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EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle

Allgemeine Angaben

Berichte des Landesamtes

für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Halle, Heft 10/2013: 185 – 194

Gebietsbeschreibung

Das EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle umfasst zwei Teilflächen mit einer Gesamtgröße von 4.760 ha.

Das westliche Teilgebiet beginnt nördlich von Bad Dürrenberg und umfasst die Saaleaue bis weit in das Stadtgebiet von Halle hinein, wo es an der Nordspitze der Peißnitzinsel endet. Ebenfalls eingeschlossen sind die von Osten in die Saale mündende Weiße Elster (ab Burgliebenau) und die Luppe (ab Lössen) einschließlich ihrer weitläufigen Auenbereiche bis hin zum Saalelauf.

Östlich davon erstreckt sich das zweite, kleinere Teilge-biet des EU SPA, das die Elsteraue südlich von Ermlitz und die Luppe-Aue zwischen Zöschen und Maßlau umfasst.

Das EU SPA wurde im Jahr 2000 an die EU-Kommis-sion gemeldet. 2003 wurden noch geringe Veränderun-gen an der Abgrenzung vorVeränderun-genommen. Substanzielle Teile der Saale-Elster-Aue zwischen Döllnitz und der Peißnitz sowie bei Merseburg und auch das gesamte östliche Teilgebiet Elster-Luppe-Aue sind als FFH-Ge-biete gemeldet. In etwas geringerem Umfang sind Teile des Gebietes auch als NSG ausgewiesen. Das EU SPA ist zudem fast vollständig in die LSG Saale bzw. Saaletal und Elster-Luppe-Aue eingegliedert.

Naturräumlich befindet sich das Vogelschutzgebiet im Übergangsbereich zwischen dem Östlichen Harz-vorland und dem Leipziger Land. Es hat Anteile an den Landschaftseinheiten Halle-Naumburger Saaletal

EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle

Landesinterne Nr.: SPA0021LSA EU-Nr.: DE 4638 401

Fläche: 4.760 ha

Einbezogene Schutzgebiete:

a) nach nationalem Recht

NSG0165___ Rabeninsel und Saaleaue bei Böllberg (+, bis auf kleine Grenzabweichungen) NSG0173___ Saale-Elster-Aue bei Halle (+)

NSG0183___ Pfingstanger bei Wörmlitz (+)

NSG0197___ Luppeaue bei Horburg und Zweimen (*)

NSG0323___ Elsteraue bei Ermlitz (+, bis auf kleine Grenzabweichungen) NSG0364___ Abtei und Saaleaue bei Planena (+)

FND0003MQ_ NW-Ecke Döllnitzer Holz (+)

FND0014MQ_ Lehmausstich nördlich der Leipziger Chaussee (+) FND0015MQ_ Lehmausstich am Fürstendamm öst. Meuschau (+) FND0041MQ_ Elsteraue bei Döllnitz (+)

LSG0034HAL/SK_ Saaletal (*) LSG0034MQ_ Saale (*)

LSG0045MQ_ Elster-Luppe-Aue (*) b) nach internationalem Recht

FFH0141LSA Saale-, Elster-, Luppeaue zwischen Merseburg und Halle (+) FFH0143LSA Elster-Luppe-Aue (+)

+ liegt innerhalb des EU SPA; * liegt teilweise innerhalb des EU SPA

und Weiße-Elster-Tal. Die Auenlandschaften befinden sich auf pleistozänen Sanden, Schottern und Kiesen, auf denen Auenlehme aufgelagert sind. Es finden sich vorrangig grundwasserbeeinflusste Böden, wie Vegen und Gleye. Das Gebiet der Elster-Luppe-Aue befindet sich im Becken der Weißen Elster, das durch Senkung auf Grund salztektonischer Vorgänge gebildet wurde.

In diesem Becken südlich von Halle münden die Luppe und die Weiße Elster in die Saale.

Die noch teilweise natürliche Auenlandschaft, vor allem der Saale-Elster-Aue südlich von Halle, ist dyna-mischen Wasserstandsänderungen unterworfen und wird mehr oder weniger regelmäßig von Hochwassern überflutet. Im Winkel zwischen Saale und Weißer Elster existieren viele Gewässer, da dieser Bereich nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer für längere Zeit durch Hochwasser überstaut werden kann (RANA 2011b). Im östlichen Teilgebiet des EU SPA wurde die Weiße Elster in weiten Teilen begradigt, während sich die dazu fast par-allel verlaufende Luppe teils noch in natürlichen Mäan-dern windet. Insgesamt wird das Landschaftsbild in der Saale-, Elster- und Luppeaue von mehr oder weniger intensiv genutztem Grünland sowie perlenschnurartig entlang der Flüsse aufgereihten Auwaldrest gehölzen (z. B. Kreypauer Holz, Fasanerie, Hohndorfer und Kollen-beyer Holz, Döllnitzer Holz, Burgholz, Abtei) geprägt, die Lebensraum zahlreicher Tierarten sind (SCHULZE 2005).

EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle

Binnengewässer Acker Grünland Feuchtgrünland Niedermoor Laubwald Gebüsch/Vorwald

Laubholz- und Gehölzkulturen anthropogen überformte Biotope

EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle – Lage und Lebensraumausstattung.

Weiße Elster und Elsteraue bei Döllnitz (Foto: S. Ellermann).

EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle

Art

Revier-zahl Anteil am

Rohrdommel 1 1,1 0 1-5

Zwergdommel 1 1,4 0 1-5

Weißstorch 2 0,3 2 1-5

Wespenbussard 2 0,7 2 1-5

Kornweihe 0 0 0 1-5

Wiesenweihe 0 0 0 1-5

Rohrweihe 4 0,3 4 11-50

Rotmilan 47 1,9 47 51-100

Schwarzmilan 69 4,6 69 11-50

Seeadler 1 2,6 0 1-5

Wachtelkönig 16 5,9 15 11-50

Tüpfelsumpfhuhn 1 3,3 1 1-5

Kleines Sumpfhuhn 1 20 -

-Eisvogel 9 1,2 9 11-50

Grauspecht 3-4 0,8 3-4 1-5

Schwarzspecht 14 0,4 14 11-50

Mittelspecht 34 1 34 11-50

Neuntöter 110 0,6 110 101-250

Sperbergrasmücke 19 1 19 11-50

Zwergschnäpper 0 0 0 1-5

Blaukehlchen 13 5,2 2 1-5

Rote-Liste-Arten (Kategorie 1 und 2)

Knäkente 1 0,7 1 1-5

Löffelente 3 BV 6,7 - 1-5

Kiebitz 2 0,1 - 11-50

Wiedehopf 1 1,1 -

-Schilfrohrsänger 10 1,2 10 6-10

Drosselrohrsänger 7 0,3 7 11-50

Weitere bemerkenswerte Arten

Schellente 3 6 -

-Wachtel 10 0,2 10

-Bienenfresser 9 1,6 -

-Bartmeise 9 2,2 - 1-5

Grauammer 12 0,2 12

-Tab. 61: Übersicht über die aktuellen Revierzahlen der wertgebenden Ar-ten nach o. a. Quellen im Vergleich zu den DaAr-ten aus SCHULZE (2005) und den Daten im Standarddatenbogen. Angegeben ist ferner der Anteil am Gesamtbestand im Land Sachsen-Anhalt (ausgedrückt als Prozentsatz des geschätzten Maximalbestandes nach DORNBUSCH et al. [2007], aktualisiert).

Auch im Stadtgebiet von Halle finden sich auf der Rabeninsel und der Peißnitz insel noch Reste naturnaher Auenwaldkomplexe. Die Rabeninsel besitzt die wertvollsten Hartholzau-enwälder der Stadt Halle mit über 260-jährigen Stieleichen. Natürliche Eichen-Ulmenwälder im Auenbereich wurden in Folge des veränder-ten Wasserhaushaltes, des Ulmensterbens und forstlicher Interessen zurückgedrängt und wei-sen heute höhere Anteile von Hybrid-Pappel, Esche und Ahorn auf. Bei Ermlitz, im östlichen Teilgebiet des EU SPA, finden sich die größten Auenwälder. Diese sind auf Grund der Wasser-standsregulierung der Luppe und der Eindei-chung der Weißen Elster jedoch nicht mehr der natürlichen Hochwasserdynamik unterworfen und nur noch grundwasserbeeinflusst (SCHULZE

2005). Die Feuchtwiesen im EU SPA sind häufig intensiv genutzt, nur selten kommen natürliche Feuchtbiotope vor. Teilweise extensiv genutzte Wiesen beherbergen Arten wie den Großen Wiesenknopf oder die Sibirische Schwertlilie.

Schilfröhrichte und Großseggenriede, bei-spielsweise bei Döllnitz südöstlich von Halle, sind nur noch selten vorkommende wertvolle Landschaftselemente. Ackerbaulich werden ca. 27 % des Gebietes genutzt, vor allem im Bereich der Saaleaue südlich von Halle bis nach Merseburg und Leuna. Die B 91, die Bahntrasse Halle-Erfurt und auch die ICE-Neubautrasse Halle-Erfurt durchqueren das EU SPA zwischen Halle und Merseburg.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Die strukturreiche Saale-, Elster- und Luppeaue wurde geprägt von der natürlichen Überflu-tungsdynamik, und auch heute noch werden das Grünland und die erhaltenen kleineren Auenwaldreste zwischen Halle und Merseburg regelmäßig überflutet. Von größter Bedeutung für die Avifauna sind, neben den erhaltenen Auenwäldern, die in der Elsteraue zwischen Döllnitz und Burg gelegenen Überflutungsflächen, die von Rieden und Röhrichten dominiert sind und kei-ner oder nur extensiver Nutzung unterliegen (SCHULZE

2005).

Brutvögel: Im Rahmen der systematischen Erster-fassung von Brutvögeln wurde im Jahr 2004 eine flä-chendeckende Revierkartierung der wertgebenden Vogelarten durchgeführt (SCHULZE 2005). Ergänzungen zu Rohrdommel, Zwergdommel, Seeadler, Kleinem Sumpfhuhn, Löffelente, Schellente, Wiedehopf und Bienenfresser ergaben sich aus FISCHER & DORNBUSCH

(2007, 2008, 2009, 2010b). Während der Erstellung des Managementplanes für das EU SPA (RANA 2011b) erfolgten ebenfalls Kartierungen zu Wiesenbrütern (Arten des Anhang I der EU-VSchRL, Arten der Roten Liste Kat. 1 und 2), die sich vor allem auf Wachtelkönig und Tüpfelsumpfhuhn konzentrierten, aber auch neue Bestandszahlen z. B. zum Bienenfresser erbrachten.

Aktuelle Bestandszahlen für Wachtelkönig,

Blaukehl-chen, Rohr- und Zwergdommel wurden den Daten der landesweiten Arterfassungen (SCHULZE 2010a, 2011, 2012a) entnommen. Eine Übersicht der Revierzahlen ist in Tab. 61 enthalten.

Für das Gebiet sind bedeutende Brutbestände des Rotmilans mit 47 BP (1,9 % des Landesbestandes) und des Schwarzmilans mit 69 BP (4,6 % des Landesbestan-des) charakteristisch. Für beide Milanarten stellt die Saale-Elster-Aue damit eines der Top-5-Gebiete Sach-sen-Anhalts dar. Die hohe Rotmilandichte war auch einer der Gründe für die Ausweisung der Saale-Elster-Aue als EU SPA. Vor allem infolge der überregionalen Bestands entwicklung beider Arten hat sich das Häu-figkeitsverhältnis von Rot- zu Schwarzmilan von früher 2:1 auf derzeit 2:3 verschoben, wobei die Bestandsab-nahme des Rotmilans im von Grünland geprägten EU SPA weit geringer war als in intensiv ackerbaulich genutzten Regionen (SCHULZE 2005). Auch der Wespen-bussard ist seit langem als seltener, aber regelmäßiger Brut vogel der Saale-Elster-Aue im Gebiet vertreten

EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle

(RYSSEL & SCHWARZ 1981, SCHULZE 2005). Seeadler wur-den seit 2004 regelmäßig im Gebiet angetroffen, es handelte sich aber überwiegend um erfolglose Brut-versuche, wie auch schon 1999 und 2001, oder um sub-adulte Vögel (SCHULZE 2005, FISCHER & DORNBUSCH 2009).

Seit 2010 brütet ein Paar erfolgreich, 2011 zog es sogar drei Jungvögel auf (P. Tischler, pers. Mitt.).

Horststandorte des Weißstorchs befinden sich inner-halb des EU SPA bei Kollenbey sowie zwischen Benken-dorf und Holleben. Weitere Paare brüten in den Dörfern außerhalb des Vogelschutzgebietes und nutzen die Auenbereiche zur Nahrungssuche. Im Schilfgebiet bei Döllnitz wird fast alljährlich die Rohrdommel nachgewie-sen (SCHULZE 2005, FISCHER & DORNBUSCH 2010b, SCHULZE

2012a). Auch die Zwergdommel konnte hier festgestellt werden (RYSSEL & SCHWARZ 1981, GEORGE & WADEWITZ 1997, RANA 2011b bzw. SCHULZE 2012a). Nach einer längeren Zeit ausbleibender Nachweise gelang P. Tischler im Jahr 2008 der Nachweis eines Reviers der Zwergdommel am Schachtteich bei Döllnitz (FISCHER & DORNBUSCH 2010b).

Innerhalb des EU SPA existieren noch einige Röhrichte mit Potenzial als Bruthabitat, u. a. die Planenaer oder Schlettauer Teiche, Flutrinnen und Altarme am Döllnit-zer oder Kollenbeyer Holz sowie am Burgholz und die alten Lehmgruben bei Meuschau (RANA 2011b). Weitere Arten der Schilfbestände sind Rohrweihe, Tüpfelsumpf-huhn, Kleines SumpfTüpfelsumpf-huhn, Blaukehlchen, Drossel- und

Schilfrohrsänger. Das Tüpfelsumpfhuhn ist hinsichtlich der Brutplätze stark von der Überflutung des Grünlan-des bis in den Mai/Juni hinein abhängig, was im Gebiet nur selten eintritt (SCHULZE 2005). Das Kleine Sumpfhuhn wurde innerhalb der Grenzen des heutigen Vogelschutz-gebietes nach 1973 erst wieder 2006 nachgewiesen (RYSSEL & SCHWARZ 1981, FISCHER & DORNBUSCH 2007), wei-tere Feststellungen im Gebiet der Aue beziehen sich auf das benachbarte Kiesgrubengebiet Wallendorf (SCHULZE

2005) bzw. den Tagebau Lochau (GEORGE & WADEWITZ

1998). Die Feuchtwiesen im EU SPA werden vom Wach-telkönig besiedelt. Früher war der WachWach-telkönig in der Region weit verbreitet (GNIELKA 1983/84). In den Jahren 1996-2004 waren regelmäßig 9-39 Rufer anwesend, teils fehlte die für ihre starken Bestandsschwankungen bekannte Art aber auch (SCHULZE 2005). Der aktuelle Maximalbestand wird auf 12 Reviere beziffert (SCHULZE

2010a). Das Blaukehlchen war im EU SPA über lange Zeit als Brutvogel verschwunden. Erst Anfang der 1990er Jahre gelangen wieder Beobachtungen im Gebiet (SCHULZE 2005), und bei der aktuellen Landeserfassung wurden hier 13 BP festgestellt (SCHULZE 2011). Sowohl für den Wachtelkönig als auch für das Kleine Sumpfhuhn und das Blaukehlchen ist das EU SPA eines der fünf wich-tigsten Brutgebiete in Sachsen-Anhalt, wobei für das Kleine Sumpfhuhn bislang kein Brutnachweis gelang.

Die Flüsse Saale, Weiße Elster und Luppe bieten zudem

Die Vorkommen von Wachtelkönig (Erfassung 2009) und Grauspecht (Erfassung 2004) sind in den strukturreichen Auen im Stadt-gebiet und südlich von Halle zu finden. Mittel- und Schwarzspecht (Erfassung 2004) haben ihren Besiedlungsschwerpunkt im östlichen Teilgebiet des EU SPA, bewohnen jedoch auch die kleineren Auwaldreste in der Saaleaue von Halle bis Merseburg.

EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle

Für Rot- und Schwarzmilan ist die Saale-Elster-Aue eines der landesweit wichtigsten Brutgebiete (Erfassungsjahr 2004).

Der Rotmilan ist eine Charakterart der Saale-Elster-Aue (Foto: E. Greiner).

EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle

ein ideales Habitat für den Eisvogel, der an steilen Ufer-kanten im gesamten Gebiet brütet. Der Bestand wird für 2004 mit 9 BP angegeben. Diese hohe Bestandszahl zeichnet die Saale-Elster-Aue als eines der landesweiten Top-5-Gebiete für den Eisvogel aus, wobei der eigent-liche Bestand sicher noch etwas höher liegt, da nicht alle potenziellen Brutplätze besetzt waren. Anders ist die Situation beim Kiebitz, der in der Elster-Luppe- und Saale-Aue noch in den 1960er und 1970er Jahren mit einem Bestand von bis zu 100 BP ein häufiger Brutvogel war (RYSSEL & SCHWARZ 1981, TAUCHNITZ 1981). Seit Ende der 1960er Jahre verlagerten sich Brutplätze zunehmend vom Grünland auf Ackerflächen (TEICHMANN 1975). Nach-folgend sank der Bestand drastisch ab, bis im Jahr 2004 innerhalb der Grenzen des EU SPA kein einziges Kiebitz-Revier mehr besetzt war (SCHULZE 2005). Derzeit ist der Kiebitz hier ein unregelmäßiger Brutvogel, der vor allem nach Überschwemmungen einzelne Reviere besetzt. Die meisten Bruten finden auf Ackerflächen statt, wo infolge

von landwirtschaftlichen Bearbeitungsmaßnahmen und Prädation die Bruten meist ohne Erfolg bleiben.

Die Auenwaldbestände des EU SPA werden von Grau-specht, Schwarzspecht und Mittelspecht bewohnt.

Dabei ist der Mittelspecht mit Abstand die häufigste der drei Spechtarten mit deutlichem Schwerpunkt in den Auenwäldern bei Ermlitz und Horburg. Alle drei Arten waren früher im Gebiet eher selten, besonders Mittel- und Schwarzspecht haben in den vergangenen Jahren merkliche Bestandszunahmen erfahren (ERDMANN 1973, RYSSEL & SCHWARZ 1981, GNIELKA 1983/84, GNIELKA & ZAUM

-SEIL 1997, SCHULZE 2005). Die mit Hecken und Gebüschen strukturierten Auen werden von Neuntöter, Sperbergras-mücke und Grauammer besiedelt. Der Neuntöter brütet hier mit 110 Paaren und auch der Bestand der Sperber-grasmücke ist gemessen am Landesbestand mit 19 BP als relativ hoch zu bezeichnen (SCHULZE 2005). Weiterhin kommen einige Brutpaare vom Bienenfresser vor, auch einzelne Paare vom Wiedehopf.

Art

Singschwan 45 12 11-50

Zwergschwan 1 -

-Weißwangengans 5 -

-Rothalsgans 2 -

-Moorente 0 9 6-10

Zwergsäger 26 10-20 11-50

Rohrdommel 2 0

-Silberreiher 34 -

-Schwarzstorch 13 25 11-50

Weißstorch 12 0

-Fischadler 4 0-2 1-5

Kornweihe 3 0-4

-Rotmilan 65 0

-Seeadler 2 0 1-5

Schreiadler 1 -

-Merlin 1 0-1 1-5

Wanderfalke 3 0-2 1-5

Kranich 840 47 11-50

Goldregenpfeifer 9 -

-Bruchwasserläufer 80 51-100 51-100

Kampfläufer 40 51-100 51-100

Schwarzkopfmöwe 3 -

-Trauerseeschwalbe 8 8 6-10

Flussseeschwalbe 2 -

-Sumpfohreule 0 0-5 1-5

Eisvogel > 17 -

-Art. 4.2-Arten

Höckerschwan 385 -

-Kanadagans 20 -

-Saatgans 1.500 - 1.001-10.000

Blässgans 2.200 - 1.001-10.000

Graugans 171 - 51-100

Schnatterente 374 - 51-100

Pfeifente 190 - 51-100

Krickente 240 -

-Stockente 1.363 -

-Tab. 62: Übersicht über die Rastbestände der wertgebenden Arten nach o. a. Quellen im Vergleich zu den Daten aus WEBER et al.

(2003) und den Daten im Standarddatenbogen, getrennt nach Arten des Anhang I und des Art. 4.2 der EU-Vogelschutzrichtlinie.

* Tageshöchstzahlen

Spießente 27 - 51-100

Knäkente 25 - 11-50

Löffelente 120 - 51-100

Kolbenente 8 -

-Tafelente 485 -

-Reiherente 517 -

-Schellente 159 -

-Gänsesäger 111 - 101-250

Mittelsäger 17 -

-Zwergtaucher 95 -

-Haubentaucher 37 -

-Schwarzhalstaucher 9 -

-Kormoran 99 -

-Graureiher 251 -

-Mäusebussard 40 -

-Raufußbussard 1 - 6-10

Wasserralle 12 -

-Teichhuhn 64 -

-Blässhuhn 1.027 - 1.001-10.000

Kiebitz 4.956 - 1.001-10.000

Sandregenpfeifer 4 -

-Flussregenpfeifer 8 -

-Großer Brachvogel 125 - 11-50

Zwergschnepfe 6 -

-Bekassine 250 - 11-50

Dunkler Wasserläufer 20 -

-Rotschenkel 2 - 51-100

Grünschenkel 19 -

-Waldwasserläufer 11 -

-Alpenstrandläufer 38 -

-Zwergstrandläufer 8 -

-Lachmöwe 6.017 -

-Sturmmöwe 4.000 -

-Silbermöwe 80 -

-Bienenfresser 250 -

-Rauchschwalbe 900 -

-Uferschwalbe 2.100 -

-EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle Rastvögel: Zur Ermittlung der Zug- und

Rastvogel-bestände wurden vorhandene Daten aus der Wasser-vogelzählung, aus ornithologischen Jahresberichten, der Landeserfassung der Schwäne (SCHULZE 2012b), dem Managementplan für das EU SPA (RANA 2011b) sowie gezielten Kartierungen in den Jahren 2010 und 2011 ausgewertet und zusammengefasst. Die maximal erfassten Rastbestände der Jahre 2003 bis 2011 sind in Tab. 62 dargestellt.

Neben seiner herausragenden Bedeutung als Brutge-biet ist das EU SPA Saale-Elster-Aue auch ein wichtiges Rast- und Überwinterungsgebiet für viele Wasser- und Watvogelarten. Regelmäßig rasten hier viele hundert Gänse und Enten. Die Tageshöchstzahlen von rasten-den Blässgänsen liegen bei mehr als 2.000 Individuen.

Bemerkenswert sind ebenfalls die hohen Rastbestände von Möwen, so z. B. Tageshöchstzahlen von 6.000 Lach-möwen bzw. 4.000 SturmLach-möwen. Unter den rastenden Watvogelarten sind vor allem der Kiebitz mit knapp 5.000 Individuen und die Bekassine mit einer festge-stellten Tageshöchstzahl von 250 Individuen als bemer-kenswert zu nennen. Weiterhin rasten in der Saale-Els-ter-Aue zahlreiche Große Brachvögel, Bruchwasserläu-fer und KampfläuBruchwasserläu-fer. Dokumentiert sind auch größere Rastbestände des Schwarzstorchs mit bis zu 25 Indivi-duen (WEBER et al. 2003), in den letzten Jahren wurden maximal 13 Individuen pro Tag festgestellt.

In diesem Zusammenhang ist jedoch noch auf den Bereich der Elster-Luppe-Aue, der sich zwischen bei-den Teilgebieten des EU SPA befindet und nicht in das Vogelschutzgebiet einbezogen ist, hinzuweisen. Hier befinden sich mit dem Wallendorfer und Raßnitzer See die ehemaligen Restlöcher 1a und 1b des Tagebaus Merseburg Ost, die 1998 bis 2000 mit Wasser der Wei-ßen Elster geflutet wurden. Jeder der beiden Seen hat eine Wasserfläche von rund 300 ha. Westlich angren-zend wird außerdem Kiesförderung betrieben. Die dort entstehenden Flachwasser- und Inselbereiche sowie Schilfgebiete sollen nach Betriebsende als Bindeglied zur nahen Saaleaue fungieren. Die großen Wasserflä-chen und die bereits entstandenen Röhrichte werden seit einigen Jahren von Hunderten Graugänsen, zahl-reichen Tauch- und Schwimmenten sowie Limikolen und im Winter von Tausenden Saat- und Blässgänsen, Steppen-, Silber-, Lach- und Sturmmöwen als Rastplatz genutzt.

Die Saale-Elster-Aue ist außer für Wasser- und Watvö-gel auch ein wichtiges Rastgebiet für andere VoWatvö-gel- Vogel-arten sowie ein bedeutendes Brutgebiet, insbeson-dere für viele seltene und gefährdete Arten. Für sechs Vogelarten stellt das EU SPA eines der Top-5-Gebiete dar. Die Erfüllung der IBA-Kriterien ist in Tab. 63 zusam-mengefasst.

Im EU SPA Saale-Elster-Aue wird das gesamte Offenland als Rastgebiet stark frequentiert. Dargestellt sind die Rastvorkommen der Jahre 2003-2011.

EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle

Schutz- und Erhaltungsziele

Das EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle ist laut Stan-darddatenbogen als Lebensraum für Vogelarten nach Anhang I und nach Artikel 4.2 der EU-VSchRL zu erhal-ten. Im Managementplan für das EU SPA (RANA 2011b) wurden endgültige Schutz- und Erhaltungsziele für das Gesamtgebiet definiert:

Erhaltung bzw. Stabilisierung der

Greifvogelbe-•

stände, insbesondere der Anhang I-Arten Wespen-bussard, Rot- und Schwarzmilan sowie Seeadler.

Erhaltung bzw. Wiederherstellung des Offenlandes, insbesondere der Grünlandflächen, und der Gewäs-ser als Nahrungsraum im Wechsel mit teilweise nicht forstwirtschaftlich genutzten oder zumindest große ungestörte Altholzblöcke enthaltenden Wäldern, ins-besondere Auenwäldern, sowie Feldgehölzen.

Erhaltung und Entwicklung der Vogelbestände

struk-•

turreicher Wälder, insbesondere der Anhang I-Arten Mittelspecht, Grauspecht, Schwarzspecht sowie Erhaltung oder Wiederherstellung der Brutgebiete des Graureihers als gebietsprägender Art (Art. 4.2).

Erhaltung und Wiederherstellung alt- und totholzrei-cher, störungsarmer feuchter Auenwälder mit perio-disch über längere Zeit Wasser führenden Flutrinnen, Ried- und Röhrichtflächen und feuchten Hochstau-denfluren, insbesondere auch als Lebensraum des gebietstypischen Schlagschwirls (Art. 4.2).

Erhaltung und Entwicklung der charakteristischen

Brutvogelgemeinschaft von offenem Kulturland, insbesondere der Arten nach Anhang I Weißstorch, Wachtelkönig und der Zugvogelarten nach Art. 4.2 Kiebitz, Bekassine, Braunkehlchen und Schafstelze.

Erhaltung und Wiederherstellung der extensiv genutzten Feucht- und Nasswiesen als ihre vorrangi-gen Lebensräume.

Erhaltung und Förderung der charakteristischen

Vogelgemeinschaft der halboffenen Kulturland-schaft, insbesondere der Bestände von Arten nach Anhang I Sperbergrasmücke und Neuntöter und der Zugvogelarten (Art. 4.2) Wendehals und Schwarz-kehlchen. Erhaltung von Offenlandflächen mit stel-lenweise vegetationsarmen Bereichen im Komplex mit gestuften Hecken aus dominierenden Dorn-strauchgebüschen, Kleingehölzen, Obstbeständen,

Tab. 63: Übersicht über die Erfüllung der IBA-Kriterien im EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle.

Art IBA-Kriterien

Saatgans B1i, C3

Rotmilan C6

Schwarzmilan B2, C6

Wachtelkönig B2, C6

Kleines Sumpfhuhn C6

Eisvogel C6

Blaukehlchen C6

Allgemeingültige Kriterien C7

Größere Ansammlungen von Bekassine und Silberreiher finden sich vor allem in der Saaleaue bei Halle und Schkopau. Dargestellt sind die Rastvorkommen der Jahre 2003-2011.

EU SPA Saale-Elster-Aue südlich Halle höhlenreichen Einzelbäumen und strukturreichen

Waldrändern.

Erhaltung und Entwicklung der Vogelgemeinschaft

von Rieden und Röhrichtbeständen sowie Verlan-dungsbereichen mit Übergang zur Weichholzaue, insbesondere des Rohrweihen-, Rohrdommel-, Zwergdommel- und Blaukehlchen-Bestandes und Vorkommens des Kleinen Sumpfhuhns (Anhang I) und der Zugvogelarten nach Art. 4.2 Drosselrohrsän-ger, Schilfrohrsänger und Beutelmeise.

Erhaltung und Entwicklung der Vogelgemein schaft

naturnaher Fließgewässer, insbesondere des Eis-vogel- (Anhang I) und Bienenfresser-Bestandes (Art. 4.2).

Erhaltung und Entwicklung der Vogelbestände

natur-•

naher vegetationsreicher Stillgewässer mit deckungs-reichen Ufern und wassergefüllter Wiesensenken mit Vorkommen des Tüpfelsumpfhuhns (Anhang I) und der Knäkente (Art. 4.2).

Erhaltung der Funktion des Gebietes als

Zugrastge-•

biet für Trauerseeschwalbe, Sumpfohreule, Silberrei-her, Schwarzstorch, Kranich, Kampfläufer, Bruchwas-serläufer, Moorente und Fischadler (Anhang I) sowie für Arten nach Art. 4.2, insbesondere Spießente, Löffelente, Pfeifente, Krickente, Knäkente, Schnatter-ente, Brandgans, Graugans, Saat- und Blässgans, Kor-moran, Blässhuhn, Kiebitz, Großer Brachvogel, Bekas-sine, Rotschenkel, Waldwasserläufer, Flussuferläufer, Flussregenpfeifer, Alpenstrandläufer, Zwergstrand-läufer, Lachmöwe, Sturmmöwe, Bienenfresser, Ufer-, Mehl- und Rauchschwalbe.

Erhaltung der Funktion des Gebietes als

Überwinte-•

rungsgebiet für Rothalsgans, Weißwangengans, See-adler, Kornweihe, Merlin, Wanderfalke, Singschwan

rungsgebiet für Rothalsgans, Weißwangengans, See-adler, Kornweihe, Merlin, Wanderfalke, Singschwan