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Ungleichmäßige Verteilung des Privatvermögens im Lebens- und Fami-

I. Einkommen, Vermögen und Überschuldung

I.2 Vermögensverteilung

I.2.1 Die ungleichmäßige Verteilung der Privatvermögensbestände, der Ver-

I.2.1.5 Ungleichmäßige Verteilung des Privatvermögens im Lebens- und Fami-

In den vorangehenden Abschnitten und den zugehörigen Tabellen des Materialbandes haben sich Wohnsitz (in den alten bzw. neuen Ländern), soziale Stellung (Erwerbssta-tus), verfügbares Einkommen, Alter, Haushaltsgröße und Haushaltstyp als Merkmale erwiesen, von denen die Ver-mögenssachverhalte abhängig sind. Teilweise ist damit auch die Position der Haushalte im Lebens- und Famili-enzyklus schon angesprochen. Sie ist von elementarer Be-deutung, da sich die Vermögensbildung im Lebensverlauf vollzieht, und trägt erheblich zur Ungleichmäßigkeit der Vermögensverteilung in der Gesamtheit der Haushalte bei.

Soweit Unterschiede bei Vermögensbeständen, Vermö-genseinkommen und Vermögensbildung auf unterschied-lichen Positionen der Haushalte im Lebens- und Familien-zyklus beruhen, ist die Ungleichmäßigkeit der Verteilung quasi „natürlich“ bedingt und deshalb z. B. unter Gerech-tigkeits-Gesichtspunkten kaum relevant. Auch ökono-misch und im Hinblick auf die Sicherungsfunktion des Vermögens ist es nachvollziehbar, wenn kleine Haushalte und Haushalte junger Menschen geringere Vermögensbe-stände und Vermögenseinkommen haben als größere Haushalte und Haushalte älterer Personen.

Einen ersten in dieser Hinsicht differenzierten Einblick in die westdeutsche Privatvermögensverteilung vermittelt Tabelle I.13, in der die Gesamtheit der Haushalte in acht Gruppen gegliedert wird, die sich nicht nur nach der so-zialen Stellung, sondern teilweise auch nach Alter und Haushaltsgröße unterscheiden. Nur 4,5 % des Privatver-mögens gehörten den unteren 50 % aller Haushalte, aber 42 % des Privatvermögens entfielen auf die obersten 10 %. Das durchschnittliche Vermögen der Haushalte des

obersten Zehntels belief sich 1998 mit 1,1 Mio. DM auf das Zehnfache des Vermögens, über das ein Haushalt ge-nau in der Mitte der Vermögensverteilung aller Haushalte verfügte (Median 110 000 DM). Von dieser Verteilung in der Gesamtheit der Haushalte unterscheiden sich die Ver-teilungen in den einzelnen Gruppen deutlich. Am un-gleichmäßigsten war die Verteilung bei Haushalten von Arbeitnehmern unter 35 Jahre und bei Einpersonenhaus-halten von Senioren, am gleichmäßigsten war sie bei Haushalten von Arbeitnehmern ab Alter 45 und bei Mehr-personenhaushalten von Senioren.

Diese Differenzierung fortführend wird im Folgenden ein Untersuchungsansatz angewandt, bei dem die Gesamtheit der Haushalte konsequent nach ihrer Position im Lebens-und Familienzyklus strukturiert wird. Hierfür werden näherungsweise die Merkmale Lebensalter (des Haupt-einkommensbeziehers) und Haushaltsgröße verwendet.

Damit werden 32 Gruppen privater Haushalte gebildet, die hinsichtlich Alter und Haushaltsgröße möglichst ho-mogen und untereinander unterschiedlich sind, sodass sie bestimmte Positionen im Lebens- und Familienzyklus re-präsentieren. Innerhalb jeder Gruppe werden die Haus-halte nach der Höhe des Nettovermögens (bzw. alternativ des Vermögenseinkommens oder der Ersparnis) geordnet, um die Ungleichmäßigkeit der Verteilungen in den Grup-pen festzustellen.

Die Auswertung bezieht sich durchgängig auf West-deutschland. Wie viele Haushalte 1993 und 1998 zu den einzelnen Gruppen gehörten, ist in Anhangtabelle I.53 wiedergegeben. Sie zeigt, dass sich der Bevölkerungsauf-bau bereits binnen fünf Jahren merklich verändert hat.

In Tabelle I.14 ist das durchschnittliche Nettovermögen der einzelnen Haushaltsgruppen dargestellt. 1998 wie 1993 galt generell, dass die Haushalte umso vermögender waren, je älter die Bezugsperson und je größer der Haus-halt war. Im Durchschnitt aller HausHaus-halte hat sich das Net-togesamtvermögen von 1993 auf 1998 um 5 % erhöht. Bei den Haushaltsgruppen war die Veränderung sehr unter-schiedlich; bei Haushalten mit zwei bis vier Personen und einer Bezugsperson unter 50 Jahren war 1998 das durch-schnittliche Nettovermögen häufig sogar geringer als 1993.

Tabelle I.15 zeigt die Verteilung der Vermögensbestände innerhalb der einzelnen Haushaltsgruppen. Von allen Haushalten hatte das unterste Fünftel kein Vermögen, da-gegen hatte das oberste Fünftel 1998 im Schnitt sieben Mal so viel Vermögen wie das mittlere Fünftel (Abstand 574 %). Die Ungleichmäßigkeit der Vermögensverteilung war unter den Haushalten in der ersten Hälfte des Er-werbslebens am größten und nahm mit fortschreitender Vermögensbildung bei steigendem Alter stark ab. Von den Ein- und Zweipersonenhaushalten junger Menschen ha-ben drei bis vier Fünftel kaum Vermögen. Dagegen ver-fügten zum Ende des Erwerbslebens vier Fünftel der Mehrpersonenhaushalte über ein nennenswertes Vermö-gen; von ihnen hatten die Haushalte des obersten Fünftels durchschnittlich drei Mal so viel Vermögen wie die Haus-halte im mittleren Fünftel (Abstand ca. 200 %), d. h. die Spreizung der Vermögensverteilung war hier viel kleiner als in der Gesamtheit aller Haushalte.

Ta b e l l e I.13

Verteilung des Privatvermögens in 8 Gruppen westdeutscher Haushalte1993 und 1998 (Gruppen nach sozialer Stellung und teilweise nach Alter und Haushaltsgröße)

Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichproben; Sonderauswertung des BMA

Ta b e l l e I.14 Privatvermögen in 32 Gruppen nach Alter und Haushaltsgröße 1993 und 1998

Durchschnitt je Haushalt 1993 und 1998 in Westdeutschland

Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe; Sonderauswertung des BMA

Ta b e l l e I.15

Verteilung des Nettoprivatvermögens innerhalb von 32 Gruppen 1998 Westdeutsche Haushalte, gruppiert nach Alter und Haushaltsgröße

Quelle: Einkommens- und Verbrauchsstichprobe; Sonderauswertung des BMA

Die Zunahme der Ungleichmäßigkeit der Verteilung von 1993 auf 1998 in der Gesamtheit der Haushalte war auch in den meisten Haushaltsgruppen festzustellen. Die Ver-mögenszuwächse waren überwiegend auf die oberen bei-den Fünftel der Gruppen konzentriert, während in bei-den unteren beiden Fünfteln der Gruppen die Vermögensbe-stände häufig abnahmen (siehe Anhangtabelle I.54, die die Differenzen zwischen Tabelle I.15 und Anhangtabelle I.55 angibt).

Die Verteilung der Vermögenseinkommen zwischen den Haushaltsgruppen und innerhalb dieser Gruppen war der Verteilung der Vermögensbestände recht ähnlich, da die Vermögenseinkommen aus den Vermögen erwirtschaftet werden (siehe Anhangtabellen I.56 und I.57). Die Erspar-nis stieg nicht so stringent mit Alter und Haushaltsgröße und war innerhalb der Haushaltsgruppen ungleichmäßi-ger verteilt (siehe Anhangtabellen I.58 und I.59). Die Übereinstimmungen und Unterschiede der Rangfolgen, die die Durchschnittsbeträge der Haushaltsgruppen je-weils bei Vermögensbestand, Vermögenseinkommen und Vermögensbildung einnahmen, spiegeln ebenfalls den Zusammenhang dieser Vermögensgrößen mit dem Le-bens- und Familienzyklus und zeigen die Konsistenz der EVS-Daten (Anhangtabelle I.60). Weitere Einzelheiten zum Untersuchungsansatz und zur Interpretation der Er-gebnisse sind im Materialband Kap. I.2.3 dargestellt.

I.2.2 Weitere Aspekte der