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Johann Blankenfeld

Im Dokument Wolter (1515). (Seite 139-146)

1V. Ter Estenaufstand von 1313; Verkauf Estlands an den Orden

23. Johann Blankenfeld

Wir müssen etwas zurückgehen, um die Ausbreitung der neuen Lehre außerhalb der Städte im Zusammenhang der sie begleitenden Erscheinungen zu verfolgen. Der schon genannte (S. 123 und weiter) Bischof von Reval und Dorpat, Johann Blankenfeld, ein ausgesprochener Vertreter der alten Kirche und ihrer Institutionen, ist durch das, was er tat und was er zu tun unterließ, sehr wider seine Absicht in diesen kritischen Jahren von ausschlaggebender Bedeutung gewesen. Er hat die Opposition geweckt (S. 124) und durch sein Gebaren wach erhalten.

Die früheste Andeutung einer religiösen Bewegung in Livland (Stift Reval?) findet sich in einem Schreiben von ihm, aus Berlin, vom Juni 1518: er ermahnt, von den alten Gebräuchen in keiner Weise zu lassen, 1518

die Kirchen zu bauen und zu bessern. Auf seine Anregung trat gegen Ende Juli 1521 zu Ronneburg ein Prälatentag zusammen, kirchliche 1521

aber auch das Regiment der Bischöfe angehende weltliche Angelegen­

heiten sind hier zur Sprache gebracht worden. Von der Errichtung einer höheren Schule zu Alt-Pernau oder Dorpat ist die Rede gewesen;

aus dem Plane ist, obgleich im Jahre darauf der berühmte Gelehrte Ekbert Herlem aus Rostock nach Livland kam, um seine Ratschläge in der Sache zu erteilen, nichts geworden. Man verschob die Angelegen­

heit auf bessere, ruhigere Zeiten. Endlich wurde zu Ronneburg be­

schlossen, daß die gegen Dr. Martinus Luther erlassene Bannbulle in den Kathedralkirchen der Bistümer verlesen und erläutert, den päpst­

lichen Anordnungen die gebührende Nachachtung zuteil werden solle.

Die Schulfrage scheint dann auch an die Stände gelangt zu sein. Im September desselben Jahres hat sich die Öseler Ritterschaft dahin ge­

äußert, daß in der Schule die Bauernkinder „im latiuo" zu

unter-Im Juni 1525 schrieb der unruhige Schwarmgeist übrigens aus Witten­

berg an die Stadt Dorpat. In Stockholm ist er erst 1526—27 Prediger der Deutschen Gemeinde gewesen; Ende 1543 ist er im Kerker zu Straßburg gestorben.

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weisen seien, damit mit der Zeit Kirchherren und andere Geistliche aus ihnen gemacht werden könnten.

Die Ritterschaften, die ein Gnadenrecht, d. h. eine erweiterte Erb­

folge besaßen, fühlten sich beeinträchtigt durch die von ihren Herren, den Bischöfen beanspruchte Anbietungspslicht (uxdsäin^e), d. h. daß ihnen Verpfändung wie Verkauf ihrer Lehngüter untersagt war, ehe sie sie der Herrschaft angeboten, und wohl in den meisten Fällen die Er­

laubnis von ihr erwirkt hatten. Auf dem Landtage zu Wolmar im

1522 Juni 1522 verstimmten die Verhandlungen darüber den Herrn von Ösel dermaßen, daß er vor Schluß des Tages heimritt. Der Bischof von Dorpat, Johann Blankenfeld, aber ließ zum Staunen aller, die fest auf seinen Widerstand gerechnet hatten, verkündigen, daß er auf die Upbedinge seiner Vasallen verzichte. Dann aber kamen Dinge auf diesem Land­

tage zur Sprache, deren Erörterung auch dieser Prälat durch früh­

zeitigen Rückzug aus dem Wege ging. Die „ganze Ritterschaft dieser Lande" war während der Dauer des Tages in gesonderte Neben­

beratung mit den Ratssendeboten der drei großen Städte getreten. Sie beschlossen, einmütig zusammen zu gehen und zu stehen. Unter den Artikeln, die sie vor die Versammlung brachten, lautete einer, daß sie sich zu gemeinsamer Aktion verpflichteten, sobald von außen Fürsten oder andere sich unterfingen, Stifte und Kirchen in Livland mit römi­

schen oder anderen Prozessen oder mit Gewalt anzufechten. Das war die Antwort auf die Beschlüsse des Ronneburger Tages. Übrigens wurde die Fassung auf Antrag der auf dem Tage noch anwesenden Prälaten gemildert. Ein anderer Artikel aber lautete, daß man die Sache Luthers hier im Lande ruhen lasse, bis durch Papst, Kaiser, Kurfürsten usw., und durch ein Konzil entschieden sei, wie es mit ihr zu halten oder zu lassen sei. Das war eine Absage an Prälaten und an den Orden.

1523 Ende März 1523 beschlossen zu Lemsal 35 erzstiftische im

Gnaden-März 30 recht besitzliche Vasallen, ihre Güter nicht an die Familien gelangen zu lassen, die ihre Belehnungen zu „samender Hand" erhalten hatten, d. h.

!) Über einen urkundlichen Verzicht ist nichts bekannt. Viel später erfahren wir, daß durch Unachtsamkeit eines Dekans der Dorpater Kirche die Angelegenheit verabsäumt worden sei. Erst Bischof Johann Bey hat 1540 die urkundlichen Garantien geboten.

die ihre Güter nicht nur durch Kauf, sondern auch durch Heirat und Erbgang vergrößern und gewissermaßen zu Fideikommissen zusammen­

fassen konnten. Der Erzbischof Jasper Linde hat diesen Vertrag be­

stätigt; er erteilte auch zu Ende des Jahres (28. Dezember) seiner ge­

samten Ritterschaft ein neues Privileg, in dem er auch auf die Upbedinge verzichtete. Die Prälaten waren sehr nachgiebig geworden; der reli­

giösen Bewegung aber konnten sie nicht mehr Herr werden. Noch im selben Jahre hatte Blankenfeld es in Rom durchgesetzt, daß er zum Koadjutor des Erzbischofs bestellt ward. Nach dessen Tode, Ende Juni 1524 1524, wurde er sofort Erzbischof und behielt die Stifte Reval und Dorpat bei. Wo er die Macht besaß, in seinen kleinen Städten Lemsal und Kokenhusen, entfernte er Predikanten und Schulmeister, die zur neuen Lehre neigten. Nur Bischof Johannes Kyvel von Öfel verhielt sich anfangs ablehnend gegen die Anforderungen seiner Ritterschaft.

Diese brachte aber eine Versammlung zu Reval zustande (1524, 17.—24. Juli), an der sich auch die Ritterschaften von Harrien-Wier-land, die von Dorpat und die drei Städte beteiligten. Sie beschlossen für die Öseler die Privilegienerteilung, mit Aufhebung der Upbedinge, zu ertrotzen. Noch mehr: die Versammlung gelobte, samt und sonders für das heilige Evangelium einzustehen und Leib und Gut daran zu setzen. Unter diesem Zeichen ging man auseinander. Im Stifte Ösel begann man darauf die kirchlichen Abgaben zu verweigern. Nachdem selbst Blankenfeld seinen Ritterschaften (der im Erzstift am 24. Sep­

tember, der Dorpater am 19. Oktober) umfassende Privilegien erteilt hatte, gab endlich auch der Bischof von Ösel nach und verzichtete am 15. Dezember auf die Upbeding. Ja noch mehr, er setzte kirchlichen Neuerungen weiter keinen Widerstand entgegen, und erkannte das in der Privilegienerteilung urkundlich an.

Das neue Jahr 1525, das mit dem Ausbruch der Unruhen in 1525

Dorpat (S. 130) eingeleitet ward, ist für Livland reich an entscheidenden Ereignissen und Veränderungen. Blankenfeld verzichtete auf Reval, es war der Anfang seines Niedergangs; Harrien-Wierland wurde aus dem Eide des Hochmeisters entlassen (S. 120f.); in Preußen löste sich der Deutsche Orden auf. In Livland breitete sich die Reformation aus;

aber auch ein Rückschlag ist schon zu erkennen. So einmütig wie auf dem Tage zu Reval waren Ritterschaften und Städte nicht mehr; ihre

Sonderinteressen trennten sie voneinander. Und unter den Vasallen begannen sich die Anhänger der alten Kirche zu sammeln und zu sichten.

Das Bündnis war schon brüchig geworden.

Radikal gingen allein die Städte vor. Riga hatte beschlossen, überhaupt keinen Bischof zu ewigen zukünftigen Tagen mehr als Herrn zu empfangen, dem Ordensmeister dagegen die Alleinherrschaft im Lande anzutragen. In diesem Sinne hatte der Stadtschreiber Joh. Lohmüller eine Schrift verfaßt, „daß Papst, Bischöfe und geistlich Stand kein Land und Leute besitzen, vorstehen und regieren mögen." Waren auch die drei Städte einig, die anderen Stände waren zu so tief in das Herge­

brachte einschneidenden Änderungen, zum Umsturz des Bestehenden nicht 1525 zu haben. Auf dem Landtage zu Wolmar im Juli 1525 wuchs die Erregung der Gemüter. Silvester Tegetmeyer predigte vor der Stadt auf offenem Felde, da er aus der Kirche gewiesen worden war. Edelleute aus Harrien und Wierland hatten einen Dominikaner als Prediger mitge­

bracht, den man aber gar nicht zu Worte kommen ließ. Vom Herzog aus Preußen war ein Abgesandter, Friedrich von Heydeck, ein ehe­

maliger Ordensritter, eingetroffen, zu spät, um noch vor versammeltem Tage vorzubringen, wie sein Herr sich wegen der Säkularisation des Ordensstaates „entschuldigen" wolle, der aber den rigischen Bürger­

meistern im geheimen mitteilte, daß Herzog Albrecht geneigt sei, ihrer Stadt gegen alle ihre Widersacher beizustehen.

Plettenberg hatte durch sein mildes, jeder strengen Maßregel abholdes Verhalten, das man an ihm kennen mußte, in diesen stürmischen Jahren doch keine Veranlassung gegeben, daß ihm die Städte unter Lohmüllers Führung jenes Angebot machten. Er war im Orden aufgewachsen und er­

graut; konnte man ihm zumuten, sein Gelübde einfach von sich zu werfen?

Wohl war die Ordenspolitik auf Beseitigung der Vorherrschaft der Bischöfe die Jahrhunderte her gerichtet gewesen; sie nun aber beiseite zu schieben, das Verhältnis zum Papst, zum Reiche mit einem Male umzustürzen, dazu hätte es einer jüngeren, rücksichtslos mit dem Bestehenden auf­

räumenden Kraft bedurft, die dann aber auch die Selbständigkeit der Städte nicht unangetastet gelassen hätte! Alle Gegner und Feinde in und außer Landes, die gefährlichsten Nachbarn vor allen, hätte man gegen sich heraufbeschworen. Ließ man der städtischen Politik freien Lauf, die nächste Folge wäre ein Bürgerkrieg gewesen. So lautete denn

die Antwort des Meisters verständlich genug für Hitzköpfe, als er durch seinen Kanzler den Städtern erklären ließ: er habe sie berufen, um den Zwist im Lande beizulegen (d. h. ihn nicht noch mehr anzufachen). Prä­

laten und Orden aber schlossen untereinander ein Bündnis auf sechs Jahre: sie garantierten sich ihren Besitz; was die Städte eingenommen, solle gerichtlicher Erkenntnis vorbehalten sein. Jede weitere Neuerung sei bis zur Entscheidung des nächsten Konzils zu unterlassen. Den Städten

war der Beitritt offen gelassen zu diesem Rezeß, der ohne ihr Zutun 1525 zustande gekommen war.

Die Beziehungen Herzog Albrechts zu Riga waren kein Geheimnis geblieben. Der Meister nahm deshalb die Verhandlungen später mit Riga wieder auf. Er ließ jetzt den Erzbischof (wozu er seine Gründe hatte, s. weiter) fallen. Als alleinigem Herrn hat ihm Riga gehuldigt. In der Urkunde vom 21. September 1525, ausgestellt zu Riga, aber sicherte Plettenberg der Stadt vollkommene Religionsfreiheit zu. Der Kirchholmer Vertrag wurde bald darauf in aller Form vom Meister aufgehoben. Die Stadt nahm daraufhin den Bischofshof und die Häuser der Domherren in Besitz.

Seit dem Sommer 1525 munkelte man nämlich, daß Blankenfeld sich in geheime Verhandlungen mit Abgesandten des Großfürsten von Moskau auf seinem Grenzschlosse Neuhausen eingelassen habe. Die Beziehungen des vielgeschäftigen Mannes zu Polen, die auch unver­

fänglicher Natur gewesen sind, kamen daneben kaum in Betracht. Am 22. Dezember 1525 wurde Blankenfeld auf seinem Hause Ronneburg bestrickt. In Dorpat war bereits früher ein provisorisches Regiment eingesetzt worden; nun sagten sich auch die Vasallen des Erzstists tief entrüstet von ihrem Herrn los. Die Erbitterung gegen ihn war allge­

mein; er war seines Lebens nicht mehr sicher. Auf Versammlungen des Landes, die im März 1526 in seiner Angelegenheit in Rujen und 1526

Wolmar zusammentraten, stellte er sich, obgleich er Geleit erhalten hatte, nicht ein. Den Antrag Dorpats an den Meister, sich seiner anzu­

nehmen, wie er es Riga gegenüber getan, wies der Meister ab: es würde nur zu Unlust und Aufruhr im Lande führen, wenn er es übernähme, einen Stand gegen den anderen zu unterstützen. Erst auf dem Land­

tage zu Wolmar im Juni erschien der Erzbischof. Er sollte einem Ver­

hör unterzogen werden. Durch seine Schliche wußte er es dahin zu bringen, daß ihm zugestanden wurde, seine Erklärung, wie es sich mit

den von ihm empfangenen russischen Gesandten „in Wahrheit" verhalte, vor den Prälaten und dem Orden im Geheimen, unter Ausschluß der übrigen Stände, abzugeben. Das unerwartete Ergebnis war, daß der eben noch Geschmähte, dem man ernstlich gedroht hatte, ihm den Kopf vor die Füße zu legen, über jeden Verdacht erhaben dastand. Am 17. Juni, einem Sonntag, brachte er vor versammelten Ständen in einer künst­

lichen, gezierten und verblümten Oration seine Entschuldigung vor. Der Rezeß des Tages, scheinbar ein Triumph des Ordens, war in seinen die Grenzen berechtigter Ansprüche weit überschreitenden Festsetzungen doch nur ein Trugbild: der Erzbischof und seine Suffragane in Liv­

land ') gelobten samt ihren Kapiteln und Ritterschaften durch den Lehns­

eid dem Orden treu und gehorsam zu sein und Heeresfolge zu leisten.

Dagegen sicherte Plettenberg allen Ständen Schutz und Schirm zu.

Blankenfeld verpflichtete sich, gegen Riga nichts Feindseliges vorzu­

nehmen, alle innere Fehde durch Schiedsspruch auszugleichen. Auch versprach er mit Eidschwur, sich für die Bestätigung dieser Ordnungen bei Kaiser und Papst zu verwenden.

Das Erzstist wie das Stift Dorpat hatten Blankenfeld für die Zeit seiner Abwesenheit eine ansehnliche Pension ausgesetzt. Mit einem stattlichen Gefolge von Schreibern und Dienern verließ der Prälat zu Anfang August seine Residenz Ronneburg. Außer der vorgesehenen Bestätigung des Wolmarer Rezesses hatte er noch vielfache Aufträge des Meisters zu erledigen, zumal die Erlangung der Regalien (S. 121).

Der Vielgeschäftige nahm aber auch unterwegs Aufträge entgegen, die ihm vom König von Polen übertragen wurden. Zu Ende des Jahres war er in Rom, fand dort viel alte Bekannte vor; mit dem Papst, Clemens VII., hatte er, als dieser noch der Kardinal Giulio de'Medici 152? war, intim verkehrt. Noch im Januar 1527 hatte er mehrere Audienzen beim Papste und Pflegte einen lebhaften Verkehr mit vielen maßgebenden Kardinälen. Einen Auftrag des Papstes, Georg von Frundsberg vor Vereinigung seiner Truppen mit denen des Connetable von Bourbon durch ein hohes Geldangebot vom Vormarsch gegen Rom abzubringen (im Mai erfolgte bekanntlich die Erstürmung und Plünderung, der

!) Von denen in Preußen hatten zwei, die Bischöfe von Samland und Pomesanien, seit kurzem ihre Bistümer säkularisiert; die von Ermland und Kulm standen nur mehr dem Namen nach in Beziehungen zum Metropolitan.

furchtbare Laeeo äi Roma), wußte er auf einen anderen abzuschieben.

Er eilte nach Prag zum König Ferdinand, hielt sich eine Zeitlang auf dem Reichstage zu Regensburg auf. Ob er etwas ausgerichtet, ist zweifelhaft. Die Regalienerteilung an Plettenberg war vermutlich ohne sein Zutun von anderen erwirkt worden. Er suchte auch mit dem Komtur zu Fellin, Rupert de Grave, eine Zusammenkunft zu veran­

stalten. Dieser war seit 1524 auf einer Wallfahrt begriffen, die ihn nach Jerusalem, Rom, S. Jago di Compostella geführt hat. Der alte fromme Herr hatte dem Papste versichert, daß sein Orden in Livland treu zur alten Kirche stehe. Die Zusage des Papstes, Livland nicht zu verlassen, hatte seine frivolen Ordensgenossen in Deutschland, als er ihnen dies auf einem Gespräch zu Boppard mitteilte, zu einem Hohn­

gelächter veranlaßt. Mit diesen Elementen hatte jetzt Blankenfeld zu tun. Ein böser Ruf war ihm vorausgegangen: er achte weder Treue noch Ehre; womit er umgehe, sei Büberei. Ein anderer warnte vor seiner „römischen Subtilität, brandenburgischen Hofgescheitheit und liv­

ländischen Grobheit". Es sind Stimmen seiner Gegner, die derart er­

tönen; aber sie charakterisieren ihn doch. Auch seine Anschläge waren längst durch ungetreue Diener verraten worden. Auf dem Ordenstage zu Eschenbach, Mitte Juni 1527, standen sich innerlich verwandte Geister gegenüber, als der „Herr von Reval" (obgleich er das nicht mehr war, wird er im Auslande meist so genannt) den Ordensherren in verblümter, hin und wieder für Uneingeweihte ganz unverständlichen Weise den Plan entwickelte, daß nach dem Abfall Preußens dem Meister von Livland die Hochmeisterwürde zu erteilen und die Bestätigung dazu von Papst und Kaiser zu erwirken sei. Er hat diesen Plan auch Pletten­

berg mitgeteilt, ob er dessen Zustimmung erlangt hat, ist zu bezweifeln.

Denn Plettenberg konnte sich dem Ungeheuerlichen, das dieses Hirn­

gespinst in sich barg, nicht verschließen. Auch urteilten die süddeutschen Ordensherren allgemein, daß der Bischof „diesen Tanz nach eigener Pfeife tanze". Jetzt auf der Zusammenkunft begegnete man Blankenfeld mit unverfänglichen Redensarten; dann beschleunigte der Deutschmeister seine eigene Erhebung zum Administrator des Hochmeistertums (S. 120).

Um den Kaiser, der sich in Spanien aufhielt, zu erreichen, wählte der Erzbischof den Seeweg. Im Juli ist er in Mainz (wo er sich beim Kardinal Albrecht „grob und bacchantisch- aufgeführt haben soll;

zwischen beiden walteten alte Beziehungen), dann in Köln, Calais. Er hat den Kaiser nicht erreicht. Einige Tagereisen von Madrid ereilte ihn am 1527 9. September der Tod. Manches wichtige Geheimnis der Weltgeschichte hat der noch nicht Fünfzigjährige mit ins Grab genommen (Schulte). — Im Dezember wußte die hochbetagte Mutter in Berlin bereits um den Tod des Sohnes; sie spricht davon in einem Briefe an Luther, mit dem sie in einer Familienangelegenheit (es galt, ihre Tochter mit dem Gatten zu versöhnen) im Briefwechsel stand. So berührten sich die Gegensätze in jenem Zeitalter.

Im Dokument Wolter (1515). (Seite 139-146)