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EU SPA Nordöstlicher Unterharz

Allgemeine Angaben

Berichte des Landesamtes

für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Halle, Heft 10/2013: 169 – 176

Gebietsbeschreibung

Mit 16.989 ha ist das EU SPA Nordöstlicher Unterharz eines der größten EU-Vogelschutzgebiete in Sachsen-Anhalt. Es besitzt eine Ost-West-Ausdehnung von ca.

30 km. Im Westen befindet sich die Rappbodetalsperre, die hier die Grenze des EU SPA darstellt. Im Norden begrenzen die Orte Thale, Gernrode und Ballenstedt das Vogelschutzgebiet. Im Osten schließt sich Meisdorf an. Von dort verläuft die Grenze in Richtung Süden bis Harzgerode und weiter über Friedrichsbrunn und All-rode bis Hasselfelde. Der zwischen Rieder und Ballen-stedt betriebene Steinbruch befindet sich zwar inmit-ten des Waldgebietes, ist jedoch als Exklave aus dem EU SPA ausgegrenzt.

Das Gebiet wurde im Jahr 2000 als EU-Vogelschutz-gebiet gemeldet. Etwa zwei Drittel der Fläche sind auf 4 FFH-Gebiete verteilt. Das EU SPA ist Bestandteil des Naturparks Harz und befindet sich vollständig innerhalb der LSG Harz bzw. Harz und Nördliches Harzvorland.

Innerhalb des Gebietes ist eine Vielzahl an wertvollen Habitatkomplexen als NSG oder FND landesrechtlich gesichert, darunter Bode- und Selketal, Spaltenmoor sowie zahlreiche Klippen, Anhöhen und Waldwiesen.

Das Gebiet ist im Wesentlichen dem Naturraum Unter-harz zuzuordnen, mit Übergängen zur östlichen Harz-abdachung bzw. zum nördlichen und nordöstlichen

EU SPA Nordöstlicher Unterharz

Landesinterne Nr.: SPA0019LSA EU-Nr.: DE 4232 401 Fläche: 16.989 ha Einbezogene Schutzgebiete:

a) nach nationalem Recht NSG0022___Bodetal (+)

LSG0032WR_/QLB Harz und Nördliches Harzvorland (*) LSG0032ASL Harz (*)

NUP0004LSA_Harz/Sachsen-Anhalt (*) Sowie 18 FND und 4 NDF

b) nach internationalem Recht

FFH0096LSA Selketal und Bergwiesen bei Stiege (*)

FFH0161LSA Bodetal und Laubwälder des Harzrandes bei Thale (*) FFH0162LSA Spaltenmoor östlich Friedrichsbrunn (+)

FFH0177LSA Burgesroth und Laubwälder bei Ballenstedt (+)

+ liegt innerhalb des EU SPA; * liegt teilweise innerhalb des EU SPA

Harzvorland. Hinsichtlich der Landschaftseinheiten Sachsen-Anhalts sind im Gebiet Anteile am Mittelharz, Unterharz und dem nördlichen Harzrand vorhanden.

Aufgrund von Niederschlagsmengen von deutlich über 600 mm pro Jahr und geringer Versickerungsfähigkeit des anstehenden Gesteins hat sich ein dichtes Fließge-wässernetz herausgebildet (LAU 1997).

Die tief eingeschnittenen Täler von Selke und Bode prägen das Gebiet. Die Bode, ein breiter Gebirgsfluss, ist das bedeutendste Fließgewässer des Harzes und Kern eines nach Norden entwässernden Fließgewässer-systems aus zahlreichen Bächen. Am nördlichen Harz-rand bei Thale hat sie in den Ramberg-Granit ein gewal-tiges Durchbruchstal mit fast senkrechten Steilhän-gen eingeschnitten, das von der Roßtrappe und vom Hexentanzplatz aus zur Talsohle Höhenunterschiede von fast 250 m erreicht. Der Abfluss der Bode wird seit Inbetriebnahme des Rappbode-Talsperrensystems um 1960 entsprechend der wasserwirtschaftlichen Erfor-dernisse gesteuert. Die wichtigsten Zuflüsse im Ober-lauf der Bode, Kalte Bode, Warme Bode und Rappbode, sind durch Unterbrechung der ökologischen Durch-gängigkeit und des Geschiebetransports, Veränderung der Temperatur- und Sauerstoffverhältnisse in den Stauseen und die Veränderung des Abflussgeschehens

EU SPA Nordöstlicher Unterharz

Acker Grünland Feuchtgrünland Laubwald Nadelwald Mischwald

natürlicher Bergmischwald anthropogen überformte Biotope

Blick in das tief eingeschnittene Selketal (Foto: S. Ellermann).

EU SPA Nordöstlicher Unterharz – Lage und Lebensraumausstattung.

EU SPA Nordöstlicher Unterharz gestört (BIETERGEMEINSCHAFT BODETAL 2011). Die

Luppbode ist der einzige größere Bodezufluss, dessen Lauf nicht durch Talsperren unterbro-chen wird.

Mehr als 90 % des reliefreichen und zumeist flachgründigen Vogelschutzgebietes sind bewaldet. Laubwälder, Nadelwälder und Mischwälder wechseln sich je nach Standort, anthropogener Beeinflussung und Klima ab.

An schwer zu bewirtschaftenden Hang- und Tallagen, aber auch am trockeneren Harzrand, dominieren Laubwälder. Die steilen Hangla-gen, vor allem im Selke- und Bodetal, weisen teils einen recht naturnahen Zustand auf und sind überdurchschnittlich mit Totholz ausge-stattet. Auf nährstoffarmen Granitplateaus bzw. an steilen Hängen und Bergkuppen fin-den sich Hainsimsen-Rotbuchenwälder. Im Gegensatz dazu stocken die weiter verbrei-teten Waldmeister-Buchenwälder auf frische-ren, etwas nährstoffreicheren Flächen. An südexponierten und flachgründigen Hängen befinden sich trockene Traubeneichen-Hain-buchenwälder. An schattigen Hanglagen fin-den sich Ahorn-Eschenwälder und in fin-den von schmalen Wiesen geprägten Talgründen sind galeriewald- bis reihenartige Erlenbestände erhalten (KATTHÖVER 2005b). In den mäßig reliefierten Wäldern der Mittelharzhochfläche herrschen forst-lich geprägte Wirtschaftswälder mit einem hohen Nadelholzanteil vor. Bei den Nadelwäldern handelt es sich meist um intensiv bewirtschaftete Fichten- oder auch Kiefernforste. Ein natürliches Kiefernvorkom-men befindet sich im NSG Anhaltinischer Saalstein, in dem Kiefern gemeinsam mit der seltenen und stark gefährdeten Bärentraube vorkommen. Seit 2004 hat sich infolge von Borkenkäfer-Kalamitäten und Sturm-schäden die von Kahlschlägen eingenommene Fläche stark erhöht. Auf den torfigen Böden des NSG Spal-tenmoor sind Erlenbruchwälder zu finden, die in der Krautschicht mit Seggen, Wald-Reitgras und Sieben-stern einhergehen. Natürliche vegetationsarme Flä-chen finden sich vor allem an den Felsen und Block-halden des Bodetals.

Bei den zahlreich vorhandenen Stillgewässern han-delt es sich meist um Stau- oder Fischteiche mit unter-schiedlicher Naturnähe und Nutzungsintensität. In den vielen Quellbereichen des EU SPA haben die verschie-denen Gesellschaften der Quellbereiche und Feucht-habitate ihren Standort. Wertvolle Feuchtwiesen mit Knabenkraut, Herbstzeitlose oder Trollblume sind im Nordosten anzutreffen. An südexponierten Hängen oder flachgründigen Standorten sind dagegen Trocken- und Halbtrockenrasen zu finden. Hier finden sich unter anderem Federgras oder das Gemeine Sonnenröschen.

Touristische Attraktionen wie Roßtrappe und Hexen-tanzplatz bedingen einen relativ starken Besucheran-drang auf das EU SPA südlich von Thale, zumal sich die Seilbahn-Bergstation Hexentanzplatz und der Tierpark Thale im Vogelschutzgebiet sowie weitere touristische Anziehungspunkte direkt an der Gebietsgrenze befin-den. Das tief eingeschnittene Bodetal ist eines der

beeindruckendsten Felstäler Deutschlandes nördlich der Alpen, so dass der Wanderweg im Tal zwischen Thale und Treseburg sowie die Aufstiegswege zur Roß-trappe und zum Hexentanzplatz von Wanderern stark frequentiert werden.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Das große und vielgestaltige Waldgebiet mit den naturnahen Flusstälern von Selke und Bode sowie zahl-reichen kleineren Fließgewässern und Teichen in den Nebentälern ist ein wichtiger Lebensraum für Wald und Gewässer bewohnende Vogelarten in den mittleren und unteren Höhenlagen des Harzes.

Brutvögel: Auf Grund der enormen Größe des EU SPA fand im Rahmen der systematischen Ersterfassung im Jahr 2004 eine stichprobenhafte Kartierung der wert-gebenden Brutvogelarten statt (KATTHÖVER 2005b). Die dabei gewonnenen Ergebnisse wurden mit Daten aus den Jahresberichten zum Vogelmonitoring (FISCHER

& DORNBUSCH 2004, 2005, 2006, 2008), den 2009/2010 durchgeführten Probeflächen-Kartierungen für die Managementpläne zu den FFH-Gebieten Bodetal (BIETERGEMEINSCHAFT BODETAL 2011) und Selketal (SALIX

2010) sowie mit Daten aus den Landeserfassungen zu Raufußkauz und Sperlingskauz (PSCHORN 2011a) ergänzt und sind in Tab. 56 dargestellt.

Das EU SPA Nordöstlicher Unterharz ist ein bedeuten-des Brut- und Nahrungsgebiet für viele typische Wald-vogelarten und stellt für eine große Zahl dieser Arten eines der fünf wichtigsten Gebiete Sachsen-Anhalts dar.

Darunter sind Schwarzstorch, Wespenbussard, Wander-falke, Uhu, Raufußkauz, Sperlingskauz, Grauspecht, Schwarzspecht, Mittelspecht und Zwergschnäpper zu nennen.

Art

Revier-zahl Anteil am

Schwarzstorch 2-3 10 2-3 1-5

Wespenbussard 5-15 5 5-15 6-10

Rotmilan 10-25 1 10-25 11-50

Wanderfalke 4-5 15,2 4-5 1-5

Raufußkauz 4 2,2 1+ 1-5

Sperlingskauz 8 13,3 1+

-Uhu 0-2 4 0-2 1-5

Eisvogel 1-5 0,7 1-5 1-5

Grauspecht 30-80 16 30-80 11-50

Schwarzspecht 50-60 1,7 50-60 51-100

Mittelspecht 150-250 7,1 150-250 101-250

Neuntöter 20-50 0,3 20-50 101-250

Zwergschnäpper 4 26,7 0+ 1-5

Weitere bemerkenswerte Arten

Hohltaube 150-250 6,2 150-250 101-250

Wasseramsel 40-60 40 40-60 11-50

Gebirgsstelze 50-100 10 50-100 11-50

Tab. 56: Übersicht über die aktuellen Revierzahlen der wertgebenden Ar-ten nach o. a. Quellen im Vergleich zu den DaAr-ten aus KATTHÖVER (2005b) und den Daten im Standarddatenbogen. Angegeben ist ferner der Anteil am Gesamtbestand im Land Sachsen-Anhalt (ausgedrückt als Prozent-satz des geschätzten Maximalbestandes nach DORNBUSCH et al. [2007], aktualisiert).

EU SPA Nordöstlicher Unterharz

Das ausgedehnte Waldgebiet mit den Tälern der Bode und Selke ist Lebensraum des Schwarzstorches, der im EU SPA mit 2 bis 3 Paaren brütet (FISCHER & DORN

-BUSCH 2005, KATTHÖVER 2005b). In den Tälern von Bode und Selke siedeln 1 bis 5 BP des Eisvogels und auch Wasseramsel und Gebirgsstelze finden hier geeignete Habitate (KATTHÖVER 2005b).

Zu den Greifvogelarten des Unterharzes gehören Wespenbussard und Rotmilan. Für den Wespenbus-sard wird der Bestand auf 5 bis 15 Paare geschätzt, was gemessen am Landesbestand bedeutend ist (KATTHÖVER

2005b). Eine Besonderheit ist der Wanderfalke, der mit 4 bis 5 BP im EU SPA vorkommt. An den Hängen des Roßtrappenmassivs im Unterharz verwaiste 1974 der letzte Wanderfalken-Brutplatz Ostdeutschlands. Ausge-hend von der Roßtrappe begann 1980 auch die Wieder-besiedlung Sachsen-Anhalts durch den Wanderfalken, so dass das Vorkommen im Unterharz das Kerngebiet der Landespopulation darstellt (R. Ortlieb, pers. Mitt., ROCKENBAUCH 1998). Daneben bietet der Unterharz auch einem weiteren Felsbrüter Lebensraum, dem Uhu. Nach M. Wadewitz in KATTHÖVER (2005b) besiedelt der Uhu den Nordöstlichen Unterharz mit bis zu 2 BP. Im Januar 2010 konnte E. Kartheuser im Bereich Rosstrappe/

Hexentanzplatz drei rufende Exemplare im Umfeld des Bergzoos Thale feststellen (BIETERGEMEINSCHAFT BODETAL

2011).

Weitere Eulenarten des Gebietes sind Raufußkauz und Sperlingskauz. Mit 8 BP beherbergt das EU SPA 13,3 % des Landesbestandes des Sperlingskauzes. Der Bestand des Raufußkauzes konnte über die Landeser-fassung auf 4 BP beziffert werden, was einen Anteil von 2,2 % am Landesbestand ergibt (PSCHORN 2011a). 2011 wurden innerhalb von Probeflächen im FFH-Gebiet Bodetal (BIETERGEMEINSCHAFT BODETAL 2011) allein schon 4 Reviere festgestellt, was auf einen höheren Gesamt-bestand im EU SPA hinweist.

In den Laubwäldern des EU SPA brütet der Grauspecht in hoher Dichte, während die fichtenreicheren Bereiche gemieden werden. Auf Grund seiner großen Reviere und der nur stichprobenhaften Kartierung wird für den Bestand eine Spanne von 30 bis 80 BP angegeben (KATT

-HÖVER 2005b), wovon 10 bis 20 Paare allein im Bereich des FFH-Gebietes Bodetal siedeln (BIETERGEMEINSCHAFT BODE

-TAL 2011). Der Maximalwert von 80 BP entspricht 16 % des Landesbestandes. Der Mittelspecht ist im Unterharz mit einer sehr hohen Dichte vertreten und besiedelt dort insbesondere die Waldbestände mit alten Eichen. Tot-holzreiche, kaum bewirtschaftete Eichenwälder nehmen an Steilhängen größere Flächen ein und ermöglichen dort diese hohen Siedlungsdichten. Der Bestand wird von KATTHÖVER (2005b) auf 150 bis 250 Paare geschätzt, was ausgehend vom Maximalwert einen Anteil von 7,1 % am Landesbestand ergibt. Anhand von Kartierungen im

In den Wäldern im nordöstlichen Unterharz leben Schwarzstorch, Raufußkauz und Sperlingskauz (Erfassungsjahr 2009/10).

EU SPA Nordöstlicher Unterharz

Jahr 2011 geschätzte 60 bis 80 Paare brüten allein im FFH-Gebiet Bodetal (BIETERGEMEINSCHAFT BODETAL 2011).

Im Gegensatz zu Grau- und Mittelspecht ist der Schwarz-specht nicht zwingend an Laubwald gebunden, weshalb er den Unterharz nahezu flächendeckend besiedelt. Mit einem Bestand von 50 bis 60 BP ergibt sich ein Anteil am Landesbestand von 1,7 %.

Typische Buchenwaldbewohner im Unterharz sind Zwergschnäpper und Hohltaube. Im Erfassungsjahr 2004 konnte zwar kein Nachweis des Zwergschnäp-pers erbracht werden, dennoch wird der Bestand auf 1 bis 5 BP geschätzt (KATTHÖVER 2005b). Für das Jahr 2005 wird ein Revier des Zwergschnäppers südlich von Ballenstedt genannt (FISCHER & DORNBUSCH 2007). 2011 wurden innerhalb von Probeflächen im FFH-Gebiet Bodetal (BIETERGEMEINSCHAFT BODETAL 2011) sogar 4 sin-gende Männchen verhört. Die an Schwarzspechthöhlen gebundene Hohltaube findet im EU SPA ausreichend Brutplätze vor und ist entsprechend häufig.

Im Gebiet verbreitete Bewohner der Gebirgsflüsse und -bäche sind Wasseramsel und Gebirgsstelze. Da viele Fließgewässer im EU SPA noch einen weitgehend naturnahen Charakter haben, sind beide Arten im Gebiet mit bemerkenswerten Beständen vertreten. Bei der Was-seramsel brüten im EU SPA 40 % des Landesbestandes.

Auch der Eisvogel ist im Gebiet vertreten, findet hier aber weniger geeignete Uferabbrüche als im Tiefland.

Eine Besonderheit für das Selke- und Bodetal stellen die Bestände baumbrütender Mauersegler dar (nicht in Tab. 56 enthalten). Sie nisten in alten, jahrzehntelang ausgefaulten Buntspechthöhlen (GÜNTHER & Hellmann 1991).

Für Offenlandarten bietet der Unterharz weniger geeignete Lebensräume. So kommt der Neuntöter nur punktuell auf größeren Kahlschlagsflächen und außer-halb der geschlossenen Waldbereiche vor. Infolge von Borkenkäfer-Kalamitäten und Sturmschäden sind nach 2005 vielerorts neue Kahlschläge entstanden (BIETERGE

-MEINSCHAFT BODETAL 2011), so dass sich kurz- und mit-telfristig das Habitatpotenzial für diese Art gegenüber der Ersterfassung (KATTHÖVER 2005b) verbessert hat.

Langfristig nutzbare Offenlandhabitate fehlen jedoch.

Die Bergwiesen als potenziell attraktives Habitat wer-den oft erst spät gemäht bzw. beweidet und sind damit zur Brutzeit für Neuntöter nicht als Nahrungshabitat nutzbar.

Für das Gebiet sind keine landesweit bedeutenden Rastvogelbestände bekannt. Systematische Erhebun-gen wurden deshalb bisher nicht durchgeführt.

Die Bedeutung des EU SPA Nordöstlicher Unterharz als Vogelschutzgebiet ist in Tab. 57 zusammengefasst. Es wird deutlich, dass das Gebiet eine sehr große Bedeu-tung als Brutgebiet für viele typische Waldvogelarten hat.

Schutz- und Erhaltungsziele

Das EU SPA Nordöstlicher Unterharz ist laut Standard-datenbogen als Lebensraum für Vogelarten nach Anhang I und nach Artikel 4.2 der EU-VSchRL zu erhal-ten. Vorläufige Schutz- und Erhaltungsziele für das EU SPA wurden definiert (LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ, Stand 08/2007):

An den schnell fließenden Bächen und Flüssen des Harzes ist die Wasseramsel zu finden (Foto: E. Greiner).

EU SPA Nordöstlicher Unterharz

Erhaltung und Erhöhung des Flächenanteils der

naturnahen Laubwälder, Bewirtschaftung vorrangig im Dauerwaldbetrieb mit einzelstammweiser oder femelartiger Nutzung unter Schonung von Bäumen mit Großhöhlen. Erhaltung bzw. Erhöhung des Alt- und Totholzanteils, Förderung der Naturverjüngung besonders von Eichen sowie Verzicht auf Nutzung von Steilhang-Eichentrockenwäldern, insbesondere für Schwarzstorch, Schwarz-, Mittel- und Grauspecht, Zwergschnäpper (Anhang I) sowie Mauersegler, Wen-dehals und Hohltaube (Art. 4.2).

Erhaltung des Flächenanteils der Fichten- oder

Fich-•

tenmischbestände im natürlichen Verbreitungsgebiet der Fichte im Harz. Erhöhung des Altholzanteils und Entwicklung vielfältiger Binnenstrukturen, Bewirt-schaftung vorrangig im Dauerwaldbetrieb, Förde-rung der Naturverjüngung, Erhaltung bzw. Neuein-richtung nutzungsfreier Waldbereiche, insbesondere für montane Arten wie Raufußkauz, Sperlingskauz (Anhang I) sowie Tannenhäher (Art 4.2).

Sicherung des Anteils extensiv genutzter und

stö-•

rungsarmer Grünland- und Feuchtbiotopkomplexe als Nahrungsgebiet des Schwarzstorchs (Anhang I) und der Waldschnepfe (Art. 4.2).

Sicherung der vorhandenen Brutplätze von Uhu und

Wanderfalke (Anhang I) vor unbefugtem Aufsuchen und Aushorsten. Erweiterung des Brutplatzangebo-tes durch Freistellung geeigneter Einzelfelsen und Steilhänge, ggf. mit Schaffung künstlicher Nisthilfen.

Sicherstellung der Eignung der Fließgewässer des

Gebietes einschließlich ihrer Uferzonen als Brut- und Nahrungshabitate durch Erhaltung und Wiederher-stellung ihrer natürlichen Hochwasser- und Auen-dynamik, gegebenenfalls die Verbesserung der Was-serqualität und der Gewässerstrukturgüte. Erhaltung und Entwicklung einer gebietstypischen Begleitve-getation der Fließgewässer sowie Ausschluss von Störungen an Brutplätzen, insbesondere für Eisvogel (Anhang I) sowie Wasseramsel und Gebirgsstelze (Art.

4.2).

Erhaltung und Entwicklung des Offenlandmosaiks

durch Nutzung des Grünlandes und Freistellung von Bachtälern von Fichtenjungwuchs. Erhaltung und Entwicklung von gestuften Waldsäumen, Hecken und einzelnen dornenreichen Gehölzgruppen im Offenland der Harzhochfläche als Lebensraum von Neuntöter (Anhang I), Baumfalke und Raubwürger (Art. 4.2).

Für die innerhalb des EU SPA liegenden FFH-Gebiete wurden in den Managementplänen teils auch Schutz- und Entwicklungsziele formuliert. Für das Bodetal als den größten beplanten Ausschnitt des EU SPA beinhal-tet dieser auch Inhalte speziell für EU SPA-Schutzgüter (BIETERGEMEINSCHAFT BODETAL 2011):

Bewahrung bzw. Wiederherstellung eines günstigen

Erhaltungszustandes der im Gebiet vorkommen-den Populationen aller Brutvogelarten von gemein-schaftlichem Interesse gemäß Anhang I der Richt-linie 79/409/EWG, insbesondere von Mittelspecht, Schwarzspecht, Grauspecht, Eisvogel, Uhu, Sperlings-kauz, RaufußSperlings-kauz, Wespenbussard, Rotmilan, Wan-derfalke, Schwarzstorch, Neuntöter, Zwergschnäpper sowie der für ihre Fortpflanzung, Ernährung, Migra-tion, Durchzug und Überwinterung wichtigen Habi-tate.

Erhaltung bzw. Stabilisierung der Arten der Wälder

durch Erhaltung und Weiterentwicklung von alt- und totholzreichen Buchen- und Buchen-Mischwäldern sowie der Schaffung von beruhigten Waldbereichen.

Erhaltung bzw. Entwicklung von totholzreichen (für

Grau- und Mittelspecht auch von eichenreichen) Alt-holzbeständen, für Raufuß- und Sperlingskauz auch Erhaltung von Offenlandbereichen und Verlichtungs-stellen in den geschlossenen Wäldern.

Erhaltung bzw. Stabilisierung der Greifvogelbestände

insbesondere der Anhang I-Arten Rotmilan und Wes-penbussard durch Erhaltung und Weiterentwick-lung der Bergwiesen und des sonstigen Grünlandes.

Erhaltung und Weiterentwicklung von Altbeständen, Schaffung von Horstschutzzonen.

Tab. 57: Übersicht über die Erfüllung der IBA-Kriterien im EU SPA Nordöstlicher Unterharz.

Im EU SPA bestehen mehrere Reviere von Wanderfalken (Foto:

Z. Tunka, LBV-Archiv).

EU SPA Nordöstlicher Unterharz Erhaltung und Weiterentwicklung von Altbeständen,

Schaffung von Horstschutzzonen sowie störungs-freien Ruhezonen in den Wäldern und entlang der Fließgewässer für den Schwarzstorch.

Erhaltung und Weiterentwicklung von Beständen der

Felsbrüter durch Schutz und Erhaltung der offenen Felsbiotope und umgebenden Hang- und Schlucht-wäldern. Erhaltung von störungsfreien Ruhezonen in den Felsbereichen.

Erhaltung des Anteils an gestuften Hecken,

Kleinge-•

hölzen und Waldrändern mit hohem Dornstrauch-anteil in den extensiv landwirtschaftlich genutzten Bergwiesen und an den angrenzenden Übergängen zu den offenen Feldfluren, insbesondere für den Neuntöter.

Fachliche Hinweise zur Gebietsentwicklung Für die 4 FFH-Gebiete innerhalb des EU SPA wurden Managementpläne erarbeitet. Als für den Vogelschutz besonders bedeutende Teilbereiche sind die FFH-Gebiete Bode- und Selketal zu nennen, deren laut Managementplan (SALIX 2010, BIETERGEMEINSCHAFT BODE

-TAL 2011) vorgesehene Maßnahmen auf größere Teile der Laub- und Laubmischwälder im Vogelschutzgebiet übertragbar sind. Für den Vogelschutz liegt der Fokus für das Gesamtgebiet auf der Erhaltung der reich struk-turierten Mittelgebirgslandschaft mit ihren zahlreichen naturnahen Habitaten sowie auf artbezogenen Erhal-tungsmaßnahmen insbesondere für waldgebundene Vogelarten.

In den FFH-Gebieten ist zur Erhaltung bzw. Entwick-lung von Wald-Lebensraumtypen eine naturnahe forst-liche Bewirtschaftung anzustreben, die in Teilbereichen

eine extensive Bewirtschaftung aber auch nutzungs-freie Prozessschutzflächen beinhalten sollte (vor allem im und um das Bodetal). Eine intensive forstliche Nut-zung könnte in Teilen der FFH-Gebiete den Schutzzie-len entgegenstehen.

Insbesondere in Buchen- und Eichen-Hainbuchen-wäldern würden eine dauerwaldartige Bewirtschaftung mit einzelstamm- bis gruppenweiser Holznutzung sowie die Erhöhung des Totholzanteils zur Sicherung eines günstigen Erhaltungszustandes vor allem der Specht-arten beitragen. Insgesamt sollten ein mehrschichtiger Bestandesaufbau und ein mosaikartiges Nebeneinander verschiedener Waldentwicklungsphasen etabliert wer-den. Die Holzernte sollte möglichst so gestaffelt werden, dass jeweils ein angemessener Anteil Reifephase in der oberen Baumschicht verbleibt. Zur Wahrung bzw. Erhö-hung des Anteils der Reifephase bieten sich verlängerte Umtriebszeiten für Eiche und Buche an.

Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen loka-ler Populationen der Vogelarten des Anhang I der EU-VSchRL ist neben dem Schutz der Waldlebens-räume auch der Schutz der Brutplätze und brütender Vögel angezeigt. Um die Brutplätze von Wanderfalke, Schwarzstorch und Rotmilan sind grundsätzlich Horst-schutzzonen nach § 28 NatSchG LSA einzuhalten. Dies sollte in Anlehnung an die gesetzliche Regelung auch für den Uhu gelten. Im Umkreis von 300 m um Nist-standorte dieser Arten ist während der Brutzeit jegliche Störung zu vermeiden. Die Jagdausübung stellt eine solche Störung dar. An Brutplätzen von Sperlingskauz, Raufußkauz, Mittel-, Grau- und Schwarzspecht können unmittelbar angrenzende forstwirtschaftliche Maßnah-men während der Brutzeit ebenso Störungen

verursa-Herbstfärbung der Laubwälder im Osten des EU SPA, rechts im Bild ist die Burg Falkenstein zu sehen (Foto: S. Ellermann).

EU SPA Nordöstlicher Unterharz

chen. Eine ausreichende Zahl von Höhlenbäumen ist für diese Arten essentiell.

Allein schon die zunehmende Erschließung der Wäl-der ist für störungssensible Arten wie den Schwarz-storch problematisch, da gleichzeitig ruhige und abge-legene Altholzbestände immer seltener werden. Eine Erweiterung des vorhandenen Wegenetzes, der

Allein schon die zunehmende Erschließung der Wäl-der ist für störungssensible Arten wie den Schwarz-storch problematisch, da gleichzeitig ruhige und abge-legene Altholzbestände immer seltener werden. Eine Erweiterung des vorhandenen Wegenetzes, der