• Keine Ergebnisse gefunden

3.3 Die untersuchten Regionen

3.3.2 Wirtschaftliche Situation der Untersuchungsregionen

Shenyang. Shenyang ist die Hauptstadt der Provinz Liaoning, hat eine Bevölkerung von 6,6 Millionen Menschen und liegt am Nordufer des Hunhe. Shenyang besitzt eine besondere Bedeutung als Transport- und Bankenzentrum Nordchinas. Es kann auf reiche Bodenschätze zurückgreifen und ist einer der bedeutendsten Industrie-standorte der VR China. Die Stadt erwirtschaftete 1994 mehr als 20% des gesamten Bruttoinlandsproduktes der Provinz Liaoning. Der Tertiärsektor hat dabei den Se-kundärsektor anteilsmäßig am Bruttoinlandsprodukt fast eingeholt (45,7% und 46,2%).

Shenyang hat eine breitgefächerte industrielle Basis, die sich auf die Bereiche Ma-schinenbau, Metallurgie, Arzneimittelherstellung, Erdölverarbeitung sowie Textil und Elektronik stützt. Es wurde eine große wirtschaftliche Entwicklungszone ausge-wiesen, die ausländische Investoren anziehen soll. Für den Nordosten Chinas ist Shenyang das Tor zur Welt, was durch die Präsenz ausländischer Konsulate und Bü-ros von führenden ausländischen Unternehmen widergespiegelt wird (vgl. KRIEG et al., 1998, 426).

Karte 3.2: Bedeutsame Städte der VR China

Bearbeitung und Kartographie: U. Tagscherer

Changchun. Changchun ist in der nördlichen Provinz Jilin gelegen und ist Provinz-hauptstadt. 6,6 Millionen Menschen leben in Changchun, das als die „Autostadt“ be-kannt ist (KRIEG et al., 1998, 402). Der größte Kraftfahrzeughersteller der VR Chi-na, das Automobilwerk Nr. 1 stellt in Changchun LKWs her. Weitere wichtige Industriebetriebe sind in den Bereichen Maschinenbau, Elektronik, Leichtindustrie, Textilindustrie sowie chemische Industrie angesiedelt. Eine wichtige Rolle für Changchun spielen auch die Changchuner Filmstudios.

In Changchun wurden im Jahre 1994 33% des Bruttoinlandsprodukts der Provinz er-wirtschaftet. Der primäre Sektor ist im Vergleich zu den anderen untersuchten Städ-ten mit 22% noch sehr gut vertreStäd-ten. Der sekundäre Sektor hat einen Anteil am ge-samten Bruttoinlandsprodukt von 50%. Die restlichen 28% verteilen sich auf den tertiären Sektor (KRIEG et al., 1998, 402). 1994 gab es 84 Joint Ventures in der Stadt.

Zu den wichtigsten Exportmärkten gehören die Republik Korea und Russland. In Changchun gibt es 32 Universitäten und Fachhochschulen sowie 101 Forschungsin-stitute. Damit ist Changchun auch das wissenschaftliche Zentrum der Provinz Jilin.

Seit 1993 gibt es in Changchun zwei wirtschaftliche Entwicklungszonen.

Karte 3.3: Standorte und regionale Verteilung der untersuchten Unternehmen Entwurf und Kartographie: U. Tagscherer

0 1000 km

N

13

3 Firmen

Shanghai

Guangdong

Tianjin Beijing

Changchun Shenyang

Jinan Nanjing

(inkl. Zhuhai &

Foshan)

3.3 Die untersuchten Regionen 43

Beijing. Die Hauptstadt Beijing ist das politische, kulturelle, wirtschaftliche und wis-senschaftliche Zentrum des Landes und hat 12,5 Millionen Einwohnerinnen und Ein-wohner. Das Bruttoinlandsprodukt betrug 1995 3% des gesamten chinesischen Brut-toinlandsprodukts (KRIEG et al., 1998, 36). Die Wirtschaftsstruktur Beijings ist durch einen hohen Anteil der Erwerbstätigen im tertiären Sektor geprägt. Der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten ist mit weniger als 6% äußerst gering. 2188 der insgesamt fast 11.000 Betriebe Beijings sind Joint Ventures mit ausländischen Beteiligungen, Privatgesellschaften und Aktiengesellschaften.

In Beijing befinden sich einige der renommiertesten chinesischen Hochschulen, dar-unter auch die bekannte Beijing-Universität sowie die Qinghua-Universität. Insge-samt befinden sich fast 8% aller chinesischen Forschungsinstitute in der Hauptstadt (vgl. KRIEG et al., 1998, 47-48).

Tianjin. Die Stadt Tianjin ist eine weitere der vier regierungsunmittelbaren und damit provinzfreien Städte5 der VR China mit einer Bevölkerung von fast 9,5 Millionen Menschen. Von großer Bedeutung sind die Salzgewinnung, sowie die Erdöl- und Erdgasvorkommen der Stadt. Das Bruttoinlandsprodukt betrug 1995 1,5% des ge-samtchinesischen Bruttoinlandsprodukts (KRIEG et al., 1998, 601). Der dominieren-de Sektor ist dominieren-der sekundäre Sektor. Die Stadt möchte bis zum Jahr 2010 das Wirt-schafts-, Handels- und Finanzzentrum Nordchinas werden. Bezüglich des Angebots und der Qualität der Bildungseinrichtungen folgt Tianjin gleich hinter Beijing und Shanghai. Die berühmte Nankai-Universität hat neben anderen deutschen Hoch-schulpartnerschaften auch eine Partnerschaft mit der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Jinan. Jinan, das am Südufer des Huanghe liegt, ist die Provinzhauptstadt von Shan-dong6. 5,4 Millionen Menschen leben in Jinan, wo 9% des Bruttoinlandsprodukts Shandongs erwirtschaftet werden. Der sekundäre Sektor hatte 1994 einen Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 48% und der tertiäre Sektor von 39%. Die Bahnstrecke von Beijing nach Shanghai geht durch Jinan. Im Osten der Stadt gibt es die Entwick-lungszone Jinan High & Technical Development Zone, in der die Ansiedlung von Unternehmen der Mikroelektronik, Informationstechnologie und Umweltschutztech-nologie angestrebt wird (KRIEG et al., 1998, 504).

Nanjing. Die Hauptstadt der Provinz Jiangsu hat 5,2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Die Provinz Jiangsu ist nach den Stadtstaaten die am dichtesten besiedel-te Provinz der VR China. Nanjing liegt am Unbesiedel-terlauf des Changjiang und ist wichti-ger Verkehrsknotenpunkt der Provinz. Es ist auch das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum. Zu den wichtigsten Industriestandbeinen gehören Elektronik,

Maschinen-5. Die vier provinzfreien Städte sind Beijing, Shanghai, Tianjin und seit 1997 Chongqing. Als regierungsun-mittelbare Städte unterstehen sie als eigene Verwaltungseinheit direkt der Zentrale in Beijing.

6. Das Bundesland Bayern hat Shandong zu seiner Partner-Provinz erklärt. Weitere Informationen zu Kooperationen in Shandong siehe STEINMANN & KUMAR (1988).

bau und Chemie. Das Bruttoinlandsprodukt der Stadt machte 1994 11,6% der gesam-ten Provinz aus (KRIEG et al., 1998, 360). Zu Nanjing zählen insgesamt fünf wirt-schaftliche Entwicklungszonen und insgesamt gibt es in der Stadt mehr als 1500 Joint Ventures und Tochterfirmen, die 1998 31% der Deviseneinnahmen der Stadt erwirt-schafteten.

Shanghai. Die regierungsunmittelbare Stadt Shanghai hat eine Bevölkerung von 14,2 Millionen Menschen und ist einer der bedeutendsten Industriestandorte7. Durch die ideale Lage im Changjiang-Delta hat der Seehafen der Stadt zu großer wirtschaftli-cher Bedeutung verholfen. In Shanghai wurde 1995 ein Bruttoinlandsprodukt von 4,2% des Landes erwirtschaftet (KRIEG et al., 1998, 524). Auch hier ist der Anteil der Landwirtschaft sehr gering, den größten Anteil am Bruttosozialprodukt haben die Industrie (58%) und der tertiäre Sektor (40%). Privatunternehmen, Joint Ventures und Unternehmen mit gemischtem Eigentum machten 1994 bereits 35% aller Shang-haier Unternehmen aus (1988: 7,6%) (KRIEG et al., 1998, 527).

Shanghai wurde 1984 für die Außenwirtschaft geöffnet und erhielt das Recht, über Projekte mit ausländischen Investitionen bis zu 30 Millionen US$ selbstständig zu entscheiden. Für bestimmte Investitionen sind ähnliche Sonderbedingungen geboten wie in den Sonderwirtschaftszonen. Die Kommission für Auslandsinvestitionen in Shanghai hofft, das Volumen der Auslandsinvestitionen in der Stadt bis zum Jahr 2000 auf 7,5 Milliarden US$ vertraglich zugesagter Investitionen ansteigen zu las-sen. Dabei sollen die Investitionen hauptsächlich in die Bereiche Biotechnologie, pharmazeutische Produkte, neue Werkstoffe, Mikroelektronik und Umweltschutz-technologie gelenkt werden. Dazu plant die Stadt vor allem eine Verbesserung der städtischen Infrastruktur, der rechtlichen Rahmenbedingungen für Auslandsinvesti-tionen sowie eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren von Auslandsinve-stitionen (C.A., 1997, 1197).

Im Bildungsbereich kann Shanghai durchaus mit Beijing konkurrieren. Im Jahre 1994 beherbergte die Stadt 46 Universitäten, unter denen die Fudan-Universität eine der führenden Universitäten für das Studium der Gesellschaftswissenschaften ist.

Daneben sind die Tongji-Universität und die Jiaotong-Universität bekannt.

Guangzhou. Guangzhou ist die Hauptstadt der ganz im Süden gelegenen Provinz Guangdong. Guangzhou liegt im Mündungsbereich des Zhujiangs und die Bevölke-rung besteht aus fast 6,4 Millionen Menschen. Guangzhous Bruttoinlandsprodukt machte 1994 annähernd 21% des Provinzproduktes aus. Dabei übernimmt der tertiä-re Sektor (47,0%) die Führung vor dem sekundätertiä-ren Sektor (46,8%) und der Land-wirtschaft (6,2%). Der tertiäre Sektor soll nach dem Willen der Provinzregierung in den nächsten zwölf Jahren um durchschnittlich 14% im Jahr wachsen. Die Stadt ver-fügt über große Warenbörsen, Einzelhandelshäuser und eine Reihe von

Auslands-7. Eine ausführliche Darstellung der Stadt Shanghai findet sich in dem Band SHANGHAI - CHINAS TOR ZUR WELT (1997).