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EU SPA Salziger See und Salzatal

Allgemeine Angaben

Berichte des Landesamtes

für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Halle, Heft 10/2013: 177 – 184

Gebietsbeschreibung

Das EU SPA Salziger See und Salzatal, mit einer Gesamt-größe von 650 ha, befindet sich im Süden Sachsen-An-halts zwischen Eisleben und Halle. Es gliedert sich in vier Einzelflächen. Je zwei Teilflächen gehören zum Salzigen See und zum ca. 2 km nordwestlich gelegenen Salzatal.

Der 518 ha umfassende Bereich des Salzigen Sees wird von den Ortschaften Aseleben, Erdeborn, Röblingen am See und Amsdorf umgrenzt. Neben dem ehemaligen Salzigen See sind hier auch die Teufelsspitze und der Südwestteil des Bindersees Bestandteil des EU-Vogel-schutzgebietes. Durch das Gebiet verlaufen die L 176 sowie die aus dem EU SPA ausgegrenzte B 80, an die die beiden Teilflächen Salziger See bzw. Teufelsspitze/

Bindersee unmittelbar angrenzen. Weiterhin gehören zum Vogelschutzgebiet Teile des Salzatals nordwestlich von Langenbogen sowie der gesamte Bereich von Lan-genbogen bis nach Köllme.

Das EU SPA wurde im Jahr 2000 als Vogelschutzge-biet gemeldet (DORNBUSCH & FISCHER 2007). Die gesamte Fläche ist auch in der FFH-Gebietskulisse enthalten, als LSG ausgewiesen sowie teilweise Bestandteil des Naturparks Unteres Saaletal. Der größte Teil des Sal-zigen Sees, die Teufelsspitze, der südliche Bindersee sowie das Salzatal zwischen Langebogen und Köllme sind zudem als NSG unter Schutz gestellt.

Naturräumlich ist das EU SPA dem Östlichen Harzvor-land zugehörig. Auf lokaler Ebene gehört es zum Teut-schenthaler Sattel, der in herzynischer Streichrichtung das Östliche Harzvorland von der Querfurter Platte

EU SPA Salziger See und Salzatal

Landesinterne Nr.: SPA0020LSA EU-Nr.: DE 4536 401

Fläche: 650 ha

Einbezogene Schutzgebiete:

a) nach nationalem Recht NSG0147___Salziger See (+)

NSG0366___Salzatal zwischen Langenbogen und Köllme (+) FND0020ML_ Tausendsee (+)

FND0021ML_ Grottenteich (+) FND0022ML_ Igelsumpf (+)

FND0025SK_ Salz- und Trockenrasenvegetation bei Langenbogen (+) FND0026ML_ Erdfall am Bindersee (+)

LSG0038ML_ Süßer und Salziger See (*) LSG0066SK_ Salzatal (*)

NUP0006LSA Unteres Saaletal (*) b) nach internationalem Recht

FFH0124LSA Salzatal bei Langenbogen (+)

FFH0165LSA Salziger See nördlich Röblingen am See (+)

+ liegt innerhalb des EU SPA; * liegt teilweise innerhalb des EU SPA

trennt. Die Kali- und Steinsalzschichten und deren geo-logische Entwicklung im Teuschtenthaler Sattel sind eng mit der Entstehung des Salzigen Sees verbunden.

Durch Salzauslaugungen des Untergrundgesteins ver-ursachte Senkungen führten unter anderem zur Aus-bildung des Seebeckens, in dem sich infolge des stän-digen Zustroms salzhaltigen Wassers ein relativ hoher Salzgehalt einstellte. Der Salzige See war damals mit einer Größe von 875 ha das größte natürliche Stillge-wässer Mitteldeutschlands (TROST & RAUCHHAUS 2000).

Mit Intensivierung des Kupfererzabbaus wurden die Entwässerungsmaßnahmen im Gebiet zunehmend verstärkt. Folgen der bergbaulichen Wasserhaltung im Mansfelder Revier machten sich zunächst durch sin-kende Wasserstände im Salzigen See sowie versiegende Quellen im Umland bemerkbar. Im Jahr 1892 kam es zu starken Wassereinbrüchen im Mansfelder Bergbaure-vier, in deren Folge der Wasserspiegel des Salzigen Sees innerhalb kürzester Zeit drastisch absank. Zur Sicherung des Kupferschieferbergbaus wurde der See danach tro-ckengelegt und schon 1895 konnte der entwässerte Seeboden ackerbaulich genutzt werden (WEISS 2000).

Infolge dessen versiegten in den umliegenden Dörfern jedoch zahlreiche Brunnen und Mühlbäche, so dass das natürliche Vorflutsystem des Sees geändert wer-den musste. Die größeren Zuflüsse wurwer-den in einem nördlichen und südlichen Ringkanal um die Seefläche herum geleitet und sicherten die Wasserversorgung der Dörfer und der Braunkohlegruben. Kleine Zuflüsse

EU SPA Salziger See und Salzatal

Binnengewässer Acker Grünland Feuchtgrünland Niedermoor Gebüsch/Vorwald

Laubholz- und Gehölzkulturen

EU SPA Salziger See und Salzatal – Lage und Lebensraumausstattung.

Das Becken des ehemaligen Salzigen Sees ist größtenteils wieder vernässt (Foto: S. Ellermann).

EU SPA Salziger See und Salzatal

Art

Revier-zahl Anteil am

Rohrdommel 5 5,6 1 1-5

Zwergdommel 7 10 0 1-5

Wespenbussard 0 0 0 1-5

Wiesenweihe 0 0 0 1-5

Rohrweihe 10 0,7 10 11-50

Rotmilan 0 0 0 1-5

Schwarzmilan 0 0 0 1-5

Wachtelkönig 0 0 0 1-5

Tüpfelsumpfhuhn 3 10 0 6-10

Kleines Sumpfhuhn 0 0 0 1-5

Uhu 1 2 1

-Eisvogel 1 0,1 1 1-5

Neuntöter 69 0,4 69 51-100

Sperbergrasmücke 5 0,2 5 11-50

Blaukehlchen 28 11,2 1 1-5

Ortolan 0 0 0 1-5

Rote-Liste-Arten (Kategorie 1 und 2)

Knäkente 1 BV 0,7 - 1-5

Löffelente 2 4,4 - 1-5

Rebhuhn 1 0,04 1

-Rothalstaucher 1 1,3 - 6-10

Schwarzhalstaucher 2 1,3 - 1-5

Wiedehopf 1 1,1 - 1-5

Schilfrohrsänger 20 2,5 20 11-50

Drosselrohrsänger > 8 0,3 8 11-50

Weitere bemerkenswerte Arten

Wendehals 5 0,2 5 6-10

Raubwürger 1 0,1 1 1-5

Beutelmeise > 1 0,1 1 6-10

Bartmeise > 4 1 4 6-10

Rohrschwirl > 4 0,9 4 6-10

Braunkehlchen 9 0,1 9 51-100

Schwarzkehlchen 10 0,4 10 11-50

Steinschmätzer - - - 1-5

Tab. 58: Übersicht über die aktuellen Revierzahlen der wertgebenden Arten nach o. a. Quellen im Vergleich zu den Daten aus LEHMANN et al.

(2009) und den Daten im Standarddatenbogen. Angegeben ist ferner der Anteil am Gesamtbestand im Land Sachsen-Anhalt (ausgedrückt als Prozentsatz des geschätzten Maximalbestandes nach DORNBUSCH et al.

[2007], aktualisiert).

und das sich im Seebecken sammelnde Was-ser wurden in offenen Gräben zum Pumpwerk geführt, wo sich die Wasserströme vereinen und unter dem Namen Salza nordostwärts bis zur Saale fließen.

Die Trockenlegung hatte auch den fast völ-ligen Verlust der Verlandungs- und sonstigen Feuchtvegetation einschließlich der Salzstelle bei Erdeborn zur Folge. Die im Seebecken neu gewonnene Landfläche wurde in der Folge teils landwirtschaftlich genutzt. Mit der Ein-stellung des Kupferschieferbergbaus im Jahr 1970 wurde auch die Zwangswasserhaltung im Mansfelder Kupferschieferrevier beendet.

Dies führte zu erhöhten Grundwasserstän-den und zu großflächigen Vernässungen im Becken des ehemaligen Salzigen Sees und im Salzatal (WEISS 2000). Der Wasserstand wird aber nach wie vor durch Abpumpen auf dem derzeitigen Niveau gehalten. Östlich von Lan-genbogen bildeten sich ausgedehnte Flach-gewässer mit schwankenden Wasserständen und teils breiten Röhrichtgürteln heraus. Im Becken des ehemaligen Salzigen Sees hat sich ein Mosaik aus Äckern, Wirtschaftsgrün-land, Brachen und diffus salzbeeinflussten Flachgewässern mit eutropher Verlandungs-vegetation und temporären Schlammfluren entwickelt. Lokal ist die Salzbeeinflussung aufgrund von Salzquellen erhöht. Die wieder-vernässten Bereiche des Salzigen Sees werden vor allem durch Röhrichtgesellschaften und salztolerante Ufergesellschaften geprägt. Als dominante halophile Art findet sich z. B. die Strandaster. Weiterhin vertreten sind Feucht-wiesen, StreuobstFeucht-wiesen, Weidengebüsche sowie einige Trocken- und Halbtrockenrasen.

Entlang des Ufers der Salza finden sich Schilf-röhrichte und Weiden-Pappel-Gehölzreihen.

Feuchtwiesen werden von Hochstaudenfluren oder artenreichen Mähwiesen eingenommen.

An den Hängen des Salzatales kommen wert-volle Trockenrasengesellschaften vor.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet Die Vielfalt in der Vegetation des EU SPA Salzi-ger See und Salzatal bietet sowohl Brutvögeln als auch Zug- und Rastvögeln unterschied-lichste Lebensräume als Brutplatz, Rast- und Nahrungshabitat. Im Gebiet konnten mehr als 125 Brutvogelarten nachgewiesen werden (STENZEL 2000).

Brutvögel: Im Rahmen der systematischen Ersterfassungen wurden im Jahr 2007 entspre-chende Daten von LEHMANN et al. (2009) erho-ben. Die dabei erzielten Ergebnisse wurden ergänzt mit Daten zu Rohrdommel, Zwerg-dommel und Tüpfelsumpfhuhn aus den Jah-resberichten zum Vogelmonitoring (FISCHER

& DORNBUSCH 2004, 2005, 2006, 2007, 2008,

2009). Für das Blaukehlchen wurden die Daten Der Salzige See beherbergt die landesweit größte Blaukehlchenpopula-tion (Foto: E. Greiner).

EU SPA Salziger See und Salzatal

SCHULZE (2011) entnommen. Tab. 58 stellt die aktuellen Revierzahlen nach den o. a. Quellen dar.

In den von Schilf und anderen Röhrichten gepräg-ten Gewässern und Feuchtgebiegepräg-ten leben zahlreiche Vogelarten, darunter Rohrdommel, Zwergdommel, Rohrweihe, Tüpfelsumpfhuhn, Blaukehlchen, Schwarz-halstaucher, Schilfrohrsänger, Drosselrohrsänger, Rohr-schwirl, Beutelmeise und Bartmeise (STENZEL 2000, LEHMANN et al. 2009). Für Rohrdommel, Zwergdommel, Tüpfelsumpfhuhn und Blaukehlchen ist das EU SPA eines der Top-5-Gebiete Sachsen-Anhalts. Die Rohr-weihe kommt am Salzigen See mit bis zu 10 BP vor (LEHMANN et al. 2009). Für die 1990er Jahre wurde der Bestand noch mit 22 BP angegeben (STENZEL 2000).

Die Wiesenweihe brütete in der Vergangenheit spora-disch im Gebiet – eine künftige Wiederbesiedlung ist nicht ausgeschlossen. Das Tüpfelsumpfhuhn war frü-her mit bis zu 6 rufenden Männchen vertreten (STENZEL

2000, WEBER et al. 2003), doch gelang im Erfassungs-jahr 2007 kein Nachweis. Im Jahr 2008 war wieder ein Revier besetzt (FISCHER & DORNBUSCH 2009). Der Salzige See weist den höchsten Bestand des Blaukehlchens in ganz Sachsen-Anhalt auf. Die Landeserfassung ergab hier 28 BP (SCHULZE 2011). Damit beherbergt das EU SPA 11,2 % des Landesbestandes. Vom Eisvogel wurde 2007 ein Revier festgestellt. In den verbuschten Halbtrocken-rasen und Streuobstwiesen finden Neuntöter und

Wen-Unter den Röhricht bewohnenden Vogelarten im EU SPA ist auch die Rohrdommel mit mehreren Brutpaaren vertreten (Foto: A. Hartl, LBV-Archiv).

Die Brutvorkommen von Zwergdommel, Rohrdommel und Rohrweihe konzentrieren sich hauptsächlich auf den wieder entstan-denen Salzigen See südlich der B80. Der Schilfrohrsänger kommt nur im südlichen Teil des EU SPA vor, der Rohrschwirl dagegen nur in den nördlichen Teilgebieten (Erfassungsjahre 2007 und 2009).

EU SPA Salziger See und Salzatal dehals optimale Habitatstrukturen vor. Auch

Sperber-grasmücke, Raubwürger, Rebhuhn, Schwarzkehlchen und Braunkehlchen sind hier zu finden (STENZEL 2000, LEHMANN et al. 2009).

Rastvögel: Zur Ermittlung der Zug- und Rastvogel-bestände wurden vorhandene Daten aus der Wasser-vogelzählung, aus ornithologischen Jahresberichten, der Landeserfassung der Schwäne (SCHULZE 2012b) sowie gezielter Kartierungen in den Jahren 2010 und 2011 ausgewertet und zusammengefasst. Die maximal erfassten Rastbestände der Jahre 2003 bis 2011 sind in Tab. 59 dargestellt.

Das EU SPA Salziger See und Salzatal hat eine große Bedeutung als Rast-, Mauser-, Durchzugs- und Über-winterungsgebiet für eine große Zahl an Vogelarten,

die neben der Bedeutung als Brutgebiet wesentlich zur Ausweisung des Gebietes auch als Important Bird Area beigetragen hat (STENZEL 2000).

Besonders wichtig ist das EU SPA als Rastgebiet für Gänse im Süden Sachsen-Anhalts, insbesondere für die Saatgans. Mit weit über 2.000 Individuen rasten hier regelmäßig mehr als 1 % der Flyway-Population dieser Art. Im Standarddatenbogen wird für Saatgans und Blässgans sogar ein Rastbestand von 1.000 bis 10.000 Individuen angegeben und auch STENZEL (2000) nennt ein Rastvorkommen von mehr als 8.000 Saat- und Blässgänsen, die den Aselebener Pumpensee als Schlaf-gewässer nutzen. Die Gewässer haben weiterhin eine überregionale Bedeutung als Mauserplatz für zahlreiche Entenarten (STENZEL 2000). Dabei sind vor allem Schnat-terente, Krickente, Stockente, Löffelente und Tafelente

Art

Singschwan 7 2-3 1-5

Zwergschwan 7 -

-Weißwangengans 3 -

-Moorente 0 5 1-5

Zwergsäger 3 - 1-5

Prachttaucher 2 2-3

-Rohrdommel 9 1

-Zwergdommel > 5 1

-Silberreiher 42 2

-Weißstorch 1 15 11-50

Fischadler 2 8 6-10

Wespenbussard 2 0

-Kornweihe 4 2 1-5

Rohrweihe 36 14

-Rotmilan 14 0

-Schwarzmilan 8 0

-Seeadler 1 -

-Wanderfalke 2 -

-Merlin 1 -

-Kranich 570 300 251-500

Tüpfelsumpfhuhn 2 11

-Goldregenpfeifer 2 14 11-50

Pfuhlschnepfe 2 -

-Odinshühnchen 1 -

-Bruchwasserläufer 23 68 51-100

Kampfläufer 130 56 51-100

Schwarzkopfmöwe 1 -

-Raubseeschwalbe 2 -

-Trauerseeschwalbe 2 30 11-50

Flussseeschwalbe 0 5 1-5

Sumpfohreule 0 10-15 11-50

Eisvogel 8 -

-Art. 4.2-Arten

Höckerschwan 124 2-3 1-5

Kanadagans 17 -

-Saatgans 2.450 - 1.001-10.000

Blässgans 1.187 - 1.001-10.000

Graugans 292 - 501-1.000

Brandgans 48 -

-Schnatterente 189 - 51-100

Tab. 59: Übersicht über die Rastbestände der wertgebenden Arten nach o. a. Quellen im Vergleich zu den Daten aus WEBER et al.

(2003) und den Daten im Standarddatenbogen, getrennt nach Arten des Anhang I und des Art. 4.2 der EU-Vogelschutzrichtlinie.

* Tageshöchstzahlen

Pfeifente 32 - 51-100

Krickente 395 -

-Stockente 1.868 -

-Spießente 71 - 51-100

Knäkente 64 - 51-100

Löffelente 253 - 101-250

Kolbenente 4 5

-Tafelente 241 -

-Reiherente 158 -

-Schellente 30 -

-Gänsesäger 34 - 51-100

Zwergtaucher 87 -

-Haubentaucher 49 -

-Schwarzhalstaucher > 3 -

-Kormoran 389 -

-Graureiher 86 -

-Sperber 7 -

-Mäusebussard 31 -

-Turmfalke 10 -

-Wasserralle 40 -

-Teichhuhn 62 -

-Blässhuhn 922 - 501-1.000

Kiebitz 855 - 501-1.000

Flussregenpfeifer 25 -

-Großer Brachvogel 14 - 11-50

Zwergschnepfe 8 -

-Bekassine 33 - 251-500

Dunkler Wasserläufer 24 -

-Rotschenkel 13 - 11-50

Grünschenkel 27 -

-Waldwasserläufer 10 -

-Alpenstrandläufer 22 -

-Zwergmöwe 13 -

-Lachmöwe 1.745 -

-Sturmmöwe 2.193 -

-Silbermöwe 15 -

-Mittelmeermöwe 20 -

-Steppenmöwe 23 -

-Bartmeise > 200 -

-Bergpieper 21 -

-EU SPA Salziger See und Salzatal

zu nennen, die hier regelmäßig mit mehreren hundert Individuen auftreten. Im Bereich der Schlammflächen und Flachwasserzonen am Aselebener Pumpensee fin-den sich zur Zugzeit viele Kraniche und Limikolen, wie z. B. Kampfläufer und Kiebitz, ein. Nach STENZEL (2000) wurden hier bereits über 30 Watvogelarten nachgewie-sen. Auch viele Möwenarten nutzen die Gewässer als Schlafplatz. Hier ist vor allem das Rastvorkommen von mehr als 2.000 Sturmmöwen erwähnenswert.

Doch nicht nur für Wat- und Wasservögel hat der Salzige See eine Bedeutung als Rastgebiet. Insbeson-dere die Schilfgürtel der Gewässer ziehen alljährlich zu den Zugzeiten eine Vielzahl von Kleinvogelarten an.

Seit Mitte der 1990er Jahre findet daher eine intensive Erfassung des Kleinvogelzuges im Bereich der Schilfbe-stände statt (STENZEL 2000). Die Bartmeise, die ganzjäh-rig im EU SPA vorkommt und auch im Gebiet brütet, tritt

im Herbst und Winter regelmäßig mit bis zu mehreren Hundert Individuen auf.

In Tab. 60 ist eine Übersicht über die Erfüllung der IBA-Kriterien im EU SPA Salziger See und Salzatal dar-gestellt. Hier wird die große Bedeutung als Brutgebiet sowie Rastgebiet für eine Vielzahl von Vogelarten noch einmal hervorgehoben.

Schutz- und Erhaltungsziele

Das EU SPA Salziger See und Salzatal ist laut Standardda-tenbogen als Lebensraum für Vogelarten nach Anhang I und nach Artikel 4.2 der EU-VSchRL zu erhalten. End-gültige Schutz- und Erhaltungsziele werden derzeit im Rahmen der Erarbeitung des Managementplanes formuliert. Als vorläufige Schutz- und Erhaltungsziele wurden definiert (LANDESAMTFÜR UMWELTSCHUTZ, Stand 05/2009):

Erhaltung und Entwicklung von großflächigen,

stö-•

rungsarmen Röhrichtbeständen, Altschilfbeständen und Großseggenrieden sowie von offenen störungs-armen Strukturen und aufgelockerten Bereichen mit annuellen Schlammfluren als Lebensraum für Rohr-weihe, WiesenRohr-weihe, Rohrdommel, Zwergdommel, Blaukehlchen (Anhang I) sowie Drosselrohrsänger, Schilfrohrsänger und Rohrschwirl (Art. 4.2). Erhal-tung und Entwicklung naturnaher, deckungsreicher

Art IBA-Kriterien

Saatgans B1i, C3

Zwergdommel C6

Rohrdommel B2, C6

Tüpfelsumpfhuhn C6

Blaukehlchen C6

Allgemeingültige Kriterien C7

Tab. 60: Übersicht über die Erfüllung der IBA-Kriterien im EU SPA Salziger See und Salzatal.

Alle Teilgebiete des EU SPA Salziger See und Salzatal werden von Zugvogelarten als Rastgebiet genutzt. Dargestellt sind die Rast-vorkommen der Jahre 2003-2011.

EU SPA Salziger See und Salzatal Gewässer mit reicher Unterwasservegetation aber

auch offenen Schlammbänken für Löffelente, Schnat-terente, Knäkente und Brandgans (Art. 4.2). Erhaltung und Entwicklung naturnaher, fischreicher Fließge-wässer mit natürlichen Uferabbrüchen als Nahrungs- und Nisthabitat des Eisvogels (Anhang I).

Erhaltung und Wiederherstellung extensiv genutzter,

störungsarmer Feucht- und Nassgrünlandflächen, Hochstaudenfluren und hochwüchsigen, stellenweise vernässten Wiesen sowie verschilften Wiesenberei-chen als Lebensraum von Wachtelkönig (Anhang I), Kiebitz, Bekassine und Braunkehlchen (Art. 4.2).

Erhaltung von gestuften Hecken, Kleingehölzen,

Feldgehölzen, Einzelbäumen und Waldrändern, die an extensiv genutzte, kurzrasige oder vegetations-arme Flächen grenzen als Lebensraum von Neun-töter, Sperbergrasmücke, Ortolan (Anhang I) sowie Raubwürger und Schwarzkehlchen (Art. 4.2). Erhal-tung von Streuobstbeständen mit Altholzanteil, die reich an Höhlen sind und eine geringe Bodendeckung sowie eine geringe Wuchshöhe der Krautschicht auf-weisen als Lebensraum von Wendehals und Wiede-hopf (Art. 4.2). Erhaltung von höhlenreichen Struktu-ren an Geländesteilkanten oder fugenreichen Mau-ern und Steinhaufen als Habitat des Steinschmätzers (Art. 4.2).

Erhaltung und Wiederherstellung der

Gehölzbe-•

stände mit Altholzanteilen an den Talrändern und am Rande des Seebeckens als Brutgebiet und die Erhal-tung des umliegenden, störungsarmen Offenlandes (Grünland) als Nahrungshabitat für Wespenbussard, Rotmilan und Schwarzmilan (Anhang I).

Erhaltung des Gebietes als Rasthabitat durch

Siche-•

rung und Wiederherstellung einer großflächig stö-rungsarmen Landschaft mit Offenland und ausge-dehnten Feuchtgebieten und Wasserflächen sowie einer extensiv genutzten, offenen Kulturlandschaft mit Grünlandbereichen sowie Feldgehölzen und Hecken.

Festlegungen zum Schutzzweck sind für maßgebliche, als NSG gesicherte Teile des Vogelschutzgebietes auch in den entsprechenden NSG-Verordnungen enthalten.

Fachliche Hinweise zur Gebietsentwicklung Für die landesrechtlich unter Schutz gestellten Teile des EU SPA sind in den Schutzgebietsverordnungen für das NSG Salziger See (1994) und NSG Salzatal zwischen Lan-genbogen und Köllme (2003) Einschränkungen der Frei-zeitnutzung (Angeln, Zelten, Feuer machen, Hunde frei laufen lassen, Lärmen etc.) sowie ein Betretungsverbot außerhalb der Wege enthalten. Verschiedene Freistel-lungen für das Betreten und Befahren durch Eigentümer und Nutzer sowie die ordnungsgemäße landwirtschaftli-che und forstwirtschaftlilandwirtschaftli-che Bodennutzung sind mit eini-gen gebietsweise unterschiedlichen Einschränkuneini-gen gegeben. Gleichzeitig ist auch die Pflicht zur Duldung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen für Eigentü-mer und Nutzer festgelegt. Die Jagdausübung ist grund-sätzlich erlaubt. Im NSG Salziger See darf größtenteils nur vom 01.11.-31.12. und vom 01.01.-01.04. und nicht auf Wasservögel und Rebhuhn gejagt werden. Im NSG Salzatal ist die Jagd auf Wasservögel dagegen gestattet und nur räumlich eingeschränkt. Für die Angelfischerei

Zur Zugzeit ist im EU SPA in bemerkenswerter Anzahl auch der Kampfläufer anzutreffen (Foto: E. Greiner).

EU SPA Salziger See und Salzatal

gelten gebietsweise formulierte Regelungen, wobei das Beeinträchtigen von Schilfzonen und dort brütenden Vogelarten entweder über ein direktes Verbot (Salzi-ger See) oder durch räumliche und zeitliche Lenkung (Salzatal) umgesetzt wird. Mit den Verordnungen wird die Minimierung von Störungen und direkten Beein-trächtigungen von Arten bzw. Habitaten angestrebt. Die Vereinheitlichung der Regelungen innerhalb des EU SPA steht jedoch noch aus.

Grundlage für die Erhaltung der Lebensstätten der charakteristischen und im Gebiet artenreich vertrete-nen Vogelwelt des EU SPA ist die Erhaltung der aus dem Grundwasseranstieg resultierenden vernässten Flächen.

Hohe Wasserstände auf Grünlandflächen bis in den Mai bzw. Juni hinein ermöglichen zumindest in Teilberei-chen vielen gefährdeten Wiesenbrüterarten erst erfolg-reiche Bruten. Gleiches gilt für die extensive Grünland-nutzung, die gefördert werden sollte. Die Belange des Vogelschutzes sind entsprechend dem Schutzzweck bzw. den geltenden Schutz- und Erhaltungszielen stär-ker zu berücksichtigen und im Rahmen des Manage-mentplans umzusetzen. Insbesondere kann dies durch die Einrichtung von Pufferzonen zwischen Acker- und Schilfflächen und durch die Umwandlung von intensiv genutzten in extensiv genutzte Ackerflächen im See-becken erreicht werden. Auch sind in diesem Zusam-menhang die Entbuschung der Trockenhänge mit anschließender Schaf- und Ziegenbeweidung, die Her-richtung von vorhandenen Weinbergmauern, eine

Steil-wandpflege sowie eine Rinder- bzw. Pferdebeweidung von Feuchtflächen und Salzstandorten zum Erreichen des Schutzzieles geeignet (vgl. auch RANA 2011a).

Von Bedeutung sind die vielfältigen Strukturen mit Baumreihen, Einzelbäumen und Weichholzauensäu-men, aber auch die naturnahe Gewässerstruktur. Für die in Schilfröhrichten brütenden Arten sind ausreichend große und ungestörte Röhrichtbereiche erforderlich.

Schilfmahd wirkt dem entgegen und sollte im EU SPA nicht bzw. nur unter Ausschluss sensibler Bereiche und bei Belassen ausreichend großer Ausweichflächen für Schilfbrüter durchgeführt werden.

Die Vermeidung von Störungen, insbesondere in Schlaf-, Rast- und Nahrungsflächen während der Zug-zeiten und im Winterhalbjahr, wird als eine wesentliche Schutzmaßnahme für das Gebiet angesehen. Auf die Jagd auf Vögel sollte daher zukünftig innerhalb des EU SPA verzichtet werden.

Um Flugstrecken zwischen Schlafgebieten im EU SPA und umliegenden Nahrungsflächen zu gewährleisten sind die Vogelschutzziele sowohl innerhalb des Gebie-tes als auch in dessen Umfeld bei der Raumordnungs-planung allgemein und bei der Planung und Errichtung von Windkraftanlagen im Speziellen zu berücksichti-gen. Insbesondere sind dabei die Abstandskriterien der LAG VSW (2007) einzuhalten und aktuellere wissen-schaftliche Erkenntnisse zu beachten. Damit werden wesentliche Schutzziele des EU SPA gewahrt.

Das nördlichste Teilgebiet des EU SPA umfasst einen naturnah mäandrierenden Abschnitt der Salza bei Langenbogen (Foto: T. Stenzel).