• Keine Ergebnisse gefunden

Berichte des Landesamtes

für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Halle, Heft 10/2013: 101 – 112

Gebietsbeschreibung

Entlang der Elbe erstreckt sich das 13.427 ha große EU SPA Elbaue Jerichow über eine Strecke von mehr als 80 km. Nördlich des Mittellandkanals bei Magde-burg beginnend, zieht sich das EU SPA flussabwärts, an Rogätz, Tangermünde, Arneburg und Sandau vor-bei, bis nach Werben im Norden Sachsen-Anhalts, wo es direkt an das EU SPA Aland-Elbe-Niederung grenzt.

Große Teile beider Vogelschutzgebiete wurden 2003 gemeinsam als Feuchtgebiet internationaler Bedeu-tung (FIB0003LSA Aland-Elbe-Niederung und Elbaue Jerichow) ausgewiesen (DORNBUSCH 2004). Etwa ein Drit-tel der Fläche des EU SPA Elbaue Jerichow, der Bereich zwischen Derben und Tangermünde, wurde bereits im Jahr 2000 als EU SPA an die EU-Kommission gemeldet.

Mit einer Überarbeitung der Gebietsvorschläge für das Natura 2000-Netz im Jahr 2003 wurde das Gebiet auf die heutige Flächenausdehnung erweitert. Es

bein-EU SPA Elbaue Jerichow

Landesinterne Nr.: SPA0011LSA

EU-Nr.: DE 3437 401

Fläche: 13.427 ha

Einbezogene Schutzgebiete:

a) nach nationalem Recht NSG0009___ Arneburger Hang (+)

NSG0010___ Schelldorfer See (+ bis auf kleine Grenzabweichungen) NSG0015___ Rogätzer Hang - Ohremündung (+)

NSG0043___ Bucher Brack-Bölsdorfer Haken (+)

NSG0045___ Alte Elbe zwischen Kannenberg und Berge (+) NSG0189___ Taufwiesenberge (+)

NSG0193___ Elsholzwiesen (*)

NSG0388___ Aland-Elbe-Niederung (*) LSG0006SDL Untere Havel (*)

LSG0009SDL Arneburger Hang (*)

LSG0015 OK Barleber und Jersleber See m. Ohre- u. Elbniederung (*) LSG0029SDL Aland-Elbe-Niederung (*)

LSG0074SDL Altmärkische Wische (*) LSG0092JL__Elbtalaue (*)

LSG0097SDL Tanger-Elbeniederung (*) LSG0103SDL Elbaue-Wahlenberge (*) BR_0004LSA Mittelelbe (*)

sowie 4 FND und 3 NDF b) nach internationalem Recht

FFH0009LSA Elbaue Werben und Alte Elbe Kannenberg (+) FFH0012LSA Elbaue zwischen Sandau und Schönhausen (+) FFH0034LSA Tanger-Mittel- und Unterlauf (*)

FFH0037LSA Elbaue bei Bertingen (+)

FFH0038LSA Elbaue südlich Rogätz mit Ohremündung (+) FFH0157LSA Elbaue zwischen Derben und Schönhausen (+)

FIB0003LSA Aland-Elbe-Niederung und Elbaue Jerichow (+; Teilgebiet Elbaue Jerichow)

+ liegt innerhalb des EU SPA; * liegt teilweise innerhalb des EU SPA

haltet fünf FFH-Gebiete, die sich entlang des Elbever-laufes aneinander reihen und zusammen die gesamte Fläche des EU SPA einnehmen. Das Vogelschutzgebiet ist darüber hinaus Bestandteil des Biosphärenreservats Mittelelbe und fast vollständig auch in den entlang der Elbe ausgewiesenen LSG enthalten. Besonders wertvolle Habitatkomplexe sind als NSG unter Schutz gestellt. Die landesrechtliche Sicherung des gesamten EU SPA als NSG ist derzeit in Vorbereitung.

Das EU SPA befindet sich im Naturraum der Märki-schen Elbtalniederung mit geringen Anteilen an der Bittkauer Platte. Trotz seiner erheblichen Längenaus-dehnung hat das Gebiet maßgebliche Flächenanteile nur an den Landschaftseinheiten Werbener Elbtal (Nordteil) und Tangermünder Elbtal (Südteil). Das pleis-tozän geprägte Gebiet der Elbetalniederung wird von grundwasserbeeinflussten Böden über Sand dominiert.

Allgemeine Angaben

EU SPA Elbaue Jerichow

EU SPA Elbaue Jerichow – Lage und Lebensraumausstattung.

Elbe und Elbaue bei Kehnert (Foto: S. Ellermann).

Binnengewässer Fels- und Rohboden Acker

Grünland Feuchtgrünland Niedermoor Laubwald Nadelwald Mischwald Gebüsch/Vorwald

Laubholz- und Gehölzkulturen anthropogen überformte Biotope

EU SPA Elbaue Jerichow

Art

Revier-zahl Anteil am

Rohrdommel 2 2,2 0 1-5

Zwergdommel 1 1,4 0 1-5

Weißstorch 1 0,2 1 0

Fischadler 1 3,1 -

-Wespenbussard 0 0 0 1-5

Wiesenweihe 1 1,8 1 1-5

Rohrweihe 18 1,2 18 11-50

Rotmilan 15 0,6 15 11-50

Schwarzmilan 12 0,8 12 6-10

Seeadler 2 5,3 1 1-5

Kranich 8 2,7 8 1-5

Wachtelkönig 47 17,4 11 11-50

Tüpfelsumpfhuhn 8 26,7 0 11-50

Kl. Sumpfhuhn 1 20 0 1-5

Trauerseeschwalbe 47 20,4 47 51-100

Flussseeschwalbe 28 28 7 6-10

Sumpfohreule 0 0 0 1-5

Eisvogel 19 2,5 19 11-50

Schwarzspecht 6 0,2 6 1-5

Mittelspecht 28 0,8 28

-Neuntöter 639 3,6 639 101-250

Heidelerche 12 0,1 12 1-5

Sperbergrasmücke 35-100 5 35-100 6-10

Blaukehlchen 15 6 15 1-5

Brachpieper 1 0,6 1

-Ortolan 9 0,2 9 6-10

Rote-Liste-Arten (Kategorie 1 und 2)

Knäkente 20 13,3 20 6-10

Löffelente 12 26,7 12 6-10

Rebhuhn 1 0,04 1

-Rothalstaucher 3 4 0 1-5

Kiebitz 48 3,4 48

-Großer Brachvogel 9 12,9 5 6-10

Uferschnepfe 3 60 3 1-5

Bekassine 33 9,4 33 6-10

Flussuferläufer 21 42 3

-Rotschenkel 4 80 2

-Steinkauz 1 6,7 -

-Wiedehopf 0 0 0 1-5

Schilfrohrsänger 46 5,8 46

-Drosselrohrsänger 15 0,6 15 1-5

Weitere bemerkenswerte Arten

Spießente BZB - BZB

-Schnatterente 8 6,7 -

-Krickente 1 2,2 -

-Tab. 34: Übersicht über die aktuellen Revierzahlen der wertgebenden Ar-ten nach o. a. Quellen im Vergleich zu den DaAr-ten aus HELLWIG (2005a) und den Daten im Standarddatenbogen. Angegeben ist ferner der Anteil am Gesamtbestand im Land Sachsen-Anhalt (ausgedrückt als Prozentsatz des geschätzten Maximalbestandes nach DORNBUSCH et al. [2007], aktualisiert).

Lehmige oder sandige Auenböden, wie ver-schieden entwickelte Gleye oder Vegen, kenn-zeichnen die Böden. Trockene höher gelegene Standorte, wie die Taufwiesenberge (53 m über NN) nördlich von Magdeburg, stellen Flugsandinseln dar, wo sich wertvolle Trocken- und Magerrasen sowie Silbergrasfluren finden.

Der größte Teil der flachen Elbetalaue liegt bei Höhen von 40-42 m über NN, im Norden bei Werben erreicht die aufgeweitete Flussniede-rung jedoch nicht mehr als 25 m über NN.

Bis in die heutige Zeit ist der größte Teil des Gebietes periodisch von Überschwemmungen und Hochwassern der Elbe betroffen und stellt sich als eine strukturreiche dynamische Auen-landschaft dar. Die Vielfalt an Lebensräumen und die Großräumigkeit des Gebietes begünsti-gen die artenreiche Vogelwelt (HELLWIG 2005a).

In großen Teilen wird die Elbe von flussnahen oder am Rande der Überflutungsauen errichte-ten Deichen begleitet. Fast die Hälfte der Fläche des EU SPA wird von Grünland eingenommen.

Wertvoll sind hier die extensiv bewirtschaf-teten Wiesen der Deiche und Deichvorländer, die eine höhere Diversität als die umliegenden intensiv bewirtschafteten Grünländer aufwei-sen. Reste der Weichholzaue treten in Form von Weiden entlang der Elbe immer wieder auf. Zahlreiche Altarme, Altwasser und weitere Gewässer, unter anderem durch Qualmwasser oder Kiesabbau entstanden, strukturieren und bereichern das EU SPA abseits des Flusses. Der Schelldorfer See und der Bölsdorfer Haken sind charakteristische Altarme der Elbe mit angrenzenden Feuchtwiesen und deren typi-schen Pflanzengesellschaften, wie Knickfuchs-schwanz- oder Silgen-Rasenschmielenwiesen.

Röhrichte und Großseggenriede strukturieren zusätzlich das Gebiet. Intensive Bewirtschaf-tung und das Eintiefen der Elbe mit nachfolgen-den Grundwasserabsenkungen gefährnachfolgen-den die feuchten Habitate der Flussniederung (HELLWIG

2004). Das Trockenfallen der Aue begünstigt das intensivere und zeitige Nutzen der Grün-landkomplexe, die durch Mahd, Düngung und Beweidung an Vielfalt einbüßen oder sogar in Ackernutzung überführt wurden.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Die strukturreiche und zeitweise überflutete Auenlandschaft der Elbaue Jerichow hat noch weitgehend ihren natürlichen Charakter behal-ten. In Verbindung mit der Großflächigkeit des

Gebiets verleiht diese Vielfalt natürlicher Strukturen dem EU SPA eine herausragende Bedeutung für die Avifauna, sowohl als Brutgebiet als auch als Rast- und Überwinterungsgebiet (DORNBUSCH 2004, HELLWIG

2004). Besonders wertvolle Bereiche innerhalb des EU SPA sind unter anderem die NSG Bucher Brack-Bölsdor-fer Haken, Alte Elbe zwischen Kannenberg und Berge sowie Schelldorfer See.

Brutvögel: Im Rahmen der Ersterfassung der Brutvö-gel in den EU SPA erfolgte von HELLWIG (2004) in der Elbaue Jerichow 2003 eine Revierkartierung der Arten des Anhang I der EU-VSchRL und der Roten Liste Sach-sen-Anhalts Kategorie 1 und 2 (DORNBUSCH et al. 2004a) sowie 2004 eine Kartierung innerhalb der seit 2003 zum Gebiet gehörenden Erweiterungsflächen (HELL

-EU SPA Elbaue Jerichow

WIG 2005a). Diese Ergebnisse wurden mit Angaben aus den Jahresberichten zum Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt (FISCHER & DORNBUSCH 2004, 2005, 2007, 2008, 2009, 2010b), unter anderem zu Rohrdommel, Zwerg-dommel, Tüpfelsumpfhuhn, Kleinem Sumpfhuhn und Spieß ente ergänzt. Bestandszahlen für den Wachtelkö-nig entstammen SCHULZE (2010a). Die aktuellen Revier-zahlen sind in Tab. 34 dargestellt.

Das EU SPA Elbaue Jerichow zeichnet sich durch eine sehr artenreiche Vogelwelt mit Vertretern ver-schiedenster ökologischer Ansprüche aus. Besonders hervorzuheben sind die zahlreichen geschützten bzw.

gefährdeten Brutvogelarten. Aktuell liegen Brutnach-weise bzw. Brutverdachtsbeobachtungen von insge-samt 24 Anhang I-Arten und 13 Arten der Rote-Liste-Kategorien 1 und 2 vor (Tab. 34). Für Rohrweihe, See-adler, Wachtelkönig, Tüpfelsumpfhuhn, Kleines Sumpf-huhn, Trauerseeschwalbe, Flussseeschwalbe, Eisvogel, Neuntöter, Sperbergrasmücke und Blaukehlchen ist die Elbaue Jerichow eines der Top-5-Gebiete in Sachsen-Anhalt, obwohl letztere Art im Rahmen einer landes-weiten Erfassung aktuell nur in 2 Revieren festgestellt werden konnte (SCHULZE 2011).

In den ausgedehnten Schilfbeständen des Gebietes brütet die Rohrweihe. Aktuell kommen im EU SPA 18 BP vor. Vom Gewässerreichtum und dem ausgedehnten Feuchtgrünland profitieren ebenfalls Rot- und

Schwarz-Brutvorkommen von Rotmilan, Schwarzmilan und Rohrweihe innerhalb des lang gestreckten EU SPA Elbaue Jerichow (Erfassungs-jahr 2003/04).

In den halboffenen und trockeneren Habitaten des EU SPA brü-ten bis zu 100 Paare der Sperbergrasmücke (Foto: E. Greiner).

EU SPA Elbaue Jerichow milan, da sich hier optimale Nahrungsbedingungen

bie-ten. Brutplätze der beiden Milanarten finden sich z. B. in den Hartholzauen der Elbe, in alten Pappeln sowie im Sandauer Holz (HELLWIG 2005a).

Der Flussuferläufer sowie zahlreiche Wiesenbrüter wie Wachtelkönig, Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Bekassine und Kiebitz kommen im EU SPA mit landes-weit bedeutenden Beständen vor. Insbesondere die vom Aussterben bedrohte Uferschnepfe ist hervorzu-heben, da mit zeitweise bis zu 3 BP die Elbaue Jerichow einen erheblichen Anteil des kleinen verbliebenen Lan-desbestandes dieser Art beherbergt. Wichtige Brutha-bitate für Arten wie den Kiebitz sind vor allem die Ufer-bereiche der Alten Elbe im NSG Bucher Brack-Bölsdor-fer Haken (HELLWIG 2004, 2005a), wenngleich aber die Mehrzahl der Kiebitze aktuell auf den in Ackernutzung befindlichen Flächen brütet. Der Wachtelkönig konnte im Rahmen der Landeserfassung (SCHULZE 2010a) aktu-ell mit 47 Rufern nachgewiesen werden. HELLWIG (2005a) gibt für die Jahre 2002 bis 2004 weitaus weniger Rufer bei erheblichen jährlichen Schwankungen (4 - 27) an.

Im Jahr 2009 konnte auch das Tüpfelsumpfhuhn mit 6 Revieren bei Jerichow sowie je 1 Revier bei Bölsdorf und bei Altenzaun nachgewiesen werden (FISCHER &

DORNBUSCH 2010b). Ebenfalls gelang 2009 ein Nachweis des Kleinen Sumpfhuhns (FISCHER & DORNBUSCH 2010b).

Problematisch für viele Wiesenbrüterarten im Gebiet

ist jedoch eine zu zeitige und großflächige Wiesennut-zung nach dem raschen Ablaufen des Frühjahrshoch-wassers (HELLWIG 2005a). Durch das zeitige Trockenfal-len der Wiesen wird eine frühe Wiesenmahd bzw. der Besatz mit Weidevieh ermöglicht, was sich sehr negativ auf den Bruterfolg auswirkt. Der hohe Prädatorendruck, insbesondere durch Raubsäuger, verursacht zusätzliche Verluste.

Die Trauerseeschwalbe brütet auf schwimmenden Nisthilfen im NSG Bucher Brack-Bölsdofer Haken, auf der Alten Elbe zwischen Kannenberg und Berge und auf der Alten Elbe bei Bertingen, hier zu geringen Anteilen auch auf der Schwimmblattvegetation. Das Vorkommen der Flussseeschwalbe im EU SPA ist räumlich unstet und durch starke Fluktuationen gekennzeichnet (FISCHER &

DORNBUSCH 2004-2010b). In den Jahren 2003/2004 brü-teten bis zu 7 BP überwiegend auf den Sandbänken der Elbe (HELLWIG 2005a). Dort wurden bis 2007 noch einzelne Paare angetroffen, gleichzeitig erfolgte 2005 jedoch eine Ansiedlung in der Kiesgrube Parey (außer-halb des EU SPA), die 2006/2007 einen Maximalbestand von 31 BP aufwies. Parallel dazu erkundete das erste Paar im EU SPA die Bodenentnahmestelle bei Bölsdorf (2006) bzw. außerhalb des EU SPA den Kiessee bei Rogätz (2007).

2008 brüteten im Bereich Elbaue Jerichow 28 Paare, aus-schließlich an der Bodenentnahmestelle. Bereits im Fol-gejahr siedelte die Kolonie jedoch in den Kiessee Rogätz

Wachtelkönige (Erfassung: 2009) brüten in den elbnahen Wiesen vor allem im mittleren und nördlichen Teil des EU SPA, während der auf geeignete Brutstandorte angewiesene Eisvogel (Erfassung: 2003/04) an den Elbe-Altarmen im Süden und Norden des Gebietes anzutreffen ist.

EU SPA Elbaue Jerichow

um. Ein Grund für die geringe Brutortstreue in der Elbe-aue ist sicherlich der infolge von Prädation oder Hoch-wasserereignissen meist nur geringe Bruterfolg (HELLWIG

2005a, FISCHER & DORNBUSCH 2004-2010b). Auch verlieren natürliche Brutstandorte unter Umständen durch Suk-zession rasch ihre Eignung für diese auf vegetationsarme Bereiche angewiesene Art.

Die vielen Altarme der Elbe bieten auch einen geeig-neten Lebensraum für den Eisvogel, der in den Abbruch-kanten der Gewässer und in Wurzeltellern umgestürzter Bäume seine Brutröhren anlegt. Die Feuchtbiotope mit ausgedehnten Schilfbeständen zwischen Havelberg und Sandau, zwischen Kannenberg und Berge sowie bei Bertingen sind wichtige Bruthabitate für Röhricht-bewohner wie Blaukehlchen, Schilfrohrsänger und Drosselrohrsänger (HELLWIG 2005a).

Art

Singschwan 838 388 501-1.000

Zwergschwan 147 373 251-500

Rothalsgans 2 -

-Weißwangengans 111 18 11-50

Zwerggans 4 -

-Moorente 2 3 1-5

Zwergsäger 28 66 51-100

Ohrentaucher 1 -

-Sterntaucher 2 -

-Prachttaucher 1 -

-Zwergdommel 0 1

-Nachtreiher 1 3

-Silberreiher 160 -

-Löffler 2 1

-Schwarzstorch 32 34 11-50

Weißstorch 5 25-45 51-100

Fischadler 2 4 6-10

Schreiadler 2 -

-Kornweihe 14 26 11-50

Rotmilan 15 0

-Schwarzmilan 10 0

-Seeadler 25 6 11-50

Merlin 1 2 6-10

Wanderfalke 2 2 1-5

Kranich 3.076 0 251-500

Säbelschnäbler 0 3

-Goldregenpfeifer 6.000 2.000 > 10.000

Pfuhlschnepfe 2 4

-Bruchwasserläufer 70 100-150 101-250

Kampfläufer 82 350 251-500

Schwarzkopfmöwe 2 -

-Raubseeschwalbe 1 -

-Weißbartseeschwalbe 1 -

-Flussseeschwalbe 4 15 11-50

Sumpfohreule 2 4 1-5

Grauspecht 1 -

-Art. 4.2-Arten

Höckerschwan 323 -

-Saatgans 12.791 - 1.001-10.000

Blässgans 75.000 - > 10.000

Tab. 35: Übersicht über die Rastbestände der wertgebenden Arten nach o. a. Quellen im Vergleich zu den Daten aus WEBER et al.

(2003) und den Daten im Standarddatenbogen, getrennt nach Arten des Anhang I und des Art. 4.2 der EU-Vogelschutzrichtlinie.

* Tageshöchstzahlen

Graugans 4.100 - 1.001-10.000

Kurzschnabelgans 5 -

-Brandgans 58 - 51-100

Schnatterente 200 - 51-100

Pfeifente 2.000 - 501-1.000

Krickente 1.200 -

-Stockente 4.358 -

-Spießente 500 - 101-250

Knäkente 34 - 501-1.000

Löffelente 250 - 251-500

Kolbenente 3 -

-Tafelente 2.538 -

-Reiherente 153 -

-Schellente 322 -

-Gänsesäger 255 - 501-1.000

Mittelsäger 8 -

-Zwergtaucher 19 -

-Haubentaucher 46 -

-Kormoran 1.097 -

-Graureiher 167 -

-Raufußbussard 22 - 6-10

Mäusebussard 85 -

-Blässhuhn 288 - 251-500

Kiebitz 12.000 - > 10.000

Großer Brachvogel 50 - 101-250

Uferschnepfe > 5 - 51-100

Zwergschnepfe 5 -

-Bekassine 160 - 101-250

Dunkler Wasserläufer 35 -

-Rotschenkel > 7 - 11-50

Grünschenkel 40 -

-Zwergstrandläufer 5 -

-Waldwasserläufer 8 -

-Sanderling 10 -

-Temminckstrandläufer 3 -

-Alpenstrandläufer 39 -

-Lachmöwe 2.800 -

-Sturmmöwe 509 -

-Silbermöwe 500 -

-Mittelmeermöwe 15 -

-Der Mittelspecht besiedelt im Gebiet die größeren Waldbestände. Die Reviere konzentrieren sich in der Hartholzaue nördlich von Glindenberg sowie im Nor-den des EU SPA im Sandauer Wald und im Mühlenholz bei Havelberg (HELLWIG 2005a).

Im Jahr 2003 gelang zur Brutzeit eine Beobachtung der Spießente. Der letzte sichere Brutnachweis stammt jedoch aus dem Jahr 1999 (HELLWIG 2004). Die Bestände von Knäkente und Löffelente im EU SPA haben mit 13,3 % bzw. 26,7 % des Landesbestandes überregionale Bedeutung (HELLWIG 2005a).

In den halboffenen, trockeneren Habitaten des EU SPA kommen Neuntöter und Sperbergrasmücke in hoher Dichte vor. Für den Neuntöter ergab sich durch Hochrechnungen auf das Gesamtgebiet ein Bestand von etwa 639 BP. Der Gesamtbestand der

Sperbergras-EU SPA Elbaue Jerichow mücke wird auf maximal 100 BP geschätzt (HELLWIG

2005a). Im Bereich der Dünen brütet die Heidelerche.

Eichenbestände entlang von Feldern werden durch den Ortolan besiedelt (HELLWIG 2005a).

Rastvögel: Zur Ermittlung der Zug- und Rastvogelbe-stände wurden vorhandene Daten der Wasservogelzäh-lung, aus ornithologischen Jahresberichten (ORNITHO

-LOGENVEREIN ALTMARK – OST e.V. 2004-2009), aus geziel-ten Kartierungen, der länderübergreifenden Gänse-/

Schwanenzählung 2004-2007 im Nordteil Sachsen-An-halts (JANSEN 2008a, b) bzw. Managementplanungen für die im EU SPA enthaltenen FFH-Gebiete, sowie der Lan-deserfassung der Schwäne (RANA 2010, SCHULZE 2012b) und der Rastbestände des Kranichs (PSCHORN & SCHEIL

2011) ausgewertet und zusammengefasst. Die maximal erfassten Rastbestände der Jahre 2003 bis 2010 sind in Tab. 35 dargestellt.

Als Rast- und Überwinterungsgebiet hat die Elbaue Jerichow eine ebenso große Bedeutung wie als Brutge-biet (DORNBUSCH 2004, HELLWIG 2004). Alljährlich rasten hier mehr als 20.000 Wasservögel. Singschwan, Saat-gans, Blässgans und Kranich treten hier während der Zugzeit mit mehr als 1 % ihrer biogeografischen Popu-lationen auf. Unter den Saatgänsen sind neben der überwiegenden Anzahl von Tundrasaatgänsen auch regelmäßig bis zu 40 Waldsaatgänse zu beobachten.

Die Blässgans konnte mit einer Tageshöchstzahl von 75.000 Individuen nachgewiesen werden, so dass das EU SPA Elbaue Jer ichow für diese Art eines der wich-tigsten Rastgebiete in Sachsen-Anhalt darstellt. Auf den Wiesen und Feldern rasten alljährlich auch meh-rere Tausend Kiebitze. Der maximal festgestellte Rast-bestand lag bei 12.000 Individuen. Weiterhin rasten hier während der Zugzeit tausende Goldregenpfeifer,

Graugänse, Stockenten, Tafelenten, Kormorane und Lachmöwen. Erwähnenswert ist auch der Rastbestand von über 100 Weißwangengänsen, eine Zahl, die die im Standarddatenbogen genannte Spanne übertrifft.

Der Silberreiher, bisher nicht im Standarddatenbogen genannt, konnte in den letzten Jahren mit bis zu 160 rastenden Individuen festgestellt werden.

Eine Übersicht über die Erfüllung der IBA-Kriterien im EU SPA Elbaue Jerichow ist in Tab. 36 dargestellt. Hier wird noch einmal die herausragende Bedeutung des Gebietes als Brutgebiet sowie als Rastgebiet für eine Vielzahl von Vogelarten deutlich. Der Elbelauf stellt zudem für zahlreiche Vogelarten eine Leitlinie während des Vogelzuges dar. Auch ist auf die räumliche Konti-nuität der weitläufigen Überflutungsauen des EU SPA

Tab. 36: Übersicht über die Erfüllung der IBA-Kriterien im EU SPA Elbaue Jerichow.

Art IBA-Kriterien

Singschwan A4i, B1i, C2

Saatgans A4i, B1i, C3

Blässgans A4i, B1i, C3

Rohrweihe C6

Seeadler B2, C6

Kranich A4i, B1i, C2

Wachtelkönig A1, A4i, B1i, B2, C1, C2, C6

Tüpfelsumpfhuhn C6

Kleines Sumpfhuhn C6

Trauerseeschwalbe B2, C2, C6

Flussseeschwalbe C6

Eisvogel C6

Neuntöter C6

Sperbergrasmücke B3, C6

Blaukehlchen C6

Allgemeingültige Kriterien A4iii, C4, C7

Für die Blässgans ist das EU SPA Elbaue Jerichow eines der wichtigsten Rastgebiete in Sachsen-Anhalt (Foto: W. Steinborn).

EU SPA Elbaue Jerichow

Elbaue Jerichow zur nördlich anschließenden Aland-Elbe-Niederung sowie zur östlich abzweigenden Nie-derung der Unteren Havel mit jeweils ebenfalls bedeu-tenden Rastbeständen zahlreicher Wasservogelarten zu verweisen.

Schutz- und Erhaltungsziele

Das EU SPA Elbaue Jerichow ist laut Standarddatenbo-gen als Lebensraum für Vogelarten nach Anhang I und nach Artikel 4.2 der EU-VSchRL zu erhalten. Vorläufige Schutz- und Erhaltungsziele wurden definiert (LANDES

-AMTFÜR UMWELTSCHUTZ, Stand 12/2009) und im Rahmen der Erarbeitung eines Verordnungsentwurfs für das geplante NSG Elbaue Jerichow überarbeitet. Im derzeit vorliegenden Entwurf der Verordnung für das NSG, das die Fläche des gesamten EU SPA (einschließlich der 5 FFH-Gebiete) umfassen soll, sind als Schutz- und Ent-wicklungsziele im Hinblick auf die Vogelwelt die Erhal-tung, Wiederherstellung und Entwicklung eines güns-tigen Erhaltungszustandes und der Lebensräume der Arten nach EU-VSchRL genannt. Hierzu gehören insbe-sondere:

Altwasserbereiche mit ihrer

Schwimmblattvegeta-•

tion und ihren Verlandungszonen als Lebensraum der Trauerseeschwalbe (Anhang I),

die durch Grünlandbereiche und vereinzelte

Ackerflä-•

chen im Wechsel mit Wäldern, Hecken- und Gehölz-strukturen sowie Fließ- und Stillgewässern geprägte

Landschaft als Zug-, Rast- und Überwinterungsgebiet für die Vogelarten nach der EU-VSchRL,

das Feuchtgrünland mit Flutrasen,

Hochstaudenflu-•

ren feuchter Standorte, Staudenfluren an Gebüsch-mänteln vorhandener Auwaldreste, Riede und Röhrichtbestände, naturnahe vegetationsreiche Stillgewässer sowie die typische uferbegleitende Vegetation als Lebensraum insbesondere für Rohr-weihe, Rohrdommel, Blaukehlchen (Anhang I) sowie Löffelente, Knäkente, Graugans, Drossel- und Schilf-rohrsänger (Art. 4.2),

die Wiesenlimikolen wie Großer Brachvogel, Kiebitz

und Rotschenkel (Art. 4.2),

das offene Kulturland mit extensiv genutzten,

stel-•

lenweise flach überfluteten Wiesen, die vor allem als Weißstorch-Nahrungshabitat und als Wiesenvogel-Lebensraum, insbesondere im Übergangsbereich zwischen Grünland und offenen Gewässern, für sel-tene bestandsgefährdete Arten wie Bekassine, Gro-ßen Brachvogel, Kiebitz, Rotschenkel, Uferschnepfe (Art. 4.2) und Wachtelkönig (Anhang I) bedeutsam sind,

die halboffene Kulturlandschaft, insbesondere

Offen-•

landflächen mit stellenweise vegetationsarmen Berei-chen in Verbindung mit reich strukturierten, exten-siv genutzten Landschaftsräumen, bestehend aus Hecken, Gebüschen, Feldgehölzen, Wildobstgehöl-zen, Streuobstwiesen, höhlenreichen Einzelbäumen

Das EU SPA Elbaue Jerichow hat als Leitlinie und Rastgebiet eine herausragende Bedeutung für den Vogelzug. Dargestellt sind die Rastvorkommen der Jahre 2003-2010.

EU SPA Elbaue Jerichow und gebüschreichen Waldrändern, insbesondere als

Lebensraum für Neuntöter, Ortolan, Heidelerche und Sperbergrasmücke (Anhang I),

gehölzfreie Binnendünen, Silbergrasfluren und

nähr-•

stoffarme Sandböden mit Sandtrockenrasen als Lebensraum u. a. für Brachpieper (Anhang I) und Wie-dehopf (Art. 4.2),

naturnahe, strukturreiche und aus standortgerechten

Arten aufgebaute Wälder mit einem naturnahen Was-serhaushalt und einem hohen Anteil an Alt- und Tot-holz im Rahmen einer naturnahen Bewirtschaftung, insbesondere als Lebensraum von Seeadler, Rotmilan, Mittelspecht, Schwarzspecht und Kranich (Anhang I) sowie für Baumhöhlen bewohnende Vögel.

Der Schutzzweck umfasst darüber hinaus die Erhaltung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszu-standes durch schutzverträgliche Nutzungsregelun-gen und gezielte Pflegemaßnahmen, insbesondere für Arten nach Anhang I und nach Art. 4.2 der EU-VSchRL.

Fachliche Hinweise zur Gebietsentwicklung Das EU SPA Elbaue Jerichow wurde anteilig bei der Erar-beitung der Managementpläne für die fünf enthaltenen FFH-Gebiete berücksichtigt. Die zeitgleich erarbeiteten Managementpläne liegen seit 2009 vor (IHU GmbH

& BIOTA GmbH 2009, LRP GmbH 2009, MILAN 2009, PROF. HELLRIEGEL INSTITUT 2009, RANA 2009) und müssen mit den für das EU SPA geltenden Vogelschutzzielen abgestimmt werden. Die separat erstellten Geodaten wurden bereits im Nachgang zusammengeführt (PROF. HELLRIEGEL INSTITUT 2010).

Um für die überaus artenreiche und charakteristi-sche Vogelwelt des Gebietes auch weiterhin geeignete Lebensstätten zu sichern, ist die Erhaltung der Dynamik

dieser reich strukturierten Überflutungsauenlandschaft der Elbe unerlässlich. Da die sehr zeitige Wiesennutzung für den Bruterfolg von Wiesenbrütern eine Bedrohung darstellt (vgl. HELLWIG 2004, 2005a), sind Maßnahmen eines Wasserstandsmanagements auf dafür geeigneten Flächen dringend erforderlich. Sie sollen den Wiesen-brütern ein hinreichend feuchtes Grünland sichern und

dieser reich strukturierten Überflutungsauenlandschaft der Elbe unerlässlich. Da die sehr zeitige Wiesennutzung für den Bruterfolg von Wiesenbrütern eine Bedrohung darstellt (vgl. HELLWIG 2004, 2005a), sind Maßnahmen eines Wasserstandsmanagements auf dafür geeigneten Flächen dringend erforderlich. Sie sollen den Wiesen-brütern ein hinreichend feuchtes Grünland sichern und