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Die Relativität des Realen

3. Gothic – Innen- und Außenwelten:

3.4. Im Bann des Erhabenen – Von der beherrschten Natur zu einer Ästhetik des Schreckens:

3.4.4. Die Imagination:

Die Eindrücke der Wahrnehmung werden vom Verstand analysiert und von der Urteilskraft auf ihre Wirkung überprüft, z.B. ob es sich um eine Manifestation des Schönen oder des Erhabenen handelt. Diese Analyse und Beurteilung eines Phänomens kann, ebenso wie durch die sinnliche Wahrnehmung, durch die Imagination oder die Einbildungskraft erfolgen:

Besides the ideas, with their annexed pains and pleasures, which are presented by the sense; the mind of a man possesses a sort of creative power of its own; either in representing at pleasure the images of things in the order and manner in which they were received by the senses, or in combining those images in a new manner, and according to a different order. This power is called imagination; and to this belongs whatever is called wit, fancy, invention, and the like. But it must be observed, that this power of the imagination is incapable of producing anything absolutely new; it can only vary the disposition of those ideas which it has received from the senses. Now the imagination is the most extensive province of pleasure and pain, as it is the region of our fears and our hopes and of all our passions that are connected with them […]142

Da die Imagination Eindrücke der Sinne weiterverarbeitet, ist es, wie bereits erwähnt, auch möglich, die Imagination ohne den Umweg über die Sinne zu stimulieren. So kann man z.B.

den Geist eines Menschen in Schrecken zu versetzen, indem man ein Unheil, das großen Schmerz hervorrufen könnte, nur andeutet und damit die Vorstellungskraft und Vernunft der jeweiligen Person fast in derselben Stärke erregt, als wäre dieses Unheil tatsächlich eingetroffen und der Schmerz von den Sinnen aufgenommen worden. Alle Menschen reagieren auf gewisse Dinge ähnlich, es sehen z.B. alle Menschen die Wirklichkeit nahezu gleich und alle fallen auch auf die Illusion der Matrix herein, wobei natürlich einige

140Ebd., 185

141 Der Schrecken, der der Ehrerbietung weicht, wird von Hogarth bereits vorweggenommen, „Gewaltige, unförmige Felsen rufen gleichsam einen angenehmen Schrecken hervor, und der weite Ozean setzt uns mit seiner Unermeßlichkeit in Furcht. Aber wenn sich dem Auge schöne Formen in machtvoller Größe zeigen, so nimmt unser Vergnügen zu, und Schrecken weicht der Ehrerbietung“, Analyse der Schönheit, Dresden, 1997, 66

142 Ebd., 86

Individuen sensibler, andere hingegen abgebrühter oder stumpfer reagieren.143 Stellt sich uns nun die Imagination als eine Art „Entwicklungskammer“ der Sinne dar, so ist die nächste Frage, welche Dinge oder Phänomene – oder auch welche Kunstwerke – die Einbildungskraft nun am stärksten zu stimulieren vermögen. Burke gibt hierbei, ähnlich wie Lessing,144 der Poesie bzw. dem geschriebenen Wort den Vorzug, da die Dichtung nicht nur Dinge imitiert, sondern durch ihr Unvermögen, diese bildlich darzustellen, eine Mitarbeit der Vorstellungskraft des Lesers erfordert, die bei der Betrachtung von Malerei niemals erforderlich ist, „[...] hence we may observe that poetry, taken in its most general sense, cannot with strict propriety be called an art of imitation. It is indeed an imitation so far as it describes the manners and passions of men which their words can express […].”145 Nur durch die Sprache ist es demzufolge möglich, Dinge zu beschreiben die es vielleicht gar nicht gibt und die, würde man sie darstellen, nur lächerlich wirkten, während sie, in Worte gefaßt, erhaben erscheinen können, da die Imagination des Betrachters am Ende das Kunstwerk vollendet. Auch in der Literatur und im Film sind es immer die Schrecken, die nur andeutungsweise umrissen werden und uns daher am meisten faszinieren und erschaudern lassen, so daß das Stilmittel der Faszination des Unbekannten in der Literatur sehr viel besser funktioniert als in der visuellen Kunst.146 Burke vergleicht dazu das Bild eines Erzengels mit dessen kurzer Erwähnung in fünf Worten:

To represent an angel in a picture, you can only draw a beautiful young man winged: but what painting can furnish out anything so grand as the addition of one word, “the angel of the Lord” ? It is true, I have here no clear idea; but these words affect the mind more than the sensible image did; which is all I contend for.147

Auch wenn wir den Engel Gottes durch die Worte “the angel of the Lord“ nicht komplett visualisieren können, so wohnt doch dieser kurzen Erwähnung in der Tat mehr Macht und

143 wie Burke noch ergänzend anmerkt und wie sicherlich jeder anhand von Efahrungen aus seinem Umfeld bestätigen kann„[...] there are some men formed with feelings so blunt, with tempers so cold and phlegmatic, that they can hardly be said to be awake during the whole course of their lives”. ebd., 95

144 besonders in Lessing, Gotthold, Ephraim, Laokoon oder über die Grenzen der Malerei und Poesie, Stuttgart, 1998

145 Burke, Edmund, Enquiry, Vol. I, New York, 1975, 257, selbstverständlich kannte Burke das Medium Film nicht, das zwar nicht unbedingt die Vorstellungskraft des Betrachters anregt, aber, anders als Literatur und Malerei, in der Lage ist, dem Betrachter nicht-reale Illusionen in bewegten Bildern vor Augen zu führen.

146 Vgl. Cameron, James, in Ders., Wisher, William, Terminator 2, Judgment Day (Applause Screenplay Series), London, 1996, “It (the script, VME) is not a thing in itself, in the way that a story or a novel is. My writing style is informal, for that reason, because evoking an image or a feeling with the words is the only important thing, not the rigid adherence to proper script form.”, 9, ebenso Lovecrafts Definition des Unbekannten als stärkste Manifestation der Angst in Lovecraft, H., P., “Supernatural Horror in Literature”, in Derleth, August (ed.), Lovecraft Omnibus 2 – Dagon and Other Macabre Tales, London, 1994, 423

147 Burke, Edmund, Enquiry, Vol. I, New York, 1975, 259

sublimity inne als jeder visuellen Darstellung. So verdirbt ein allzu genaues Abbild und allzu große Klarheit den Effekt der sublimity, wie es auch Phillips formuliert, „[...] Clarity, for Burke, and not its more conventional antagonist Reason, is the antithesis of passion (and the sublime, VME).”148 Worte können Substituenten für Ideen sein, die sich konkret gar nicht visuell darstellen lassen, aber trotzdem die gewünschte Wirkung erzielen können. Da der Laut eines Wortes nichts mit dem Gegenstand zu tun haben muß, den es beschreibt, das sprachliche Zeichen also arbiträr ist, ist bei Worten die Gefahr der Imitation der Realität am geringsten und die Stimulation der Imagination am größten. Burke faßt zusammen:

[…] there are many things of a very affecting nature, which can seldom occur in the reality, but the words that represent them often do; and thus they have an opportunity of making a deep impression and taking root in the mind, whilst the idea of the reality was transient; and to some perhaps never really occurred in any shape, to whom it is notwithstanding very affecting, as war, death, famine, &c. Besides many ideas have never been at all presented to the senses of any men but by words, as God, angels, devils, heaven, and hell, all of which have however a great influence over the passions.

[…] In painting we may represent any fine figure we please; but we never can give it those enlivening touches which it may receive from words.149

Da die Ehrfurcht vor dem Erhabenen ein Produkt der Imagination ist, da dieses Erhabene dem Betrachter durch seine Position gar nicht gefährlich werden kann, kann es sich auch nur um eine ästhetische Erfahrung handeln. „Burke, der in dieser Art der Behandlung als der vornehmste Verfasser genannt zu werden verdient, bringt auf diesem Wege heraus: „Daß das Gefühl des Erhabenen sich auf dem Triebe der Selbsterhaltung und auf der Furcht, d.i. einem Schmerze, gründe [...].“150 Die Mobilisierung des Selbsterhaltungstriebs bei Manifestationen des Erhabenen und das freudige Vergnügen beim Anblick des Schönen sind nach Büttner die zwei „[...] entgegengesetzten Grundkategorien“ von Burkes Ästhetik.151 Kant identifiziert diese Furcht, die den Selbsterhaltungstrieb mobilisiert und die bei der ästhetischen Betrachtung des Erhabenen erweckt wird, als eine „nicht wirkliche Furcht“:

148 Phillips, Adam (ed.), Edmund Burkes Enquiry, London, 1998, xv

149 Burke, Edmund, Enquiry, Vol. I, New York, 1975, 258

150 Kant, Immanuel, „Kritik der Urteilskraft“, Vol.X, Frankfurt am Main, 2004, 205

151 „Das Erhabene und das Schöne sind für ihn entgegengesetzte Grundkategorien der Ästhetik. Schönheit gibt dem Betrachter die Empfindung freudigen Vergnügens (pleasure). Das Erhabene der Natur bewirkt beim Menschen Erschrecken und Erschaudern, da es immer bedrohlich scheint, die Ideen von Schmerz und Gefahr erregt und zugleich den Selbsterhaltungstrieb mobilisiert. In der Betrachtung der Darstellung des Erhabenen in einem Kunstwerk wird die peinvolle Wirkung aufgehoben, weil sich der Betrachter in Sicherheit weiß, und er reagiert mit einer Freude (delight), in der die Unlustgefühle von Schmerz und Schrecken noch mitschwingen.“, Büttner, Frank, „Der Betrachter im Schein des Bildes. Positionen der Wirkungsästhetik im 18. Jahrhundert“, in Beck, Herbert; Bol, Peter, C.; Bückling, Maraike (eds.), Mehr Licht. Europa um 1770. Die bildende Kunst der Aufklärung. München, 1999, 344

Die Verwunderung, die an Schreck grenzt, das Grausen und der heilige Schauer, welcher den Zuschauer bei dem Anblicke himmelansteigender Gebirgsmassen, tiefer Schlünde und darin tobender Gewässer, tiefbeschatteter, zum schwermütigen Nachdenken einladender Einöden u.s.w. ergreift, ist bei der Sicherheit, worin er sich weiß, nicht wirkliche Furcht, sondern nur ein Versuch, uns mit der Einbildungskraft darauf einzulassen, um die Macht eben desselben Vermögens zu fühlen, die dadurch erregte Bewegung des Gemüts mit dem Ruhestande desselben zu verbinden und so der Natur in uns selbst, mithin auch der außer uns, sofern sie auf das Gefühl unseres Wohlbefindens Einfluß haben kann, überlegen zu sein [...].152

Die ‚wirkliche’ Furcht vor konkreten Bedrohungen entspräche wieder dem Horror, die erhabene Furcht dem Terror. Damit ist auch erklärbar, warum dem Betrachter schreckliche Bilder oder Erzählungen des Krieges oder des Grauens faszinieren, solange sie sich in der Imagination abspielen und nicht den Boden der Realität bzw. Wirklichkeit betreten. Dem Schrecken des Erhabenen ausgesetzt zu sein und förmlich eine ästhetische „Simulation“

seiner eigenen Macht zu erfahren, verstärkt unsere eigene Position und unsere Überzeugung, daß uns dieses Erhabene nichts anhaben kann, erhöht unseren Geist und unsere Vorstellungskraft und läßt uns, allein als Betrachter und nicht als Betroffener, stärker dastehen als zuvor. „[...] diese Überlegenheit ist die des Menschen in Hinsicht auf die Unabhängigkeit von den Kausalstrukturen der Natur.“153 Wir stehen, wenn auch nur in der Vorstellungskraft, den schrecklichsten Phänomenen gegenüber, doch können uns diese niemals wirklich gefährlich werden. Auf die Freude am unbeteiligten Schauen des Schrecklichen weist bereits Aristoteles hin:

Denn von Dingen, die wir in der Wirklichkeit nur ungern erblicken, sehen wir mit Freude möglichst getreue Abbildungen, z.B. Darstellungen von äußerst unansehnlichen Tieren und von Leichen.154

„Todesangst, Schrecken und Gespenstisches“ haben, so Lehmann, durch die ihr innewohnende Negation des Schönen und Angenehmen nicht nur Teil am Erhabenen, „[...]

sondern an ästhetischer Erfahrung überhaupt.“155 Von dieser Erkenntnis geht auch ein großer Teil der Faszination des Menschen für Actionfilme, Thriller, Reality-Berichterstattungen und auch Horrorfilme aus. Dies erklärt auch, warum das Schöne nicht als Idee unserer

152 Ebd., 195

153 Bärsch, Claus, E., „Das Erhabene und der Nationalsozialismus“, in Merkur, Vol. 487/488, München, 1989, 789

154 In Ders: Fuhrmann, Manfred (ed.), Aristoteles, Poetik, Stuttgart, 1996, 11

155 Lehmann, Hans-Thies, „Das Erhabene ist das Unheimliche“, in Merkur, Vol. 487/488, München, 1989, 751-751

Vorstellungskraft fungieren kann, da es ja keine Erhebung der Seele darstellen würde, sich vorzustellen, daß etwas, was wir betrachten, uns wohlgesonnen sein könnte, es aber keine Möglichkeit hat uns wohlgesonnen zu sein. Hierbei hätten wir es ja nicht mit einer stärkeren sondern einer schwächeren Macht zu tun und die Erkenntnis, daß etwas, das sowieso schwächer ist als wir durch seine Entfernung noch schwächer wird, ist wohl kaum dazu geschaffen, unsere Seele zu erheben. Schaper faßt die ästhetische Betrachtung, besonders was den Unterschied zwischen Burke und Kant angeht, zusammen:

Whereby Burke gave a merely empirical exposition of the beautiful and the sublime, Kant points out that we contemplate manifestations of the beautiful and the sublime only as aesthetic moments […] We confront the sublime when nature is experienced as a might so powerful that we feel threatened and crushed, until another idea of reason, the idea of our own moral agency, lifts us beyond the sensory to heights of our own superiority to nature as moral beings.156

Das Erhabene bei Kant ist eine Idee unserer Vorstellungskraft und entspricht nicht primär einer empirischen Erfahrung im Sinne Burkes. „Im Unterschied zum Schönen kommt die Eigenschaft des Erhabenen streng genommen den Gegenständen selbst überhaupt nicht zu, sondern nur einer bestimmten Gemütsverfassung.“157 Schaper folgert:

The point about our own position being secure while contemplating the sublime stresses that the judgement is a reflective one and an aesthetic judgement […] Imagination, in presenting and holding together what sensibility could provide, is unequal to cope with that which cannot be sensed or understood.158

Kant postuliert einerseits eine Ästhetik des Schrecklichen, wie wir sie auch schon bei Burke finden. Andererseits aber weist er bereits den Weg, welche Welten der moderne Künstler in Zukunft darstellen wird, nämlich die inneren. In der Science-Fiction kombinieren sich die Aspekte der beherrschten und unbeherrschten Natur sowie die Darstellung von inneren Geisteswelten. Filme wie Star Trek159, Star Wars160 und auch Alien161 eröffnen durch die Thematisierung der Unendlichkeit des Weltalls eine neue Dimension des Erhabenen. Andere Filme dieses Genres verlegen den Hauptschauplatz in den Kopf des Protagonisten wie z.B.

156 Ders: in Schaper, Eva; Guyer, Paul (edd.), „Taste, sublimity and genius: The aesthetics of nature and art“, The Cambridge Companion to Kant, Cambridge, 1992, 382

157 Lehmann, Hans-Thies, „Das Erhabene ist das Unheimliche“, in Merkur, Vol. 487/488, München, 1989, 752

158 Ders: in Schaper, Eva; Guyer, Paul (edd.), „Taste, sublimity and genius: The aesthetics of nature and art“, The Cambridge Companion to Kant, Cambridge, 1992, 384

159 USA, 1979-2002

160 USA, 1977-2002, Kinostart Teil III im Jahre 2005

161 USA, 1979-1997

Total Recall,162 Blade Runner163 oder Minority Report164. In Matrix haben wir eine Mischung aus beiden: die letzte Grenze, die in der Science Fiction der Weltraum bildet, ist dort der Cyberspace; die Erfahrung des Cyberspace findet allerdings wiederum im Kopf statt.

Der Schrecken einer unbezähmten Natur, die infolge der industriellen Revolution mehr oder weniger bezwungen scheint, kann erst dann ästhetisch untersucht werden, wenn er als Schrecken nicht mehr richtig existiert.165 So verwundert es nicht, daß in der Gothic Novel einsame Gebirge, riesige Wälder und feindliche Landschaften, die noch nicht bezwungen sind, eine wichtige Rolle spielen. Durch Burke und Kant ist es möglich geworden, Empfindungen zu klassifizieren und in gewisser Weise vorherzusagen. Man fürchtet den Schrecken des Erhabenen nicht mehr, sondern man kann seine Wirkung diskutieren und diskursivieren. Während Burke die empirische Relevanz des Erhabenen in seiner Wirkung analysiert, führt Kant dessen Inszenierung auf eine sittliche Komponente zurück. Durch die Übermacht der Wirkung der erhabenen Betrachtung wird das Gemüt auf sein sittliches Wesen zurückgeführt.“166 Die Erfahrung körperlicher Ohnmacht gegenüber dem Erhabenen setzt beim Menschen einerseits selbsterhaltene Gefühle – gemäß Burke – sowie das Gefühl seiner geistigen Überlegenheit und seiner Freiheit im Hier und Jetzt – gemäß Kant – frei. Der Selbsterhaltungstrieb, der den Menschen dazu bringt, seine Umgebung zu seinem eigenen Vorteil zu ändern, führt dazu, daß der Betrachter die Konstrukte der Natur nach ihrer Gefährlichkeit einordnet. Schön ist, was keine Gefahr darstellt, erhaben ist, was überwunden werden muß, um den Selbsterhaltungstrieb zu befriedigen und im neurobiologischen Sinne die Ausschüttungen von glücksbringenden Botenstoffen im Gehirn zu gewährleisten.167 Bei Kant ist das Erhabene eine sittliche Erfahrung, die als reines Produkt der Imagination den Menschen von der Gefährlichkeit des erhabenen Gegenstandes entfernt und ihn zu einem ästhetischen Betrachter macht.168 Ebenso wie der Geist der Gothic im 18. Jahrhundert die verlorengeglaubte Spiritualität des Mittelalters wieder erwecken sollte, inszeniert auch die

162 USA, 1990

163 USA, 1982

164 USA, 2002

165 vgl. Schneider, Norbert, Geschichte der Ästhetik von der Aufklärung bis zur Postmoderne, Stuttgart, 2002,

„Schwerlich wird man sich aber der Einsicht verschließen können, daß das Ästhetische als integrierender Bestandteil der Kultur sich nur um den Preis der Naturbeherrschung hat entfalten können“. Den Gedanken, daß Ästhetik nur dann möglich ist, wenn von den Gegenständen keine Gefahr droht, beobachtet Bärsch z.B. in Hitlers Mein Kampf, „Wenn aber Völker um ihre Existenz auf diesem Planeten kämpfen, mithin die Schicksalsfrage von Sein und Nichtsein an sie herantritt, fallen alle Erwägungen von Humanität oder Ästhetik in ein Nichts zusammen; denn alle diese Vorstellungen schweben nicht im Weltäther, sondern stammen aus der Phantasie des Menschen und sind an ihn gebunden. Sein Scheiden aus der Welt löst auch diese Begriffe wieder in Nichts auf, denn die Natur kennt sie nicht.“, Kapitel „Kriegspropaganda“ aus Mein Kampf, zitiert nach Bärsch, Claus, E., „Das Erhabene und der Nationalsozialismus“, in Merkur, Vol. 487/488, München, 1989, 783

166 Lehmann, Hans-Thies, „Das Erhabene ist das Unheimliche“, in Merkur, Vol. 487/488, München, 1989, 753

167 siehe Epilog

168 Steinhauser, Monika, „Im Bild des Erhabenen“, in Merkur, Vol. 487/488, München, 1989, 817

Analytik des Erhabenen innerhalb des aufklärerischen Diskurses das neu, was durch diese Aufklärung vormals abgeschafft wurde. „Ästhetik und genauer die Ästhetik des Erhabenen wird um 1800 das Medium, das absent-präsent hält, was der Metaphysik nach der Kantischen Kritik am ontologischen Gottesbeweis abhanden gekommen war.“169 Die Polarität und Zuordenbarkeit des Göttlichen wird als Gothick Revival entweder als Baustil zitiert, der Sehnsüchte konkretisiert oder als scheinbar objektive Konstante der Empfindung in der Imagination angelegt.