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Berichte des Landesamtes

für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Halle, Heft 10/2013: 87 – 94

Gebietsbeschreibung

Das EU SPA Milde-Niederung/Altmark gliedert sich in zwei Teilgebiete, die zwischen den Orten Kalbe (Milde) und Bismark (Altmark) etwa 25 km nordwestlich von Stendal gelegen sind. Die beiden Teilgebiete haben zusammen eine Größe von 2.207 ha und bestehen zum überwiegenden Teil aus Grünland-, Feuchtgrünland- und Ackerkomplexen. Der größere nördliche Teil des EU SPA wird von der Milde und der Unteren Milde durch-flossen. Hier befindet sich außerdem der Mündungsbe-reich des Secantsgrabens in die Milde. Die Ortschaften Butterhorst, Vienau, Büste, Poritz und Karritz liegen um das ca. 1.650 ha große Gebiet herum. Der kleinere der beiden Teile im Süden wird vom Secantsgraben durch-flossen. Im Osten reicht der nur ca. 560 ha große Teil bis zur Ortschaft Lindstedterhorst. Von dort aus beginnend Richtung Westen umfasst das Gebiet hauptsächlich Grünlandflächen nördlich und südlich des Secantsgra-bens (BENECKE 2005).

Das EU SPA wurde bereits 1992 als Vogelschutzge-biet gemeldet (DORNBUSCH et al. 1996). Die größeren Fließgewässer sowie die meisten kleineren Gräben sind auch Bestandteile des FFH-Gebietes Secantsgraben, Milde und Biese. Im Naturraum des Wendlands gele-gen, ist das EU SPA Teil der Niederungsbereiche der Altmark. Das flache Relief ist wartheeiszeitlich geprägt und erreicht Höhen von 27 bis 32 m über NN. Die Böden der Niederung umfassen verschiedene Ausprägungen grundwasserbeeinflusster Gleye, die auf pleistozänen Sanden anstehen. In den Randbereichen zu den Alt-markheiden befinden sich meist Nieder- und Gleye-moore.

Dominierende Bewirtschaftungsform ist eine inten-sive Grünlandnutzung. Durch regelmäßige Mahd und Eingriffe in den Wasserhaushalt der Region sind die natürlichen Biotope und Lebensräume überwiegend stark überprägt. Derzeit ist Saatgrasland die vorherr-schende Form der Grünlandkomplexe. In den Bereichen der Milde und des Secantsgrabens, die durch anthro-pogene Eingriffe stark beeinflusst wurden, finden sich nur noch wenige natürliche Strukturen. Flächenerwerb mit der Zweckbindung Naturschutz, Extensivierung

EU SPA Milde-Niederung/Altmark

Landesinterne Nr.: SPA0009LSA

EU-Nr.: DE 3334 401

Fläche: 2.207 ha

Einbezogene Schutzgebiete:

a) nach nationalem Recht b) nach internationalem Recht

FFH0016LSA Secantsgraben, Milde und Biese (*)

* liegt teilweise innerhalb des EU SPA

der Grünlandnutzung auf Teilflächen und die Anlage von Flachwasserbereichen und Grabenaufweitungen in jüngerer Zeit wirken der jahrzehntelangen Intensi-vierung und der damit verbundenen Flächennivellie-rung entgegen (BENECKE 2005). Teilweise finden sich im Gebiet des EU SPA auch ackerbaulich genutzte Flächen und kleinere Waldflächen, oft bestehend aus Stieleiche und Schwarzerle. Gebüschreihen und Hecken struktu-rieren das offene Gebiet etwas.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Das Gebiet hat sowohl für Brutvögel als auch für Zug- und Rastvögel eine große Bedeutung. Besonders Gänse, Limikolen und andere mehr oder weniger an Wasser gebundene Arten finden hier die entsprechen-den Feucht- und Nasshabitate. Weitläufige Feuchtwie-sen und Grabensysteme stellen interessante Rastplätze und Nahrungsgebiete dar.

Brutvögel: Die Revierkartierung wertgebender Arten im Rahmen der systematischen Ersterfassung erfolgte in der Milde-Niederung im Jahr 2004 (BENECKE 2005).

Ergänzt um Daten zu Großem Brachvogel, Rotschenkel, Uferschnepfe und Wiedehopf aus den Jahresberich-ten zum Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt (FISCHER &

DORNBUSCH 2004, 2007, 2008, 2009) sowie um aktuelle Bestandszahlen des Wachtelkönigs aus der Landeser-fassung (SCHULZE 2010a) sind die Ergebnisse in Tab. 29 zusammengefasst.

Neben dem Drömling stellt auch die Milde-Niede-rung eines der wenigen Brutgebiete Sachsen-Anhalts für die Sumpfohreule dar, die 2004 mit einem Brutpaar innerhalb des EU SPA im Bereich der Secantsgrabennie-derung nachgewiesen wurde (BENECKE 2005). Auch in den Folgejahren wurde die Art weitgehend regelmäßig mit einem Revierpaar nachgewiesen (FISCHER & DORN

-BUSCH 2009).

Die häufigste Anhang I-Art der Milde-Niederung ist der Neuntöter, der in den zahlreichen Hecken und Gebüschen der offenen Landschaft bevorzugte Brut-standorte vorfindet. Im Nordteil werden Hecken und Allgemeine Angaben

EU SPA Milde-Niederung/Altmark

EU SPA Milde-Niederung/Altmark – Lage und Lebensraumausstattung.

Blick über Wiesen und Staudenfluren im Teilgebiet Secantsgraben (Foto: H.-G. Benecke).

Acker Grünland Feuchtgrünland Laubwald Mischwald

EU SPA Milde-Niederung/Altmark

Das EU SPA ist Brutgebiet für gefährdete Wiesenbrüterarten wie Bekassine, Großer Brachvogel und Kiebitz (Erfassungjahr 2004).

Für den Großen Brachvogel gehören die Niederungen von Milde und Secantsgraben zu den landesweit drei wichtigsten Brut-gebieten. Darüberhinaus ist es ein bedeutendes Rastgebiet für die Art (Foto: E. Greiner).

EU SPA Milde-Niederung/Altmark

Baumreihen auch durch einige Paare von Sperbergrasmücke, Ortolan und Raubwürger besiedelt (BENECKE 2005). Typische Wiesenbrü-ter der Milde-Niederung sind Wachtelkönig, Kiebitz, Großer Brachvogel, Rotschenkel und Bekassine (DORNBUSCH et al. 1996, BENECKE

2005). Mit 1 Revierpaar konnte 2008 auch die vom Aussterben bedrohte Uferschnepfe fest-gestellt werden (FISCHER & DORNBUSCH 2009).

Für den Großen Brachvogel hat das Gebiet mit einem Bestand von 8 BP in der Mildeniede-rung und 17 weiteren Paaren in der Secants-grabenniederung neben dem Drömling und dem Fiener Bruch derzeit die landesweit größte Bedeutung, zumal es das letzte noch ausreichend reproduzierende Vorkommen ist (FISCHER & DORNBUSCH 2009).

In Röhrichten und Schilfbereichen brü-tet die Rohrweihe. Ungestörte Bereiche der Bruchwälder werden vom Kranich als Brut-platz genutzt. Bedeutend ist die Niederungs-landschaft auch als Nahrungsraum für den Weißstorch, der zwar nicht direkt innerhalb des EU SPA brütet, jedoch mit 15 bis 20 Paaren in den umliegenden Ortschaften (DORNBUSCH

et al. 1996, BENECKE 2005).

Rastvögel: In Bezug auf die Zug- und Rastvö-gel wurden vorhandene Daten der Wasservo-gelzählung, aus ornithologischen Jahresbe-richten (HOLZÄPFEL 2005a, 2006-2009), der Lan-deserfassung der Schwäne (SCHULZE 2012b) und des Kranichs (PSCHORN & SCHEIL 2011) sowie gezielter Kartierungen in den Jahren 2010 und 2011 ausgewertet und zusammengefasst. Die maximal erfassten Rastbestände der Jahre 2003 bis 2011 sind in Tab. 30 dargestellt.

Als Rast- und Überwinterungsgebiet hat die Milde-Niederung/Altmark eine besondere Funktion für Kra-nich, Goldregenpfeifer, Kiebitz sowie verschiedene Gänsearten und stellt ein Trittsteinbiotop im Binnen-land zu anderen Rastgebieten dar (DORNBUSCH et al.

1996). Regelmäßig rasten hier mit etwa 2.000 Indivi-duen mehr als 1 % der biogeografischen Population des Kranichs. Im Herbst finden sich tausende Gänse ein, darunter mehr als 1.500 Blässgänse und Saatgänse. Für die Saatgans wird damit das 1 %-Kriterium in Bezug auf die Flyway-Population erfüllt.

Auch zahlreiche Limikolenarten rasten im Gebiet.

Goldregenpfeifer und Kiebitz treten hier mit mehreren tausend rastenden Individuen auf. Großer Brachvogel und Bekassine sind zwar seltenere, aber dennoch regel-mäßige Rastvögel.

Eine Übersicht über die Erfüllung der IBA-Kriterien im EU SPA Milde-Niederung/Altmark gibt Tab. 31. Insbe-sondere ist auf die Bedeutung als Rastgebiet für Kra-nich und Saatgans hinzuweisen. Die Brut der sehr selte-nen und in Sachsen-Anhalt nur sporadisch brütenden Sumpfohreule weist auf die gute Habitateignung des Gebietes für diese Art hin.

Tab. 29: Übersicht über die aktuellen Revierzahlen der wertgebenden Ar-ten nach o. a. Quellen im Vergleich zu den DaAr-ten aus BENECKE (2005) und den Daten im Standarddatenbogen. Angegeben ist ferner der Anteil am Gesamtbestand im Land Sachsen-Anhalt (ausgedrückt als Prozentsatz des geschätzten Maximalbestandes nach DORNBUSCH et al. [2007], aktualisiert).

Art

Revier-zahl Anteil am

Wespenbussard 0 0 0 1-5

Kornweihe 0 0 - 1-5

Wiesenweihe 0 0 0 1-5

Rohrweihe 3 0,2 3 11-50

Rotmilan 2 0,08 2 11-50

Schwarzmilan 0 0 0 6-10

Kranich 2 0,7 2 1-5

Wachtelkönig 10 3,7 2 1-5

Sumpfohreule 1 25 1

-Eisvogel 0 0 0 1-5

Schwarzspecht 2 0,06 2 1-5

Mittelspecht 1 0,03 1 1-5

Neuntöter 65 0,4 65 11-50

Sperbergrasmücke 2 0,1 2 1-5

Ortolan 3 0,06 3 11-50

Rote-Liste-Arten (Kategorie 1 und 2)

Kiebitz 23 1,6 23 51-100

Großer Brachvogel 25 35,7 16 11-50

Uferschnepfe 1 20 0 6-10

Rotschenkel 2 40 - 1-5

Bekassine 6 1,7 6 11-50

Wiedehopf 1 1,1 -

-Weitere bemerkenswerte Arten

Raubwürger 1 0,1 1 1-5

Die Milde-Niederung ist eines der wenigen Brutgebiete der Sumpfohreule in Sachsen-Anhalt (Foto: E. Greiner).

EU SPA Milde-Niederung/Altmark Schutz- und Erhaltungsziele

Das EU SPA Mildeniederung/Altmark ist laut Standarddatenbogen als Lebens-raum für Vogelarten nach AnhangI und nach Artikel 4.2 der EU-VSchRL zu erhalten.

Als vorläufige Schutz- und Erhaltungsziele für das FFH-Gebiet Secantsgraben, Milde und Biese wurden definiert (LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ, Stand 03/2006):

Erhaltung und Wiederherstellung

der Strukturvielfalt der natürlichen Fließgewässer und das Zulassen einer dynamischen Flussbettentwicklung durch Rückbau von vorhandenen Sohlen- und Uferbefestigungen, Weh-ren (soweit mit den Bedürfnissen der Wiesenvögel vereinbar), Staustrecken sowie das Unterlassen oder Reduzieren der Gewässerunterhaltung zum Schutz und zur Erhaltung der Fließgewässer, feuchter Hochstaudenfluren, Erlen-Eschenwälder und Weichholzauen-wälder als Lebensraum und Nahrungs-habitat für Vögel.

Erhaltung und Wiederherstellung der

natürlichen Hochwasser- und Auen-dynamik.

Erhaltung und Wiederherstellung

der naturnahen Erlen-Eschenwälder und Weichholzauenwälder durch den (weitgehend) vollständigen Verzicht auf Holznutzung und weitere anthro-pogene Nutzung zur Sicherung und Verbesserung eines hohen Alt- und Totholzanteils in den Wäldern, Zulas-sen von natürlicher Sukzession.

Erhaltung und Wiederherstellung der

Hochstaudenfluren durch sporadische Nutzung oder Pflege sowie der Flach-land-Mähwiesen durch extensive Nut-zung oder Pflege.

Im Hinblick auf den Vogelschutz stehen folgende Schutz- und Erhaltungsziele im Vordergrund:

• Erhaltung und Entwicklung der cha-rakteristischen Vogelgemeinschaft des offenen Kulturlandes, insbesondere der Arten nach Anhang I Weißstorch (wichtiges Nahrungshabitat), Wach-telkönig und Sumpfohreule sowie der Zugvogelarten nach Art. 4.2 Kiebitz, Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Rot-schenkel, Bekassine. Erhaltung und Wiederherstellung der teils mosaikar-tig, extensiv genutzten Feucht- und Nasswiesen und -brachen sowie Hoch-staudenfluren als ihre vorrangigen Lebensräume.

• Erhaltung und Entwicklung der Vogel-bestände strukturreicher Auenwälder als Lebensraum für Rotmilan, Schwarz-

Tab. 30: Übersicht über die Rastbestände der wertgebenden Arten nach o. a.

Quellen im Vergleich zu den Daten aus WEBER et al. (2003), DORNBUSCH et al.

(1996) und den Daten im Standarddatenbogen, getrennt nach Arten des An-hang I und des Art. 4.2 der EU-Vogelschutzrichtlinie. * Tageshöchstzahlen

Art

Singschwan 60 130 140 101-250

Zwergschwan 34 53 40 51-100

Weißwangengans 1 - -

-Rohrdommel 0 1 - 1-5

Silberreiher 25 1 -

-Schwarzstorch 1 3 - 1-5

Weißstorch > 29 50 - 11-50

Fischadler 1 1 - 1-5

Wanderfalke 0 1 - 1-5

Kranich 3.220 5.000 1.000 > 10.000

Großtrappe 1 - -

-Goldregenpfeifer 2.800 2.500 500 > 10.000

Bruchwasserläufer 18 14 - 11-50

Kampfläufer 13 50 50 11-50

Sumpfohreule > 1 2 - 1-5

Eisvogel - 4 -

-Art. 4.2-Arten

Höckerschwan 52 - -

-Saatgans 1.500 - 3.000 1.001-10.000

Blässgans 1.836 - 1.000 501-1.000

Graugans 428 - 120 101-250

Pfeifente 28 - -

-Krickente 85 - -

-Stockente 230 - -

-Spießente 29 - 150 101-250

Knäkente 19 - -

-Löffelente 46 - 100 51-100

Tafelente 39 - -

-Reiherente 38 - -

-Gänsesäger 12 - 200 101-250

Mittelsäger 4 - -

-Zwergtaucher 9 - -

-Kormoran 45 - -

-Graureiher 11 - -

-Raufußbussard 2 - 10 6-10

Mäusebussard 18 - -

-Baumfalke 6 - -

-Blässhuhn 15 - -

-Kiebitz 4.900 - 2.000 1.001-10.000

Großer Brachvogel 50 - - 11-50

Uferschnepfe 2 - - 11-50

Bekassine 65 - 200 101-250

Sumpfläufer 6 - -

-Flussuferläufer 4 - -

-Dunkler Wasserläufer 4 - -

-Rotschenkel 2 - - 11-50

Grünschenkel 3 - -

-Lachmöwe 60 - -

-Sturmmöwe 20 - -

-Silbermöwe 55 - -

-Saatkrähe - - 1.000

-EU SPA Milde-Niederung/Altmark

Tab. 31: Übersicht über die Erfüllung der IBA-Kriterien im EU SPA Milde-Niederung/Altmark.

Art IBA-Kriterien

Saatgans B1i, C3

Kranich A4i, B1i, C2

Sumpfohreule C6

Allgemeingültige Kriterien C7

Beide Teilgebiete des EU SPA Milde-Niederung werden von zahlreichen Zugvogelarten als Rastgebiet genutzt. Dargestellt sind die Rastvorkommen der Jahre 2003-2011.

und Mittelspecht (Anhang I). Erhaltung von Horst- und Höhlenbäumen, Ausweisung von ungenutzten Altholzblöcken in Kombination mit Horstschutzzo-nen nach § 28 NatSchG LSA bzw. (weitgehend) voll-ständigem Nutzungsverzicht in den Auenwäldern.

• Erhaltung und Förderung der Vogelgemeinschaft von Rieden und Röhrichtbeständen, insbesondere des Rohrweihen- und Kranichbestandes (Anhang I).

• Erhaltung und Förderung der charakteristischen Vogelgemeinschaft der halboffenen Kulturlandschaft, insbesondere der Bestände von Arten nach Anhang I Neuntöter, Sperbergrasmücke und Ortolan. Erhal-tung von Offenlandflächen mit stellenweise vege-tationsarmen Bereichen im Komplex mit gestuften Hecken aus dominierenden Dornstrauchgebüschen, Kleingehölzen, Obstbeständen, höhlenreichen Ein-zelbäumen und strukturreichen Waldrändern.

• Erhaltung der Funktion des Gebietes als Rast- und Überwinterungsgebiet für Seeadler, Sing- und Zwergschwan, Silberreiher, Kranich, Goldregenpfeifer (Anhang I) sowie Saat- und Blässgans, Kiebitz, Großen Brachvogel, Bekassine (Art. 4.2) und weitere Wat- und Wasservogelarten. Erhaltung einer durch extensive Grünlandbereiche im Wechsel mit feuchten Wäldern, Hecken- und Gehölzstrukturen sowie Gewässern geprägten Landschaft.

Fachliche Hinweise zur Gebietsentwicklung Um für die artenreiche und charakteristische Vogelwelt auch weiterhin geeignete Lebensstätten zu sichern, ist die Erhaltung der reich strukturierten Niederungsland-schaft von großer Bedeutung. Das generelle Ziel einer Wiederherstellung der natürlichen Fließgewässer durch den Rückbau von Wehren steht dem Schutzziel und der überragenden landesweiten Bedeutung des Gebietes für den Großen Brachvogel entgegen, da nur die lokale Regulierbarkeit des Wasserstandes den Lebensraum erhalten kann. Die Regulierbarkeit ist nötig, um dem Brachvogel einerseits im Frühjahr geeignete feuchte Grünlandstandorte anzubieten, andererseits aber eine extensive Bewirtschaftung von Grünländern zu ermög-lichen. Naturschutzfachliches Ziel muss es sein, langfris-tig geeignete Habitate für Wiesenbrüter zu erhalten. Zu

EU SPA Milde-Niederung/Altmark

Individuenreiche Rastbestände sind im Gebiet auch von Goldregenpfeifer und Kiebitz zu verzeichnen. Dargestellt sind die Vor-kommen der Jahre 2003-2011.

Mehrere Tausend Goldregenpfeifer rasten alljährlich im EU SPA (Foto: H. Werth, LBV-Archiv).

berücksichtigen sind dabei auch die auf Wiesenbrüter negativ wirkenden Einflüsse von Prädatoren wie Fuchs sowie Waschbär, Mink und Marderhund (Neozoen), denen mit geeigneten Maßnahmen entgegengewirkt werden sollte.

Die Vermeidung der Umwandlung von Grünland in Ackerland sowie eine extensive Grünlandnutzung sind wichtige Voraussetzungen für die Erhaltung der Wiesenbrüterlebensräume. Die Anlage eines Gewäs-serrandstreifens ohne Ackernutzung entlang des Secantsgrabens und der Milde wäre förderlich für diese Arten. Bei der Nutzung des Feuchtgrünlandes sind die Belange des Vogelschutzes entsprechend dem Schutz-zweck bzw. den geltenden Schutz- und Erhaltungszie-len zu berücksichtigen, z. B. durch an die Brutzeiten der wertgebenden Arten der Feuchtwiesen (Wachtelkönig, Kiebitz, Großer Brachvogel, Bekassine) angepasste Ter-mine für Schleppen, Walzen und Mahd, durch zeitwei-liges Aussparen der Brutstandorte von der Mahd oder der Beweidung sowie durch Reduktion der Düngung der Grünlandstandorte.

Die Brut- und Rastplätze des Kranichs sind zu erhal-ten. Die in Schilfröhrichten brütenden Arten benötigen ausreichend große und ungestörte Röhrichtbereiche.

Für Vogelarten der halboffenen Kulturlandschaft, wie Neuntöter, Sperbergrasmücke und Ortolan, sind

klei-nere Gehölzstrukturen als Singwarten in Nachbarschaft zu strukturreichen, extensiv genutzten Offenlandflä-chen mit stellenweise vegetationsarmen BereiOffenlandflä-chen erforderlich.

Störungen an den Brutplätzen störungsempfindlicher Arten (Kranich, Sumpfohreule, Kiebitz, Bekassine und

EU SPA Milde-Niederung/Altmark

Milde, Untere Milde und Secantsgraben sind die größten Fließgewässer im EU SPA (Foto: E. Steinborn).

andere Wiesenbrüter) bzw. in deren engerer Umgebung sowie Störungen von Ansammlungen rastender Vögel, insbesondere an Schlafplätzen und in deren Umfeld, sind im EU SPA zu vermeiden. Dies gilt auch für Aktivi-täten im Zuge landwirtschaftlicher oder forstlicher Nut-zung sowie für jagdliche Aktivitäten. In Anbetracht der Bedeutung des EU SPA als Brut- und Rastgebiet für eine Vielzahl von Arten sollte im Schutzgebiet zukünftig auf die Jagd auf Vögel verzichtet werden.

Den im EU SPA vorkommenden Vögeln soll auch zukünftig ein ungestörtes Brut- und Rastgeschehen ermöglicht werden. Das gilt auch für kürzere

Flugstre-cken zwischen Brutplätzen bzw. Schlafgewässern und umliegenden Nahrungsflächen außerhalb des EU SPA.

Grundsätzlich sind daher die Vogelschutzziele sowohl innerhalb des Gebietes als auch in dessen Umfeld bei der Raumordnungsplanung allgemein und bei der Pla-nung und Errichtung von Windkraftanlagen im Spezi-ellen zu berücksichtigen. Insbesondere sind dabei die Abstandskriterien der LAG VSW (2007) einzuhalten und aktuellere wissenschaftliche Erkenntnisse zu beach-ten. Damit werden wesentliche Schutzziele des EU SPA gewahrt.

EU SPA Vogelschutzgebiet Klietzer Heide Berichte des Landesamtes

für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Halle, Heft 10/2013: 95 – 100

Gebietsbeschreibung

Die Klietzer Heide liegt im Nordosten des Landes Sach-sen-Anhalt südlich des EU SPA Untere Havel und Schol-lener See. Das 2.252 ha große EU SPA umfasst einen Teil des Truppenübungsplatzes östlich von Klietz inmitten von weitläufigen Kiefernforsten. Bereits seit den 1930er Jahren wurde das insgesamt über 9.000 ha umfassende Gelände militärisch genutzt und hat sich seitdem land-schaftlich stark verändert. Zunächst entstand eine Sprengstofffabrik (WASAG). Nach deren Demontage wurde das Gelände zunächst von der Kasernierten Volkspolizei genutzt und 1956 von der NVA übernom-men. Truppenübungsplatz und Garnison Klietz wurden in der Folgezeit für Artillerieeinheiten und das Militär-wissenschaftliche Institut der DDR weiter ausgebaut.

1990 erfolgte die Übergabe an die Bundeswehr, die aktuell hier zahlreiche Übungs- und Schießmöglichkei-ten vorhält (http://www.streitkraeftebasis.de - DaSchießmöglichkei-ten- Daten-blatt TrÜbPl Klietz - Stand: 01/12).

Das Gebiet wurde im Jahr 2000 als Vogelschutzgebiet gemeldet. Fast die gesamte Fläche ist auch im FFH-Ge-biet Klietzer Heide enthalten.

Naturräumlich ist das Gebiet innerhalb der Elbtalnie-derung dem Schollener Land zuzuordnen. Es gehört zur Landschaftseinheit Ländchen im Elbe-Havel-Winkel. Die Höhe beträgt im Mittel nur 50 m über NN. Durch pleis-tozäne Bodenentwicklung geprägt, sind hier sandige Böden vorherrschend, was sich auch in der Vegetation widerspiegelt. Kiefernforste stellen die dominierende Waldform dar, jedoch gibt es teilweise auch Laub- und Mischwälder mit einem hohen Anteil an Traubeneichen und Birken. Weite Flächen des EU SPA sind jedoch durch die andauernde militärische Nutzung über Jahrzehnte offen gehalten worden. Hier konnten sich Zwerg-strauchheiden und Silbergrasfluren entwickeln. Domi-nante Art der Heiden ist die Besenheide. Die offenen Standorte sind Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten, jedoch schreitet in nicht regelmäßig genutzten Teilbereichen die natürliche Sukzession mit Aufwuchs von Birken und Kiefern voran. Auf den bei-den Schießbahnen des Geländes befinbei-den sich Bauten und bauliche Reste inmitten eines Biotopmosaiks aus

EU SPA Vogelschutzgebiet