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der Tageschrouik

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 57-61)

liunölhig zu des Künstlers Lobe noch etwas zu sagen, nach-dem vou Riga aus dafür schon allcs gethan ist, wir brauchen bloß hinzuzufügen, daß er im großen Hörsaale der Universität gespielt u. auch bei uns ein zahlreiches Publikum herbeige-lockt hat. Schadc, daß der Mangel eines Orchesters hicsclbst uns Hrn. Ernst nur als Salon- u. Solospicler u. vorzugs-weise in seinen eigenen Schöpfungen bat bewundern lassen, lieblich und herzbewegend in den Gesangstücken, unterhal-tend und namentlich für den Kenner des Instruments stauncncrregend in den Bravourstücken (im zweiten Concerte waren zu willkommener Abwechselung noch ein Paar Ge-sangsachcn, ausgeführt vom Tenoristen Franckc, einge-schoben worden); ich sage Schade, denn den höchsten und nachhaltigsten Trinmvh feiert der Meister auf der Violine nustreitlg in der Aufführung klassischer Compositionen — an der Spitze eines Orchesters, dessen Tonwcllen er, einem Gölte gleich, zum Sturme erregt und wiederum besänftigt, oder im genialen Wettstreite, mit anderen gleichberechtigten Instru-menten, zu deren Zahl bekanntlich da; Piauofortc nicht gehört.

Ob Hr. Ernst vorzugsweise Salonspielcr sei, wie man hat behaupten wollen, löiulen wir nach den bei uns gegebenen Umständen natürlich nicht bcurthcilen; das aber getrauen wir uns wohl zu behaupten, wenn er von der klassischen Nichlung seiner Jugend bildung im Wiener Coülervatorium jemals zum französischen Virtuosenthume eines Baviot und der Gunst der Pariser sich hingeneigt ! M , so ist es nur mit als Entwickclungsmomcnt anzusehen, so ist es nur ge-schehen, um mit. bereicherter und erweiterter Kunstfertigkeit zur ruhigen, sinnigen, cmfachgroßei,, c r n st e n deutschen Wc»sc zurückzukehren.

A p t , d. 30. Januar. Zu unscrcr diesjährigen sog. Ficsse, nach 3wöchcntlichcr Dauer schon am 28. d.

M . ausgeläutet, wurden, nach ten Anaabcn der auac-relsten Kaufleutc

l. von russischen Maaren M^üh^t davon U b t 4) wollene Maaren . . 21,470 44,450 2) baumwollene Waarcn 39,439 26,000

99 400

3 ) Flachs u. Hanffabrikate 12,030 9,010 4 ) seidene und halbseidene

Fabrikate . . . . 23,830 47,400 8) Rauchwaaren . . . 48,400 41,400 6) Leder u. daraus

fabri-cirtc Sachen . . . . 4,000 8,700 7) Metalle u. daraus fabri,

cirte Sachen . . . . 6,300 3,000 8) Fayence - Geschirre aller

Art 6,400 2,800 9) Porzellan «Geschirre aller

Art . . . . . . . 3,900 2,600 40) Krystallc, Glas u. Spiegel 3,400 3,000 44) Zucker 9,000 >

42) Seife 300

43) Wachs 2 0 0 ) 9,830 44) Taback 3,800

13) Papier 2 ^ 0 0 )

57,873

^0. 400,910 I I . von ausländischen M a a r e n ,

euro-päischen u. Kolonial-Maaren 4) Tuche 3,000 2) Casimir 600 3) Flanell 4,000 4) Baumwollene Fabrikate 360 8) H a n f - u . Flachsfabrikate,

Hanflein, u. Flachstem 42,800 6) Tafelgedecke . . . . 4,000 7) Valtist 700 8) Seidene Fabrikate, Zeu, /

ge, Tücher, Bänder . 3,830 9) verschiedene

Gewürz-w^aren 3,700 40) Kaffee 2,300 44) Thee 4,600 42) verschiedene nicht

vorbe-nannte Maaren . ^ 6 , 7 5 0 ^ ^ 34,7N0 — 37,878 in Allem 212,980 — 438,783.

Der Wcrth der angeführten Waarcn betrug über 23,000, - und der Gesammt-Abfah, — 74,493 - gegen 16,000 N . S . mehr als im vorigen Jahre. — Miechen wurden von den angereisten Kauflcutcn ?c. 4146 Nub. Silb. ge-zahlt, 848 N . mehr als im vorig. Jahre. (Vergl. I n l . 4846. S p . 423.)

P e r u a u . A m . 4 6 . Januar feierten der dimit. Bür-germeister Hofrach und Ritter C. v. H ä r d e r und dessen Gattin Catharine v. Härder, geb. Sturm ihre g o l d e n e Hochzeit. Von nahen u. fernen Verwandten, Freunden und Bekannten wurde ihnen Beweise der Liebe und Thcil-nahme gegeben

W e r r o , im J a n . I h r Blatt hat in neuester Zeit unfern Ort nur in flüchtigen Umrissen von feiner politischen und gelehrten Seile beleuchtet, abcr die gesellige blieb mit ihren Schattirungen für die Außenwelt eine geleerte, sei es, daß in ihr tatsächlich nichts vorfiel, oder — das Auge des Beobachters, durch Altersschwäche getrübt, die von der Gegenwart in beliebter Daguerrotyp-Mamcr abgespiegel, ten Gegenstände nicht mehr wahrnehmen konnte, genug ein Stillstand war eingetreten. Und doch hat das v e r f l o s s e n e J a h r auch seine Geschichte auf 363 paginirten Seiten mit mannigfacher Schrift geschrieben, deren einzelne Abschnitte nicht mit Unrecht neben manchen früheren eine Stelle ein-nehmen dürften. — Kann der Darsteller von Kleinigkeiten mit einem Landschaftsmaler einen vortheilhaften Anschauung^-punkt für sich gewinnen, dann wird auch das Unbedeu-tendste in seinem Gemälde einigen Eindruck machen, und jemehr das örtliche Bild in seinen Zügen den allgemeinen Charaeter des Lebens abspiegelt, desto treuer hat der Maler

der Natur ihr Geheimm'ß abzulauschen gewußt, und desto sicherer dürfen wir uns auf die Wahrheit seiner Darstel<

lung verlassen; nur versuche er „icht — immer Lichtbilder zu geben: die Schatten sind überall eine nothwendige und wesentliche Zugabe!*) Und was möchte wohl aus unseren glänzenden Genies werden, wenn sie nicht an den schatten, reichen Gruppen der Gesellschaft so kräftig unterstützt und hervorgehoben werden würden? — I n kleinen Orten und unter kleinen Leuten ein Niese zu werden, ist leicht, wenn Einem das Schicksal nur die gehörige Menge an Vettern, Vasen und Muhmen beschcert hat. Aber der Fremdling versuche es nur nicht, sich auf einen Platz hinstellen zu wollen, den er seiner Natur nach nicht doppelt und dreifach auszufüllen im Stande wäre. — Um also auf das vorige Jahr wieder zurückzukommen und gleich mit gutem Klange zu beginnen, sei hier erwähnt, wie die Familie F i s c h e r bei ihrer zweimaligen Durchreise hier jedesmal beifällig aufgenommene musicalische A b e n d u n t e r h a l t u n g e n veranstaltete, denen ambulirende P r a g e r - M u s i c i zu verschiedenen Zeiten ein bescheidenes Sträuschen hinzufügten, wiewohl die meisten dieser Röslein muthwillig z e r t r e t e n wurden, weil — wie bekannt — die Mehrzahl den musi-calischen Nhytmus gleich einem Vers nach den F ü ß e n abzumessen pflegt. Das Ohr hat dafür in der Negel weit weniger Empfänglichkeit, und wer in dieser Beziehung das seimge gehörig zu handhaben weiß, heißt ein Kenner, der sich wiederum von einem gewöhnlichen Necensenten durch Kürze seines äußern Organs hinreichend unterscheidet. — Auch für das Auge ward im vorigen Spätherbst durch daS bekannte Lindenautsche E o s m o r a m a manches Hüb-sche geboten, nur war die Zeit des Aufenthaltes leider zu kurz, daher Manche, von Geschäften abgehalten, ihre Neu-und Wißbegier nicht defriedigen konnten. Daß aber Paris wirklich eine große Stadt sei, ward jedem Beschauer durch 24 Gläser kunstgerecht nachgewiesen; allein zur Aufstellung von St. Petersburg soll der hiesige Naum zu klein gewesen sein. — Berlin sammt seinen Linden, Plymouth, während einer Anwesenheit der Königin, im Mondschein und bei Illumination, Innspruck in Tprol, verschiedene Italienische und Schweizer Landschaften und eine Menge anderer Herr-lichkeiten waren recht befriedigend, zumal wo der Maler aus kluger Berechnung die Nachbildung lebender Wesen auf feiner Landschaft möglichst vermieden, oder in gehö-rige Entfernung in den Hintergrund zu stellen gewußt hatte. Aber die eigentlichen Viehstücke u. großen Mcnschen-masscn boten auch hier - wie's bei dergleichen Darstellungen immer der Fall ist — Zerrbilder dar, und eine verschlossene Ocffnung mit der Aufschrift »Damen im Bade" konnte nach dem Gesehenen wohl kaum die Neugier irgend eines Be-schauers anregen. — Ein sogenannter H e r c u l e s oder plumper Kraftmensch, dessen Arm die niedrigen Dienste eines Holzhackers — ohne A r t — verrichtete, wollte seine Kraft durchaus v e r w e t t e n , abcr die mehrfach ausgebo-ttne feile Waare fand bei uns keinen Liebhaber, so wenig als dic angekündigte Familie des neuen „Kallcwi poeg"

anlangte, was gewiß gut w a r ; denn eine so vielfältige Pfcrdekraft wäre für unfern kleinen O r t offenbar z^ viel gewesen. — Die B a d e , S a i s o n des vorigen Sommers war, vom schönsten Wetter begünstigt, auch bei «ns eine glänzende, die vielen Badehäuschen am See bildeten eine kleine wässerige Vorstadt; die Fremdenliste wies mehrere Namen, dic ihrer selbst und der Entfernungen wegen sich bemerkbar machten; unter diesen Doppelsinnen war auch eine L p r a , die einst an dcrNoseninscl gewiegt, ihre mun-tern Iugendklä'nge längst in „Esthonab" Hainen aushaugte.

' ) Nur ungeübte Beschauer und von Noruvthcilen befangene Leser pflegen solche'allgemeine S c h l a g s c h a t t e n für ö r t l i c h e Färbung zu nehmen, ohne das Lacherliche einzusehen, wie si« ein großes Freö-cogemälde unmöglich in den winzigen Nahmen eines Miniaturdildeö einzwängen tonnen. Durch diese Bemerkung glaubt Ref. sich gegen alle Mißdeutungen hinreichend zu bewahren. -? ° »

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Ferner ward der Fußtritt eines Gastes aus der Goldsand, wüste Sibiriens unferm magern Sande aufgedrückt. Es fehlt unserm Secbade nur noch die Autorität eines nam-haften Chemikers, dessen gelehrte Analyse unserm Wasser -^- die Weihe gebe: dann könnten wir getrost mit manchen andern inländischen Badcörtern wetteifern. Die Mündung großer Flüsse soll auf die Beschaffenheit des Mcerwasscrs keinen merklichen Einfluß ausüben, um so weniger haben wir von unserem Woo-Flusse Nachtheil zu befürchten, da der?

selbe seiner Natur nach mehr zum als zur See sich hin-neigt. — An hiesiger Baumwolle ist bis claw noch nichts e r p l o f i v geworden, daher unsere Schneider und Schnei, derlnnen ohne Gefahr sowohl einzelne Theile als ganze Menschen daraus fabriciren können. — Ach ja, beinahe

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hätten wir den Abschied vor unfern lieben Gästen aus der Residenz, den Attamanschen Kosacken vergessen, die, nachdem sie fast ein Jahr hier gewesen, mit den heimwärts ziehenden Zugvögeln wieder abzogen. Sicher blieb auch für unseren Norden manche Feder zurück, u. die Erinnc-rung bewahrt vielleicht noch lange im Süllen manches freundliche Bild in den Planeten Pallas u. Mars. -^ An schmerzlichen Scheidestuudcn hat es uns im vorigen Jahre nicht gefehlt; es sind wohl doppelt so viele aus unserer Mitte für immer geschieden, als neue Bewohner hinzuge, kommen, während Kummer und Sorge um liebe Angehö-rige in vielen Familien wochenlang die Freude untergruben, und einen großen Theil der häuslichen Tagebücher mit dun, kler Färbung übertünchten.

Neuen Testamenten.

G st h l a n d

N e v a l . Als Nachtrag zu den in dicsen Blättern Sp. '12 mitgethcilten Nachrichten über die V e r b r e i t u n g der V i b e l i n Esthland freuen wir uns noch folgende genaue Angaben über deren V.rbrcituna. namentlich in der esthnischen Gemeinde der mit einander vereinigten beiden Kirchspiele Weißenstein und St. Annen milcheilcn zu können, nach einer sorgfältigen, von dem würdigen Hrn. Prediger des Orts, auf den Wunsch der esthländischen Abtheilung der evangelischen

Bibelgesellschaft in Nußland, veranstalteten Untersuchung.

I n 40 Gesinden und 63 Hütten des Gutes Merhoss wohnen 144 Familien mit 9 Bibeln und 2 „ „ 4 ., „ „ Vremerfcld „ 17 „ „ 1 „ „ 2 ,. . , 8 ., ... „ Müntenhoff,, 10 „ „ 1

3 „ „ 8 „ Pastorats Weißenstein „ 12 „ „ 1 Zus. 47 Ges. u. 80 Hütten l m der Stadt Weißcnstein „ 81 ., „ 7

außerdem i u . von estbn. Soldaten ., 84 „ .. 1. ^ mithin im Kirchspiele Meilenstein ,. 3l8 Familien mit 20 Bibeln und 192 Neuen Testamenten.

I n 49 Ges. und «0 Hütten des Gutes Noistfer wohnen 2l7 „ „ 17 „ ., 136 22 „ „ 24 „ ,. „ Egcfer „ 71 „ ., 4 „ „ 84

6 ., „ 8 „ .. des Dorfes Kor^a „ ^ 18 „ „ 3 „ .. 17 „ Zusammen 77 Ges. und 122 Hütten von St. Annen, worin 206 Familien mit 24 Bibeln und 227 Neuen Testamenten.

I n 624 Familien finden sich folgleich überhaupt 44 ganze Bibeln uud 419 N. Testamente und zwar so vertheilt, daß auf dem Lande wenigstens ein N. Testament fast auf jede der 326 Vauenvohnungcn gerechnet werden kann, nnd in manchen wohl ein 'paar vorkommen, in der Stadt aber von den nicht znm Militair gehörigen csthnischcn Familien betnahe die Hälfte cm solches N. Testament besitzt und von den zum Militair gehörigen mehr als der 4. Thcil; dagegen die thenere Bibel begreiflich ungleich seltener unter den Eschen beider Kirchspiele gefunden wird.

9 11 26 17

V l e v a l . Die Ufer des in der Vorstadt unweit der Simeon-Kircke befindlichen Baches solle» eine aus Stein gemauerte Einfassung erhalten, in der Länge von 32 Fa, den; desgleichen soll ein 16 Faden langer Thcil des Was-serkanals, unweit der Papierfabrik, neu aus Stein gewölbt gebaut werden.

Valtischport. Am 14. Januar traf das erste Schiff mit S ü d f r ü c h t e n hier ein, das Norwegische Schiff H a e o n Adclsteen, Cap. Patderseu, das von Meösina nach St. Petersburg gehend wegen erlittener Beschädigung hier einlief.

Nach einer Vckanntmachunz des hydrographischen Departements des Seministcriums haben die im I . 1846 begonnenen Arbeiten an dem auf der I n s e l D a g o findlichen Leuchtlhurme im verflossene» Sommer nicht be-endigt werden können; während der Fortsetzung derselben im bevorstehenden Sommer wird daher das Feuer des Dagerortscheu Leuchtthurms vom 1. Mai bis 1. August nicht brennen.

G u V l n n d .

M i t a u , b. 26. Januar. Drei selten genußreiche Abende bot uns der Violin-Virtuose Ernst in den 3 von ihm hier gegebenen Concertrn, die beiden ersten im Saale des Klubbs, das dritte im Theater. I n allen drei unge-wöhnlich stark besuchten Concerten wurde ungctheilter stür, Mischer Beifall dem Künstler zu Theil. Das dritte Concert war zum Besten der Armen u. ergab die bedeutende Ein-nahme von 630 N. S., wovon z den Armen zufiel, ^ der Theater-Direction.

V t i t a u . I n der am 8. Januar gehaltenen Sitzung der russischen geographischen Gesellschaft zu St. Petersburg wurden interessante Zeichnungen, die Krewingen und

" v e n in ihrem häuslichen Leben darstellend, vorgelegt;

wir verdanken sie dem Griffel des Hrn. Petzold, der Hrn.

Sjögrcen auf seiner Erpcdition nach Liv- und Curland begleitet haite.

M i t a u . Die Armen-Anstalt Rom hat im I . 1843 eine Einnahme von 2237 N. Silber gehabt (barun, ter 1428 die Armensteuer, 142 Geschenk der Milauschen Ge-tränkesteuer-Pacht.Gesellschaft, 33 Geschenke verschiedener Wohlthäter, 600 aus der Stadt-Casse), außerdem erhielt sie in den beiden letzten Monaten von der tcmporaircn Armen-Commission 6332 Pfund Brod und 25NN Stoof Suppe, u.

im Laufe des Jahres von mehreren Wohlthätcrn 1320 Stoof Suppe; — die Ausgaben betrugen 22l3 N. S. (darunter 94 Ncnten für die auf dem Hause ruhende Schuldenlast von 1378 N., 100 Cavitalrilckzahlung, 2021 znm Unterhalt der Anstalt, zum Auöbau u. zur Errichtung einer Krankenstube, zum Unterhalte der Waisenkinder, zu Holz, Medicin:c.), so daß Behalt zum 1.1846 2iz N. S . ; jedoch blieben noch mehrere Posten nnberichtigt, zusammen betragend 393 N. S.

Durchschnittlich wurden monatlich unterhalten 260 Perso-nen <50 M., 119 F., 91 Kinder). — I m Ottobcr v. I . befanden sich in der Anstalt 335 Personen, unter diesen-43 unheilbare Kranke, 10 Geistesschwache, 14 Blödsinnige t, Blinde, 16 Wayenlmder, viele Altersschwache, Gebrech-liche und Ktnder unter 14 Jahren. — Die nachwirkenden ungunstigen Einflüsse 5cr lctztvcrgangenen Jahre und die besonderen Verhältnisse, welche der untern Volks-Classe den selbstständigcn Erwerb erschweren, hatten bei dem Ein, tritt dieses Winters wiederum die Armuth in hohem Grade gesteigert, daher der Zudrang zu der Armenanstalt sich sehr vergrößerte. Die Mittel der Anstalt waren zu geringfügig, um dem angewachsenen Bedürfnisse zu genügen; deshalb hat dle Armen-Commission, damit ein passendes Local ge-nuethet werde, in welchem denjenigen, die eines Obdachs,

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eigenen Erwerbs, einer helfenden Familie entbehren, Un-terkommen und Schutz während der sirengen Jahreszeit gewilligt werden können, beschlossen, die Armenbüchsen jeden Sonnabend, wie im vorigen Winter, zur Emsammlung von Beiträgen umhertragen zu lassen, — und eine des-fallsige Aufforderung an das Publikum ergchen lassen.

W i n d a n , d. 30. Januar. Unser H o l z h a n d e l ge, wann in der letzte» Navigation eine Ausdehnung, die die kühnsten Erwartungen übertraf und unserem Orte für die Zukuuft bleibende Vortheile zusichert. Früher war Windau in Vrittanien siist gar nicht bekannt, jetzt finden die dasigcn Kaufleutc, daß das in den nahe belcgencn Wäldern gefällte Holz nicht allein von besonders guter Qualität sei, sondern sich auch durch genaue Bearbeitung wesentlich auszeichne.

Diesen Umständen war es zuzuschreiben, daß wir im Laufe v- I . eine so große Anzahl von Schiffen cinkommen sahen und bei rascher Erpcdition ein so bedeutendes Quantum Waare verschifft werden konnte. Wegen des Näheren ver-weisen wir auf die Angaben in t i sen Blättern S p . 52 und in der S t . Petcreb. dtsch. Hndlztg. Nr. l l . Die Zoll-einnahme betrug 46,707 Nbl. E . (1843 nur 20,393 und 1844 nur 18,729 N- S )

I m Vauskeschen Kr. auf dem Kronsgute B a i d o h n wurden am 14. Octbr. ein Raub der Flammen alle zu dem dasiqen Vaucrhofei!idakgehörigen Gebäude nebst den darin be-findlichen Gegenständen; der Schaden 1W7 N. S . Nach den Berichten der curl. Medicinal-Verwaltung vom 1 1 . Novbr.

bis lO.Decbr verfaulten, in Folge der K a r t o f f e l k r a u t -h e i l : im Windausc-hcn Kr. auf dem Kronsgute Pillen ß, auf den Privat.Mern Dondangen und ^ der ganzen Kar-toffelarndte; im'lHasenpothschcnZKrcisc auf 24 Gütern 4987 Tschetw., im Talsenschcn Kreise sogar auf 30 Gütern ltt'27 Tschetw. Kartoffeln. ( I o u r n . d. Minist, d. I . )

I n der G o l d i n g c n f c h e » Gegend ereignete sich vor einigen Wochen eine seltsame Verwechselung, die unglaub-lich scheinen möchte, wenn sie nicht ossicicll zur Sprache gekommen wäre. Eine an Kopfschmerzen erkrankte Baue, rin ließ durch einen Knaben den nächsten Arzt um Nath fragen. Dieser verordnete B l u t e g e l (lett. dchle, Plur.

dchlencs), 10, 13, je mehr, je besser. Nuu heißt aber auch ein Brett im Lettischen dchlc (Plur. dchleö). M a g minder Arzt des Lettischen nicht vollkommen kundig gewesen sein oder der Knabe so einfältig, kurz der ledere kam nach Hause und versicherte allen Ernstes, daß der Arzt Bretter verordnet, die, je mehr, je besser auf die Kranke gclegt, chr die Hitze vollkommen ausdrücken und sie wiederherstellen würden. Es gehörte wahrlich cm größerer als cin Tho-masglaubm dazu und ein nicht bei vielen in solchem Grade anzutreffendes Vertrauen auf die Unfehlbarkeit des Arztes, daß die Kranke das ihr cmgcrathcne Mittel wirklich an sich versuchen ließ. Gegen den hieran schuldlos»,',» Arzt wurde aber deshalb eine Klage angebracht.

Die E t . Peteroburgsche deutsche Handelszeitung Nr.

91 ff. enthielt einen..Auszug aus den vor Kurzem erschienenen tabellarischen Mersichtcn des a u s w ä r t i g e n H a n -d e l s R u ß l a n -d s fürs Jahr 1843. Danach war -dieser Handel, was den Werth der Einfuhr betrifft, im I . 1843 bedeutender als im I . 1844, in welchem übrigens die Zu«

fuhr fremder Waaren ebenfalls größer war als in dem Jahre vorher. Hinsichtlich der Aussuhr stand das 1.1843 dem Handel von 1844 etwas nach, thcils weil damals die Ausfuhr russ. Erzeugnisse sehr bedeutend gewesen war, theils auch in Folge der 1843 stattgehabten mangelhaften Aerndten in den Ostsee- und einigen westlichen Gouverne-ments. Während die Ausfuhraus den Häfen von S t Peters-burg, Archangel, Odessa u. über die österreichische Gränzemehr oder minder befriedigend war, litt sie im Hafen von R'ga durch mangelhafte Aerndten in Getreide, Hanf und Flachs, mit denen nicht nur die Oflfce-Gouvernements, sondern auch

40H

die Gouvernements Pskow, Witebök und zum Thcil auch Kowno und Wilna in den Jahren 1844 u. 18t3 heimge-sucht wurden. Der gesteigerte Wcrch dieser Hauptar-tikel des Nigacr Ausfuhrhandels und dabei die geringen Vorräthe beengten sehr die Verschiffung, und nur der Holz«

Handel allein gewährte ihm ein gewisses Leben. Weder Riga noch die anderen Ostseehäfen hatten i m I . 1843 eine Getreideausfuhr, und dasselbe war auch in I u r b u r g und auf dem Niemen der F a l l , wegen der traurigen Aerndten in den benachbarten Gouvernements, für welche sogar Ge-treide vom Auslandc eingeführt werden mußte. Diese Ein-fuhr war im I . 1843 zollfrei und belicf sich in Riga auf 37,727 Tschctwctt, in Narwa auf 9 N 8 , in Neval auf 873, in Pernau auf 774 und in Libau auf 2669 Tschetw,, in Allem auf 72,163 Tschetw. - Die Zahl der überhaupt in die Häfen des eurov. Rußlands eingelaufenen Schisse:

3926 mit 367,702 Last, davon in die Häfen des baltischem Meeres 2937 Schisse mit 249,433 Last; die Gesammtzahl der ausgegangenen Schiffe 3940, davon aus den Häfen des baltischen Meeres 2990. — I m Interesse des Handels und der Zollverwaltung wurden mehrere Verordnungen

erlassen.

Personaluorizen

B e l o h n u n g e n .

Für ausgezeichneten Diensteifer und besondere Bemühungen sind nachstehenden Beamten im curländ. Gouvernement Allcrgnadigst Belohnungen verliehen worden: dem alteren Gehülfen des Directorö der Kanzlei des Hrn. Civkl-Gouverneuren, Tit.-Rath W e l i k a n o w das Allerhöchste Wohlwollen, — dem Polangenschen Polizeimcister ObristEichler cmc Gcldbelohnung von I M R. G., dem ehemaligen Translatcur der Kanzlei des Hrn. (Uvil-Gouverneuren, gegenwär-tigen Assessor des Domainenhofs A. de l a C r o i x eine Geldbelohnung von I l 4 R. 28 C. S>, dem, in eben benannter Kanzlei dienenden Gouvern.Secrct. Schultz eine Geldbelohnung von 57 R.!5 C. S . -Außerdem ist dem älcern Gehülfen des Direltors der Kanzlei des Hrn. Civil-Gouvtrneuren Tit.-Nath 53ichomi«o»v, und drin jün^ern Gehülfcn desselben Kanzlei-Directors B o r n Haupt das Wohlwollen der höhern Obrigkeit zu Thcil geworden.

B i b l i o g r a p h i s c h e r B e r i c h t (5. Russische J o u r n a l i s t i k .

Gott und Welt, —von Ernst B a r o n T i e d e w i h m Curlaild,

— in d. E r t r a - B l . z. Nig. Ztg. Nr. 20.

Bemerkung zu dem Artikel in Nr. tN der landwirthsch. Zeitung, über die Iaatcn, — von F. v. R i c h t e r zu Simdilci im Gouv.

Nischni - Nowgorod, — in d. r^iss. landwirthsch. Ztg. Nr. 8. — Gefro-rene Kartoffeln, - von B a r o n Fölkc.rsahm, das. Nr. 9. — Die Kartoffelkrankhcit in den Ostsee-Provinzen, das.

^Vmmommn clirliomcüm, — von W- G u t t c e i t in Kursk, — in der medic. Ztg. Rußlands Nr. l . — Ucber den Typhus, der unter den Arbeitern an der E t . Petersburger-Moskauer Eisenbahn im I . 1845 u. ltt4« geherrschthavm soll, von l>< O. G-A. N osenbergcr, das. Nr. 2. — Gestandnisse. Von Prof. Ad clmann zu Dorpat, das.

Nr- 3> — Beobachtungen über die Galvanopunctur, — vonC. Bosse in St. Petersburg, das Nr. 4.

N e c r o l o g

Am 2'.'. Januar starb zu Niga der Historienmaler Alcrandcr H e u b c l , 3 l Jahre alt.

Notizen ans den Kirchenbücher» DorpatS.

Getauftem S t . I ohan n i s - K i r c h e : Des UniversitätsSchwimmlehrers A. I . Stocket Sohn Gustav Albert. — S t . M a -r i e n - K i -r c h e : Des Küste-rs E. H o l l m a n n Sohn A-rnold Constantin;

des Schlösseraesellm F. Zeck Tochter Antonie Charlotte Dorothea»

« Mathilde Marie Amalie.

P r o c l a m i r t c : S t . I o ha nn i ö - K i r c h e : Dcr Arcndator Friedrich ^ u d z u w a i t mit der Wittwe Iohamin Henriette Wilhelmine P e t e r scn geb. Schmidt.

V e r s t o r b e n e : in dcr Ocmemdc 'ocr S t . I oha nn iö-KircheZ:

Margaretha Dorothea K n a u t , alt Ul» J a h r ; der Handschuhmacher

Margaretha Dorothea K n a u t , alt Ul» J a h r ; der Handschuhmacher

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