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Der Legat Wilhelm; Tod des Bischofs Albert

Im Dokument Wolter (1515). (Seite 38-41)

I. Die Penode der Selbständigkeit Livlands

6. Der Legat Wilhelm; Tod des Bischofs Albert

Die Regelung der Verhältnisse, die durch die gegenüber der Autorität Dänemarks, den Ansprüchen und der egoistischen Absonderung des Ordens in wichtigen Angelegenheiten von Bischof Albert einzu­

haltende Richtung recht verwickelt sich gestaltet hatten/) stellte dieser einer höheren Macht zum Ausgleich vor. Er bat den Papst Honorius III.

um einen Legaten. Im Frühjahr 1225 landete dieser, Wilhelm von

') Auch in Riga gab es manches zu regeln. Ob aber die Einsetzung des Rats damit im Zusammenhang steht, bleibt unentschieden. Das Vorhandensein dieses wichtigen Kollegiums ist fürs Frühjahr 1226 zu erschließen. Die Möglichkeit liegt vor, daß der Rat sich allmählich mit dem Emporblühen der Stadt schon früher ge­

bildet hat. Von anderer Seite (A. v. Bulmerincq) ist ausgeführt worden, daß die Stadt selbst, in bewußtem Gegensatz zu ihrem Gründer, dem Bischof Albert, sich ihre Ratsverfassung ertrotzt habe. Die auseinandergehenden Meinungen sollten hier nicht stillschweigend übergangen werden. Genug, von diesem Zeitpunkt an ist der Rat sicher bezeugt.

Savoyen, zur Zeit Bischof von Modena, in Livland. Noch wiederholt (so 1234/35, 1238), wie hier vorgreifend bemerkt werden mag, und stets, wenn es sich um Schlichtung wichtiger Konflikte handelte, ist Wilhelm in gleicher Eigenschaft nach Livland gekommen. Er lernte aus eigener Anschauung die Bedürfnisse des Landes kennen, von denen man in Rom wohl keine richtige Vorstellung haben mochte. Und seiner allzeit vermittelnden und versöhnenden Handlungsweise ist es mit zu danken, daß die Kolonie wichtige Krisen mit Ehren überwand.

Bald nach seiner Ankunft sandte der Legat einen vorläufigen Be­

richt an den Papst; er stellte darin die Grundzüge fest, nach denen in­

folge seiner bis dahin gewonnenen Anschauung zu verfahren sei. Dann bereiste er die Landschaften im Norden der Düna, das Land der Liven, Letten, der Esten bis nach Sakkala und Ugaunien hin. Nach Fellin kamen zu ihm Abgesandte aus Reval und der Wiek, über Trikaten und Wenden kehrte er nach Riga zurück, wo am 4. August ein Tag abge­

halten wurde. Daran schloß sich eine Reise die Düna aufwärts bis Kokenhusen; in Üxküll feierte er das Gedächtnis der dort zu ewiger Ruhe gebetteten ersten (der Chronist Heinrich nennt sie heilige) liv-ländischen Bischöfe. Da es inzwischen im Norden wieder zum Aus­

bruch von Zwietracht mit den Dänen gekommen war, scheute der Legat vor einer nochmaligen Reise im Januar nicht zurück, die ihn bis nach 1226 Jerwen, Wierland, Reval führte. Er entzog die Wiek sowohl den An­

sprüchen Alberts als denen der Dänen, ebenso Wierland und Jerwen, und nahm sie zu Handen des Papstes an sich. Seinen Kaplan Johannes ließ er hier als Statthalter (Vikar) zurück.

Im Frühjahr wurde in Riga eine größere Versammlung abge­

halten. Die Kompetenzen des Ordens in der Stadt fanden ebenso Regelung, wie manche bürgerliche Verhältnisse. Auch fand eine Ab­

grenzung der Rigischen Stadtmark statt. Ende Mai hat der Legat Wilhelm Livland verlassen und sich zunächst nach Wisby begeben.

Im Januar 1227 wurde mit vereinten Kräften ein Heerzug über 1227 den festgesrorenen Sund gegen Ösel unternommen. Nach heftigen Kämpfen unterwarfen sich die Öseler. Damit war wenigstens das See­

räuberunwesen, das von dieser Insel ausging, und das vornämlich die Küsten und Meere Livlands bedroht hatte (es hatte sich dazwischen viel weiter ausgebreitet), einigermaßen beschränkt. Ein von Albert hier

ein-gesetzter Bischof (1228, Gotfrid, bisher Abt des Klosters Dünamünde) hat sich übrigens nicht behaupten können. Aber auch der Statthalter Johannes (S. 31) hat die Wiek bald räumen müssen.

Nach seiner Freilassung aus der Gefangenschaft (s. S. 29) hatte König Waldemar gegen den Grafen von Holstein einen Krieg begonnen.

Am 22. Juli 1227 ward er aber von diesem bei Bornhöved vollständig geschlagen. Der Orden brach darauf die vom Legaten Wilhelm ge­

troffenen Anordnungen und besetzte Harrien und das Schloß zu Reval, wo um diese Zeit eine städtische Ansiedelung schon im Entstehen war.

Die von Lund aus eingesetzten Bischöfe wurden heimgeschickt; sie kamen als Flüchtlinge nach Riga. Der Orden hatte soweit richtig gerechnet;

der König griff zu keinen kriegerischen Gegenmaßregeln, sondern wandte sich an die Kurie. Doch dauerte es einige Zeit, bis von hier aus gegen das eigenmächtige Vorgehen des Ordens, der sich seine neuen Besitzungen vom römischen König Heinrich hatte bestätigen lassen, etwas unternommen wurde.

Im Süden des Gebiets waren in der letzten Zeit keine besonders bemerkbaren Vorteile errungen worden. Nach dem Tode des Bischofs Bernhard von Selonien (1224) hatte Albert einen Bischof, Lambert, eingesetzt, der auf Selonien (das zum Stifte Riga geschlagen wurde) verzichtend den Titel eines Bischofs von Semgallen annahm. Außer dem einen Bezirk, Mefoten, den dieser neue Bischof (wie schon sein Vor­

gänger Bernhard) besetzt hielt, war das übrige Land, aus dem sein Bistum bestehen sollte, noch zu erobern. Und so verschärften sich hier die Gegensätze: der angesehenste Häuptling der Semgallen, Westhard von Terweten, hatte sich freilich im Jahre 1225 in Riga eingestellt, war aber den Zumutungen des Legaten Wilhelm gegenüber, der ihn zur Annahme des Christentums zu bewegen suchte, unzugänglich geblieben.

Seine bisher den Deutschen, mit wenigen Ausnahmen, freundliche oder wenigstens indifferente Gesinnung änderte sich jetzt, da er seine Stammes­

genossen bedroht und vor dem Einfluß der Deutschen nicht mehr sicher 1228 wußte. Im August 1228 überfielen Semgallen im Verein mit Kuren das Kloster Dünamünde, töteten einen großen Teil des Konvents und zerstörten die Klostergebäude. Der Meister Folkwin erwiderte mit einem Vergeltungszuge und damit begannen hier im Süden die Kämpfe gegen die Kuren, Semgallen und die benachbarten Litauer. Die Macht der

ersteren sollte zwar gebrochen werden; an der erstarkenden Kraft der Litauer aber hatte man es mit einem Feinde zu tun, der trotz jahr­

hundertelanger erbitterter Kämpfe nicht niedergeworfen werden konnte.

Am 17. Januar 1229 ist Bischof Albert zu Riga gestorben, sein 1229 Grab fand er in der von ihm gegründeten Domkirche.

Im Dokument Wolter (1515). (Seite 38-41)