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6 Zusammenfassung der Projektperspektive

Im Dokument GERALD MOLL JULIA SCHÜTZ (HG.) (Seite 184-188)

Das vorgestellte Projekt umfasst sowohl problemorientiertes Lernen in der eigenstän-digen Erarbeitung eines noch eher durch vage Definitionen abgegrenzten Technolo-giefeldes, als auch die Erarbeitung eines didaktischen Konzeptes zur Vermittlung an die Zielgruppe Redakteur:innen von Schüler:innenmedien. Diese Verknüpfung von Research-Based-Learning und Service-Learning und zweistufiger didaktischer und journalistischer Reduktion von Komplexität von Technologien mit Beibehaltung der Kontingenz von Feldern der Technologie, Technologiepolitik und Technologiepfaden lässt dieses Projekt als exemplarisch für sich teilweise widerstreitende Anforderungen an hochschulischen Wissenstransfer erscheinen. „Kontingenz“ als Schlüsselbegriff sensibilisiert für „ein Denken der Potenzialität“ (Séville, 2017, S. 256), was sich auch in der Vermittlung von Technologiethemen in journalistischen Kontexten widerspiegeln muss. Technologiefelder wie „Bioökonomie“ als Forschungs-, Berichterstattungs- und Vermittlungsgegenstand erscheinen geeignet, das in der „sozialwissenschaftlichen Didaktik formulierte Ziel einer Einübung von Multiperspektivität“ erreichen zu kön-nen. Hierin ist aus journalistischer Sicht die Reduktion von Komplexität immanent.

Ausgangspunkt ist die gesellschaftliche Aufgabe, Schüler:innen für die Relevanz von MINT-Diskursen im Umfeld von Zukunftstechnologien zu sensibilisieren und über die Peer-to-Peer-Vermittlung zu erreichen. Gleichzeitig steht auch die Informa-tion zur Bedeutung von Technik- und Wissenschaftsjournalismus im Fokus. Studie-rende werden zum Engagement außerhalb der Hochschule motiviert und ermutigt, die im Studium erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten einzusetzen.

Der Teil der thematischen Aufbereitung von Bioökonomie entspricht den Anforde-rungen an Research-Based-Learning, indem wissenschaftliche Arbeitsweisen dieses Forschungs- und Technologiefeldes nachvollzogen und mit Blick auf die gesellschaft-lichen Auswirkungen bewertet und analysiert wurden. Bioökonomie erfüllt die Punkte eines komplexen, interdisziplinären und hoch relevanten Themas. Das Pro-jekt wird im Sinne einer fortlaufenden Evaluation und Feedbackkultur von Dozent:in-nen begleitet. Neben den parallel entstehenden wissenschaftlichen Abschlussarbeiten wird das Projekt im Sinne eines Design-Based-Research-Ansatzes (Fernadez & Slep-cevic-Zach, 2018) auch vonseiten des Studiengangs wissenschaftlich ausgewertet und voraussichtlich in ein kontinuierliches Projekt überführt.

Die ersten Ergebnisse explorativer Interviews sowohl mit Redakteur:innen von Schüler:innenmedien als auch diese, mit Medien betreuenden Lehrkräfte, stützen den gewählten Ansatz der erfolgreichen zielgruppenadäquaten Vermittlung von MINT-Themen über journalistische Formate. Die ersten Feedback-Runden mit den beteiligten Studierenden zeigen, dass es ihnen gelungen ist, sich das komplexe

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menfeld „Bioökonomie“ aus dem Blickwinkel der Vermittlung für Nachwuchsredak-teur:innen zu erschließen und in Lehrformate wie eine Lernplattform mit Videotuto-rials umzusetzen. Die Bedingungen im Winter 2020/21 und Frühjahr 2021 haben eine breitere Umsetzung bislang noch erschwert. Eine umfassende Evaluation steht damit noch aus.

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