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II Der dankbare Königssohn

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 162-165)

Ghstnisches Volksmahrchen.«)

E i n König war einmal ausgefahren und vom Wege ab-geirrt. Da trat der alte Teufel zu ihm und fragte: „was fährst du hier umher, o M a n n ? "

„ „ I c h will nach Hause kehren.""

„Versprecht mir das, was Euch zuerst auf der Treppe begegnen wird."

Der König aber antwortete alsbald: „soll ich denn meinen Hund verlieren? Ich kann wohl selbstlnach Hause finden." Darauf fährt er noch 3 Tage umher; findet nicht nach Hause. Und der Teufel tritt zum andcrmnal zu ihm:

„versprecht mir das, was Euch zuerst auf der Treppe be-gegnen wird." Aber der König versprach ihm noch nichts.

Wieder fährt er in der I r r e umher; jener tritt ihn zum drittenmal a n : „versprecht es mir immer; was liegt denn an einem Hunde?" D a antwortet der König endlich:

„mehr ist mein Leben, als ein Hund; ich kann mir Hunde genug verschaffen." Als der König nach Hause gelangt, kommt ihm die Amme mit dem Kinde entgegen; es hieß Adam. D a wird der König alsbald sehr zornig über die Amme: „wo kommst du hierher?"

Nach einem Jahre trug der Teufel dieses Kind mit sich hinweg. Es war aber schon vorher bei ihm ein aus-getauschtes Kind, welches Eva hieß. Diese beiden singen nun an, zusammen zu leben, und legten sich auch zusammen

schlafen. Der Teufel aber sing endlich an, sie zu hassen;

und sie, merkten es, daß er sie umbringen wollte. D a sprach Adam zu Eva: „wohin retten wir Armen uns nun?

Schwert und Beil werden blank geschlissen: man wird kommen, uns umzubringen!" Eva aber sagte: „versprich, mich dir heimzuführen, so werden wir nicht umgebracht werden." Darauf that sie zwei Vadequäste in das Bette;

und sie fingen dort a n , mit einander zu sprechen, diese Vadequäste. D a ruft der Hausherr: „schlaft ihr schon?"

Sie antworten: „noch nicht; wir machen unser Bette."

Und zum andernmal fragt er: „schlaft ihr schon?"

„„Noch nicht: wir legen uns eben nieder.""

Und endlich tust er ihnen zum drittenmal zu. „ W i r werden gleich einschlafen," war die Antwort.

Indessen war Adam davon geeilt, um zu seinen Eltern zurückzukehren und auch Eva dahin zu bringen. Da jagten die Verfolger nach: der Sohn des Hausherrn nahte.

„Wohin retten wir Armen uns? Schon nahen die Verfolger!"

„Versprich nur," sagte Eva, „mich dir heimzuführen."

Damit schlug sie einen Wald vor beiden vor. Der Sohn des Hausherrn kommt heran; nichts als ein dicker Wald ist vor ihm; nicht einmal einen Ochsentreiberstecken*) er-hält er aus ihm. D a kehrt der Sohn nach Hause! „ich habe niemand gefunden, den ich suchte; ein dicker Wald war vor m i r ; nicht einmal einen Ochsentreibcrstecken bekam ich."

Der Hausherr entgegnet: „hurtig! was du auch auf dem

' ) Aufgenommen in zwei Fassungen von A. K n ü p f f e r . Einige wenige Stellen sind in der Ueberfetzung etwas gemildert,worden. Zu vergleichen sind mehrere deutsche Mährchen bei den Gebrüdern G r i m m

-5«) Härjawits.

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Wege findest, sei es ein Strohhalm oder eine Ruche, bring es sogleich hierher nach Hause; denn sie selber sind es eben!" Der Sohn weint und geht. D a sagt Adam gleich wieder zu E v a : „wohin retten wir Annen uns nun? wieder naht die Verfolgung!

„ „ S e i still und weine nicht; versprich nur, mich dir heimzuführen. Ich bin eine Kirche, sei du ein Ochsen-treiberstecken darin."

Und der Verfolger tritt in die Kirche herein, findet nichts als einen Ochsentrciberstecken mitten in der Kirche aufrecht stehen, nimmt und versucht ihn und wirft ihn auf den Boden hin, geht nach Hause und spricht; „war nichts zu finden, als eine Kirche und ein Ochsentreiberstecken darin."

Da spricht der alte Hausherr selbst:

„schick den Nhoren aus zu schaffen, sehen wirst du gehn dich selber." «)

Darauf macht er sich selbst auf, mit großem Geräusche, mit Schellen und Allem. Alsbald seufzt Adam wieder:

„wohin retten wir Armen uns nun? Nun kommt er selber gar!" Eva entgegnet: „führe mich dir heim, und fürchte dann nichts. Sei du das Meer, ich bin die Ente." Der Teufel kam und erblickte diese Ente sogleich. Die Goldstücke, die er zwischen den Fingern hielt, streute er aus und lockte die Ente; sie aber schwamm unter dem Wasser heran, las mit dem Schnabel das Geld aus dem Wasser auf und schwamm wieder leise zurück. Als nun das Geld zu Ende gegangen, fing er a n , das Meer trocken zu lecken. D a barst er aber von einander.

Adam und Eva gingen darauf fürder. Als sie in der Nähe der Wohnung von Adams Eltern waren, sprach Adam:

„wie komm ich nun in das Haus und in die Stube?"

Und Eva entgegnete: „ich gehe hierin die Birke neben dem Brunnen; du mache dich in Gestalt einer Taube auf und fliege auf das Fenster deiner Eltern." D a spricht der König:

„was für ein Vogel ist das? Laßt ihn ins Zimmer herein!

Welch eine Gnade will er, das er bittet?" Die Taube stiegt ins Zinnner, wird wieder zum Menschen. Der König fragt: „was suchest du?"

„ „ I c h bin Euer Sohn, den I h r der Hölle versprochen hattet; ich bin nun von dort losgekommen.""

Kaum war der dritte Tag da, so hatten bereits alle umherwohnenden Menschen erfahren, daß des Königs Sohn nach Hause gekommen war.

Nun ging eines Bürgers Tochter zu jenem Brunnen Wasser zu schöpfen, und ward im Brunnen gewahr, daß sie ein schönes Angesicht hätte. Sie kehrte nach Hause, sprach zum Vater: „ich bin ja von einem so gar schönen Angesicht! ich will des Königssohncs Gemahlin werden.

Der Vater hinderte sie nicht. Am andern Morgen ging die andere Tochter, Wasser zu schöpfen: „ach, meine Eltern, was Hab' ich für ein schönes Angesicht! ich möchte des Königssohnes Gemahlin werden!" Den dritten Morgen ging die dritte Tochter an den Brunnen: „ach, was Hab' ich für ein schönes Angesicht! ich muß des Kömgssohnes Gemahlin werden!" Am vierten Morgen geht der Bür-ger selbst, Wasser zu schöpfen: „was soll das bedeuten, daß

" ) Aia sit a i Karga issc kannule.

309 310 mir die Töchter alle davon gehn?" Er sieht in den

Brun-nen chinab; er sieht wieder an der Birke hinauf. Da wird er gewahr, daß dort in der Birke ein Mädchen ist, und alsobald spricht er: „ist das ein Blendwerk, oder was für ein Mädchen bist du da? D u könntest als Haus/ungfer zu mir kommen."

..»Ach ja, ganz gern will ich zu Euch kommen!""

Und er führt sie <n sein Haus.

Nun war es aber an dem, daß des Bürgers Tochter sich mit dem Königssohne verloben sollte. Er trug Eva'n nicht mehr im Sinne, und sie war ganz bereitwillig ein Haus/ungferchen geworden. Dieser Bürger hatte aber drei Gehülfen. D a gelüstete es den ersten Gehülfen, sich an sie zu machen. „Kann ich diese Nacht zu Euch kommen?"

fragte er bittend. Behend fing sie an ihre Kleider abzulegen:

„eine Arbeit für den Hausvater blieb noch ungethan."

Fragt der Gehülfe: „welche Arbeit blieb Euch ungethan?"

„ „ D a s Feuer blieb unter der Esse ungelöscht.""

„ I h r , Jungfer, könnet nicht mehr hingehen; I h r habt Euch schon Eurer Kleider entledigt. Ich stecke noch in den Kleidern, ich kann es ja austhun. Unter der Esse blieb das Feuer ungelöscht: ich werde es gut zudecken."

„„Aber sprich dann zum Feuer: Hand, halte das Feuer, und Feuer, halte die Hand!""

Und die ganze Nachl hindurch gelang cö ihm nicht, das Feuer auszulöschen. Am andern Abend kam der an-dere Gehülfe sie zu bedrängen: „kann ich zu Euch kommen?"

Eva entgegnete: „mag sein! ich habe sonst schon mit Ge-hülfen zu thnn gehabt." Und behend sing sie wieder an die Kleider abzulegen: „„eine Arbeit blieb noch ungethan:

das Thor zmn Hofe ist nicht abgeschlossen. Wenn I h r cs zuchun könntet!""

„ O , sehr gerne!"

„„Wenn du es aber zuthust, dann sprich dabei: Hand, halte das Thor, und Thor, halte die Hand!""

Die ganze Nacht hindurch drückte er das Thor zusam-men, und vermochte nicht, es zuzuthun. Da kam die dritte Nacht, und mit ihr kam auch der dritte Gehülst: „könnte ich diese Nacht zu Euch kommen?"

" " M a g sein! ich habe sonst schon mit Gehülftn zu thun gehabt.""

Damit fing sie wieder an die Kleider abzulegen; aber eine Arbeit für den Hausvater war wieder ungethan geblieben.

-„Welche Arbeit blirb Euch ungelhan? Was Euch un-gethan blieb, das will ich zu Ende führen; I h r habt Euch schon Eurer Kleider entledigt."

"„Unser Kalb mit dem weißen' Kopfe steht noch un-angebunden ""

Er ging, das Kalb anzubinden und sprach: „Hand, halte das Kalb, und Kalb, halte die Hand!" Und die ganze Nacht hindurch stand er, das Kalb am Schwanz in der Hand. So waren diese drei Nächte hindurch all diese Gehülfen betrogen.

An eben diesem Morgen aber war cs, daß des Bür-gers Tochter ausfuhr, um sich mit dem Königssohne zu

ver-loben. I n der Karosse gelangten sie, sechs Pferde davor, bis zum Hause dieses Bürgers. Aber diesem Hause gegen-über kommen die Pferde nicht mehr von der Stelle. Alle rufen, Braute und Bräutigame: ,.,was sott das bedeuten.

daß die Pferde nicht mehr von der Stelle fortkommen?"

Diese aber springen und setzen eine Zeitlang, gehen mehr zurück als vorwärts. Da tritt Eva heraus und ruft rasch:

„halloh, ihr Pferde! was ist Euch? Ich werde mein Kalb mit dem weißen Kopfe herausführen." König Adam schaut aus der Karosse heraus, um zu erfahren, was das für ein Mädchen sei, welches gesagt habe, daß cs ein solches Kalb besitze, das eine ganze Karosse voll fortzuziehen ver-möge. Adam schaut und entdeckt gleich, daß es Eva sei.

Er steigt aus der Karosse heraus, hebt Eva'n hinein und spannt das Kalb mit dem weißen Kopfe davor. Darauf wird des Bürgers Tochter von zwei Pferden zerrissen. Sie aber fuhren mit dem Kalbe zu der Verlobung.

^ ^ H. N.

III. Gin Schalksstreich.

Ehstnisches Volksmärchen')

^ i n e s Bauern Mutter war gestorben. Er vermochte aber auf keinerlei Weise, sie zur Erde zu bestatten, und so ging er hin, um einen Schalksstrcich mit der Mutter auszuführen.

Er begab sich nämlich zu einer Schenke, lehnte die Todte an einen Pfosten davor an, daß sie aufrecht stand. Zu-gleich hatte er einige Eier. Diese that er in eine Bütte und ließ die letztere, an die Hand der Mutter gebunden, nicdcrhangen.

Darauf kam nun ein Käufer herzugcgangen: «hast du die Eier zu verkaufen?" Sie erwiderte kein Wörtchcn.

Jener fragt zum andcrnmal wieder und stößt sie dabei a n :

„so antworte doch!" aber damit stößt er die Todte zur Erde nieder. Die E ü r waren alle entzwei. Der Bauer selber hätte alles aus dem Fenster mit angcsehn. Er trat heraus und sing sogleich einen Hader an mit dem

Käufer-„ D u hast meine alte Mutter umgebracht!" rief er und drohte mit dem Gerichte. Der Käufer mußte ihm vieles Geld zahlen. Darauf ging der Bauer nach Hause, be-rühmte sich und sprach zu den Andern: „ i n der Stadt kosten die Tobten vieles Geld."

Ein anderer Bauer hörte das, ging nach Hause, schlug mit einem Stuhle sein Weib zu todt, und lud dann' die Todte auf und fuhr mit ihr zur Stadt. D a ward denn gleich gefragt: „was hast du zu verkaufen?" Der Bauer entgegnete: „eine Todte." Auf der Stelle ward er ergriffen und dem Gericht überantwortet. H. N . D i e Nigasche Zeitung Nr. 70 enthält nachfolgenden Artikel, unterzeichnet von — K . A . «*)

„ I n der Beilage zur 1 l . Nummer der in Dorpat er-scheinenden Wochenschrift „das Inland" steht ein Artikel über das Auftreten des Fräulein v o n M a r r a in Mitau.

— Der ziemlich durchsichtig verlarvte Verfasser (das Citat aus der Oper „der schwarze Pirat", Tert von de la Croir in Mttau, die Ortsunterzeichnung Mitau-Schloß und die Nameuschiffre 66 als Summe der Buchstaben 3, 47, 4^, 9 und 23 des Alphabets lassen ihn mit schwerlich getäufch«

ter Gewißheit erkennen) spricht am Schlüsse seiner lobenden Aeußerungen über Fräulein v. M . von ihrem fördernden Einfluß auf die Leistungen der übrigen Sänger und sagt sodann:

') Aufgenommen von A. K n ü p f f e r .

55) Nicht von dem Correspondenten 6l», sondern von einer an-deren Seite her ist uns nachstehender Artikel zugekommen:

M i r a « , den 30. März. I n der Rig. Ztg. wirft K. A.

dem Correspondcnten aus Mitau über das Gastspiel der Warra und dem Nedacttur des Inlandes Dinge vor, zu deren Verständ-nisse wohl in den Nummern 3, 4 und 5 des Inlandes l8^!5 nachzulesen ist.

Unzweifelhaft ist hier verwiesen auf den Aufsatz „Rigisches Kunst-und Geistesleben", von K. ?l. Eine Deutung dieser Verweisung un-terlassen wir. D. Red.

312 .. „ N u r auf ein einziges Wesen schien Fräulein von

..„Marra ihren Einfluß nicht ausgeübt zu haben. Ich ..„meine die Pseudo-Künstlerin, der die Rolle der Königin

„in den Puritanern — in Folge einer, wie man sagt,

„ganz besonder» Vorliebe des würdigen Direktors

„Ningelhardt, zu Theil geworden war. Gerne will ich

„es glauben, daß diese Vorliebe auf sehr triftig

moti-„virten Ueberzeugungen von gewissen Talenten be-gründet sein mag; doch so lange die Dame die

Undank-„bare spielt, und trotz des ihr von ihrem Beschützer

„ihr geschenkten Wohlwollens ihre Talente nicht

offen-„baren w i l l , so könnte ja der würdige

Sckausviel-„direclor sie vor der Hand noch hinter den Coulissen

„behalten, ohne zu befürchten, dadurch dem Publicum

„einen Possen zu spielen." —

Ich frage Jeden, was der reine Eindruck dieser Zeilen ist? Ich frage, ob verläumderisches Gift boshafter und arglistiger, versteckter und zugleich offenbarer auf einen guten Ruf gespritzt wcr>l'n kann? Es ist möglich, daß der Verfasser diese beleihende Seite seiner zweideutigen Wendungenhinter sophistischen Verschanzungen sicher wähnt;

aber Hunderte haben diesen Artikel gelesen, und Alle haben das Gleiche gefühlt: ein gleicher, einstimmiger Schrei der Entrüstung wird in allen Kreisen gehört, dic an diesen Verhältnissen Interesse nehmen.

Die Rolle der Königin, wie sie die betreffende Dame, ein schutzlos allein, aber in allgemeiner Achtung stehendes, junges Mädchen gesungen hat, ist sowohl nach Umfang, wie nach ihrer musikalischen Wirkung höchst klein und unbc-deuleud, und besteht nur aus wenigen Takten. Es läßt sich dabei weder etwas heben, noch kann etwas Herunter-gezogen werden. Fräulein H. hat diese Partie hier in Riga rein und richtig gesungen, und es ist nicht denkbar, daß sie in Mitau im musikalischen Theile des Gesanges störend gewesen sein kann, denn sonst würde der Bericht-erstatter, der doch gewiß im Besitz eines eigenen, oder eines surrogativcn, musikalisch begründeten Unheils ist, etwas darüber geäußert haben. Aber es ist keine Svur einer Kunstkritik zu finden, es ist nirgend gesagt, wo oder wie Fräulein H. schlecht oder mangelhaft gewesen, durch welche Fehler sie hinter gerechten Erwartungen zurückge-blieben sei. — Es heißt: . . I n Folge einer ganz desondern Vorliebe des würdigen Direktors sei die Rolle der Königin der Dame zu Theil geworden." Wie? der Verfasser sollte nicht gewußt haben, oder nicht von einem unterrichteten Freunde habe erfahren können, daß keine der erster«

Sängerinnen eine solche unbedeutende Nebenrolle, durch welche die Inhaberin schon an und für sich im Schatten steht, und noch dazu neben einer Marra, wo ihre Leistung aus doppelten Gründen verschwindet, gern übernommen hätte? Der simpelste Theatergäuger muß an den wenigen unbedeutenden Takten hören, daß dieß eben nur eine ganz untergeordnete Partie ist, und wenn der Verfasser deren Zuercheilung als aus Vorliebe entsprungen bezeichnet, so ist dieser Ausdruck eben weiter nichts, als der Haken, woran er die Kette seiner Verdächtigungen aufgehangen hat.

Und woher denn all' diese Bosheit? Woher diese nackte persönliche Beleidigung? Wenn Fräulein H. durch A e künstlerische Leistung unmöglich das Mißfallen des Venchterstatters in so hohem Grade, als zu einem Motiv für absprechende Verwerfung nöthig wäre, erregt haben kann, so drängt sich uns die sehr natürliche Frage auf:

ob denn i n dem Verfasser selbst der erste Grund seines emporenden Verfahrens zu suchen sei? — Das erscheint unmöglich, aber — hier müssen wir abbrechen. Der Uranmd mancher Uebelthat ist oft ein laules Geheimm'ß — etwas, das Alle wissen und das doch weder durch Rede noch Schrift dem eigentlich Schuldigen nachzuweisen ist. Diesem aber möge das Herz in der Brust erschrecken und er an

den Nichter denken, der keines menschlichen Beweises bedarf um zur Rechenschaft zichn zu können, und der noch nie das rechte Zeitmaß verfehlte, wenn er in der Harmonie seiner höhcrn Leitung die Dissonanzen des Vösen in Nichts auflösen wollte.

Aber wir haben noch Jemanden anzuklagen, und das ist der Nedacteur des „Inlands". I n jeder Mittlern, oft auch klcinern Stadt, werden sich Naturen finden, die per-sönlichen Haß, Neid:c. eMveder direct, oder durch Hel-fershelfer, zu allerlei unlauter« Zeitschriftartikcln verarbeiten, und Alles daran setzten, sie gedruckt zu sehen. Es ist die erste Pflicht eines Nedacteurs, der seine Aufgabe kennt und ihr gewachsen ist, solchen Schmutz von dem Blatte, dem er vorsteht, fern zu halten, und nicht zu dulden, daß irgend Jemand dadurch befleckt werde. E r stelle um Gotteswillen nicht den Grundsatz auf, Alles auf- und anzunehmen, indem eine Berichtigung, ein Entgegnungs-Artikel begangenes Unrecht wieder gut machen könne. Wie oft ist nicht der erste Eindruck der bleibende, wie selten läßt sich der Flecken eines persönlichen Angriffs wieder ganz wegnehmen? Deßhalb muß der Nedacteur bei allen Artikeln, die ihm aus der Ferne eingesandt werden, nicht nur diese selbst sorgfältig prüfen, sondern auch von der Verlaßbarkeit und Urteilsfähigkeit der Verfasser voll-kommen überzeugt sein. Der Nedacteur des „ I n l a n d s "

thut nicht immer das Erste, und ist nicht in allen Fällen das Andre. Er prüft nicht — das beweist die oben be-sprochene Stelle, er kümmert sich nicht um das moralische Vertrauen, das der Einsender verdient. Das bewies auf schreckliche Weise ein vor einigen Monaten durch mehre Nummern des „ I n l a n d s " gehender Aufsatz, der die Niga-schcn Theater- und Eoncert-Verhältnisse behandelte. Dieser strotzte von persönlichen Angriffen auf das Schauspieler-Personal, enthielt eine Menge von Beleidigungen, Un-wahrheiten, und war im Plumpesten Tone des geistlosen Naisonnementö geschrieben. Die Theater-Direction ließ sich auf offiziellem Wege den Namen des Verfassers nennen, und erfuhr, es sei: — Herr Carl Francke, ein früheres, sodann aber entlassenes Mitglied der Bühne. Gegen diesen klagbar zu werden, oder ihn einer Entgegnung zu würdigen, hatte Niemand Lust. Wer konnte aber von Riga aus Herrn Franckc's Verlaßbarkeit verbürgt baben?

Und wie war es dem Ncdacteur möglich,'ohne solche Bürgschaft einen Artikel auszunehmen, bei dem seiner durchgängigen subjcctivcu Haltung wegen Alles auf die moralische Zurechnungsfahigkeit des Verfassers ankam? — Ich habe hier nur z w e i Fälle von einer sehr starken Nedactions-Sorglosigkeit genannt; ich könnte diese Zahl nicht unbeträchtlich vermehren, wenn ich nicht die Ueber-zeugung hätte, daß der Ncdacteur des „ I n l a n d s " nicht . aus bösem Willen gefehlt hat, und wenn nicht zu hoffen wäre, daß ihn diese Nachweisungen auf die Bahn größerer Vorsicht leiten werden."

Vorwürfen begegnen, die, wie vorstehend m i r gemachte, auf bloßen Voraussetzungen und unrichtigen Folgerungen beruhen, ist unnützer Zeitverlust, denn sie müssen ja in sich zerfallen; sind sie außerdem noch wider besseres Wissen und Gewissen, aus absonderlichen Motiven und Rücksichten geckacht, so sind sie auch nicht werth einer Erwiderung. Wenn K. A. mit sich selbst zu Nathe geht wird er sich gestehen müssen, welcher Art seine Vorwürfe

Vorwürfen begegnen, die, wie vorstehend m i r gemachte, auf bloßen Voraussetzungen und unrichtigen Folgerungen beruhen, ist unnützer Zeitverlust, denn sie müssen ja in sich zerfallen; sind sie außerdem noch wider besseres Wissen und Gewissen, aus absonderlichen Motiven und Rücksichten geckacht, so sind sie auch nicht werth einer Erwiderung. Wenn K. A. mit sich selbst zu Nathe geht wird er sich gestehen müssen, welcher Art seine Vorwürfe

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 162-165)