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Bei der Beschreibung von Wohnortwechseln stellt sich auch immer die Frage nach den Motiven für die beobachtete Mobilität. Die Befragten sollten zu jedem ihrer Wohnortwechsel auch die Gründe angeben, um eben diese Ursachen festzustellen.

Die allgemeine Einschätzung bei den deutschen Führungskräften ist diejenige, dass es in der VR China nicht zu einer räumlichen Mobilität aufgrund des Berufs kommt.

Die chinesischen Managerinnen und Manager werden grundsätzlich als sehr immobil bezeichnet. Im Vergleich zu westlichen Ländern mag diese Behauptung durchaus zu-treffen. Doch entgegen allen pessimistischen Einschätzungen entsteht die Hälfte aller Wohnortwechsel aus beruflichen Gründen (siehe Abbildung 5.2). Die chinesischen Führungskräfte wandern, wie einleitend gezeigt werden konnte, wesentlich häufiger als andere chinesische Erwerbstätige und ihre Mobilitätsraten haben steigende Ten-denz, so dass ZHENG (1994, 95) in ihnen die mobilste Bevölkerungsschicht der Zu-kunft sieht. An zweiter Stelle der Motive steht das Studium mit fast einem Viertel der genannten Gründe. Die Studierenden zieht es hauptsächlich in Großstädte und natür-lich vor allem nach Beijing und Shanghai.

In 14% der beobachteten Umzüge ist ein Wohnortwechsel der Eltern die Ursache, so dass der Wohnortwechsel bereits in der Kindheit stattgefunden hat. 8% der Orts-wechsel fanden aufgrund einer Ausbildung statt, wie zum Beispiel Sprachkurse etc.

Lediglich vier (3%) Nennungen fielen auf die Kulturrevolution und damit die Land-verschickung als Umzugsgrund. Aufgrund der Altersstruktur der Befragten hätte die-Abbildung 5.2: Motive der befragten chinesischen Führungskräfte für einen

Wohnortwechsel

Quelle: eigene Erhebung und Darstellung

B e r u f 5 0 % S tu d iu m

2 2 % F a m ilie

1 4 %

A u s b ild u n g 8 %

K u ltu r r e v o lu tio n 3 %

S tu d iu m , B e r u f 2 %

F a m ilie , B e r u f 1 %

5.4 Motive für Wohnortwechsel 101

ser Anteil weitaus größer ausfallen können. Es wird deshalb vermutet, dass es nur wenige der aufs Land Verschickten später in die Führungsetagen der Unternehmen geschafft haben. Weitere 3% der Wohnortwechsel waren nicht eindeutig einer Ursa-che zuzuordnen, sondern hatten mehrere Faktoren, die zu einem Umzug führten.

Wie in Abbildung 5.2 erkennbar ist, werden die meisten Wohnortwechsel aus beruf-lichen Gründen unternommen. 46 der befragten Managerinnen und Manager haben ihren Wohnort aus beruflichen Gründen ein- oder mehrmals gewechselt. Insgesamt kommt es zu 144 beruflich bedingten Ortswechseln. Die Herkunftsorte dieser Perso-nengruppe lassen sich aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit kaum zusammenfassen.

Sechs Personen kommen aus Shanghai, drei aus Beijing und jeweils zwei Personen aus Tianjin und Nanjing. Auch hier dominieren die Führungskräfte, die nicht in den drei provinzfreien Städten Beijing, Shanghai und Tianjin geboren sind. Die Füh-rungskräfte, die aus beruflichen Gründen mobil sind, sind in der Mehrheit entweder auf dem Land oder in Klein- und Mittelstädten geboren.

Die Zielstädte dieser Managerinnen und Manager sind an erster Stelle Nanjing (12 Fälle), Shanghai (9) und Beijing (8). Diesen Städten folgen Changchun (5), Foshan (5) und die Sonderwirtschaftszonen Zhuhai (4) und Shenzhen (3). Dass die beiden Sonderwirtschaftszonen Zhuhai und Shenzhen hier auftauchen ist nicht verwunder-lich, da es zum einen kaum Personen gibt, die dort geboren. Und zum anderen gibt es kaum andere als berufliche Gründe, die zu einem Umzug in eine der Sonderwirt-schaftszonen locken. Ähnlich verhält es sich mit Foshan, wo keine der befragten Per-sonen geboren ist. Somit müssen alle, die dort arbeiten, auch einen Wohnortwechsel dorthin vollzogen haben.

Ins Ausland sind aus beruflichen Gründen insgesamt sieben Personen gezogen. Da-von hatten drei Managerinnen und Manager zwei verschiedene Wohnorte im Aus-land. Die Zielländer waren Deutschland (5 Fälle), USA (2), Großbritannien (2), Ja-pan (1) und Irland (1).

Mobilität, die durch das Studium bedingt war, kann zum einen nach den Geburtsorten und zum anderen nach den Zielorten der wandernden Führungskräfte untersucht wer-den. In den 35 Fällen, in denen die Befragten einen Wohnortwechsel aufgrund ihres Studiums unternommen haben, sind die Geburtsorte nicht die Großstädte und vor al-lem nicht die Städte Beijing und Shanghai, sondern ländliche Kreise oder Kreisstäd-te. Aus den beiden Städten Beijing und Shanghai stammen jeweils nur eine bzw. zwei Personen, die für ihr Studium den Wohnort gewechselt haben.

Alle drei Fälle sind nicht typisch für die Wohnortwechsel durch ein Studium. Der Wohnortwechsel der ersten Managerin aus Beijing fällt in die Zeit der Kulturrevolu-tion, während der sie gleichzeitig mit dem Beginn des Studiums auch in die Armee eintrat. Nach der Kulturrevolution kehrte sie sofort wieder nach Beijing zurück. Von den in Shanghai geborenen Personen hat eine Managerin zum Studium nach Beijing

gewechselt, der zweite in Shanghai geborene Manager ist nach Darmstadt gezogen.

Typisch für den Wechsel des Wohnorts aufgrund des Studiums sind Personen, die zum Beispiel in Luhe, Liaoyuan, Jixian oder Panjin geboren sind.

Die Zielorte sind in der Regel die drei provinzfreien Städte oder die Provinzhaupt-städte. Von den insgesamt 35 Personen, die ihren Wohnort aufgrund des Studiums oder Studiums und Beruf gewechselt haben, sind sieben nach Shanghai, sechs nach Beijing, fünf nach Wuhan und jeweils zwei nach Nanjing und Chengdu gezogen.

Weitere acht Personen sind zum Studium ins Ausland gegangen (vgl. Kapitel 4.4).

Bei der Betrachtung der sich an das Studium anschließenden Mobilität kann festge-stellt werden, dass mit drei Personen nur sehr wenig Befragte an ihrem Studienort blieben. Vier weitere Managerinnen und Manager kehrten an ihren Studienort zu-rück, nachdem sie zunächst in anderen Orten gewohnt und/oder gearbeitet hatten.

Dagegen kehrten 14 Personen nach dem Studium an den Ort zurück, an dem sie vor dem Studium gewohnt hatten. Ebenfalls 14 Personen zogen nach dem Studium in ei-nen anderen Ort, der nicht ihr Wohnort vor dem Studium war.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die regionale Mobilität aufgrund des Studi-ums immer vom ländlichen Raum in die Stadt führt, jedoch nicht von einer Großstadt in die andere. Die Mobilität von einer Großstadt in die andere ist äußerst gering und bedarf besonderer Umstände. Gleichzeit zieht es die Managerinnen und Manager aus den beiden provinzfreien Städten Beijing und Shanghai nur in ganz seltenen Fällen an einen anderen Studienort, selbst der Austausch zwischen diesen beiden Städten ist minimal. Die überragende Stellung der Beijinger und Shanghaier Hochschulen im gesamten Universitätsleben in der VR China kann dafür als Ursache verantwortlich gemacht werden. Zudem entspricht dieses Muster den politischen Gegebenheiten, wobei die Aufnahme eines Studiums zu den wenigen Fällen gehört, in denen Perso-nen aus ländlichen Räumen eine offizielle Registrierung in einer Stadt erhalten kön-nen.

8% der befragten Führungskräfte (10 Personen) haben für ihre Ausbildung den Wohnort gewechselt. Zwei von ihnen haben aus diesem Grund sogar zweimal den Wohnort gewechselt. Die Hälfte dieser Personen stammt aus den großen Städten Beijing, Shanghai, Tianjin, Nanjing und Jinan, die andere Hälfte kommt aus kleine-ren Städten oder aus dem ländlichen Raum. Ihr Ziel war in vier Fällen Shanghai, so-wie je einmal Beijing, Nanjing, Wuhan und Xi´an. Die anderen Ortswechsel gingen nach Deutschland, und zwar nach Berlin, München, Stuttgart und Oldenburg.

Typisch für diese Personen ist, dass sie nach ihrer Ausbildung in einen Wohnort ge-zogen sind, in dem sie zuvor noch nicht gewohnt haben. Lediglich drei Managerin-nen und Manager entsprechen nicht diesem Muster. Von diesen drei PersoManagerin-nen sind zwei Personen an den Ort zurückgekehrt, an dem sie vor der Ausbildung gewohnt ha-ben und eine Person ist an dem Wohnort geblieha-ben, in dem sie die Ausbildung ge-macht hat.