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4 Zusammenfassung und Fazit

Im Dokument GERALD MOLL JULIA SCHÜTZ (HG.) (Seite 106-110)

Die Auseinandersetzung mit Komplexitätsreduktion und Komplexitätsaufbau im Wis-senstransfer zwischen Forschung (Hochschulen) und Gesellschaft gewinnt im Kon-text des Bildungsmonitorings eine besondere Relevanz.

Bildungsmonitoring in seiner Definition als datengestützte Grundlage für Dis-kussionen und Entscheidungen im Bildungswesen zielt zum einen darauf ab, „Steue-rungswissen“ und eine begründbare und zielgerichtete Gestaltung von „Steuerungs-handeln“ auf Grundlage empirisch gesicherter Daten zu generieren und weiterzu-entwickeln (Döbert, 2009). Zum anderen wird der Transfer des Wissens explizit als Aufgabe von Bildungsmonitoring genannt (Bieber et al., 2018; KMK, 2015).

Begreift man Wissenstransfer in Anlehnung an Froese et al. (2014) als einen rekur-siven Transfer zwischen der Wissenschaft und wissenschaftsexternen Akteur:innen, welcher Prozesse sichtbar macht, die die wechselseitige Übersetzung von wissen-schaftlich generierten Erkenntnissen in eine verständliche, zugängliche Form beinhal-tet sowie umgekehrt auch Übersetzungen von außerwissenschaftlich generierten Problemstellungen in wissenschaftliche Fragestellungen berücksichtigt (Wissen-schaftsrat, 2016), müssen diese Prozesse der Zusammenarbeit zwischen wissen-schaftsinternen und -externen Akteur:innen auch beim Bildungsmonitoring berück-sichtigt werden.

Darüber hinaus muss das komplexe System Bildungsmonitoring, insbesondere im Rahmen eines rekursiven Transferverständnisses Komplexität reduzieren, um an der Komplexität der Realität nicht zu scheitern und den Transfer von Steuerungswissen und Steuerungshandeln auf Grundlage empirisch gesicherter Daten erfolgreich zu gestalten. Gleichzeitig entsteht partiell auch eine neue, aber von den beteiligten Ak-teur:innen geteilte Komplexität bzw. Realität der Bildungssysteme.

Um das frühkindliche Bildungssystem abbilden zu können, ist im Rahmen des Ländermonitorings Frühkindliche Bildungssysteme eine komplexe Herstellungsstruktur des Bildungsmonitorings inklusive zwei Formen der Berichterstattung entstanden, um den Herausforderungen des Wissenstransfers und dem Umgang mit Komplexi-tätsreduktion sowie -transformation gerecht zu werden. So wird bei der Weiterent-wicklung und Erstellung des Ländermonitorings auf die Zusammenarbeit wissen-schaftsinterner und -externer Akteur:innen gesetzt, um Informationen über das früh-kindliche Bildungssystem für Politik, Verwaltung, Verbände und Gewerkschaften sowie für die Zivilgesellschaft und pädagogische Fachkräfte so auszuwerten und auf-zubereiten, dass sie für eine qualitätsorientierte Ausgestaltung der frühkindlichen Bil-dung, Betreuung und Erziehung für die Nutzer:innen verwertbar sind. Dabei wird auf der einen Seite Komplexität in der Indikatorendiskussion, der Datenauswertung und -aufbereitung, der Dokumentation und Kommunikation reduziert und transformiert;

auf der anderen Seite wird der Wissenstransfer durch die visuelle Kommunikation gestützt.

Kathrin Bock-Famulla & Felicitas Sander 105

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29.07.2020]

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Prozessmodell des Wissenstransfers in Anlehnung an Froese et al. (2014, S. 5) 92 Abb. 2 Projektstruktur im Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme . . . . 99 Abb. 3 Beispiel: grafische Darstellung im Ländermonitor . . . .102 Abb. 4 Beispiel: grafische Darstellung im Länderreport . . . . 103

Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Beispiel: Tabellenübersicht im Ländermonitor . . . . 101

Kathrin Bock-Famulla & Felicitas Sander 107

Über die Autorinnen

Kathrin Bock-Famulla, Dipl.-Pädagogin, ist Senior Expert Frühkindliche Bildung, Educational Governance und Bildungsfinanzierung im Programm Wirksame Bil-dungsinvestitionen der Bertelsmann Stiftung. Ihre Forschungsschwerpunkte umfas-sen Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung, KiTa-Finanzierung und Bil-dungsqualität.

Kontakt: kathrin.bock-famulla@bertelsmann-stiftung.de

Felicitas Sander, M. A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrgebiet Empirische Bildungsforschung der FernUniversität in Hagen. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung und (Pädagogische) Qualität.

Kontakt: felicitas.sander@fernuni-hagen.de

108 Wissenstransfer im Bildungsmonitoring: das Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme

WISSENSTRANSFER II

Dialog und didaktische Komplexitätsreduktion in

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