicht, wie die allernoth-wendigsten Bedürfniße zu befriedigen sind. —

A u s dem Protocolle oer v o m 8 . bis 1 2 . August 4 8 4 6 zu Goldingen gehaltenen 1 2 . C u r l k n d .

P r o v i n z i a l - S y n o d e .

Der General-Superintendent hielt die Synodalvrcdigt über Luc. 13, 1—9. Die Synode sprach später für die Predigt, mit deren ganzem Inhalte sie sich einverstanden erklärte, ihren ausdrücklichen Dank gegen ihn aus. Die Synode war außer dem General-Superintendenten von HU Predigern des Consistorial-Bezirkes und 6 Candidaten besucht. Als Pastor H i l l n e r aus Angcrmünde am 2.

Synodaltage sich beurlaubte, um die livländ. Synode zu besuchen, erhielt er den Auftrag, den dort Versammelten den Brudergruß zu überbringen und ihnen der Synode tiefste und lebhafteste Thcilnahme an den Begebnissen der Kirche u. ihrer Diener dort auszudrücken. Pastor B ü t t n e r aus Schleck trug eine Abhandlung über die Seelsorge vor, wobei er namentlich die Aufmerksamkeit auf die zweckmäßige Erziehung der Jugend und auf die Mitwirkung der Familienmüttcr dabci richtete. Pastor S c h m i d t aus Edwahlcn verlas einen Aufsatz, in welchem er sämmtliche dießjährige Synodalfragen kurz u. treffend zu beantworten suchte. Pastor T i l i n g aus Talsen besprach die Synodal-frage: „ i n welcher Sprache sollen die Kirchenbücher geführt werden?" — Es führten nämlich manche Prediger dieselben in lettischer Sprache, was er uurecht fand. Die Synode hielt es zur Herbeiführung der Gleichmäßigkeit für wün-schenöwcrch, daß künftig anzustellende Prediger angewiesen würden, ihre Kirchenbücher in deutscher Sprache zu führen.

D e r s e l b e behandelte in der Kürze die von ihm aufgestellte Synodalfrage: in welchem Falle hat der Prediger das Recht, die Zulassung zum Adelldmcchle zu verweigern? — über welche Pastor S e c b c r g von Wähnen dann eine Abhandlung gab. Auch hielt er einen Vortrag „über Anstellung von Kirchenältesten aus der deutschen Gemeinde namentlich in den Städten." Er hielt es für nochwendig, Kirchenältesten nach Art der lettischen Kirchenvormünder anzustellen. Die anwesenden Stadtpvediger nahmen sich vor, über diesen Gegenstand besonders zu berathen. Pastor T i l i n g aus Kreuzburg hatte eine Abhandlung eingesendet, enthaltend

»Vorschläge zur Gestaltung und Erweiterung dcs Kirchen-vormund-Institutes." M a n erkannte darin eine conse-quente Darstellung alles dessen, was von diesem Institute in seiner weitesten Ausdehnung gefordert werden könnte, glaubte aber, daß der Ausführung sich unübcrsteigliche Hin-dernisse in den Weg stellen dürften. Der Präses theiltc einen Aufsatz des Pastors W o l t e r aus Zierau mit: „ E r -fahrungen und Winfc, jüngeren Amtsbrüdern zur Ansicht mitgclheilt und zur Beachtung empfohlen von einem Greise in seinem <H7. Amts und 74. Lebensjahre." Pastor K a l -ter f e l d aus Neuhausen referirte über die in seiner Ge-meinde seit Jahren bestehende Anordnung, daß — ohne allen Zwang — die verschiedenen Gebiete nach der Neihe-folge der Sonntage zum Abendmahle kämen, wodurch un-verhältnismäßig große Communionen vermieden und die Seclsorge gefördert würde. Die meisten Prediger sprachen die Ueberzeugung aus, daß eine solche Ordnung — weil

ein wahrhaft gefühltes inneres Bedürfniß sich nicht an die

'(Hiezu eine Extrabeilage und die 5. päbagog. Beilage.)

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 178-181)