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Wolter von Plettenberg

Im Dokument Wolter (1515). (Seite 119-129)

1V. Ter Estenaufstand von 1313; Verkauf Estlands an den Orden

21. Wolter von Plettenberg

Nach dem Tode des Ordensmeisters Johann Freitag wurde am 7. Juli 1494 der Landmarschall Wolter von Plettenbergs) zu Wenden einstimmig zum Meister gewählt. Rankes Erstlingswerk (1824), die

„Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1535" sollten, denn er hat bekanntlich seine Absicht nur bis 1514 aus­

geführt, gerade den Zeitraum umfassen, in dem fast 41 Jahre lang

l) Aus Westfalen, geb. um 1450, eher etwas früher als später. Der Vater ist in der Nähe von Soest begütert gewesen. Wolter aber ist in Livland, in Narva, aufgewachsen, also als Kind hergekommen. Der Orden nahm vierzehnjährige Knaben schon auf. Über Plettenberg, wie über fast alle übrigen Meister dieser Zeit, fehlt es uns bisher an Nachrichten aus den ersten Jahrzehnten ihrer Laufbahn im Orden.

1469 ist er vielleicht (der Vorname fehlt in der Quelle, aber die Zeit stimmt) Schenk zu Ascheraden gewesen, 1481 ist er sicher Schasser des Ordens (s. S. 88) zu Riga, bald darauf Bogt zu Rositten; seit 1489 als Landmarschall nachzuweisen, hat er sich in den letzten Kämpfen gegen Riga bewährt. In späterer Zeit, bestimmt seit­

dem er Meister geworden war, hat er bis zu seinem Tode das Land nicht verlassen, mit Ausnahme der beiden Feldzüge von 1501 und 1502, und zweimaliger Zu­

sammenkunft (1507,1516) mit den Hochmeistern Friedrich von Sachsen, bzw. Albrecht von Brandenburg, in Memel. Derart konnte ein Einzögling wohl mit dem Lande völlig verwachsen.

dieser bedeutende Mann die Geschicke Alt-Livlands gelenkt hat. Die Motivierung der Abgrenzung dieser Epoche mag man bei Ranke nach­

lesen; es ist selbstverständlich nur ein Zufall, aber ein merkwürdiger, daß sie sich mit der Regierungszeit von Livlands größtem Ordensmeister deckt. In diesen Jahren machte das Land in seinen staatlichen, reli­

giösen und anderen Verhältnissen wichtige Krisen durch; hatten sich doch die Institutionen des Mittelalters ausgelebt, und brach auf allen Gebieten eine „neue Zeit" herein.

Die hansische Gesandtschaft (S. III), an deren Spitze Ratmannen aus Reval und Dorpat standen, schien anfangs zu Moskau beim Groß­

fürsten Beachtung ihrer Beschwerden zu finden. Dann wurde ihre Heimreise unter allerlei Vorwänden verzögert; der Sendebote aus Reval zur Entschädigung einiger Griechen, die sich über die Stadt beschwerten, gezwungen. Als sie aber auf der Rückreise in Nowgorod anlangte, 1494 fand sie den Deutschen Hof zu St. Peter geschlossen. Am 6. Novbr.

1494 waren die zurzeit sich dort aufhaltenden hansischen Kaufleute, 49 an der Zahl, ins Gefängnis gesetzt, die reichen Warenlager mit Be­

schlag belegt. Auch der aus Reval stammende Gesandte, der Ratmann Gotschalk Remlinkrode, wurde eingekerkert; der Dorpater unangetastet gelassen. Es sollten Repressalien seitens des Großfürsten sein für an­

gebliche Unbill, die seinen Gesandten, die über Reval ins Ausland ge­

gangen waren, in der Stadt widerfahren sein sollte. Noch andere An­

klagen wurden gegen den Revaler Rat erhoben, gegen den der Groß­

fürst besonders aufgebracht war. Der Grund lag viel tiefer: den Handelshof meinte man bereits entbehren zu können; der Ausgangs­

punkt des Eigenhandels sollte die Stadt bei dem neuerbauten Jwan-gorod werden. Für den Handel Livlands war die Schließung des Hofs ein harter Schlag; die Hanse, die in Nowgorod seit geraumer Zeit nur eine sekundäre Stellung behauptete (S. 67), empfand das weniger. An den Bemühungen, die Gefangenen zu befreien, die kon­

fiszierten Waren ausgeliefert zu erhalten (das ist nie erreicht worden), hat sich die Hanse natürlicherweise neben den livländischen Städten mit­

beteiligt. Vor allen der Ordensmeister, der seinen häufigen Gesandt­

schaften nach Moskau und Nowgorod immer auch dahinzielende Auf­

träge gab; er vergaß das junge Blut nicht, das im Kerker schmachtete.

149? Im März 1497 wurden die Gefangenen denn auch entlassen, bis auf

vier aus Reval, die nach Moskau abgeführt wurden; einer von ihnen starb, die drei übrigen erhielten erst 10 Jahre später die Freiheit.

Russische Kaufleute, die in Reval und Riga 1494 angehalten worden waren (Dorpat hatte seine russischen Gäste auf freiem Fuß belassen), waren schon 1496 losgegeben. Ein Tag zu Narva im Februar 1498, auch von der Hanse besandt, der die Wiedereinrichtung des Hofes in Nowgorod zustande bringen sollte, verlief ohne Ergebnis. Erst 1514 ist dort ein schattenhaftes Gebilde erstanden, das zu keinerlei Bedeutung gelangt ist. Das einmal Zerstörte ließ sich nicht wiederbeleben.

Ein Konflikt mit Rußland stand während dieser Jahre fortwährend in Aussicht; aus nicht enden wollenden Zerwürfnissen an den Grenzen konnte ein ernster Krieg entstehen. Plettenberg betrieb umfassende Rüstungen und verfolgte wachsam die Bewegungen des Gegners. Nach Bundesgenossen wurde Ausschau gehalten. König Maximilian erließ

vom Reichstage zu Worms (1495) Ausschreiben an Fürsten und Städte; 1495

direkte Hilfe aber war aus dem Reich trotzdem nicht zu erwarten.

Kriegsgäste zogen einzeln zu; auch sie waren willkommen. Immer und immer wieder ersuchte der Meister um Zusendung von Reiterei. Lübeck und einige wenige andere Hansestädte haben sich zur Zahlung von Subsidien verstanden. König Hans von Dänemark, der Beherrscher der drei skandi­

navischen Reiche, gelang es nicht, sich in Schweden gegen den Reichs­

verweser Sten Sture zu behaupten. Er stand im Bündnis mit dem Großfürsten von Moskau; dieser überzog (1496) Finland mit Krieg 1496

im Interesse des Königs Hans. Stürme auf Wiborg wurden aber abgeschlagen. Schwedische Schiffe mit Kriegsvolk nahmen im August Jwangorod ein und brannten es aus; sie gaben diese Position aber sofort wieder auf. Noch im selben Jahre erfolgte der Wiederaufbau von feiten der Russen. Die Schweden hatten dem Ordensmeister Jwangorod angeboten; eine gefährliche Gabe, ein wahres Danaer­

geschenk, das dieser nur zurückweisen konnte, da er mit seinen Rüstungen nicht fertig war. Später (1499) war König Hans zu einem Bündnis 1499

bereit; aber er erhob unangemessene Ansprüche (auf Harrien und Wier-land) und wollte nur gegen alle seine Feinde insgesamt mit Livland sich ver­

bünden. Von Preußen war wenig zu hoffen. Der Hochmeister Hans von Tiefen hatte dem Thorner Frieden gemäß dem Könige von Polen auf einem vorgeblichen Türkenzuge (in Wahrheit ging es gegen den Wojewoden

Arbusow, Geschichte der Ostseeprovinzen. 8

der Walachei, Stefan) Heeresfolge geleistet; er starb zu Lemberg im August 1497. Zu seinem Nachfolger wurde bezeichnenderweise ein Fürstensohn gewählt, Herzog Friedrich zu Sachsen (Sohn Herzog Albrechts des Beherzten und der Sidonie von Böhmen, einer Tochter Georg Podiebrads), und dieser verweigerte, sich auf die Aufmunterung des Königs Max und vieler deutscher Fürsten stützend, die ihm Hilfe zu­

sagten, dem Polenkönig Eid und Huldigung. Da der Thorner Frieden nie die in ihm vorgesehene Bestätigung des Papstes erhalten hat, konnte seine formelle Ungültigkeit behauptet werden. Aber der König bestand auf seinem Recht und rüstete gegen Preußen. Statt Livland auszu­

helfen, ließ der Hochmeister im Gegenteil bei Plettenberg um Unter­

stützung ansuchen.

Inzwischen war der Großfürst Alexander von Litauen, vermählt mit Helena, der Tochter des Großfürsten Iwan Wassiljewitsch, von seinem Schwiegervater, der Ansprüche auf Bestandteile des litauischen Reichs geltend machte, mit Krieg überzogen worden. In seiner Be­

drängnis knüpfte er mit Plettenberg an; trotz mancher Bedenken entschloß sich dieser, da alle andere Hilfe versagte, zu einem Bündnis mit Litauen, Z501 das am 21. Juni 1501 auf 10 Jahre abgeschlossen wurde. Wenige Tage vor dem Abschluß (am 17. Juni) war Johann Albrecht, der König von Polen, zu Thorn gestorben, bis wohin er in drohender Haltung gegen Preußen vorgerückt war. Natürlich traf die Nachricht davon erst viel später in Livland ein. Alexander, der Bruder des Verstorbenen, bewarb sich sofort um die erledigte Krone, versprach aber den Bedingungen des mit Livland eingegangenen Bündnisses gerecht zu werden. Er selbst war nach Polen geeilt, hatte aber fest zugesagt, daß das litauische Heer unter­

halb Ostrow an der Welikaja sich mit den Livländern zu einem ver­

einbarten Termin vereinigen werde. Denn schon war für den Spät-fommer ein Einfall des russischen Heeres in Livland signalisiert, eine Folge des eben zwischen Livland und Litauen geschlossenen Bündnisses.

Plettenberg wartete daher nicht länger, sondern zog mit 4000 Reitern und 2000 geworbenen Landsknechten, wozu schwerfällige Artillerie und ein ungeheurer Troß an Undeutschen (Letten und Esten) kam, rasch über die Grenze. Jenseits Neuhausens, am Bache Seritza, 10 Werst von Jsborsk stieß man am 27. August auf die Geschwader von über 30 000 russischen Reitern, die im Begriff waren in Livland einzurücken.

Nach heftigem Geschützkampf und ungestümen Angriffen der Reiterei wurden die Russen zum Weichen gebracht und flohen landeinwärts, unter Zurücklassung ihres Wagentrosses. Plettenberg mußte von einer Verfolgung abstehen, da der Abend hereingebrochen, auch die Pferde zu erschöpft waren. Unter fortwährenden Scharmützeln zog er südwärts, und schritt zur Berennung Ostrows, das aus zwei durch eine Brücke verbundenen starken Burgen bestand. Am 7. September gelang die Ein­

nahme. Da die versprochene litauische Hilfe ausblieb, auch eine Seuche im deutschen Heere überhand nahm, der Einbruch russischer Truppen bei Narva drohte, wurde der Rückzug nach Livland angetreten. Am 14. September ist der Meister in Neuhausen. Die einzelnen Kontingente des Heeres werden in ihre Behausungen (Gebiete) entlassen; den Meister selbst wirft die Seuche für einige Wochen aufs Krankenlager.

Am Allerheiligentage (1. November) brach ein gewaltiges durch Tatarenhorden verstärktes russisches Heer zwischen Neuhausen und Marienburg ins Land und drang, alles verwüstend, weit bis nach Helmet, Fellin vor, bis in die Nähe von Wenden ^) andererseits streiften andere Scharen. In der bösen Jahreszeit, bei überall ausgetretenen Flüssen, konnten die Streitkräfte der Livländer erst spät wieder zu­

sammengezogen werden. Die im Dezember zwischen Narva und Neu­

schloß ihren Abzug mit 40 000 Gefangenen nehmenden Scharen konnte der Meister, der in Person die Verfolgung leitete, nicht mehr ereilen.

Zu Gefechten gegen die Übermacht war es bei Helmet gekommen. Der erste Bericht über den Einfall, an den Hochmeister, ging unterwegs verloren, erreichte diesen nicht. Der Bundesgenosse in Krakau ließ den livländischen Gesandten ungebührlich lange ohne Antwort: dann erging 1502 er sich in überschwänglichen Versicherungen, zu seinen Litauern werde sich jetzt die Hilfe des mächtigen Polens gesellen. Es braucht kaum bemerkt zu werden, daß es bloß bei diesen Versprechungen geblieben ist.

Das war die „unbegreifliche" Politik Alexanders, der anfangs Livland nur in einen Krieg hatte verwickeln wollen, damit der König, sein Bruder, über Preußen herfallen könne. Nun war er selbst König,

!) Die Burg Wenden war von Plettenberg mit drei starken (neuen) Türmen besestigt worden. Das sind doch wohl die Türme der Vorburg, von denen einer jetzt nur noch in seinen Fundamenten nachgewiesen werden kann.

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und gezwungen, den Scheinkrieg fortzusetzen. Denn an die Verdrängung der Russen aus den von ihnen besetzten litauischen Gebieten ist er ernst­

haft nicht gegangen.

Auf dem Landtage zu Wolmar (Ende Januar 1502) setzte Pletten­

berg nach langen stürmischen Verhandlungen eine neue Steuer durch.

Er war entschieden für Fortsetzung des Kampfes, stieß aber auf viel­

fältigen Widerspruch. Der Bischof von Dorpat ließ Hilferufe ergehen (eben wurde sein Stift durch einen neuen Einbruch russischer Heer­

scharen heimgesucht), schien aber nicht übel Lust zu haben, für sich allein mit dem Gegner zu paktieren. Die Ritterschaft von Harrien und Wier-land weigerte sich, außer Landes Heeresfolge zu leisten. Den Städten dauerte die Fehde schon zu lange. Auch die Mittel des Ordens und der Bischöfe waren erschöpft. Es mutet einen heute widerlich an, daß ein Ablaß für Livland erhoben worden ist, um den Kampf fortsetzen, die gewaltige Schuldenlast tilgen zu können. Die Zeitgenossen dachten und fühlten anders: „Könige und Fürsten widersetzten sich dem Ablaß nur in Hinsicht der Steuerkraft ihrer Untertanen, nicht weil sie ihn im Hinblick auf die Seelsorge oder den gesamten moralischen Zustand der Nation für bedenklich erachtet hätten" (Ulmann). Anfangs war das Jubeljahr (1500) hinderlich gewesen; erst 1503 gelang es, die päpst­

liche Genehmigung zu erhalten. Und so ist denn faktisch der Ablaß zugunsten des Ordens in der Rigischen Kirchenprovinz und den Bis­

tümern Norddeutschlands bis Bremen hin von 1503—1506 erhoben worden, von 1507—1510 aber in den Kirchenprovinzen Mainz, Köln, Trier, in den Stiften Bamberg und Meißen. Oberkommissar war der spätere Bischof von Dorpat, Christian Bomhower; zu den unge­

zählten Unterkommiffaren gehörte der Dominikaner Johann Tetzel. Die Organisation dieser die freiwillige Steuerkraft in Anspruch nehmenden

„Finanzmaßregel" muß ihrem Hauptzweck vorzüglich entsprochen haben.

Der für die gesamte Nation verhängnisvoll sich gestaltende Ablaß für den Kardinal Albrecht von Brandenburg (1516) war nach dem Muster des

„livländer Ordensablasses" eingerichtet. — Feurig für die Weiter­

führung des Krieges war neben dem Meister der greise Erzbischof Michael von Riga gestimmt, der an den Feldzügen beider Jahre persönlich teil genommen hat, der später für Erneuerung des Krieges war, aber den Ablauf des Waffenstillstandes (1509) nicht mehr erlebt hat.

Im März 1502 bestand der Komtur von Reval ein glücklich ver­

laufendes größeres Reitergefecht im Vorlande Narvas; der neue Land­

marschall Johann von dem Broele genannt Plater war über Rositten hinaus bis Kasnoigorod vorgedrungen. Diese Vorstöße wehrten weitere Beunruhigung des Landes ab, bis die Vorbereitungen zu energischem Angriff vollendet wurden. Plettenberg rüstete und vermochte auch Land und Städte zu neuer Anwerbung von deutschen Landsknechten zu be­

wegen; trotzigen, widerspenstigen, stets durstigen und beutegierigen, vater­

landslosen Gesellen, die ihre Haut um Sold zu Markte trugen: auch im russischen Heere kämpften damals deutsche Fußknechte. Auch über­

wogen Handelsvorteile skrupellos alle nationalen Rücksichten; Schwefel, Salpeter usw. wurde zu Lande (durch das Gebiet des litauischen Bundes­

genossen) und zu Wasser, namentlich über Finland aus deutschen Städten den Russen zugeführt. Nach dem Kriege standen im Schloßhofe zu Wenden erbeutete Geschütze, die die Marken westfälischer Eisenwerke trugen. Mit der anderen Hand mochten die jeden Vorteil Ausnutzenden Beiträge für den Ablaß gespendet haben.

Als Mitte August alles zum Aufbruch fertig war, erschien in 1502 Wenden eine Gesandtschaft des Königs Alexander: nicht wie verabredet, könne er einen Vorstoß gegen Pskow unternehmen; seine geringen Kräfte, über die er verfüge, sei er gezwungen gegen die Tataren von Perekop (die er betrogen hatte!) zu entsenden; gegen diese solle ihm auch Pletten­

berg zu Hilfe eilen. Daß der unzuverlässige Bundesgenosse durch litauische Magnaten sich schon in Vorfriedensunterhandlungen mit Moskau eingelassen hatte, war dem Meister, der dem mit Bestimmtheit austauchenden Gerücht in seiner unentwegten Bündnistreue anfangs Glauben zu schenken gezaudert hatte, längst bekannt. Auf den aben­

teuerlichen Vorschlag gab er jetzt eine gebührende Antwort. Dann rückte er, während er die Hauptmasse, die sich langsam vorbewegte, an der Grenze verließ, mit Kerntruppen (bloß 2500 Reitern und 2500 Fußknechten, 200 davon hatte der Hochmeister Friedrich gestellt, der Ordenstradition mehr nachzukommen, als wirksame Beihilfe zu leisten) gegen Pskow vor. Da nicht vorauszusehen gewesen war, daß Pletten­

berg in diesem Jahre denselben Weg wie im Vorjahre einschlagen würde, ein Einbruch seinerseits zwischen Narva und Neuschloß auch zu den Möglichkeiten gehörte, war die Hauptmacht der Russen bei Nowgorod

konzentriert und rückte jetzt langsam heran. Die Vorstädte von Pskow wurden erstürmt und ausgebrannt, der Sturm auf die Stadt vorbereitet.

Am 13. September 1502 (dem Tag vor Kreuzerhöhung) aber kam es südlich von Pskow, am See Smolina, zu einer entscheidenden Schlacht mit den zum Entsatz der Stadt herangerückten Scharen. Trotz der Übermacht errang Plettenberg den Sieg. Sein Lager mit dem Troß wurde allerdings erstürmt und geplündert. Seine Landsknechte drängten aber endlich die ihnen gegenüberstehenden Fußknechte zurück. Die Reiterei der Flügel unter Führung des Landmarschalls und des Erz-bischoss umfaßten den Gegner, das Zentrum, von Plettenberg selbst ins Treffen geführt, brachte durch dreimaliges EinHauen in den Feind die Übermacht zum Weichen. Fernab hatte der wilde Reiterkampf die mutigen Scharen von Fußvolk und Troß geführt, so daß man sie schon verloren gab. Das Heer des Gegners war gänzlich zersprengt. Es war ein großer moralischer Erfolg. Bis in den dritten Tag blieb das deutsche Heer auf dem Schlachtfelde; doch ein Angriff erfolgte nicht.

Wenige Tage später ist der Meister wieder in Livland; denn mit den geringen Kräften und in der bösen Herbstzeit war von jeder weiteren kriegerischen Aktion abzusehen.

Das Land blieb in Aufrüstung; doch ist es zu einem weiteren Kampf nicht mehr gekommen. Und auch um etwaige Früchte des Sieges brachte das Land ein vorschnell von den polnisch-litauischen Gesandten 1503 zu Moskau im März 1503 abgeschlossener Beifriede: sie überließen dem Großfürsten die von ihm besetzten Territorien Litauens. Der an­

wesenden livländischen Gesandtschaft, denen die Genossen noch fort­

während beteuert hatten, sie würden den Frieden nur gemeinsam mit ihnen suchen, ward jetzt von den Bojaren des Großfürsten Iwan ein sechsjähriger ungünstiger Beifriede aufgenötigt. Auf dieser Grundlage ist zu Nowgorod im Sommer mit Nowgorod und Pskow der Frieden abgeschlossen worden, ebenfalls nur bis 1509 reichend; eine Regelung des Handelsverkehrs wurde ganz beiseite geschoben. Dieser Beifriede ist dann 1509 auf 14 Jahre, 1522 verlängert, 1531 auf 20 Jahre erneuert worden; er bot dem Lande aber keine Sicherheit. Der König-Großfürst Alexander hat dann sofort einen neuen Krieg geplant, er mahnte den Meister an die Bundespflicht. Dieser schützte mit Recht vor, daß ein Bruch des Beifriedens frivol sei; auch verlangte er

Garan-tien, daß Litauen ernstlich rüste. Nach dem Tode Alexanders (1506) hat dessen Bruder, der zum Könige gewählte Sigismund den Meister zum Kriege aufgefordert, denn das Bündnis galt ja bis 1511. Pletten­

berg ließ sich nicht verleiten. Auch errang Sigismund, abgesehen von einer siegreichen Schlacht (Sptbr. 1514 bei Orscha) keine nennenswerte Erfolge in dem von ihm allein begonnenen Kriege.

Der Hochmeister Friedrich ließ sich, um sich den Anforderungen des Polenkönigs zur Eidesleistung zu entziehen, zum Koadjutor seines Vetters, des Erzbischofs Ernst von Magdeburg wählen, konnte also unter Umständen (die freilich nicht eintraten, denn er starb früher als Ernst) dessen Nachfolger werden. Diese noch nie dagewesene Kumulation von so verschieden gearteten Ämtern erhielt die päpstliche Bestätigung.

1507, nachdem er eine Zusammenkunft mit Plettenberg in Memel ge- 1507

habt, setzte der Hochmeister eine Regentschaft ein und verließ Preußen.

Als er im Dezember 1510 starb, wählte der Orden sofort (1511) wieder 1511 Febr.

einen Fürstensohn, den jugendlichen (1490 geb.) Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach zum Oberhaupt, einen Hohenzoller, die im Reich jetzt mit den Wettinern zu rivalisieren begannen, zugleich ein Schwestersohn des Königs Sigismund von Polen. Auch er wurde von Kaiser und Reich ermuntert, die Huldigung zu verweigern. Trotz vieler Tage, die (zu Petrikau, Breslau, Posen usw.) abgehalten wurden, konnte eine friedliche Lösung der Frage nicht gefunden werden. Der Hochmeister Albrecht rüstete; seine Verwandten, u. a. der Kurfürst Joachim I. von Brandenburg, sagten ihm Unterstützung zu. Als aber

Kaiser Max auf einer Zusammenkunst in Wien sich aus Hausinteressen 1515 Juli

mit dem Könige von Ungarn und Böhmen, Wladislaw, vertrug, auch dessen Bruder, den Polenkönig, in die Kombinationen hineinzog, gab er Hochmeister und Orden preis. Dieser war plötzlich ganz isoliert, da

auch die Fürsten sich zurückzogen. Anfang März 1516 fand eine Zu- 1516 sammenkunft mit dem Meister von Livland zu Memel statt: Pletten­

berg riet von einem Kampf mit Polen ab, da es an Bundesgenossen fehle. Er selbst stellte nur geringe Beihilfe an Mannschaft (die haupt­

sächlich nur in geworbenen Truppen bestehen konnte, also auch schon eine Geldfrage war) und begrenzte Subsidienzahlung von seiten Liv-lands in Aussicht. Feurig blieb der Hochmeister bei seinen Plänen:

sächlich nur in geworbenen Truppen bestehen konnte, also auch schon eine Geldfrage war) und begrenzte Subsidienzahlung von seiten Liv-lands in Aussicht. Feurig blieb der Hochmeister bei seinen Plänen:

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