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EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz

Allgemeine Angaben

Berichte des Landesamtes

für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Halle, Heft 10/2013: 161 – 168

Gebietsbeschreibung

Das EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz ist das höchst-gelegene Vogelschutzgebiet Sachsen-Anhalts. Es ist Teil des länderübergreifenden Nationalparks Harz, der Bereiche in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen umfasst. Mit 6.112 ha nimmt das EU SPA ca. zwei Drit-tel des sachsen-anhaltischen Teils des Nationalparks ein. Das EU SPA umfasst zwei Teilflächen und befindet sich südlich von Ilsenburg. Es beinhaltet die höchsten Lagen des Harzes in Sachsen-Anhalt einschließlich des Brockens und des Hohnekamms. Die östlichste Aus-dehnung befindet sich bei Drei Annen Hohne, wo unter anderem auch die Brockenbahn einen Haltepunkt hat.

Im Süden verläuft die Grenze des EU SPA entlang der Siedlungsbebauung von Schierke, um sich dann nörd-lich an dem 971 m hohen Wurmberg entlang zu ziehen.

Ab hier entspricht die Gebietsgrenze der Landesgrenze zu Niedersachsen. Nördlich der Eckertalsperre verläuft die Grenze gen Osten in Richtung Ilsenburg.

Das EU SPA wurde im Jahr 2000 als Vogelschutz-gebiet gemeldet und ist durch zwei hier befindliche Gebiete auch vollständig Bestandteil der FFH-Gebietskulisse. Es liegt z. T. innerhalb der Kernzone des Nationalparks Harz, ist Bestandteil des Naturparks Harz sowie des LSG Harz und nördliches Harzvorland. Der Nationalparkverwaltung Harz obliegt als gemeinsamer länderübergreifender Behörde von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen die Regelung sämtlicher fachlichen Belange des Nationalparks, wie z. B. Biotop- und Arten-schutz, Waldbehandlung, aber auch Bildungs- und Informationsarbeit, Erholung und Forschung. Sie hat für das Gebiet des Nationalparks die Funktion der unte-ren Naturschutz-, Forst- und Jagdbehörden.

Naturräumlich ist das Gebiet dem Mittelharz zugehö-rig, mit kleinen Anteilen am Unterharz. Als Landschafts-einheiten sind vor allem der Hochharz sowie im Osten und Norden der Mittelharz vertreten. Der Harz ist das

EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz

Landesinterne Nr.: SPA0018LSA

EU-Nr.: DE 4229 401

Fläche: 6.112 ha

Einbezogene Schutzgebiete:

a) nach nationalem Recht

LSG0032WR_Harz und nördliches Harzvorland (-, bis auf kleine Grenzabweichungen) NP_0001LSA Harz (Sachsen-Anhalt) (*)

NUP0004LSA Harz/Sachsen-Anhalt (-) b) nach internationalem Recht

FFH0046LSA Rohnberg, Westerberg und Köhlerhöhe bei Ilsenburg (*) FFH0160LSA Hochharz (+)

+ liegt innerhalb des EU SPA; * liegt teilweise innerhalb des EU SPA; - umfasst das gesamte EU SPA und weitere außerhalb liegende Bereiche

am nördlichsten gelegene Mittelgebirge Deutschlands.

Mit dem Brocken als höchster Erhebung (1.141 m) und weiteren Höhenzügen über 1.000 m ist der Harz weithin sichtbar. Im Süden und Osten geht das Gebirge sanft in das Harzer Vorland über, im Norden hingegen ist der Übergang steil und markant, woran sich das nördliche Harzvorland anschließt.

Klimatisch ist der Harz, insbesondere der Brocken, von Extremen gekennzeichnet. Hier sind sehr lange Winter und nur eine kurze Sommerperiode, sowie starke Stürme und viel Niederschlag (im jährlichen Mit-tel 1.929 mm) charakteristisch. Die Temperatur beträgt im Jahresmittel nur 3,2°C. Im Durchschnitt haben 171 Tage im Jahr ein Tagesminimum von unter 0°C, nur die Monate Juli und August sind im langjährlichen Mittel durchgehend frostfrei (SCHULZE et al. 2008).

Für die pflanzengeografischen Besonderheiten der Vegetation des Harzes sind die Höhenstufung und die weit nach Norden vorgeschobene Lage entschei-dend. Die Nordexposition führt unter dem Einfluss der Westwinde zu einem montan-ozeanischen Klima, das eine sehr dichte Aufeinanderfolge der Höhenstufen der Vegetation bedingt (KISON et al. 1994). Auf Grund des feuchten Klimas und der verschiedenen Höhenla-gen gibt es im Harz eine Vielzahl an unterschiedlichen Naturräumen mit einer zugehörigen Vielfalt an Fauna und Flora. Der Gipfel des Brockens liegt oberhalb der natürlichen Waldgrenze im supramontanen (tiefsub-alpinen) Bereich und wird von verschiedenen Zwerg-strauchheiden unterschiedlicher Ausprägung (z. B.

Brockenanemone-Heidekrautheide als wohl natürlich vorkommende Pflanzengesellschaft des Brockens) besiedelt. Darunter schließt sich die Stufe der natür-lichen Bergfichtenwälder an, die mit einzelnen Eber-eschen, Birken und Weiden durchsetzt ist. Verzahnt mit den Bergfichtenwäldern sind verschiedene Typen von

EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz

Binnengewässer Grünland Feuchtgrünland Hoch- und Übergangsmoor Laubwald

Nadelwald Mischwald

natürlicher Bergmischwald

EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz – Lage und Lebensraumausstattung.

Kernstück des EU SPA Hochharz ist das Brockenmassiv mit dem höchsten Berg Norddeutschlands – dem Brocken (Foto: LAU-Archiv).

EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz Mittelgebirgsmooren. Auf Grund der hohen

Niederschläge sind die Hochmoore trotz frü-herer partieller Torfgewinnung in einem guten Zustand (SCHULZE et al. 2008). Die Moorkom-plexe des Hochharzes bilden im Verbund mit Bergfichtenwäldern die Einzugsgebiete der wichtigsten Flüsse des Harzes (STÖCKER 1994).

Durch den Nationalpark verläuft außerdem die Hauptwasserscheide zwischen Weser und Elbe. Die Bode bildet das größte Flusssystem des Harzes, deren Zuflüsse Warme und Kalte Bode teilweise aufgestaut sind. Im EU SPA lie-gen weiterhin die Flüsschen Wormke, Ilse und Ecker, entlang derer verschiedene Laubmisch- und Buchenwaldgesellschaften zu finden sind.

Neben den naturnahen Fichtenwäldern kommen auch forstlich genutzte Fichtenforste vor. Im Übergang zu den tieferen Lagen fin-den sich Mischwälder, in fin-denen die Rotbuche dominant ist und Fichten sowie bei standört-licher Eignung Bergahorn beigemischt sind. In den tieferen Bereichen des Harzes finden sich reine Buchenwälder. In feuchten Schluchten und Tälern kommen zusätzlich Eschen und Schwarzerlen hinzu.

Wiesen- und Grünlandflächen sind im EU SPA nur kleinflächig zu finden. In den hohen Kammlagen, an Hängen oder Felsformationen kommen jedoch kleinere Offenlandbereiche vor (MEYER

et al. 1997). Hier können hauptsächlich Spezialisten wie Zwergsträucher, Flechten und Moose überleben, die an die rauen klimatischen Bedingungen angepasst sind.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Das EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz hat auf Grund seiner einmaligen Habitatausstattung und sei-ner Höhenlage eine überregionale Bedeutung für den

Art

Revier-zahl Anteil am

Auerhuhn (Vögel) 1-2 100 0 1-5

Schwarzstorch 1 3,3 0 1-5

Rotmilan BZB 0 BZB

-Schwarzmilan BZB 0 BZB

-Wanderfalke 1 3 1 1-5

Raufußkauz 18 10 15 11-50

Sperlingskauz 13 21,7 11 6-10

Grauspecht 2 0,4 2

-Schwarzspecht 23 0,7 23 6-10

Mittelspecht 1 0,03 1

-Neuntöter 13 0,07 13 11-50

Rote-Liste-Arten (Kategorie 1 und 2)

Ringdrossel 10 100 10 6-10

Weitere bemerkenswerte Arten

Tannenhäher 2 3,3 2 6-10

Grünlaubsänger 2 100 2

-Wasseramsel 3-6 4 2

-Gebirgsstelze 68 6,8 4 11-50

Tab. 54: Übersicht über die aktuellen Revierzahlen der wertgebenden Ar-ten nach o. a. Quellen im Vergleich zu den DaAr-ten aus SCHULZE et al. (2008) und den Daten im Standarddatenbogen. Angegeben ist ferner der Anteil am Gesamtbestand im Land Sachsen-Anhalt (ausgedrückt als Prozentsatz des geschätzten Maximalbestandes nach DORNBUSCH et al. [2007], aktuali-siert).

Auch der Raufußkauz ist ein typischer Bewohner der Bergwälder im Hochharz (Foto: W. Steinborn).

EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz

Vogelschutz. Insbesondere bietet es Lebensraum für montane Brutvogelarten wie Ringdrossel und Grün-laubsänger (SCHULZE et al. 2008).

Brutvögel: Im Rahmen der systematischen Ersterfas-sung der Brutvögel wurden im EU SPA Vogelschutzge-biet Hochharz 2007 entsprechende Daten von SCHULZE

et al. (2008) erhoben. Seit 1990 finden für einige Arten spezielle Erfassungen statt, darunter zum Sperlings-kauz (WADEWITZ 1999), zur Ringdrossel (HELLMANN et al.

1997, HELLMANN 2005) und zum Grünlaubsänger (WADE

-WITZ 2006). WADEWITZ (2003, 2005, 2008) erfasste darü-ber hinaus auch den Bestand von Wendehals, Neuntö-ter, Heidelerche, Wasseramsel und Gebirgsstelze. Die Ergebnisse der systematischen Ersterfassung, die Daten der Arterfassungen sowie Ergänzungen zum Auerhuhn aus FISCHER & DORNBUSCH (2004, 2008) sind in Tab. 54 dargestellt.

Der Hochharz stellte das einzige bzw. letzte Vorkom-men des Auerhuhns in Sachsen-Anhalt dar. Der Bestand geht auf ein niedersächsisches Auswilderungsprojekt zurück. Aus den Jahren 1993 bis 2001 liegen Beobach-tungen einzelner Tiere vor (HELLMANN & WADEWITZ 2000, SCHWARZENBERGER 2001). Für das Jahr 2003 nennen FISCHER & DORNBUSCH (2004) einen Bestand von 1 bis 2 Individuen. Laut SCHULZE et al. (2008) konnte das

Auer-Die Fichtenwälder in den Hochlagen des Harzes werden von Schwarzspecht, Raufußkauz und Sperlingskauz bewohnt. Auer-Die kli-matische Sonderstellung der Brockenkuppe unterstreichen die Brutvorkommen von sonst nur in den nordischen und alpinen Regionen Europas verbreiteten Arten wie Grünlaubsänger und Ringdrossel (Erfassung: 2007).

Vom Sperlingskauz lebt etwa ein Fünftel des Landesbestan-des im EU SPA Hochharz (Foto: M. Bosch, LBV-Archiv).

EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz huhn in den letzten Jahren nicht mehr im Hochharz

nachgewiesen werden. Die Art kann vermutlich als aus-gestorben gelten.

Die Wälder des EU SPA sind Lebensraum von Rau-fußkauz und Sperlingskauz, die hier beide mit hohen Dichten vorkommen. Der Hochharz ist für beide Eulen-arten eines der Top-5-Gebiete in Sachsen-Anhalt. Vom Sperlingskauz liegen zahlreiche Beobachtungen vor (GEORGE & WADEWITZ 1999, 2001, SCHULZE et al. 2008). Mit 13 BP beherbergt der Hochharz etwa ein Fünftel des Landesbestandes dieser Art. Für den Raufußkauz mit 18 BP sind es 10 % des Landesbestandes (SCHULZE et al.

2008, PSCHORN 2011a).

Zu weiteren Besonderheiten des EU SPA Vogelschutz-gebiet Hochharz zählen Ringdrossel und Grünlaubsän-ger. Die Ringdrossel ist ein Bewohner höherer Gebirgs-züge. In Deutschland kommt sie außerhalb der Alpen nur an wenigen isolierten Plätzen vor. Das Vorkommen im Hochharz ist deshalb eine große Besonderheit (NICO

-LAI 1993, BAUER et al. 2005). Die Vorkommen innerhalb des EU SPA konzentrieren sich auf das Brockenplateau (HELLMANN et al. 1992, 1997, HELLMANN & WADEWITZ 2000, HELLMANN 2012). Bei den Erfassungen im Jahr 2007 wur-den durch SCHULZE et al. (2008) 10 Reviere ermittelt, die in den letzten Jahren jedoch nicht mehr erreicht wur-den. Der Grünlaubsänger konnte erstmalig 1993 im Hochharz nachgewiesen werden. Seitdem sind mehrere Brutzeitbeobachtungen aus der Umgebung des Bro-cken bekannt (WADEWITZ 1998, 2006, GEORGE & WADEWITZ

2000). Im Erfassungsjahr Jahr 2007 wiesen SCHULZE et al.

(2008) 2 Reviere des Grünlaubsängers nach. Die Art ist in Sachsen-Anhalt wie auch in Deutschland extrem

sel-ten, so wird für ganz Deutschland nach BOSCHERT (2005) ein Bestand von weniger als 5 BP angenommen.

Der Schwarzstorch brütete von 2000 bis 2005 im Hochharz (SCHULZE et al. 2008). Die beiden Brutplätze lagen außerhalb der Grenzen des EU SPA, ersterer von 2000 bis 2003 jedoch in unmittelbarer Grenznähe. Spä-ter gelangen mehrfach Beobachtungen zur Brutzeit, jedoch brütet die Art derzeit nicht im Gebiet (HELLMANN

& WADEWITZ 2000, SCHULZE et al. 2008). Im nördlichen Bereich des EU SPA brütet regelmäßig der Wanderfalke (R. Ortlieb pers. Mitt., SCHULZE et al. 2008). Auch Grau-specht, Schwarzspecht und Mittelspecht kommen vor.

Dabei ist der Schwarzspecht mit 23 BP weitaus häufi-ger als Grau- und Mittelspecht, für die die überwiegend durch Nadelbäume geprägten Wälder des Hochharzes keinen bevorzugten Lebensraum bieten (SCHULZE et al.

2008). Weitere typische Arten im EU SPA sind Tannen-häher, Wasseramsel und Gebirgsstelze. WADEWITZ (2008) schätzt den Gebirgsstelzen-Bestand für den gesamten Nationalpark auf 50 bis 100 BP. Der Neuntöter besiedelt die Offenlandbereiche des EU SPA bis in die mittleren Höhenlagen (SCHULZE et al. 2008).

Rastvögel: Als Rastgebiet hat das EU SPA Vogelschutz-gebiet Hochharz keine landesweite Bedeutung. Aller-dings rasten während der Zugzeiten auf dem Brocken regelmäßig interessante Arten wie Mornellregenpfeifer und Ringdrossel sowie unregelmäßig auch Steinrötel, Alpenbraunelle, Schneesperling und Schneeammer (GÜNTHER & OHLENDORF 1990, HELLMANN & WADEWITZ

2000, HELLMANN 2008, 2009).

Eckertalsperre und Scharfensteinklippe im Nordwesten des EU SPA, von den Bismarckklippen aus gesehen (Foto: D. Lämmel).

EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz

In Tab. 55 ist eine Übersicht über die Erfüllung der IBA-Kriterien im Hochharz dargestellt. Hier wird noch einmal die besondere Bedeutung dieses Vogelschutz-gebietes für Brutvögel ausgedehnter Waldgebiete der collinen bis montanen Höhenstufe deutlich.

Schutz- und Erhaltungsziele

Das EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz ist laut Stan-darddatenbogen als Lebensraum für Vogelarten nach Anhang I und nach Artikel 4.2 der EU-VSchRL zu erhal-ten. Aus der Nationalpark-Verordnung von 1990 erge-ben sich folgende Schutz- und Erhaltungsziele für den Teilbereich Sachsen-Anhalt:

Erhaltung einer in Mitteleuropa einmaligen

Mittelge-•

birgslandschaft mit Bergfichtenwäldern und unter-schiedlichen Moortypen in den Hochlagen des Har-zes.

Erhaltung der naturnahen Bergfichtenwälder und der

Moore und Sicherung ihrer natürlichen Abläufe.

Überführung der Fichtenforste und anderer gestörter

Ökosysteme in naturnahe Zustände.

Erhaltung der Vielfalt heimischer Tier- und

Pflanzen-• arten.

Erhaltung von Ökosystemen im Randbereich des

Nationalparks, die durch den Menschen geprägt sind, wie Halbkulturformationen (Heiden, Triften,

Hutun-gen bei Schierke und Drei-Annen-Hohne), Bergwie-sen und historische Nutzungsformen der Wälder.

Aktuell wird der Schutzzweck des fusionierten National-parks von der Nationalparkverwaltung wie folgt dar-gestellt (www.nationalpark-harz.de/de/wir ueberuns/

gebietsgliederung):

Gewährleistung eines möglichst ungestörten Ablaufs

der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Fortentwick-lung für die gebietstypischen natürlichen und natur-nahen Ökosysteme auf mindestens 75 % der Fläche.

Erhaltung der natürlichen Vielfalt an Lebensräumen,

Lebensgemeinschaften und Tier- und Pflanzenarten des Harzes von den Hochlagen bis zur collinen Stufe.

Vermeidung einer Verschlechterung der

Lebens-•

räume und der Habitate der Arten sowie erheblicher Störungen von Arten.

Schaffung von Voraussetzungen für eine natürliche

Wiederbesiedlung durch Pflanzen- und Tierarten, die aus dem Gebiet ganz oder weitgehend verdrängt sind.

Erhaltung oder Wiederherstellung der

besonde-•

ren Eigenart, landschaftlichen Schönheit, Ruhe und Ungestörtheit des Gebietes.

Erhaltung der besonderen geologischen und

boden-•

kundlichen Erscheinungsformen in ihrer Ursprüng-lichkeit.

Erhaltung der Pflegebereiche in typischen Beispielen

durch Pflegemaßnahmen.

Fachliche Hinweise zur Gebietsentwicklung Für das EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz sind bereits in der Nationalparkverordnung, heute im National parkgesetz verschiedene Maßnahmen und

Tab. 55: Übersicht über die Erfüllung der IBA-Kriterien im EU SPA Hochharz.

Eine Besonderheit der Brockenkuppe ist die hier vorkommende Ringdrossel (Foto: M. Hellmann).

EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz Verbote festgeschrieben. Unter anderem gilt im

gesam-ten Wald ein Befahrungsverbot und mit Ausnahme der Wege und ortsnaher Betretungsbereiche ein grund-sätzliches Betretungsverbot. Freigestellt sind davon die ordnungsgemäße Forstwirtschaft und die Jagd, die Ausführung gesetzlich vorgeschriebener Aufgaben, sowie das Betreten bzw. Befahren durch Eigentümer und Nutzer. Nicht zulässig ist zudem die Aufforstung von Nadelholz bzw. das Einbringen von Gehölzarten, die nicht der natürlichen Artenzusammensetzung ent-sprechen. Außerdem gelten weitere Festlegungen für die Jagdausübung. Den Schutz- und Erhaltungszielen sowie dem aktuellen Zustand der Landschaft entspre-chend wurde der Nationalpark Harz in verschiedene Zonen unterteilt (http://www.nationalpark-harz.de/de/

wirueberuns/gebietsgliederung):

Naturdynamikzonen sind Flächen, die sich in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden und in denen keinerlei steuernde Eingriffe mehr stattfinden (aktuell 52 % der Gesamtfläche).

Naturentwicklungszonen sind Flächen, die sich durch Steigerung der Naturnähe vorhandener Ökosysteme zu Naturdynamikzonen entwickeln. Die dazu erforderli-chen Biotopinstandsetzungs- und Renaturierungsmaß-nahmen (Initial- und EntwicklungsmaßRenaturierungsmaß-nahmen) sind zeitlich befristet und nicht auf Bewirtschaftung ausge-richtet (aktuell 47 % der Gesamtfläche).

Nutzungszonen sind kulturhistorisch wertvolle Flä-chen wie Bergwiesen, Bergheiden und Schwermetall-rasen (Pflegebereiche) sowie Flächen, die den mit dem Schutzzweck zu vereinbarenden Erholungs-, Bildungs- oder Erschließungsfunktionen dienen (Erholungsbe-reiche) (aktuell 1 % der Gesamtfläche). Wirtschafts-bestimmte Nutzungen finden nicht statt, lediglich in

einer 500 m breiten Randzone werden waldbauliche Maßnahmen im Sinne einer Pufferung der natürlichen Dynamik gegenüber benachbarten Wäldern durchge-führt. Außerdem wird der Wildbestand im Nationalpark reguliert.

Artenschutzmaßnahmen sind gegenüber dem Pro-zessschutz als nachrangig eingestuft und bleiben grund-sätzlich auf die Nutzungszone, also einen winzigen Teil des Nationalparks, beschränkt. Die Grundannahme ist, dass die naturnahe Entwicklung der Ökosysteme selbst die Voraussetzungen für die Ansiedlung verdrängter Arten und für eine angemessene Bestandsentwicklung ökosystemtypischer Arten schafft. Übergangsweise können Stützungsmaßnahmen für Arten auch in der Naturentwicklungszone durchgeführt werden. Spätes-tens 30 Jahre nach Ausweisung als Nationalpark sollen jedoch 75 % der Flächen soweit entwickelt sein, dass sie in die Naturdynamikzone einzugliedern sind.

Der Nationalpark hat eine besondere Verantwortung für die in der Anlage 4 der Nationalparkgesetze aus-drücklich genannten Brut- und Zugvogelarten nach Anhang I bzw. Art. 4.2 der EU-VSchRL. Für Sachsen-An-halt sind dies Schwarzstorch, Auerhuhn, Raufußkauz, Sperlingskauz, Grauspecht, Schwarzspecht, Wander-falke, Neuntöter (Anhang I) sowie Fichtenkreuzschna-bel, Gebirgsstelze, Tannenhäher und Ringdrossel (Art.

4.2). Letztendlich besteht aber auch für den als EU SPA ausgewiesenen Teil des Nationalparks die Verpflichtung der Sicherung eines günstigen Erhaltungszustandes aller vorkommenden Arten nach Anhang I und Art. 4.2 der EU-VSchRL. Dazu können gemäß Nationalparkplan der Prozessschutz, das Einrichten von Ruhebereichen für störungsempfindliche Arten oder populationsstüt-zende Übergangsmaßnahmen genutzt werden.

Prak-Im EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz können sich durch reduzierte Bewirtschaftung naturnahe Wälder mit urwaldartigem Charakter entwickeln (Foto: M. Schulze).

EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz

tisch werden Wanderfalken-Nistplätze unter anderem durch befristete Kletterverbote und Wegeverlegungen geschützt und Maßnahmen mit Störpotenzial werden außerhalb der Brutzeit durchgeführt. Gleiches gilt für den Schwarzstorch. Es gibt im Nationalpark entspre-chend der im Nationalparkgesetz formulierten Rege-lungen auch keine Jagd auf Vögel.

2011 wurde der erste gemeinsame Nationalparkplan für den fusionierten Nationalpark Harz in Kraft gesetzt (http://www.nationalpark-harz.de/de/wirueberuns/

gesetzliche_grundlagen). Dieser enthält die Ziele und Maßnahmen für den Schutz und die Entwicklung des Nationalparks hinsichtlich Biotopschutz, Artenschutz und Renaturierung, Waldbehandlung, Wildbestands-regulierung, Bildungs- und Informationsarbeit sowie Erholung und Forschung. Gleichfalls 2011 trat der erste gemeinsame Wegeplan für den Nationalpark Harz in Kraft (http://www.nationalpark-harz.de/de/wirueber-uns/gesetzliche_grundlagen). Der Wegeplan enthält für die Wege, Loipen und sonstigen Flächen des Parks,

die nicht dem öffentlichen Verkehr gewidmet sind, jeweils den gegenwärtigen Zustand, die beabsichtigte Entwicklung und die Art und Weise des zulässigen Betretens.

Die verschiedenen Nationalparkhäuser und -infor-mationsstellen sowie die Nationalparkwacht machen Bildungsangebote und leisten einen großen Beitrag zur Besucherlenkung. In Anbetracht des außerordent-lich starken touristischen Andranges auf dem Brocken wären jedoch weitere Maßnahmen zur Besucherlen-kung sinnvoll (z. B. hinsichtlich der Fahr- und Taktzeiten der Brockenbahn sowie des zunehmenden Radtouris-mus, insbesondere des Mountainbiking). Die Vergrä-mung Nahrung suchender Vögel (durch Fahrzeuge, Besucher) vom Brockenplateau, das u. a. für die Ring-drossel ein wichtiges Nahrungsrevier darstellt, aber auch Störungen im Bereich der Hohneklippen (durch Betreten der Felsen, zahlreiche Wanderwege), entwer-ten diese poentwer-tenziell hochwertigen Brutvogellebens-räume (SCHULZE et al. 2008).

Hochmoore, wie hier an der Ostseite des Brockens, sind für den Hochharz charakteristisch (Foto: M. Schulze).